Westerholt (Herten)
Westerholt (Herten): historisch – familienkundliche Entwicklung im lokalen und regionalen Zusammenhang, Land und Leute, Siedlung, Sprache, Kirche, Bibliografie, Archive, Quellen, Hinweise...
Hierarchie Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Regierungsbezirk Münster > Kreis Recklinghausen > Herten > Westerholt (Herten)
Früherwähnung
Name
„Vuestarholt" 11. Jhdt.; „Holta" ca. 1150; Westerholte (1225).
Familienname
1225 „Heinricus de Westerholte" .
Grundherrschafz
- 11. Jdt. Kloster Werden hatte hier Besitz.
Landschaftslage
Westerholt liegt im Emscherland in 70 m Höhe auf der Wasserscheidenhöhe des Vests Recklinghausen, einem ursprünglich ertragreichen, 1954 bereits von Industrieanlagen und Siedlungen bedeckten, westostgestreckten Landrücken zwischen der Emscher im Süden und der Lippe im Norden. 1954 liegt die Stadt 7,5 km westlich Recklinghausens hart an der nordöstlichen Gemarkungsgrenze Gelsenkirchen-Buers.
Ortsursprung
Die Abtei Werden hatte im 11. Jhdt. in Westerholt Besitz. Burg Westerholt der gleichnamigen Familie 1193 erstmalig erwähnt, 1359 dem Erzbischof von Köln aufgetragen und als Lehen zurückerhalten.
Stadtgründung
Die „Freiheit" Westerholt als Burgsiedlung entstanden. Seit Anfang 19. Jhdts. Landgemeinde, Verleihung des Titels „Stadt" am 23.12.1938.
Stadtsiedlung
Bauliche Entwicklung
Stand 1954: Lage nördlich der mit der Freiheit durch eine Brücke verbundenen Burginsel. Im Mittelpunkt die Kirche, im östlichen Drittel von einer Süd-Nord Durchgangsstraße durchquert; umgeben von 1954 noch z. Teil erhaltenem Wall und Graben, von den beiden Pforten eine noch erhalten; die 1593 niedergelegten Befestigungsanlagen waren im 30jährigen Krieg wiederaufgebaut worden. 1839 Bau des ersten Hauses außerhalb der Wälle. Nach der Gründung der Zeche Westerholt (1907/10) entstand im Norden die Arbeiterkolonie Bertlich. Junge Erweiterungen regellos nach allen Seiten, vor allem durch den Bergbau bedingt.
Gebäude
Burg Westerholt, Wasserschloß auf der Burginsel, zuerst erwähnt 1193, altes Herrenhaus 1708 ein¬gestürzt, abgebrannt 1830, Schloß Westerholt (Graf von Westerholt-Gysenberg) erbaut 1833. Kirche St. Martin zuerst erwähnt 1310, Chor 15. Jh. (jetzt gräfliche Gruftkapelle), Schiff 1658 (abgebrochen 1907), Turm 1696 (als Ruine erhalten). Neubau 1902/03 neuromanisch.
Brände
Brände 1582, 1592, 1618.
Bevölkerung
Bevölkerungsverzeichnisse
- Kirchenbücher: kath. ab 1624 (Trauungen) bzw. 1633.
Staats- und Personenstandsarchiv Detmold
- 1809-1811 (Zivistandsregister) Geburten, Aufgebote, Heiraten, Tote
- 1815-1874 (rk.) Geburten, Heiraten, Tote
- 1808-1814 (rk.) Geburten
- 1808-1815 , 1830-1831 (rk.) Heiraten
- 1808-1816, 1818-1834, 1863-1874 (rk.) Geburten, Heiraten, Tote
Berühmte Personen
- Johann von Westerholt, Bischof von Verden 1331, + 1349 Avignon, als Vertrauter Papst Clemens V.
- Henr. Grymhart de Recklinchusin, Jurist, * Westerholt, + 12.08.1419, 1390 Rektor der Universität Köln.
Jüngere Einwohnerzahlen
1818: 694 Einwohner (E.), 1828: 685 E., 1843: 721 E., 1858: 734 E., 1871: 700 E., 1885: 860 E., 1895: 1.196 E., 1905: 2.147 E., 1910: 3.431 E., 1933: 8.340 E., 1939: 8.370 E., 1946: 8.408 E., 1950: 9.563 Einwohner.
Sprache
Westerholt ist von der Industrialisierung verschont geblieben; so hat sich auch die niederdeutschen Mundart noch 1954 halten können. Sie gehört wie Herten in den Dortmun¬der Raum des Westfälischen, spricht ink 'euch', giet 'ihr', miäht `(sie) mähen', ieck sin 'ich bin', bauen 'bauen'.
Wirtschaft
Handel und Gewerbe
Stand 1954: Bis zum 19. Jhdt. hauptsächlich Landwirt¬schaft. Seit dem 16. Jhdt. auch Handel und Gewerbe, 2 Gilden: Schuster, Tuchmacher und Wollenweber, letztere mit weitem Warenversand und Jahrmarktsvertrieb, Zunftartikel 1781-84 bestätigt, beide 1809 aufgehoben. 1801 Gestat¬tung von 2 Jahrmärkten (27.06. und 10.11.). Brauerei 1873. Tabak- und Zigarrenherstellung 1888. Polstermöbelherstellung. Baubeschlags- und Mörtelgeräteherstellung 1911. Kunststeinwerk 1921. Maschinenbau 1945. Wichtigster In¬dustriezweig ist 1954 der Steinkohlenbergbau; staatliche Zeche Westerholt seit 1907/10.
Verkehr
Stand 1954: Westerholt lag ehemals an der alten Höhenstraße vom Rhein über das Vest Recklinghausen nach Dortmund, bei der Entwicklung der modernen Verkehrswege jedoch mehr abseits der großen Verkehrswege. Straßen nach Gelsenkirchen und nach Herten-Recklinghausen. Bahnhauptstrecke Oberhausen- Gladbeck - Hamm (1905). Straßen¬bahn nach Buer (1924) und Herten (1928).
Verwaltung
Rat
Stadtähnliche Verfassung, 2 Vorsteher bzw. Bürgermeister (Titel bestritten), davon 1 durch den Burg¬herrn ernannt; Wahl auf Freitag nach Himmel¬fahrt (Hagelfeier).
Gericht
Freistuhl bei Westerholt im Mitbesitz der Burg¬herren; diese bis 1608 zugleich VogteiSchirmvögte über die 8' ½ (sogenannten) Reichshöfe des Vests. Patrimonialgerichtsbarkeit der Herren von Westerholt bis 1809, ursprünglich konkurrierend, seit 1651 ausschlie߬lich in 1. Instanz.
Bürgerschaft
Häufig Streitigkeiten zwischen Burgherren und Freiheitseingesessenen über das Maß der herrschaftlichen Gerechtsame; 1615-1723 Aus¬schluß der Burgherren von der Bürgermeisterwahl.
Landesherrschaft
Landesherren
Kurkölnisches Vest Recklinghausen, 1446 bis 1576 verpfändet an Gemen-Schaumburg.
- 1803 mit dem Vest Recklinghausen 1803 an den Herzog von Arenberg,
- 1810 Kaiserreich Frankreich, Großherzogtum Berg, Rheindepartement, Arrondissement Essen, Kanton Dorsten.
- 1813-16 Preußisches Gouvernement Weser-Rhein, Preußisches Gouvernement Weser-Rhein/Landesdirektion Dortmund, Kreis Essen
- 1816 Preußen, Provinz Westfalen, Regierungsbezirk Münster, Kreis Recklinghausen, Amt Buer; seit 1912 Amt Westerholt.
- 1946 Land Nordrhein-Westfalen, 1975 Staft Herten
Kriegerische Ereignisse
- 1583/84 von truchsessischen Kriegern be¬setzt;
- 1586, 1590, 1598 Einlagerung vestischer, holländischer und spanischer Truppen;
- 1622/23 spanische, 1625/26 ligistische, 1634 hessische Truppen in Westerholt, später schwedische Truppen;
- 1741 französische Besatzung.
- Durchmärsche im 7jährigen Krieg;
- 1923 französische Besatzung.
Reichstage
Vestischer Landtag zu Westerholt 1598.
Kriegswesen
Schützengesellschaft aus der Wacht¬mannschaft des Burghauses Westerholt hervorgegangen; die waffenfähige Mannschaft in 6 Rotten (unter Rottmeistern) zu je 7 Mann eingeteilt, dazu in Kriegszeiten Wachtdienst der Bauern außerhalb der Freiheit. Die Schützen (Sebastiansgilde) in Männer- (Johannisbrüderschaft) und Junggesel¬len- oder Knechtekompanie eingeteilt, Nennung erst 1610; im 17./18. Jh. auch polizeiliche Auf¬gaben der Schützen. 1824 Erneuerung der beiden Kompanien als Schützengilde.
Siegel, Wappen, Fahne
Finanzwesen
Münzwesen
- Notgeld. Gemeinde 1920: 10, 25, 50 Pfg. Eisen. - Folgende Ausgaben in Papier: 1941: 1, 2, 3, 5 M.
- Amt 1917: 50 Pfg.; 1918: 25, 50 Pfg.
Steuern
13 b Als „Freiheit" von Landessteuern und Diensten verschont (seit 1572 nicht mehr ganz).
Stadtgebiet
- Ohne eigentliche Feldmark, umgeben von der Hovesaat des Burghauses, besaß die Freiheit Westerholt neben den Gemeinheitsgründen nur Gärten. Markenteilung 1831.
- 1858 und 1895: 285 ha, 1946 und 1951: 398 ha:
- 1926 Eingemeindung von Teilen der Recklinghäuser Bauerschaften Ebbelich und Langenbochum im 0sten (96 ha, 466 Einwohner).
- 1975 kommunale Neugliederung: 1975 Stadt Herten erweitert um die Stadt Westerholt (Herten) und den Ortsteil Bertlich der Gemeinde Polsum im Amt Marl.
Ortsteile der Stadt Herten | |
Backum | Disteln | Ebbelich | Langenbochum | Scherlebeck | Westerholt |
Kirchenwesen
Bistümer nach Mittelalter
Erzbistum Köln, Archidiakonat Dortmund, seit 1612 vestisches Kommissariat. Ab 1821 Bistum Münster, 1954 Dekanat Herten. Tochterkirche von St. Peter zu Recklinghausen. Verleihung durch den Burgherrn.
Reformation
In der 2. Hälfte des 16. Jhdts. Verfall des kath. Lebens, begünstigt von den Patronats¬herren. Ev. Kirchengem. Westerholt- Bertlich 1918, Kreissynode Recklinghausen.
Bekenntnisse
1871: 1 Ev., 1895: 28 Ev., 1912: 161 Ev., 1938: 298 Ev., 1946: 2.784 Ev., 58% Kath.
Juden
Bis Ende 19. Jh. keine Juden.
Wohlfahrtspflege
Stand 1954: Armenfonds Anfang 16. Jhdt. begründet, „Freiheits- und Bauerschaftsarme"; Verwaltung des Armenvermögens durch 3, später 2 Provi¬soren; Armenhäuser 1607/10, 1708 und 1835. Kath. St.-Gertrudis-Hospital 1915.
Bildungswesen
Schulen
Stand 1954: Volksschule bestand schon im 16. Jhdt., der vom Burgherrn ernannte Lehrer zugleich Küster; 2 Klassen ab 1847. im Jahre 1929 bestanden 2 kath. und 1 ev. Schule (seit 1904). Gewerbliche Fortbil¬dungsschule 1890, 1954 Berufsschule.
Archiv
- Herten/Stadtarchiv
- Gräflich Westerholtsches Archiv im Vesti¬sehen Archiv Recklinghausen.
- Pfarrarch. Westerholt
Bibliografie
- Bau- und Kunstdenkmäler von West¬falen, Landkreis Recklinghausen usw. (1929).
- Hellberg, H.: Studien zur Dialektgeographie im Ruhrgebiet und im Vest Recklinghausen, DDG 37 (1936).
- Lacour, Jos.: Gesch. des Westerholter Schützenwesens (1938).
- Lacour, Jos.: Das Armenwesen der Freiheit W. (1939).
- Schmitt, W.: Von dem jahrhundertelangen Streit der Westerholter Freiheitseingesessenen mit der Herrschaft Westerholt, in: Vestische Zeitschrift 34 (1927).
- Wes¬kamp, A. Die Freiheit Westerholt und der Schloßherr, in: Vestische Zeitschrift 37 (1930).
- Wes¬kamp, A. und Pennings, H.: Westerholter Regesten des 13. und 14. Jh. Vestische Zeitschrift 37; vgl. dazu A. Dorider, Vestische Zeitschrift 54 (1952).
Bibliografie-Suche
- Volltextsuche nach Westerholt in der Familienkundlichen Literaturdatenbank
Weblinks
Offizielle Webseiten
Genealogische Webseiten
Historische Webseiten
Zufallsfunde
Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden.
Private Informationsquellen- und Suchhilfeangebote
Auf der nachfolgenden Seite können sich private Heimat- Familienforscher eintragen, die in diesem Ort Forschungen betreiben und/oder die bereit sind, anderen Heimat- und Familienforschern Informationen, Nachschau oder auch Scans bzw. Kopien passend zu diesem Ort anbieten. Nachfragen sind ausschliesslich an den entsprechenden Forscher zu richten.
Die Datenbank FOKO sammelte und ermöglichte Forscherkontakte. Seit Frühjahr 2018 ist der Zugriff jedoch, aufgrund der unklaren Lage durch die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), vorerst deaktiviert.
Städte und Gemeinden im Kreis Recklinghausen (Regierungsbezirk Münster) | |
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Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
Dieses Bild gehört zum Ort mit der GOV-Kennung WESOLTJO31NO | |
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