Bischhausen (Waldkappel)
Bischhausen ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Bischhausen. |
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Einleitung
Bischhausen ist ein altes Bauerndorf im Werra-Meißner-Kreis, Nordhessen.
Mit dem Junkerhof besitzt die Gemeinde ein außergewöhnliches Beispiel nordhessischer Fachwerkarchitektur. Die historischen Bauten in der Dorfmitte sind sehenswert.
Bischhausen ist heute überwiegend Arbeiterwohnsitzgemeinde. Die Arbeitnehmer sind nur zum Teil im Ort selbst beschäftigt, meist suchen sie ihre Arbeitsstelle in der näheren Umgebung auf, wobei die Nachbarorte und die Stadt Eschwege an der Spitze stehen. Mehrere Pendler haben ihren Arbeitsplatz in weiter entfernten Orten, wie z.B. Kassel oder im Kreisteil Witzenhausen. Die Zahl der Vollbauernstellen ist auf unter zehn zurückgegangen. Vom 25. August bis zum 10. September 2011 wurde das 1.225-jährige Bestehen der Ortschaft mit einem großen Dorffest gefeiert.
Geographische Lage
Bischhausen liegt am Nordostrand des Stölzinger Gebirges rund 4 km Luftlinie ostsüdöstlich der Waldkappeler Kernstadt an der Mündung des Hosbachs in die Wehre. Zu den Bergen der Umgebung gehört der etwa 3,5 km (Luftlinie) westsüdwestlich gelegene Mäuseberg, auf dem ein Aussichtsturm steht. Im Dorf zweigt die Landesstraße 3459 (Bischhausen–Kirchhosbach) in Richtung Süden von der Bundesstraße 7 (Waldkappel–Bischhausen–Oetmannshausen) ab.
Die vielbefahrene Bundesstraße 27 führt östlich bei Oetmannshausen am Dorf vorbei.
Politische Einteilung / Zugehörigkeit
Bischhausen gehörte bis 1974 zum Kreis Eschwege.
Im Rahmen der Gebietsreform wurden die Landkreise Eschwege und Witzenhausen
1974 zusammengeschlossen, und Bischhausen gehört jetzt zum neugebildeten Werra-Meißner-Kreis.
Bis dahin trug der Kreis Witzenhausen das Kfz-Kennzeichen WIZ,
der neue Werra-Meißner-Kreis hat das Autokennzeichen ESW. [1]- Seit 1970 ist Hausen ein Ortsteil der Stadt Waldkappel.
Kirchliche Einteilung / Zugehörigkeit
Evangelische Kirche
Die Bischhäuser Kirche ist aus einer ehemals befestigten Anlage entstanden, einer Art kleiner Burg in der Ortsmitte.
Den Turm muß man sich als Burg- oder Wehrturm denken, mit den z.T. noch heute vorhandenen Schießscharten, einem Wehrgang (vor Erbauung des Turmhelms im Jahre 1590) und einem Außenzugang im ersten Stockwerk.
Die Grundmauern der Kirche konnten bei den Ausgrabungen (ab 1974) bis ins 12. Jahrhundert zurückverfolgt werden. Ein Mauerrest aus jener Zeit (zwischen Kirchenschiff und Turm) fiel der Renovierung 1976 zum Opfer. Der heutige Turm stammt wohl aus dem 14. Jahrhundert und war an die ehemals kreuzförmige Kirche angebaut.
An diese Kreuzform baute man 1505 den gotischen Chorraum an und schloß im 18. Jahrhundert die beiden Ecken im Westen. Die Renovierung nach 1975 erfaßte das gesamte Kirchengebäude, wobei bis auf den Turm, den Chorraum und die Südwand des Schiffes sämtliche Mauern niedergelegt wurden.
Im Inneren birgt die Kirche mehrere Grabdenkmäler der Herren von Boyneburg sowie eine bei der letzten Renovierung aufgefundene Grabplatte eines Amtsvogtes aus dem 18. Jahrhundert.
Mit der Bischhäuser Kirche ist sicher von Anfang an eine Pfarrstelle verbunden gewesen, zu welcher Kirchhosbach immer als Filialkirche gehört hat. Die Liste der Pfarrer ist seit der Reformation lückenlos vorhanden. Über die Einkünfte des Pfarrers hören wir erstmals aus der Katastervorbeschreibung von 1745.
Neuapostolische Kirche
Seit dem Jahr 1918 gibt es in Bischhausen Angehörige der neuapostolischen Glaubensrichtung.
Die Familie Krause hielt die ersten Gottedienste in einem Zimmer ihres Hauses ab. Die zunächst kleine Schar der Gläubigen nahm ständig zu. Da aus den Nachbarorten weitere Anhänger der Glaubensrichtung hinzukamen, wurde der Raum bei Familie Krause zu eng und man versammelte sich nun bei der Familie Knoth. Inzwischen war die Gemeinde der Neuapostolischen Kirche in Bischhausen auf ca. 60 Seelen angewachsen und ab Juni 1930 fand die Gottesdienste bei der Familie Hellwig statt.
Im Dezember 1939 zählte die Gemeinde bereits 90 Seeelen. Wurden bisher die Gläubigen überwiegend von Amtsträgern aus Kassel und Eschwege bedient, so konnte nun die Leitung der Gemeinde glaubensstarken Männern aus Bischhausen und Umgebung übertragen werden.
Nach dem Krieg fand man bei der Familie Lieberum eine neue Unterkunft, da die bisherige wieder zu klein wurde. Zur Verschönerung der Gottesdienste sang der neu gegründete gemischte Chor. Da die Gemeinde immer mehr wuchs, entschloß sich der Präsident der Neuapostolischen Kirche in Hessen, Bezirksapostel Rockenfelder, zum Bau einer eigenen Kirche. Sie wurde auf dem erworbenen Grundstück, Landstraße 3 a, errichtet und am 23. Mai 1963 geweiht. Diese Kirche, in der sich die Gläubigen versammeln, hat gut 100 Sitzplätze. [2]
Katholische Kirche
Die katholische Kirchengemeinde in Bischhausen gehört seit 1948 zu Pfarrgemeinde St. Elisabeth in Waldkappel.
Es handelt sich in Bischhausen und Waldkappel vorwiegend um eine Gemeischaft von kath. Heimatvertriebenen, die seit dem Zweiten Weltkrieg ihre Heimat im Sudetenland, in Schlesien, Ostbrandenburg, Pommern und Ostpreußen verloren haben.
In Bischhausen fanden die Flüchtlinge unter oft schwierigen Verhältnissen und harten Maßnahmen eine neue Heimat. Dabei taten die Behörden der politischen Gemeinde und der örtlichen ev. Kirche alles, was in ihren Kräften stand. um die Not zu lindern. Auch die Einwohner ließen sich zum großen Teil trotz der aufgebürdeten häuslichen Beengung und trotz der anderen Mentalität und Konfession der ihnen zugewiesenen Mitbewohner von Mitgefühl und Hilfsbereitschaft leiten.
Auch die kath. Kirchengemeinde St. Elisabeth in Waldkappel, die selbst erst Fuß fassen mußte, half kraftvoll mit, um ihren Pfarrkindern in Bischhausen beizustehen. Mit einer Kapellenwagen-Mission gelang es ihr, mit den weit verstreut lebenden Katholiken Kontakt zu halten.
In Bischhausen wurde nach und nach ein geregelter Gottesdienst eingeführt, zu dem die ev. Gemeinde bereitwillig ihr schönes Gotteshaus zur Verfügung stellte. Sie tut es bis auf den heutigen Tag. Im Geist der Ökumene werden in Bischhausen an Weihnachten und Ostern gemeinsame Andachts- und Feierstunden durchgeführt, zu denen Pfarrer Heinzmann seine besondere Anregung gab. [3]
Jüdische Gemeinde
Erste Nachrichten über Juden in Bischhausen finden sich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Die Amtsrechnung des Jahres 1654 nennt einen „Rudolff Judt" unter den herrschaftlichen Untertanen und einen „Meyer Judt" unter den boyneburgischen. Beide müssen an ihre Obrigkeit ein sogenanntes Schutzgeld entrichten, eine Art „Sondersteuer" für Juden, die ihnen rein juristisch den Rückhalt beim jeweiligen Landesherren oder Adel sicherte.
Eine Schule für die jüdischen Kinder bestand wohl seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts (also ab etwa 1850) bis zum Jahre 1870 und mußte dann wegen des Fehlens einer Lehrkraft eingestellt werden. Bis 1879 wurden die Kinder in der allgemeinen Schule unterrichtet. 1879 kam mit Nathan Werthan wieder ein jüdischer Lehrer ins Dorf. Als die Schule 1908 nur noch von fünf Kindern besucht wurde, entschloß man sich zu ihrer Auflösung. Bis 1918 wurde durch auswärtige Kräfte noch Religionsunterricht erteilt.
1903 wohnten noch sechs jüdische Familien im Dorf: Jacob und Selig Lomnitz, Bony, Heß und Jettchen Goldschmidt und Susmann Rothschild, letzterer verzog 1904 nach Reichensachsen. Heß Goldschmidt und die Geschwister Lomnitz blieben noch bis 1924 in Bischhausen, dann fand die Existenz der jüdischen Gemeinde ein Ende.
Die Ausschreitungen des Dritten Reiches trafen in Bischhausen keine jüdischen Mitürger mehr. Ziel der Zerstörungsaktionen blieb der Friedhof. Hier wurden Grabsteine umgeworfen, die nach dem Krieg von den Übeltätern wieder aufgerichtet werden mußten. Mehrere Bischhäuser Juden sind nur noch auf den Grabsteinen des jüdischen Friedhofs im Rittershagen mit ihren Namen und Lebensdaten überliefert. Kontakte zu den Nachkommen der ehemaligen Bischhäuser Judenfamilien bestehen heute nicht mehr.
Geschichte
Die urkundlich belegte Geschichte des Dorfes Bischhausen beginnt vor ungefähr 1.200 Jahren, aber das Dorf als Siedlung ist älter. Zusammen mit einigen weiteren, heute nicht mehr bestehenden Orten (Wüstungen) geht die Besiedlung in historisch faßbarer Zeit etwa auf das Jahr 700 zurück.
Schon in vorgeschichtlicher Zeit jedoch, vor über 2.00 Jahren, haben hier im mittleren Wehretal Menschen gewohnt. Funde aus jener Zeit sind belegt für Bischhausen selbst (auf der Selbung), für das Gelände unterhalb Kirchhosbach und die Lehmterassen Richtung Oetmannshausen (auf der Stenn). Nach der Mitte des 6. Jahrhunderts drangen die Franken in das vorher von Thüringern bewohnte Werratal ein und legten im Laufe der nächsten Jahrzehnte einzelne, vorwiegend militärisch orientierte Siedlungen an.
Eine Statistik aus dem Jahre 1585 nennt in Bischhausen 80 Haushaltungen und gibt damit einen Anhaltspunkt für die Größe des Dorfes. Zu dieser Zeit bestand das Dorf, wie sich aus späteren Verhältnissen rekonstruieren läßt, aus dem eigentlichen Dorfkern um die Kirche herum, mit den wichtigsten Straßen am Steinweg und am Graben, wo auch die größten Bauernhöfe lagen. Außerdem gab es einen kleineren Ortsteil um den Zimmerplatz herum, vor allem mit Höfen von Handwerkern und Herbergsbetrieben wegen der Lage an der Durchgangsstraße. Nach 1500 entstand ein Dorfteil im Süden (Wolfskaute, Eichholz und Korbgraben) mit den Häusern der kleinen Leute, Tagelöhner und Handwerker ohne nennenswerten Landbesitz. Die Lehmkaute war vor der Mitte des 17. Jahrhunderts nur im untersten Abschnitt bebaut. [4]
Ortsbeschreibung
Sehenswürdigkeiten
Junkerhof
Der Junkerhof, erbaut um 1580, ist das herausragendste Gebäude im Kunst-und Kulturdorf Bischhausen. Jahrhundertelang befand er sich im Besitz der Familien derer von Boyneburg, zeitweilig war dort die hessische Domänenverwaltung untergebracht. Heute befindet sich der stattliche Fachwerkbau in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden.
Amtsgericht
Schule
Verschiedenes
Meißnerdörfer
- Beschreibung der Ortschaften rund um den Hohen Meißner:
Weblinks
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>BISSEN_W3441</gov>