Kreis Recklinghausen

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Kreis Recklinghausen: Ritter, Städte, Landgemeinden, Ämter mit lokaler Zuständigkeit bei Standesamt, Katasteramt, Amtsgericht (Testamenten, Nachlaß-, Erbschafts- u. anderen Gerichtssachen), Polizei, Bauamt ...

Hierarchie: Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Wappen - Portal:Westfalen-Lippe > Regierungsbezirk Münster > Kreis Recklinghausen

Gebiet des Kreises Recklinghausen im Jahre 1929
Freie Fahrt für modernste Kreiserschließung: Dampflok nach Überquerung des Lippeseitenkanals, Straßenkreuzung Marl-Haltern mit LKW. Foto aus dem Fenster von Block Lippe um 1935 (abgerissen)
Wappen des Kreises Recklinghausen

Einleitung

Allgemeine Information

Politische Einteilung


Wappen_NRW_Kreis_Recklinghausen.png Städte und Gemeinden im Kreis Recklinghausen (Regierungsbezirk Münster)

Castrop-Rauxel | Datteln | Dorsten | Gladbeck | Haltern am See | Herten | Marl | Oer-Erkenschwick | Recklinghausen | Waltrop |

bis 1921: Osterfeld


Geschichte

Ende Kurfürstentum Köln

Als die landesherrliche Hoheit des Erzbischofs von Köln, Herzog von Westfalen, durch die Säkularisation (1802/03) endete, blieb das Vest Recklinghausen als Territorium bestehen.

Vest kommt an Herzogtum Arenberg

Auf Beschluss des Reichsdeputationshauptschlusses vom 26.11.1802 wurde das bis dahin kurkölnische Vest Recklinghausen am 25.02.1803 durch den Herzog Ludwig Engelbert von Arenberg in Besitz genommen. Am 13.08.1806 erhielt er durch die Rheinbundakte das von Croysche Amt Dülmen (historisch) und das Amt Meppen aus dem ehemaligen Fürstbistum Münster als Ersatz für sein angestammtes Herzogtum, welches wie die anderen linksrheinischen zum Reich gehörenden Gebiete durch den Frieden von Luneville (1801) an Frankreich gefallen war, dazu.

Sozialreform

Am 12.Juli 1806 trat das Herzogtum Arenberg dem Rheinbund bei. Das war verbunden mit einer Intensivierung der sozialen Reformen nach französischem Vorbild. Am 28.Januar 1808 erhielt durch Verordnung der "Code Napoleon" mit Wirkung vom l.Juli 1808 an Rechtskraft. Freiheit und Rechtsgleichheit aller wurden proklamiert, Leibeigenschaft und Eigenbehörigkeit sowie Freikauf und bestimmte Dienste wurden aufgehoben. Der Herzog wagte es aber noch nicht, zu einer durchgreifenden Neuordnung der Hand- und Spanndienste überzugehen, die von den Betroffenen als besonders drückend empfunden wurden.

Bauernbefreiung

Zur Vorbereitung der Neuordnung im Bereich der Leibeigenschaft wurden um 1805 genaue Erhebungen durch die ordentlichen Gerichte durchgeführt. Befragt wurden sowohl die Eigenbehörigen als auch die Gutsherren. Diese "Tabellen mit Angaben über die jährliche Pacht, die Dienste, den Erbgewinn, den Sterbefall, die Holzungsrechte, den Viehbestand und den Hofesgrund der Güter privater Eigenbehöriger, erstattet sowohl von den Eigenbehörigen als auch vom Grundherrn" befinden sich im Staatsarchiv zu Münster, Herzogtum Arenberg B und sind nicht nur für den Familienforscher ein äußerst interessantes Dokument.

Äußerst aufschlußreich sind in der erwähnten "Tabelle" die Aufzeichnungen über die einzelnen Höfe. Da sowohl die Eigenbehörigen als auch die Grundherren befragt wurden, geben diese Aufzeichnungen nicht nur sachliche Inhalte wieder, sondern verraten gleichzeitig das damalige Tauziehen zwischen den Eigenhörigen einerseits und den Grundherren andererseits, die angesichts der bevorstehenden Reform noch retten wollten, was zu retten war. In den "weiteren Bemerkungen" am Schluß der Dokumente müssen sogar die "geheiligten Bücher und göttlichen Vorschriften des Alten und Neuen Bundes" herhalten, um den status quo der Eigenbehörigkeit zu rechtfertigen. Andererseits verraten die Dokumente aber auch, daß die Grundherren hierzulande durchaus nicht alle Rechte bis zum Letzten ausschöpften, die sie den Eigenbehörigen gegenüber besaßen.

Mit Wirkung vom 1.Juli 1808 erhielt also, wie bereits bemerkt, der "Code Napoleon" im Herzogtum Arenberg Gesetzeskraft, wenn auch mit einigen Einschränkungen. Am 3.0ktober 1809 ordnete der Arenbergische Statthalter die Lösung aller Hörigkeitsverhältnisse an. Es wurde den Beteiligten anheimgestellt, sich über die Bedingungen der Ablösung zu einigen. Da der Herzog von Arenberg aber 1809 in englische Kriegsgefangenschaft geriet, kam auch das Befreiungswerk in den nächsten Jahren ins Stocken.

Vest zum Großherzogtum Berg

Durch französischen Senatskonsult v. 13.12.1810 kamen Meppen und der größte Teil des Amtes Dülmen an das Kaiserreich Frankreich. Das Dekret Napoleons vom 22.01.1811 vereinigte das Vest Recklinghausen und den Rest Dülmens mit dem zum Großherzogtum Berg (1811-1814), das von Napoleon für seinen minderjährigen Neffen regiert wurde.

Fortgang der Bauernbefreiung

Neu und engagiert aufgegriffen wurde es dann wieder, als am 22.Januar 1811 das Vest Recklinghausen zum Großherzogtum Berg kam. Durch kaiserliches Dekret wurde die Grafschaft Recklinghausen in die beiden Kantone Dorsten und Recklinghausen aufgeteilt und dem Rheindepartement, Arrondissement Essen zugeschlagen.

Ab Oktober 1811 wurden nur noch Allodialgüter (freie Güter) zugelassen. Das volle Eigentum sollte fortan dem zustehen, der das Nutzungsrecht innehatte. Alle an den Gütern haftenden Natural-, Dienst- und Geldleistungen sollten als Grundrenten und -lasten behandelt werden.

Zur vollen Durchführung dieses Bergischen Dekrets kam es allerdings nicht mehr, da bereits im November 1813 preußische Truppen ins Vest einrückten. Am 12.12.1813 wurde das Vest dem preußischen Departement zwischen Rhein und Weser unterstellt.

Vest kommt an Preußen, Kreis Essen

Nach der Schlacht bei Leipzig 1813 nahm Preußen von dem Land Besitz. Endgültig zugesprochen wurde es ihm auf dem Wiener Kongreß.

Bei der Einrichtung des Preußisches Preußischen Gouvernements zwischen Weser und Rhein wurde im November 1813 für die dem Gouvernement zugeschlagenen Teile des vormaligen Großherzogtums Berg eine „Kgl. Preußische Landesdirektion" mit dem Sitz in Dortmund gebildet. Diese Landesdirektion Dortmund knüpfte unmittelbar an die Präfektur des bisherigen Ruhrdepartements an.

Ihr unterstellt wurde aus dem vormaligen Rheindepartement des Großherzogtums Berg die frühere Unterpräfektur Essen als nunmehriger preußischer Kreis Essen, welcher zunächst dem Landesdirektor in Dortmund unterstand. Bestandteil dieser Unterpräfektur war das Gebiet der Rentei Recklinghausen mit dem Vest Recklinghausen, welches dadurch von 1813 bis 1816 zum Kreis Essen zählte.

Preußische Befreiungsvariante

Die preußische Regierung hob die französischen Befreiungsgesetze für das Vest wieder auf und ersetzte sie ab 1820 durch andere in Preußen vorher bereits gültige Gesetze, die bedeutend ungünstiger waren. Abgaben und Verpflichtungen sollten abgelöst werden durch einmalige Zahlungen oder Landzuweisungen. Dieser Vorgang zog sich noch lange hin. Ab 1850 wurde er den Bauern erleichtert durch die Gründung einer Rentenbank. Erst in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts wurden alle Bauern nach und nach volle Herren ihres Besitzes. Auch dazu gibt es in den Archiven eine Vielzahl erhaltener Unterlagen.

Provinzialrecht

1816 Kreis Recklinghausen

Das Königreich Preußen bildete in der Provinz Westfalen den Regierungsbezirk Münster und darin aus dem Vest und der ehemaligen Herrlichkeit Lembeck am 10. August 1816 den Kreis Recklinghausen. So blieb die Einheit des Vestes in der Verwaltung gewahrt. Zur Herrlichkeit Lembeck gehörten die Kirchspiele Altschermbeck, Erle, Hervest, Holsterhausen, Lembeck, Rhade und Wulfen. Zum Kreis gehörten auch die Städte Recklinghausen und Dorsten sowie 28 Landgemeinden mit insgesamt 38.000 Einwohnern.

Lage der Kommunen 1975 im Keis Recklinghausen

Auf der Karte von 1929 wird es deutlich: Der am 10.08.1816 gegründete Kreis Recklinghausen umfaßte das ehemals kurkölnische Vest Recklinghausen und die ehemals zum fürstbischöflich – münsterischen Amt Ahaus gehörende Herrlichkeit Lembeck. Haltern am See kam später dazu und Osterfeld, Bottrop, Gladbeck, Buer – mit Horst und die Stadt Recklinghausen waren 1929 kreisfreie Gebiete. Das änderte sich zum Teil spätestens bei der kommunalen Neugliederung 1975, als auch noch Castrop-Rauxel mit in den Kreis kam. Von daher lagern heute erhaltene Akten aus der Übergangszeit und vor 1802 in den unterschiedlichsten Archiven. Gerade diese Akten sind aber unerläßliche Begleiter bei der Heimat- und Familienforschung, neben den Kirchenbüchern, in der genannten Zeit. Wesentlich mehr Information über die Vergangenheit von Familien, Land und Leuten ......im Artikel Vest Recklinghausen .

Politische Aufgliederung

Im Vest Recklinghausen lagen früher nur die beiden Städte Recklinghausen und Dorsten. Recklinghausen im Obervest erhielt die Stadtrechte um 1230, Dorsten im Unterveste an der Lippe 1251.

Dorsten wurde am 01.04.1937 mit den Ämtern Lembeck und Altschermbeck zum Amt Hervest-Dorsten vereinigt.

Bürgermeisterei- bzw. Amtsverfassung

Die Bürgermeisterei- bzw. Amtsverfassung der 28 Landgemeinden knüpfte an die französische Mairieverfassung des Jahre 1811 an, stellte aber die, von dieser zerschlagenen, historischen Zusammenhänge wieder her.

Der "Erste Westfälische Provinzialllandtag", eröffnet am 29.10.1826, erklärte zur Verwaltung der Bürgermeistereien in den Kreisen der Provinz Westfalen "Die Bezirke der verbundenen Gemeinden würden unter dem Namen "Ämter" 3.000 bis 8.000 Einwohner nach Maßgabe der Dichtigkeit der Bevölkerung einschließen, ihre einzelnen Bestandteile wären demnach Bauerschaften, nach der vor der fremden Gesetzgebung bestehenden Einrichtung, Rittergüter, insofern sie nicht vor jener Zeit der Bauerschaft angehörten oder vorziehen, sich ihr anzuschließen."

31. 10.1841 Landgemeindeordnung: Neubildung von Landgemeinden (Voraussetzung: eigener Etat oder eigene Abteilung im Etat) und von Ämtern (meist dem entsprechend) seit 1843 Bürgermeistereien.

Mit der Verfestigung der Amtsstruktur zwischen 1841 und 1843 wurden in Preussen in den Ämtern und den zugehörigen Gemeinden zur Erfassumg und Verwaltung der Bevölkerung (Bewohner, Zu- und Abgänge) sogenannte Haus-Lagerbücher eingeführt, welche mit den preussischen Kantonsrollen korrospondierten.

Bürgermeistereien und Ämter der Landgemeindeordnung

1844 wurden die Bürgermeistereien in Ämter umbenannt. 1858 beinhaltete der Kreis Recklinghausen die Städte Dorsten und Recklinghausen, sowie 10 Ämter und 28 amtsangehörige Gemeinden. Im laufe der Zeit ergaben sich aber laufen Neuformierungen:

Status 1823

  • Kreiskommissair: Graf von Westerholt zu Westerholt
    • Kreissekretair: de Weldige
      • Communalempfänger für Recklinghausen, Datteln, Waltrop und Buer Herr Werne aus Recklinghausen
      • Communalempfänger für Bottrop, Dorsten, Marl, Lembeck und Altschermbeck Herr Rive zu Dorsten
        • Quelle: Adreß-Kalender für den Bezirk der Königl. Preuß. Regierung In Münster 1823, Coppenrathsche Buchdruckerei.

Status 1832 / 1835

Politische Einteilung

Nach dem "Westfalenlexikon 1832 - 1835 umfaßte der Kreis Recklinghausen 1. Die Grafschaft oder das Vest Recklinghausen 2. Sieben Münstersche Kirchspiele, welche um diese Zeit die Bürgermeisterei Lembeck bildeten.

Einwohner

In diesem Gebiet wurden 41.946 Einwohner verwaltet, nämlich 41.641 Katholiken 131 Evangelische und 174 Juden.

Gebäude

An Gebäuden waren 46 Kirchen etc., 101 zu Staats- und Kommunalzwecken, 5.953 Wohnhäuser, 349 Fabriken, Mühlen und Magazine, 4.919 Ställe, Scheunen und Schoppen vorhanden.

290 Stiere und Ochsen gab es 1835 im Kreis Recklinghausen. Hier im Bild um 1932/35 Ochsen in einem "Ham". Ein "Ham" oder "Ha" ist ein Stirnzuggeschirr, hergestellt von einem Sattler, einen "Hammacher". Ochsen und Kühe wurden von Köttern an Stelle von Pferden angespannt. Hier mit einem "Ossendriewer".

Viehbestand

An Vieh war gezählt worden: 4.322 Pferde, 658 Fohlen, 144 Stiere, 146 Ochsen, 10.869 Kühe, 6.336 Jungvieh, 105 veredelte, 2.462 halbveredelte, 28.849 Landschafe, 790 Böcke und Ziegen, 8.097 Schweine.

Zur Namensbedeutung "Ham" oder "Hamen" siehe insbesondere unter "Hammacher" (Namensherkunft und -bedeutung) http://wiki-de.genealogy.net/Hammacher_(Familienname)

Verwaltung

Landrat
  • 1835 Devens zu Wellheim
Kreisdeputierte
  • 1835 Graf von Westerholt-Giesenberg zu Berge, Freiherr von Wenge zu Beck.
Kreissekretär
  • 1835 Diening zu Wellheim.

Landtag

1827 Einführung der Kreisordnung für die Rheinprovinzen und Westfalen vom 13.7. Bildung der Kreistage bestehend aus Vertretungen der vier Stände (Standesherren, Rittergutsbesitzer, Städte und Gemeinden) zur Unterstützung des Landrats.

Fürsten und Herren
Ritterschaft

Die qualifizierten Besitzer der Güter
1. Haus Beck (Gf. von Wolff-Metternich)
2. Haus Berge (Gf. von Westerholt)
3. (1845) Haus Brabeck (Gf. von Wolff-Metternich)
4. Haus Hagenbeck (Gf. von Merveldt)
5. Haus Hamm (Buer) (Frh. von Twickel)
6. Haus Henrichenburg (Waisenhaus in Steele)
7. Haus Herten (Gf. Nesselrode-Reizenstein)
8. Haus Horst (Frhr. von Fürstenberg)
9. Haus Knippenburg (Landrat Devens)
10. Haus Lembeck (Gf. von Merveldt)
11. Haus Löringhof (Gf. M. Fr. von Westerholt)
12. Haus Lüttinghof (Frh. von Twickel)
13. Haus Niering, 1844 gelöscht
14. Haus Schörlingen (Frhr. von Bodelschwingh)
15. Haus Uhlenbrock (Gf. von Landsberg-Velen)
16. Haus Vogelsang (Frh. von Twickel)
17. Haus Vondern (Gf. Nesselrode-Reizenstein)
18. Haus Westerholt (Gf. von Westerholt)
19. (1845) Haus Wilbringen (Familie von Papen)
20. Haus Wittringen (Frh. von Vittinghoff gt. Schell)

Wappen_NRW_Kreis_Recklinghausen.png

Provinz Westfalen: Landtagsfähiges Rittergut im Kreis Recklinghausen / Vest Recklinghausen

Haus Beck | Haus Berge | Haus Hagenbeck | Haus Hamm (Buer) | Haus Henrichenburg | Haus Herten | Haus Horst | Haus Knippenburg | Haus Lembeck | Haus Löringhof | Haus Lüttinghof | Haus Niering | Haus Schörlingen | Haus Uhlenbrock | Haus Vogelsang | Haus Vondern | Haus Westerholt | Haus Wittringen |

Ab 1855 mit dazu: Haus Brabeck | Haus Wilbringen | Grafschaft Recklinghausen |

Historisch: Haus Backem | Haus Balken | Haus Beckloe | Haus Bruchhausen Haus Darl | Haus Dillenburg (erst 1822 erbaut) Haus Dringenburg | Haus Goy | Haus Gutacker | Haus Hamm (Hamm-Bossendorf) | Haus Kaynhorst | Haus Klostern | Haus Leythe | Haus Loburg | Haus Loe | Haus Malenburg | Haus Möcklinghof | Haus Oberfeldingen | Haus Schörlingen | Haus Sickenbeck | Haus Tyding | Haus Vettenbockholt | Burg Wildau

Städte

1. Recklinghausen 1832/35: Bürgermeister Wulf. 2. Dorsten 1832/35: Bürgermeister Luck (rA4).

Bürgermeistereien
  1. Bürgermeisterei Recklinghausen 1832/35: Gemeinderat Arns zu Hochlaer.
  2. Bürgermeisterei Buer 1832/35: Bürgermeister Trosse.
  3. Bürgermeisterei Datteln 1832/35: Gemeinderat Schulte zu Leveringhausen.
  4. Bürgermeisterei Bottrop 1832/35: Bürgermeister Tourneau.
  5. Bürgermeisterei Dorsten 1832/35: Beigeordneter Vollrath zu Maerl.
  6. Bürgermeisterei Lembeck 1832/35: Bürgermeister Brunn (rA4)

Quellennachweis

  • Westfalenlexikon
  • Reekers, Stephanie: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817-1987, Verlag Aschendorf (1977) ISBN 3-402-08875-8

Zeitzeichen 1895

Ab 1901 Ausgliederungen

Als aber seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts der Bergbau weiter nach Norden, bis in das Emschergebiet vorgedrungen, und bisherige Dörfer oder Landstädte zu Industrieorten oder gar Großstädten geworden waren, da mußte eine neue kommunalpolitische Ordnung erfolgen. Recklinghausen wurde (1901) kreisfreie Stadt.

Auch Buer wurde nach einem Jahrzehnt (1912) kreisfrei und 1928 mit Gelsenkirchen zu einer Stadt vereint. In demselben Jahre wurde das zum Vest gehörende Amt Horst der Stadt Gelsenkirchen-Buer eingemeindet.

Kreisfrei wurden auch Bottrop (1921), Gladbeck (1921) und Osterfeld (1922). Osterfeld schied 1929 sogar aus der Provinz Westfalen aus, da es mit Oberhausen vereinigt wurde.

Übrig blieb zunächst bei dieser Neuordnung der Landkreis Recklinghausen. Doch zählten die ausgeschiedenen Städte und Orte, obwohl einige von ihnen sogar ihre kommunalpolitische Selbständigkeit verloren haben, in der Heimatpflege und Heimatforschung immer noch zu Vest.

Kreis von 1923-1925 franz. besetzt

1 Brot kostete 1914 etwa 14 Pfennig, für 10 Mark gab es also rund 71 Brote. Direkt vor dem 15. Nov. 1923 kostete ein Brot 260 Milliarden Mark, am 15.11.1823 kam die Währungsreform mit der Rentenmark, am 30.08.1924 die Reichsmark.

Nach dem verlorenem 1. Weltkrieg hatte Deutschland auf Grund des Versailler Vertrages zugesagt Reparationen (Entschädigungsleistungen) an die Alliierten als Siegermächte des Ersten Weltkriegs zu zahlen. Dabei hatte die Bevölkerung in Deutschland außer über Steuern auch noch mit Kriegsanleihen diesen unseligen Krieg finanzieren müssen.

Im Streit um die Höhe dieser Reparatiosleistungen besetzte Frankreich 1921 zunächst nur Duisburg, Düsseldorf und Ruhrort und drohte im weiteren Verlauf des Streites die Besetzung des gesamten Ruhrgebiets an.

Da die Wirtschaft des Deutschen Reiches aber aus eigener Kraft nicht so schnell wieder auf die Beine kam, verzichteten die Alliierten 1922 auf die zugesagten Reparationszahlungen in Form von Geld und forderten stattdessen Naturalleistungen in Form von Holz und Kohle) ein. Am 26. Dezember 1922 stellte die alliierte Reparationskonferenz einstimmig fest, dass Deutschland mit den Reparationslieferungen in Rückstand war und die Situation spitzte sich zu. Diese Situation war eines der großen Probleme in diesem Krisenjahr der Weimarer Republik. Nicht nur die grüne Lunge Deutschlands litt gewaltig.

Block Lippe war in der Zeit von 1923 – 1925 Haltepunkt und Grenzkontrollstelle für Einreisen in das französisch besetzte Ruhrgebiet.Im Bild Maria, Tochter des Schrankenwärters Wilhelm Albers und Nachbar Heini Wiethoff

Grenzgebiet

Die zunehmende Eskalation zwischen den Kontrahenten führte am 11. Januar 1923 dazu, dass das Ruhrgebiet von französischen und belgischen Truppen besetzt wurde. Ziel der Aktion war es, die vertraglich zugesagten Entschädigungsleistungen direkt in Kohle einzutreiben. Zu den besetzten Gebieten gehörte auch der Kreis Recklinghausen, die Lippe bildete die Grenze der französischen Besatzungszone nach Norden.

Grenzbahnhof „Block Lippe“

Das französisch besetzte Gebiet konnte nur mit Sonderausweisen betreten werden.

An der Eisenbahnstrecke Recklinghausen – Münster wurde von der französischen Besatzung zur Grenzkontrolle für Einreisen ein Sonderhaltepunkt am Stellwerk „Block Lippe“ der damaligen Reichsbahn eingerichtet. Da hier auch mit Kohle beladene Güterzüge halten mussten, bot sich der anliegenden und Mangel leidenden Bevölkerung die Gelegenheit, die schwere Kohlelast der französischen Güterzüge zu eigenen Gunsten zu verringern. Gegenüber von "Block Lippe", jenseits der Doppelgleise, lag der mit hohen Hecken eingefriedete Garten der Gaststätte Albers. Von dort gab es Blickkontakt zum Stellwerk. Hielten also auf der Fahrt nach Haltern hier mit Kohlen beladene Güterzüge auf der Gartenseite und war die Luft rein, kam vom Stellwerk ein entsprechendes Signal und der Kohlezug wurde erleichtert. Sie wurde sofort hinter die Hecke in den Garten gebracht. Danach konnten auch entfernter wohnende Nachbarn sich mit ausreichend Kohle aus dem Garten versorgen.

Das besetzte Gebiet konnte nur mit Sonderausweisen betreten werden. Zur Arbeit z.B. bei der Reichsbahn in Haltern, jenseits der Lippe, war eine Ausreise jederzeit möglich, für die Heimkehr benötigte man jedoch einen Sonderausweis der Besatzungsbehörden.

Zuständig für die Überwachung im Kreis Recklinghausen war : „Le General Commandantes 47. Division d. Infanterie, Pour le General Laignelot Cdt. La 17te D.I., de Chef du Bureau des Affaires Civiles“.

Ruhrkampf

Die Besetzung löste einen Aufschrei nationaler Empörung im Deutschen Reich aus. Die Reichsregierung unter dem parteilosen Kanzler Wilhelm Cuno rief die Bevölkerung zum "passiven Widerstand" auf: Es wurden keine Reparationen mehr gezahlt, Industrie, Verwaltung und Verkehr wurden mit Generalstreiks teilweise lahm gelegt. Betriebe und Behörden leisteten teilweise den Anordnungen der Besatzer keine Folge.

Betroffen war auch der Schrankenwärter am Block Lippe, Wilhelm Albers, welcher an diesem Sonderhaltepunkt und Grenzkontrollpunkt einen Gasthof betrieb.

Inzwischen begingen ehemalige Freikorpsmitglieder und auch Kommunisten Sabotagen und Anschläge gegen die Besatzungstruppen. Die wiederum reagierten mit Sühnemaßnahmen und Todesurteilen, die Situation eskalierte und forderte 137 Tote.

Notgeld im Kreis

Während des passiven Widerstandes gegen die Besatzung wurden die Löhne von etwa 2 Millionen Arbeitern des Ruhrgebiets vom Staat übernommen, zu diesem Zweck wurde mehr Geld gedruckt (Inflation). Dieses Vorgehen war selbstverständlich auf lange Zeit nicht tragbar, da die Wirtschaftskrise sich verstärkte, die Inflation in Deutschland und Produktions- und Steuerausfälle den Staatshaushalt belasteten. In dieser Zeit kam es in verschiedenen Städten und Einrichtungen im Kreis Recklinghausen zum ungebremsten Druck von Notgeld.

Ende der Ruhrbesetzung

Auf Druck der USA und Großbritanniens lenkte Frankreich im Herbst 1923 durch Abschluss der MICUM-Abkommen ein, und ein neuer Reparationsplan, der Dawes-Plan, wurde 1924 entwickelt. Die Besatzung des Ruhrgebietes endete danach im August 1925.

Haltern nun Kreis RE

Im Jahre 1929 wurde die Stadt Haltern am See vom Kreis Coesfeld zum Kreis Recklinghausen umgemeindet.

Gliederung des Landkreises Recklinghausen 1938

1938 Landkreis Recklinghausen: Ämter und amtsfreie Gemeinden

Nr. Name ha Gemeinden
Zahl
davon
Städte
Einwohner Amtsbürgermeister
(EA=Ehrenamtl-AB.)
661 Amt Datteln 11.602 4 1 38.996 Dr. Odenbrett
662 Amt Haltern 13.880 3 .-. 5.230 Schenuit
663 Amt Hervest-Dorsten 19.086 8 1 34.135 Dr. Gonover
664 Amt Marl 11.076 4 1 38.213 Dr Willeke
665 Amt Waltrop 5.580 3 1 14.646 Apfffelstädt
.-. Summe der 5 Ämter 61.224 22 4 131.220 .-.
Nr. Name ha Gemeinden
Zahl
davon
Städte
Einwohner Amtsbürgermeister
(EA=Ehrenamtl-AB.)
662 Stadt Haltern 1.505 3 .-. 5.230 Schenuit
667 Herten 2.931 1 1 34.056 Dr. West
668 Kirchhellen 6.038 1 .-. 6132 Nott
669 Westerholt 381 1 1 3.324 Hambach
.-. Summe des Landkreises 71.346 26 7 188.122 Landrat Dr.Reschke[2]

1975 Kommunale Neugliederung

Durch das Ruhrgebietsgesetz wurden 1974 Recklinghausen, 1975 Castrop-Rauxel und 1976 Gladbeck dem Kreis Recklinghausen zugeschlagen.

Die Einwohnerzahl für den Kreis Recklinghausen wurde vom Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen zum Stichtag 30. Juni 2004 mit 650.234 angegeben und liegt damit um 1.163 unter der Zahl vom 31. Dezember 2003. Im ersten Halbjahr 2004 ist somit einen Bevölkerungsrückgang von 0,18 % zu verzeichnen. Während die Städte Haltern am See und Dorsten leichte Einwohnerzuwächse verzeichnen konnten, lag der Rückgang in Marl und Herten deutlich über dem Kreisdurchschnitt. Der Kreis Recklinghausen ist heute der Kreis mit der höchsten Einwohnerzahl in der Bundesrepublik Deutschland. Es besteht eine weitere Besonderheit: Dieser Kreis umfaßt keine kleinen Orte und Bauernschaften, sondern 10 bedeutende Industriestädte, nämlich Castrop-Rauxel, Datteln, Dorsten, Gladbeck, Haltern am See, Herten, Marl, Oer-Erkenschwick, Recklinghausen und Waltrop.

Wohlfahrtspflege

Ärzte

Personal der Gesundheitspflege, welches in den Jahren 1859 bis 1861 vorhanden war:

  • 1859 bis 1861 promovierten Ärzte 12 Personen
  • 1859 bis 1861 als Physiker angestellt 1 Person
    • Bei 49.663 Einwohnern entfällt auf 3.310 Seelen der Bevölkerung 1 Arzt [3]

Wundärzte

Wundarzt 1. Klasse (Stadtwundärzte)

  • 1859 bis 1861 Wundärzte 3 Personen

Wundarzt 2. Klasse (Landwundärzte)

  • 1859 bis 1861 Wundärzte 1 Person
    • Bei 49.663 Einwohnern entfällt auf 12.415 Seelen der Bevölkerung 1 Wundarzt [3]

Hebammen

  • 1858 / 1863 insgesamt 54 Hebammen
    • Bei 49.663 Einwohnern entfällt auf 919 Seelen der Bevölkerung 1 Hebamme [3]

Apotheken

Bis zur Mitte des 19. Jahrhundert wurden Arzneimittel, nicht zuletzt wegen der mangelhaften Versorgungslage und Preisgestaltung, nicht nur von Apothekern, sondern auch von Materialisten und Spezereiwarenkrämern verkauft. Angeboten wurden dabei nicht nur Simplizien als unvermischte und einfache natürliche Mittel, sondern auch freie Kompositionen mineralischen, pflanzlichen und tierischen Ursprungs. Bestehende Monopole der Apotheker waren in der Praxis aus unterschiedlichen Gründen nicht immer durchsetzbar.

  • 1859 bis 1861 Apotheken 4 Personen
    • Bei 49.663 Einwohnern entfällt auf 12.415 Seelen der Bevölkerung 1 Apotheker

Gehilfen und Lehrlinge (Apotheker)

  • 1858 / 1863 insgesamt 5 [3]

Einzelne Markierungen

  • 1713 Alte Apotheke in Recklinghausen
  • 1774 Hirsch Apotheke in Dorsten von Rhodius
  • 09.07.1806 Gesuch des Apothekers Peter Wilhelm Ludwig Döring aus Bochum zur Errichtung einer Apotheke in Buer, danach Prüfung und Vereidigung vor dem "Landphisikus" Servaes in Recklinghausen, 3.04.1807 Eröffnung der Alten Apotheke in Buer als "Herzoglich Arenbergisches Privileg".
  • 12.05.1808 Alte Apotheke in Waltrop, von Johann Becker aus Buer
  • 18.08.1864 Apotheker Joseph Hartmann aus Gescher erhält die Konzession zur Errichtung einer Apotheke in Bottrop.
  • 1900 Herten Gründung einer Apotheke in Herten
  • 1902 Datteln erhält eine Zweigapotheke der Olfener Apotheke, geleitet von Apotheker Ernsing

Tierärzte

  • 1858 / 1863 approbierte Tierärzte 1. Klasse 1 Person
    • Bei 49.663 Einwohnern entfällt auf 49.663 Seelen der Bevölkerung 1 Tierarzt [3]

Wirtschaft

Steingruben

Lage der Steingruben zwischen Haltern und Recklinghausen in der Haard 1854. Bei dem eiförmigen Waldgebiet am unteren Bildrand handelt es sich um die Hülsberger Mark

Zwischen Haltern und Recklinghausen existierten um 1854 noch eine ganze Reihe von Steingruben zum Abbau von Raseneisenstein, Bau- und Werksteinen. Hier begann mit der neuen Postverbindung der Strecke Bochum - Recklinghausen - Haltern im Jahre 1834 der Ausbau der Kreisstraßen im Kreis Recklinghausen. Hier und im Lippebett wiurden bereits hunderte von Jahren vorher Steine gehauen (Name Steinhauer) und gebrochen. Diese Steine waren zum Hausbau eingesetzt worden oder als Böden für Dreschtennen verlegt worden. Ihre Qualität war stark unterschiedlich. Manch ein Eigenbehöriger hatte mit dieser Naturalleistung sein Pachtquant gegenüber seinem Gutsherrn abgedeckt (Rechnungsbuch Haus Ostendorf)

Das Material der Steine unterschied sich nach dem Haardsandstein und Stimmbergsandstein und wurde in dieser Zeit ebenso zum Kirchbau (Datteln) eingesetzt als auch zur Verschönerung der Rahmen an Haustüren und Fenstern an Bürgerhäusern.

Verkehrswesen

Straßen- und Wegebau

Eine wesentliche Verbesserung des Wegebaus im Kreis Recklinghausen wurde eingeleitet mit der Einführung der neuen Postverbindung auf der Straße Bochum - Recklinghausen - Haltern im Jahre 1834. Der alte Weg lag durchgängig tiefer als das anliegende Ackerland und Teilstrecken waren Hohlwege auf dieser Linie, welche bei Regenwetter als Abzugsgräben dienten. Daher wurde die neue Straße auf die Höhe verlegt und nur unmittelbar vor der Stadt Recklinghausen mußte der alte Hohlweg zunächst beibehalten werden.

Der Bau wurde an der Lippebrücke bei Haltern begonnen, da die Zufahrwege für die Bausteine aus der Haardt hier am kürzesten waren und die fertigen Straßenstücke sofort als Zufahrtswege weiterer Materialien zum Ausbau eingesetzt werden konnten. Mit dem Fortschritt des Wegebaus wurden gleichzeitig zur Finanzierung an geeigneten Plätzen Wegegeld-Hebungsstellen eingerichtet.

Weiterhin erwähnenswert ist nur noch der Ausbau der Straße von Oberhausen nach Dorsten, welche Ende 1841 verfügt wurde. Der Weg von Essen nach Horst wurde im gleichen Jahr in Angriff genommen. Erst durch Beschluß der Kreisvertretung entfiel ab dem 01.07.1890 die Erhebung der verkehrhindernden Chausse-Brückengelder.

Vorplatz des Hauptbahnhofs Recklinghausen zwischen 1930 / 32 als Kreuzungspunkt von 4 Verkehrsmitteln: Pferd und Wagen, Auto, Bahn und Straßenbahn

Straßenausbau, Übersicht:

Kreis Recklinghausen Zeitpunkt Jahr: Weglänge
Kreischausseen in 1889: 44,64 km
Kreischausseen Ende 1899: 68,98 km
Kreischausseen Ende 1901: 87,50 km
Kreischausseen Ende 1904: 118,41 km
Kreischausseen Ende 1907: 147,98 km

Kunststraßen
Ab etwa 1870 konnten Kunststraßen im Kreisgebiet mit Hilfe von Dampfwalzen angelegt werden. Sie ersetzen die zuvor eingesetzten, meist von Pferden gezogenen Walzen. Mit ihrer Hilfe erfolgte eine bessere Verdichtung des Untergrundes und der aufgebrachte Steinschlag wurde glatt wie Estrich. Der leicht erhöhte Fahrdamm der Chausseen im Kreis wurde zunächst aus Bruchsteinen aus der Haardt oder Basalsteinen hergestellt. Beidseitig befanden sich Kieswege für Fußgänger und Straßengräben nahmen abfließendes Regenwasser auf. Unterschiedliche Laubbäume wurden zu beiden Seiten angepflanzt. Daneben konnten Schienenstränge für die elektrische Straßenbahn verlegt werden.

Pferd und Wagen, Auto und Bahn

Ein Blick zurück: "Leben mit Pferd und Taxi am Hauptbahnhof 1930/35" Am linken Bildrand in der Mitte sehen wir ein Pferdefuhrwerk über die Schienen der Straßenbahn und dem Kopfsteinpflaster in Richtung Oer ziehen. 4 Taxen warten auf Fahrgäste vor dem Hauptbahnhof. Ein Trupp von Menschen kam gerade mit der Straßenbahn an und will mit dem Zug weiterfahren. Parkplatzprobleme sind nicht erkennbar.

Am 01.01.1870 war die 67,8 km lange Bahnstrecke Wanne - Recklinghausen - Haltern - Münster dem Verkehr übergeben worden, die Gebäude waren also nicht älter als etwa 60 Jahre. Zum 01.03.1874 schloß sich in Haltern die Bahnlinie nach Hervest Dorsten - Wesel mit 41,1 km an, 1879 kreuzte sich diese Strecke mit der Bahnlinie Oberhausen - Bottrop - Dorsten - Coesfeld und 1880 war die Bahnlinie Wanne - Dorsten - Winterswyck dazu gekommen.

Postwesen im Kreis Recklinghausen

Die Vorläufer der staatlichen Postanstalten waren Boteneinrichtungen. Der Sitz des vestischen Postbotenamtes war im 18. Jhdt. Buer, es war zuständig für die Briefverteilung. Die Fahrpost ...

Brennpunkt deutscher / europäischer Wasserstraßen

Es bestand zunächst der Plan einer Verbindung der nordwärts fließenden Ströme Rhein, Weser und Ems durch einen Mittellandkanal in westöstlicher Richtung - Zunächst Bau eines Kanals von Dortmund über Henrichenburg-Münster, an der Ems entlang zu den Nordseehäfen, 1899 vollendet (Dortmund-Ems-Kanal).

Einweihung des Dortmund - Ems Kanals durch Kaiser Wilhelm II.

Bis 1914 Verbindung des Kohlegebiets zwischen Duisburg und Flamm durch den Rhein-Herne- und den Datteln-Hamm-Kanal. Letzterer kreuzt den Dortmund-Ems-Kanal in der gemeinsamen Strecke von Meckinghoven bis zur Zeche Emscher-Lippe in Datteln

Infolge starker Belastung dieser Strecke Bau des Kanalstückes Wesel-Datteln. Erst 1938 Fertigstellung des ursprünglichen Projekts, der Querverbindung mit der Elbe - Einschnitt von Meckinghoven-Oberwiese maßgebend für die Brennpunktbildung von Kanälen im Ostvest.

Vestische Straßenbahn

Schon im Jahre 1882 wurde von einem Berliner Konsortium der Antrag auf Einrichtung einer Straßenbahn mit Dampfbetrieb von Recklinghausen nach Herne gestellt.

Antrag auf Pferdebahn

Den Recklinghäusern ging die Entwicklung mit Eisenbahn und Dampfmaschinen zu schnell: Daher reichte 1882 eine Anzahl Bürger der Stadt Recklinghausen eine Petition bezüglich der Anlage einer Pferdebahn ein, wie auch die Stadtverordneten eine Verbindung mit Herne zu protegieren beschlossen (Quelle: Verwaltungsbericht 1895/96)

1923-1925 vor der Beschlagnahme gesichert

Erst mit der Eröffnung der ersten Straßenbahnlinie "Recklinghausen - Herten - Wanne" im Jahre 1901, deren Verlängerung erst 1907 bis zum Steintor erfolgte, wurde das Kreisgebiet für den Nahverkehr systematisch erschlossen.

  • Um die Autobuszüge während der Ruhrbesetzung 1923-1925 vor der Beschlagnahme zu sichern, wurden die Fahrzeuge in das unbesetzte Gebiet nach Münster überführt und während dessen zur Errichtung verschiedener Autobuslinien im Münsterland verpachtet.

Kirchliche Verwaltungsgliederung

Vielfach werden kirchliche Unterlagen (z.B. Dispense) bei übergeordneten kirchlichen Einrichtungen aufbewahrt. Daher sind auch diese Strukturen bedeutungsvoll.

Katholische Kirche, Dekanate

Im Jahre 1938 bestanden folgende katholischen Dekanatsbezirke:

  • 1. Bottrop (seit 1916) mit 7 Pfarreien, 1ner Rektoratgemeinde, 61.010 Katholiken;
  • 2. Buer (seit 1916) mit 8 Pfarreien, 2 Rektoratgemeinden (seit 1949 Pfarreien), 57.215 Katholiken;
  • 3. Datteln (seit .1916) mit 10 Pfarreien, 5 Rektoratgemeinden, 36.448 Katholiken;
  • 4. Dorsten (seit 1864) mit 10 Pfarreien, 5 Rektoratgemeinden, 32.929 Katholiken;
  • 5. Gladbeck (seit 1916) mit 7 Pfarreien, 1 Rektoratgemeinde, 47.595 Katholiken;
  • 6. Herten (seit 1927) mit 7 Pfarreien, 2 Rektoratgemeinden, 34.863 Katholiken;
  • 7. Recklinghausen mit 10 Pfarreien, 7 Rektoratgemeinden, 6 von diesen wurden 1949 selbständige Pfarrbezirke, 62.631 Katholiken;
    • Die Kirchengemeinden Haltern, Sythen, Hullern und Lippramsdorf gehörten zum Dekanat Dülmen.

Evangelische Kirche, Kreissynoden

Gleichzeitig (1938) bestanden folgende evangelische Kirchengemeinden (in Klammem das Jahr der Gründung, die Seelenzahl von 1933):

  • Recklinghausen (1848), 13.350
  • Dorsten (1854), 2.910;
  • Haltern (1.857);
  • Horst (1882), 10.025;
  • Bottrop (1884), 19.510;
  • Buer (1888), 16.175;
  • Recklinghausen-Süd (Bruch) (1893), 8.040;
  • Gladbeck (1893), 22.800;
  • Herten (1896), 8.330;
  • Buer-Erle (1898), 13 200;
  • Waltrop-Datteln (1899),
    • Waltrop (1920), 2.400;
    • Datteln (1920), 7.800;
  • Scherlebeck (1903), 5.270;
  • Resse (1906), 6.500;
  • Marl-Hüls (1914),
    • Marl (1920), 7.900;
    • Hüls (1920), 5.600;
  • Hochlarmark (1914), 2.390;
  • Westerholt-Bertlich (1918), 3.720;
  • Erkenschwick (1920), 5.100;
  • Hervest (1921), 3.150;
  • Holsterhausen (1921), 2.360;
  • Buer-Hassel (1922), 8.300;
  • Buer-Scholven (1922), 3.900;
  • Suderwich (1924), 2.500.

Von diesen 24 Gemeinden des Jahres 1938 gehören 18 der Kreissynode Recklinghausen, 6 der Kreissynode Gelsenkirchen an (Buer, Buer-Erle, Buer-Hassel, Buer-Scholven, Resse, Horst).

Geschichte des Vestes Recklinghausen

Die Geschichte des Vestes Recklinghausen als Vorläufer des Kreises Recklinghausen ist unter dem Artikel Vest Recklinghausen ausführlich dargestellt. Dort befinden sich die Hauptinformationen über Land, Leute, Gegebenheiten im und Einflüsse in und um das Vest Recklinghausen

Vestische Zeitschrift seit 1891

Seit 1891 besteht diese Reihe als heimat- und personengeschichtliche Quelle ersten Ranges. Ihr Schwerpunkt bildet zwar das Vest und der Kreis Recklinghausen, aber auch das Umfeld rund herum findet sich in den Veröffentlichungen wieder.

Aus dem 3. Orts-, Personen und Sachregister betreff den Kreis Recklinghausen, für die Bände 41-65 von 1934 bis 1963 (weitere und frühere Daten mit Index unter Vest Recklinghausen.

Vestischer Kalender seit 1923

Seit 1923 besteht diese Reihe von populären heimat- und personengeschichtlichen Beiträgen aus der Region und ihren Lokalitäten. Bilder, Gedichte, Geschichten und Beiträge zeichnen ein interessantes Bild von Land und Leuten des vestischen Raumes.

Aus dem Inhalt der Ausgaben 1923 - bis 1992 hier unter Index.

Bibliografie

Genealogische Bibliografie

Weitere Bibliografie

Oft werden in Archiven oder Archiv-Landes-/Universitätsbibliotheken noch nicht in Online-Katalogen erfaßte Bücher oder Arbeiten gefunden, welche das Thema dieser Seite berühren. Solche Funde und Fundorte sind für andere Heimat- und Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, den Vollen Text im Original einzusehen um über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen oder über das lokale Umfeld mehr in Erfahrung zu bringen. Auf der folgenden Seite können Sie ihren Fund eintragen oder finden.

Archive und Bibliotheken

Archive

Kreisarchiv Recklinghausen

  • Kurt-Schumacher-Allee 1, D-45657 Recklinghausen, Telefon: 02361-534107, Telefax: 02361-534284
2005 Beständeübersicht
  • Archivgut eigener Herkunft, im eigenen Archiv
Bestand A
  • Provinziallandtag, Kreistag, Kreisausschuß; Beamte und Angestellte; Vermögen und Schulden; Kassen- und Rechnungswesen; Beteiligungen; Landwirtschaftsschulen; Sparkassenangelegenheiten; chemisches Untersuchungsamt; Verwaltung der Städte, Ämter und Gemeinden; Bürgermeister und Beigeordnete; Bürgermeisterversammlungen; Jahresberichte; Kassenrevisionsverband; Bezirksveränderungen; Gemeindesteuern; Personenstands-, Schul- und Polizeiangelegenheiten; Wohnungsfüsorge; Landwirtschaft; gewerbliche Anlagen; Kreiswohlfahrtsämter; Fürsorge aufgrund der RFV, für Kriegs- und Arbeitsopfer, Geisteskranke, Krüppel usw.; Jugendpflege; Heime; Hebammen; Tuberkulose; Straßenbahn; Kreiskommunalkasse; Bau des Haardheimes; Kreishaus, dies geführt bis 1970.
Bestand B
  • Arbeitsdienstmaßnahmen 1931-1939
Bestand C
  • 800 Akten allgem. Verwaltung 1932-1953
Bestand D
  • 3.000 Akten Grundstücksverträge 1943-1960
laufende Verwaltungsregistratur
  • 20.000 Stehordner und 80.000 Pendelhefter
Online

2005: Stadt- und Vestisches Archiv Recklinghausen

  • Mit seinen fast 6 000 mittelalterlichen Urkunden, seinen umfangreichen Beständen an Akten, Karten, Fotos, Zeitungen und sonstigen Datenträgern zur Geschichte des Vestes und der Stadt Recklinghausen ist das Stadtarchiv Recklinghausen eines der wertvollsten und größten kommunalen Archive Westfalens.
    • Die älteste aufbewahrte Urkunde ist die Gründungsurkunde des Klosters Flaesheim aus dem Jahre 1166. Das Zeitungsarchiv umfasst zur Zeit etwa 2 850 Bände aller im Kreis Recklinghausen erschienenen und erscheinenden Zeitungen. Dieser Bestand wird ergänzt durch eine Zeitungsausschnitt-Sammlung, die mehr als 31 250 Ausschnitte umfasst.
    • Über 61 000 Fotos, Dias und Filme dokumentieren die moderne geschichtliche Entwicklung Recklinghausens. Historische Graphiken ergänzen das Fotomaterial.
    • Fast 57 000 Akten aus dem 15. Jahrhundert bis in die unmittelbare Gegenwart halten das geschichtliche Geschehen in der Stadt und im Vest Recklinghausen fest. Zahlreiche Plakate mit Bezug auf Recklinghausen ergänzen die Schätze des Stadtarchivs.
      • In einem 60 m² großen Benutzerraum steht Nutzerinnen und Nutzern ein separater Arbeitsplatz zur Verfügung. Das Stadtarchiv verfügt über einen beleuchteten Reprotisch, 4 Lesegeräte für 35 mm Rollfilm sowie Microfiches, ein Kopiergerät einen Microfilm-Scanner und einen Foto-Scanner.
      • Archivführungen nach Vereinbarung Email: Stadtarchiv@recklinghausen.de
        • Anschrift: Stadt- und Vestisches Archiv Recklinghausen, Hohenzollernstr. 12, D-45659 Recklinghausen, Telefon: 02361-501902, Telefax: 02361-501234, E-mail: stadtarchiv-recklinghausen@t-online.de
        • Öffnungszeiten: Montag 8:30 - 15:30 Uhr,Dienstag geschlossen, Mittwoch 8.30 - 15.30 Uhr, Donnerstag 8:30 - 18:00 Uhr, Freitag 8:30 - 12:00 Uhr

Staatsarchiv Münster

  • Staatsarchiv Münster (STAM), Herzogtum Arenberg / Militaria,
    • darin Geburtstabellen der Kirchspiele des Vestes u. d. Amtes Dülmen 1783 ff.

Archivalien Vest Recklinghausen etwa 1813-1816

Die Akten betreffen das Vest Recklinghausen, welches nach der Einrichtung der Provinzen Rheinland und Westfalen vom Kreis Essen getrennt wurde. Sie sind denen der Unterpräfektur im Arrondissement Essen angegliedert.


Private Informationsquellen- und Suchhilfeangebote

Auf der nachfolgenden Seite können sich private Heimat- Familienforscher eintragen, die in diesem Ort Forschungen betreiben und/oder die bereit sind, anderen Heimat- und Familienforschern Informationen, Nachschau oder auch Scans bzw. Kopien passend zu diesem Ort anbieten. Nachfragen sind ausschliesslich an den entsprechenden Forscher zu richten.

Weblinks

Offizielle Webseiten

Genealogische Webseiten

Historische Webseiten

Weitere Internetseiten

Kreise und kreisfreie Städte im Regierungsbezirk Münster (Bundesland Nordrhein-Westfalen)
Kreise: Borken | Coesfeld | Recklinghausen | Steinfurt | Warendorf
Kreisfreie Städte: Bottrop | Gelsenkirchen | Münster
bis 1975 außerdem die Kreise: Ahaus | Beckum | Lüdinghausen | Münster | Tecklenburg


Informationen aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

  1. Quelle: Bahlmann, Dr. P.: Der Regierungsbezirk Münster...(Aschendorff 1893)
  2. Literatur:
    Handbuch für den preußischen Staat 1938
    Gemeindelexikon des Deutschen Gemeindetages 1937.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 Quelle:Reitzenstein, v: Statistische Darstellung des Kreises Recklinghausen, Reg.-Bez. Münster (Reichartz, Dorsten 1863)