Memel/Jakobuskirche
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Geschichte
Die Jakobuskirche ist die Nachfolgerin einer der drei ältesten Kirchen Memels, nämlich der Kirche St. Nikolai, die für die prußisch und kurisch sprechende Landbevölkerung (Landkirche) eingerichtet wurde. Burchard von Hornhausen, vormals Komtur zu Königsberg, wurde Meister von Livland und erhob am 27. Juli 1258 die Kirche St. Nikolai zur Mutterkirche. Unter den eingepfarrten Gemeinden befanden sich Ekitten, Kollaten, Polangen und Krottingen. Die Predigt erfolgte in deutscher Sprache und wurde durch Tolken ins Kurische übersetzt, später auch ins Litauische, weswegen sie auch Litauische Kirche hieß. 1384 wird Calyne, der Tolk von Memel erwähnt.
Das Komtursiegel von 1409 symbolisiert die drei ältesten Memeler Kirchen: Stadtkirche St. Johannis links, Burgkapelle St. Marien Mitte, Landkirche St. Nikolai rechts. St. Marien hatte keinen Turm sondern nur eine Kuppel. Beachtenswert ist, dass das Siegel auch die Lage der Marienkirche tief unten am Haff zeigt, während die beiden anderen Kirchen weiter landeinwärts dargestellt werden.
St. Nikolai lag direkt am südlichen Dangeufer, St. Johannis parallel dazu etwas weiter südlich zum Aschof hin. Im Osten der beiden Kirchen befanden sich der Wasserbaum in der Dange, ein Salzmagazin und die Bastion Geldern. Südlich der Johanniskirche stand eine Schule. Südlich davon floss die Alte oder Kleine Dange (Große Wasserstraße/ Heumarkt).
Infolge der polnisch-schwedischen Kriege im 17. Jahrhundert wurde Memel gründlich umgestaltet. An Stelle der Ordensburg entstand eine Zitadelle, und weiter östlich wurden Bastionen angelegt. Die Alte Dange wurde zunächst überbrückt, dann ganz zugeschüttet (ab 1635). Die beiden Kirchen St. Johanni und St. Nikolai gerieten in die Eckbastionen. Um 1630 galt die St. Nikolai Kirche als baufällig, möglicherweise auch nur, um eine Verlegung vorzubereiten, die aber noch Jahrzehnte auf sich warten ließ. Erst als 1681 am Steindamm der Grundstein für die Reformierte Kirche gelegt worden war, kam es gegenüber auf der westlichen Straßenseite zum Neubau, deren Bau 1687 vollendet wurde. Beide Kirche lagen nun direkt am südlichen Ufer der Alten Dange.
Die Landkirche blieb bis zum 1. Weltkrieg St. Nikolai geweiht und wurde erst nach der Abtrennung des Memellandes zur Jakobuskirche. Die Kirche wurde im 2. Weltkrieg stark in Mitleidenschaft gezogen, doch gab es Bestrebungen zurückgehaltener Memelländer sie aus eigenen Kräften zu restaurieren. Während die Verhandlungen mit Kaunas liefen, schufen die Sowjets Fakten und ließen die Mauern mit Panzern umreißen.
Pfarrer
Johannes Sembritzki listet in seinem Buch "Geschichte der Stadt Memel" folgende Pfarrer an der Litauischen Kirche auf:
- Nicolaus Blothno, ging 1557 nach Pillupönen, wo er noch 1579 erwähnt wird.
- Johann Scultetus (Schultz) wurde 17.September 1558 Pfarrer und kommt 1560 als solcher vor.
- Bartholomäus Fuhrmann, 1596 erwähnt, starb Ende 1597.
- Lazarus Sengstock, zuerst Diakonus in Werden (Heydekrug), seit 1588 Pfarrer daselbst, ging 1590 als Diakonus nach Ruß, wurde 1598 daselbst Pfarrer, sodann 12.Januar 1598 litauischer Pfarrer in Memel, endlich aber 1604 litauischer Pfarrer an der damaligen St. Elisabethkirche auf dem Sackheim und starb 28.Februar 1621.
- Johann Höpfner, seit 1598 Diakonus in Werden, von 1621-1637 Pfarrer in Memel.
- Außerdem wird 1560 bei dieser Kirche ein Diakonus Zacharias Scultetus, Sohn des Pfarrers Joh. Scultetus, erwähnt.
- 1638 Johann Lehmann, *1590 Schwerin, + 1664. Er war zuvor seit 1624 erster Pfarrer in Kinten und Windenburg. Er hatte seit 1662 als Adjunkten M. Matthäus Prätorius, Sohn des Erzpriesters an der Johanniskirche Memel.
- 1664 Johann Lehmann, Sohn des obigen, *24.6.1630 Ruß, + 1.12.1696. Er war zuvor ab 1654 1. Pfarrer des neugegründeten Kirchspiels Crottingen.
- 1696 Johann Theodor Lehmann, Sohn des obigen, *25.12.1655 Memel, + 20.5.1722. Er war zuvor seit 1687 Adjunkt seines Vaters.
- 1722 Jeremias Zimmermann, *Labiau, + November 1726. Er war zuvor seit 1719 litauischer Diaconus.
- 1726 Abraham David Lüneburg, + Dezember 1743. Er wurde 1712 lit. Diaconus, 1718 Pfarrer in Kinten.
- 1744 M. Johann Richter, *Memel, +14.11.1754. Er war 1729 Pfarrer in Coadjuthen, 1736 lot. Diaconus.
- 1755 Johann Samuel Hassenstein aus Plibischken, +28.11.1773 Memel. Er wurde 1730 Pfarrer in Trempen, 1736 Pfarrer in Georgenburg.
- 1774 Martin Veithöfer, ein Salzburger, *15.4.1730 bei Goldeck, +8.2.1798. Er war seit 1758 in Memel lit. Präzentor, seit 1771 Adjunkt von Hassenstein und wurde sein Nachfolger.
- 1798 Aemilius Holdschue aus Coadjuthen, +21.2.1818.
- Hugo Richard Friedrich Markus, 3. Prediger bei der Landkirche Memel, gestorben 23.Mai 1866 zu Memel im 37. Lebensjahr
- Martin Schernus
- Payk
- Max von Bordelius
- Wilhelm Atrott (1938 - 1945)
- Martin Lokies
Diakone
Schule
Zur Kirchengemeinde gehörte die lithauischen Schule in Memel, bei welcher schon 1733 ein Schulmeister Peise stand. 1799 tritt im Schulverzeichnis an die Stelle der Litauischen Kirchschule Memel diejenige auf der Vitte, zuständig für Schulkinder von Vitte, Bommelsvitte und Mellneraggen.
Zugehörige Ortschaften
Zum Kirchspiel Memel/Jakobuskirche Land gehörten 1912 folgende Ortschaften:
Althof Memel Adlig u. Köllmisch, Bachmann, Barschken, Birkenhain, Bommelsvitte, Buddelkehmen, Budsargen, Carlsberg, Charlottenhof, Clausmühlen, Clemmenhof, Collaten, Daupern, Dinwethen, Ekitten, Försterei, Gabergischken, Gedwill Paul, Groß Götzhöfen, Groß Tauerlauken, Grünheide, Gündullen, Gwilden, Hohenflur, Jacken, Janischken, Klein Götzhöfen, Klein Tauerlauken, Krucken Görge, Leuchtturm Memel, Liebken, Löllen Dorf u. Gut, Martinsdorf, Matzmasuhren, Matzständen, Matzwöhlen, Mellneraggen, Miszeiken, Ilgauden Gindull Paul, Neuhof, Oberhof, Paugen, Petraschen, Podszeit Stankus, Purmallen, Rumpischken, Sandkrug, Schaulen, Schlengen Andres, Schmelz Adlig u. Königlich, Schuszeiken Jahn, Schlappschill Anteil, Schweppeln, Strandvilla, Sudmanten Trusch, Süderspitze, Thaleiken Jakob, Truschellen, Wessat Hermann, Wewerischken, Wirkutten, Zenkuhnen.
Vor 1904 gehörten auch folgende Ortschaften des Kirchspieles Kairinn zum Kirchspiel Memel/Jakobuskirche Land (Vor 1858 gehörten die deutschsprachigen Bewohner zur Johanniskirche !):
Casparischken, Dumpen Dorf u. Gut, Gibbischen Martin, Grudszeiken, Kairinn, Kindschen Bartel, Klooschen Bartel, Labatag Michel Purwin, Leisten, Schäferei, [Schillgallen (Ksp.Memel/Kairinn)]], Schompetern, Spengen, Starrischken, Szarde, Waaschken.
Vor 1904 gehörten auch folgende Ortschaften des Kirchspieles Karkelbeck zum Kirchspiel Memel/Jakobuskirche Land (Vor 1858 gehörten die deutschsprachigen Bewohner zur Johanniskirche !):
Darguszen, Karkelbeck Anteil, Köken Jakob, Rund Görge.
Vor 1891 gehörten auch folgende Ortschaften des Kirchspieles Plicken zum Kirchspiel Memel/Jakobuskirche Land (Vor 1858 gehörten die deutschsprachigen Bewohner zur Johanniskirche !):
Bajohr Mitzko, Baugstkorallen, Birkenwalde, Carlsberg, Corallischken, Eglienen (Ksp.Memel/Plicken), Friedrichsgnade, Graumen, Groß Jagschen, Klein Jagschen, Matzkieken, Plicken, Raddeilen, Schattern, Schlappschill Anteil, Smilgienen, Szabern Wittko, Truschen, Wittauten, Woiduszen.
Vor 1854 gehörten auch folgende Ortschaften des Kirchspieles Dawillen zum Kirchspiel Memel/Jakobuskirche Land (Nur die litauischsprachige Bevölkerung betreuend, die deutschsprachigen Bewohner gehörten zur Johanniskirche !):
Dargwill Szodeiken, Dawillen, Galten, Gedminnen, Grambowischken, Grikschen, Hennig Hans, Ilgejahnen, Januschen Görge, Kalwen (Kr.Memel), Kepal Klaus, Kerndorf, Kettwergen, Kischken Görge, Klein Jacken, Kuhlen, Laugallen, Liewern, Löbarten, Löbart Nausseden, Matz Nauda Baltrum, Nausseden Jakob, Russlen, Schlappschill Anteil, Schugsta Stenzel.
Kirchenbücher
Die Kirchenbücher der Jakobus- oder Landkirche sind seit Kriegsende verschollen.
Konfirmationsbilder
Um 1936
Ganz links im weißen Kleid steht Gerda Jurgan aus Schlappschill, Jahrgang 1922.
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1938
Obere Reihe ganz links (x) ist Willi Peleikis aus Schlappschill, in der 2.Reihe das vierte Mädchen von links (xx) ist Hilde Herrmann aus Daupern, in der gleichen Reihe das zweite Mädchen von rechts (x) ist Lucia Jurgan aus Schlappschill. Es handelt sich hier um die Gruppe der sog. Deutschen Konfirmanden, also überwiegend deutschsprechend. Vom gleichen Jahrgang gab es noch eine Gruppe litauisch sprechender Konfirmanden.
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Heidentaufe
Aus dem Evangelischen Gemeindeblatt für Ostpreußen Nr. 42 vom 19.10.1872, Seite 190:
" Heidentaufe in Memel. Montag, den 16. Septbr. fand in der hiesigen Landkirche eine seltene Feier statt, die Taufe des Chinesen Singwe aus Singoi bei Ningpo.
Es ist eine wunderbare Fügung des Herrn, welche diesen heidnischen Jüngling, der vor 12 Jahren von aufständischen, wilden Schaaren niedergemetzelt, von Missionaren in seinem Blute liegend gefunden und auf ein im Hafen liegendes Memel'sches Schiff gebracht, von dem Kapitain desselben und seiner Frau freundlich aufgenommen, gepflegt und durch Gottes Gnade wunderbar erhalten wurde, an den Altar der Landkirche Memel geführt hat. Nachdem er in der deutschen Sprache wenigstens so weit gefördert war, daß man sich einigermaßen mit ihm verständigen konnte, wurde er von der Frau des Kapitains, auf dessen Schiff er hierher gekommen war, seiner treuen Pflegemutter, mir zum Taufunterricht zugeführt. Er hat die Lehre des Heils, welche ihm in der allergrößten Einfachheit unter stetem Gebet nahe gebracht wurde, so weit es die immer noch mangelhafte Sprache gestattete, im Glauben angenommen.
Ich durfte aus dem Worte des Herrn Joh. 6, 37, welches der Text der Taufrede war, das feste Vertrauen fassen, daß der Herr auch diesen armen Menschen nicht von sich gestoßen, sondern gnädig angenommen hat und seine Verheißung an ihm erfüllen wird. Möge er, der das gute Werk in ihm angefangen hat, es auch vollführen bis auf den Tag Jesu Christi.
Rudat - Memel "
Ergänzung:
Am 30. Mai 1879 heiratete der Hausmann Sing-we, evangelischer Religion, geboren am 10.1.1851 in China, Sohn des Ho-Lei und der Zin-Dan, wohnhaft in China, vor dem Standesbeamten in Memel die Amalie Warnat. Wegen Schreibensunkunde konnte er nur mit drei Kreuzen unterschreiben. Seine Frau unterschrieb mit "Amalie Singwie geborene Warnat.
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