Hoher Meißner
..Schwalbenthal. ..Bransrode. ..Frau Holle.. ..Weißenbach.. ..Dudenrode.. ..Frankenhain.. ..Vockerode. ..Hausen.. .Kaufunger Wald..
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Allgemeine Angaben
- Das von vielen Märchen (Frau Holle) umrankte Vulkanmassiv des Meißners schiebt sich als gewaltiger bewaldeter Basaltbergrücken mit einem oberen Plateau von 2 x 5 km zwischen Wohra (Wehre) und Werra.
Der „König der hessischen Berge” gipfelt in zwei breitgezogenen Höhenkuppen. Die höchste Erhebung liegt im Norden bei Bransrode. Auf der Kasseler Kuppe wurde in einer Höhe von 753,6 Metern der Kasseler Stein errichtet. Die Kalbe (weiter südlich, 719 Meter) war lange Zeit vom Braunkohle-Tagebau bedroht.
- Unterhalb der Kalbe liegt der idyllische „Frau-Holle-Teich” nicht weit von der ehemaligen Bergbausiedlung Schwalbental entfernt. Der von Steilwänden umrandete Kalbe-See ist der voll Wasser gelaufene Trichter des Tagebaus, dem das Hochmoor „Weiberhemd” größtenteils zum Opfer gefallen ist. Von Schwalbental kann man zu den „Seesteinen” (ein sogen. Blocksteinmeer) wandern. Beim „Viehaus” an der Südwestkante des Bergmassivs befinden sich Sendeanlagen des Hessischen Rundfunks, mit bis zu 220m hohen Funktürmen. Die Ausflugsgaststätte Gröling und das Naturfreundehaus ziehen viele Besucher an. Für die Freunde des Wintersports gibt es einen Ski-Lift, früher war sogar eine Sprungschanze vorhanden [1].
Weitere Sehenswürdigkeiten sind die „Kitzkammer” (Säulenbasalt) bei Hausen, der Wanderweg „westliche Kohlenstraße” von Bransrode zum Viehhaus und das Naturschutzgebiet „Bühlchen” am Nordrand des Berges. Von den Höhen bietet sich eine überwältigende Fernsicht nach Niederhessen und nordöstlich nach dem Eichsfeld. Die herbe Gebirgslandschaft kennzeichnen Brachlandstellen mit Wacholderbüschen, Kiefern und seltener Steppenflora.
In den Dörfern herrscht ausschließlich Fachwerkbau vor, meist fränkisch-thüringischer Art. [2]
Name
Der Name Meißner hat zu vielen Deutungsversuchen geführt. Wissener ist wohl der ursprüngliche Name, der zum ersten Mal 1195 in einer Urkunde des Klosters Germerode als Gemarkungsname auftaucht.
Nachfolgend die bekanntesten Erklärungsversuche:
- Das Stammwort von Wissener ist ahd. wisa, was soviel wie Wiese bedeutet. Zusammen mit der Endung -er, ein verstümmeltes -berg, hieße der Wissener dann Wiesenberg.
- Das Stammwort ist ahd. wizon, das bedeutet weissagen. Dann wäre der Berg personifiziert als „der Weissager”. Ulrich sieht darin einen Hinweis auf die Rolle des Meißners als Wetteranzeiger [3].
- Wissener kommt von ahd. wiz = weiß. Auch in diesem Fall wäre der Berg als Person gesehen und hätte die Bedeutung „der Schneebringer” [4]. Die einfache Verhochdeutschung wäre dann „Weißner”. Diese Schreibweise gab es schon im 17. Jh. in amtlichen hessischen Schreiben.
- Die letzte Deutung ist in der Meißnergegend stark verbreitet, weil sie von der Anschauung her besonders einleuchtend ist: Der Meißner ist der Berg, der im Winter zuerst mit Schnee bedeckt ist und im Frühjahr noch lange seine weiße Haube trägt, wenn im Werratal längst die Krokusse blühen.
Bewohnte Häuser, Siedlungen auf dem Meißner
Die Besiedelung des Hohen Meißners bestand aus folgenden „Anrainern":
- Naturfreundehaus (heute noch vorhanden)
- das Viehhaus (Rest eines abgebrannten Bauernhofes, heute Berghütte)
- Ausflugsgaststätte Gröling (heute noch vorhanden, herrliche Aussicht)
- Sender Meißner (Hessischer Rundfunk, heute unbewohnt)
- „Freya", ursprünglich Wohnanlage für Bergwerksangehörige (abgerissen).
Im Zweiten Weltkrieg befanden sich auf der „Freya“ die Gebäude der Luftwarnanlage. - Zeche Frielendorf (renaturiert)
- Amerikanische Radarstation, später mit Horchturm wie auf dem Großen Bogen (abgerissen).
- BND-Baracke im Wald zwischen Kalbe und Schwalbenthal (abgerissen).
- Bransrode, bis in die Nachkriegszeit standen hier fünf Wohnhäuser einschließlich der Ausflugsgaststätte Petri. Der Steinbruch Bransrode wurde 2003 aufgegeben, da sich der Abbau wirtschaftlich nicht mehr lohnte. Nach 2009 wg. Autobahnbau bei Walburg teilweise wieder in Betrieb genommen.
- Friedrichsstollen nahe Frau Holle Teich.
Am Friedrichsstollen stand einst ein Haus (ursprüngl. Haus des Steigers, dann Försterhaus Hugo Hoyer bis 1900), welches jedoch in den 60er-Jahren abgerissen wurde. Der Stollen wurde 2008 freigelegt und gesichert. - Schwalbenthal, ehemaliges Bergamt, Ausflugsgaststätte und damals „Luftkurort". Wohnhäuser für die Angestellten des Bergbaus wegen Erdrutsch um 1909 abgerissen, das Gasthaus Schwalbenthal ist momentan (2011) wegen Erdrutschgefahr geschlossen.
- Die „Halde", mehrere Wohngebäude zu Schwalbenthal gehörig. Die Halde bestand ursprünglich aus drei Häusern, und zwar aus dem heute noch vorhandenen, leerstehenden „Haus Halde" aus dem Jahre 1755 (1905 Sockel erneuert, 1978 Fachwerk erneuert, 2012 Dach gedämmt), einem zweiten Haus, welches in den 60er-Jahren abgerissen wurde und einem Pferdestall, von dem man relativ wenig weiß. In den Häusern wohnten die Steiger, die den Abbau im Schwalbenthaler Erbstollen und im Carlsstollen kontrollierten und die geförderten Kohlen abrechneten. Von der Holzblockhütte der Eschweger Pfadfinder (Silberfüchse) und von dem Pferdestall sind noch Fundamente vorhanden, die Stollen wurden 2002 gesichert.
Einstige militärische Einrichtungen
Auf dem Hohen Meißner existierten im Zweiten Weltkrieg (1939 bis 1945) und im Kalten Krieg (1945 bis 1990) und noch darüber hinaus verschiedene militärische Einrichtungen:
- Camp Freya: Auf dem Südteil des Meißner-Hochplateaus wurde im Bereich der heutigen Einrichtungen von Sendemasten, Skilift und „Berggasthof Hoher Meißner“ in den Jahren 1937/38 die Flugwetterstation „Camp Freya“ mit mehreren militärischen Gebäuden errichtet, in der Messungen insbesondere für den damaligen Flugplatz in Eschwege durchgeführt wurden. Ab 1945 und damit seit Beginn des Kalten Kriegs wurden die auch als Kaserne dienenden Gebäude von der US-Armee und nach zwischenzeitlicher Bundeswehr-Nutzung bis letztendlich 1992 wieder von der US-Armee genutzt. Die Anlage wurde nach 6-jährigem Leerstand 1998 abgerissen.
- Melone: Nahe der Kasseler Kuppe errichtete die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg die Nachtjägerleitstation „Melone“ mit mehreren Gebäuden und Radartürmen, die am 19. August 1943 in Betrieb genommen wurde und von der Fluglotsen Flugzeuge steuerten. Am 1. April 1945 wurde sie zum beginnendem Kalten Krieg von der US-Armee übernommen und nach kurzer Nutzungsdauer abgebaut.
- Eloka-Stützpunkt: Ungefähr 300 m westlich des Schwalbenthals gab es nahe der Landesstraße „L 3241“, die aus Richtung Schwalbenthal bzw. Stinksteinwand kommend in Richtung Meißnerhaus führt, auch während des Kalten Kriegs von 1948 bis 1992 auf rund 715 m Höhe zwei Abhöranlagen (eine von US-Armee und Bundeswehr gemeinschaftlich betriebene und eine vom Bundesnachrichtendienst; BND) mit mehreren Bauwerken, die in direkter Nachbarschaft standen. Der zuletzt noch verbliebene Betonturm der Bundeswehr, der weithin sichtbare und etwa 80 m hohe „Eloka-Turm“ (Volksmund: „Meißner-Turm“), wurde am 11. November 2002 gesprengt, nachdem sein Abriss jahrelang verschoben worden war. Bauschutt, Fundament und Turmstumpf sind noch vorhanden.
- Cola-Dose: Nahe der Kalbe existierte ebenfalls während des Kalten Kriegs die vom US-Militär 1953 gebaute Abhöranlage „Cola-Dose“, die aus einem Gebäude mit kleinem Turm und Baracken bestand, aus einer vom US-Militär betriebenen mobilen Abhöranlage hervorging und später vom Bundesnachrichtendienst übernommen wurde, um den Funkverkehr der Staaten des Warschauer Pakts abzuhören. Die Gebäude, die namentlich als Bundesstelle für Fernmeldestatistik getarnt waren, wurden im Dezember 1995 abgerissen.
Bransrode
Schwalbenthal
Die Kalbe
Die Kalbe ist eine 719,5 m hohe Basalt-Kuppe im Ostteil des Hohen Meißners.
Die wenig bewaldete Anhöhe erhebt sich etwa 2,5 km westlich von Vockerode, das mit durchschnittlich 290 m Höhe rund 430 m tiefer liegt. Die Kalbe kann von Vockerode kommend über die steil ansteigende Landesstraße 3241 und ab Schwalbental, nach Norden auf die L 3242 in Richtung Kammerbach abbiegend, angefahren werden. Die Straße führt nicht direkt zur Kuppe, diese ist von Wanderparkplätzen in der Umgebung, beispielsweise am Frau-Holle-Teich, zu Fuß zu erreichen. Der Gipfel der Kalbe ist ein guter Aussichtspunkt nach Nordosten unter anderem über Vockerode, Frankershausen und das Werratal hinweg bis zum Harz. Etwas unterhalb des Gipfels ermöglicht eine weitere Aussichtsstelle den Blick nach Südosten zum Thüringer Wald und zur Rhön.
Der Grebestein-Tagebau
Nach 1945 begann mit dem Verkauf der Bergrechte an ein aus der Lausitz stammendes Unternehmen (Ilse-Bergbau) eine neue Bergbauperiode. Der erste Tagebau begann bei Grebestein-Ost. Der Tagebau Kalbe, bei dem ein besonders mächtiges Flöz angetroffen wurde (30-50 m), wurde seit 1952 betrieben und 1974 aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt. 1977 verhinderte die Aktion „Rettet den Meissner" mit großer Teilnahme der Bevölkerung die Wiederaufnahme des Tagebaus. Als Überrest ist das Tagebaurestloch mit einem ca. 2 ha großen See erhalten. Es trägt heute den Namen „Kalbesee".
Durch den Tagebau geriet die Kalbe in Gefahr. Nach schweren Regenfällen im Frühjahr 1961 kam der Berg im Juni desselben Jahres in Bewegung. Das westliche Vorfeld der Kalbe sackte Richtung Tagebau ab. Die schwere Basaltschicht rutschte höchstwahrscheinlich auf einer glitschigen, über der Kohle liegenden Tonschicht. Am Abhang zeigten sich tiefe Risse, auf dem Plateau klafften breite Erdspalten. Der Abbau der Kohle wurde aus Sicherheitsgründen für mehrere Monate eingestellt. Weite Kreise der Bevölkerung waren zurecht sehr besorgt um dieses Stück Natur.
Für über 250.000 DM aus Landesmitteln wurde eine Drahtseilverankeung, von Betonsockeln gehalten und gespannt, um die abbröckelnd Kalbewand gelegt. Im August 1963 begann eine Kasseler Firma mit den Arbeiten. Anfang 1964 hing der Berg in vier schweren Drahtseilen. Doch bereits im März 1964 stellte man fest, dass sich zwei der senkrecht in die hohe Kalbewand gegossene Betonrippen von der Felswand gelöst hatten und frei in der Verspannung hingen, Der Bergbau war nun mit allen Mitteln dabei, Abraum anzukippen, um den Berg zu halten. Die Befürchtungen, die Kalbe würde einstürzen, bestätigten sich jedoch nicht. Heute kann man auf der Kalbe noch einige der Steinblöcke sowie ein Stück eines der Seile sehen.
Die Basalthalde, die den Abhang von der Kalbe bis hinab zum Frau-Holle-Teich bedeckt, besteht nicht aus Abraum aus dem Tagebau, wie man vermuten könnte, sondern ist eine sogenannte Blockhalde, wie sie auch an anderen Stellen des Meißners, z. B. hinter den Seesteinen, zu finden sind. Die Blockhalde vor der Kalbe ist der Rest eines erkalteten Lavastroms, der durch Witterungseinflüsse seine heutige Form erhalten hat und der noch immer nicht durch Vegetation besiedelt worden ist. Interessant an Blockhalden ist, dass sie von Luft durchströmt werden, was jahreszeitlich bedingt zu einem Austausch von kalten und warmen Luftströmen mit erstaunlichen Naturerscheinungen führt (z.B. die Eisquelle beim Frau-Holle-Teich).
Quellen am Meißner
Kothsborn-Quelle (Eisquelle)
Wiederentdeckung
Bericht aus der HN (Hessische Nachrichten) vom 21. Juli 1956:
- - Ein Abteröder macht diese nicht alltägliche Entdeckung -
Hoher Meißner. Eine Entdeckung nicht alltäglicher Art machte ein Abteroder Einwohner, der sich in seiner Freizeit mit geologischen und botanischen Dingen beschäftigt.
Angeregt durch ein altes geologisches Lehrbuch, kam er auf die Idee, die Kothsborn-Quelle unterhalb der Kalbe auf ihre Temperatur zu messen. Dabei stellte er fest, daß das Wasser auch jetzt im Monat Juli null Grad hat. Eine Erklärung hierfür zu finden ist nicht leicht. Diese ziemlich unbekannte Quelle wird, wie ein Kenner des Meißners, Gastwirt Schülbe vom Schwalbental sagte, im Volksmund Kothsborn-Quelle genannt.
Der Name soll von Gotts- oder Gottesborn herrühren. Sie liegt am Fuße der Kalbe, oberhalb der Straße vom Frau-Hollen-Teich nach Schwalbental, nahe dem ehemaligen Steinbruch, und quillt aus Basaltblöcken hervor. Bei oft wiederholten Messungen zeigte das Termometer immer null Grad. Wie die Eisquelle diese niedrige Temperatur hält, während die anderen Quellen am Meißner eine gleichbleibende Temperatur von 5 bis 8 Grad zeigen, kann mit Bestimmtheit nicht gesagt werden.
Auffällig ist jedenfalls ein starker kalter Luftzug, der aus der Quelle strömt. Vielleicht friert dadurch das Wasser in den Hohlschichten des Berges ein. Als Beweis für diese Annahme kann gelten, daß bei ansteigender Temperatur die Quelle stärker läuft. Die Kothsborn-Quelle, eine der wenigen Quellen am Meißner, die noch vom Bergbau ungestört dem dunklen Schoß des Berges entquillt, zeichnet sich durch einen guten Geschmack aus. Viele Wanderer und Touristen werden wohl nach dem Bekanntwerden diese im Farnkraut versteckte Quelle aufsuchen. Jedoch sollten sie dabe Rücksicht nehmen, nicht nur auf die Quelle, sondern auch auf die sie umgebende Pflanzenwelt.
Leserzuschrift zum HN-Artikel „Eisquelle”
- Wegen der Verdunstungskälte
Zu unserem Bericht „Kothsborn-Quelle, im Juli null Grad” (HN vom Samstag, dem 21. Juli 1956)
schreibt uns Herr Bernd Kanngießer aus Oberrieden:
„Der Beweis, der aufgeführt wurde, kann geologisch gesehen nicht stimmen, denn die Quelle läuft bei ansteigender Temperatur nicht stärker, sondern das Wasser wird kälter.
Die Voraussetzung des kalten Wassers der Quelle ist Verdunstungskälte (der Niederschläge), die zwischen den Basaltfelsen dahinströmt. Die Folge davon ist, daß unter der Basaltdecke eine Eisschicht lagert, die nie vergeht.
Im Westerwald bei Hadamar ist dies ebenso der Fall und man kann dort die Eisdecke sehen. Bei sinkender Außentemperatur steigt die Temperatur des Wassers. Bei steigender wird das Wasser kälter. Im Frühjahr und Herbst ist die Quelle am wärmsten. Im Winter beträgt der Durchschnitt 1 ½ bis 3 Grad.”
- Anmerkung vom Weißenbächer Dorfschullehrer Theodor Waldmann
Der Name Bernd Kanngießer erscheint mir ein Pseudonym für den Lehrer i.R. Ziske zu sein, der jedes Jahr mehrere Wochen in Weißenbach verbringt und die Heimat erforscht.
14 Tage vor Erscheinung des obigen Artikels hat er mir erzählt, daß er die Kothsbornquelle auf ihre Temperatur hin sorgfältig untersuchat habe.
In einem Steuerkataster von 1740 ist in einer Verschreibung auf diese Quelle hingewiesen. [6]
Die Seesteine
Am südlichen Rand der Meißnerhochfläche liegt in rund 600 m Höhe das Naturdenkmal Seesteine, das über den Rundwanderweg 7 und den Durchgangswanderweg 22 gut zu erreichen ist. Die Seesteine bilden eine unregelmäßige Felsgruppe aus Basalt und lassen keinen Zusammenhang mit dem Basalt des Plateaus erkennen. Sie wurden lange Zeit als Reste eines isolierten Basaltganges gedeutet, doch neigt die neuere Forschung dazu, sie als Rutschmassen zu interpretieren. Grund für diese Annahme ist, daß die Längserstreckung der Blöcke, welche die Bewegungsrichtung angeben, von Nordwesten, Norden und Nordosten auf das tiefer gelegene Zentrum des Geländes hindeutet, wo einst ein See lag, der schon lange verlandet ist. Dieser See hat den Seesteinen auch ihren Namen gegeben.
Der ehemalige See ist von Hans Pfalzgraf untersucht worden, um aus den abgelagerten Pollen Rückschlüsse auf die Waldgeschichte des Meißners ziehen zu können. Der Bergsee liegt in einem von Basaltblöcken umgebenen Geländetrichter und vermag nur noch in sehr nassen Jahren seinem Namen gerecht zu werden. Pfalzgraf konnte bei seinen Bohrungen im Zentrum eine ehemalige Tiefe des Sees von 5,50 m messen.
Im 19. Jahrhundert wurden die Seesteine in die Verschönerungsmaßnahmen am Meißner einbezogen. Durch die Anlage der „Kaiserstraße" 1886 (nach Forstmeister Kaiser benannt) gab es erstmals einen befestigten Zufahrtsweg hierher. Spätestens jetzt wurde an den Seesteinen eine Art Parkanlage geschaffen. „Es wurden Pfade durch das Geröll gebaut, Treppen zu den interessanten Punkten gesetzt und eine Reihe von Plätzen, geschaffen, die zum Ausruhen einladen sollten. Viele dieser Plätze hatten auch Namen. Sie wurden nach der Art ihrer Nutzung oder nach Förstern benannt. Die Anhöhe des „Kaiser-Steins" bot eine prächtige Aussicht bis zum Alheimer, es gab eine Herdstätte, einen großen Pavillon und sogar ein Tanzplätzchen." [7]
Im Sommer 1886 feierte der erst wenige Jahre zuvor gegründete Werratalverein hier sein Sommerfest und vier Jahre später richtete der Wirt vom Viehhaus an den Seesteinen eine Erfrischungsstation ein. Der Werratalverein blieb den Seesteinen bis heute treu und errichtete eine Schutzhütte, die am 9. August 1925 eingeweiht wurde.
Heute sieht es an den Seesteinen nicht mehr so „aufgeräumt" aus. Manche Treppenstufen sind unter dem Laub fast verschwunden, viele Begrenzungssteine am Wegrand sind umgefallen und nach dem Holzeischlag liegen die gefällten Stämme mitunter lange Zeit kreuz und quer umher. Wenn das Bild auf der Infö-Tafel betrachtet, mag man kaum glauben, daß sich hier einmal ein kleiner Waldpark befunden hat.
Unterhalb der Seesteine entspringt der Rodebach. Sein Name dürfte sich durch mitgeführten rötlichen Schlamm aus dem Buntsandstein erklären. Der Rodebach ist übrigens in seinem Oberlauf künstlich am Hang des Meißners nach Südosten abgeleitet worden, um die Obermühle in Rodebach in Betrieb zu halten. Deshalb gab es lange Streitigkeiten zwischen den aus Hasselbach und Küchen stammenden Nutzern der Rottwiesen, wo das Wasser vorher hingeflossen war, und den Rodebach| Rodebächern.
Der Redebach ist 6 km lang und mündet zwischen Waldkappel und Bischhausen in die Wehre.
Kasseler Kuppe
Gleich hinter Bransrode befindet sich mit rund 754 m die höchste Erhebung des Meißners, die Kasseler Kuppe. Ein Wanderer, der zum ersten Mal den höchsten Punkt des Meißners erreicht hat, wird sicherlich ein wenig enttäuscht sein, denn hier gibt es keine Bergspitze, sondern nur eine weite Wiesenfläche, die von Wald umgeben ist. Eine Fernsicht ins Meißnervorland ist nicht gegeben. Auf der Hochebene der Kasseler Kuppe wurden zwei markante Monumente errichtet: der Kasseler Stein (754,3 m) markiert den höchsten Punkt des Berges und der Gerlingsstein (749 m), weiter südlich gelegen, wurde als Trigoniometrischer Vermessungspunkt angelegt. Etwas abseits wurde unter hohen Bäumen eine Schutzhütte aufgebaut. In der näheren Umgebung befindet sich ein Naturdenkmal, der „Altarstein". Doch der Steintisch unterhalb der Weißensteinwand zwischen Friedrichsstollen, Lusthäuschen und Frauhollenteich ist nur schwer zu finden.
Das „Bühlchen“
Die einst betriebsame Bergbausiedlung Bransrode wirkt heute einsam und verlassen. Es gibt kaum noch dauerhafte Bewohner. Das ehemalige Ermert-Haus wird zeitweise als Wochenendhaus genutzt. Eine Einkehrmöglichkeit ist nicht mehr vorhanden. Früher war das dumpfe, mahlende Geräusch des Brechers bis auf die Rinne und bis auf den Heiligenberg zu hören. Heute verirren sich nur noch selten Ausflügler in die verlassene Siedlung, obwohl der Ausblick von der oberen Kante des Steinbruchs atemberaubend ist.
Aber weniger als einen halben Kilometer unterhalb von Bransrode ist das „Bühlchen” ein beliebtes Auslugsziel geworden. Durch die unermüdliche Arbeit des Herrn Marco Lenarduzzi wurde eine breite Öffentlichkeit auf die Orchideen-Standorte unterhalb des Magerrasens der Höhenkuppe aufmerksam gemacht. Jedes Jahr im Mai kommen so viele Naturliebhaber von weit her nach Weißenbach, um die Blüte des Frauenschuhs zu bewundern, daß die Parkplätze im ehemaligen Trichter auf der Rinne knapp werden. Auch das frevelhafte Ausgraben der seltenen Orchideen kommt dank der Aufklärungsarbeit der Parkverwaltung kaum mehr vor. Interessante Infotafeln beschreiben die typischen Pflanzen des Kalkmagerrasens und auch auf die Schmetterlingsgebüsche am Rande der Höhenkuppe wird hingewiesen.
Natürlich hat man vom 536 m hohen Bergrücken eine phantastische Aussicht über den Gelstergraben zum Kaufunger Wald. Vom Spazierweg zum Parkplatz, auf dem oft der Gesang von Lerchen zu hören ist, kann man an bestimmten Stellen zwischen den bewaldeten Höhenrücken die Burg Hanstein am östlichen Rande des Werratals erkennen. Somit können das “Bühlchen” und der nicht weit entfernte Heiligenberg (583,4 m) als Höhepunkte auf dem Premium-Wanderweg rund um Weißenbach angesehen werden. [8]
Kohlenbergbau am Meißner
Untertagebau
Der Braunkohlebergbau begann am Hohen Meißner ab 1560, nachdem man in einem Bach Glanzkohlestückchen gefunden hatte, und dauerte bis 1929 ausschließlich untertage an. Die Kohle wurde beispielsweise für den Salzsiedebetrieb in Bad Sooden-Allendorf und das große Kraftwerk in Kassel gefördert. Die Bergbau-Verwaltung befand sich in Schwalbenthal. Ab 1952 wurde dort, wo sich jetzt der Kalbe-See befindet, die Kohle auch übertage abgebaut. Zuerst musste der Basaltpanzer entfernt werden, welcher hier etwa 150 Meter dick ist. Aus finanziellen Gründen wurde der Tagebau 1970 eingestellt. Vom Steinbruch des Basaltwerks Georg Köhler in der Gemarkung Weißenbach blieb am Nordabhang des Berges eine hohe Felswand, die aber inzwischen weitgehende von Abraumhalden verdeckt wird. [9]
Braunkohlenbergbau am Meißner | |||||
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Name des Stollens | Höhe über NN | Baujahr | Länge | Betriebszeit | Jahre |
Bransroder R e v i e r | |||||
Bransroder Stollen | 643,15 m | 1696 u. 1920 | 400 m | 1696 - 1929 | 233 |
Alte Häuser Stollen | 650 / 655 m | 1622 | 110 u. 75 m | 1622 - 1700 | 78 |
Neuer Stollen | 635 m | 1700 | 1700 - 1742 | 42 | |
Weißenbacher Stollen | 612,63 m | 1875 | 250 m | Wasserstollen | |
Wilhelmsstollen | 614,22 m | 1792 | 650 m | 1792 - 1880 | 88 |
Laudenbacher Hohl | 700 / 720 m | 1600 | 50 / 150 / 75 m | Versuchsbergbau | |
Alter Steinbruch | 695,12 m | 19. Jhrh. | 50 m | Versuchsbergbau | |
Friedrichsstollen | 562,60 m | 1734/66 | 900 m | 1734 - 1783 | 49 |
Schwalbenthaler Revier | |||||
Schwalbenthaler Stollen | 600 m | 1628 | 700 m | 1628 - 1888 | 260 |
Karlsstollen | 619 m | 1630 | 200 m | 1630 - 1888 | 258 |
Reservestollen | 640 m | 1571 | 300 m | 1571 - 1845 | 274 |
Hilfsstollen | 610,50 m | 1841 | 400 m | 1841 - 1888 | 47 |
Reidtstollen | 585,50 m | 250 m | |||
Frau Holle Teich | 670 m | 1583 | 150 m | Versuchsbergbau | |
Weißensteiner Stollen | 700 m | 1584 | 350 m | Versuchsbergbau | |
Südmulde, unter dem Rebbes |
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Vierbachstollen | 620 m | 1676 | 250 m | Versuchsbergbau | |
Fürbacher Stollen | 600 m | 1782/1800 | 350 m | Versuchsbergbau | |
Bei der Kitzkammer | |||||
Hassiastollen | 578 m | 1923 | 100 m | 1923 - 1925 | 2 [10] |
Freideutscher Jugendtag 1913
Auf der Hausener Hute, einer der schönsten Bergwiesen des Meißners, fand 1913 ein großes Jugendtreffen statt, das Geschichte schreiben sollte. Aus einer zunächst losen Verbindung von Wandervögel-Bünden und freistudentischen Gruppen wurde die „Freideutsche Jugend“. Aus Protest gegen die pompöse Jahrhundertfeier für die Leipziger Völkerschlacht setzten sich die Teilnehmer, unter denen sich auch der junge Student Walter Benjamin und der gerade 15-jährige spätere Schriftsteller Manfred Hausmann befanden, für ein naturverbundenes Leben mit sportlichen Wettkämpfen, Musik und Theater unter freiem Himmel ein.
Alfred Toepfer, der als einziger auch am Meißnerfest im Jahr 1988 teilnahm, äußerte sich in Erinnerung an das erste Treffen wie folgt:
„Gefordert wurde ein schlichter, einfacher Lebensstil in Brüderlichkeit und Verpflichtung gegenüber der Allgemeinheit, eine kulturelle Erneuerung sowie Achtung und Friede gegenüber den übrigen Völkern. Es herrschte eine ungewöhnliche, jugendbewegte Hochstimmung.“
Der weihevollen Stimmung verdankt der einstmals nur „Meißner“ genannte Berg seinen heutigen Namen „Hoher Meißner“. Oberhalb der Hausener Hute erinnert ein imposanter Basaltblock mit einer eingemeißelten Inschrift an das „Hohe Fest der Jugend“. Eine Infotafel mit einenem Gemälde nach einer Potographie (Bild rechts) informiert über die denkwürdigen Ereignisse, Auf der nicht weit entfernt bei Witzenhausen gelegenen Burg Ludwigstein befindet sich das Archiv der deutschen Jugendbewegung.
Verschiedenes
Weitere Ansichten vom Meißner
Meißnerdörfer
- Beschreibung der Ortschaften im nördlichen Meißnervorland:
Weblinks
- Artikel Hoher Meißner. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.
Literatur
- Manfred Lückert, „Der Meißner", Ein Leben mit dem Berg, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 1. Auflage 2011, ISBN 978-3-86777-180-1
- Karl Kollmann, „Frau Holle" und das Meißnervorland, Verlag F.W. Cordier, Heiligenstadt, 2. erweiterte Auflage 2012, ISBN 978-3-939848-32-5
Daten aus dem geneologischen Ortsverzeichnis
<gov>HOHNER_W3431</gov>
Quellen, Einzelnachweise
- ↑ Am steilen Abhang oberhalb des Frau-Holle-Teichs wurde 1926 die „Brinkmann-Schanze" errichtet.
Seit 1952 gab es bei den „Seesteinen" auch noch die „Lindenbaumschanze". - ↑ Magnus Backes, Hans Feldtkeller, “Kunstreisführer Hessen”, Gondrom, Stuttgart 1962, ISBN 3-8112-0588-9
- ↑ (Ulrich 1949, S. 108)
- ↑ (Schröder, WT, 2. Jg. 1925, H 4, S. 52)
- ↑ Das alte Steigerhaus „Friedrichsstollen“ stand an der Kohlenstraße gegenüber dem Stolleneingang. Um 1925 brannte ein Teil des Dachstuhls aus. Der WTV (Werratalverein) Eschwege pachtete das Gebäude von 1935 bis 1947 von der Familie Schülbe und betrieb es als Ferienheim. Nach dem Krieg wurde das Haus von Angehörigen der „Ilse-Bergbau-AG“ bewohnt. Im Jahre1953 mußte es, da es durch einen Erdrutsch baufällig geworden war, abgerissen werden.
- ↑ Aus der Schulchronik des Dorfes Weißenbach
- ↑ Quelle: Alexander Sciba.
- ↑ Jahresarbeit von Hildegard Waldmann, Weißenbach, 1955/56, aktualisiert von Bernd Waldmann. Mai 2012
- ↑ Text: Bernd Waldmann, Weißenbach
- ↑ Tabelle aus: „Der Braunkohlenbergbau Nordhessens" von Wilhelm Steckhan, Wiesbaden 1952