Isselburg

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Isselburg: historisch – familienkundliche Entwicklung im lokalen und regionalen Zusammenhang, Land und Leute, Siedlung, Sprache, Kirche, Bibliografie, Archive, Quellen, Hinweise...

Hierarchie: Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Wappen - Portal:Westfalen-Lippe > Regierungsbezirk Münster > Kreis Borken > Isselburg

Name

Yselberge (1358), Isselborch, Iselborg (1417), Iselborgh (1448), Isselborg (1468).

Landschaftslage

[1]Stand 1956: Isselburg im Niederrheinischen Tiefland liegt in etwa 16 m Höhe auf dem linken (südlichen) Ufer der Issel (Jjssel) inmitten weiter, von zahlreichen kleinen Wasserläufen durchzogener feuchter Grünlandflächen, die 1956 etwa 50 % aller landwirtschaftlichen Nutzflächen in der Isselebene einnehmen. Im Westen erheben sich zwischen den vielen Wassergräben (früher z. T. klevische Grenzwehren) um das durch Zäune in Streifen eingeteilte meliorierte Bruchland mit seinen zahlreichen Einzelhöfen und „Kathen" nur um wenige Meter die waldbedeckten Dünen der Nachbargemeinde Vehlingen. Isselburg war klevische Grenzfeste gegen münsterisches Gebiet und ist noch 1854 durch einen 2 km breiten, hart nördlich und östlich der Stadt jenseits der Issel beginnenden Streifen westfälischen Provinzialgebietes, mit Anholt (3 km nordwestl.) als Mittelpunkt, von den Niederlanden geschieden.

Ortschaftsursprung

1358 wird Isselburg als Bauerschaft im Kirchspiel Millingen genannt; vor 1410 wurde die Burg von den Grafen von Kleve als Schutzwehr für die östliche Grenze des Landes Hetter erbaut; im Anfang des 15. Jhdt. stärkere Besiedlung der Ortschaft infolge der von den Grafen von Kleve durchgeführten Urbarmachung von Bruchland.

Stadtgründung

Freiheit Isselburg 1431 zuerst erwähnt, durch Herzog Adolf I. als klevische Grenzfeste 1441 zur Stadt erhoben, bestätigt durch König Wilhelm von Preußen 1713.

Stadt als Siedlung

Bauliche Entwicklung

Befestigung wohl bei der Stadterhebung 1441. Starke doppelte Mauern, 4 Rundtürme und 3 Tore : groote Poort, Bowen Poort und Katten Poort. Nur ein Rundturm auf dem Hof der kath. Volksschule ist 1956 erhalten. Die befestigte Stadt hatte eine Größe von 11 Morgen 99 Ruten preußisch. Sie wuchs im 19. Jhdt. in Richtung Hütte und Bahnhof über den alten Stadtkern hinaus.

Gebäude

Klevische Landesburg erbaut vor 1410, Turm 1417, bis auf den Turm zerstört 1624. Später wurde ein Schloß auf der gleichen Stelle erbaut, Wohnung der brandenburgischen Drosten, abgebrochen im 18. Jhdt. Kapelle im 15. Jhdt. vorhanden. Die Pfarrkirche wurde 1570 luth., zerstört 1624, ein Neubau ging 1779 zugrunde, aber Turm von 1777 erhalten; Neubau der ev. Pfarrkirche 1832 vollendet als einfacher Saalbau. Ref. Kirche war seit 1689 vorhanden. Kath. Pfarrkirche St. Bartholomäus 1785, durch neuen einschiffigen Kreuzbau ersetzt 1877/78. St.-Elisabeth-Hospital vollendet 1900.

Brände

Brände 1624, 1672, 1697. Die Stadt wurde jedes Mal bis auf wenige Häuser zerstört.

Bevölkerung

Ältere Einwohnerzahlen

1721: 389 Einwohner (E.), 1740: 350 E., 1756: 359 E., 1763: 277 E., 1777: 308 E., 1787: 341 E.

Bevölkerungsverzeichnisse

  • Kirchenbücher: (rk.) 1786 ff. Taufe, Heirat Sterberegister
  • Kirchenbücher: (luth.) (1636-1709 Kriehsverlust), 1709-1828 Taufe, Heirat Sterberegister m. Register
  • Kirchenbücher: (ref.) 1681-1828 m. Register
  • Kirchenbücher: (un.) Taufe, Sterben 1838 ff., Heirat 1828-69, 1943 ff., 1870-1942 (Familienregister Cabinenberg, Hormann, Römer, Westerhoff, Terlinden)
  • Isselburg (Bürgermeisterei) im Adreßbuch für den Regierungsbezirk Düsseldorf 1842

Personenstandsarchiv Brühl

  • 1820-1874 (rk.) Geburten, Heiraten, Tote
  • 1822-1828 (luth.) Geburten, Heiraten, Tote
  • 1822-1828 (ref.) Geburten, Heiraten, Tote
  • 1829-1874 (ev./un.) Geburten, Heiraten, Tote

Jüngere Einwohnerzahlen

1816: 481 Einwohner (E.), 1830: 660 E., um 1845: 958 E., 120 Häuser, 1867: 1.140 E., 1871: 194 Häuser und 1.132 E. (davon 731 ortsgebürtig; 580 m., 552 w.); 1885: 232 Häuser und 1.562 E. (davon 798 m., 764 w.), 1890: 1.736 E., 1900: 2.235 E., 1910: 2.241 E., 1925: 2.218 E., 1933: 2.167 E., 1939: 2.211 E., 1946: 2.443 E., 1950: 2.530 E. (Stadtkern: 1826 E.).

Sprache

Die niederfränkische Mundart als Umgangssprache in Isselburg liegt im Raume Duisburg-Kleve, der für (wir, ihr, sie) mähen nicht -et sondern -en spricht und für 'euch' oh, 'ihr' eh; weitere Kennzeichen etwa : Gansen 'Gänse', Fleiß 'Fleisch', weh bönt 'wir sind'.

Wirtschaft

Handel u. Gewerbe

Stand 1956: Haupterwerb im 16. Jh. die Weberei (18 Leinewebereien 1721). Töpfereien bis Ende des 19. Jhdts. in Großbetrieben mit Absatz zum Ruhrgebiet und nach Holland. Die Glockengießerei der Familie Vogt lieferte im 18. Jhdt. Glocken bis zu 50 Zentner nach Dortmund, Elberfeld und Viersen. Auf der Grundlage örtlicher Raseneisenerzvorkommen wurde 1794 die sehr wichtige Isselburger Eisenhütte gegründet, 1956 mit angeschlossenem Emaillierwerk, Lieferung von Halbfabrikaten. Töpferei, Glockengießerei und Eisenhütte, ferner 3 Jahrmärkte um 1845 genannt. 1956 auch Herstellung von Landmaschinen sowie in handwerklichen Betrieben Fertigung von Holzschuhen und Steingutwaren. Betonwarenfabrik und Dachplattenziegelei seit 1945. Zahlreiche, besonders weibliche Arbeitskräfte sind noch 1956 in der Textilindustrie in Bocholt und in Gendringen (Holland) beschäftigt. 1956 Krammärkte 14 Tage nach Pfingsten und Sonntag vor Bartholomäus.

Verkehr

Stand 1956: Isselburg liegt an der Bundesstraße Rees -Isselburg- Bocholt-Münster, ferner Landstraßen nach Anholt (-Holland) und Wesel. Nebenbahn Empel-ReesI. -Anholt- Bocholt-Münster (1901). Ferner eine holländische Tramlinie Isselburg -Anholt- Gendringen (Holland).

Umgebungsbedeutung

Das Geschäftsleben Isselburgs ist schwach entwickelt, sein Einfluß beschränkt sich auf das engere Gemeindegebiet und teilweise auf den westfälischen Streifen zwischen Isselburg und der niederländischen Grenze, den es 1956 zusammen mit Anholt versorgt. Es ist 1956 eine Arbeitersiedlung mit guten Verbindungen nach Bocholt und Emmerich.

Verwaltung

Rat

Die Bürgerschaft wählte in jedem Jahre 4 Gemeindeleute oder bestätigte die alten. Diese ernannten 7 Schöffen, wählten einen davon zum Bürgermeister, andere zu Kirchmeistern und Provisoren.

Gericht

Isselburg. unterstand um 1400 noch dem klevischen Gericht Millingen. Laut Stadtrecht von 1441 versah der Amtmann die Gerichtsbarkeit in der neuen Stadt, soweit sie nicht dem Landesherrn und der Stadtobrigkeit vorbehalten war. Die Bauerschaft Isselburg ist nicht zum Gericht der Freiheit und der Stadt gezogen worden. Nur die Häuser der Bürger in der Stadt sind mit den dazugehörigen außerhalb gelegenen Gütern als Erbzinsgüter besonderer Freiheit teilhaftig geworden. Isselburg gehörte 1612 als Gerichtsamt Stadt Isselburg zum Amte Hetter, Landdrostenamt Kleve. Bei der Neuordnung und Zusammenlegung der Gerichtsbezirke 1753 blieb das Richteramt Isselburg. auf altem Fuße. Die Stadt Isselburg gehörte zum Richteramt Isselburg und appellierte seit 1441 nach Calkar.

Verwaltungsgemeinschaft

Landesherrschaft

Landesherren

Isselburg war im 15. Jhdt. wiederholt Amtssitz des Drostamtes Hetter, 1502-14 und seit 1523 Amtssitz der Ämter Isselburg, Amt Aspel, Rees und Hetter. Das Herzogtum Kleve kam aber 1609 an Brandenburg-Preußen. Als nach dem Provisional-Teilungsvertrag von 1624 Brandenburg das Herzogtum Kleve erhielt, wurde Isselburg von diesem abgetrennt und an Pfalz-Neuburg gegeben. Später kam Isselburg aber wieder an Kleve zurück und damit an Preußen.

Kriegerische Ereignisse

1450 von den Münsterschen erobert, 1598 von Spaniern, 1600 von den Herren von Meverden und 1624 nochmals von Spaniern, 1672 von Franzosen.

Zeitzeichen 1895

Kriegswesen

Wehrhoheit

Schon vor Mitte des 15. Jhdts. oblag die Verteidigung von Schloß und Freiheit Isselburg der Burgbemannung, für die der Droste zu Isselburg zu sorgen hatte.

Siegel, Wappen, Fahne

Wappen ab 1975
Isselburg1.jpg Beschreibung:

Alt-Wappen: In Grün ein silberner gezinnter Torturm mit flachem roten Kuppeldach, das von einer Laterne bekrönt wird; unten seitliche rotbedachte Anbauten.

Siegel Ein Schöffen( ?)- Siegel (1505, 1578) zeigt ein innerhalb einer Zinnenmauer liegendes viereckiges niedriges Gebäude (Gemeindehaus?) mit Zeltdach und gotischem Dachreiter. Im 19. Jh. hat ein Siegel des Bürgermeisteramts den preußischen Adler über einem Schilde, das auf Boden einen großen gezinnten Torturm mit seitlichen Anbauten zeigt.

Finanzwesen

Steuern

Isselburg war finanziell wenig leistungsfähig und letzte auf der Steuerliste der klevischen Städte. Die Bürger waren an den Bruchschlägen der Freiheit renten- und anteilsberechtigt. Ebenso stand ihnen die sogenannte „Dierthe“ als Gemeindewiese zur Verfügung (um 1900 verkauft). Brüchten und Kören, welche die Stadt angingen, konnte sie selbst auspfänden lassen. Die anderen Brüchten wurden vom Amtmann eingezogen.

Stadtgebiet

  • 1787 und 1885: 371 ha (davon 1885: 140 ha Acker, 74 ha Wiese, 33 ha Wald), 1950: 374 ha.
  • 1975 kommunale Neuordnung: Stadtgründung aus den Städten Anholt, Isselburg, Werth und den Gemeinden Herzebocholt (westfälisch), Heelden und Vehlingen (rheinisch), sowie einem kleinen Teil von Wertherbruch.

Kirchenwesen

Bistümer seit Mittelalter

Im Mittelalter Erzbistum Köln, Archidiakonat des Propstes von St. Viktor in Xanten, Dekanat Xanten, heute Bistum Münster, Dekanat Rees. Isselburg war Kapelle mit Pfarrechten unter Millingen im 15. Jhdt.

Reformation

Die Pfarrkirche war seit 1570 im Besitz der Lutheraner, damals trat die ganze Gemeinde mit Ausnahme einer Familie zum lutherischen Glauben über. Reformierte Gemeinde mit eigenem Prediger seit 1648, eigenes Gotteshaus 1689; sie gehörte zur Weseler Klasse.

Bekenntnisse

15 c 1871: 582 Kath., 542 Ev., 1885: 891 Kath., 664 Ev., 1917: 1.450 Kath., 890 Prot., 1946: 64% Kath., 1950: 1.625 Kath., 920 Prot.

Wohlfahrtspflege

Krankenhaus St.-Elisabeth-Hospital der kath. Kirchengemeinde vollendet 1900. Altersheim der ev. Kirchengem. seit Ende 19. Jhdt.

Bildungswesen

Schulen

Lutherische Elementarschule mit 1 Lehrer und reformierte Elementarschule mit Unterricht durch Stadtsekretär bis 1808, beide zur Stadtschule vereinigt 1809, 1956 ev. Volksschule mit 3 Klassen. Kath. Volksschule gegründet 1834, 1956 mit 5 Klassen.

Archive

Bibliografie

  • Bayer, Paul: Gesch. der Stadt I. (1927?).
  • Clemen, P.: Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Kreis Rees (1892).
  • Ilgen, Th. Quellen zur inneren Gesch. der rheinischen Territorien, Hzt. Kleve I, Publikationen der Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde Bd. 38 (1921).
  • Lohmann, Anton: Geschichtliche Nachrichten über Isselburg, ein Rückblick beim Neubau der Katholischen Kirche daselbst, Isselburg i. S., Selbstverl., (1878), Online
  • Neuse, H.: Studien zur niederrheinischen Dialektgeographie in den Kreisen Rees, Dinslaken, Hamborn, Mülheim, Duisburg. DDG 8 (1915).
  • Schwind, Martin: Landschaft und Grenze. (1950)
  • Tietzsch, Karlheinz: Der Landkreis Rees, in: Die Landkreise in Nordrhein-Westfalen, Reihe: Nordrhein, hg. von der Landesplanungsbehörde (1952/53).

Bibliografie-Suche


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Bis 1975: Dingden |

Fußnoten

  1. Artikelquelle: Deutsches Städtebuch / hrsg. von Erich Keyser; Bd. 3,2 = Westfalen, Westfälisches Städtebuch, 1954

Internetlinks

Offizielle Internetseiten

Genealogische Webseiten

Historische Webseiten

Zufallsfunde

Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden.


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