Kinten (Kr.Heydekrug)

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Wappen von Heydekrug

K i n t e n

Memelländisches Bauerndorf
im Landkreis Heydekrug, Ostpreußen
_____________________________________________________________

Die ehemalige Villa Hall in Kinten, Kreis Heydekrug


Hierarchie
Regional > Litauen > Kinten (Kr.Heydekrug)
Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Heydekrug > Kinten (Kr.Heydekrug)


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Hotel von Johannes Hall an der Dorfstraße in Kinten
Blick zum ev. Gemeindehaus in Kinten, rechts die ev. Kirche

Einleitung

Ansichtskarte von Kinten

Kinten (Kr.Heydekrug), Kreis Heydekrug, Ostpreußen

Name

Andere Namen und Schreibweisen

Namensdeutung

Kinten Kirche villa Hall.jpg

Der Name weist auf unbeständige Wetterverhältnisse.

  • preußisch-litauisch "kintamas" = veränderlich, wankelmütig
  • "kentu, kisti" = etwas zum Trocknen ausbreiten, Trockenkammer, Trockenhaus


Allgemeine Information

  • Kirchdorf und Försterei, 15 km nordwestlich von Heydekrug, gegründet vor 1540, 1939: 833 Einwohner[4]
  • Neu Kinten war ein alter Siedlungsort, der 1850 in der Gemarkung Kinten erwähnt wurde.[5]


Politische Einteilung

1785 war Kinten (Kr.Heydekrug) ein meliertes Dorf, 1919 eine Landgemeinde.[6]
1847 am 4. Nov. lt. Receß kam Beckern zu Kinten[7]
Szauken (Kr.Heydekrug) gehörte zu Kinten.[8]
1939 ist Kinten (Kr.Heydekrug) eine Gemeinde mit den Dörfern Bliematzen, Kinten, Ogeln, Paweln.[9]
1940 ist Kinten (Kr.Heydekrug) eine Revierförsterei des Forstamtes Norkaiten (Ksp.Werden/Saugen).


Kirchliche Einteilung / Zugehörigkeit

Kinten Kirche hotel Klammant.jpg
Ansicht der Kirche von Kinten, 2009
Tafel an der Kirche, 1994

Evangelische Kirche

Kinten (Kr.Heydekrug) ist seit 1709 Kirchspielort, vorher stand die Kirche dieses Kirchspieles in Windenburg.

"Im Jahr 1709 zog der Pfarrer Wittich von Windenburg, wo früher eine Kirche stand, die das kurische Haff verschlungen hatte, nach Kinten. Die ev. Pfarrkirche, Patron der König, dürfte deswegen aus dem Anfang des vorigen Jh. stammen. Es ist ein geputzter Ziegelbau ohne Turm mit Strebepfeileern, je fünf im Halbkreis geschlossene Fensterachsen lang, mit angebauter Sakristei im Halbkreis, 30m l., 13,5m br. Der hölzerne Glockenturm steht gesondert im S.O. der Kirche. - Im Innern Holzdecke mit Stichbogen. Altar und Kanzel steht vereint; die Kanzel zwischen zwei kannelierten, korinthischen Säulen mit verkröpftem Gebälk darüber, worauf der Schalldeckel folgt. Darüber ein Geschoß mit je zwei gemalten , korinthischen Säulchen, in dem die plastische Kreuzigungsgruppe steht. Im zweiten Geschoß wieder je zwei gemalte, korinthische Säulchen, l. Paulus mit Schwert, r. eine weibliche Heilige (?) mit Schlüssel und Schwert. Bekrönung: das Auge Gottes nebst zwei Vasen.
Weitere Angaben und Bilder der Evangelischen Kirche auf eigener Seite.

Zwei zinnerne Altarleuchter: G. Danehl aus Minge 1759. Glatter silb. Kelch nebst Patene, Königsberger Arbeit. - Krankenkelch nebst Patene von I.A.K. - In der Sakristei ein Kruzifixus mit hübschen Barockverzierungen des Kreuzes. Auf dem Kirchboden ein hölzerner Taufengel mit Flügeln, ungestrichen. Gemälde: Pfr. Wilhelm Wittich + 1718. - Pfr. Christian Ephraim Hübner + 1804." Quelle: Bötticher, Adolf: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen, Heft V. Litauen, Königsberg 1895, S. 69f

  • Über die Entlassung des Praecentor Wenzlawsky zu Kinten de 1801/2. [3] Christian Ephraim Hübner, Pfarrer Adj. zu Kinten schreibt am 13.März 1794 eine "Klage über das gesetzwidrige und anstößige Betragen sowohl des Praecentor Gottfried Lehmann und dessen Adj. Praecentor George Wentzlawski".


Familie des Pfarrers Fritz Moser in Kinten(1920). Pfarrer Fritz Moser war ab 1911 in Kinten als Pfarrer tätig. Ab 1928 war er Pfarrer in Heydekrug-Werden. Auf dem Foto sieht man den Pfarrer mit seiner Frau vor dem Kintener Pfarrhaus. Hinter dem Pfarrer steht der älteste Sohn Erich, der später das Pfarramt in Wischwill übernahm. Der Name des zweiten Sohnes ist Fritz Otto Georg. In der Mitte sitzt die Tochter Hildegard. [10]
Vor dem evangelischen Pfarrhaus in Kinten, 1924
Das alte evangelische Pfarrhaus in Kinten, 1920


Kirchspielgrenze in der Witzleben Kreiskarte Heydekrug 1846 © Martin-Opitz-Bibliothek, Herne, (www.martin-opitz-bibliothek.de)

Zugehörige Ortschaften

Zum Kirchspiel Kinten (Kr.Heydekrug) gehörten 1912 folgende Ortschaften:
Alt Rugeln, Barteljudjar, Beckern, Blaszen, Bliematzen, Bundeln Forst, Feilenhof, Gaitzen, Jatzischken, Jonsakuth, Killischken, Kinten Dorf u. Forst, Kischken, Kioschen, Klumben, Kogsten, Krakerort, Lampsaten, Matzken, Michel Sakuten, Minge, Neu Rugeln, Ogeln, Pauren, Paweln, Prätzmen, Raudszen, Rogaiszen, Stankischken, Sturmen, Suwehnen, Szauken (Kr.Heydekrug), Szienen, Teboes, Wabbeln, Weppern, Windenburg.

Von obenstehenden Ortschaften waren 1912 zum Seelsorgebezirk Neu Rugeln gewiesen:
Alt Rugeln, Jatzischken, Killischken, Krakerort, Neu Rugeln, Wabbeln.

Kirchenbücher

Die Kirchenbücher von Kinten (Kr.Heydekrug) sind nur noch als Verfilmungen des Reichsippenamtes erhalten, die heute in Leipzig lagern (Sächsisches Staatsarchiv Leipzig). Die Originale sind verschollen. Vorhanden sind als Verfilmungen nur noch:

  • Taufen 1822-1862
  • Heiraten 1803-1875

Als Sekundärquellen gibt es Tabellen der Konfirmanden in den Kirchenvisitationberichte, die auf das Portal www.epaveldas.lt digitalisiert sind:

Siehe auch: Ostpreußen/Genealogische Quellen/Kirchbuchbestände Kreis Heydekrug

Konfirmanden aus dem Kirchspiel Kinten (1935)
Konfirmation in Kinten am 05.09.1954



Konfirmanden 1954

Konfirmation in Kinten am 05.09.1954
Bild bearbeitet von Hilmar Menzel

Hilmar Menzel schickte uns das Bild der Konfirmanden. Er hat die Personen mit Nummern versehen. Leider fehlen auch hier einige Namen.

Wer kennt noch mehr Personen und kann ihre Namen nennen? Kontakt

1.Edith Kaiser 2.Trautel Ruigies.(Tochter von 34) 3.Jokschies 4.Alfred Walenaitis aus Windenburg 11.Raukuttis aus Windenburg 12.Helmut Petrutis 13.Helmut Sklaschus 14.Alfred Schneidereit 15.Heinz Plewe 17.Albrecht Szobries 18.Horst Szobries 19.Hilde Brisgies 20.Meta Naujok 21.Hannelore Klumbies aus Wabbeln 22.Christina Plewe 23.Erika Papevene,geb Kallwellis 24.Erika Wieberneit 25.Edda Birth 26.Traute Cirtaut 27.Hannelore Könnies 28.Erika Bagdon 29.Erika Scharfenort 30.Ernst Schadagies 32. Jemand aus Minge 33.Sprogies 34.Ruigies 35.Jemand aus Minge 36.Erika Plewe Schwester von 22 37.Christine Hopp



Katholische Kirche

Die katholische Kirche (für alle Orte, die im evangelischen Kirchspiel Kinten (Kr.Heydekrug) lagen) war Schillgallen (Kr.Heydekrug).
Die Ausarbeitung dieser Kirchenbücher von Herrn Peuster finden sie hier

Ab 1862 war für diese Orte die Kirche Szibben zuständig.


Friedhöfe

Kinten besaß in früheren Zeiten zwei Friedhöfe. Einen an der Ortsgrenze zu Ogeln in der Nähe des Forstamtes und einen weiteren im ehemaligen Ortsteil Beckern. Beide Friedhöfe können besichtigt werden.


Nordfriedhof
Heute wird nur noch dieser Friedhof genutzt und ist sehr gepflegt. Frau Erika Rademacher (72 Jahre alt, Stand 2012), geb. Naujoks kümmert sich hier um die Grabpflege und ist immer gerne auf die Geschichte ansprechbar. Ebenso versorgt sie die Friedhöfe in Suwehnen und Feilenhof. Sie finden diesen Friedhof am Ortsausgang Kinten unweit des Ortsschildes Ogeln.

Impressionen vom Nordfriedhof aus 2012:

Blick von außen auf den Nordfriedhof
Tor des Nordfriedhofs
(Foto: Peter Wallat, Mai 2013)
Ansicht mit Brunnen auf dem Nordfriedhof

QS icon star green.svg  Grabsteine des Nordfriedhofes von Kinten (Kr.Heydekrug)

Südfriedhof
Der ehemalige Friedhof Kintens wurde wahrscheinlich nach 1950 geschlossen und befindet sich nur wenige Meter unterhalb des Nordfriedhofes, auch auf der rechten Seite. Auf dem Messtischblatt sieht man, dass erst 1912 beide Friedhöfe eingezeichnet sind. Auf älteren Karten ist nur der Südfriedhof eingezeichnet.
Frau Ellen Wehleit schreibt: Wir haben Erika Radmacher getroffen, die uns einiges erzählt und auch aus ihrem Fundus auf dem Dachboden der "kleinen Kirche" gezeigt hat. Übrigens nannte sie den alten Süd-Friedhof in Kinten den "Pest-Friedhof", weil auf dem niemand mehr beerdigt werden dürfte. Die beiden Grabsteine von Asmys und Weinhold sind noch vorhanden. Das neue Foto des "Weinhold-Steins" ist zwar schmutzig, aber das Todesjahr von Maria W. ist wenigstens zu erkennen (1929). Der Stein von Jakumeit auf dem Nordfriedhof wurde offensichtlich auch etwas renoviert....


Weitere Infotafeln stehen vor der alten Schule in Kinten

Eingang des alten Friedhofs im Süden
(Foto Hildegard Leneke, Juli 1988)
Friedhöfe von Kinten auf dem Messtischblatt
(1910-1940)

QS icon star green.svg  Grabsteine des Südfriedhofes von Kinten (Kr.Heydekrug)


Standesamt

Ansichtskarte Kinten mit dem Geschäftshaus von Albert Stillger

Zugehörige Ortschaften

Zum Standesamt Kinten (Kr.Heydekrug) gehörten 1907 folgende Ortschaften: Blaszen, Kinten, Minge, Ogeln, Paweln.

Standesamtsregister

Die Standesamtsregister von Kinten (Kr.Heydekrug) sind nur teilweise erhalten. Sie lagern im Litauischen Historischen Staatsarchiv in Wilna.

  • Heiraten: 1939
  • Sterbefälle: 1939

Bewohner.png Bewohner


Schule

Kinten (Kr.Heydekrug) hatte eine Schule.

Fotos der ehemaligen Schule

2021

2021 ©KestucioZ.Fotografija
2021 ©KestucioZ.Fotografija
2021 ©KestucioZ.Fotografija
2021 ©KestucioZ.Fotografija

Diese Bilder wurden freundlicherweise von Kęstutis Zdanevičius zur Verfügung gestellt.


Zeitungsmeldungen

Memeler Dampfboot

Datum Schlagwort Meldung
02.02.1933 Standesamtliche Nachrichten Kinten 1932 sind registriert: 44 Geburten, 15 Eheschließungen und 37 Sterbefälle.
24.01.1934 Standesamtliche Nachrichten Kinten 1933 sind 13 Eheschließungen, 38 Geburten und 21 Sterbefälle registriert worden.
19.01.1935 Standesamtliche Nachrichten Kinten Im ganzen sind im Jahre 1934 43 Geburtsfälle (im Vorjahr 38 ), 21 Eheschließungen (im Vorjahr 13) und 32 Sterbefälle ( im Vorjahr 21) registriert worden.


Königsberger Hartungsche Zeitung

Datum Schlagwort Meldung
10.10.1912 Anlegesteg In Kinten am Kurischen Haff soll ein Anlegesteg gebaut werden. Ursprünglich war ein Hafen geplant, aber der enormen Kosten wegen, lehnten nach der „T. A. Ztg.“, die Interessanten selbst dieses Projekt ab. Denn das Haff ist auf dieser Seite hin flach, und ein Hafen würde wieder halb versanden. Ein steinerner Anlegesteg, wie er jetzt geplant wird, würde sich erheblich billiger stellen. Er soll etwa 500 Meter weit gebaut werden, am Ende einen weiten Kopf und jede 100 Meter eine Ausweichstelle erhalten. Die Kosten sind auf ca. 160 000 Mk. veranschlagt worden, wovon 40 000 Mk. das Kirchspeil Kinten und das übrige der Kreis, resp. Der Staat beizusteuern hätten. Sollte der Bau zustande kommen, was noch nicht sicher ist, so würde er der ganzen Gegend zum Segen gereichen. Denn Kinten ist von den nächsten Märkten, Prökuls und Heydekrug 19 resp. 30 Kilometer, Windenburg noch 10 Kilometer weiter, entfernt. Bis zu den nächsten Bahnstationen Szameitkehmen und Prökuls beträgt die Entfernung 17 resp. 20 Kilometer. Infolgedessen ist das Interesse für das Zustandekommen des Projekts recht lebhaft. Freiwillige Beiträge sind bereits gezeichnet.[11]


Geschichte

  • 1757 Die Russen fallen im Sommer (im Siebenjährigen Krieg) unter Graf Fermor und Feldmarschall Graf Apraxin in Ostpreußen ein. Zarin Elisabeth I. erklärt durch Patent vom 31. Dezember 1757 Ostpreußen als russisches Eigentum.
  • 1758 Jan. Eine russische Armee unter Graf Fermor besetzt kampflos das ungeschützte Ostpreußen.
  • 1762 Nach dem Tod der Zarin Elisabeth (5.1.1762) kommt es unter ihrem Nachfolger, Zar Peter III., zum Frieden mit Preußen (5.5.1762 Vertrag von St. Petersburg). Russland gibt ohne Entschädigung die besetzten bzw. bereits annektierten Gebiete Ostpreußen, Hinterpommern und Neumark zurück. Die Russen ziehen ab, Kinten wird wieder preußisch.
  • 1945 Kinten wird von der Roten Armee besetzt.


Verschiedenes

Memeler Dampfboot vom 31.12.1933

Kinten,30.Dezember. [Goldene Hochzeit] Am Freitag abend feierten die Altsitzereheleute Lukait das seltene Fest der Goldenen Hochzeit. Lukait ist 74 Jahre und seine Ehefrau 71 Jahre alt. Die Einsegnung des Jubelpaares erfolgte durch Pfarrer v. Mickwitz im Hause des Lukait. Dabei wurden den alten Leuten 100 Lit als behördliches Geschenk überreicht. An der Familienfeier nahmen drei verheiratete Kinder und zwölf Enkelkinder teil.


Fotos von Kinten

Alte Ansichten

Eissegeln auf dem Kurischen Haff bei Kinten, Anfang der 1930er Jahre
(Foto: Heinz Martin Pietsch)
Winter im Memelland
(Foto: Heinz Martin Pietsch)
Ansichtskarte von Kinten (Foto: Heinz Martin Pietsch)
Ansichtskarte Kinten (Foto: Heinz Martin Pietsch)
Gedenkveranstaltung am Ehrenmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges (Ansichtskarte 1935)
Mädchengruppe in Kinten bei dem Gedenkmal (1938)
Ausflug nach Kinten (1938)
1. Reihe Mitte (9.v.li.): Charlotte Ruddies aus Schakeningken
Ansichtskarte Kinten


Ansichten 2012

Erinnerungstafel:
1888-1892 lebte und arbeitete Vydunas[1][2] als Lehrer in Kinten.

Diese Bilder sind von Marieta Waldszus im August 2012 aufgenommen.

Memeler Dampfboot

Memeler Dampfboot vom 04.08.1933

Wahlen für die Gemeindeverwaltungen im Memelgebiet

Im Kreise Heydekrug

Kinten: Zum Gemeindevorsteher wurde Besitzer Dreyszas, zum Ortskassenrendanten Besitzer Pittkunigs und zu Schöffen Kaufmann Martin Kybranz und Kaufmann Emil Ploreit gewählt.


  • 11. Dezember 1933: An einem der letzten Tage war der Arbeiter Kalwellis aus Paweln mit Reparaturen an dem Kirchendach beschäftigt. Dabei stürzte Kalwellis von einer hohen Leiter. Er erlitt so schwere Verletzungen, daß er nach der Kreisheilanstalt gebracht werden mußte.

Aus dem Amtsblatt für das Memelgebiet vom 26. Juli 1937: Bekanntmachung: Der Verbandsvorsteher des Friedhofverbandes Kinten macht folgendes bekannt: Der alte Friedhof in Kinten, welcher seit dem Jahre 1903 polizeilich gesperrt war, ist nun wieder der Öffentlichkeit zur Beerdigung freigegeben worden. Interessenten, welche ihre Gräber auf diesem Friedhof weiter erhalten wollen oder einen Anspruch auf Erbbegräbnis stellen, werden aufgefordert, innerhalb vier Wochen bei dem Unterzeichneten eine begründete schriftliche Erklärung abzugeben. Ogeln, den 22.Juli 1937, Der Verbandsvorsteher, gez. Schwede

Kur- und Badeort Kinten

Werbeprospekt für den Kurort Kinten
Kontaktadressen für Touristen

Der Kurort Kinten im Memelgebiet, der dicht am Kurischen Haff liegt und von drei Eisenbahnstationen Heydekrug, Szameitkehmen und Prökuls umgeben ist, kann auf dem Land- und Wasserwege leicht und bequem erreicht werden. Zwischen der Bahnstrecke Szameitkehmen, die kaum 20 km entfernt liegt, wird eine regelmäßige Postautoverbindung mit den Morgen- und Abendzügen unterhalten.

Der Kintener Wald und der Ort mit seiner wunderbaren, natürlichen Lage, vermag die Sehnsucht der Erholungssuchenden zu stillen, denn die Süßwasserbäder des Haffs wecken neue Belebung und die frische, reine, ozonhaltige Waldluft trägt das Weitere zur Stärkung des Herzens, der Nerven und Lungen bei.

In Kinten läßt sich für verhältnismäßig billiges Geld gut und angenehm wohnen. Die Gaststätten halten eine Anzahl freundliche Zimmer für ihre Gäste bereit. Die Verpflegung ist den Ansprüchen des Publikums entsprechend, jedoch nicht hoch.

Innerhalb des Ortes fällt dem Besucher zunächst die turmlose 225 Jahre alte Kirche auf. Neben ihr ein aus Kunststein gefertigtes Kriegerdenkmal zu Ehren der im Weltkriege gefallenen Kirchspieleinwohner. Beachtenswert ist ferner die drei Menschenalter überlebte dreiklassige Volks-, früher Kirchschule. Ein kleiner Spaziergang durch den Wald bringt den Wanderer am Schloßberg, lenkt er seine Schritte von hier aus fünf Minuten in westlicher Richtung, so erblickt er bald durch die Lichtung der Bäume das vom Winde leicht bewegte Schilfrohr am Haffufer und darüber hinaus die weiten Wasserflächen des Kurischen Haffes, welches jedermann Gelegenheit zum Schwimm-, Segel-, Angel- und Rudersport bietet.

Kinten im Winter bietet sowohl dem Wanderer wie Sportsmann Abwechselung in reichem Maße. Im geschützten Walde können jederzeit Spaziergänge unternommen und auf der Eisdecke des Haffes Segelschlittenfahrten ausgeführt werden.

Die Umgebung von Kinten ist sagenreich, insbesondere die Ortschaften Jatzischken, Kreuzkrug, Feilenhof und Windenburg. Letztgenannter Ort, ein Fischerdorf, soll sich bis auf einen Steinwurf hin zu dem heutigen Badeort Nidden hingezogen und eine historische Kirche beherbergt haben, die später den alles vernichtenden Wasserfluten und Südweststürmen anheim fiel. Nach einer Sage soll die Strandriesin "Neringa" die Gefahr jener Zeit erkennden, Windenburg in den heutigen Grenzen mit ihrer Allgewalt eingedämmt haben.

Auf der Windenburger Ecke war auch der Sitz der Heidepriester. Ebenso verehrten die alten Preußen hier unter einer mächtigen Eiche ihre Heiligtümer. Das abgespülte Gebiet war von ihnen mit dem Namen "Perkunenkalwe" [4] belegt.

Sehenswert sind ferner die Eindeichungs- und Bewässerunganlagen der Mingewiesen sowie das Schöpfwerk in Stankischken. Nicht unerwähnt sei das romantisch gelegene Fischerdorf Minge an der Minge.

Außerdem ist Gelegenheit gegeben, das Elchrevier der Bundeler Forst [5] aufzusuchen und das seltene Elchwild neben dem anderen Wildbestand in Augenschein zu nehmen.

Wenn du nun, lieber Wanderer nach Schluß der Ferien frischen Herzens mit neuem Lebensmut heimkehrst und all das Gesehene und Erlebte als einen Genuß für dich verbuchst, dann unterlasse nicht, den schönen Ort, der dir wohlgetan hat und du voller Freudigkeit wieder schaffen kannst auch anderen zu empfehlen, damit Kinten nicht nur von dir als ein angenehmer Erholungsort bezeichnet wird, sondern er einen ihm zukommenden Platz unter den Bädern des Memelgebietes einnehmen kann.

Dauer der Badezeit: 1. Mai bis 15. Oktober

Kurtaxe

  • Für eine Person für 1 Woche Lit. 2,50
  • Für eine Person für 2 Wochen " 4,--
  • Für eine Person für 3 Wochen " 5,--
  • Für eine Person für 4 Wochen " 6,--
  • Für eine Person für 5 Wochen " 10,--
  • Für Familien für 1 Woche Lit. 4,50
  • Für Familien für 2 Wochen " 6,--
  • Für Familien für 3 Wochen " 7,50
  • Für Familien für 4 Wochen "10,--
  • Für Familien über 4 Wochen " 20,--
  • Badearzt: Sanitätsrat Dr. Mittelstädt
  • Banken: Raiffeisenbank Kinten, Vereinsbank zu Heydekrug

Quelle: Werbeprospekt, Buchdruckerei Siebert, Memel, nach 1923

Karten

Kinten auf der Schroetterkarte (1796-1802) 1:50 000
© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Schroetter Karte 1802, Maßstab 1: 160000


Kinten im Preußischen Urmesstischblatt 1860
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
Kinten mit Neu Kinten und Umgebung im Preußischen Urmesstischblatt 1860
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz


Kinten im Messtischblatt 0593 Kinten (1910-1940) mit den Gemeindegrenzen von 1938
© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie
Kintener Moor im Messtischblatt 0593 Kinten, 0594 Kukoreiten (1910-1940) mit den Gemeindegrenzen von 1938
© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie


Persönlichkeiten

Auszug aus: Hans-Wolfgang Quassowski, Die von den Russen 1758-1762 in Ost- und Westpreußen angestellten Beamten. In: Familiengeschichtliche Blätter, 20. Jg., Heft 4 1922. (Daten nach dem russischen und gregorianischen Kalender).

Hübner, Christian Ephraim, Präzentor in Memel, zum Pfarrer in Kinten 14.6.1758, * Königsberg 29.1.1722, Altstädter Schule daselbst, Universität Königsberg 27.3.1741, am 27.1.1792 zum Pfarradjunkt in Kinten ordiniert, 1821 entlassen.[6] "Untersuchungssache gegen den Herrn Pfarrer Hübner in Kinten de 1806." Pfarrer Hübner hatte lt. dieser Akten nach Aufhebung der Scharwerkspflicht der Bauern von diesen Naturalien und Geld verlangt. Außerdem ließ er die Konfirmanden für sich Gartenarbeit verrichten.

  • Richtigstellung:
  • Hier irrt Quassowskis Quelle: Beide Hübner-Pfarrer aus Kinten werden hier vermischt (siehe Pfarrerliste). Der alte Hübner ist 16.06.1758 ordiniert, nicht 1792. Die hier erwähnte "Untersuchungssache" wurde 1806 gegen seinen gleichnamigen Sohn, den jungen Hübner, geführt.

Schimmelpfennig, Martin, aus Kinten, zum Pfarrer in Prökuls 9.5.1758. [Martin Schimmelpfennig * in Piktupönen 1706, Pfarrer in Kinten seit 1740, hatte in Prökuls seit 1774 Wilhelm Wittich als Adjunkt, der aber am 16.6.1778 verstarb. Er selbst (Martin Sch.) + 17.10.1778.

Zudnochowius, Gottfried David, Student, zum Präzentor in Werden am 25.7.1758. [* Gut Jadzischken bei Kinten 1737/1738, Sohn von Theodor Zudnochowius, aus dem Königlichen Friedrichs-Kolleg in Königsberg, Michaelis 1753 zur Akademie entlassen, März 1764 Pfarramtskandidat in Karwaiten auf der Nehrung, später Pfarrer in Karwaiten, + am 26.3.1781, im 44. Jahr seines Lebens, ledig. Er war ein Vetter von Michael Coelestin Zudnochowius.

Herman Sudermann, * Matziken bei Heydekrug in Ostpreußen 30. Sept. 1857. Schriftsteller, Dichter. Im Jahre 1857 erschien sein Roman "Frau Sorge", 1889 "Der Katzensteg", 1898 "Es war", 1889 "Die Ehre", 1891 "Sodoms Ende", 1893 "Heimat". (Prof. Dr. Hermann Kluge, Geschichte der deutschen National-Literatur, 35. Auflage, Altenburg 1904, S. 264).


Internetlinks


Ansichtskarten

Hier finden sie fünf stimmungsvolle Ansichtskarten von Kinten: Ansichtskarten im Besitz von Arturas Aleksonis


Zufallsfunde

Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden. Bitte beim Erfassen der Seite mit den Zufallsfunden ggf. gleich die richtigen Kategorien zuordnen (z.B. über die Vorlage:Hinweis zu Zufallsfund).

Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>KINTENKO05PK</gov>

Quellen

  1. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  2. Preußisches Urmesstischblatt 1860 © Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
  3. Amtsblatt des Memelgebietes vom 01.09.1923
  4. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  5. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  6. Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920
  7. Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920
  8. Messtischblatt 0593 Kinten (1910-1940), Maßstab 1:25000 © Bundesamt für Kartographie und Geodäsie
  9. Amtsblatt Gumbinnen 1939: Neugliederung der Gemeinden und Gutsbezirke im ehemaligen Memelland ab 1. Mai 1939, S. 64ff,
    http://www.memelland-adm.de/Archiv/13 Verwaltungsbezirke/index.htm
  10. Aus dem Nachlass der Hildegard Leneke, geb. Moser.
  11. Verfasser: * (unbekannt), Quelle: Königsberg Hartungsche Zeitung, 10.10.1912, Nr. 477, Abend-Ausgabe, S. 10, bereitgestellt durch ZEFYS-Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz