Havixbeck
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Havixbeck (Kreis Coesfeld)
Durch die kommunale Neugliederung vom 1. Januar 1975 wurde das Gemeindegebiet Havixbeck, das bisher das Dorf Havixbeck, den Ortsteil Hohenholte sowie die acht Bauerschaften Gennerich, Herkentrup, Lasbeck, Masbeck, Natrup, Poppenbeck, Tilbeck und Walingen umfaßte, um die beiden Bauerschaften Brock und Schonebeck aus der Gemeinde Roxel erweitert.
Das Dorf
Bischof Hermann I. von Münster übertrug den Schulzenhof Havixbeck 1040 an das in diesem Jahr gegründete Stift Überwasser in Münster. Auf dem Grund und Boden dieses Hofes und des Stiftsbesitzes entwickelte sich das Dorf Havixbeck, das ganz auf dem Gebiet der Bauerschaft Gennerich liegt. Nach einer Urkunde von 1176 ist Havixbeck eine Obödienz des Doms zu Münster.
Namensgebung
Die Lage des Hofes und der Kirche gaben dann dem gesamten Pfarrbezirk und Kirchspiel den Namen.
Besiedlung
Alte Spuren
Die ältesten Spuren menschlicher Anwesenheit im Havixbecker Raum wurden 1938 in der Bauerschaft Lasbeck, im Gebiet des Braamweges, gefunden. Es handelt sich um wenige, verstreute "Tardenoisien-Funde" (Stufe der Mittelsteinzeit), die der Boberger Stufe, ca. 4000 bis 5000 v. Chr., entstammen. Ein Jahr später sollen im heutigen Dorfgebiet auf der Wenge Steinbeile und Speerspitzen ebenfalls aus der mittleren Steinzeit gefunden worden sein. - Leider ist dieser Fund bis heute noch nicht dem Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte gemeldet worden. - Bei einem dritten Fund im November 1960 wurde in der Bauerschaft Herkentrup ein Steinbeil aus Diabas von "nordischer Form" gefunden. Es stammt aus der jüngeren Steinzeit, etwa um 2000 v. Chr.
Landschaftslage
Nach der alten sächsischen Gaueinteilung lag das Gebiet Havixbeck im Süden des Skopingaus und schob sich keilförmig zwischen den Stevergau im Südwesten und den Dreingau im Osten. Im Laerbrock in der Gemeinde Bösensell, südlich von Tilbeck - heute immer noch Grenzgebiet der Gemeinden Bösensell, Nottuln und Havixbeck - stießen die Grenzen dieser drei Gaue zusammen.
Grenzschutz
Mit natürlichen Grenzen - die Baumberge im Südwesten, die Poppenbecker Aa im Westen und Nordwesten, die Münsterische Aa im Norden und Nordosten sowie geschlossene "Bruch"- Waldgebiete im Osten - war der alte "Bannbereich", das ist die urproduktive Wirtschaftsfläche dieses Gebietes, "vermarkt", d. h. deutlich abgegrenzt. Erwies sich der Schutz der Flur als nicht ausreichend gesichert, ging man im 13./14. Jahrhundert dazu über, die natürlichen Grenzen durch Landwehren zu verstärken. So befindet sich im Südwesten der Gemeinde auf dem Baumbergkamm über 5 km Länge eine gut erhaltene Zweiwall-Anlage mit Hauptwall, Graben und kleinerem Begleitwall; diese werden am Anstieg zum Baumberg noch durch weitere Wälle verstärkt. Im Norden des Gemeindegebietes sind diese Anlagen nicht mehr so gut erhalten, aber durchaus noch als Grenze im "Nordholt" bzw. in der "Kattenbrack" und im "Rüming-Feld" erkennbar. Durch die Eingliederung der Roxeler Bauerschaften Brock und Schonebeck ist die alte Gemarkung nach Osten geöffnet worden, so daß heute der bruchige, ehemalige Gaugrenzwald (Brookbüsche, Königsbrock, Ameshorst) in das Gemeindegebiet einbezogen ist.
Ursprung der Ortschaft
Als die Franken um 790 in diesem bruchigen Gelände, an der sogenannten "via regia" (Königstraße), hier- wie an anderen Orten, den Verwaltungs- und Wirtschaftshof, Königshof, anlegten - alte Flurbezeichnungen wie "Königsborg", "Königsbrock" sowie die älteste Bezeichnung der Bauerschaft Brock als burscapia Konych erinnern noch daran -, fanden sie bereits bäuerliche Gruppensiedlungen am Fuß der Baumberghänge vor.
Havixbeck als Siedlung
Die siedlungstypologische Zweiteilung des Gemeindegebietes ist bis heute noch deutlich entlang der 80-m-Höhenlinie zu erkennen. Siedlungsgeschichtlich kann man wohl von einem hohen Grad an Kontinuität ausgehen, da sich die Siedlungen in gleicher Anzahl erhalten haben. Zwar können zeitweilig Höfe bzw. Siedlungen wüst geworden sein, doch sind offensichtlich diese insgesamt siedlungsfreundlichen Gebiete immer wieder besetzt worden.
Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts hat sich in den Bauerschaften eine Altbauernschicht gebildet, die nach der Größe ihres Hofes als Voll- bzw. Halberbe oder als Pferdekötter bezeichnet wurde. Insgesamt lassen sich aus dieser Zeit bereits 30 Vollerben-, 32 Halberben- und 16 Pferdekötterhöfe nachweisen.
In Einzellage, vom Siedlungskern Gennerichs südlich abgesetzt, am Ostausläufer des „Blicks“, lag der Schultenhof Havixbeck. Durch Schenkung der Eheleute Wiger soll dieser Hof etwa um 900 an den Dom zu Münster gekommen sein.
Um die Kirche bildete sich im Laufe der Zeit aus ehemaligen Spiekerbauten ein eng geschlossener Ring von Wohnhäusern. Diese abgerundete Kirchhofanlage wurde trotz Ortskernsanierung bis heute erhalten. Sie zeigte ehemals das Bild einer Kirchburg mit turm- bzw. torartigen Durchlässen. Das Hallentor zur Hauptstraße, zusammen mit dem Kirchturm gern als Wahrzeichen der Gemeinde Havixbeck abgebildet, gibt heute noch recht eindrucksvoll Zeugnis davon.
Entlang der Wegeführungen, besonders zwischen dem Schultenhof und der Kirchhofanlage, an dem oberen Teil der Altenberger Straße, entstanden weitere Siedlungsstellen. Die erste Dorfkernerweiterung fand an den Ortseingängen im Süden und Norden, entlang der Hauptstraße, auf dem Grund und Boden des Schultenhofes statt.
Bis 1726 sind ebenfalls schon die ersten Häuser an der ehemaligen „Frauenstiege“ - das ist die nördliche Hälfte des neuen Rathausplatzes - sowie auf dem Kleibrink vorhanden. Erst um 1734, als der Schultenhof aus dem Dorf zu seinem jetzigen Standort in Gennerich verlegt wurde, bot der "Potthoff" Platz zu einer erneuten Ortskernerweiterung.
Zerstörung/Seuchen
- 1382 wütet die Pest im Kirchspiel.
- 1534 brandschatzten Söldner das Kirchspiel.
- 1577 Großbrand: Pfarrhaus, Kirchturm und -dach und mehrere Häuser brennen nieder.
- 12.04.1587 spanische Truppen plündern das Dorf.
- 16. 06.1591 Großbrand: Pfarrhaus, Küsterei und ein großer Teil des Dorfkerns.
- Überfall einer spanische Abteilung.
- 15. 09.1591 Beraubung des Kirchspiels und der Dorfkirche durch holländische Soldaten. Pfarrer Zwiefell wird gefangengen und kommt gegen Lösegeldes wieder frei.
- 1595 ziehen holländische Soldaten durch das Dorf.
- Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wütet wieder die Pest.
- Im Dreißigjährigen Krieg regelmäßigen Requisitionen. Monatliche Eintreibung rückständigen Schatzungen.
- 1648 Mit Bewilligung der Grundherren außerordentliche "Beischatzung" von 666 Reichstalern.
- 25. 04.1690, 7 Uhr morgens Großbrand: Kirchturm brannte völlig aus, die vier Glocken schmolzen, Kirchendach, Pfarrhaus, Kaplanei und Vikarie, Küsterei, Schulgebäude und 44 Häuser brannten ab.
- 1759 (im Siebenjährigen Krieg) lagerte eine Abteilung französische Truppen im Nordosten des Dorfes ("Franzosenkämchen").
- 1803 Großbrand: auf dem Kleibrink brannten 9 Häuser ab.
Historische Gebäude
94 Denkmäler die zumindest Schutz vor achtlosem Umgang verdienen, u.a.:
- die romanisch-gotische Pfarrkirche St. Dionysius mit der Pestkapelle und dem gotischen Torhaus
- die St.-Georg-Pfarrkirche von Hohenholte mit ihren kostbaren
Schätzen
- die neugotische Kapelle von Stift Tilbeck
- die drei Wasserburgen.
- die Fachwerkhäuser in der Bergstraße
- Haus Suthues an der Hauptstraße
- Hof Meyer in Lasbeck.
- reicher Bestand an Bildstöcken
- das gotische Memorienkreuz in Poppenbeck mit Inschriften
von 1487 und 1563
- der Doppelbildstock auf dem Blick aus dem 18. Jahrhundert
- in der Allee zu Haus Stapel die Kreuzigungsgruppe von 1756.
Bauerschaften
Tilbeck (Havixbeck)
Unterhalb des Quellhorizontes, zwischen 80 und 100 m Höhe, entlang der Bäche, mieden diese Gehöftegruppen die trockenen Höhen, nutzten aber für ihren Ackerbau Sandlößboden und für Wiesen und Weiden das tiefer gelegene, feuchtere Gelände. Von Süden nach Norden liegen hier die Siedlungskerne der Bauerschaften Tilbeck - Tilbeki wird bereits im ältesten Werdener Heberegister um 890 erwähnt. Der Name weist auf eine frühe, intensive Landnutzung hin; "Til" oder "Tel" ist das Land, das einer bebaut;
Natrup (Havixbeck)
Natrup - Nordtholpe wird ebenfalls 890 in dem Werdener Heberegister aufgeführt. Offen ist noch die Antwort auf die Frage, wovon dieses „Nordthorpe“ nördlich liegen soll: Ist der Bezugspunkt die ehemalige Königstraße mit dem Königshof Karls des Großen oder die gleichartige, altbäuerliche Siedlung Tilbeck die in demselben Register unmittelbar zuvor aufgezählt wird, oder Siedlung und Kirche Schapdettens, die auf alten Klosterbesitz Fuldas zurückgehen, oder ist es die Stelle, wo die drei münsterländischen Sachsengaue zusammenstießen?
Masbeck (Havixbeck)
Masbeck - Morsbeke wird zuerst zu Beginn des 12. Jahrhunderts im Einkünfteverzeichnis des Klosters Überwasser erwähnt. Die Bedeutung des Namens "Meerbach" weist auf die feuchten, versumpften Gebiete der Masbecker Aa hin.
Lasbeck (Havixbeck)
Lasbeck - Lasbech wird ebenfalls im Einkünfteverzeichnis des Klosters Überwasser zu Beginn des 12. Jahrhunderts aufgeführt. Das Bestimmungswort "Las" = Viehweide weist noch sehr deutlich auf die Nutzung des im Siedlungskernbereich tiefer gelegenen Ufersaumes der Lasbecker Aa hin.
Poppenbech (Havixbeck)
Poppenbech - Popponbikie zählt um 1050 zu den Pfründen des Klosters Freckenhorst. Allgemein wird der Name auf "Popenbach/Pfaffenbach" zurückgeführt.
Hangsbeck (Havixbeck)
Im Norden und Nordosten der Gemeinde auf Geschiebemergel beherrschen Bauerschaften und Höfe mit Kampfluren die Landschaft. Hier liegen die Bauerschaft Hangsbeck - Hangesbehe = Hangsbach wird um 1336 im Einkünfteverzeichnis des münsterschen Domkapitels genannt. Häuser und Höfe dieser Bauerschaft zählten schon immer zur Bauerschaft Poppenbeck, so daß Hangsbeck als Unterbauerschaft von Poppenbeck zu sehen ist.
Gennerich (Havixbeck)
Gennerich - Geldrike wird ebenfalls um 890 im Werdener Heberegister genannt. Zusammengesetzt ist dieser Name aus den Wörtern "Geld" = Opfer, Vergeltung, Zahlung und "Rike/Recke" = Hecke. Zu denken ist hier an den in Gennerich gelegenen sogenannten "Hiegenbusch". Im 12. Jahrhundert hat sich der Name schon zu "Ginderic" geändert. Noch 1841 findet man im Urmeßtischblatt die Bezeichnung "Genderich". Bei diesen Bauerschaften handelt es sich ausschließlich um Waldhufen- (Tilbeck, Natrup, Poppenbeck, Gennerich) und um Eschsiedlungen (Masbeck, Lasbeck).
Walingen (Havixbeck)
Walingen - Walegarde, zuerst 1142 in der Gründungsurkunde des Klosters Hohenholte erwähnt, weist auf die eingehegten, eingezäunten Landstücke = "Gard" eines Hofes namens "Wal" hin. Der Name wandelte sich im Laufe der Zeit über "Walgerink" zum heutigen Walingen.
Herkentrup (Havixbeck)
Herkentrup - Herkincthorpe wird zuerst 1246 in einer Urkunde des Bischofs Ludolf von Münster erwähnt, in der er dem Kloster Marienborn in Coesfeld aus dieser Bauerschaft Einnahmen zuweist. Wie bei Walingen wird auch hier mit dem Namen die Zugehörigkeit eines Gebietes bzw. dessen nahe Lage zum Hof namens "Herko" zum Ausdruck gebracht.
Bombeck (Billerbeck)
1382 wütet die Pest in der Bauerschaft Bombeck (Havixbeck). Da die Geistlichen von Havixbeck aus die Pestkranken nicht mehr versorgen konnten, geschah dies von Billerbeck aus. Deshalb ist später auch Bombeck bei der Pfarre Billerbeck geblieben.
Gemeinheit
An diese Siedlungen schloß sich von Nordwesten nach Südosten ein breiter, unbesiedelter, zerlappter Gründlandstreifen an, der bis in die 30er Jahre des 19. Jahrhunderts als Gemeinheitsfläche Bestand hatte. Hierzu zählten das Rüming-Feld, das Nierfeld, die Stapeler- und Lippings-Heide, das Flothfeld, das Hangwerfeld, die Masbecker Heide, das Pieperfeld und das Natruper Feld. Nördlich und nordöstlich dieses 2,5 km breiten Markenbandes gab es sicherlich schon zur Frankenzeit Einzelgehöfte. In diesem Gebiet mit ausgesprochener Streulage der Höfe hat es trotz der mit den Franken einsetzenden stärkeren Bodenkultivierung keine Ansätze zu einer Siedlungskernbildung gegeben.
Bevölkerung
Grundherren und deren Archivbestände
Im Kirchspiel selber gab es mehr Eigenbehörige als Freie. Akten über Eigenbehörige finden sich in Archiven von Grundherren. Folgende Grundherren hatten mit Eigenbehörigen besetzten Besitz im Kirchspiel Havixbeck:
(in Arbeit)
Steuerlisten
(in Arbeit)
Adel
- 1177 Rudolf von Havixbeck
Adelssitze
- Wasserburg Haus Havixbeck
- Wasserburg Haus Stapel
- Wasserburg Haus Hülshoff
- Haus Suthaus
Provinz Westfalen: Landtagsfähige Rittergüter im Kreis Coesfeld | |
Haus Buldern | Haus Colvenburg | Haus Darfeld | Haus Emte | Haus Hameren | Haus Holtwick | Haus Lette | Haus Loburg | Haus Merfeld | Haus Ostendorf | Haus Osthof | Haus Rokel | Haus Rorup | Haus Sythen | Haus Visbeck | Haus Weersche | 1855 mit dabei: Grafschaft Horstmar | Grafschaft Dülmen | Historische Güter: Haus Dülmen | Haus Engsternstein | |
Landesherrschaft
Fürstbistum Münster
lnnerhalb der Administration des Fürstbistums Münster gehörte Havixbeck bis 1802 zum Amt Horstmar. Hier bildete es nach Osten die Amtsgrenze zum Amt Wolbeck.
Wild- und Rheingrafen von Salm-Grumbach
Nach der Auflösung des Fürstbistums Münster 1803 gelangte das Amt Horstmar in den Besitz des Wild- und Rheingrafen von Salm-Grumbach. Da bei der damaligen Grenzziehung der historische Grenzverlauf außer acht gelassen worden war, fiel ein kleiner Landstrich des Havixbecker Gemeindegebietes an das Königreich Preußen: Das Stift Hohenholte mit der Hovesaat und den Hovesaatskotten; von der Bauerschaft Walingen Haus und Hof Nr. 11 und 12; von der Bauerschaft Tilbeck Haus und Hof Nr. 3-6 und 20. Somit bildete jetzt die östliche Gemeindegrenze gleichzeitig die Grenze zum Königreich Preußen.
Großherzogtums Berg
In den folgenden Wirren der französischen Zeit gehörte Havixbeck innerhalb des Großherzogtums Berg ab 1807 zum Arrondissement Coesfeld, Kanton Billerbeck, ab 1810 zum Arrondissement Münster, Kanton Nottuln. Nun war die Nordgrenze des Gemeindegebietes im Verlauf der Münsterischen Aa, nördlich von Hohenholte, wie heute noch, Grenze zum Arrondissement Steinfurt.
Königreich Preußen
Nach dem Wiener Kongreß setzte mit der preußischen Herrschaft eine weitere Neuordnung ein. Havixbeck wurde 1816 dem neuen Kreis Coesfeld eingegliedert. Es grenzte nun im Norden an den Kreis Steinfurt, im Süden, Südwesten und Osten an den Landkreis Münster. Nach dem Wiener Kongreß setzte mit der preußischen Herrschaft eine
Die merkwürdigste Veränderung für die Gemeinde Havixbeck fand im Jahre 1831 statt, indem dieselbe, bis dahin zum Kreis Coesfeld gehörend, zum Kreis Münster verlegt wurde.
„Die Veränderung mußte als sehr vortheilhaft betrachtet werden, da Havixbeck zum Absatz-Orte seiner Producte nur die Stadt Münster hat, und so mit dieser in vielfacher Verbindung steht, wohingegen mit dem frühern Kreisort Coesfeld diese Gegend gar keine Verbindung hatte . . .“ So empfand im Jahr 1838 der Verfasser der Chronik der Gemeinde Havixbeck den erneuten Wechsel der administrativen Zuständigkeit, die dann für über 150 Jahre Bestand haben sollte.
Einzelgemeindeamt
In dieser Zeit traten nur noch Veränderungen auf der untersten Verwaltungsebene auf. Durch die preußische Landgemeindeordnung vom 31.10.1841 wurde die ehemalige Bürgermeisterei Havixbeck zu einem sogenannten Einzelgemeindeamt. Damit wurde der von früher her bestehende gemeindliche Zusammenschluß, das alte Kirchspiel, zur amtsfreien Gemeinde.
Amtsbürgermeister
An die Spitze des Amtes wurde vom Oberpräsidenten der ehemalige Bürgermeister von Zurmühlen bestellt; sein Stellvertreter wurde Freiherr Johannes von Kerkerink Stapel. Wegen der allgemein erhobenen Widersprüche, Anfragen und notwendigen Vorarbeiten wurde in Havixbeck diese neue Regelung erst nach den Wahlen der Amtsverordneten im Dezember 1843 eingeführt.
Wahlrecht 1843
Aktives und passives Wahlrecht besaßen aber nur die sogenannten „Meistbeerbten“; das waren Einwohner, die in der Gemeinde ein Haus besaßen und fünf Taler Grundsteuer bezahlten. Die Selbständigkeit auf der untersten Ebene hielt für Havixbeck bis 1929.
Amt Roxel
1929 wurde die Gemeinde bis 1955 dem Amt Roxel zugeordnet.
Amtsfreiheit
Zum 1. April 1955 wurde Havixbeck jedoch wieder amtsfreie Gemeinde. Die Selbständigkeit auf der unteren Ebene kommunaler Selbstverwaltung konnte Havixbeck auch erhalten, als es 1975 aus dem Kreis Münster unter Zugewinn eines Flächenteils von Roxel in den Kreis Coesfeld eingegliedert wurde.
Kirchenwesen
Offenbleiben muß weiterhin die Antwort auf die Frage, ob Havixbeck als Filialpfarre von Laer - wie seit Tibus angenommen wurde - oder von Billerbeck oder von Altenberge anzusehen ist oder ob Havixbeck vielleicht sogar eine Urpfarre ist.
Pfarre
Zur ursprünglichen Pfarre zählte neben den bereits erwähnten acht Bauerschaften auch die heute zu Billerbeck gehörende Bauerschaft Bombeck.
Der Schulzenhof Havixbeck und die wohl auf dem Hofgebiet errichtete Kirche hatte so weit vom Siedlungskern Gennerichs entfernt, auf erhöhter Stelle gesichert, ihren Platz, daß sie niemanden in seinen persönlichen Rechten beeinträchtigten. Die Kirche war mit deutlichem Abstand zwar, aber doch gegenüber dem Schultenhof, ebenfalls auf einer kleinen Anhöhe errichtet worden.
1137 wird die „Parrochia Hauekesbeke“ (Habichtsbach) in einer Urkunde des Bischofs Werner von Münster erwähnt. Bischof Werner schenkte der Kirche Überwasser in Münster 1 Talent, halb aus den Gütern bei der Stadt Münster, halb aus dem Kirchspiel Havixbeck. “Hauekesbeke „ 1151, Hauesbeche 1152, Havekesbekeh 1176, Havecsbeke 1177, Hevekesbeke 1227, Havikesbeke 1258, Havixbeche 1286 sind markante Entwicklungen der Schreibweise.
Pfarrer
- 1152 presbyter Diemarus
- 1286 plebanus Thetmarus
Dekanat St.Martini
1229 übeträgt der Münstersche Bischof Ludolf die Dekanie zu Havixbeck dem Custos der St. Martinikirche zu Münster.
Kloster Hohenholte
Im Bereich der Bauerschaft Walingen, am nördlichen Rand des Gemeindegebietes, hat sich um das ehemalige Kloster Hohenholte eine kleine Ortschaft gebildet. Nach dem "Hochwald" ("Hoginholte", "Alta silva"), der den bischöflichen Hof umgibt, war er benannt.
Benediktinerkloster
Auf dem Grund und Boden dieses Hofes gründete Liudbert von Holenbeke im Jahr 1142 ein Benediktinerkloster. Die weite Entfernung zum Mutterkloster in Reims verhinderte ein Aufblühen des Klosters in Hohenholte.
Frauenkloster
Es wurde 1188 von Bischof Hermann II. in ein Frauenkloster umgewandelt.
Freiweltliches Stift
Im Jahr 1557 wurde die Umwandlung des Augustinerinnenklosters zu einem freiweltlichen, adligen Damenstift vollzogen.
- 1776 Bezeichnung: Das hochadliche freyweltliche Stift Hohenholt, Amts Horstmar.
Abtißinn:
- Theresia von Weichs zu Wermer (1776)
Chanonissen
- Antonetta von Weichs, Seniorinn (1776)
+ Jesepha von Kerckerinck zu Stapel
- Helena von Stael zu Suthausen
- Barbara von Hinschberg zu Ebenaldt
- Sophia von Schorlemmer zu Eckelborn
- Philippina von Siegen zu Gerelinghausen
- Antonetta von Siegen zu Gerelinghausen
- Maria Theresia von Böselager zu Eggermühlen
- Maria Agnes von Kerckering zu Borg
- Maria Theresia von Schilling zu Buxfordt
- Antonetta von Schilling zu Buxfordt
- Barbara von Trautenberg zu Wildestein
- Theresia von Böselager zu Honeburg
- Rosina von Böselager zu Honeburg
Amtmann
- Herr Bernard Henr. Pompey, Vicarius
Säkularisation
Von der zweiten Säkularisationswelle 1811 wurde auch das Stift Hohenholte betroffen. Der Grundbesitz des Stiftes wurde zur Domaine eingezogen und 1813 in Münster öffentlich versteigert. Neuer Besitzer wurde Heinrich von Zurmühlen, der später ab 1827 auch Bürgermeister von Havixbeck wurde, nachdem der Freiherr von Twickel dieses Amt niedergelegt hatte. Als H. von Zurmühlen 1855 starb, ging der Klosterbesitz an mehrere neue Besitzer über.
Pfarrei
Erst ab 1859 wurde Hohenholte zu einer eigenen Pfarrei St. Georg erhoben.
Wohlfahrtspflege
Siechen Haus
Am 4. April des Jahres 1577 wurde beschlossen, auf dem Masbecker Feld ein Haus für eine Leprakranke zu errichten. Den Grund und Boden für den Lepra-Kotten stellte die Witwe des Christopher Joannis von Bevern (Haus Havixbeck) zur Verfügung. Sollte es keine Leprakranken in Havixbeck mehr geben, so stand dieses „arme Leuthe Siechen Häußchen“ auch anderen bedürftigen Personen zur Wohnung offen.
Haus für arme Frauen
Im Jahr 1598 stiftete die Familie von Bevern ein Haus für arme Frauen, das am Ende der späteren „Frauenstiege" stand. Die Bewohner erhielten freie Wohnung, etwas Geld und Grundnahrungsmittel. Im Zuge der Ortskernsanierung wurde für die Rathausanlage dieses Haus abgerissen.
Haus für arme Männer
1658 stiftete die Familie von Kerkerink zu Stapel ein Haus für arme Männer. Die Bewohner erhielten freie Wohnung, etwas Geld und Grundnahrungsmittel. Dieses Haus ist in die Begegnungsstätte an der Dierkes-Allee mit eingegangen.
Armenfond
Der Ortschronik kann man entnehmen, daß es in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sowohl in Havixbeck wie auch in Hohenholte einen Armenfonds gab, der sich aus Einnahmen von Tanzmusikgeldern, Strafgeldern und freiwilligen Gaben zusammensetzte.
Stift Tilbeck
Das Stift Tilbeck wurde 1882 als Anstalt für epileptische Kranke auf dem Grund und Boden des Hofes Bischof errichtet, der sich schon seit 1387 im Besitz der Pfarre St, Dyonysus befand. Seit 1891 ist das Stift "Maria Hilf" bischöfliches Eigentum. 1975 war es zu einem Sonderkrankenhaus für Psychiatrie ausgebaut. Angegliedert wurden große Werkstätten, zur Beschäftigung Kranker und Behinderter.
Krankenhaus
Das "Marienstift Droste zu Hülshoff" wurde 1887 als Krankenhaus gegründet. Grundstück, Gebäude, Einrichtung sowie der Fonds zur Unterhaltung wurden von dem Besitzer des Hauses Stapel gestiftet. Im Jahr 1900 wurden die Wirtschaftsgebäude errichtet, 1912 erfolgte die Einrichtung der Isolierstation. 1958 wurde der Ostflügel angebaut. 1971 wurde das Krankenhaus aufgelöst und in ein Altenheim mit Pflegeabteilung umgewandelt. 1981 war ein Anbau mit 24 Appartements wurde fertiggestellt.
Verkehrswesen
In der Zeit von 1827 bis 1845 erfuhr die inner- und überörtliche Wegeführung eine wesentliche Verbesserung. Es wurden neue Straßen nach Roxel und Münster, nach Hohenholte, nach Laer an Haus Stapel vorbei, sowie zum erstenmal über den Baumberg nach Nottuln gebaut. Ausgebaut werden konnten jetzt auch die Wege von Havixbeck durch Natrup nach Tilbeck sowie hier die Anbindung an den alten Postweg bis zur Grenze nach Nottuln. Im Nierfeld konnte endlich der Weg bis zur Billerbecker Grenze erstellt und fertiggestellt werden.
- Eröffnung der Eisenbahnlinie Münster - Coesfeld auf. Am 15. Oktober 1907 lief der erste Zug von Münster in den Havixbecker Bahnhof ein.
Quelle
u.a.: KREIS COESFELD, Laumann-Verlag Dülmen
Zufallsfunde
Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden.
Private Informationsquellen- und Suchhilfeangebote
Auf der nachfolgenden Seite können sich private Heimat- Familienforscher eintragen, die in diesem Ort Forschungen betreiben und/oder die bereit sind, anderen Heimat- und Familienforschern Informationen, Nachschau oder auch Scans bzw. Kopien passend zu diesem Ort anbieten. Nachfragen sind ausschliesslich an den entsprechenden Forscher zu richten.
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