Haltern am See

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Haltern am See, historisch – familienkundliche Entwicklung im lokalen und regionalen Zusammenhang, Land und Leute, Siedlung, Sprache, Kirche, Bibliografie, Archive, Quellen, Hinweise zur Anlage von Biografien der Vorfahren ....

Disambiguation notice Haltern ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Haltern.
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Hierarchie: Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Westfalenprovp-wap.jpg - Portal:Westfalen-Lippe > Regierungsbezirk Münster > Kreis Recklinghausen > Haltern

Haltern:Lage der 4 Quartiere innerhalb der Stadtmauern
Kupferstich von Matthäus Merian von 1647, mittig der heutige 7 Teufelsturm aus der alten Stadtmauer
Im Zentrum Halterns etwa 1932/35 das historische Rathaus, im Vordergrund die ersten Stufen vom Vorplatz von St. Sixtus, Blick auf die "Rekenberger Straße", typisch: das Kopfsteinpflaster.
Handwerkerumzug 1939 Stadtjubiläum: Vertreter der Gilden haben sich als mittelalterliche Ratsherren kostümiert. Die Gilden stellten früher häufig Ratsverwandte.
Der Zeit voraus: "Haltern am See" schon 1935 als Top- Adresse eingesetzt.

Einleitung

Historische Lage

Napoleonzeit

Lage in Preußen 1816-1946

Lage in der Landschaft

Haltern liegt im Westmünsterland am Halterner Lippeknie, dem nördlichsten Punkt des Lippelaufes, an einem alten Flussübergang, in 35-60 m Höhe zwischen den bewaldeten Hügelgruppen der Hohen Mark im NW (bis 146 m), der Borkenberge im 0 (bis 127 m) und der Haard südl. der Lippe (bis 157 m).
Die Altstadt ruht am südöstl. Rande der Hohen Mark auf einer sandigen Terrasse der breiten Haltern-Olfener Lippetalung, heute 1,5 km nördl. von Lippe und Lippe-Seitenkanal, nahe der Einmündung der Stever und dem von der Stever gespeisten Halterner Stausee (1,5 km östl.)

Ursprung der Ortschaft

Bedeutende Ausgrabungen bei Haltern wissen von wichtigen röm. Anlagen zu berichten, die von 11 v. Chr. bis 16 n. Chr. bestanden haben (Kastell Aliso). Germ. Siedlungen und Grabanlagen sind in großer Anzahl aufgedeckt worden.

889 schenkte der Münstersche Bischof Wolfhelm sein Land zu „Nihem" dem Kloster Werden; 1017 schenkte Heinrich II. der Kirche zu Paderborn eine Manse zu „Nienhem" (Niemberg oder am hohen Niemen bei Haltern).

1217 wird der zunächst sächsischer Oberhof, später bischöflicher Amtshof erwähnt.

In Bossendorf lag nach dem Güterverzeichnis des Heinrich Gf. von Dale um 1180 ein ehemaliger Haupthof der Grafen von Ravensberg. Bei einem Teilungsvertrag der Brüder Otto und Ludwig von Ravensberg erhielt am 04.05.1226 Otto von Ravensberg u. a. das „Advocatium super curiam Halteren", die Vogtei über den Gerichtsbezirk des Haupthofes Haltern. Der Wirkungsbereich dieses Vogteigerichts läßt sich heute wohl nur noch durch negativen Ausschluß feststellen. Der Wirkkreis des Vogteigerichts Haltern könnte zu dieser Zeit neben dem Kirchspiel Haltern auch Lippramsdorf, Hullern (Haltern) und Bossendorf umfaßt haben.

In der "marca Halteren" erhielt 1230 das in Lippramsdorf gegründete Kloster Marienborn (Coesfeld) volles Markenrecht. Das Kirchspiel Haltern wurde erstmals 1264 angefürt.

Ortsname

Erst Halahtra (943), dann Halostron (1017), Halatra (1140), Halahtram (um 1160), Haleteren (1260) Alteren (1304), Halteren (zu Anfang 15. Jh.) sind einige bekannte Schreibweisen des heutigen Namens der Stadt.

Haltern, ein Ravensberger Vogteigericht

  • 1226 Als Vogt (Advocatus) des stiftischen Haupthofes „super curiam Haltern et omnia“ wird am 04.05.1226 Otto von Ravensberg genannt. Sein Bruder Ludwig wird durch Teilungsvertrag Vogt von Borghorst.
  • Tibus sprichtvon einem „iudicium in Halteren“ welches in verschiedenen Urkunden aus dem Jahre 1285 erwähnt wird. Er führt wörtlich an: „Dieses Gericht ist verschieden sowohl von dem Stadt- als vom Gogericht."

Ein Vogteigericht übte damals die landesherrliche oder Hochgerichtsbarkeit aus: bei schweren Verbrechen, die mit hohen Strafen, insbesondere der Todesstrafe, bedroht waren. Der Vogt wurde von dem Landesherrn, hier die Grafen von Ravensberg als Besitzer der Vogteirechte, ernannt. von 1166 - 1240 übten die Grafen von Ravensberg auch die Vogtei über das Stift Flaesheim und den Oberhof Bossendorf aus. Außerdem besaßen die Ravensberger die angrenzenden Freigrafschaften Heiden und Merfeld, von wo aus sie im Erbweg an Kleve gingen (RAR).

Lippramsdorf, Haltern und der nach Haltern gehörende Oberhof Bossendorf waren nicht in die Freigerichtsbarkeit Merfeld oder Heiden einbezogen, ein Freistuhl befand sich aber in der Bauerschaft Kusenhorst im Kspl. Lippramsdorf und, im Flurnamen nachzuweisen, ein weiterer im Linnert bei Sythen.

Es kann also angenommen werden, daß vor 1300 eine eigenständige Frei- oder Vogteigerichtsbarkeit um Haltern (wie in Soest) bestand, welche sich zumindest von Lippramsdorf, über Haltern bis über Hullern und Flaesheim hinaus erstreckte. Ein Zusammenhang mit der ererbten Vogtei der Grafen von Ravensberg über Haltern kann angenommen werden, in ihrem Besitz befand sich auch die Oberhöf zu Lippramsdorf und Bossendorf. Bossendorf war später dem Richthof in Haltern unterstellt. Erste (belehnte) Vögte von Haltern wurden durch die Dülmener Burgmannsfamilie Bitter/Werenze gestellt, einer früheren Dynastenfamilie.

Vogtgut

  • << 1471 Besitzer des Vogtgutes Hermann Werence (Vater des Johann Werence)
  • < 1471 Vogtgut, Besitzer: Johann Werence (Onkel des Heynemann Loderinchus zu Haltern)
  • 1471 Besitzer des Vogtgutes Heynemann Loderinchus (Lühringsen) zu Haltern (Neffe des Johann Werence, ein Bruder der Mutter)

Werencer Zehnte

Die Familie Werence, Besitzer des Vogtgutes zu Haltern, war ursprünglich im Besitz des nach ihr benannten "Werencer Zehnten" in Lippramsdorf.

Zehnt des Vogtgutes

  • 1422 Das Stift Essen bekundet die Verwendung des Vogthafers zur Errichtung einer Frühmesse.
  • 02.02.1425 Die Eheleute Gerd von Buer und Gertrud verkaufen der Stadt Haltern zum Nutzen einer Frühmesse in der Halterner Kirche ihr Recht an dem Zehnten des Vogtgutes im Kspl. Haltern, der jährlich auf Martini mit 51 Scheffel Hafer und 51 Hühnern fällig ist.

Gogericht

  • 1440 Ghert, Richter des Bischofs Heinrich von Moers zu Münster in Haltern.
  • 1454 Diederich de Suer, Richter zu Haltern
  • 1471 Henrich von Neym, Richter zu Haltern des Bf. Heinrich von Swartzenborgh zu Münster
  • 1491 Johan Serges, Richter zu Haltern
  • 1495 Jürgen von Asbeck, Richter zu Haltern

Richthof Haltern

Nur die zur Stadtgründung erforderlichen Ländereien zur Ansiedlung von Neubürgern wurden nach und nach aus dem bischöflichen Haupthof oder Richthof Haltern entnommen und den Neubürgern zu Erbpacht gegeben, welche dafür das "Wortgeld" zu entrichten hatten. Der damals adelige Hofschulte hatte auch das Richteramt in dem neu konstituierten Stadtgericht inne und war für die Eintreibung des Wortgeldes verantwortlich. Dem Richthof klebte das Vorkaufsrecht für alle dem Bischof abgabepflichtigen Häuser an und der Richter war, wie auch in Borken, bis zum Ausgang des Mittelalters der wichtigste Repräsentant der Bürger. Die Vogtei über Haltern und damit über dem Haupt- und Richthof, lag sicher noch 1226 und damit vor der Stadtgründung in der Hand der Grafen von Ravensberg als Nachfolger der Kappenberger und wurde von der damit belehnten Familie Werence auch noch im 14. Jahrhundert ausgeübt.

Der Richthof zu Haltern wurde 1493 durch Bischof Heinrich von Münster auf Lebenszeit an Jürgen von Asbeck übertragen und 1548 in gleicher Weise an Konrad Ketteier und einen seiner Söhne.

  • 26.07.1678 Bernhardt Nielandt, Gograf des Amtes Dülmen, Richter zu Haltern und der Herrschaft Ostendorf.

Richthöfe in Haltern und Dülmen

Verpfändung

Im Oktober 1457 erfolgte die Zustimmung des Domkapitels zu Münster zur weiteren Verpfändung der Ämter Stromberg und Dülmen und des Hofes zu Haltern an den Herzog von Kleve.

Stadtgründung

Stadt Haltern

1289 beschloß der Fürstischof von Münster (1275-1301), Everhard von Diest, der "villa" Haltern zu befestigen und ihr Wigboldsrechte zu verleihen. Haltern erhielt dasselbe Stadtrecht, welches Borken und Coesfeld hat. Die Stadt wurde vom Kirchspiel getrennt, der bischöfliche Haupthof blieb bestehen.

Vor- und nachher gehörten Stadt und Kirchspiel zum Amt Dülmen im Fürstbistum Münster. 1837 wurden im Rahmen der neuen Städteordnung die drei Kirchspiele Haltern (mit den Bauerschaften Antrup, Holtwick, Lavesum und Sythen, Hullern (Haltern) und Lippramsdorf zu einer Landbürgermeisterei und 1843 zum Amt Haltern zusammengefaßt. Die Ausgliederung von Stadt und Amt Haltern aus dem Lankreis Coesfeld erfolgte 1929 und zeitgleich die Zuteilung zum Kreis Recklinghausen.

Stadtrecht

Bei der Stadtgründung wurde H. das gleiche Recht verliehen, wie es Borken und Coesfeld hatte. Das Stadtrecht galt im engen Bezirk des Wicbolds (Wigbold) als Marktflecken und nach der Befestigung innerhalb der Mauern. Es beinhaltete die niedere Gerichtsbarkeit, andererseits galt das Landrecht des Fürstentums Münster für die hohe Gerichtsbarkeit, wie es in den Weißtümern der umliegenden Frei-und Gogerichte Ausdruck fand.

Im Stadtrecht war geregelt die Eigenschaften und Rechte der Voll-, Halb- und Nichtbürger (Trennung wegen des unterschiedlichen Nutzungsrechtes am Bürgervermögen), die Bedingungen für die Erlangung der Bürgerrechte. Ein voller Anteil des Standes wegen galt für den Bürgermeister, den Pfarrer, Kaplan, Küster, für Lehrpersonen, später auch für den Arzt und die Hebamme.

Die Landtagsfähigkeit der Stadt Haltern für den Landtag im Fürstbistum Münster ist zumindest ab 1525 nachgewiesen.

Siegel, Wappen, Fahne

Haltern-a-S-Wap.jpg Beschreibung:

Wappen: 1910 wurde der Halfter als Wappen festgelegt. Als Farbe wurde die Stadtfarbe Blau-Weiß gewählt: Halfter silbern mit goldener Schnalle, Schild blau.

Siegel Die älteren Siegel zeigen seit 1339 das Bild des hl. Paulus, des Patrons des Hochstifts Münster. Wappen in Siegeln (seit 1486) und auf Münzen (seit 1595): Der Schild mit dem Halfter, als Schildhalter der hl. Papst Sistus, der H.er Kirchenpatron.

Farben: Blau-Weiß.

Landwehr

1425 wurde die Landwehr der Stadt Haltern erstmalig urkundlich erwähnt und 1456 ausdrücklich als städtische bezeichnet. In welchem Umfang z. B. am Sundern noch Vorwerke mit eingebunden waren, ist noch nicht geklärt, aber nicht auszuschließen. Diese Vorwerke könnten durchaus als "Turmhöfe" ausgebaut gewesen sein.

Sicher ist aber, daß sich zwischen den Mauern der Stadt und der Landwehr kein eigenes "Pfahlbürgertum" (wie z.B. in Recklinghausen-Hillem) mit abgestuften Bürgerrechten herausbildete und auch somit das Stadtrecht auf das Gebiet innerhalb der Mauern beschränkt bleiben mußte.

Der Grundbesitz zwischen Mauer und Landwehr war ausschließlich in den Händen von Stadt und Kirche, welche den Besitz als Gartenland parzelliert und im Pacht- oder Erbpachverfahren an die Bürger zur Bearbeitung abgegeben hatten. Bei beurkundeten Verkäufen von Ländereien in diesem Gebiet vor dem 19. Jahrhundert handelte es sich ausschließlich um den Verkauf von Pachtrechten und nicht um eigentliche Landverkäufe.

Bei Bürgerbesitz außerhalb der Landwehr, auch in Bossendorf im Vest Recklinghausen, handelte es ich ausschließlich um Lehen und Höfe des Stiftes Essen, mit denen Bürger oder die die Stadt vertredenden Bürgermeister zeitweilig belehnt waren.

Rekonstruktion der Stadtlandwehr auf der Katasterübersicht von 1825.

Bürgerrechte

Das Bürgerrecht erwarb man durch Geburt in eine ansässige Bürgerfamilie oder nach entsprechender Antragstellung durch Verleihung und Vereidigung durch den Stadtrat. Es war Voraussetzung zur Aufnahme in die Gilden.

Zum Erwerb des Bürgerrechts und beim Eintritt in eine Handwerkergilde war ein Zeugnis freier Geburt oder ein Freikaufsbescheinigung Freibrief vorzulegen, der Nachweis selbständiger Haushaltsführung, ein ausreichendes Einkommen oder ein aussichtsreicher Beruf und eine bestimmte Religionszugehörigkeit (Taufschein).

Die erforderlichen Nachweise wurden im Stadtarchiv abgelegt. In einem Bürgerbuch oder auch in Stadtprotokollbüchern wurden die Neubürger erfaßt. Nicht jeder Stadtbewohner hatte die selben Pflichten und Rechte, es gab auch Minderbürger.

Halterner Bürger, welche sich Auswärts niederließen, hatten dort entsprechende Nachweise vorzulegen, welche von der Stadt ausgestellt wurden. Kopien dieser Nachweise wurden abgelegt oder im Stadtprotokollbuch erfasst.

Die Vergabe des Bürgerrechts in Haltern erfolgte nicht konsequent und war zeitweilig eher mehr zufällig. Bei den Bürgersöhnen oder deren Verwandte wurde das häufig verabsäumt, während in anderen Fällen städtische Eigenbehörige als Inhaber von Bürgerrechten geführt werden.

Bürgerechtsquelle-Bürgerbuch

  • Haltern, 1959 Landkreis Recklinghausen (1289), Bürgerbuch 1484-1626 (Stadtarchiv Haltern II B Nr. 1), Perg. Blätter, fol. 10-15: 540 Bürgeraufnahmen ohne Jahreszählung, beginnend um 1490; ab fol. 16: Bürgeraufnahmen 1595-1626 mit Jahresangabe. Abschrift der Bürgermatrikel in: Repertorium des Stadtarchivs Haltern 1935/36, Anhang S. 1-37.
    • Literatur: Philipp Schäfer, Das Halterner Bürgerbudi. In: Halterner Heimatblatt, 6. Heft (1958) S. 1-3 sowie in: Vestischer Kalender. Recklinghausen 1959, S. 110-112. Designation der von 1650 bis 1669 in die Stadt Haltern eingekommenen neuen Bürger (Stadtarchiv Haltern, Akte II b 1). Bürgergewinnungen 1764-1779 (ebd. II B Nr. 2-6). Bürgeraufnahmen 1818-1834 (ebd. III, 66), 1837-1843 (ebd. III, 67), 1837-1851 (ebd. III, 68).
    • Ergänzende Quellen: Ratsprotokolle (1637, 1640, 1646, 1653-59, 1668-1672, 1676/77, 1733, 1746-1755) mit Niederschriften der Geburtsbriefe und Bürgergewinnungen; Stadtrechnungen 1554-1808; Lagerbücher zu den Einnahmen der Stadt Haltern 1777-1808 mit Angabe der Bürgerschaftsgewinngelder.

Umgebungskarte 1758

Vorboten der französischen Armee bereisten vor 1758 preussische Gebiete und fertigten Handzeichnungen an

Von Wesel über Haltern, nach Dülmen und Münster (Westfalen) führten für die französische Armee wichtige Verbindungsstraßen. An deren Rändern lagen befestigte Burgen, von denen aus preußische Soldaten versorgt werden konnten. Kenntnisse über diese Strukturen bargen für eine erfolgreiche Kriegsführung wichtige Informationen. Unter dieser Zielsetzung entstand diese handgezeichnete Karte. Es ist eine Rarität aus dem Besitz des Herzogs von Croy. Weitere Karten mit Einzeichnung französischer Stellungen folgten im Jahre 1758, so der Plan "Mouvements de l. Armee de puis le 26. jusquàn 3. de May de meme depuis le 12. d`Aout jusqu`au Sept. 1758.

Bürgermeisterei Haltern

Die Bürgermeisterei Haltern war vorläufer des Amtes Haltern.

Ortsorganisation

Siedlungsentwicklung

Als Wicbold war H. eine Marktsiedlung, von 1450 mit Ummauerung und halbrundem, nach N zu geradlinigem Marktplatz, in neuerer Zeit über die alten Stadtmauern hinweg bedeutend erweitert. Die Altstadt innerhalb der alten Wälle und Mauern hat Radform mit 4 Radialstraßen, die von den Hauptstadttoren ausgehen. Vor 1767 wurden Teile des Stadtgrabens und -walles zwischen Lipp- und Rekenberger Tor verkauft. augbefüllt und planiert und als Gärten genutzt Nachdem auch die Stadtmauer zwischen Mühlen- und Lipppforte 1811 größtenteils eingestürzt und der Rest vom Einsturz bedroht war, wurden nun Baugenehmigungen für einen Hausbauten in der Mauer erteilt. 1814 wurde der allgemeine Verfall der Ringmauer, welche während vieler Kriegswirren wiederholt niedergerissen und neu aufgebaut worden war, dem zuständigen Kreis Coesfeld gemeldet. Stadttore waren da noch Lipp-, --Mersch-, Rekumer (Rekenberger) und Mühlentor. Ihre Namen sind heute noch erhalten. Die Altstadt erfur eine unregelmäßige Erweiterung nach allen Seiten; bedeutendster neuer Stadtteil H.-West - mit großer Stadtrandsiedlung. Ab 1931 Ortserweiterungen vor allem nach W, entlang dem nördl. Lippetalrand und der Straße nach Wesel, aber auch nach 0 zum H.er Stausee hin. Auch im N und 0 der Stadt entstanden neue Siedlungen.

Straßennamen und Hauslagen

Straßennahmen und Hauslagen werden in historischen Urkunden beschrieben, z.B.:
21.12.1426 Vor Richter Gert zu Halteren verkaufen Bernd de Lantfride und Kunne, seine Frau, den Kirchmeistern zu Haltern oder den Verwahrern der Frühmesse drei Schillingen Rente zum Lichte auf dem Frühmesse Altar aus ihrem Hause auf der Markgrafenstraße zwischen Häusern Dyderinks van Hamone und Gerdes des Wentes.ipso die b. Thome Ap.Gerichtsleute: Johan van Drudinck, Rotger Huker, Hinrich Gmes. Quelle: Staatsarchiv Münster, Fürstbistum Münster, Landesarchiv - Urkunden, Nr. 1369 a

1611 Giebelständiges Ackerbürgerhaus (Dreiständerhaus)

Historische Bauten

  • 1188 wurde die Kath. St.-Sistus-Pfarrkirche erwähnt, wird für ludgerianischen Ursprungs (8. Jh.) gehalten, frühere Kirche spätgot., dreischiffig, zweijochig, Chor einjochig mit 5/8 - SchluB, Seitenschiffe nach W verlängert, Westturm rom., Sakristei an der N-Seite, abgebrochen und erneuert 1875.
  • Wallfahrtskapelle mit Gnadenbild St. Anna Selbdritt auf dem Annaberg 1674.
  • Rathaus, got., Renaissance, erbaut 1575, instand gesetzt 1931-40, zweigeschossig, vierteilige Halle, spitzbogig auf Pfeilern an der Längsseite, Giebel an der Schmalseite abgetreppt und geschweift.
  • Stadtturm (Siebenteufelsturm), spätgot., Ziegelbau, rund, mit Spitzbogenfries und Schießscharten, Inschrift: 1502.
  • 1611 Giebelständiges Ackerbürgerhaus (Dreiständerhaus) am Gänsemakt, Turmstraße - Gaststiege
  • Haus Lippstraße 28 (Besitzer Schrief), Renaissance (Rokoko), Ziegelbau, Giebelkante geschnitzt, Tür mit Oberlicht geschnitzt, Fenster des Erdgeschosses geschweift.
  • Röm.-Germ. Mus., Baustil: röm. Landhaus, 1907.
  • Neue St.-Laurentius-Kirche in H.-West 1954 / 55 erbaut.

Stadtbrände

1699 erlitt Haltern einen größeren Stadtbrand, er lieferte die Begründung für die Einführung der Karfreitagsprozession.

Zu Häuserbränden kam es aber vor- und nachher, diese sind über Rechnungsbücher und Steuerlisten erfaßbar. In Einzelfällen zogen überlebende Familien bis zum Neubau, zum Teil für mehrere Jahre, auf ihren verpachteten Eigenbesitz (Bossendorf) oder auf, in Zeitpacht angemietete, leerstehende Güter im Besitz von Adelshäusern (Haus Ostendorf). So erklären sich für die Zeit der Abwesenheit fehlende Taufeinträge in Haltern und nicht in die Lokalität passende Taufeinträge in Nachbarorten.

Mit Einführung der Feuerversicherung 1768 im Fürstbistum Münster wurden 1769 Brandkataster eingeführt und die Häuser der Innenstadt erhielten durchgehende erste Hausnummern. Im Jahre 1806 wurden durch das Herzogtum Arenberg allerdings neue Steuerkataster angelegt und zu diesem Zweck neue Hausnummern vergeben, nun waren auch erste Grundkataster angelegt.

2. Weltkrieg

Im 2 Weltkrieg wurden 3 Schulen, 2 Fabriken und 130 Wohnhäuser zerstört, beschädigt 450 Wohnhäuser. - Rathaus fast und das Röm.-Germ. Mus. völlig zerstört. - Bis 1950 wurde ein Fünftel der Schäden an Wohngebäuden beseitigt. Nach 1945 wurden wiederaufgebaut oder neuerrichtet: das Rathaus, Progymnasimn, 1 Volksschule, Berufsschule, Feuerwehrhaus. Neue errichtet wurde 1954 / 55 auch 1 ev. Schule.

Stadtgebiet

Bedeutende Grunderweiterung seit Anfang 14. Jh. Stadt und Ksp. Haltern 1811/15 verwaltungsmäßig mit Lippramsdorf und Hullern als Gemeinde verbunden. 1837 Teilung der politischen Gemeinde in Stadt und Amt H. Zum Amt H. gehörten die Gem. Ksp. H., Lippramsdorf und Hullern. 1931 Stadterweiterung um Overrath und ein Teil der Bauerschaft Berghaltern ohne den Annaberg (914 ha und 940 E.). Der Ortsumfang betrug 1953 insgesamt 22,3 km. Stadtgebiet 1858: 567 ha, 1951: 1.504 ha.

Historische Ortsteile: Stadt Haltern (innerhalb der Mauern).

Kirchspiel (ausserhalb der Mauern), Bauerschaften: Holtwick (Unterbauerschaften Bergbossendorf, Berghaltern , Hennewich, Lünzum), Hullern (mit eigenem Kirchenbezirk, Unterbauerschaften Antrup, Westrup), Lavesum (Unterbauerschaften Ontrup, Lochtrup, Strünkede), Overrath, Sythen (Unterbauerschaft Stockwiese).


Wappen_Stadt_Haltern_am_See_Kreis_Recklinghausen.png Stadtteile in Haltern am See (Kreis Recklinghausen)

Altstadt | Berghaltern | Flaesheim | Holtwick | Hamm-Bossendorf | Hullern | Lavesum | Lippramsdorf | Overrath | Sythen


Lagerbuch Amt Dülmen 1769

  • Anmerkung zur Tabelle:
    • 1) = Freye Häuser
    • 2) = Schatzbare Häuser
    • 3) = Summe der Häuser
    • 4) = Darinnen befinden sich
    • 5) = Monatliche Schatzung
Städte u.
Kirchspiele
Bauerschaften
freye Häuser 1)
Klöster,
Adel
1)
geistl.,
priv.
2)
Vollerben
2)
½ Erben
2)
¼ Erben
2)
Kötter
2)
Brinksitzer
3)
Effektiv
3)
Reducirt in
Vollerben
4)
Vorspann-
pferde,
Stück
4)
Stallung
f. Pferde
Stück
5)
Rtlr
5)
fl.
5)
Pf.
Stadt
Haltern
Bürgerhäuser
Korn-
u. Oelmühle
contribuabel
u. freye
Fürstlich . 3 21 44 . 43 129 240 59 7/16 24 320 76 25 .
Kirchspiel
Haltern
Holtwick
Bauerschaft
Fürstlich . . . 5 . . 25 30 4 1/16 47 40 24 6 .
. Lawersumb
Bauerschaft
Fürstlich . . 2 15 . . 41 58 12 1/16 56 144 25 23 4
. Oberath
Bauerschaft
Fürstlich . . 1 11 . . 7 19 6 15/16 29 100 26 7 .
. Sythen
Bauerschaft
Fürstlich . . . 1 . 12 40 53 4 ½ 68 24 24 13 6
. Haus Sythen
Rittersitz
v. Fürstenberg 1 . . . . . . 1 1 . 12 . . .
Kirchspiel
Haltern
. Summa: 1 . 3 32 . 12 113 161 28 9/16 200 320 100 21 10
Dorf u. Bauerschaft
Hullern
Dorf Fürstlich . 1 . . 1 . 35 37 3 7/16 3 16 . . .
. Bauerschaft Fürstlich . . 2 4 . 2 . 8 4 ¼ 20 56 } 21 } 23 .
Dorf u. Bauerschaft
Hullern
. Summa: . 1 2 4 1 2 35 45 7 11/16 23 72 21 23 .

Markenentwicklung

Folgende Marken bestanden in Haltern:

  • Antruper Mark, geteilt 1842
  • Hilligendorfer Mark, geteilt 1844
  • Freyen Mark, geteilt 1846
  • Lippramsdorfer Mark, geteilt 1847
  • Lünzumer Mark, geteilt 1848
  • Westruper Mark, geteilt 1848
  • Lavesumer Mark, geteilt 1853
  • Stevermüers Heide, geteilt 1856
  • Uphauser Mark, geteilt 1862

Stadtmarken als Gemeingut

Bis 1910 wurde alljährlich das Bürgergeld (Erlös aus Holzverkäufen und Verpachtungen des Gemeingutes) an die Voll- und Halbbürger ausgezahlt.

Stadtwaldungen

  • 1864 besaß und bewirtschaftet seit 1861 die Stadt Haltern an Holzungen 2.435 Morgen nach einem geprüften Kultur- und Behauungsplan.

Gerechtigkeiten

Fischereirecht

Arnoldi Schulteti de Hamme (1410 / 30) war nach dem Xantener Register von 1410 ein Lehninhaber des Schultengutes zu Hamm. Er verkaufte den halben Fischereibezirk des Schultengutes auf der Lippe um 1436 der Stadt Haltern.

Der andere Teil der Fischerei im Hof zu Hamm gelegen, zwischen dem „Olden Kolk“ und der Furt zu Bossendorf verblieb bei den "von Hamme", welche diesen Teil verpachteten.Am 21.08.1475 verkauften vor dem Richter des Bf. v. Münster - Hinrich von Schwartzenburg zu Münster, Hinrich von Neym, der Fischereierbe Wennemar von Hamme und seine Frau Margarethe (Wulf), die Hälfte der Fischerei des selg. Arnd von Hamme, wie sie der slg. Hinrich Crampe genoss, an Gosen von Raesfeldt und dessen Erben. Zeugen: Wilh. Gunterman u. Rotger Brinkhoff.

Damit war ein langer Rechtsstreit mit Haltern vorprogrammiert.

Gerichtsbarkeit

Stadtgericht

Bei Hobeling heißt es dazu: "Was die Gerichtsbarkeit des Amts Dülmen ahnlangt haben beide Städte Dülmen und Halteren ihre besonderen fürstlichen Richter, deren Jurisdiktion sich aber weiter nicht, als innerhalb der Stätten Mauren erstreckt, darneben ist ein Gograf, der sich intitulirt Gograf an der Greinpaulen, dessen Gerichtszwang über die untergehörige Dorff- und Bauerschaften gehet."

Der Stadtrat verfügte also innerhalb der Stadtmauern über die niedere Gerichtsbarkeit im Halterner Stadtgericht und war für kleine Vergehen zuständig. Damit ist klargestellt, dass der Rechtsbereich der Stadt und der Geltungsbereich des Stadtrechts noch nicht einmal bis zu den Grenzen der städtischen Landwehr reichte.

Dem Landesherrn stand die höhere Gerichtsbarkeit zu. Er ließ durch den Gografen der Gografschaft Dülmen Recht sprechen. Das landesherrliches Landgericht war in Dülmen (Untergericht), höhere Instanz das Appellationsgericht in Münster, 1808 war das Appellationsgericht in Recklinghausen zuständig.

1812 erfolgte die Einführung eines Friedensgerichtes für Haltern-Stadt und die Kirchspiele Lippramsdorf, Reken und Lembeck.

Gerichtsbezirk

1815 wurde Haltern Sitz eines königlich preußischen Land- und Stadtgerichtes (1815;16)

1840 war der Land- und Stadtgerichtsbezirk Haltern zuständig für die Orte: Erle, Haltern, Hervest, Hiddingsel, Hullern (Haltern), Holsterhausen, Lembeck, Lippramsdorf, Rhade, Altschermbeck und Wulfen.

1849 erhielt Haltern eine Gerichtskommmission, der dann 1879 das Amtsgericht Haltern folgte.

Bevölkerung

  • Quellen
    • Bistumsarchiv Münster, Generalvikariat, Bestand Haltern am See, Pfarrkirche ad s. Sixtum P. M., Pfarre, darin
      • Status animarum 1750 - Hs. 150 f. 607
      • Kommunikantenverzeichnisse 1693, 1712 (fehlt), 1717 (fehlt) (Bestand A 8)
      • Kirche: Verzeichnis der Kirchenbankplätze 1769 Bestand A 9)
    • Bistumsarchiv Münster, Generalvikariat, Bestand Werne, Pfarrkirche ad s. Christophorum M.
      • Darin: Firmung in den Ämtern Werne u. Dülmen (mit Haltern) 1736
  • Quelleneditionen und Bearbeitungen:
    • Status animarum 1750

Bevölkerungsverzeichnisse

Hausnummern-Konkordanz

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden im Münsterland durch Erlass des Landesherrn, Kürfürst Maximilian Friedrich von Königsegg-rothefels, eine Feuerversicherungspflicht für Gebäude in Kraft gesetzt. Dazu musste in jedem Ort ein Brandkataster angelegt werden, in dem jedes Gebäude mit dem Wertermittlungsbetrag eingetragen wurden. Deshalb erhielt jedes Haus eine Brandkataster- Nummer. Die fortlaufende Nummervergabe erfolgte oft in Anlehnung des "Umgangs" wie z. B. beim "Status Animarum". Die Hauptgebäude erhielten die fortlaufenden Brandkataster-Nummern 1, 2 3 ,4...... Nebengebäude erhielten die gleiche Nummer mit dem Zusatz a, b, c .... Für Haltern liegen die Verzeichnisse von 1772 und 1779 vor.

In der Populationsliste für 1806 wurden andere Hausnummern eingesetzt, ebenso in den Einwohnerverzeichnissen von 1841 und in Katasterregistern. Zur Zeit wird an der Möglichkeit gearbeit, zu Zweck der besseren Handhabung für unterschiedliche Zwecke (auch Familienforschung), Konkordanzlisten zu erarbeiten. Auch hier besteht die Möglichkeit der Mitarbeit.

Einwohnerentwicklung

1818: 1597 E., 1843: 1934 E. und 320 Häuser, 1858: 2177 E., 1871: 2424 E., 1885: 2999 E., 1895: 3396 E., 1905: 4741 E., 1910: 597:3 E., 1920: 7274 E., 1925: 7886 E., 1933: 9696 E., 1939: 10 106 E., 1946: 10 003 E., 1950: 12 732 E.

Einwohnerstruktur 1864

  • Stadt Haltern: 1.123 männlich, 1.123 weiblich, insgesamt 2.246
  • Gemeinde Kirchspiel Haltern: 908 männlich, 827 weiblich, insgesamt 1.735
  • Gemeinde Lippramsdorf: 459 männlich, 477 weiblich, insgesamt 936
  • Gemeinde Hullern: 203 männlich, 187 weiblich, insgesamt 390

Zuzuggeld

Bei Zuzug wird von jeder einzelnen oder neu zuziehenden Person oder von jeder neu zuziehenden Familie erhoben

Von diesem Einzugsgeld ist in allen Gemeinden die Gestattung der Niederlassung abhängig.[1]

Adelshäuser in Haltern

Grundherren und deren Archivbestände

Die Bevölkerung in Stadt und Kirchspiel war im 17. Jahrhundert in etwa ausgeglichen. Im Kirchspiel selber gab es mehr Eigenbehörige als Freie. Akten über Eigenbehörige finden sich in Archiven von Grundherren. Folgende Grundherren hatten mit Eigenbehörigen besetzten Besitz im Kirchspiel Haltern:

Zuständige Grundherren finden Sie in der Stadtbücherei in "Beiträge zur westfälischen Familienforschung" Band 52 "Die Höfe des Münsterlandes und ihre grundherrlichen Verhältnisse"

Hexenverfolgung

Seuchen/Massensterben/Hochwasser

  • Pest 1444. In den 40er Jahren des 17. Jh. brach eine große Hungersnot infolge der unerträglichen Kriegslasten aus.
  • Das große Sterben zu Haltern, Februar bis Mai 1652, 1784 In Haltern grassiert die rote Ruhr.
  • 1565 durch Hochwasser zerstörte Brücke über die Stever bei Haltern.
  • Ende Jan./Febr. 1614 unbeständiges Wetter, Frost und Überschwemmungen.
  • 1737 Hochwasser, Ländereien abgetrieben

Katastrophen, Krieg, Seuchen

Als Grenzstadt hatte H. in allen Jh. schwer unter Kriegsnot zu leiden (Münsterische Stiftsfehde 1450-57, Spanisch-Holländischer Krieg 1587-1609. Nach dem Gerichtsprotokollbuch Haus Ostendorf waren die Städte Haltern und Dorsten zumindest in der Zeit von 1599 bis 1600 von italienischen Truppen besetzt.

Durch Hochwasser kam es wiederholt zur Verlagerung des Lippebettes, so im Katastrophenwinter 1547/48 um 1 km nach Süden oder zu größeren Landabschwemmungen ua. 1569/70 . Die Verluste und Verschiebungen von Ländereien und Fischereibezirken waren beträchtlich, da auch die Stevermündung als Fischreigrenze immer weiter nach Osten rückte und sich damit die Fischrei des Stiftes Flaesheim immer weiter vergrößerte.

30jähriger Krieg 1618-48,Bittprozession am Tage des Halterner Kirchenpatrons (6. August 1630) wegen der Pest. Besatzung und Kontribution durch die Hessen - Hungersnot und Pest (1634-1636).Zerstörung der Überreste Halterns durch die Hessen unter Oberst Hans Adam von Carffen (1646).

Austragung eines Zwistes in Haltern zwischen dem Stift Essen und einem schwedischen Leutnant wegen seiner Ansprüche (1652, Gefangennahme von 105 Essener Bauern).

Das große Sterben in Haltern (Februar bis Mai 1652).

7jähriger Krieg 1756-63, Freiheitskriege 1813-15, Spartakistenkämpfe 1920. Häufige Auseinandersetzungen mit kurkölnischen Truppen aus dem Vest Recklinghausen zwangen zur Anlage starker Befestigungen.

Wehrwesen

Außer der üblichen Bürgerwehr hatte Haltern zu keiner Zeit Militär. Zur Wehrpflicht (Losung) wurde jeder Bürger herangezogen.

  • Zur Einrichtung der inneren Defension im Fürstbistum Münster 1672 wurden "Verzeichnisse der konskribierten Bauemsöhne in den Kirchspielen Dülmen, Buldern und Haltern sowie in der -- Stadt Haltern" angelegt.
    • Quelle: Staatsarchiv Münster/Fürstbistum Münster, Landesarchiv - Militaria, Nr. 250,

1811 mußte Haltern dem französischen Heer 20, 1812: 26 Rekruten stellen Bei der Einrichtung der preußischen Landwehr 1813 stellte Haltern 81 Landwehrmänner, l l Rekruten und 2 Landwehrkavalleristen zur Verfügung. Dazu kamen 15 Freiwillige. Dem Lützowschen Freikorps gehörten 2 Bürgersöhne an.

Geschichtliche Personen

  • Franziskanerpater Antonius (Vinzentius) "Schirley", * 15.12.1647 in Haltern, Vikar des Klosters Dorsten, Gründer des Wallfahrtsortes Neviges, Missionar des (reformierten) Emslandes.
  • Paulus Melchers, 1841 Kaplan zu Haltern, dann Generalvikar in Münster, Bf. von Osnabrück, Erzbischof von Köln, Kurienkardinal in Rom.
  • Josef König, der Begründer der Lebensmittel-Chemie, 1843 in Lavesum geboren.

Zivilstandsregister

1815 erfolgte durch die Preußen die Abschaffung der 1808 durch die Franzosen eingeführten Zivilstandsregister und die Wiedereinführung der Kirchenbücher.

Zivilstandsregister für Haltern finden sich für Gegurten von 1809 - 13 in 7 Bänden, Heiraten von 1809 - 13 in 7 Bänden und Sterbfälle von 1810 - 13 in 7 Bänden.

Zivilstandsregister für Hullern finden sich für Geburten von 1810 / 1811 in 2 Bänden, Proklamationsakten und Heiratsakten von 1810 / 1811 in 4 Bänden und Sterbeakten von 1810 / 1811 in 2 Bänden.

An diese Bestände der Stadt schlossen sich die Zivilstandsregister in der Pfarrei St. Sixtus an, mit den Laufzeiten von 1812 - 1813. Diese sind dem Bistumsarchiv Münster übergeben worden.

Die danach als Personenstandsregister geführten Kirchenbücher sind einsehbar im Personenstandsarchiv Westfalen-Lippe in Detmold und zwar für Haltern (M), Laufzeit: ev GHT 1849-1874, kath GHT 1815-1874, Juden (Bgm) GHT 1832-1847, (GB) GHT 1850-1874, Diss (GB) GHT 1858-1861.

Hier sind ebenfalls die Bestände für Hullern (Haltern) einsehbar, nämlich kath GHT 1815-1874.

Schatzungslisten / Steuerlisten

Reichs- und Landesschatzungen

Quellen der Heimat- und Familienforschung: Willkommschatzung bei Einführung eines neuen Bischofs, Türkensteuer, Hausschatzungsregister teilweise mit Berufen, Namen der Hausgenossen, Zustand der Stätten .........

Sprache

Amtssprache nhdt., seit Ratsprotokolle vorliegen (16. Jh.). ab 18. Jh. Hochdeutsch. Die Westmünsterländische Mundart in Haltern liegt in dem Grenzstreifen Essen-Gronau, der niederfränkische und westfälische Eigenheiten mischt. Es hat nur z. T. die „Brechung" durchgeführt (Stuobben, Uobben (Ofen), Liäwwerwuorst); i (ihr), mi (mir). Dülmer Sprachspott gegen H.: „Ook van H, stoot mi nich" (Dülmen hat: auk, staut).

Volksbräuche

In den heutigen Ortsteilen der Stadt Haltern am See entwickelten sich lokale Bräuche, welche unterschiedlich gepflegt wurden und werden:

Glahüttenwerk Riegermann & Schönert gegr. 1874 in Haltern, Spezialist für Beleuchtungsartikel

Wirtschaft

Die wirtschaftliche Entwicklung H.s beruhte im Kirchspiel früher auf dem Ackerbau, die Stadt war eine Ackerbürgerstadt, jedoch mit Anteil an dem Handel des Westmünsterlands mit den Niederlanden und einen eigenen Schwerpunkt in Norwegen. Als Grenzstadt zwischen Kurköln und dem Fürstbt. Münster war Haltern ein wichtiger Handelsplatz für den Warenaustausch und Lippehandel per Schiff. Dazu zählte auch Salz.

Haltern in einer Kölner Liste als Hansestadt verzeichnet (1469), in Lübeck (1470) mit Beziehungen zu Kaufleuten aus Köln (1491/99), Wesel (1360) und Antwerpen (1572/ 75). Münster war Halterns Vorort der Hanse und auch Coesfeld spielte eine Rolle.

Dienstags und freitags Märkte (Chronik 1839), dazu Pferde und Schafmärkte, Ziegelofen als Städt. Ziegelei, Stadtmühle, Anlage der Lohmühle seitens der Stadt (1807). In den Jahren 1860/64 fanden jeweils 7 Jahrmärkte statt.

Leinenweberei mit 80, Wollweberei mit 22 und Strumpfwirkerei mit 9 Stühlen (1818).Um 1845: 7 Kram-und Viehmärkte. Bedeutender Holzhandel.

1661/1662 sind Lieferungen von "Helter Laecken" (Halterner Wolltuche) nachgwiesen, dieß läßt Rückschlüsse auf eine Legge zu.

Niedergang des Gewerbes, besonders das des Tuchmachers - 1840 nur noch drei Tuchmacher - Entfremdung vom Handwerk.

Haltern um 1933: Reichsbahn - Dienstwagen aus Münster, Bild Mitte hinten:Wilhelm Albers von Block Lippe, links außen Hein. Wiethoff gt. Sonntag aus Hämken)

Die Stadt besitzt nach umfangreichen Markenteilungen och um 1955 insgesamt 817 ha umfassende Waldungen. Handel und Verkehr erlebten einen starken Aufschwung durch den 1870 und 1874 erfolgten Anschluß an das Eisenbahnnetz und Haltern erhielt ein Bahnbetriebswerk. Die Strecke nach Wesel wurde zwischenzeitlich allerdings stillgelegt. Während noch 1818 die Wollweberei auf 22, die Leinenweberei auf 80 und die Strumpfwirkerei auf 9 Stühlen betrieben wurden (um 1845 daneben noch Zeugdruckereien und Gerbereien vorhanden), gingen diese Hausindustrien immer mehr zurück. Dafür bürgerten sich andere kleine neuzeitliche Industriebetriebe ein: Glashüttenwerke (Riegermann & Schönert Glashüttenwerk 1874 gegr., 1907 insges. 85 Arbeiter), Mechanische Weberei, Fabrik der Westfälisch-Anlaltischen Sprengstoff-AG. 1897, Holzbetriebe 1924, elektrische Leitungsröhren 1898, Maschinenfabriken 1937, Beton- und Zementwaren (Flußsandbaggerei). Der auf das Stadtgebiet gerückte Kohlenbergbau beschäftigt auch H.er Bergleute. Nach Anlegung der H.er Stauseen ab 1930 steigender Fremdenverkehr (1949: etwa 10 000 Übernachtungen, etwa 1 Mill. Besucher jährlich), bedeutendste Volkserholungsstätte am Nordrand des Rheinisch-Westfälischen Industriegebiets.

Handel und Gewerbe

Berufe

Haltern/Herne um 1933: Brotauslieferung Bäcker Thole, Gasthof Albers (Töchter Maria, Clementine)

Berufsbild 1726

In Haltern wurden 1726 im Rahmen einer Steuerschatzung im Stadtgebiet (innerhalb der Mauern) Haushalte erfasst. In diesen Haushalten war folgende Berufsausübung bestimmend: 3 Bäcker, 3 Barbier, 7 Landwirt, 2 Fuhrmann, 2 Hutmacher, 17 Kaufmann / Krämer, 2 Korbmacher, 6 Töpfer, 2 Küfer, 2 Lumpensammler, 3 Maler, 2 Metzler / Maurer, 2 Müller, 4 Stellmacher, 7 Sattler , 6 Schmied, 11 Schneider / Wandmacher (Wollweber), 12 Schuster, 77 Tagelöhner, 1 Handelslageris, 18 Webereien, 1 Drogist, 24 Wirte, 8 Zimmermänner/Stellmacher. Weiterhin waren 13 Haushalte dem öffentlicher Dienst und 8 Haushalte dem Kirchendienst zuzurechnen. Diese Angaben sind zwar nicht vollständig, stellen jedoch ein bestimmtes Abbild der Wirtschaft dar.

Verkehr

Haltern lag im MA an der Lippestraße von Wesel nach Münster (Osnabrück-Bremen), heute Bundesstraße Wesel-H.-Münster. Nach S Bundesstraße H.-Recklinghausen-Bochum-Köln. Landstraße nach Dorsten-Oberhausen. Bahnanschluß 1870/74: Hauptstrecke Essen-Recklinghausen - H. -Münster - Bremen / Hamburg. Nebenstrecke H.-Wesel. Nahverkehr der Verkehrsgesellschaft Haltern (1931), Vestische Kleinbahnen, Stauseelinien 1931, Arbeiterverkehr nach Marl-Hüls 1932-36 und 1939-45; Bhf. 1945 völlig bombenzerstört und geplündert, Neuaufbau seit 1946.

Umgebungsbedeutung

H. besaß und besitzt gewisse Bedeutung für die Siedungen des H.er Lippetales und liegt im Einflußbereich von Recklinghausen. Starke Beziehungen nach Münster schon im 16. Jdt. durchgehend nachweisbar.

Münzwesen

Ohne landesherrliche Genehmigung wurden 1593 und 1624, vielleicht auch 1592, Kupfermünzen geprägt. Bekannt sind bisher Werte zu 9, 6, 3, 1 Pfg. mit Wappen auf der Vs. und Wertzahl auf der Rs. Dadurch schwere Konflikte mit dem Landesherrn, der durch den „recessus destitutionis“ von 1627 weitere Prägungen verbot.

  • Notgeld. 1921: 10 Pfg., Eisen, mit dem Kopf des Drusus. Weitere Ausgaben in Papier. 1921: 25, 50 Pfg., 1 M. 1923: elf Werte von 100 Ts. bis 1 Bill.

Maße und Gewichte

Das Halterner Maß war vor 1802 eine Maßeinheit, welche neben dem Dülmener Maß auch über die Grenzen des Kirchspiels Haltern hinaus Bestand hatte. Angewandt wurde es bei der Berechnung von Naturalabgaben des zum Haus Ostendorf gehörenden Bauernerbes Wilde im Kirchspiel Hamm-Bossendorf und bei der Berechnung von Naturalabgaben an die Pfarrei zu Hamm-Bossendorf.Nach dem Kirchenarchiv Hamm-Bossendorf 1797: Meßkorn, abzuführen in Halterner Maß.

Halterner Maß

  • 1840 Geltungsgebiet: Stadt und Landgemeinde Haltern, Gemeinden Hullern und (Lippramsdorf ab 1816, vorher Borkener Maß)
    • Benennung: Stadt Halternsches Malt gleich 12 Scheffel, 1 Scheffel gleich 4 Spind, 1 Spind gleich 3 Becher
      • Die Untersuchung wurde bewerkstelligt an einem auf dem Rathaus zu Haltern vorhandenen Scheffel. Untersuchungsart: Streichmaß
        • Die Untersuchung hat für die Größe des Ortsmaßes ergeben in preußischen Kubikzoll 1489,114 oder abgerundet 1489 Kubikzoll. Ein Kubikzoll zu 17,89 ml gerechnet entspricht der Scheffel heute 26,64 Liter.
    • Siehe auch: Fürstbistum Münster/Maße und Einheiten

Stadtwaage

  • 28.06.1658 Henrich Lindemann ist für 1 Jahr geschworener Waagemeister

Städtische Steuern -Wortgeld

Zur Zeit der Stadtgründung 1289 und später hatten die Bewohner als freie Eigentümer Erbzins, das sog. Wortgeld, an den Landesherrn und die lokale Kirche zu entrichten, auf seinem Haupthof war die Stadt errichtet worden. Seit 1354 Einnahmen aus Gerechtsamen und Akzisen. Während der Kriege Kontributionen an Geld und Naturalien. Sonst bis 1806 wegen der hohen Einnahmen aus Grundbesitz und städt. Gerechtsamen wenig Steuern. 1806 Grundsteuer, 1811 Personalsteuer, Mobiliarsteuer, Türsteuer und Fenstersteuer, 1818 Verbrauchssteuer, 1819 Branntweinsteuer und Braumalsteuer.

Landessteuern

Vor 1802 gehörten die Einwohner der Stadt innerhalb der Mauern nach der Ständeordnung zum Bürgertum, die Einwohner des Kirchspiels zum Stand der Bauern und Arbeiter, welche nicht in der Landschaftsversammlung vertreten waren. Daran waren jeweils Pflichte und Rechte geknüpft. Das Kirchspiel Haltern allein hatte bis dahin an monatlicher Kirchspielsschatzung 80 Rt zu erbringen. Dazu konnten die Stände in der Landschaftsversammlung einmalige Sonderschatzungen beschließen.

Zölle

Am 05.08.1768 erfolgte eine erneuerte Festsetzung der hochfürstlich münsterschen Lippezollrolle zu Haltern für die Auf- und Niederfahrten, wodurch alle stromauf- und abwärts geführt werdende, in 125 benannte Artikel benannte Gegenstände als Holz, Früchte, Weine, Brandweine, Colonial- und andere Waren, einen jedem Artikel beigesetzte, und auch die nicht benannten Güter, nach Maßgabe ihrer Eigenschaft und ihres Wertes, eine nach Analogie des Tarifes zu bestimmende Zollgebühr zu entrichten hatten. Defraudationen der Letzteren aber mit der Confiskationsstrafe belegt wurden. Diese Rolle ist in der Lippe-Konvention vom 05.08.1768 enthalten (wohl mit der Gf. Mark und Vest Recklinghausen).

  • 1769: Am Zollhause (Haltern) ist ein Fährschiff auf der Lippe. Das Zollhaus stand 1640 auf dem Loddenkamp.
    • 1834 Lippeschiffahrtsempfänger in Haltern Anton Feldhaus

Lippe-Fähre

28.96.1658 Dietherich Oendrup ist als städtischer Fährmann vereidigt worden.

Post, Reit- und Fahrpost, Telegrafie, Fernsprecher

Postofficiorum Haltern

Gehörte zum Oberpostamt Münster

  • 1776 Moll, Postwarter
  • 1784 Vorschlag des Geh. Rats auf der Reise des Landesherrn nach Bonn, den Pferdewechsel (der Post) beim Wirtshaus am Annenberg statt in Haltern vorzunehmen, weil dort die rote Ruhr grassiert.

Verwaltung

Kirchspiel

Die einzelnen Bauerschaften wurden von Burrichtern geleitet, welche untere landesherrlich Verwaltungsaufgaben übernahmen. Darüber hinaus gab es den Receptor des Kirchspiels und die Tegeder als Zehnteinnehmer.

Rat der Stadt

Die Gem. wurde zunächst von 12 Schöffen (Zwölflinge) und einem Richter geleitet, 17. Jhdt. vom Rat, bestehend aus 2 Bgm., 2 Rentmeistern, 8 Ratsschöffen (zeiweilig 6 Schöffen und 2 Gemeinsleute), geleitet. Bgm. (Proconsules) und Schöffen (Consules) wurden alljährlich am 27. 12. von den durch das Los bestimmten 4 Kürgenossen gewählt, während die Gemeinsleute am Heilsamestag, einige Tage später, vom Rat bestimmt wurden. Dem Rat stand die Verwaltung des Gem.-Vermögens, die Umlage der Steuern und eine untergeordnete Gerichtsbarkeit zu. Allerdings besaß der Landesherr das Einspruchsrecht. Darüber hinaus gab es den städtischen Rezeptor.

Ratswahl im 17. Jhdt.

  1. Die Ratswahl fand, nach Genehmigung des Amtsdrosten, jeweils am 27. Dezember, dem Gedenktag des Apostels und Evangelisten Johannes statt, und war für alle Bürger ein Festtag.
  2. Am Wahltag selbst fanden sich die Bürger nach geendigtem Gottesdienst und nach dem Läuten der Notglocke auf dem Marktplatz vor dem Bürger- oder Stadthaus ein, und zwar getrennt nach den 4 Nachbarschaftsquartieren (Großes und Kleines Viertel, Kirchhöfer und Gantepöter Viertel).
  3. Im ersten Wahlgang wurden aus jeder der 4 Nachbarschaften je 4 achtbare Bürger als Kürgenossen vorgeschlagen.
  4. Die Vorgeschlagenen, insgesamt 16 Wahlmänner, mussten aus einem kleinen Beutel, in dem unter 16 großen Bohnen 4 weiße waren, je eine Bohne ziehen. Die Zieher der 4 "weißen" Bohnen waren die gekürten oder erkorenen Wahlmänner (Kürgenossen) der 4 Nachbarschaften.
  5. Diese auserwählten 4 Kürgenossen wählten danach zunächst die zwei Bürgermeister, dann die zwei Rentmeister und zuletzt die 8 Ratsschöffen der Stadt, also insgesamt 12 Personen, daher auch „Zwölflinge“ genannt.
  6. In Anwesenheit des Amtsdrosten und des hochstiftischen Richters erfolgte zum Abschluß die Vorstellung und Vereidigung der Gewählten vor der versammelten Bürgerschaft, womit die Ratswahl vollzogen war.

Vertretung zum Landtag

  • 14.04.1640 Durch Beschluß des Rates wird (wie vorher am fürstlichen Amtshaus verabredet) die Stadt Haltern auf dem folgenden Landtag (16.04. -25.04,1640) durch Bürgermeister Brox und den Sekretarius Johan Schierle als Deputierte vetretn.

Verwaltung nach 1806

Nach der Besitzergreifung der Stadt durch den Herzog von Arenberg 1806 trat an die Stelle des Rats eine aus 3 -Mitgliedern bestehende Stadtkommission. Als 1810 Haltern mit Frankreich vereinigt und der Ort zur Kantons- und Grenzstadt erhoben wurde, traten an die Stelle der Stadtkommission der Maire, 2 Beigeordnete und ein Munizipalrat, bestehend aus 20 Mitgliedern. Nach der Besitzergreifung durch Preußen hatte die Stadt zunächst wieder die alte Verwaltung, bis 1837 die Städteordnung und mit ihr die Magistratsverfassung eingeführt wurde. Diese wurde 1933 durch die Preußische Gemeindeordnung abgelöst, der 1935 die Dt. Gemeindeordnung folgte.

Bürgerschaft

Die Bürgerschaft nahm seit jeher an der Verwaltung teil. Steigenden Einfluß gewannen auch die Gilden. Es bestanden Leineweber-, Wandmacher-, Zimmerer-, Schneider- und Schustergilden. Langjährige Streitigkeiten um das Bürgervermögen, an dessen Nutznießung nur Voll- und Halbbürger beteiligt waren, führten 1836 zu einem Vergleich. Endgültig beseitigt wurden die Vorrechte durch Ankauf des Bürgervermögens seitens der Stadt 1910. Es bestanden nur wenige Erbmannsfamilien.

Landesherrschaft

Haltern lag im Amt Dülmen des Fürstbistums Münster und unterstand der Herrschaft des Fürstbischofs von Münster. 1803 kam Haltern mit dem Amt Dülmen unter die Herrschaft des Herzogs von Croy, dem 1806 der Herzog von Arenberg folgte. Nach einer kurzen Franzosenherrschaft von 1810 bis 1813 wurde Haltern durch die Wiener Kongreßakte 1815 Preußen zugesprochen. Die zwischen Lippe und Stever liegenden Bauerschaften Antrup (Haltern), Westrup (Haltern) und (Overrath) des Kirchspiels Haltern, wie auch das Kirchspiel Hullern gehörten zum Großherzogtum Berg, Kanton Lüdinghausen und gehörten deshalb auch von 1813 - 1816 zum Kreis Dortmund.

Der Kantonsbezirk Haltern bestand 1814 aus den Gemeinden Haltern, Lembeck, Reken und Seppenrade und 1815 erfolgte die Wiedervereinigung der abgetrennten Kirchspielbezirke durch Preußen.

Haltern gehörte seit 1946 zum Land Nordrhein-Westfalen. Stadt und Amt Haltern, die zunächst dem landwirtschaftlich ausgerichteten Landkreis Coesfeld angehörten, wurden 1929 dem Industriekreis Recklinghausen zugeteilt. Im Jahre 1260 gehörte Haltern zur Hansegrafschaft Borken, ein Lehen der Stadt Dortmund.

Lage 1832/35

  • Haltern, auch Halteren, 24 °, 50’, 30’’ Länge, 51°, 54’, 50’’ Breite, rechts an der Stever, die hier in die Lippe sich mündet, 3 Meilen südlich von Koesfeld, 1 7/8 Meilen nördlich von Recklinghausen, kleine Stadt mit 2 kath. Kirchen, 317 Häusern und gegen 1.720 Einwohnern, die Leder, Wollen- und Leinenzeuge und Strümpfe liefern.

Verwaltungseinbindung 1895

Haltern 1932/35, Bahnhofsvorplatz, Streckenkreuzung Wesel /Winterswijck <> Hamm, Wanne <> Münster.

1929 Umkreisung

Im Jahre 1929 wurde die Stadt Haltern am See mit dem Amt Haltern vom Kreis Coesfeld zum Kreis Recklinghausen umgekreist. Beide Kreise liegen im Regierungsbezirk Münster.

Kirchenwesen

Diözesen im Mittelalter

Pastoratsstreit

  • 06.06.1598 Der geistliche Richter des Hofes zu Müster entschied eine, zwischen dem Kölner Pastor in Haltern (für Hlg. Kreuz zu Hamm ?) und dem Halterner Pastor Gerh. Baumann (alias von Detten), so wie dessen Vizekurator (St. Katharina Bossendorf ?) Sarvatius Sturius, wegen Ansprüche auf das Halterner Pasorat bestehende Streitsache, zu Gunsten des Pastors Gerhard Baumann.

Reformation

Die Reformation und Gegenreformatin zeigte auch in Haltern ziemliche Auswirkungen und führte zu sozialen, politischen und kulturellen Veränderungen, welche erst später deutlich wurden. Aus den gebildeten und begüterten Schichten kam es zu Abwanderungen in das reformierte Ausland mit dem Schwerpunkten Skandinavien und Niederlande/Ostindien.

1612 wurde mit Ferdinand, Herzog von Bayern, ein radikaler Vertreter des Katholizismus Bischof in Münster Er betrieb mit allem Nachdruck die Gegenreformation in seinem Lande. In drohenden Verfügungen ordnete er an, das alle Nicht-Katholiken ausgewiesen werden sollten. Die Pfarrer mußten jährlich Listen darüber einsenden, wer bereits wieder katholisch geworden war. Nach einer Verordnung Ferdinands sollte es nur noch katholische Beamte geben. Wer nicht katholisch werden wollte, wurde seines Amtes enthoben.

Das hatte auch Auswirkungen im damals reformatorisch geprägten Haltern. Es kam zu Auswanderungen aus Kreisen der Bürgerschaft, Ziel war überwiegend Holland / Amsterdam, aber auch Bergen in Norwegen. Der Bischof schickte seinen Generalvikar Johannes Hartmann ins Emsland, der die Rekatholisierung geschickt vorantrieb. Es wurden katholische Schulen eingerichtet. Die meisten evangelischen Geistlichen mußten auswandern oder wurden enteignet und vertrieben. Einige traten zum Katholizismus über, so auch in Haltern.

Auch in Haltern gab es passiven Widerstand seitens der Bevölkerung, seitens der Beamten und der Bürgermeister. Das konnte die Rekatholisierung nur aufhalten, aber nicht auf die Dauer verhindern.

Eingetreten war nach Meinung der kath. Kirche in Haltern ein allgemeiner Verfall des kirchl. Lebens, Hinneigung zum neuen Glauben oder Indifferentismus (1639). Es erfolgte dann ein Ansatz zur Rekatholisierung Halterns zur Zeit des Pastors Boecker, vorher war die Stadt vom Luthertum „infiziert".Es erfogten nun Reformen des Pastors Boecker und Kampf gegen Magistrat und Volk zu Haltern.

Haltern, St. Sixtus: Kirchenschweizer Johann Albers (+22.04.1934 in Haltern, *08.04.1858 in Sickingmühle) in vollem Ornat.

Katholische Kirchengemeiden

Als erster Geistlicher wird 1226 der „sacerdos“ Thomas genannt. Haltern gehörte mit Bossendorf von Beginn an zum Bt. Münster, Archidiakonat des Vizedomus bzw. zeitweilig Archidiakonat Dülmen; jetzt Dekanat Dülmen. Die Stadt ist Wallfahrtsort (Kreuz in der Pfarrkirche und Annabild auf dem Annaberg).

Im Bestand "Generalvikariat" im Bistumsarchiv Münster befindet sich ein Teilbestand der Kirche St. Sixtus (rk) in Haltern, beginnend um 1491. Im BAM befindet sich eine Akte J 298 a.

Das lokale Pfarrarchiv von St. Sixtus in Haltern liegt nun ebenfalls im Diözesanarchiv in Münster. Auch die älteren Kirchenbücher von St. Sixtus in Haltern lagern dort. Deren Laufzeiten betragen bei:

  • Taufen 1638 - 1683,
  • Heiraten 1639 - 1684,
  • Taufen und Heiraten 1741 - 1854,
  • Taufen 1791 - 1817, 1819 - 1930,
  • Heiraten 1791 - 1898,
  • Tote von 1782 - 1916 und
  • Personenstandsregister von 1812 - 1813.

Im Historischen Archiv des Erzbistums Köln findet sich zumindest 1 Dispens in den Akten des Generalvikariats, welche weit vor 1700 anfangen.

Geistliche in Haltern St. Sixtus

  • 1776 Herm. Antom Tewes, Pfarrer
  • 1776 Herm. Berning, Sacell.
  • 1776 Joh. G. Steppeling
  • 1776 Joh. Bern. Thier
  • 1776 Joh. Henr. Storp
  • 1834 Friedr. Karl Büttner, Pfarrer, rk., Schulinspektor
  • 1834 Jos. Ehler, Vikarius
  • 1834 Bernh. Grote, Vikarius
  • 1834 Heinr. Masius, Vikarius
  • 1834 Heinr. Wermeling, Kapellan
  • 1932 Vikar Ignatz Wigger in Haltern

Kirchenbuchabschriften

Die Abschriften der Kirchenbücher von Haltern Mitte, Lavesum, Hullern für den Zeitraum von 1639 bis 1683/84 und 1741 bis 1875 in Haltern und 1663 bis 1875 in Hullern, enthalten 25.000 Tauf-, Heirats- und Sterbeeinträge, die zugehörigen Totenregister umfassen 5.000 Einträge für Haltern ab 1782, für Hullern ab 1738. Ab 1810 sind auch Berufe genannt. Diese Abschrift von Martin Heilken umfasst 2.000 Seiten (30.000 Einträge) und geht über 3 Bände. Es wurde 2009 vom Verein für Altertumskunde und Heimatpflege herausgebracht. Die eng begrenzte Auflage ist allerdings leider schon vergriffen. In der Stadtbücherei Haltern liegen jedoch Ansichtsexemplare aus.

Erfolgte Quellenabschriften

  • "Die Stadt- und Ratsprotokolle des Halterner Stadtsekretärs Johannnes Schierle v. 1637 bis 1659", Dr. Gerhard Schmitt Jan. 2005

Lesen alter Handschriften

Latein, Amtsausdrücke und die Datierung in Kirchenbüchern, Ratsprotokollen und Bevölkerungslisten bereiten Anfängern in der Familienforschung immer wieder Schwierigkeiten, hier eine kleine Einstieghilfe:

Internet

Evangelische Kirchengemeinden

Einzelfamilien (1662): Christian Acker aus Mansfeld, luth. - Henrich und Georg Buchholtz, zwei Brüder aus Haltern, luth. - Johann Falcke, ein Schwede, luth. - Margareta Hoveners aus Haltern, „Manistiza" (Wiedertäufersekte) - Rotger Kagenbusch aus Dortmund, luth. - Witwe Christine Kramers aus Borken und ihr Sohn Hendrich, beide im Kirchspiel wohnhaft, luth. - Mechtildis Lensing aus Groningen, Frau des Henrich Blomesaet, kalv. - Christina Ludigers, Haltern, luth. oder Bekenntnis zweifelhaft - Martin Metzler aus Mähren, luth. - Hester Schlüter aus Bocholt, Frau des anderen Blomesaet, kalv.

Nach 1648 waren erst etwa um 1830 ev. Familien wieder ansässig. Pfarramtlich verbunden mit der ev. Kirchengem, Dülmen (Kirchenkreis Münster).

Kirchenbuchduplikate der evangelischen Kirchengemeinde (1849-1874) beim Gericht in Dülmen.

Juden

Unter den Nichtkatholiken waren 1662 zwei jüdische Familien erfaßt. Bis zum Beginn des 19. Jh. nur wenige Juden, später mehr. 1834: 64, 1840: 76, 1895: 45, 1910: 39, historisch verbunden mit der Synagoge in Dülmen, dort auch Personenstände.

1862: In dem Gesetz über die Verhältnisse der Juden vom 23.07.1847 sind durch Erlaß der preußischen Königlicher Regierung vom 25.02.1848 im Kreis Coesfeld 2 jüdische Synagogengemeinden gebildet:

  1. zu Coesfeld, welcher die Juden zu Coesfeld, Billerbeck, Darfeld, Osterwick, Gescher, Darup
  2. zu Haltern welcher die Juden zu Haltern und Dülmen zugewiesen wurden.

Der diesen beiden Gemeinden vorgesetzte Rabbiner hat seinen Wohnsitz in Münser

1862: Für den jüdischen Kultus gab es zu Coesfeld, Haltern und Gescher im Kreis Coesfeld je einen gottesdienstlichen Versammlungsort. [1]

Beurkundungen der Juden (Sterberegister 1850-1872) beim Gericht in Haltern.

Bekenntnisse

1871: 63 Ev., 1925: 748 Ev., 1946: 89 % Kath., 1950: 10 569 Kath., 1960 Ev., 79 Sonstige, 74 Konfessionslose.

Personenstandsarchiv Detmold

  • ev GHT 1849-1874
  • kath GHT 1815-1874
  • Juden (Bgm) GHT 1832-1847
  • (GB) GHT 1850-1874
  • Dissidenden (GB) GHT 1858-1861

Bearbeitungen genealogischer Quellen

Über den Stand der Kirchenbuchabschriften im Kreis Recklinghausen und wetere Abschriften gibt es ständig aktualisierte Informationen KB-Datenerfassungen/Nordrhein-Westfalen/Kreis_Recklinghausen

Todesangstbruderschaft

Ähnlich wie 1612 in Mariental im Reingau übernahmen 1687 die Jesuiten zunächst die Kapelle auf dem Annaberg Haltern. Er erhielt für seine Dienste jährlich 125 Rtlr. aus der Halterner Pastorat. Nachdem der Missionar sich etabliert hatte, gründete der Jesuitenpater Heinrich Schumacher im Januar 1690 in der Pfarrei St. Sixtus die Todesangstbruderschaft. Wie in Bernkastel 1643 geschehen, bestätigte auch hier der zeitliche Papst Alexander VIII. , am 13.10.1690 die Gründung und gewährte auch in Haltern die üblichen Ablässe. Diese Bruderschaft bestand noch 1935.

Der vollständige Name der Bruderschaft lautete:“ Bruderschafft der Todt-Angst unsers am Kreutze sterbenden Heylands Jesu Christi, und seiner schmertzhafften Mutter Mariae, zu Erhaltung eines seeligen Sterbstündleins. Zur Erhörung dieser Bitte wurden monatlich vorgeschriebene Bußandachten mit Gesang, Gebeten und Litaneien abgehalten. Gebetbücher diesen Inhalts sind noch erhalten. In Haltern werden unter den Mitgliedern der „Bruderschaft“ überwiegend Frauen angeführt. Die Mitgliederverzeichnisse sind erhalten.

Wohlfahrtspflege

Bauholz und Reiserholz - Laub und Reisig war aus städt. Büschen frei für Bedürftige. Es erfolgte freier Torfstich auf dem Stadt-Venn bei Lavesum. Das Multerkorn aus der Stadtmühle wurde an Bürger, besonders an Bedürftige verteilt und es erfolgte die Verabreichung von Butterbrot und Bier bei Aufbietung aller Bürger zum Anpflanzen der Forsten. So erfolgte auch die gemeinsch. Instandsetzung der städtischen Wiesen

Teile der gewöhnlichen Schatzung wurden aus Stadtmitteln aufgebracht und öffentliche Bauten ohne Beisteuer der Bürger unterhalten. Freie Hut für zwei Kühe war auf der Gemeinweide möglich.

In Haltern kannte man auch eine Geldbuße infolge Kinderlosigkeit innerhalb vier Jahren.

Ärzte und Apotheken

* Arzt: Der früheste nachweisbare Arzt in Haltern war der Chirurg (=Wundarzt) Herm. Kemper, 1806 bereits 74 Jahre ahre alt. Er war der Sohn von Joannes Wilhelmus Kemper und Anna Gertr. Dißelhoff. Ihm folgte 1813 sein Sohn, der Wundarzt Joan Henr. Kemper.

* Arzt und Apotheker: 1816 heiratete der Arzt Ludwig Eisenhuth in Haltern am 05.01.1816 Gertrud Niesert, junge Wwe. des Arztes Lohmann, er betrieb 1832 auch eine Apotheke.

* Apotheken: 05.07.1805 Betrieb einer Winkelapotheke durch den "Kaplan Büttner" zu Haltern

  • 1832 wird der Apotheken Albert Leich aus Langensalza (Thüringen) nachgewiesen.

Hebamme

  • 1869/64 Die Gemeinden des Kirchspiels Haltern und Hullern bildeten einen Hebammenbezirk für eine angestellte Hebamme

Krankenhaus

Ein Siechenhauses an der Stever wird 1657 erwähnt. Das r.k. St.-Sixtus-Hospital der Pfarrgemeinde St. Sixtus wurde am 25. Februar 1857 eingeweiht. Um 1895 begann man bereits mit einem Krankenhausneubau an der Sixtusstraße, da das ältere Gebäude im Laufe der Zeit den wachsenden Bedürfnissen der Gemeinde nicht standhalten konnte. In den Jahren 1912 bis 1914 wurde weiter angebaut und in den Jahren 1934 bis 1935 schloss sich ein zweiter Anbau an. Während zur Zeit des ersten Anbaus 52 Betten zur Verfügung standen, umfasste das St. Sixtus-Hospital 1943 bereits 165 Krankenbetten.

Feuerwehrgerätschaften

  • 1860/63 Stadt Haltern: 2 große Wasserspritzen, 4 Leitern, 30 lederne Wassereimer, 6 Haken. Der Wert dieser Gegenstände wurde auf 260 Rt geschätzt.
    • Grundlage: Städtische-Polizei-Ordnung vom 14.11.1843
  • 1860/63 Lippramsdorf: 1 große Wasserspritze, 2 Leitern, 12 lederne Wassereimer, 2 Haken. Der Wert dieser Gegenstände wurde auf 250 Rt geschätzt.
    • Grundlage: Kreis-Polizei-Ordnung vom 30.01.1844

Schornsteinfeger

  • 1864 Der Kehrbezirk des Schonsteinfegermeisters zu Haltern umfaßte Stadt und Kirchspiel Haltern und die Gemeinden Hullern und Lippramsdorf. In dem Betreuungsbezirk lagen 845 Schornsteine welche durch ebtsprechende Vereinbarungen einen Fegelohn von 421 Rt erbringen sollten.

Straßenbeleuchtung

  • 1861 besaßen die Städte Coesfeld und Haltern schon seit längeren Jahren eine Straßenbeleuchtung, in Billerbeck wurde diese um 1856 eingeführt und in der Stadt Dülmen, wo sie zeitweilig früher bestand, mit Anfang des Jahres 1862 wieder eingeführt. Diese Straßenbeleuchtung wurde teilweise mit Rüböl, aber auch teilweise mit Mineralöl betrieben.

Gaswerk

1900: Der Magistrat der Stadt Haltern beschließt, auf dem Grundstück am Lippspieker eine Gasanstalt durch die Firma von Hof errichten zu lassen.

Elektrizitätswerk

  • 1924: Abschluss eines Konzessionsvertrags zur Stromversorgung mit den Elektrizitätswerken Westfalen. Danach beginnt die Einrichtung der elektrischen Straßenbeleuchtung.
  • 1928: Gründungsjahr der Stadtwerke und Übernahme der Gasanstalt von der Firma von Hof. Der städtische Eigenbetrieb hatte zwei Betriebszweige: Städtisches Elektrizitätswerk und Gaswerk

Wasserwerk

Seit 1908 gab es in Haltern eine Pumpstation zur Förderung von Trinkwasser für das nördliche Ruhrgebiet.

Schulen

Erstmalig wird in einer städtischen Urkunde vom 21. August 1492 ein Gerhardus ter Querne als Stadtsekretär genannt. Er war Notar und mindestens zeitweise Rektor der Schule in Haltern.

1654 lag eine Schule an der Spitze eines Dreiecks dessen Grundlinie Marktplatz und Friedhof bildeten. Am 28.02.1658 wurden zwei Schuldiener beschäftigt. In älteren Geburtsbriefen wird der Schulbesuch attestiert. Streitigkeiten mit der Bischöflichen Behörde wegen Besetzung der Lehrerstelle 1653. Später Mädchen- und Knabenschule.

Die Mädchenschule wurde von Devotessen geleitet. Die Berufung von Devotessen als Leiterinnen von Mädchenschulen wurde überall im Fürstbistum Münster von den Jesuiten angestrebt.

Schulbeschreibung 1864

  • 1. Knabenschule zu Haltern. Größe 787 1/2 Quadratfuß (= 73 qm), 109 Kinder, davon 27 arme Kinder schulgeldfrei, Schulgeld für Sommer- und Wintersemester je 7 1/2 Rt, dazu Heizungskosten von 5 SGr. im Wintersemester, 1 Lehrer, Mietwert der Lehrerwohnung 15 Rt, Gesamtgehalt auf 215 Rt fixirt, dazu 50 Rt als Organist
  • 2. Knabenschule zu Haltern. Größe 544 1/2 Quadratfuß (= 51 qm), 100 Kinder, davon 22 arme Kinder schulgeldfrei, Schulgeld für Sommer- und Wintersemester je 7 1/2 Rt, dazu Heizungskosten von 5 SGr. im Wintersemester, 1 Lehrer, Mietwert der Lehrerwohnung 15 Rt, Gesamtgehalt auf 205 Rt fixirt, dazu 10 Rt als Chorsänger
  • 1. Mädchenschule zu Haltern. Größe 675 Quadratfuß (= 63 qm), 111 Kinder, davon 26 arme Kinder schulgeldfrei, Schulgeld für Sommer- und Wintersemester je 7 1/2 Rt, dazu Heizungskosten von 5 SGr. im Wintersemester, 1 Lehrerin, Mietwert der Lehrerwohnung 10 Rt, Gesamtgehalt auf 200 Rt fixirt
  • 2. Mädchenschule zu Haltern. Größe 675 Quadratfuß (= 63 qm), 114 Kinder, davon 26 arme Kinder schulgeldfrei, Schulgeld für Sommer- und Wintersemester je 7 1/2 Rt, dazu Heizungskosten von 5 SGr. im Wintersemester, 1 Lehrerin, Mietwert der Lehrerwohnung 10 Rt, Gesamtgehalt auf 200 Rt fixirt
  • Schule zu Lavesum. Größe 804 Quadratfuß (= 75 qm), 101 Kinder, davon 4 arme Kinder schulgeldfrei, Schulgeld für Sommer- und Wintersemester je 7 1/2 Rt, dazu Heizungskosten von 2 SGr 6 Pfg im Wintersemester, 1 Lehrer, Mietwert der Lehrerwohnung 10 Rt, Gesamtgehalt auf 162 Rt, dazu 115 Rt als Vikar.
  • Schule zu Sythen. Größe 738 Quadratfuß (= 69 qm), 78 Kinder, davon 3 arme Kinder schulgeldfrei, Schulgeld für Sommer- und Wintersemester je 7 1/2 Rt, dazu Heizungskosten von 4 SGr im Wintersemester, 1 Lehrer, Mietwert der Lehrerwohnung 10 Rt, Gesamtgehalt auf 133 Rt.
    • Präsentationsrecht in Sythen Gf. v. Westerholt zu Gysenbeck wg. Haus Sythen
  • Schule zu Lippramsdorf. Größe 860 Quadratfuß (= 80 qm), 163 Kinder, davon 6 arme Kinder schulgeldfrei, Schulgeld für Sommer- und Wintersemester je 9 SGr. 5 Pfg., dazu Heizungskosten von 2 SGr 7 Pfg.im Wintersemester, 1 Lehrer, Mietwert der Lehrerwohnung 10 Rt, Gesamtgehalt auf 145 Rt und 60 Rt als Küster.
    • Präsentationsrecht in Lippremsdorf Gf. von Merfeld wg. Haus Ostendorf
  • Schule zu Hullern. Größe 380 Quadratfuß (= 35 qm), 92 Kinder, davon 2 arme Kinder schulgeldfrei, Schulgeld für Sommer- und Wintersemester je 15 SGr. dazu Heizungskosten von 3 SGr im Wintersemester, 1 Lehrer, keine Lehrerwohnung, Gesamtgehalt auf 139 Rt und 13 Rt 15 SGr als Küster.[1]

Höhere Bürgerschule 1864

Die "Höhere Bürgerschule" (mit Latein, ohne Griechisch, ohne Oberstufe), erhielt ein Statut am 07.05.1846 vom bischöfl. Generalvikariat und am 28.02.1847 von der königl. Regierung, und wurde mit einem 4 jährigen Kurssystem 2klassig angelegt. Die Schülerzahl betrug im Jahre 1859 anfänglich 7 Schüler, 1860 bereits 40 Schüler und 1861 insgesamt 44 Schüler.Das Schulgeld für Einheimische beträgt 4 Thlr. für Auswärtige 8 Thlr.

Das Einkommen des Rektors als Lehrer betrugt aus dem Schulgeld jährlich 60 Thlr. und aus der Kämmereikasse 250 Thaler, zusammen 310 Thlr., bei freier Dienstwohnung. Sein Einkommen als Geistlicher ist veranschlagt zu 400 Thalern, so dass sein Gesamteinkommen 410 Thaler beträgt.[1]

Privatschule 1864

  • 1860 wurde die jüdische Schule zu Haltern geführt von einem Lehrer und von 7 Kindern besucht.[1]

Erste Lehrpersonen

  • 1770 Schulmeister Carolus Budde
  • 1834 Elis. Müller, Lehrerin der 1. katholischen Mädchenschule
  • 1834 Ant. Westendorf, Lehrer der 1. kath. Knabenschule

Schulentwicklung

  • 1831 Ev. Volksschule
  • 1846 Rektoratschule (Höhere Bürgerschule), die Höhere Mädchenschule von 1911 seit 1933 mit der Rektoratschule vereinigt.
  • 1889 Fortbildungsschule
  • 1920 zweite kath. Volksschule als Vollsystem eingerichtet
  • 1939 städt. Berufsschule
  • 1941 Dt. Oberschule für Jungen, jetzt 7stufiges Progymnasium

Museen

  • Halterner Museum für Buch- und Druckkunst (in der Stadtbücherei), Kontakt: Herr Klein-Erwig, Lavesumer Straße 1g, 45721 Haltern am See, Telefon: 02364 933205 o. 933199
    • Ausstellungsschwerpunkte: ehem. Druckerei mit Inventar aus den 1940er Jahren. Führungen: auf Anfrage; pädagogische Betreuung von Schulklassen/Gruppen, Öffnungszeiten: Fr. 9.00 - 12.00 Sonstiges: teilweise behindertengerechte Publikumsflächen
  • Westfälisches Römermuseum Haltern. Kontakt: Leiter(in)/Direktor(in) Dr. Rudolf Aßkamp, Weseler Straße 100, 45721 Haltern am See, Telefon: 02364 93760, Fax: 02364 937630, E-Mail: roemermuseum@lwl.org. Internet: www.roemermuseum-haltern.de
    • Ausstellungsschwerpunkte: Provinzialrömische Antike Westfalens; Exponate aus den Römerlagern an der Lippe, ergänzt durch Texte, Modelle, Rekonstruktionen sowie Tonprogramme und Videos Führungen: öffentl. u. auf Anfrage; museumspädagogische Betreuung von Schulklassen/Gruppen Öffnungszeiten: Di. - Fr. 9.00 - 17.00; Sa., So., Feiertage 10.00 - 18.00 Uhr

Signierfähigkeit, Untersuchung gestartet

In Haltern startete 2007 eine stichprobenweise Untersuchungder Signierfähigkeit der Landbevölkerung (außerhalb der Stadtmauern) durch die "Virtuelle Geschichtswerkstatt Vest Recklinghausen". Erste Einzelergebnisse sind bei den Familienrekonstruktionen präsentierter Bauernhöfe in den Bauerschaften zwischen 1808-1813 eingetragen. Signierfähigkeit beinhaltet eine der drei traditionellen Kulturtechniken. Bei dem Begriff der drei Kulturtechniken handelt es sich im engeren Sinne, in der Zeitspanne der breitgefächert möglichen Heimat- und Familienforschung, um eine Sammelbezeichnung für Lesen, Schreiben und elementares Rechnen.

Zeitungen

  • Halterner Zeitung 1898-1933 (Zentrum), heute als Ruhrnachrichten, Ausgabe Halterner Zeitung, seit 1949 (CDU). [1]
  • Aktuelle Nachrichten aus Haltern bietet die WAZ. [2]

Genealogische und historische Quellen

Genealogische Quellen

Steuerlisten/Schatzungen

  • Staatsarchiv Münster, Fstm. Münster, Landesarchiv 229 Nr. 7.
    • Darin: Hausschatzungs-Register der Bauerschaft Sythen... 1662 den 17.Januarii.
  • Staatsarchiv Münster, Fstm. Münster, Landesarchiv 214 Nr. 23.
    • Darin: Verzeichnus der Pferden im Kirspel Halteren 1679 mit Grundherren, Zahl der Pferde und Zustand der Güter.
  • Staatsarchiv Münster, Domkap. Münster Domkellnerei C Fach 40 Nr. 2 e-m.
    • Darin: Schatzungsregistrum des Kirchspiels Halteren und Hulleren in ordinariis 1765-1802. c)
  • (Mehr Listen, auch von Haltern, siehe auch unter Amt Dülmen.

Abschriften der Mormonen

7 Teufelsturm (Volksmund) mit einem Rest der Stadtmauer

Katholische Kirche Haltern am See:
Taufregister 1850-1874, Batchnummer C97564-3
Heiratsregister 1864-1875, Batchnummer M97564-3

Evangelische Kirche Haltern am See:
Taufregister 1849-1875, Batchnummer C97562-2
Heiratsregister 1850-1885, Batchnummer M97562-2

Katholische Kirche Hamm-Bossendorf:
Taufregister ….-1812, Batchnummer C96437-2
Heiratsregister ….-1812, Batchnummer M96437-2

Katholische Kirche Hullern:
Heiratsregister 1663-1875, Batchnummer M98457-2
Heiratsregister 1815-1874, Batchnummer M98457-1
Taufregister 1815-1874, Batchnummer C98457-1

Überbrückung der Kirchenbuchlücke

Dokumentierte Friedhöfe / Grabsteine

Historische Quellen

Gedenkstätte für die Opfer des I.Weltkrieges

Geburtsbriefe

Auswanderer

Im 19. Jahrhundert werden plötzlich Personen oder Familien in öffentlichen Akten nicht mehr erwähnt, sie erscheinen auch nicht in Sterberegistern. In den meisten Fällen handelt es sich dann um genemigte oder ungenehmigte Auswanderung.

Schicksale

Nicht alle Auswanderungen sind in öffentlichen Akten festgehalten, manche Unterlagen und Nachrichten schlummern in Familienakten auf Hausböden.... Die Lebensschicksale der Auswanderer sind selten bekannt geworden. Nachrichten von ihnen könnten in eigenen Unterlagen noch vorhanden sein. An dieser Stelle können Sie selber nach Auswanderern suchen, oder Ihnen bekannte Fakten und Nachrichten nachtragen:

Bibliografie

Oft werden in Archiven oder Landes-/Universitätsbibliotheken noch nicht in Online-Katalogen erfaßte Bücher oder Arbeiten gefunden, welche das Thema dieser Seite berühren. Solche Funde und Fundorte sind für andere Heimat- und Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, den Vollen Text im Original einzusehen um über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen oder über das lokale Umfeld mehr in Erfahrung zu bringen. Auf der folgenden Seite können Sie ihren Fund eintragen oder finden.

Bibliografie-Suche

Periodika

Halterner Jahrbuch 2008. Red.: Uli Backmann, Südwall 5, 45721 Haltern, Tel./Fax: 02364/4450, E-Mail: uli.backmann@freenet.de, 175 S., 9,80 €.

Vestische Zeitschrift seit 1891

Seit 1891 besteht diese Reihe als heimat- und personengeschichtliche Quelle ersten Ranges. Ihr Schwerpunkt bildet zwar das Vest und der Kreis Recklinghausen, aber auch das Umfeld rund herum findet sich in den Veröffentlichungen wieder.

Aus dem 3. Orts-, Personen und Sachregister betreff Haltern, für die Bände 41-65 von 1934 bis 1963.

Vestischer Kalender seit 1923

Seit 1923 besteht diese Reihe von populären heimat- und personengeschichtlichen Beiträgen aus der Region und ihren Lokalitäten. Bilder, Gedichte, Geschichten und Beiträge zeichnen ein interessantes Bild von Land und Leuten des vestischen Raumes.

Aus dem Inhalt der Ausgaben 1923 - bis 1992 hier unter Index.

Archive und Bibliotheken

Archive

Fast überall gibt es lokale Archive in öffentlichem oder privaten Besitz. Diese, zum Teil umfangreichen oder speziellen, Bestände sind häufig noch nicht in Online-Katalogen erfaßt (so z.B. lokale Pfarrarchive oder Privatarchive). Gut beschriebene Bestände sind aber für weit entfernt wohnende Heimat- und Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, festzustellen, wo verstreut liegende Bestände mit lokalem Bezug auffindbar sind und ob sich eine Anreise zur Einsicht lohnt. Auf der folgenden Seite können Sie die Inhalte der ihnen zur Verfügung stehenden Findbücher und Informationen eintragen oder finden.

Auch kann auf Fundorte in überregionalen Archiven verwiesen werden.

Stadtbücherei Haltern

  • Stadtbücherei Haltern (mit Präzenzbibliothek, Handschiftenlesezirkel, Buchdruckereimuseum, Sammlungen, Arbeitskreise .....)
    • Eine Sammlung lokaler und regionaler historischer Karten befindet sich in der Stadtbücherei Haltern.

Fußnoten

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Quelle: Mersmann, Statistische Nachrichten über den Kreis Coesfeld pro 1862/64 (G.A.Hülswitt, Münstern 1865)

Weblinks

Offizielle Webseiten

Genealogische Webseiten

Historische Webseiten

Heimatforschung in Westfalen

Zufallsfunde

Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden.

Private Informationsquellen- und Suchhilfeangebote

Auf der nachfolgenden Seite können sich private Heimat- Familienforscher eintragen, die in diesem Ort Forschungen betreiben und/oder die bereit sind, anderen Heimat- und Familienforschern Informationen, Nachschau oder auch Scans bzw. Kopien passend zu diesem Ort anbieten. Nachfragen sind ausschliesslich an den entsprechenden Forscher zu richten.

Die Datenbank FOKO sammelte und ermöglichte Forscherkontakte. Seit Frühjahr 2018 ist der Zugriff jedoch, aufgrund der unklaren Lage durch die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), vorerst deaktiviert.

Informationen aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>HALSEEJO31OR</gov>


Wappen_NRW_Kreis_Recklinghausen.png Städte und Gemeinden im Kreis Recklinghausen (Regierungsbezirk Münster)

Castrop-Rauxel | Datteln | Dorsten | Gladbeck | Haltern am See | Herten | Marl | Oer-Erkenschwick | Recklinghausen | Waltrop |

bis 1921: Osterfeld