Hilgershausen (Sooden-Allendorf)

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Disambiguation notice Hilgershausen ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Hilgershausen.


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Die Dorfstraße von Hilgershausen
Fachwerkhäuser an der Flachsbachstraße in Hilgershausen

Hierarchie

> Bad Sooden-Allendorf > Hilgershausen



Einleitung

Hilgershausen ist ein Stadtteil von Bad Sooden-Allendorf im Werra-Meißner-Kreis in Hessen.

Das ehemalige Bauerndorf liegt rund fünf Kilometer westlich der Kernstadt Bad Sooden-Allendorfs
im Naturpark Meißner-Kaufunger Wald auf 250 m Höhe. Hilgershausen wurde urkundlich
erstmals im Jahr 1283 als Besitz des Klosters Germerode erwähnt.
Der Spitzname der Hilgershäuser ist "Ägypter".

Politische Einteilung / Zugehörigkeit

Bad Sooden-Allendorf Wappen.jpg Hilgershausen gehörte bis 1974 zum Kreis Witzenhausen.

Im Rahmen der Gebietsreform wurden die Landkreise Eschwege und Witzenhausen
1974 zusammengeschlossen, und Hilgershausen gehört jetzt zum neugebildeten Werra-Meißner-Kreis.
Bis dahin trug der Kreis Witzenhausen das Kfz-Kennzeichen WIZ, jetzt ESW. [1]

Hilgershausen Ortsschild.jpg


Kirchliche Einteilung / Zugehörigkeit

Evangelische Kirche

Kirchspiel

Die evangelische Kirche von Hilgershausen

Hilgershausen gehörte ab 1585 mit Weißenbach zum Kirchspiel Dudenrode.
Langjähriger Pfarrer nach dem Krieg war Rudolf Schlunk aus Kassel, der mit seiner Frau Marti (sie war eine gebürtige Schweizerin) im Pfarrhaus in Dudenrode wohnte. Später wurde das Kirchspiel von Pfarrer Joachim Meister aus Orferode mitbetreut. Für Lesegottesdienste stand der Lehrer Waldmann aus Weißenbach zur Verfügung, der auch der Organist für Dudenrode und Hilgershausen war.

Kirchengebäude

In Hilgershausen steht die Kirche im wahrsten Sinne des Wortes noch mitten im Dorf. Das Mauerwerk wurde aus sorgfältig behauenen Feldsteinen aufgeführt, und der Westgiebel ist ab Traufhöhe mit Großalmeröder Pfannen vor der Witterung geschützt. Der daraufsitzende Glockenturm ist verschiefert und endet in einer achteckigen Laterne. In der Gesamtgestaltung weist das Gotteshauses in vielerlei Hinsicht eine Ähnichkeit mit der Trubenhäuser Kirche auf.

Friedhof

Der Friedhof von Hilgershausen liegt im Süden des Dorfes an der Köhlerwiese, dort wo sie in die Oberrieder Straße einmündet. Schräg gegenüber befindet sich die Freizeitanlage im Forellental.

Kirchenfotos vom September 1986

Ev. Kirche in Hilgershausen, Ansicht von Süden
Kirche Hilgershausen, Blick zum Altar
Kirche Hilgershausen, von Westen
Ansichtskarte von Hilgershausen mit dem Höhleneingang
Hilgershausen mit dem Lager des Reichsarbeitsdienstes
Blick vom Roßkopfturm bei Hilgershausen zum Meißner [2]
Das ehem. Gasthaus Faßhauer in Hilgershausen [3]
Die ehemalige Volksschule in Hilgershausen

Katholische Kirche

Hilgershausen gehört zur katholischen Kirchengemende St. Bonifatius Bad Sooden-Allendorf.

Geschichte

Im Jahre 1283 war Hilgershausen im Besitz des Klosters Germerode.
Es soll eine gefälschte Urkunde des Klosters Bursfelde geben, in welcher ein Ort Hildegereshusen bereits mit der Jahreszahl 1150 erwähnt wird.

Am Beginn des Riedbachtales, gleichzeitig der östliche Ortsrand von Hilgershausen, gibt es noch ein Sägewerk.

Lager des RAD

In der nationalsozialistischen Zeit wurde in Hilgershausen im Nordosten unterhalb des Alken-Berges ein Lager des Reichsarbeitdienstes eingerichtet. Der Reichsarbeitsdienst (abgekürzt RAD) war eine Organisation des nationalsozialistischen Machtapparates im Deutschen Reich der Jahre 1933–1945. Ab Juni 1935 musste dort jeder junge Mann eine sechsmonatige, dem Wehrdienst vorgelagerte Arbeitspflicht im Rahmen eines Arbeitsdienstes ableisten. Ab dem Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde der Reichsarbeitsdienst auf die weibliche Jugend ausgedehnt. Der Reichsarbeitsdienst war ein wichtiger Bestandteil der Wirtschaft im nationalsozialistischen Deutschland und des nationalsozialistischen Erziehungssystems.

In Hilgershausen waren die jungen Leute willkommene Helfer in der Landwirtschaft, insbesondere nach Ausbruch des Krieges, als die meisten Bauern zur Wehrmacht eingezogen waren. Die jungen Männer und Frauen lebten in einem großzügig angelegten Barackenlager. Die Dienstdauer betrug für Männer zwischen 18 und 24 Jahren zunächst sechs Monate; die Dienstzeit war dem zweijährigen Wehrdienst vorgelagert. Im Laufe des Zweiten Weltkriegs wurde sie ständig verkürzt und betrug zum Schluß nur noch sechs Wochen, die ausschließlich zur militärischen Ausbildung genutzt wurden.

Für Frauen betrug die Dienstzeit seit 1939 sechs Monate, die jedoch häufig durch eine Notdienstverpflichtung verlängert wurden. Im Juli 1941 wurde die Dienstzeit durch den Kriegshilfsdienst um weitere sechs auf zwölf Monate ausgedehnt, im April 1944 auf 18 Monate verlängert und im November 1944 schließlich vollständig entfristet. Die durch die Dienstzeitverlängerungen des Jahres 1944 gewonnenen zusätzlichen Kräfte kamen überwiegend als Flakhelferinnen zum Einsatz.
Während des Arbeitsdienstes lebten die „Arbeitsmänner“ und „Arbeitsmaiden“ kaserniert in sogenannten Lagern.

Ortsbeschreibung

Geographische Lage

Wenn man mit dem Auto von Trubenhausen auf der Landstraße 3239 nach Bad Sooden-Allendorf unterwegs ist, kommt man hinter Weißenbach auf den ca. 475 m hohen Schieferstein-Paß. Von hier ist es nur ein kurzer Fußmarsch zum Naturdenkmal „Bühlchen“. Beim Abzweig nach Dudenrode erreicht der Kraftfahrer das idyllische Tal des Duden-Bachs.

Die schmale Straße führt mit einigen Windungen am Waldrand entlang, und auf der rechten Seite hat man einen schönen Blick auf die Wiesen und Weiden am Bach. Kurz vor dem steilen Anstieg zum „Kalk“ biegt bei den Forellenteichen eine Seitenstraße, die Oberrieder Straße, nach links ab, und die ersten Häuser von Hilgershausen kommen in Sicht.

Ortsbild

Gleich auf der linken Seite steht die einstige Gaststätte Faßhauer, die zwar geschlossen ist, aber immer noch einen Zigarettenautomaten neben der Treppe hängen hat. Die resolute Wirtin ist vielen noch gut in Erinnerung. Sie wurde Gräfin genannt, manchmal hat man sie aber auch als Gräfin von Ägypten bezeichnet. Frau Waltraut Fengler, geb. Faßhauer, war sehr redegewand und wußte immer über alles Bescheid.

Nach wenigen Metern ist die Ortsmitte erreicht. Hier zweigt nach links die Flachsbachstraße ab, die zum Einzelgehöft Vollung und weiter nach Rückerode führt. Das Haus Flachsbachstraße 2 wurde zum Dorfgemeinschaftshaus umgebaut. Für Veranstaltungen jeglicher Art stehen ein Saal, eine Küche, ein Nebenzimmer, sanitäre Anlagen und im Obergeschoß ein Vereinszimmer mit Teeküche zur Verfügung.

Bis heute wird das Ortsbild von der Fachwerkbauweise bestimmt, die meist Merkmale des fränkisch-thüringischen Stils aufweist. Die einzigen Steinbauten in der Ortsmitte sind die Kirche und die alte Schule in der Flachsbachstraße. Die alten Bauernhäuser wurden sorgfältig renoviert. Drei Jahre lang wurde an der Kanalisation gearbeitet, doch jetzt ist alles fertig.

Von der Anlage her ist Hilgershausen ein Haufendorf, das heißt, ein geschlossen bebautes Dorf mit unregelmäßigen Grundstücksgrundrissen und unterschiedlich großen Höfen. Haufendörfer unterscheiden sich von den meisten anderen Dorfformen dadurch, daß sie unplanmäßig angelegt wurden. Ein großer Teil der Haufendörfer entstand im Zusammenhang mit der mittelalterlichen Gewanneflur, bei der jeder Bauer Streifen verschiedener Felder bewirtschaftete und sich die Lage dieser Feldstreifen auch immer wieder änderte.

Volksschule Hilgershausen

In Hilgerhausen gab es bis zum Herbst 1963 eine einklassige Volksschule. Der langjährige Schulleiter seit den 1930er Jahren war Herr Keitel, dessen resolute Ehefrau Martha sich vor dem Krieg in der Gemeinde- und Schulpolitik engagierte. Keitels wohnten im Schulhaus, einem stattlichen Ziegelbau, der auf einem leicht abschüssigen Grundstück direkt neben der evangelischen Kirche in der Flachsbachstraße steht.

Bis zur Schulreform war es für die Hilgershäuser Mädchen und Jungen kaum möglich, eine weiterführende Schule zu besuchen. Die Bahnstation Trubenhausen war mehr als sieben Kilometer weit entfernt, und die steile Straße, der Lange Hain, nach Bad Sooden-Allendorf war den Kindern nicht zuzumuten. Erst mit der Landschulreform in den fünfziger Jahren besserte sich die Situation.

Die neu eingerichteten Mittelpunktschulen waren mehrzügig und verbanden meist Volks- und Realschulen, die erst seitdem flächendeckend zugänglich sind. Bedeutend für die Landschulreform war die 1961 vom Land Hessen übernommene Verpflichtung, die Beförderungskosten für Schüler von Mittelpunktschulen voll zu erstatten. Außerdem wurde das neunte Pflichtschuljahr 1966 auf das ganze Land ausgedehnt. In Förderstufen-Schulversuchen (5. und 6. Jahrgangsstufe) wurden außerdem seit 1955 neue Übergangsmöglichkeiten für Schüler der Grundschule zu weiterführenden Schulen erprobt.

Das Nachbardorf Dudenrode wurde zunächst der Gelstertalschule in Hundelshausen zugeordnet, die Hilgershäuser Kinder wurden ab Herbst 1963 zur Mittelpunktschule nach Bad Sooden-Allendorf gefahren. Wegen der schwierigen Straßenverhältnisse wurden nach einiger Zeit auch die Dudenröder Schüler nach Bad Sooden-Allendorf gebracht. Das alte Hilgershäuser Schulhaus steht noch, und der renovierte Backsteinbau fügt sich gut in das Ensemble der Fachwerkhäuser in der Flachsbachstraße ein. [4]

Hilgershäuser Höhle

Der Eingang zur Hilgershäuser Höhle
Ansichtskarte vom Forellental in Hilgershausen

Zwischen Hilgershausen und Kammerbach befindet sich eine Höhle, die 1267 erstmals schriftlich erwähnt wurde und damit die älteste urkundlich genannte Höhle Deutschlands ist: der „Hohlstein“.

Ein „hohler Stein“ oder ein Stein der Frau Holle? Die zahlreichen Volksüberlieferungen um diesen Ort sprechen für Letzteres. Man soll die Höhle nicht ohne Blumen betreten, als Opfergabe für Frau Holle. Das Wasser im Höhlenteich tut wunder und wird in der Osternacht geschöpft. Keramik- und Knochenfunde in der Höhle weisen darauf hin, dass sie seit über 2000 Jahren von Menschen aufgesucht wurde. Und erst vor kurzem haben die Vermutungen eine archäologische Bestätigung erfahren:
mitten in der Höhle, wo in der Blockhalde vor einem großen Felsblock eine Art Altar liegt, fand man einen vorgeschichtlichen Opferplatz mit Keramik, Getreide, Metall und Knochen – alles verbrannt und wohl als Opfergaben für eine Gottheit zu deuten. [5]

Entstehung und Aufbau

Der Hohlstein entstand speläologisch durch die lösende Wirkung kohlensäurenhaltigen Wassers, das zunächst in Klüfte und Fugen eindrang ist und das Höhlensystem mit dem Höhlensee aus dem Zechsteinkalk auswusch. Die Höhle ist 40 m lang, 20 m breit und bis zu 8 m hoch. Im vorderen Teil befindet sich der Höhlensee, dessen Wasser der Sage nach heilen, verjüngen und verschönen soll. Oberhalb des Portals liegt der „Mädelsprung“, der dicht nördlich des Höhlenvorsatzes als zweite Felswand hervorragt; von ihm soll der Sage nach ein untreues Mädchen in den Nixenteich gesprungen sein, in dem sie noch heute als Nixe weiterlebt und untreue Mädchen in die Tiefe zieht.

Geschichte der Höhle

Archäologische Funde aus der Zeit um 200 v. Chr. belegen eine Nutzung in der Eisenzeit als Schutz- und Wohnstätte. Da unter den Funden auch Menschenknochen entdeckt wurden, könnte der Hohlstein eine eisenzeitliche Opfer- und Begräbnisstätte gewesen sein. Durch die erstmalige urkundliche Erwähnung von 1267 ist der Hohlstein die älteste beschriebene Höhle Deutschlands.

Heute beherbergt die nur noch im Sommerhalbjahr öffentlich zugängliche Höhle eine Fledermauskolonie. [6]

Forellental

Unterhalb vom Höhleneingang liegt unter Bäumen versteckt der Nixenteich, der recht verwunschen aussieht, und um den sich viele Sagen und Legenden ranken. Direkt vor der Höhlensteilwand und dem Nixenteich befindet sich seit den 1970er Jahren im Riedbachtal ein Fischzuchtbetrieb mit Ausflugslokal.

Verschiedenes

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Kriegerdenkmal und Karten

Das Kriegerdenkmal in Hilgershausen
So sieht das Hilgershäuser Kriegerdenkmal heute aus [7]
Ansichtskarte aus Hilgershausen
Ortsplan von Hilgershausen

Meißnerdörfer

Beschreibung der Ortschaften im nördlichen Meißnervorland:

Hilgershausen auf der Landkarte des Werra-Meißner Kreises


Weblinks

Offizielle Webseiten

Zufallsfunde

Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden. Bitte beim Erfassen der Seite mit den Zufallsfunden ggf. gleich die richtigen Kategorien zuordnen.


Private Informationsquellen- und Suchhilfeangebote

Auf der nachfolgenden Seite können sich private Familienforscher eintragen, die in diesem Ort Forschungen betreiben und/oder die bereit sind, anderen Familienforschern Informationen, Nachschau oder auch Scans bzw. Kopien passend zu diesem Ort anbieten. Nachfragen sind ausschließlich an den entsprechenden Forscher zu richten.


Die Datenbank FOKO sammelte und ermöglichte Forscherkontakte. Seit Frühjahr 2018 ist der Zugriff jedoch, aufgrund der unklaren Lage durch die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), vorerst deaktiviert.

Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>HILSEN_W3431</gov>

Quellen

  1. Text: Bernd Waldmann, Weißenbach
  2. Links im Tal kann man Kammerbach erkennen
  3. Ehemals „Gasthaus zur Krone", Inh. Jakob Faßhauer
  4. Text übernommen von schuldorf.de
  5. Text übernommen von burgludwigstein.de
  6. Text übernommen von Hohlstein (Kammerbach)
  7. Aufnahme vom 21. Mai 2012 (Bernd Waldmann]