Großalmerode
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Grossalmerode Stadt im Werra-Meißner-Kreis |
- Hierarchie
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Einleitung
Großalmerode - die Stadt des guten Tons
Seine Bekanntheit bis Übersee verdankt Großalmerode nicht dem guten Benehmen, sondern den ausgedehnten Tonvorkommen am Hirschberg. Durch seine besonderen Eigenschaften hat der Großalmeroder Glashafenton Weltruf erlangt.
Allgemeine Informationen
Die kargen Bodenverhältnisse in gebirgiger Lage haben die Bewohner im Raum Großalmerode gezwungen, die reichlich vorhandenen Kohle- und Tonvorkommen zu nutzen und sie zur Grundlage ihrer wirtschaftlichen Existenz zu machen. Auf dieser Basis hat sich Großalmerode zu einem der wichtigen keramischen Zentren Mitteldeutschlands und einem der frühesten Herstellungsorte für keramische Massenerzeugnisse in frühindustrieller Produktionsweise entwickelt.
Voraussetzung der vielfältigen Gewerbetätigkeit war die Erschließung von Märkten in fast allen Ländern Europas und in den USA, insbesondere für Tiegel- und Glashafenton. Noch in der Mitte des vorvorigen Jahrhunderts galt Großalmerode als „gleichsam eine einzige Werkstatt." Aus der Beschäftigung mit dem Ton hat sich eine leistungsfähige Feuerfest- und Schmelztiegelindustrie entwickelt, die weltweit tätig ist. Dank der frühzeitig begonnenen industriellen Ausrichtung hat Großalmerode über viele Jahrhunderte den Menschen im Umland Arbeitsplätze gegeben. Das ist auch heute noch so, wenn auch aus dem Wachstum des Ortes sich arbeitsplatzmüßig eine stärkere Anlehnung an den Kasseler Raum herausgebildet hat. [2]
Geographische Lage
Großalmerode liegt inmitten der drei höchsten Erhebungen Niederhessens, dem Meißner (754 m), dem Hirschberg (643 m) und dem Bilstein (641 m). Das Gebiet wird umrahmt vom Flüssedreieck der Fulda, der Werra und Weser. Die Berge Niederhessens sind Teil der deutschen Mittelgebirge mit Anschluß zum Harz und zum Thüringer Wald.
In unmittelbarer Nähe von Großalmerode verlaufen die früheren Stammesgrenzen der Thüringer, der Sachsen und der Hessen. Nach dem Zweiten Weltkrieg befand sich das Gebiet bis 1989 in einer Grenzlage. 44 Jahre lang verlief einige Kilometer weiter östlich die innerdeutsche Grenze, die im Verhältnis zu Thüringen zu einer politischen Weltgrenze geworden war.
Basisdaten von Großalmerode
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Politische Einteilung
Zur Stadt Großalmerode gehören die Stadtteile:
Zu Großalmerode gehören ferner: Nachbargemeinden
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Kirchliche Einteilung / Zugehörigkeit
Evangelische Kirche
Die evangelische Pfarrkirche von Großalmerode ist architektonisch eine Mischung aus neubarocken, neugotischen und späteren Stilelementen. Das Langhaus wurde 1913/16 an einen spätgotischen Kirchturm mit Chor angefügt.
- Älteste Inschrift „1497“ im Deckengewölbe oberhalb der Sakristei, eingemauert noch um 1775 in der Kirchhofmauer. Steinkanzelinschrift „1514“.
- Kirchenfilialen um 1570 und noch 1872 waren Epterode und Wickenrode, ab 1925 nur noch Epterode.
In der Großalmeroder Kirche wurde eine berühmte Persönlichlkeit konfirmiert, nämlich Wilhelm Grimm,
der Jüngere der Brüder Grimm.
Die Eintragung im Kirchenbuch lautet:
„Am 13. April 1800 Wilhelm Carl,weyland des Amtmann zu Steinau Herr Philipp Wilhelm Grimm hinterlassener ehemaliger Sohn, geboren den 24. Februar 1786, 14 Jahre, 2 Monate konfirmiert.“
In Großalmerode war Martin Koppen (* Hartmuthsachsen 17.2.1748, † Großalmerode 13.1.1814), ein Vetter der Mutter Dorothea, als Pfarrer tätig, so daß die Konfirmation in Großalmerode vollzogen wurde.
Methodistische und Neuapostolische Kirche
Gleich hinter dem Marktplatz von Großalmerode steht in der Kasseler Straße 5 eine kleine methodistische Kirche. Sie wurde früher im Volksmund auch Zionskirche genannt. Der Pastor ist Michael Putzke.
Das Gemeindezentrum der Neuapostolischen befindet sich in der Friedrich-Ebert-Straße 9. Die Altarfenster der dortigen Kirche wurden von der Firma Glasmalerei Gossel, Lahntal-Caldern, gestaltet.
Erweckungsbewegung
1892/93 führte die von Kassel und Großalmerode ausgehende Erweckungsbewegung unter Pfarrer Karl Holzapfel 1907 zu Versammlungen der christlichen Gemeinschaftsbewegung mit ekstatischen Erscheinungen und Zungenreden.
Die Missbilligung dieser Schwarmgeisterei führte 1909 zu einem Bruch der Gemeinschaftsbewegung mit der Pfingstbewegung.
Auch im benachbarten Epterode wandten sich Gläubige von der Landeskirche ab, so daß Pfarrer Holzapfel 1902 in der Pfarrchronik beklagt,
daß „Epterode ein Ort voller Zersplitterung in religiöser wie politischer Hinsicht ist, wie es vielleicht wenige gibt." [3]
Katholische Kirche Mariä Namen
Bis zum Zweiten Weltkrieg war Großalmerode vorwiegend
protestantisch geprägt. Nach dem Zusammenbruch 1945
mußten viele Menschen ihre angestammte Heimat in den
Ostgebieten verlassen. Unter den Flüchtlingen, die in
Großalmerode und in den Dörfern ringsum eingewiesen wurden,
waren auch viele Katholiken.Die Heimatvertriebenen waren schon früh bestrebt, sich
wieder eigene Gotteshäuser zu errichten. Die katholische
Kirche von Großalmerode wurde bereits am 25. Juni 1953
eingeweiht. Es ist ein helles, modernes Gebäude mit seitlich
gestelltem Glockenturm und mit einem großen Kreuz am Westgiebel.
Die Kirche steht in der Jonasbach, Ecke Kasseler Straße,
auf dem ehemaligen Gelände der Kistenfabrik Gustav A. Goebel.
Geschichte
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Genealogische und historische Quellen
Genealogische Quellen
Grabsteine
- Friedhof Großalmerode (Werra-Meißner-Kreis) im Grabstein-Projekt des Vereins für Computergenealogie e.V.
- Friedhof Grossalmerode-Rommerode (Werra-Meißner-Kreis) im Grabstein-Projekt des Vereins für Computergenealogie e.V.
- Friedhof Großalmerode-Laudenbach (Werra-Meißner-Kreis) im Grabstein-Projekt des Vereins für Computergenealogie e.V.
- Friedhof Großalmerode-Epterode (Werra-Meißner-Kreis) im Grabstein-Projekt des Vereins für Computergenealogie e.V.
- Friedhof Großalmerode-Uengsterode (Werra-Meißner-Kreis) im Grabstein-Projekt des Vereins für Computergenealogie e.V.
- Friedhof Großalmerode-Trubenhausen (Werra-Meißner-Kreis) im Grabstein-Projekt des Vereins für Computergenealogie e.V.
- Friedhof Großalmerode-Weißenbach (Werra-Meißner-Kreis) im Grabstein-Projekt des Vereins für Computergenealogie e.V.
Genealogische Bibliografie
Ortsbeschreibung
Marktplatz
Mittelpunkt der Stadt Großalmerode war schon immer der Marktplatz. Hier spannten die Fuhrleute aus. hier gab es
Gaststätten und Einkaufsmöglichkeiten. Hier stand die Brauerei, die bis Ende 1895 von August Piscantor betrieben wurde.
Danach wurde das Gebäude als Rathaus genutzt. Am 8. Januar 1899 brannte das Rathaus ab.
Die wohlhabend gewordene Gemeinde konnte sich einen repräsentativen Neubau leisten, der in erstaunlich kurzer Zeit
fertiggestellt wurde. Schon vom 8. bis 10. September 1900 konnte die Einweihung des neuen Rathauses gefeiert werden.- Aus der Festschrift:
„Im Äußeren massiver Art, künstlerisch ausgestattet in seiner Sandsteinfacade mit ihrem Balkon und dem über dem
großen Thorbogen hervortretenden Erker, in dem Uhrgiebel und den beiden Thürmen, zeigt das Rathaus in seinem
Inneren zwar nur schlichte und einfache, aber in jeder Beziehung gediegene Ausführung.“
Der Ratskeller ist bis heute ein beliebtes Lokal, neuerdings mit Bänken vor der Tür.
Ein bekannter Wirt in den 1950er Jahren war Heinrich Gundlach, der auch Gastwirt auf dem „Köppchen“ war.
- Aus der Festschrift:
Bekannte Geschäfte und Gaststätten am Marktplatz in Großalmerode (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
- Drogerie Weymar, das leerstehende Fachwerkhaus soll abgerissen werden.
- Das Haus von Uhrmacher Ludwig Brübach wurde bei der Verbreiterung der Kasseler Straße
zur Hälfte abgetragen. - Der Frisiersalon Bebendorf am Anfang der Kasseler Straße war ursprünglich
das „Gasthaus zum Preußen", dann das Textilgeschäft Plumpe. Seit 1976 befindet sich in dem
Haus, dessen Fachwerk freigelegt wurde, die Stadtapotheke (Dr. Szasz). - Das Gasthaus „Zur Krone" besteht bis zum heutigen Tag.
- Die Fleischerei Donath befand sich in einem winzigen Ladenlokal. Die Donaths waren Flüchtlinge
aus Ostpreußen. Fleischermeister Donath eröffnete später eine moderne Metzgerei in der Kasseler Straße. - Das Gebäude der alten Stadtapotheke gehört zu den größten Häusern am Markt.
- Geschäft Wollenhaupt, Buchhandlung, Geschenkartikel, Druckerei.
- Die Gaststätte „Ratskeller“ wird heute von Angelika Langer geführt.
- Bäckerei, Café Wolf, bis heute unter anderem Namen vorhanden.
- Die alte Poststelle am Marktplatz war früher die Station der Postkutschen nach Helsa
und Witzenhausen. Heute steht an dieser Stelle das moderne Gebäude der Kreissparkasse. - Das östliche Ende des Marktplatzes wird vom hohen Gebäude der Volksbank-Raiffeisenbank dominiert.
- Das Kaufhaus Schweinsberg befand sich ursprünglich in der Berliner Straße. Vor dem Umzug zum
Marktplatz hat die Familie Markert ein Fachwerkhaus umbauen lassen. Auf zwei Etagen konnten
jetzt Haushaltswaren, Geschirr, Heimtextilien und eine Vielzahl anderer Artikel angeboten werden. - Textilgeschäft Koller.
- Im Geschäftshaus an der Ecke zum Großen Kirchrain befand sich einst das Lebensmittelgeschäft
Siebenhausen und Deisenroth, eine Filiale des Geschäftes in Witzenhausen. An der Fassade zum
Marktplatz befinden sich bis heute die gleichen Zierelemente aus Stuck wie am Haus von
Schuh-Berger in der Berliner Straße. - Auf der anderen Straßenseite steht an der Ecke zur Gelsterstraße die „Kirchrain-Apotheke“.
Die „verkehrsgerechte“ Umgestaltung, die den Marktplatz wie eine Schnellstraße aussehen ließ,
wurde wieder zurückgenommen. Breite Bürgersteige, Ruhebänke, Blumen- und Skulpturenschmuck
laden zum Verweilen ein.
Berliner Straße und Kasseler Straße
Die Berliner Straße hieß früher „Heiligenstädter Straße“, danach „Friedrichstraße“. Sie führt vom Marktplatz in die östliche Richtung nach Witzenhausen. Bis 1973 gab es Personenverkehr zum Ostbahnhof und die Reisenden mussten ein ganzes Stück zu Fuß in die Stadt laufen. Da kam zuerst auf der linken Seite die vornehme „Villa Kleinvogel“, dann die beiden Gaststätten „Bilstein“ und „Kurfürst“, letztere mit Lichtspieltheater. Die auf der anderen Straßenseite gelegenen Fachwerkbauten der Schreinerei Möller wurden wegen Straßenverbreiterung abgebrochen, so dass man heute von hier einen freien Blick auf die „rote Schule“ hat. In dem Gebäude an der Ecke zum Schulplatz befand sich früher die Zweigstelle der Kreissparkasse. Hier ging es auch zu Schreibwaren Bindbeutel („Bingebüttel“) und Photo-Pairan.
Die Häuser auf der linken Seite standen vom Kurfürsten bis zum Geschäftshaus Schweinsberg etwas erhöht und wurden deshalb „die Häuser auf der Mauer“ genannt. Am Straßenrand vor der Mauer verlief „die Kannel“, ein offener Abwasserkanal. Vor der Burschelschmiede stand vor der Mauer ein Bornstock mit zwei Wassertrögen. Die Mauer gibt es nicht mehr. Der Fußgängerweg vor den Häusern wurde auf Straßenniveau abgesenkt, was zur Folge hatte, dass die Häuser allesamt einen höheren Sockel bekommen haben. Das Geschäftshaus Schweinsberg wurde durch einen Neubau ersetzt. Dahinter befindet sich heute ein großer Parkplatz, der nach seiner Umgestaltung mit terassenförmig angeordneten Stellplätzen ein gefälligeres Aussehen bekommen hat. Viele Großalmeroder erinnern sich noch an die Gaststätte „Lord Henry“ und die „Buchhandlung Bachmann“ gegenüber. Auch der „Frisiersalon Zeidler“ und „Schuh-Berger“ sind nicht vergessen.
Die Kasseler Straße führt mit stetiger Steigung vom Marktplatz in Großalmerode zur Passhöhe des Pfaffenbergs (445 m). Hoch über der westlichen Ausfallstraße thront die Gundlachsvilla im klassizistischen Baustil. Am Anfang der Kasseler Straße steht auf der linken Seite gleich hinter dem Marktplatz die methodistische Kirche. Bis zur Ascherfeld-Villa steigt die Straße steil bergan, vorbei an aufwändig renovierten Stadthäusern, in denen sich Arztpraxen befinden. Das "Anders-Haus" am Aufgang zum Baßberg wurde wegen Straßenverbreiterung abgebrochen. Hier stand in Höhe der Einmündung der Zäunenstraße früher das „Obere Tor“. Im Haus von Sattler Liese befindet sich heute das Hotel „Bolze“.
Die Villa Ascherfeld steht in einem Park. Sie wurde kurz nach 1900 errichtet. Ascherfeld war mehrere Jahrzehnte als Vorstandsmitglied der Aktiengesellschaft Vereinigte Großalmeroder Thonwerke tätig.
Ab Einmündung der Jonasbach nimmt die Steigung der Kasseler Straße etwas ab. Auf der rechten Seite fällt ein Ziegelbau aus der Gründerzeit auf. Es ist das ehemalige Postamt. Der hohe Giebel über dem Eingang wurde erst später hinzugefügt. Weiter oben steht das ehemalige Amtsgericht. Das stattliche Gebäude in historisierenden Stil wurde von 1905 bis 1908 errichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Amt nach Witzenhausen verlegt und in das frei gewordene Großalmeroder Gerichtsgebäude wurden Flüchtlinge eingewiesen. Bis zu zehn Familien (u.a. auch die Pfarrersfamilie Gehrke mit 5 oder 6 Kindern) versuchten in dem Haus, zwar in hohen Räumen, aber trotzdem in beengten Verhältnissen, miteinander auszukommen. Heute befindet sich in dem Gebäude das Seniorenzentrum Großalmerode.
An der Kasseler Straße stehen, bzw. standen, auch Gaststätten und Hotels, Verwaltungsgebäude und Privatvillen, aber auch Gewerbebetriebe.
- Die Kistenfabrik Gustav A. Goebel stand in der Jonasbach, heute Standort der katholischen Kirche.
- Das Hotel "Hessischer Hof" (z.Zt. geschlossen) steht in der Kasseler Straße gegenüber dem Amtsgericht.
- Es gab in der Kasseler Straße den Fuhrunternehmer und Spediteur Kaufhold.
- Das ehemalige Verwaltungsgebäude der Aktiengesellschaft Vereinigte Großalmeroder Thonwerke steht oberhalb vom ehem. Amtsgericht auf der linken Seite.
- Das Gasthaus zum Bahnhof, genannt "Kückelhahn", steht ganz oben in der Kasseler Straße.
Von hier führte ein Fußweg zum Westbahnhof. - Wachsmuth's Lager war früher eines der letzten Gebäude an der Straße in Richtung Kassel. Das Geschäft war auf Landhandel spezialisiert: Mehl, Futterartikel, Düngemittel u.ä. Das Ladengeschäft befand sich am Kleinen Kirchrain.
Großer Kirchrain und Speckplatz
Hotel „Deutscher Kaiser“
Im Jahre 1698 wurde gegenüber der Kirche ein festes Wohnhaus errichtet, die spätere Behausung des Kauf- und Handelsherren Ruelberg. 1751 ging das Anwesen in das Eigentum des Brauereibesitzers Johannes Piscantor über, der hier ein Gasthaus eröffnete. Die Familie Piscantor hat den Gasthof- und Hotelbetrieb „Deutscher Kaiser“ über zweihundert Jahre bewirtschaftet.
Im Deutschen Kaiser am Großen Kirchrain wurde Stadtgeschichte geschrieben. Am 24. Februar 1775 bekam Großalmerode hier die Stadtrechte verliehen. Die Erhebung zur Stadt erfolgte im Rahmen von Bemühungen, Handel und Wandel im damaligen Nordhessen zu fördern und zu stärken. Ausschlaggebend war nicht die Größe des Ortes und die Zahl der Bewohner, sondern die überdurchschnittliche gewerbliche Betätigung, basierend auf dem Ton- und Kohlebergbau. Schon zu jener Zeit war von Großalmerode aus ein umfangreicher Fernhandel betrieben worden. Aus dem Spezialton für Glasschmelzhäfen wurden in Großalmerode die sogenannten „hessischen Tiegel“ für das Schmelzen von Metallen gefertigt. Hinzu kam eine vielseitige Produktion von keramischen Erzeugnissen aller Art.
Kein Ort im damaligen Hessen war wegen seiner geringen landwirtschaftlichen Bodennutzung so sehr auf Handwerk und Gewerbe angewiesen wie Großalmerode. Das kommt zum Ausdruck im Stadtdiplom vom 24.02.1775, in dem geschrieben steht: „Hiernächst ertheilen wir dieser Unserer neuen Stadt zum Andenken ihres fürnehmsten Nahrungsstandes das Recht, in ihrem Siegel drey Schmelztiegel und darneben geschüttete Spielkugeln in grünem Wachs zu siegeln.“
Wilhelm-Speck-Platz
Über den Großen Kirchrain und Speckplatz verläuft der Verkehr von und nach Epterode und Rommerode. Früher waren es überwiegend Kohle- und Tonfuhrwerke. Fertigprodukte wurden oft mit Stroh gepolstert in Holzfässern ausgeliefert. Der ständig zunehmende Autoverkehr machte umfangreiche Straßenbau-Maßnahmen erforderlich. Deshalb wurde der Speckplatz völlig umgestaltet. Der „Deutscher Kaiser“ wurde abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt.
Auch die „Speckschule“ musste dem Verkehr weichen. Hier waren bis 1953 die ersten beiden Klassen der Mittelschule untergebracht. Wenn Schulleiter Müller, Spitzname „Maxe“, seine große Ansage ankündigte, mussten alle Kinder vom Speckplatz hinauf in die Mittelstraße zum Hauptgebäude (Starenkasten) laufen. „Maxe“ Müller, der allen als hervorragender Pädagoge in Erinnerung geblieben ist, stand dann auf der Freitreppe vor dem Haupteingang und kündigte neue Maßnahmen an, um die Disziplin im Unterricht zu gewährleisten.
Die „Speckschule“ war ein stattlicher, verputzter Fachwerkbau am östlichen Rand des gleichnamigen Platzes. Am 7. Juli 1861 wurde in diesem Haus der Heimatdichter Wilhelm Speck geboren. Schon zu Lebzeiten wurde Speck als bedeutender deutscher Schriftsteller gefeiert. Er studierte Theologie in Leipzig und Marburg. Im Anschluss daran war er als Anstaltspfarrer tätig. Aufgrund seiner schriftstellerischen Arbeiten verlieh ihm die Theologische Fakultät der Universität Marburg 1911 die Ehrendoktorwürde. 1921 ernannte die Stadt Großalmerode Wilhelm Speck zum Ehrenbürger. Specks Erzählung „Der Joggeli“ spielt im Dorf Orferode, dessen „Joggeli-Linde“ wegen Altersschwäche unlängst durch Anpflanzung von drei jungen Bäumen ersetzt werden musste. Die Namensgebung Wilhelm-Speck-Platz in Großalmerode soll an das Leben und Werk des Dichters erinnern.
Am Rande des Speckplatzes, schon „In den Steinen“, steht das „Hotel Pempel“, das von einer alteingesessenen Großalmeroder Familie geführt wird. Die alte Frau Pempel, von allen nur „Bembel-Liese“ genannt, suchte trotz ihrer Körperfülle persönlich die Bauersfamilien in den umliegenden Dörfern auf, und versuchte mit der Übergabe eines Stücks Speck, die Leute als neue Kunden zu gewinnen. Der Sohn „Bembel-Fränzchen“ heiratete eine stets frohgemute Elsässerin. Tochter Monika, mit dem gleichen fröhlichen Naturell wie die Mutter ausgestattet, führte lange mit ihrem Mann Gernot das beliebte Hotel, das auch für gesellschaftliche Empfänge gern gebucht wird. Inzwischen hat die nachfolgende Generation die Leitung des Hauses übernommen und Christian Koch wurde bereits für seine nordhessischen Spezialitäten ausgezeichnet. Gleich nebenan befindet sich „In den Steinen“ 19 die Fleischerei Dreßler KG.
Die Dreßlers sind wie die Pempels und Casselmanns eine auch im Umland bekannte Metzgersfamilie.
Ein kleines Stück weiter steht „In den Steinen“ das Stammhaus der Schmelztiegelfabrik
Conrad Liphard, die 1987 ihr 450jähriges Bestehen gefeiert hat.
Auf alten Fotos kann man sehen, dass um 1900 vor der ursprünglichen Produktionsstätte
„In den Steinen“ Brennholz in hohen Stapeln gelagert wurde, das zum Befeuern
der Brennöfen benötigt wurde. Auch Holzfässer für den Versand der Fertigprodukte sind
zu sehen. Sogar das Stroh für die Polsterung der Ware kann man erkennen.
Überhaupt war bei rund 70 in Großalmerode vorhandenen Brennöfen damals das
Straßenbild von der Brennholzlagerung geprägt.Heute befinden sich die Werksanlagen der Fa. Conrad Liphard & Söhne GmbH in
unmittelbarer Nähe zum Bahnhof Epterode. Zu Ehren des 2006 verstorbenen Inhabers
wurde im April 2012 das zum Werksgelände abbiegende Stück der Rommeroder Straße
in „Dieter-Liphard-Straße“ umbenannt. Wilfried, ein Bruder von Dieter Liphard,
hat lange Zeit eine Schmelztiegelfabrik in Frankenhain geführt.
Schulen
Um 1900 gab es in Großalmerode vier über den Stadtkern verteilte Volksschulen:
- Brübachschule, Kleiner Kirchrain, heute Glas- und Keramikmuseum.
- Lohrsche-Schule, Teichstraße, 1945 ist die Schule beim Einmarsch der Amerikaner abgebrannt.
- Speckschule, Großer Kirchrain (Speckplatz), Geburtshaus des Dichters Wilhelm Speck, bis 1953 waren hier die ersten beiden Klassen der Mittelschule untergebracht, das historisch wertvolle Gebäude wurde abgebrochen.
- Rote Schule, an der Stadtmühle (heute Schulplatz), ursprünglich Volksschule, ab 1953 Mittelschule, heute wird das Gebäude von Vereinen und von einem Kindergarten genutzt.
- Die Mittelschule (Starenkasten genannt) wurde 1910/11 in der Mittelstraße eröffnet, heute in Privatbesitz.
Am 3. Oktober 1953 fand die Einweihung des ersten Gebäudes der Valentin-Traudt-Schule in der Jonasbach statt, die zunächst als Volksschule konzipiert war. Aus ihr ist mit ständigen Gebäudeerweiterungen eine Gesamtschule entstanden, die auch die Mittelschule als Realschulzweig aufgenommen hat. Die Einführung der Gesamtschule (1972) hat die Schulstruktur im Einzugsgebiet von Großalmerode tiefgreifend verändert. Die Schüler der umliegenden Dorfschulen, der städtischen Realschule und der Hauptschule wurden unter einem Dach vereint.
Hinzu kam ein gymnasialer Zweig, der für Großalmerode erstmalig den direkten Zugang zum Abitur ermöglichte.
Bahnhöfe
Zufallsfunde
Persönlichkeiten
Literatur
- Karl Krück, „Großalmerode, Bergstadt zwischen Meißner, Hirschberg und Kaufunger Wald", Geiger-Verlag, Horb 1988, ISBN 3-89264-220-6
- Karl Krück, „Nordhessisches Fachwerk und Großalmeroder Dachziegel", Geiger-Verlag, Horb 1996, ISBN 3-89570-246-3
- Hermann Nobel, „Chronik Epterode", Von Euerharderot zu Epterode, hrsg. Magistrat Großalmerode, August 2007, ISBN 978-3-00-022051-7
- Waldemar Küther, Historisches Ortslexikon des Landes Hessen, Kreis Witzenhausen, ELWERTsche Verlagsbuchhandlung, Marburg 1973, ISBN 3 770804961
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
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Quellen und Einzelnachweise
- ↑ Ernst Christopher Metz (* 23. Februar 1892 in Cassel; † 25. Dezember 1973 in Eschwege) war ein deutscher Maler und Grafiker, der vor allem durch seine Darstellung deutscher Stadtansichten in historischer Sicht bekannt geworden ist. In seinen Arbeiten ging Metz etwa hundert Jahre in die Vergangenheit zurück, stellte teilweise längst verschwundene Bauten nach alten Stichen dar und belebte die Bilder mit Figuren aus jener Zeit.
- ↑ Karl Krück, Vorsitzender des Geschichtsvereins Großalmerode
- ↑ Hermann Nobel, Chronik Epterode, ISBN 978-3-00-022051-7
- ↑ VGT = Vereinigte Großalmeroder Thonwerke. Die im Rondell stehende Ascherfeld-Linde mußte dem Verkehr weichen.
Städte, Gemeinden und gemeindefreie Gebiete im Werra-Meißner-Kreis (Regierungsbezirk Kassel) |
Städte:
Bad Sooden-Allendorf |
Eschwege |
Großalmerode |
Hessisch Lichtenau |
Sontra |
Waldkappel |
Wanfried |
Witzenhausen |
Zufallsfunde
Cornelius aus Großalmerode
- 2.7.1871 ~ 16.7.1871 bei Wullen/Annen: Gustav Elias Ferdinand, So. d.
Hermann MARZI, Bergmann, und der Gertrude Marie CORNELIUS, Paten: Elias Noll, Ehefrau Birken.
- 15.7.1871 ~ 23.7.1871 Annen: Marcardt Carl, So. d. Markardt SIEFERT, Fabrikarbeiter, u. d. Cath. Elisabeth RÜCKEISEN, Paten: Carl Cornelius, Elisabeth Günnemann.
- 9.2.1873 ~ 9.3.1873 + 5.5.1873 Annen: Karl August, So. d. Karl CORNELIUS, Fabrikarbeiter, u.d. Luise Friederike TREBING, Annenscher Berg, Paten:
August Schaefer, Ehefrau Nolte.
- * 5.8.1874 Annenscher Berg, Kind, todtgeb., So. d. Carl KORNELIUS, Schmied, u.d. Karoline KOCH
+ 25.4.1873 # 19.?4.1873 Annen, Luise Friederike TREBING, 24 J. 5 Mon. + 12 Tg., Schwindsucht. hinterl. Ehemann Carl und 1 Kind.
+ 5.8.1874 # 6.8.1874 Annen, Sohn CORNELUS, So. d. Carl Cornelius, Schmied.
+ 5.8.1874 # 8.8.1874 Annen, Caroline KOCH, 22 J. 6 Mon. 1 Tg., Gehirnentzündung, hinterl. Ehemann Karl CORNELIUS, Schmied, keine Ki.,
+ 2.9.1874 # 6.9.1874 Annen, Georg CORNELIUS, 67 J. 7 Mon. 27 Tg., Altersschwäche, Arbeiter, hinterl. 4 major. Ki.
oo 26.2.1871 Annen: Hermann MARZI, Großalmerode, 21 J., So. d. Simon M., Schleifenmacher, oo Gertrude Marie CORNELIUS, 23 J., To. d. Joh. Geoerg C., Nagelschmied, Annen.
dimit. 23.7.1874 nach Herdecke: Albert SMITS, Rheden/Holland, * 3.6.1838 kathol., So. d. Albert Smits, verstorben, oo Johanne Lenette CORNELIUS, verw. DERKAMPES-KLEIN, Wwe., To. d. Philipp CORNELIUS
oo 8.2.1874 Annen: Karl KORNELIUS, Großalmerode, * 14.5.1850, Wwr., So. d. Joh. Georg K., Hufschmied, oo Anna Kath. KOCH, * 4.2.1852, To. d. Math. K., Fabrikarbeiter, Großalmerode