Amtsgericht Ahaus
Amtsgericht Ahaus, Gerichtswesen im Münsterland: In oft kurzen Zeitabschnitten erlebten wir im Münsterland unterschiedliche, oft gegensätzliche politische Systeme: Feudalismus, Einzug der Moderne unter Napoleon, preußisches Kaiserreich, Weimar, NS-Staat, Besatzungsregime die Bundesrepublik. Dabei wurden Rechtsordnungen wie Wäschestücke gewechselt. Was blieb waren die Juristen und nahezu sämtliche Führungsstäbe des jeweiligen Systems, auch auf der regionalen Ebene.
Hierarchie:
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Zeitschiene vor 1803
Frühere Gerichtbarkeit im Fürstbistum Münster
Vor Beendigung der Landesherrschaft des Fürstbistums Münster führte die Regierung die Oberaufsicht über sämtliche Untergerichte durch Beamte der Oberaufsicht. Die Untergerichte waren teilweise im fürstlichen Besitz, teilweise Privatgerichte des Domkapitels, anderer Kooperationen, Städte oder Gutsbesitzer.
Übersicht der Jurisdiktion
Über die Gerichtsherren, Gerichtsbezirke und Orte, wo sich die Gerichtsakten 1864 befanden, verhält sich nachstehende Übersicht:
Landes- und standesherrliche gesetzliche Grundlagen
Sammlung der Gesetze und Verordnungen, welche in dem Königlich Preußischen Erbfürstenthume Münster und in den standesherrlichen Gebieten Horstmar, Rheina-Wolbeck, Dülmen und Ahaus-Bocholt-Werth über Gegenstände der Landeshoheit, Verfassung, Verwaltung und Rechtspflege, welche vom Jahre 1359 bis zur französischen Militair-Occupation und zur Vereinigung mit Frankreich und dem Großherzogthume Berg in den Jahren 1806 und resp. 1811 ergangen sind
Zeitschiene nach 1802
Friedensgerichte und Tribunale
So wie vorstehend waren die Verhältnisse der Jurisdiktion, als durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25.02.1803 das Fürstbistum Münster säkularisiert und unterschiedlichen Landesherren als Entschändigung zugeteilt wurde.
Zunächst blieben Untergerichte im Allgemeinen in ihrer bisherigen Wirksamkeit bestehen und nur für die Obergerichtsbarkeit erfolgten von den neuen Landesherren Abänderungen.
Durch Dekret vom 17.12.1811 wurden sämmtliche bisherigen Gerichtsbehörden aufgehoben und eine mit der französischen übereinstimmende Gerichtsverfassung eingeführt. Jedes Kanton erhielt ein Friedensgericht, jedes Arrondissement ein Tribunal erster Instanz.[2]
Vor die Tribunale gehörten alle streitigen Eigentumsklagen, die nicht von den Friedensrichtern verglichen werden konnten, oder in denen nicht der Präfekturrat zu erkennen hatte. Sie behandelten gleichzeitig die korrektionellen Gegenstände bis zu Strafen von fünf Jahren Gefängnis und streitige Handelssachen.
Friedensgericht 1813 Kanton Ahaus
- Das Friedensgericht im Kanton Ahaus war in der ersten Hälfte 1812 noch nicht organisiert.
Friedensgericht Ahaus-Archiv
- Staatsarchiv Münster, Kaiserreich Frankreich/Friedensgericht Ahaus
- Inhalt: Protokollauszüge, gerichtliche und notarielle Verträge
Mairien
Preußische Gerichtsbarkeit
Im Jahre 1815 erhielt Ahaus ein Land- und Stadtgericht. Dieses war zunächst untergebracht in einem angemieteten städtischen Gebäude. Durch Kaufvertrag vom 20./29.11.1838 erwarb der Justizfiskus ein Gebäude mit Nebenhaus, Gefängnishof und Dienstgarten von dem Gerichtsassessor Brickwedde, der es von der Fürstin Salm-Kyrburg, der Besitzerin des ursprünglich fürstbischöflichen Schlosses Ahaus gekauft hatte.
1840 war der Land- und Stadtgerichtsbezirk Ahaus zuständig für die Orte: Ahaus, Alstätte (Ahaus), Asbeck (Legden), Heek, Holtwick (Coesfeld), Legden, Nienborg, Ottenstein (Ahaus) und Wessum (Ahaus).
Der nördliche Teil des Gerichtsgebäudes, ein dreistöckiger Turm, kam 1864 in den Besitz der Justizverwaltung und zwar bei der Zwangsversteigerung der an das Gerichtsgebäude angrenzenden Besitzung des Apothekers Koop. Das Gerichtsgebäude bildete einen Teil eines Nebengebäudes des Schlosses, dessen nördlicher Teil dem genannten Apotheker gehörte. Das Ganze ist als Torgebäude des Schlosses mit diesem im Jahre 1693 erbaut, wie die unter dem Torbogen eingemauerte Jahreszahl ergab.
Am 21.03.1945 wurde das Gebäude bei einem Luftangriff so beschädigt, dass es nicht mehr benutzt werden konnte. Das Amtsgericht wurde ab 01.09.1945 in einigen Räumen der Buchdruckerei Lensing untergebracht. Der rechte Flügel, der dem Apotheker Koop gehörte, war ebenfalls zerstört worden. Der Grund und Boden dieses Flügels wurde von der Stadt Ahaus erworben und der Justizverwaltung unentgeltlich überlassen. Im Jahre 1949 wurde mit dem Wiederaufbau begonnen, der sioh in der äusseren Form, den Größenverhältnissen und der Art der Ausführung dem unter Denkmalschutz stehenden Turm und dem dahinter liegenden Schloss anpassen musste. Die gefundene Lösung ist, wie allgemein anerkannt wird, als vorbildlich zu bezeichnen. Im Mai 1951 konnte das neue Geschäftsgebäude in Benutzung genommen werden.
Verschiedene Firmen der Stadt Ahaus haben für den Sitzungssaal ein Bild "Christus vor Pilatus" geschenkt, das von dem heimatvertriebenen schlesischen Maler Herbert Blaechke gemalt ist. Im Tordurchgang des Gerichtsgebaudes hat der damalige Landkreis Ahaus am Tage der Heimat -05.08.1951 - im Rahmen einer Kundgebung der Ostvertriebenen eine Gedenktafel in der Größe von 50 : 70 cm angebracht, die vom Kreis-Vertriebenenverband zur Erinnerung an den 1241 auf der Wahlstatt bei Liegnitz gefallenen Ritter Johann von Diepenheim der Herrschaft Ahaus gestiftet ist.
Im Jahre 1849 wurde das Gericht umgewandelt in ein Kreisgericht mit Gerichtskommissionen in Stadtlohn und Vreden. Zum 01.01.1876 wurde das Kreisgericht aufgelöst und dem Kreisgericht in Steinfurt eingegliedert. In Ahaus verblieb lediglich eine ständige Gerichtsdeputation.
Gerichtstage wurden abgehalten in Schöppingen. Die Gerichtskommission in Stadtlohn wurde von der Stadt unentgeltlich in einem städtischen Gebäude untergebracht. Im Jahre 1879 wurde die Deputation umgewandelt in ein Amtsgericht, das Gerichtstage in Schöppingen abhielt. [4]
Preußisches Provinzialrecht
- Provinzialrecht des Fürstenthums Münster und ehemaliger Besitzungen der Standesherren, imgleichen der Grafschaft Steinfurt und der Herrschaften Anholt und Gehmen[5]
Land- und Stadtgericht Ahaus
- Direktor: Bockemöller (1815-1841/42)
- Direktor: Rintelen (1841/42-1846/47)
- Direktor: Brandis (1846/47-1849
- Land- und Stadtrichter: Bangen (1815-1819)
- Land- und Stadtrichter: Woldering (1818-1849)
- Land- und Stadtrichter: Ass. v. Detten (1823-1831)
- Land- und Stadtrichter: OLG Ass. Striethorst (1831-1838)
- Land- und Stadtrichter: Ass. Zumbrock (1815-1817)
- Land- und Stadtrichter: OLG Ass. v. Kleinsorgen (1838-1846/47)
- Land- und Stadtrichter: OLG Ass. Ziegler (1846/47-1849)
Kreisgericht Ahaus
- Direktor: Brandis (1849-1875)
- Kreisrichter: Woldering (1849-1864)
- Kreisrichter: Becker (1849-1860)
- Kreisrichter: Ueding (1853-1861)
- Kreisrichter: Ziegeler (1849-1875)
- Kreisrichter: Gruwe (1851-1853)
- Kreisrichter: Becker (1860-1870)
- Kreisrichter: Büning (1861-1862)
- Kreisrichter: Reusch (1861-1864)
- Kreisrichter: Koppers (1864-1879)
- Kreisrichter: Zurmühlen (1864-1879)
- Kreisrichter: Dirick (1870-1879)
Ahaus | Ahlen | Beckum | Bocholt | Borken | Coesfeld | Dülmen | Gronau | Ibbenbüren | Lüdinghausen | Münster | Rheine | Steinfurt | Tecklenburg | Warendorf
Amtsgericht Ahaus
- Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Zurmühlen (1879-1897)
- Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Greiff (1879-1984)
- Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Scheele (1884-1918/21)
- Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: G.J.R. Schwiete (1897-1923)
- Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Mantell (1918-1923)
- Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: v. Plettenberg (1923-1927)
- Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Baule (1923-1950)
- Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Dr. Johanny (1940-1942)
- Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Dr. Arning (1939-1940)
- Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Bruns (1950- ?)
- Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: OAR Tümmler (1954- ?)
Archiv
- Findbuch A 84 Fürstbistum Münster, Gerichte, Gogericht Ahaus "Zum Steiner Kreuz"
- Land- und Stadtgericht Ahaus, Bestandsgeschichte:
- Laufzeit : 1806-1845; Umfang : 611 Akten (24 Kartons), Findmittel: Kartei (Land- und Stadtgericht) und Findbuch Q 301t (Testamente).
- Literatur : Wolfgang Leesch, Verwaltung in Westfalen 1815-1945, Münster 1992.
- Laufzeit : 1806-1845; Umfang : 611 Akten (24 Kartons), Findmittel: Kartei (Land- und Stadtgericht) und Findbuch Q 301t (Testamente).
- Kreisgericht Ahaus, Bestandsgeschichte:
- Laufzeit : 1851-1899, Umfang : 1136 Akten (34 Kartons), Findbücher Q 401 (Kreisgericht) und Q 401t (Testamente).
- Amtsgericht Ahaus Bestandsgeschichte:
- Laufzeit: 1862-1970; Umfang: 14.989 Akten (1603 Kartons), Findbücher Q 501 (Amtsgericht), Q 501t (Testamente) und Q 501g (Grundakten).
Grundbücher
- Grundbuchamt Ahaus: Bisher übernommen wurden ausschließlich Grundbücher aus der Zeit vor Einführung des losen Grundbuches ca. 1960/1970.
Bibliografie
- Landrechte des Münsterlandes / bearb. von F. Philippi. - Münster i. W. : Aschendorff, 1907.
- Das Recht des Hofes zu Loen : ein verbesserter Abdruck aus einer authentischen Abschrift und einer Einleitung über die hofhörigen Verhältnisse ; ein Beitrag zur Geschichte des westfälischen Bauernhofes / ... von Joseph Niesert. - Coesfeld : bei Wittneven, 1818.
- Rechtsbronnen der stad Zutphen van het begin der 14de tot de tweede helft der 16de eeuw / uitgegeven door C. Pijnacker Hordijk. - s´Gravenhage : Nijhoff, 1881. - XXVII, 164 S. (Werken der Vereeniging tot uitgaaf der Bronnen van het Oud-Vaderlandsche Recht ; 1 2) (Oud-Vaderlandsche rechtsbronnen)
Fußnoten
- ↑ Quelle: Olfers, Clemens A. von: Beiträge zur Geschichte der Verfaßung und Zerstückelung des Oberstiftes Münster (1848)
- ↑ Quelle: Almanach des Lippe-Departements für das Jahr 1813, hrsg. v. J. v. Münstermann. Münster 1812 (mit Angaben über die Entstehung des Departements und Geschäftskreis der Behörden), Standort: Präsenzbibliothek Stadtbücherei Haltern.
- ↑ Quelle: Almanach des Lippe-Departements für das Jahr 1813, hrsg. v. J. v. Münstermann. Münster 1812.
- ↑ Quelle: Oppenheim, Karl:Das Gerichtswesen im Münsterland (1954)
- ↑ Quelle: Schlüter, Clemens August Provinzialrecht des Fürstenthums Münster...- (Leipzig 1829)
Weblinks
Offizielle Webseiten
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
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