Isselburg
Hierarchie
Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Regierungsbezirk Münster > Kreis Borken > Isselburg
Name
Yselberge (1358), Isselborch, Iselborg (1417), Iselborgh (1448), Isselborg (1468).
Landschaftslage
Stand 1954: Isselburg im Niederrheinischen Tiefland liegt in etwa 16 m Höhe auf dem linken (südlichen) Ufer der Issel (Jjssel) inmitten weiter, von zahlreichen kleinen Wasserläufen durchzogener feuchter Grünlandflächen, die 1954 etwa 50 % aller landwirt¬schaftlichen Nutzflächen in der Isselebene ein¬nehmen. Im Westen erheben sich zwischen den vielen Wassergräben (früher z. T. klevische Grenzweh¬ren) um das durch Zäune in Streifen eingeteilte meliorierte Bruchland mit seinen zahlreichen Einzelhöfen und „Kathen" nur um wenige Meter die waldbedeckten Dünen der Nachbargemeinde Veh¬lingen. Isselburg war klevische Grenzfeste gegen münsterisches Gebiet und ist noch 1854 durch einen 2 km breiten, hart nördlich und östlich der Stadt jen¬seits der Issel beginnenden Streifen westfälischen Provinzialgebietes, mit Anholt (3 km nordwestl.) als Mittelpunkt, von den Niederlanden geschie¬den.
Ortschaftsursprung
1358 wird Isselburg als Bauerschaft im Kirchspiel Millingen genannt; vor 1410 wurde die Burg von den Grafen von Kleve als Schutzwehr für die östliche Grenze des Landes Hetter erbaut; im Anfang des 15. Jhdt. stärkere Besiedlung der Ortschaft in¬folge der von den Grafen von Kleve durchge¬führten Urbarmachung von Bruchland.
Stadtgründung
Freiheit Isselburg 1431 zuerst erwähnt, durch Herzog Adolf I. als klevische Grenzfeste 1441 zur Stadt erhoben, bestätigt durch König Wilhelm von Preußen 1713.
Stadt als Siedlung
Bauliche Entwicklung
Befestigung wohl bei der Stadterhebung 1441. Starke doppelte Mauern, 4 Rundtürme und 3 Tore : groote Poort, Bowen Poort und Katten Poort. Nur ein Rundturm auf dem Hof der kath. Volksschule ist 1954 erhalten. Die befestigte Stadt hatte eine Größe von 11 Morgen 99 Ruten preußisch. Sie wuchs im 19. Jhdt. in Richtung Hütte und Bahnhof über den alten Stadtkern hinaus.
Gebäude
Klevische Landesburg erbaut vor 1410, Turm 1417, bis auf den Turm zerstört 1624. Später wurde ein Schloß auf der gleichen Stelle erbaut, Wohnung der brandenburgischen Drosten, abgebrochen im 18. Jhdt. Kapelle im 15. Jhdt. vorhanden. Die Pfarrkirche wurde 1570 luth., zerstört 1624, ein Neubau ging 1779 zugrunde, aber Turm von 1777 erhalten; Neubau der ev. Pfarrkirche 1832 vollendet als einfacher Saalbau. Ref. Kirche war seit 1689 vorhanden. Kath. Pfarrkirche St. Bartholomäus 1785, durch neuen einschiffigen Kreuzbau ersetzt 1877/78. St.-Elisabeth-Hospital vollendet 1900.
Brände
Brände 1624, 1672, 1697. Die Stadt wurde jedes Mal bis auf wenige Häuser zerstört.
Bevölkerung
Ältere Einwohnerzahlen
1721: 389 Einwohner (E.), 1740: 350 E., 1756: 359 E., 1763: 277 E., 1777: 308 E., 1787: 341 E.
Bevölkerungsverzeichnisse
- Kirchenbücher: (rk.) 1786 ff. Taufe, Heirat Sterberegister (Brühl 1820-74)
- Kirchenbücher: (luth.) (1636-1709 Kriehsverlust), 1709-1828 Taufe, Heirat Sterberegister m. Register (Brühl 1822-28)
- Kirchenbücher: (ref.) 1681-1828 m. Register (Brühl 1822-28)
- Kirchenbücher: (un.) Taufe, Sterben 1838 ff., Heirat 1828-69, 1943 ff., 1870-1942 (Familienregister Cabinenberg, Hormann, Römer, Westerhoff, Terlinden)
Jüngere Einwohnerzahlen
1816: 481 Einwohner (E.), 1830: 660 E., um 1845: 958 E., 120 Häuser, 1867: 1.140 E., 1871: 194 Häuser und 1.132 E. (davon 731 ortsgebürtig; 580 m., 552 w.); 1885: 232 Häuser und 1.562 E. (davon 798 m., 764 w.), 1890: 1.736 E., 1900: 2.235 E., 1910: 2.241 E., 1925: 2.218 E., 1933: 2.167 E., 1939: 2.211 E., 1946: 2.443 E., 1950: 2.530 E. (Stadtkern: 1826 E.).
Sprache
Die niederfränkische Mundart als Umgangssprache in Isselburg liegt im Raume Duisburg-Kleve, der für (wir, ihr, sie) mähen nicht -et sondern -en spricht und für 'euch' oh, 'ihr' eh; weitere Kenn¬zeichen etwa : Gansen 'Gänse', Fleiß 'Fleisch', weh bönt 'wir sind'.
Wirtschaft
Handel u. Gewerbe
Stand 1954: Haupterwerb im 16. Jh. die Weberei (18 Leinewebereien 1721). Töpfereien bis Ende des 19. Jhdts. in Großbetrieben mit Absatz zum Ruhr¬gebiet und nach Holland. Die Glockengießerei der Familie Vogt lieferte im 18. Jhdt. Glocken bis zu 50 Zentner nach Dortmund, Elberfeld und Viersen. Auf der Grundlage örtlicher Rasen¬eisenerzvorkommen wurde 1794 die sehr wichtige Isselburger Eisenhütte gegr., 1954 mit angeschlossenem Emaillierwerk, Lieferung von Halbfabrikaten. Töpferei, Glockengießerei und Eisenhütte, ferner 3 Jahrmärkte um 1845 genannt. 1954 auch Her¬stellung von Landmaschinen sowie in handwerk¬lichen Betrieben Fertigung von Holzschuhen und Steingutwaren. Betonwarenfabrik und Dach¬plattenziegelei seit 1945. Zahlreiche, besonders weibliche Arbeitskräfte sind noch 1954 in der Textilindu¬strie in Bocholt und in Gendringen (Holland) be¬schäftigt. 1954 Krammärkte 14 Tage nach Pfingsten und Sonntag vor Bartholomäus.
Verkehr
Stand 1954: Isselburg liegt an der Bundesstraße Rees -Isselburg- Bo¬cholt-Münster, ferner Landstraßen nach Anholt (-Holland) und Wesel. Nebenbahn Empel-Rees¬I. -Anholt- Bocholt-Münster (1901). Ferner eine holländische Tramlinie Isselburg -Anholt- Gendringen (Holland).
Umgebungsbedeutung
Das Geschäftsleben Isselburgs ist schwach ent¬wickelt, sein Einfluß beschränkt sich auf das engere Gemeindegebiet und teilweise auf den westfälischen Streifen zwischen Isselburg und der niederländischen Grenze, den es 1954 zusammen mit Anholt versorgt. Es ist 1954 eine Arbeitersiedlung mit guten Verbindungen nach Bocholt und Emmerich.
Verwaltung
Rat
Die Bürgerschaft wählte in jedem Jahre 4 Gemeindeleute oder bestätigte die alten. Diese ernannten 7 Schöffen, wählten einen davon zum Bürgermeister, andere zu Kirchmeistern und Provisoren.
Gericht
Isselburg. unterstand um 1400 noch dem klevischen Gericht Millingen. Laut Stadtrecht von 1441 versah der Amtmann die Gerichtsbarkeit in der neuen Stadt, soweit sie nicht dem Landesherrn und der Stadt¬obrigkeit vorbehalten war. Die Bauerschaft Isselburg ist nicht zum Gericht der Freiheit und der Stadt gezogen worden. Nur die Häuser der Bürger in der Stadt sind mit den dazugehörigen außerhalb gelegenen Gütern als Erbzinsgüter besonderer Freiheit teilhaftig geworden. Isselburg gehörte 1612 als Gerichtsamt Stadt Isselburg zum Amte Hetter, Land¬drostenamt Kleve. Bei der Neuordnung und Zu¬sammenlegung der Gerichtsbezirke 1753 blieb das Richteramt Isselburg. auf altem Fuße. Die Stadt Isselburg gehörte zum Richteramt Isselburg und appellierte seit 1441 nach Calkar.
Landesherrschaft
Landesherren
Isselburg war im 15. Jhdt. wiederholt Amtssitz des Drost¬amtes Hetter, 1502-14 und seit 1523 Amtssitz der Ämter Isselburg, Amt Aspel, Rees und Hetter. Das Herzogtum Kleve kam aber 1609 an Brandenburg-Preußen. Als nach dem Provisional-Teilungsvertrag von 1624 Brandenburg das Herzogtum Kleve erhielt, wurde Isselburg von diesem abgetrennt und an Pfalz-Neuburg gegeben. Später kam Isselburg aber wieder an Kleve zu¬rück und damit an Preußen.
- < 1806 Königreich Preußen, Herzogtum Kleve
- 1806-1810 Kaiserreich Frankreich, Großherzogtum Berg, Rheindepartement
- 1811-1813 Kaiserreich Frankreich, Lippedepartement, Arrondissement Rees, Kanton Rees, Mairie Isselburg
- 1813-1815 Preußisches Gouvernement Weser-Rhein,
- 1815-1946 Königreich Preußen, Rheinprovinz, Regierungsbezirk Kleve, 1822 Regierungsbezirk Düsseldorf, Kreis Rees
- 1818 Bürgermeisterei Isselbur (Personalunion mit Millingen 1858-1864 u. 1868-1921.
- 1946 Land Nordrhein-Westfalen, ab 1974 Kreis Borken, Regierungsbezirk Münster
Kriegerische Ereignisse
1450 von den Münsterschen erobert, 1598 von Spaniern, 1600 von den Herren von Meverden und 1624 nochmals von Spaniern, 1672 von Franzosen.
Zeitzeichen 1895
- Isselburg (Ysselburg), Stadt in Deutschland, Königreich Preußen, Provinz Rheinland, Regierungsbezirk Düsseldorf, Kreis Rees, an der Alten-Issel
- Zuständigkeit/Einrichtungen: Amtsgericht Wesel, ev. u. kath. Pfarrkirche, Postbezirk, Telegrafenamt
- Einwohner: 1.736
- Gewerbe: Töpferei, Ziegelei, Schuhe (Holzschuhe), Fabrikation (Maschinen) u. Giesserei (Eisen; Isselburger Hütte mit Emaillierwerk).
- Quelle: Hic Leones
Kriegswesen
Wehrhoheit
Schon vor Mitte des 15. Jhdts. oblag die Ver¬teidigung von Schloß und Freiheit Isselburg der Burg¬bemannung, für die der Droste zu Isselburg zu sorgen hatte.
Siegel, Wappen, Fahne
Finanzwesen
Steuern
Isselburg war finanziell wenig leistungsfähig und letzte auf der Steuerliste der klevischen Städte. Die Bürger waren an den Bruchschlägen der Frei¬heit renten- und anteilsberechtigt. Ebenso stand ihnen die sogenannte „Dierthe“ als Gemeindewiese zur Verfügung (um 1900 verkauft). Brüchten und Kören, welche die Stadt angingen, konnte sie selbst auspfänden lassen. Die anderen Brüchten wurden vom Amtmann eingezogen.
Stadtgebiet
- 1787 und 1885: 371 ha (davon 1885: 140 ha Acker, 74 ha Wiese, 33 ha Wald), 1950: 374 ha.
- 1975 kommunale Neuordnung: Stadtgründung aus den Städten Anholt, Isselburg, Werth und den Gemeinden Herzebocholt (westfälisch), Heelden und Vehlingen (rheinisch), sowie einem kleinen Teil von Wertherbruch.
Kirchenwesen
Bistümer seit Mittelalter
Im Mittelalter Erzbistum Köln, Archidiakonat des Propstes von St. Viktor in Xanten, Dekanat Xanten, heute Bistum Münster, Dekanat Rees. Isselburg war Kapelle mit Pfarrechten unter Millingen im 15. Jhdt.
Reformation
Die Pfarrkirche war seit 1570 im Besitz der Lutheraner, damals trat die ganze Gemeinde mit Ausnahme einer Familie zum lutherischen Glauben über. Reformierte Gemeinde mit eigenem Prediger seit 1648, eigenes Gottes¬haus 1689; sie gehörte zur Weseler Klasse.
Bekenntnisse
15 c 1871: 582 Kath., 542 Ev., 1885: 891 Kath., 664 Ev., 1917: 1.450 Kath., 890 Prot., 1946: 64% Kath., 1950: 1.625 Kath., 920 Prot.
Wohlfahrtspflege
Krankenhaus St.-Elisabeth-Hospital der kath. Kirchengemeinde vollendet 1900. Altersheim der ev. Kirchengem. seit Ende 19. Jhdt.
Bildungswesen
Schulen
Lutherische Elementarschule mit 1 Lehrer und reformierte Elementarschule mit Unterricht durch Stadt¬sekretär bis 1808, beide zur Stadtschule vereinigt 1809, 1954 ev. Volksschule mit 3 Klassen. Kath. Volksschule gegründet 1834, 1954 mit 5 Klassen.
Archive
Artikel-Quellen
- Deutsches Städtebuch, Handbuch städtischer Geschichte, Bd. III. Nordwest-Deutschland, II. Westfalen (1954) W. Kohlhammer Verlag Stuttgart
- Adreßbücher, Stadtarchiv
Bibliografie
- Bayer, Paul: Gesch. der Stadt I. (1927?).
- Clemen, P.: Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Kreis Rees (1892).
- Ilgen, Th. Quellen zur inneren Gesch. der rhei¬nischen Territorien, Hzt. Kleve I, Pub¬likationen der Gesellschaft für rheinische Ge¬schichtskunde Bd. 38 (1921).
- Lohmann: Geschichtl. Nachr. über Isselburg (1878).
- Neuse, H.: Studien zur niederrheinischen Dialektgeographie in den Kreisen Rees, Dinslaken, Hamborn, Mülheim, Duisburg. DDG 8 (1915).
- Schwind, Martin: Landschaft und Grenze. (1950)
- Tietzsch, Karlheinz: Der Landkreis Rees, in: Die Landkreise in Nordrhein-West¬falen, Reihe: Nordrhein, hg. von der Landes¬planungsbehörde (1952/53).
Bibliografie-Suche
- Volltextsuche nach Isselburg in der Familienkundlichen Literaturdatenbank
Internetlinks
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Genealogische Webseiten
Historische Webseiten
Zufallsfunde
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