Pillkallen: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 21. August 2013, 12:46 Uhr
- Hierarchie
- Regional > Russische Föderation > Kaliningrader Oblast >Pillkallen
- Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen >
Kreis Pillkallen > Pillkallen
- Hierarchie
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Einleitung
Pillkallen (1938-1945 Schloßberg, russisch Dobrowolsk / Добровольск, litauisch Pilkalnis, polnisch Pilkały) ist heute eine Ortschaft im Rajon Krasnosnamensk (Oblast Kaliningrad, Russland) mit 1.700 Einwohnern. Bis 1945 war Pillkallen / Schloßberg die Kreisstadt des gleichnamigen ostpreußischen Landkreises.
Heute ist die Ortschaft nur noch Sitz der Landgemeinde Dobrowolskoje selskoje posselenije. [1]
Name
Namensdeutung
Der Ortsname deutet auf litauische Neusiedler, die einen möglicherweise vorher bestehenden Ort namens Pilgarbis umbenannt haben, denn: "In unmittelbarer Nähe soll sich eine prussische Festung auf dem Schloßberg befunden haben. Der Ort wurde im 16. Jh. als Dorf erwähnt..." [2]
- litauisch "pilis" = Schloß
- litauisch "pilkalnis" = aufgeschütteter Hügel, Grabhügel, Hünengrab, Schloss- oder Burgberg
- litauisch "kalnas" = Berg, Hügel, Anhöhe
dagegen
- prußisch "garbis" = Berg
Andere Namen
- Schlosbergk (erstmalig am 14. September 1516 im Hausbuch von Ragnit urkundlich erwähnt) [1]
- Pikaln/ Pillkallen (1545 anlässlich eines Erbschaftsstreits erwähnt)[1]
- Pillkallen (bis 1938)
- Schloßberg (1938 bis 1945)
- Pillkallen / Пиллькаллен (1945) [3]
- Dobrowolsk / Добровольск (1946 bis heute) [4]
Wappen
Im Jahre 1911 nahm Pillkallen, das 1938 in Schloßberg zurückbenannt wurde, die ehemaligen drei Windmühlen auf dem Schloßberg in ihr Wappen auf; es zeigt sie golden in Rot nebeneinander über einer silbernen Zinnenmauer mit offenem Tor auf grünem Boden.
Allgemeine Information
Einwohner
- 5.833 Einwohner (1939)
- 1.400 Einwohner (1993) [5],
- 1.700 Einwohner (2010) [1]
- Personennamen in Pillkallen 1895
Politische Einteilung
- Von 1818 bis 1945 war Pillkallen (ab 1938 Schloßberg) Kreisstadt des Kreises Pillkallen (ab 1938 Kreis Schloßberg, Reg.-Bez. Gumbinnen.
- Ab 1945 ist Pillkallen / Dobrowolsk eine Landgemeinde im Rajon Krasnosnamensk (Oblast Kaliningrad).
Landkreis Pillkallen
Der Landkreis Pillkallen (1938–45: Schloßberg) war ein Landkreis in Ostpreußen und bestand als preußisch-deutscher Landkreis in der Zeit zwischen 1818 und 1945.
Der Landkreis Schloßberg (Ostpr.) umfasste am 1. Januar 1945:
- die zwei Städte Schloßberg (Ostpr.) (bis 1938 Pillkallen) und Schirwindt sowie
- 237 weitere Gemeinden, von denen nur Haselberg (bis 1938 Lasdehnen) mehr als 2000 Einwohner hatte und
- sechs Gutsbezirke (Forsten).
Nach der Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat nach dem Wiener Kongress entstand mit dem 1. September 1818 der Kreis Pillkallen im Regierungsbezirk Gumbinnen in der preußischen Provinz Preußen (nicht: Ostpreußen).
Dieser umfasste die Kirchspiele:
Kirchspiele des Kreises Pillkallen | ||
---|---|---|
Alter Name | Name nach 1938 | Russischer Name |
Kussen | Kussen | Vesnovo / Весново |
Lasdehnen | Haselberg (Ostpr.) | Krasnoznamensk / Краснознаменск |
Malwischen | Mallwen | Majskoe / Майское |
Pillkallen | Schloßberg | Dobrovolsk / Добровольск |
Schillehnen | Schillfelde | Pobedino / Победино |
Schirwindt | Schirwindt | Kutuzovo / Кутузово |
Willuhnen | Willuhnen | kein russ. Name - erloschen |
Kirchliche Einteilung / Zugehörigkeit
Evangelische Kirche
Kirchengebäude
Die erste Kirche in Pillkallen existierte vermutlich bereits 1559, denn es gab einen Beichtstuhl, in dem diese Jahreszahl eingeschnitzt war. Der ganzen Kreis besaß keine Kirche, die noch zur Ordenszeit entstanden war. Diese erste schlichte Fachwerkkirche wurde 1644 beim Durchzug von Schweden und Polen durch Ostpreußen niedergebrannt, jedoch bis 1650 wieder aufgebaut.
Als sich die Bauschäden häuften, war der Abriss unumgänglich. Ein einfacher Saalbau aus solidem Feldstein folgte nach rund 100 Jahren von 1756 - 1758 mit Sakristei im Osten, Ostgiebel mit Halbkreisfenster. 1910 erfolgte der Anbau eines Turms, der 1944 von deutschen Pionieren gesprengt wurde, um die Orientierung der Angreifer zu erschweren.
Die stark in Mitleidenschaft gezogene Kirche wurde nach 1945 abgetragen. Die Einrichtung ging verloren. Besonders bedauerlich ist der Verlust des erwähnten Beichtstuhls, des frühesten protestantischen Beichtstuhls Ostpreußens, eine Arbeit von Abraham Döring von 1559. Erhalten blieb das achteckige Taufbecken von 1651 auf dem Tanzplatz, der die Stelle der Kirche einnimmt.
Auf dem Standort der Kirche am Marktplatz befindet sich heute ein russisches Denkmal. [6]
Kirchengemeinde
- Gründung der Kirchengemeinde Pillkallen 1582, zweite Pfarrstelle 1762
Ortschaften der Kirchengemeinde Pillkallen Grieben Paslöpen Gut Szameitkehmen Jutschen Petereitelen Treczacken Kallnehlischken Petereitschen Groß Tullen Karczarningken Peczingken Uszballen mit Hochmannshof Kurschehlen Puschinnen Uszpiaunehlen Kurschen Groß u. Neu Rudszen Uszpiaunen Dorf u. Gut Laschen Salten Uszrudszen Lobinnen Vorwerk Schaaren Werskepchen Milchbude Forst Scharkabude Wiltauten Ossienen Schwarpeln Dorf u. Gut Stehlischken Kreis Stallupönen
siehe auch: Ostpreußen/Genealogische Quellen/Kirchbuchbestände Kreis Schloßberg (Pillkallen)
Katholische Kirche
- Kath. Kirche in Bilderweitschen, Kreis Stallupönen
- Die kath. Pfarrgemeinde Bilderweitschen (ab 1938 Bilderweiten)
war vor 1945 das Zentrum für eine weitgestreute Pfarrei, die bis nach Litauen reichte.
Die Pfarrei gehörte zum katholischen Bistum Ermland. - Das neugotische Kirchengebäude in Bilderweitschen ist erhalten geblieben.
- Kath. Kirchenbücher
siehe auch: Ostpreußen/Genealogische Quellen/Kirchbuchbestände Kreis Schloßberg (Pillkallen)
Standesamt
Standesamt Pillkallen: Die Unterlagen gelten als verschollen. [7]
Geschichte
Ursprünge der Stadt
Auf dem Schlossberg in der Nähe der Stadt, später auch Mühlenberg genannt, weil auf ihm seit Mitte des 17. Jhs. 3 Windmühlen standen, gab es vermutlich einst eine prußische Fliehburg. Die Stadt Schloßberg hat ihren Namen von dieser Erhebung übernommen und die Mühlen gingen ein in das Stadtwappen. Der Ortsname Pikaln, Pillkallen tauchte erstmals 1545 anlässlich eines Erbschaftsstreits auf. Er leitete sich ab von dem litauischen Namen „Pikaln“, zusammengesetzt aus pilis = Burg und kalnas = Berg. Dieser litauische Name setzte sich ab etwa 1600 im Zuge des starken Siedlerzustroms aus Litauen in den nachfolgenden Jahrhunderten für die Kernsiedlung Schloßberg durch.
Die Streusiedlung „Schlosbergk“ wurde am 14. 9. 1516 erstmals im Hausbuch von Ragnit urkundlich erwähnt und erhielt am 16. 3. 1725 die Stadtrechte von Friedrich Wilhelm I.. Die Anlage der Stadt geht auf Pläne von Joachim Ludwig Schultheiß von Unfriedt zurück und ist mit seinem großen rechteckigen Marktplatz sehr typisch für eine ostpreußische Kleinstadt gewesen.
1559 wurde Schloßberg zum Kirchdorf erhoben und vermutlich noch vor 1582 die evangelische Kirche errichtet. Ein Burghard von Stein erhielt 1566 die Kruggerechtigkeit – ein Hinweis darauf, dass Schloßberg sich zu einem wirtschaftlichen Zentrum entwickelte, denn Krüge dienten in jener Zeit nicht nur als Ausschank von Bier und als Herberge, sondern waren auch Kaufhaus.
Die große Pestepidemie von 1709 – 1711 forderte auch in Pillkallen viele Opfer. Als sie abklang, waren hier nur noch 14 Haushalte besetzt.
Beim Einmarsch der Russen im siebenjährigen Krieg 1757/58 wehrte sich der Bürgermeister, Leutnant von Plehwe, dermaßen tapfer, dass die Russen auf seinen Kopf 2.000 Rubel und seine Ergreifung 4.000 Rubel Belohnung aussetzen – doch erfolglos. Bald nach dem Abzug der Russen aus Ostpreußen 1762 wurde Pillkallen zur Garnisonsstadt erhoben. Zum Ende des 18. Jhs. nahm die Stadt eine günstige Entwicklung.
Pillkallen wird Kreisstadt
Mit Einführung der Kreisordnung wurde Pillkallen 1818 zur Kreisstadt bestimmt,
was einen weiteren Aufwärtstrend bewirkte.
Am 26. 7. 1872 ereignete sich ein folgenschwerer Stadtbrand, begünstigt durch eine vorausgehende Dürreperiode. Innerhalb weniger Stunden brannten 50 Wohngebäude und 85 Hintergebäude nieder. Auch viele Häuser am Markt wurden vernichtet. Doch durch die Hilfe der Bevölkerung und auswärtige Spenden gelang ein zügiger Wiederaufbau, verstärkt durch eine rege Bautätigkeit nach dem Sieg über die Franzosen 1871.
1894 wurde ein neues Schlachthaus eingeweiht und der Bau der Kanalisation begonnen. In Pillkallen stand eine der beiden Großmühlen des Kreises und damit eine der wenigen Industrieanlagen. Der letzte Eigentümer, Adolf Schweinberger, hatte sie noch höchst modern ausgebaut. Sie ging auf eine Wassermühle zurück, die im 17. Jh. am Mühlenteich an der Nordseite der Stadt entstand.
Mit der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes vom 27. 1. 1877 konzentrierte man die Aufgaben des Gerichts und der Rechtspflege für Stadt und Kreis Pillkallen im Amtsgericht Pillkallen. Für die Berufung war das Hofgericht in Ragnit zuständig. Das Amtsgericht war zusammen mit dem Katasteramt in einem roten Ziegelbau in der Schirwindter Strasse neben dem Landratsamt untergebracht. Ihm war das Gerichtsgefängnis angeschlossen.
Anschluss an das Eisenbahnnetz
Der Anschluss an das Eisenbahnnetz erfolgte 1892 an der 1894 fertig gestellten Trasse von Stallupönen nach Tilsit und bewirkte ein kräftiges Anwachsen der Bevölkerungszahl um etwa 1.000 Einwohner auf 3.860 im Jahr 1900 und um weitere rd. 500 bis 1910.
Pillkaller Kleinbahn
Die Pillkaller Kleinbahnen waren ein Kleinbahnbetrieb im ostpreußischen Landkreis Pillkallen, der ab 1938 Kreis Schloßberg hieß.
Der größte Teil des Schienennetzes konnte am 24. Dezember 1901 eröffnet werden. Dazu gehörte zunächst die 30 Kilometer lange „Hauptachse“, die von der Kreisstadt mit einer Ausbuchtung nach Osten über Grumbkowkaiten (Grumbkowsfelde) und Kiauschen (Wetterau) nach Norden bis zum Kirchdorf Lasdehnen (Haselberg) verlief. In den beiden genannten Zwischenstationen zweigten Stichbahnen in östlicher Richtung ab.
Die erste war 20 Kilometer lang und führte von Grumbkowkaiten über Willuhnen bis zur Grenzstadt Schirwindt, der damals östlichsten Stadt im Deutschen Reich. Die zweite Stichbahn von Kiauschen endete anfangs in Schillehnen (Schillfelde) und wurde erst am 7. November 1906 bis nach Doristhal um 5 Kilometer verlängert. Danach umfasste das Kleinbahnnetz eine Länge von 61 Kilometern. [9]
Berichte aus den Schloßberger Heimatbriefen
Über die Entwicklung und wechselvolle Geschichte der Pillkaller / Schloßberger Kleinbahn ist mehrfach ausführlich im „Schloßberger Heimatbrief" berichtet worden:
- Aus der Geschichte der Pillkaller Kleinbahn, von Otto Stein, 1974
- Die Schloßberger Kleinbahn, von Frau Erika Tietze, geb. Adam, 1976
- Lokomotivführer und Fahrschüler trafen sich, von Horst Buchholz, 1980
- Nie wieder hält ein Zug in Kruschinehlen, von Dr. Gunther Kraft, 1992
- Ehemalige Dampflok Nr. 23 der Pillkaller Kleinbahn wird restauriert, von Dipl.-Ing. H.-J. Hentzschel, 1992
- 100 Jahre Pillkaller/Schloßberger Kleinbahn, von Jörg Petzold, 2001
- Kleinbahn Tilsit - Pogegen - Schmalleningken [10] Quelle: "Memel-Jahrbuch" für das Jahr 2007
Markttage
Überfüllte Markttage zeugten von einem prosperierenden Abschnitt der Geschichte Pillkallens. Das fand seinen Niederschlag im Bau einer neuen Volksschule 1908 und eines neuen Rathauses 1909. Ab 1908 entstand mit besonders großem Engagement des Konrektors Kumsteller nach und nach ein gepflegter Stadtpark. Die Setzlinge dafür kamen zunächst von benachbarten Waldbesitzern, später auch aus Brandenburg und Schleswig-Holstein. Allerdings gingen die schnell wachsenden Erlen und Birken in ein gemächliches Wachstum über, als ihre Wurzeln auf die hier vorkommende blaue Bernsteinerde stießen. Diese Tonschicht gab gewissermaßen als eine Art Wiedergutmachung noch vor Ausbruch des 2. Weltkriegs ein handgroßes Stück Bernstein frei, das die Staatliche Bernsteinmanufaktur in Königsberg der Naturaliensammlung der Volksschule in Schlossberg stiftete.
Dem langjährigen Bürgermeister von Pillkallen Adolf Partikel wurde am 7. 10. 1888 der weithin bekannte Künstler Prof. Alfred Partikel geboren.
Erster Weltkrieg
Die russischen Eroberer von 1914 hielten sich zunächst mit Plünderungen und Zerstörungen zurück, nachdem sie die Stadt am 17. August erobert hatten. Als sie jedoch nach einer zwischenzeitlichen deutschen Rückeroberung im November 1914 erneut in Pillkallen einmarschierten, war diese Zurückhaltung verflogen. Etliche Häuser wurden ein Raub mutwillig gelegter Brände.
Der Wiederaufbau von Pillkallen dauerte bis zur 200 Jahr-Feier. Besonders die Patenstädte Breslau und Krefeld hatten dazu beigetragen. Im Zuge des Neubaus erhielt Pillkallen 1921 auch eine zentrale Wasserversorgung mit Wasserturm auf dem Schlossberg. Das neue Kreiskrankenhaus entstand 1933/34. Es verfügte zunächst über 116 Betten, wurde bald auf 130 Betten ausgebaut und konnte im folgenden Krieg 200 – 230 Patienten aufnehmen.
Einer der wenigen, die sich in Deutschland dem Terror der Nazis in der Reichspogromnacht entgegen stellten, war der Landrat von Pillkallen, Wichard von Bredow (1888 – 1951). Er begab sich in seiner Wehrmachtsuniform in jener Nacht nach Schirwindt und stoppte dort die Brandstiftung des jüdischen Tempels unter Androhung von Waffengewalt. So war die Synagoge in Schirwindt das einzige jüdische Gotteshaus im Regierungsbezirk Gumbinnen, das die Pogromnacht unversehrt überstand. [11]
Zahlen der Geschichte
- Die prußische Feste lag auf dem Schloßberg im Südwesten unmittelbar bei der Stadt.
Hier soll 1582 eine Kirche gestanden haben, die durch Feuer zerstört wurde. - Die zweite Kirche wurde zwischen 1644 und 1650 in der Nähe des Rathauses erbaut und 100 Jahre später wegen Baufälligkeit wieder abgetragen.
- Die Baupläne der 1756 erstellten und 1758 eingeweihten Kirche wurden von Friedrich d. Großen als „sehr pretiös“ bezeichnet. Er befahl deshalb, nur eine tüchtige und standhafte zu bauen und Turmbau, Malerei, Uhrreparatur auf bessere Zeiten zu verschieben.
- Seit 1612 jährlich vier Jahrmärkte. Das Braugewerbe hatte guten Absatz.
- Der Marktflecken Pillkallen erhielt 1725 Stadtrecht durch König Friedrich Wilhelm I.
- Nach Verlusten durch die Große Pest (1709-1711) wurden Siedler aus Nassauen hier angesetzt.
- 1733 wurde der erste evangelisch-reformierte Gottesdienst gehalten. Christian Burghardt war der erste eigene Geistliche (+ 1739).
- Sein Nachfolger Collins erwirkte 1750 einen königlichen Befehl zum Bau einer eigenen reformierten Kirche, die jedoch 1819 entbehrlich wurde.
- 1757 Die Russen fallen im Sommer (im Siebenjährigen Krieg) unter Graf Fermor und Feldmarschall Graf Apraxin in Ostpreußen ein. Zarin Elisabeth I. erklärt durch Patent vom 31. Dezember 1757 Ostpreußen als russisches Eigentum.
- 1758 Jan. Eine russische Armee unter Graf Fermor besetzt kampflos das ungeschützte Ostpreußen.
- 1762 Nach dem Tod der Zarin Elisabeth (5.1.1762) kommt es unter ihrem Nachfolger, Zar Peter III., zum Frieden mit Preußen (5.5.1762 Vertrag von St. Petersburg). Russland gibt ohne Entschädigung die besetzten bzw. bereits annektierten Gebiete Ostpreußen, Hinterpommern und Neumark zurück. Die Russen ziehen ab, Pillkallen wird wieder preußisch.
- 1818 Kreisort.
Die Pillkaller wurden im übrigen Ostpreußen als arme Schlucker (im wahrsten Sinn des Wortes) und streitlüsterne Händelsucher bezeichnet.
Redensarten
- "Aus Pillkallen ungeschlagen kommen, ist ein Glücksfall"
- "Die Pillkaller stochern sich in den Zähnen, wenn sie Milch gegessen haben."
- "Es trinkt der Mensch, es säuft das Pferd. In Pillkallen ist es umgekehrt."
Pillkaller (Schnaps)
- Pillkaller Stutenmilch: heißer Arrak mit Zuckerwürfel und einem Schuß frischer Schlagsahne, mit einem Strohhalm aus einem Sektglas getrunken.
- Ein gut gefülltes Glas mit Klarem oder Aquavit wird oben mit einer Scheibe würziger Leberwurst belegt, darauf ein Klacks Mostrich (Senf).
Das war in fröhlicher Runde der Ersatz für das Abendbrot, besonders wenn man mehrere davon zu sich nahm.
Wegen des Heimwegs brauchte man sich keine Sorgen zu machen, weil das Pferd den Weg zum Stall selbst fand.
Heutige Situation
Schwere Kriegsschäden
Als am 31. Juli 1944 sowjetische Panzerverbände nördlich von Neustadt / Naumiestis durchbrachen, erging ein teilweiser Räumungsbefehl für die Stadt Schloßberg, am 14. Oktober erfolgte der endgültige Räumungsbefehl. Mit Beginn der großen Offensive der Roten Armee am 13. Januar wurde um Schlossberg noch einmal verbissen gekämpft, was die erheblichen Zerstörungen der Stadt erklärt. Die letzten deutschen Verteidiger mussten sich am 16. Januar von hier zurückziehen. Von der Kirche standen dann nur noch die Seitenwände und die Grundmauern des Turms.
Im Kreis Pillkallen sind die Folgen des Krieges und der Zeit danach am deutlichsten sichtbar. Dies ist eine Friedhofslandschaft des deutschen Ostens. Der größte Teil der Ortschaften ist ausgelöscht, das Bild der Landschaft hat sich in weiten Teilen verändert. Die Natur hat nach wenigen Jahrzehnten mühevoll kultivierte Gegenden zurückerobert. Die Einwohnerzahl des Kreises sank von 42.656 im Jahre 1939 auf 13.000, in der Stadt Schloßberg von 5.833 auf rund 1.400 (1992).
Was sie wiederfanden - Ostpreußen in der alten Heimat
Eine geborene Pillkallerin, jetzt im Ausland lebend, hatte im Sommer 1972 die seltene Gelegenheit, bei Freunden in der UdSSR Urlaub zu machen und in dieser Zeit unsere lieben Heimatstädte Schloßberg (Dobrowolsk), Haselberg (Krasnosnamensk) und den Nachbarstädten einen kurzen Besuch abzustatten. Ihre Eindrücke schildert der nachstehende Bericht: Eine Reise in die Vergangenheit!
Heutiges Stadtbild
Der Anblick des heutigen Pillkallen / Dobrowolsk ist fremdartig und erschütternd. Nur noch Anhaltspunkte erinnern an die schöne Kreisstadt mit der stolzen Vergangenheit. Heute ist alles ausgelöscht. Nur wenige Bauten erinnern noch an das untergegangene Schloßberg. Sonst beherrschen Trümmer, Gras und Unkraut das Bild. Zu den wenigen erhaltenen Bauten (90 Prozent der Stadt waren bei den schweren Kämpfn 1944/45 zerstört worden) gehören die Friedrich-Wilhelm-Oberschule, Krankenhaus und Schützenhaus.
Eine Grünanlage in der Nachbarschaft von öden, freien Flächen und einem Areal mit wildwachsenden Bäumen und Gestrüpp - hier war einmal das Herz der Stadt, der sehenswerte Marktplatz. Und doch ist dies der Ort einer neuen keimenden Hoffnung.
Veteranentreffen
Hier, wo einmal die Kirche stand und nun ein hochragendes Denkmal an die an dieser Stelle begrabenen 3.800 sowjetischen Gefallenen erinnert, trafen sich am 14. Juni 1992 russische und deutsche Delegationen zum ersten Veteranentreffen. In einer Feierstunde gelobten sie, über die Gräber hinweg einen neuen Beginn zu versuchen. Am nahen deutschen Kriegerdenkmal von 1870/71 wurde das Gelöbnis abgelegt: „Nie wieder Krieg zwischen unseren Völkern!“
Der Obelisk war mit deutscher Hilfe restauriert worden. Hier soll auch ein Mauerrest der Kirche seinen Platz finden, der sich über dem Haupteingang befand und die Inschrift trägt: „Jesus Christus gestern und heute, und derselbe auch in Ewigkeit.“ Anschließend fuhren die Veteranen aus beiden Ländern in das östliche Kreisgebiet, wo sie im Krieg gegeneinander gekämpft hatten.
Dobrowolsk ist nur noch ein um seine Zukunft ringendes Dorf. Die Aufgaben der Kreisstadt hat Lasdehnen (ab 1938 Haselberg, russ. Krasnosnamensk) übernommen. Aufgrund einer Initiative der Kriegsgräberfürsorge und durch das gemeinschaftliche Engagement deutscher und russischer Jugendlicher wurde auf dem Parkgelände des einstigen Friedhofs nahe dem Markt ein Soldatenfriedhof für die Gefallenen beider Länder angelegt, der im Sommer 1998 eingeweiht werden konnte. Das deutsche Ehrenmal für die Gefallenen des Krieges 1870/71 besteht noch. [12]
Bibliografie
- Volltextsuche nach Pillkallen in der Familienkundlichen Literaturdatenbank
Persönlichkeiten
Auszug aus: Hans-Wolfgang Quassowski, Die von den Russen 1758-1762 in Ost- und Westpreußen angestellten Beamten. In: Familiengeschichtliche Blätter, 20. Jg., Heft 4 1922. (Daten nach dem russischen und gregorianischen Kalender).
- Mielcke, Christian Gottlieb, Student theol., zum Kantor in Pillkallen, am 30.5./10.6.1762. [Christian Gottlieb Mielcke ist Verfasser eines litauischen Gesangbuchs].
- Schlemüller, Gottfried, Student, zum Diakon in Gumbinnen 14.3.1758. [* Gumbinnen 20.3.1728, immatrikuliert Universität Königsberg 26.4.1746, 1763 Pfarrer in Pillkallen, + 1779, oo Esther Blaurock.
Christian Gottlieb Mielcke * Georgenburg, Sohn von Peter Gottlieb Mielcke, Pfarrer, und dessen Ehefrau Regina Loysa, geborene Schimmelpfennig. Bruder von Theodor Gabriel, Daniel Friedrich und Christine Petronella Mielcke.
- Zavinta Sidabraite: *Christian Gottlieb Mielcke: Leben und Werk. Biografie im Internet.
Verschiedenes
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Alte Ansichten
Karten
Weblinks
Offizielle Webseiten
Genealogische Webseiten
Pillkallen-Portal und alles über die Geschichte des Kreises und seiner Städte und Ortschaften bei GenWiki |
Webseite von Dobrowolski / Schloßberg
Begrüßung auf der Original-Webseite von Dobrowolsk / Schloßberg:
„Doбро пожаловамь!“ (Wörtliche Übersetzung: „Herzlich willkommen!“
Link zur Original-Seite: [4] (russisch)
Link zur deutschen Übersetzung von „Google“:
[5]
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(Stand 7.4.2012)
Dokumentation der Heimatsammlungen in Deutschland
Ein Projekt am Seminar für Europäische Ethnologie/Volkskunde der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel in Kooperation mit dem Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, Oldenburg. [13]
Kreisgemeinschaft Schloßberg
in der Landsmannschaft Ostpreußen e. V., Partnerschaft: Landkreis Harburg, Winsen (Luhe) [14] :
- "1954 übernahm der Landkreis Harburg mit seiner Kreisstadt Winsen (Luhe) die Patenschaft für den Kreis Schloßberg. 1974 wurden der Kreisgemeinschaft Räume in der ehemaligen Landwirtschaftsschule in Winsen (Luhe) für ihre seit den späten 1940er Jahren zusammengetragenen Materialien zur Verfügung gestellt. Später folgte innerhalb des Gebäudes ein Umzug. Die Kreisgemeinschaft hat bis heute hier ihre Geschäftsräume und die Heimatstube."
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Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
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Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Quelle: Dobrowolsk, Artikel Dobrowolsk. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (20.04.2013)
- ↑ Quelle: Hermanowski, Ostpreußen Lexikon, Adam Kraft Verlag Mannheim 1980
- ↑ Quelle: aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
- ↑ Quelle: aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
- ↑ Helmut Peitsch, Reiseführer Nord-Ostpreußen, Seite 324, Rautenberg, Leer 1993, ISBN 3-7921-0509-8
- ↑ Quelle: Text übernommen von ostpreussen.net
- ↑ Quelle: Forum Ahnenforschung
- ↑ Tender-Lokomotive „Spreewald" des deutschen Eisenhahnvereins, die eigentlich „Schloßberg" heißen müßte, weil sie dort zuerst und am längsten gefahren ist. Foto: Eisenhahn im Bild Bremen
- ↑ Quelle: Text übernommen von Schloßberger Kleinbahnen, Artikel Schloßberger_Kleinbahnen. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (22.04.2013)
- ↑ Kleinbahn, Ragnit-Pogegen, in [1] (22.04.2013)
- ↑ Quelle: Text übernommen von ostpreussen.net
- ↑ Quelle: Helmut Peitsch, Reisführer Nord-Ostpreussen, Seite 324-327, Rautenberg, Leer 1993, ISBN 3-7921-0509-8
- ↑ Dokumentation der Heimatsammlungen in Deutschland, [2]
- ↑ Heimatstube Schloßberg (Pillkallen), [3]