Marl (Kreis Recklinghausen): Unterschied zwischen den Versionen

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=== Historische Webseiten ===
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* [http://www.lwl.org/westfaelische-geschichte/portal/Internet/ Internetportal "Westfälische Geschichte"]
* [http://www.lwl.org/westfaelische-geschichte/portal/Internet/ Internetportal "Westfälische Geschichte"]
* [http://www.westfaelische-geschichte.de/arc192 Urkundenregesten aus dem Stadtarchiv Marl / Digitale Westfälische Urkunden-Datenbank (DWUD)]


===[[Heimatforschung in Westfalen]]===
===[[Heimatforschung in Westfalen]]===

Version vom 24. Januar 2014, 09:57 Uhr

Marl: Familiengeschichtsforschung im lokalen und regionalen Zusammenhang, Land und Leute, Siedlung, Sprache, Kirche, biografische Aspekte, Archive, Quellen, Hinweise... Über die Kirchenbücher hinaus befinden sich die Quellen für weitergehende Forschungen auch in den Staats-, Adels-, Stadt- und Gemeindearchiven.

Disambiguation notice Marl ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Marl.

Hierarchie: Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Westfalenprovp-wap.jpg - Portal:Westfalen-Lippe > Regierungsbezirk Münster > Kreis Recklinghausen > Marl (Kreis Recklinghausen)

Kirchspiel Marl im 1926 und 1975 eingegliederten Umfeld vor 1805:
Le Coq, Topographische Karte -Westfalen (1805)

Früherwähnung

Name

  • um 900 Meronhlare, 1155 Marlare, 1228 Marle, 1244 Marlere.

Kirchspiel

Pfarrei

  • 1228 sacerdos Johannes
  • „Die Pfarre Marl, die dem hl. Georg geweiht ist, bestand schon zur Zeit des Erzbischofs Heribert (1021 gestorben), welcher der. 1003 von ihm gestifteten Abtei Deutz (nach einer Handschrift von 1155/56) neben andern Kirchen im Vest Recklinghausen auch die Kirche in „Marlare cum decima" schenkte". 1161 und 1207 wurde diese Schenkung von den Päpsten bestätigt. Im 13. Jahrh. wurde die Inkorporation aufgehoben.

Grundherrschaft

Adelige Häuser, Grundherren

Haus Leuchterhof

Haus Leuchterhof war im 13. Jh. an den Oberhof Dorsten abgabepflichtig. Im 14. Jh. gehörte es Rotger und Sander van Galen, nach 1500 van Ermelen, im 17. Jh. von der Capellen zu Wittringen und Vittinghoff-Schell, 1709 erwarb das Haus der Güterverwalter des Kölner Domkapitels in Recklinghausen, Caspar Schaumburg. Er und seine Frau vermachten es durch Testament vom 23.3.1712 und einen Nachtrag aus dem Jahre 1716 dem Karmeliter- oder Barfüßerorden. Der Orden ließ sich 1726 im 1715 erbauten Wohnhaus nieder und errichtete ein Kloster. Die Mönche widmeten sich der Seelsorge und der Unterweisung der Schulkinder. 1803 erhielt der Herzog von Arenberg das Gut und wandelte es in eine Domäne um. Seither war es ein Pachtgut, welches nun (2006) im Eigentum der Familie Beckmann ist.

Ortslage

Marl lieg an der Grenze vom Emscherland zum Westmünsterland mit dem Ortskern in 60 m Höhe auf der nördlichen Abdachung des lößlehmbedeckten Recklinghäuser Landrückens gegen die sandige, auf den Terrassenflächen bewaldete Untere Lippeniederung. Durch junge Eingemeindungen erstreckt sich die Stadt mit dem Ortsteil Sinsen 8 km weit nach 0sten bis an den Westrand der waldreichen Haard-Hügelgruppe im Halterner Lippeknie (Höhen von 100-157 m). Lippe-Seitenkanal und Lippe 4 km nördl. vom Zentrum. Rund 60% seiner Gesamtfläche waren 1975 Felder, Forstflächen, Gewässer, Park- und Grünanlagen. [2]

Ursprung der Ortschaft

Der Name Marl taucht zum erstenmal im 9. Jh. in dem ältesten Einkünfteregister der Abtei Werden in der Form "Meronhlare" auf. Neben der Abtei Werden hatten auch das Kölner und Xantener Domkapitel sowie die Abtei Essen in Marl und den Bauerschaften Frentrop, Hüls, Lenkerbeck, Sinsen. Oelde (heute Lippe) und Drewer Besitz.

Es war als Kirchdorf vom 12. bis zum Ende des 19. Jh. ohne besondere Bedeutung. 1844 wurde in Marl die Landgemeindeordnung eingeführt. Die historische Gem. Marl umfaßte die Bauerschaften Drewer, Frentrop, Oelde und Lippe.

Stadtgründung

Verleihung der Bezeichnung Stadt 1936

Stadtrecht

Am 20. April 1936 (Führers Geburtstag) hat der Oberpräsident der Provinz Westfalenin Münster, in seiner Funktion als "Reichsstatthalter", der Gemeinde Marl auf Grund des § 9 der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 das Recht zur Führung der Bezeichnung „Stadt" verliehen. Gleichzeitig hat die Stadt Marl auf Grund der §§11, Abs. 2 und 117 der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. 1. 1935 das Recht zur Führung eines Wappens erhalten.

Stadtsiedlung

Bauliche Enrwicklung

Stand 1954: Ehemaliges Dorf Marl: Gewachsene Siedlung mit unbestimmter Grundrißform und einem ursprünglich rippenförmigen Straßennetz, im Mittelpunkt der Kirchplatz an Straßenabzweigung. Junge, teilweise unzusammenhängende Ortserweiterungen vor allem nach Osten und Norden, besonders durch Eingemeindungen, Zahlreiche Bergmanns-flachsiedlungen der großen Kohlenzechen. Marl ist 1954 eine aufgelockerte Industriestadt. Landschaftsbild stark verändert seit 1949: große Wohnsiedlungen in allen Ortsteilen; städtischer Charakter der Stadtteile Hüls und Brassert.

Gebäude

Stand 1954: Kath. Pfarrkirche (St. Georg), romanisch, durch gotischen Chor erweitert 15. Jh., abgebrochen bis auf den Turm und völlig erneuert 1856-59, Turm 1863 um ein Geschoß erhöht.

Kath. Kirchen in Lenkerbeck (Kapelle) 1744, Hüls 1909, Sinsen 1910, bei der Zeche Brassert 1919, St. Michael in Drewer. Ev. Kirchen in Hüls 1914, Marl 1915. Kirchenneubauten in Drewer ab 1950: St. Joseph und St. Michael (kath.), ev. Kirche, ferner Gemeinde Gottes.

Altes Bürgerhaus („Bügeleisen") 1919 abgebrochen. 1 km südwestlich Marls der Leuchterhof, alter Adelshof, Anlage (Wasserburg) des 18. Jhdts; diente 1726-1803 als Karmeliterkloster. Das adlige Haus Loe 1864 abgebrochen. Heilstätte Haardheim in Sinsen 1928. Amtsgericht (1951) und Städtisches Krankenhaus (Neubau ab 1952) in Drewer. Stadttheater in Alt-Marl 1953. Ferner in Drewer erbaut 1953: neue Berufsschule, Junggesellenheim, Schwesternschule, Volksbildungsheim und Arbeitsamt.

Zerstörungen

Im 2. Weltkrieg zerstört 2.933 Wohnhäuser mit 5.942 Wohnungen (davon über 60 %: 249 Wohnhäuser mit 540 Wohnungen), 16 Schulen mit 105 Klassenräumen (davon über 60%: 2 Schulen mit 16 Klassen), 5 Kirchen (davon eine über 60%), 3 weitere öffentliche Gebäude bis 15%. 3. 40.000 qm = 7,3% der gesamten bebauten Fläche der Stadt wurden zerstört. .Bis 1950 wurden 52%, bis 1953 fast alle Schäden behoben.

Bevölkerung

Ältere Einwohnerzahlen

  • 1573 Marl im Offizial Dortmund zählt 600 Kommunikanten.

Bevölkerungsverzeichnisse

Register der Kirchenbücher

Lesen von Kirchenbuchdaten

Latein, Amtsausdrücke und die Datierung in Kirchenbüchern und Bevölkerungslisten bereiten Anfängern in der Familienforschung immer wieder Schwierigkeiten, hier eine kleine Einstieghilfe:

Staats- und Personenstandsarchiv Detmold

Marl:

Kölner Generalvikariatsprotokolle

Neben den Kirchenbüchern sind verschiedene Dispensgesuche eine weitere personengeschichtliche Quelle im Bereich der katholischen Kirche. Bis zu Beginn des 19. Jahrhundert wurden die Dispense im Bereich des Erzbistums Köln im Generalvikariat zentral bearbeitet, danach finden sich die Akten bei den Dekanaten. Angeführt sind auch die außerhalb der Erzdiözese liegendenden involvierten Pfarreien. Diese und andere Quellen wurde von unterschiedlichen Autoren ausgewertet und erfaßt und von der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde e.V. veröffentlicht.[1]

Die gedruckten Arbeiten sind auch in Bibliotheken ausleihbar oder über Antiquariat und Buchhandel (Preisvergleich) erhältlich, z.B.: "Die Kölner Genaralvikariatsprotokolle als personengeschichtliche Quelle" Band X Nichtkleriker (1776-1780) ISBN 3-933364-45-0

Auswanderer

Im 19. Jahrhundert werden plötzlich Personen oder Familien in öffentlichen Akten nicht mehr erwähnt, sie erscheinen auch nicht in Sterberegistern. In den meisten Fällen handelt es sich dann um genehmigte oder ungenehmigte Auswanderung.

Abschriften der Mormonen

Katholische Kirche Marl:

  • Taufregister 1853-1875, Batchnummer C95661-5

Quellenabschriften

  • "Bevölkerung 1806, Bauerschaften Natrop und Hüls im Kirchspiel Recklinghausen", Veröffentlichung 2001 / 2005, Ulrich Leushacke, Bodo Stratmann
  • "Bevölkerung 1806, Bauerschaft Lenkerbeck im Kirchspiel Recklinghausen", Veröffentlichung 2001 / 2005, Ulrich Leushacke, Bodo Stratmann
  • "Bevölkerung 1806, Bauerschaft Sinsen im Kirchspiel Oer ", Veröffentlichung 2001 / 2005, Stephan Nickel, Ulrich Leushacke, Bodo Stratmann
  • "Bevölkerung 1811 der Municipalität Marl, mit Polsum und Hamm-Bossendorf", Veröffentlichung 2004 Wilhelm Kühnhenrich
  • "Schulkinder des Jahres 1818 im Kirchspiel Marl", Veröffentlichung 2004 Wilhelm Kühnhenrich
  • "Impflisten des Jahres 1821der Bürgermeisterei Marl, mit Polsum und Hamm-Bossendorf", Veröffentlichung 2004 Wilhelm Kühnhenrich
  • "Bevölkerung 1840 Bürgermeisterei Marl, mit Altendorf - Ulfkotte, Polsum, Hamm-Bossendorf", Veröffentlichung 2004 Wilhelm Kühnhenrich
  • "Bevölkerung 1843, Kirchspiele Marl und Polsum", Veröffentlichung 2004 Wilhelm Kühnhenrich

Jüngere Einwohnerentwicklung

Einwohnerentwicklung 1811: 1.722 Einwohner (E.), 1818: 1.672 E., 1824: 1.954 E., 1843: 2.044 E., 1858: 2.004 E., 1867: 1.904 E., 1871: 1.888 E., 1885: 1.855 E., 1890: 1.844 E., 1895: 1.923 E., 1905: 2.775 E., 1910: 5.571 E., 1919: 12.133 E., 1925: 16.019 E., 1926: 16.200 E. (nach Eingemeindung von Hüls, Lenkerbeck und Sinsen: 28.228 E.), 1933: 31.619 E., 1939: 35.082 E., 1946: 44.013 E., 1950: 51.192 E., 1954: 58.775 E. Abwanderung im 19. Jh. durch Industrialisierung des Ruhrgebiets, Zuwanderung (u. a. Masuren, seit 1936 / 38 auch Schwaben und Rheinländer, später auch Türken) seit der Jahrhundertwende infolge Gründung eigener Industrie. Ausländer 1900: 4, 1914: 1.840, 1920: 1.166, 1930: 1.450, 1938: 1.080, 1954: 535.

Sprache

Die bis zur Mitte des 20. Jhdts. gepflegte Mundart gehört in den Dortmunder Raum des Westfälischen, spricht als hervorstechendes Merkmal ink für `euch', git, it `ihr', baun `bauen', mait `(sie) mähen'. [3]

Wirtschaft

Maße und Gewichte

  • <1803 war das Dorstener- und Recklinghauser Maß in Marl üblich, später wurden diese Maße durch das Preußische Maß ersetzt

Handel und Gewerbe

Stand 1954: Bis Anfang 19. Jhdts. Landwirtschaft vorherrschend, aber auch 1950 noch 110 Bauernhöfe im Stadtgebiet. Vor 1740 gab es bereits 6 betriebene Branntweinkessel in Marl. Dazu Handwebeindustrie (1848 noch 60 Webstühle im Amt Marl). Durch das Vordringen des Kohlenbergbaus wurde Marl ab 1900 Industrieort. Erste Bohrungen auf Kohle 1896-98. Steinkohlenförderung seit 1906. Erzförderung seit 1938. Scbachtanlagen der Gewerkschaft Auguste Victoria, der Arnsberger Bergbau-Gesellschaft. Zweites deutsches Bunawerk, Chemische Werke Hüls AG., Säge- und Imprägnierwerk, Möbelfabrik.

Die kohlenbergbauliche Einseitigkeit der Wirtschaft wurde zuerst durch den Zinkerzbergbau, dann vor allem durch das Bunawerk seit 1938 aufgehoben und die Struktur von Stadt und Landschaft entscheidend beeinflußt.

Verkehrseinrichtungen

Stand 1954: Verkehrslage im Ruhr-Emscher-Gebiet. Damals nur 1 Bahnhof am östlichen Rand des ausgedehnten Stadtgebiets (Marl-Sinsen), so daß viele die Bahnhöfe in Recklinghausen und Dorsten benutzen mußten. An den damals bedeutenden Güterumschlagsbahnhof Marl-Sinsen sind Zechen- und Grubenanlagen durch Industriegleise angeschlossen. Hauptstrecke Essen-Marl-Haltern-Münster. Gute Verbindungen durch die „Vestische Straßenbahnen GmbH." (Herten) - Recklinghausen-Marl-Drewer, Recklinghausen - Marl - Dorsten, Gelsenkirchen-Buer-Marl. - Bundesstraßen Recklinghausen-Marl-Dorsten und Wuppertal-Bochum-Marl-Sinsen-Münster. Anschlüsse der Zechen an den Lippe-Seitenkanal (1930).

Verwaltung

Stand 1954: Marls örtliche Verwaltung oblag den Gemeinheits- oder Ortsvorstehern, die, wie auch in anderen Kirchspiel-Bezirken des Vestes, dem vestischen Statthalter unterstanden. Die Ortsvorsteher wechselten jährlich oder wurden wiederbestellt. Sie verwalteten Gemeinheitsgründe und führten die Steuern an den Landeseinnehmer ab. Über die Durchführung aller kurfürstlichen Verordnungen wachten zwei kurfürstliche Beamte, der Amtsfron und der Amtsführer. 1785 wurden beide Ämter zusammengelegt, es gab nur noch den Amtsführer.

Am 1. April 1820 erfolgte die Vereinigung mit der Bürgermeisterei Dorsten. Verwaltet wurden beide Bürgermeistereien durch den Dorstener Bürgermeister. 1837, nach Einführung der Revidierten Städteordnung, wurde die Bürgermeisterei Marl wieder selbständig und ihr das Dorstener Kirchspiel Altendorf-Ulfkotte angegliedert. Sie führte fortan die Bezeichnung "Dorsten-Land", bis 1844 aufgrund der 1841 erlassenen Landgemeindeordnung die Umwandlung der Bürgermeisterei in das Amt Marl erfolgte.

Gerichtswesen

Landesherrschaft

Landesherren

Kriegerische Ereignisse

  • 20.11.1603 Die Drewer Markgenossen nehmen von Luitger Ophoff 100 Rt Kredit auf "weil die Einquartierung der hispanischen Reyter alles geraubt oder geplündert hatte".
  • Der Kaiserliche Oberst Johann von Loe zum Loe und Dornburg verspricht "den Vorstehern Jobsten Schulte Drewer und Hendrick Schulte Wehling oder Neuber, in allen Beschwernüssen oder Kriegsnöten beizustehen".
  • In den Truchseßschen Wirren (1584 f.), im 30jährigen Krieg (besonders 1630) und im 7jährigen Krieg (1761) hatte Marl stark zu leiden. 1923-25 belgisch-französische Besatzung.

Schützengilden

  • 1645 Johan Konrad von Loe zu Loe vereinbart mit den Kirchenmeistern von St. Georg, daß unnötige Kosten bei Taufen, Hochzeiten, Gealgen und bei der Bierspende für die Schützen vermieden werden sollen.
  • Schützenverein Marl-Frentrop (neuere Gründung).

Siegel, Wappen, Fahne

Wappen Stadt Marl Kreis Recklinghausen.png Beschreibung:

Wappen: Das Wappen der Stadt Marl besteht aus einem dreigeteilten Schild, in dessen oberem Feld in horizontaler Anordnung das kurkölnische Kreuz erscheint (schwarz in silbernem Feld), entsprechend den Farben des kurkölnischen Wappens des Vestes Recklinghausen. Das untere linke Feld weist das Wappen der Herren von Loe zu Haus Loe, ein schwarzes Faßeisen in silbernem Feld, auf. Das dritte Feld trägt das Symbol des Bergbaues: die schräg gekreuzten silbernen Schlägel und Eisen.

Stadtfahne: Schwarz-weiß mit aufgelegtem Schild des Stadtwappens in der Mitte.

Stempel 1924

Amt Marl:Stempel mit französischem Zusatzstempel von 1924

Am 26. Dezember 1922 stellte die alliierte Reparationskonferenz einstimmig fest, dass Deutschland mit den Reparationslieferungen auf Grund des Versailler Vertrages in Rückstand war und die Situation spitzte sich zu.

Die zunehmende Eskalation zwischen den Parteien führte schließlich am 11. Januar 1923 dazu, dass das Ruhrgebiet von französischen und belgischen Truppen besetzt wurde. Ziel der Besetzung war es, die vertraglich zugesagten Entschädigungsleistungen direkt in Kohle einzutreiben. Zu den besetzten Gebieten gehörte auch das Amt Marl im Kreis Recklinghausen, die Lippe bildete die Grenze der französischen Besatzungszone nach Norden. Grenzstation im Amt Marl war die Eisenbahnkreuzung am Stellwerk Block Lippe an der Straße zwischen Haltern und Marl. Dort war ein Behelfshaltepunkt während der Besatzungszeit als Kontrollpunkt eingerichtet.

Der nebenstehende Stempelabdruck macht mit dem französischen Zusatzstempel zum preussischen Amtsstempel die damaligen Hoheitsrechte deutlich.

Finanzwesen

Münzwesen

Notgeld, ausschließlich Papier. Amt Marl ohne Jahresangabe. (1923): 10 Mill., 100, 200 Md., 1 Bill.

Steuern

Stadtgebiet

Marken

Zum Kirchspiel Marl gehörten neben den Bauerschaft als Siedlungsschwerpunkte auch die, sich im Gemeinbesitz befindenden, Marken, bis zum Zeitpunkt der Markenteilung.

  • 1624 Vor Joh. von Loe, Erbholzrichter der Marler und Drewer Marken entleihen die Marler Markengenossen »op der einquartirter hispanischer Reuterey . .. hinuntergepracht und ausgemergelt, da die monatliche Stewer zu Ahusen und anderen Orteren ... auss den Irigen beyzupringen nicht vermöchten, sondern auss Hauss und Hoff verweichen« von Ludgar Ophoff 100 Reichstaler gegen Verpfändung eines Markengrundes hinder Rothmans Kämpe, gt. Ophoffs Theilung.
  • 1660 daß Ambthauß Horneburg auf der Marler Marck, wan Mast ist, mit 12 Schweinen und eines Bahren (Bären, Eber)] Mast berechtiget, es ist aber bey vorgeweßenen Kriegsweßen dieße Marcke dergestalt von Holtz entblößet, daß schier nichts mehr übrig, es ist aber gantz verhawen.
Wappen des Amtes Marl, 1975 erloschenen

Eingemeindungen

Durch das "Gesetz über die Neuregelung der kommunalen Grenzen im Rheinisch-Westfälischen Industriebezirk" vom 26. 02.1926 wurden die Ortsteile oder Bauerschaften Lenkerbeck und Löntrop (einschließlich Hüls und Korthausen) aus der Landgemeinde Recklinghausen (2.312 ha) sowie von Teilen der Bauerschaft Sinsen aus der Gem. Oer (675 ha, 1.503 Einwohner) in die Gemeinde Marl eingegliedert.

Kommunale Neugliederung

Gemeindegröße

Gemeindegröße: 1858: 4.158 ha, 1885: 4.165 bzw. 4.167 ha, 1951: 6.484 ha.

Stadt- oder Ortsteile

Bauerschaften oder andere Untergliederungen im historischen Wandel:


Wappen Stadt Marl Kreis Recklinghausen.png Stadt (1936) Marl, Ortsteile, (Kreis Recklinghausen)

Kirchspiel Marl: Dorfbauerschaft oder Alt Marl | Frentrop | Lippe | Drewer mit Witteberg | Wohnplätze Linde | Orthöfen mit "Hustedte"
1926 Hüls | 1926 Korthausen | 1926 Lenkerbeck | 1926 Löntrop | 1926 Sinsen | 1975 Polsum | 1975 Herne | 1975 Sickingmühle | 1975 Waldsiedlung


Kirchenwesen

Bistümer seit Mittelalter

Katholische Kirche

Die Kirche S. Georg in Marl wird zuerst zur Zeit des Kölner Erzbischofs Heribert (999-1021) erwähnt, diese wurde ihm gleichzeitig mit der Kirche zu Osterfeld vom Grafen Balderich de Oplathe vel Houbergh, dem Mörder des Grafen Wichmann von Vreden, geschenkt und von ihm der 1003 durch ihn gestifteten Benediktinerabtei Deutz überwiesen. Dies bestätigt eine alte Handschrift von 1155/60. Danach war die Marler Kirche dem Kloster zu Deutz grundhörig und hatte auch dahin einen Zehnten zu entrichten. Im 13. Jh. war die Kirche Pfarrkirche; von einem ersten Ortsgeistlichen berichten die Quellen 1228. Vikarien 1454, 1681.

Der Patronatsherr der Kirche waren ab 1419 bis etwa 1830 der zeitlich Herr des Hauses Loe, danach war es der Freiherr von Twickel auf Haus Lüttinghof. Neubau der Kirche 1856-1859, dabei blieb der untere Teil des romanischen Turmes aus dem 12. Jh. erhalten.

Archidiakonat Dortmund (1316), nach der Reformation zum Kommissariat Recklinghausen, jetzt Bistum Münster, Dekanat Herten.

Patronatsrecht St. Georg zu Marl

  • Theo. Jos. Klemens Frhr. zu Loe bestätigt sein Patronat für die Benefizien in Marl am 25.02.1695, nachdem der geistl. Kommissar im Vest Jo. Caspar Cönen mit Oroginal Brief und Siegel(gut) folgende Zeugen dafür gemeldet hat: Pfr. Wilh. Müller zu Marl, geb. zu Marl 1630 und den Einwonern Mich. Dahm, Vinz. Drewer (53), Jo. Hufer (55) Recklinghausen, den 22.02.1695.
  • Joh, Ader, Jo. Theo Altrogge uns Matthias Ahmann als Kirchenmeister, Christoff Rahm uns Theo Grossophoff als Armenprovisoren, Jo. Herm. Reuter als kurf. Oberförster und Jäger, Theo Schulte zu Drever und Wilh. Grothaus als Kirchenvorsteher, bezeugen das Patronatsrecht des Hauses Loe für die Benefizien in Marl und daß die derzeitigen Inhaber des Hauses Loe, Herr von Wiedenbrück zum Loe, ein Wwer. mit 5 unmündigen Kindern (von urspr. 9), total verschuldet sei. Marl, den 30.12.1729, Jo. Wilh. Tenhaven, Notar. GVP 16.04.1731.
    • Quelle: Kölner Generalvikariatsprotokolle.
Kirchenmeister

1497 Jan. 24 up sunte paulus avent conversionis. Johannes Tegeder, Pastor, Hinrick van Loe, Johan Tonniesman und Clauwes Swartembroick, Kirchenmeister und gemeine Kirchspielsleute zu Marler bekennen, daß Goessen von Raisfelde, Ritter, Herr zu Oistendorpe u. Hameren, ihnen zu behuf der Kirche zu Marler eine Verschreibung über 4 Scheffel Roggen u. 4 rader Wytpennyge jährl. Rente aus dem Erbe Haevicks, auf dem zur Zeit Bernd Haevick wohnt, gelegen im Kspl. Marler, Bschft. Oelde, übergab (Archivbestand Ostendorf).

Zuständigkeit Katholische Kirchengemeiden nach Straßen

St. Georg Marl

  • 1401 Dezember 20 (in vigilia Thome apostoli). Hinr(ich) (van de)n Loe (1401/1454), derzeit Lehnherr (Patronatsherr) der Kirche zu Marle, Armiger (1454).
  • Übertragung des Patronatrechts über die Pastorat, Vikarien B.M.V., s. Johannis Ev. und über die Küsterei von Haus Loe bei Marl auf Haus Lüttinghof bei Polsum 1841
  • Die Pfarrkirche, 1859 bis 1863 erbaut, birgt im Turm noch romanische Reste.
    • Ein Kloster des Karmelitenordens, 1724 auf dem Gut Leuchterhof errichtet, wurde 1803 eingezogen.
    • Das Rektorat zum hl. Bonifatius (rk.) in Brassert besteht seit 1920. Es erhielt 1930 eine neue Kirche.
    • Die Josephskirche (rk.) in Drewer ist seit 1940 Rektoratkirche.
    • Das Rektorat Herz Jesu (rk.) in Marl-Hüls wurde nach dem Bau der Kirche 1909 vom Rektorat Lenkerbeck der Petruspfarre in Recklinghausen abgezweigt. Es ist seit 1915 eigene Pfarrei.
      • Quelle: Börsting, H.: Geschichte des Bistums Münster (1951)

Reformation

Evangelische Kirchengemeiden

Ev. Gem. zuerst 1914 in M.-Hüls, davon 1920 die Gem. Marl abgezweigt. Superintendentur Recklinghausen.

Juden

Die wenigen ab 1910 ansässigen Juden (1935: 29) waren überwiegend Konfektions-, Manufakturwaren-und Möbelhändler.

Bekenntnisse

1871: 8 Ev., 1925: 10.915 Ev., 1946: 50% Kath., 1950: 25.896 Kath., 22.941 Ev., 1.205 Andersgläubige, 2.960 Konfessionslose.

Wohlfahrtspflege

Stand 1954: Städt. Krankenhaus seit 1943/44, Kath. St. Marien Hospital. Kreisheilstätte (für Knochentuberkulose) Haardheim in Sinsen seit 1928. Kindererholungsheim des Dt. Roten Kreuzes 1923. Junggesellenheim 1953. Elektrizitätswerk 1912. Wasserleitung und Kanalisation. Diverse Senioreneinrichtungen.

Bildungswesen

Schulen

Stand 1954: Schule 1789 genannt, Schulvikar bis 1887, neben diesem 1 Lehrer seit 1819, dazu 1 Lehrerin 1854. Seit 1905: 4, 1909: 6, 1914: 7, 1921: 8, 1924: 10, 1926 (Eingemeindung): 20, 1950: 27 Volksschulen. Rektoratsschule 1924, Oberschule 1938, städt. neusprachliches Gymnasium für Jungen. Städt. neusprachliches Gymnasium für Mädchen 1949. Städt. Gesamtschule, Städt. Realschule 1951.Mittelschule M.-Hüls 1926 übernommen, an die Rektoratsschule angegliedert 1932. Städt. gewerbliche Fortbildungsschule M. 1906. Gewerbliche Fortbildungsschule Hüls 1914. Nach der Eingemeindung 1926 aus beiden atädt. Berufsschule Marl, anerkannt 1937, Berufsschule in Drewer 1953. Ländliche Berufsschule 1927. 2 bergmännische Berufsschulen der beiden Zechemverwaltungen. Städt. Handelsschule 1940. Bundesschwesternschule der Arbeiterwohlfahrt in Drewer 1953. - Mehrere Amtsstellen des Landesverbandes der Volkshochschulen in NordrheinWestfalen.

Kultur

Stand 1954: Stadttheater seit 1953

Volksbräuche

In den heutigen Ortsteilen der Stadt Marl entwickelten sich lokale Bräuche, welche unterschiedlich gepflegt wurden und werden:

Zeitungen

  • Marler Ztg., gegr. als Wochenblatt 1831, erschien seit 1874 zweimal, seit 1886 dreimal wöchentlich, seit 1896 täglich. (Zeitungsarchiv in Marl, Verlag Bauer) [2]
  • Westdt. Allg. Ztg. (WAZ) [3]

Bibliografie

Oft werden in Archiven oder Archiv-Landes-/Universitätsbibliotheken noch nicht in Online-Katalogen erfaßte Bücher oder Arbeiten gefunden, welche das Thema dieser Seite berühren. Solche Funde und Fundorte sind für andere Heimat- und Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, den Vollen Text im Original einzusehen um über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen oder über das lokale Umfeld mehr in Erfahrung zu bringen. Auf der folgenden Seite können Sie ihren Fund eintragen oder finden.

Bibliografie-Suche

Periodika

Vestische Zeitschrift seit 1891

Seit 1891 besteht diese Reihe als heimat- und personengeschichtliche Quelle ersten Ranges. Ihr Schwerpunkt bildet zwar das Vest und der Kreis Recklinghausen, aber auch das Umfeld rund herum findet sich in den Veröffentlichungen wieder.

Aus dem 3. Orts-, Personen und Sachregister betreff Marl, für die Bände 41-65 von 1934 bis 1963.

Vestischer Kalender seit 1923

Seit 1923 besteht diese Reihe von populären heimat- und personengeschichtlichen Beiträgen aus der Region und ihren Lokalitäten. Bilder, Gedichte, Geschichten und Beiträge zeichnen ein interessantes Bild von Land und Leuten des vestischen Raumes.

Aus dem Inhalt der Ausgaben 1923 - bis 1992 hier unter Index.

Bibliotheken

  • Stadtbiliothek Marl (Kreis Recklinghausen)Städt. Als Volksbücherei gegr. 1941, dann vernichtet, Wiedereröffnung 1950.
  • Stadtbibliothek "die insel" Trägerschaft: Stadt Marl, Kontakt: Dipl.-Bibl. Klaus Philipp, Bergstraße 230, 45768 Marl, Telefon: 02365 994200, Fax: 02365 994201, Internet: www.marl.de

Veranstaltungsschwerpunkte: Für Kinder u. Jugendliche finden regelmäßig Veranstaltungen statt Zahl der Außenstellen: 1 (Jugendbibliothek), Öffnungszeiten: Di., Mi., Do. 13:00 - 18:00; Fr. 10:00 - 18:00; Sa. 10:00 - 13:00, Bestände: ca. 90.000 Medieneinheiten

  • Fernleihe möglich

Fußnoten

  1. Quelle der Früherwähnungen: Kötzschke. S. 43; Westfälisches Urkundenbuch (WUB) III. S. 228, Anm. 1; Bau- u. Kunstdenkmäler, Lkr. Recklinghausen, S. 410 ff.
  2. Quelle: Keyser, Erich (Hrsg.): Westfälisches Städtebuch (1952)
  3. Literatur: H. Heibig, Studien zur Dialektgeographie im Ruhrgebiet und im Vest Recklinghausen, DDG 37 (1936).

Archive

Internetlinks

Offizielle Internetseiten

Genealogische Webseiten

Historische Webseiten

Heimatforschung in Westfalen

Zufallsfunde

Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden.

Private Informationsquellen- und Suchhilfeangebote

Auf der nachfolgenden Seite können sich private Heimat- Familienforscher eintragen, die in diesem Ort Forschungen betreiben und/oder die bereit sind, anderen Heimat- und Familienforschern Informationen, Nachschau oder auch Scans bzw. Kopien passend zu diesem Ort anbieten. Nachfragen sind ausschliesslich an den entsprechenden Forscher zu richten.

Die Datenbank FOKO sammelte und ermöglichte Forscherkontakte. Seit Frühjahr 2018 ist der Zugriff jedoch, aufgrund der unklaren Lage durch die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), vorerst deaktiviert.


Wappen_NRW_Kreis_Recklinghausen.png Städte und Gemeinden im Kreis Recklinghausen (Regierungsbezirk Münster)

Castrop-Rauxel | Datteln | Dorsten | Gladbeck | Haltern am See | Herten | Marl | Oer-Erkenschwick | Recklinghausen | Waltrop |

bis 1921: Osterfeld


Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>MARARLJO31NQ</gov>