Adlig (adlich) Deutsch Crottingen
Bitte beachten Sie auch unsere Datensammlung aller bisher erfassten Personen aus dem Memelland |
Hierarchie
Regional > Litauen > Adlig (adlich) Deutsch Crottingen
Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Memel > Adlig (adlich) Deutsch Crottingen
Einleitung
Deutsch Crottingen (1253 borg to Cretyn, 1290 Kretene, 1785 auch Klein Crottingen, 1802 Neuhof (Crottingen) oder Adlig (adlich) Deutsch Crottingen, Kreis Memel, Ostpreußen. Zu unterscheiden von dem jenseits der ehemaligen deutschen Grenze liegenden Krottingen oder Krettingen. /// Litauisch heißt der Ort Kretingalė.
Kölmisch Deutsch Crottingen wurde als selbständige Landgemeinde am 5. Oktober 1907 festgestellt.
- Mit "Adlig" wird ein adliger Gutsbesitzer mit den entsprechenden adligen Vorrechten bezeichnet: hohe und niedere Gerichtsbarkeit, Jagd- und Fischereirecht, Patronat, Brauerei-, Brennerei-, Verlagsgerechtigkeiten, Herrschaftsrecht gegenüber dem Personal. Selbst der König konnte in diese Rechte nicht eingreifen. Ab 1800 wurden die adligen Güter Rittergüter genannt.
- Der Begriff „kölmisch“ bezieht sich auf die Stadt Kulm:
Kulmische Handfeste heißt die 1233 erlassene Verfassung des Ordenslandes Preußen, durch die Rechte und Freiheiten der neuen Gemeinden gesichert wurden. Grundlage war das Magdeburgische Stadtrecht. Der Orden behielt die Monopole auf Salz, Gold, Silber, See, Jagd und Fischerei.
Das kulmische Recht galt überall außer in großen Städten wie Elbing, Braunsberg, Frauenburg, Memel, wo "lübisches" Recht nach der Stadt Lübeck galt.
Bauern -meist Deutsche-, die nach kulmischem Recht eingestuft waren, hießen Kölmer oder Cölmer. Ihre Besitzungen wurden „kölmisch“ genannt. Aus den Kölmern ging später die Schicht der Gutsherren hervor. Das kölmische Recht war besser als das magdeburgische Recht. Einheimische Prußen und zugewanderte Szameiten und Litauer wurden nach dem schlechteren preußischen Recht eingestuft, aber es war immerhin eine Rechtsgrundlage, auf die man sich verlassen konnte. Deshalb zog es auch viele Flüchtlinge aus Polnisch-Litauen an, die dort unter der Willkürherrschaft des Adels zu leiden hatten. Obwohl sie von ihrer Obrigkeit zurückgefordert wurden, behielten die Ordensleute sie meist unter ihrem Schutz.
- 1763 wird das königliche Bauerndorf Barthel Narwill zum Amt Crottingen und zum Kirchspiel Memel gezählt.
Name
Es handelt sich um einen kurischen Landschaftsnamen. In der zemaitischen Region Litauisch Krottingen, Grottingen und Kretingale genannt.
- kurisch "kritus" = sumpfig
- nehrungs-kurisch "kretene" = sumpfig
vgl. dazu
- prußisch "kretinys" = Mistacker
Allgemeine Information
In Deutsch-Krottingen sind archäologische Funde aus der frühen Bronzezeit belegt. Das Stadtrecht wurde 1609 verliehen.
Das Gut Deutsch Crottingen, selten nur Crottingen (auch Krottingen) genannt, hat den Namenszusatz "Deutsch" zum Unterschied zu dem 8 km weiter nördlich jenseits der ehemaligen memelländischen Grenze gelegenen Ort "Litauisch Crottingen". 1902 wurde ein landwirtschaftlicher Ortsverein gegründet, durch den eine planmäßige Pferdezucht möglich wurde. Von den 1905 in dem Ort wohnenden 118 Einwohnern waren 109 evangelisch und 9 katholisch, 48 deutsche und 70 litauische Muttersprachler.
Litauisch heißt der Ort Kretingalė.
Politische Einteilung
Zu dem Ort gehören 1940 die Güter Adlig Crottingen (1905: 179 Einwohner), Gauszen (1905: 71 Einwohner) und das Dorf Standschen (1905: 64 Einwohner)
Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit
Evangelische Kirche
Ab 1654 war Deutsch-Krottingen selbständiges Kirchspiel mit 72 Ortschaften, wodurch die Arbeit der Memeler Geistlichen erheblich erleichtert wurde. 1773 gab es im Kirchspiel Deutsch-Krottingen die Schulen Gibbischen Peter, Karkelbeck, Kunken Görge. Deutsch Crottingen hatte um 1912 insgesamt 3315 Seelen, davon 3000 litauische Muttersprachler. Im Laufe seines Bestehens gab das Kirchspiel Deutsch Crottingen einige Ortschaften an die neugegründeten Kirchspiele Karkelbeck und Plicken ab.
Zugehörige Ortschaften
Zum Kirchspiel Deutsch Crottingen gehörten 1912 folgende Ortschaften:
Alszeiken Jahn, Anduln, Bajohren, Brusdeilienen, Clauspuszen, Clausweiten, Dautzin Niklau, Deutsch Crottingen Dorf u. Kirche, Eglischken, Adlig Gauszen, Gibbischen Peter, Girngallen Matz, Jagutten, Jankeiten, Ilgauden Mauserim, Kiaken, Groß Kurschen u. Klein Kurschen, Lindenhof, Lankutten, Patrajahnen, Paul Narmund, Paupeln Peter, Pelleiken Claus, Peskojen, Pippirn, Raischen Jettkandt, Ramutten Jahn, Schudebarsden, Standschen, Szimken, Tarwieden, Thalen, Wallehnen, Wittinnen, Adlig Zarten.
Vor 1904 gehörten auch folgende Ortschaften des Kirchspieles Karkelbeck zum Kirchspiel Adlig (adlich) Deutsch Crottingen:
Grabben, Graudusz Bartel, Karkelbeck Anteil, Kunken Görge, Nimmersatt, Scheipen Thoms, Szodeiken Jonell, Uszaneiten.
Vor 1891 gehörten auch folgende Ortschaften des Kirchspieles Plicken zum Kirchspiel Adlig (adlich) Deutsch Crottingen:
Baumgart Kummetter oder Hans Baumgart, Girngallen Gedmin, Johannishof, Lappinischken, Meddicken, Pakamohren.
Kirchenbücher
Die Kirchenbücher von Deutsch Crottingen sind nur noch als Verfilmungen des Reichsippenamtes erhalten, die heute in Leipzig lagern (Sächsisches Staatsarchiv Leipzig). Die Originale sind verschollen. Verfilmungen sind auch bei den "Mormonen" vorhanden.
- Taufen: 1798-1825, 1853-1873
Kirchengebäude
1652 wurde eine hölzerne Kapelle in Deutsch-Krottingen erbaut, bei der 1699 schon Turm und Glocken vorhanden waren. 1741 wurde hier eine neue Kirche aus Feldsteinen erbaut, die einen hölzernen Turm erhielt. Als dieser 1801 bei einem Sturm schief wurde, trug man den oberen Teil ab und bedeckte den unteren Turmteil mit einer Haube. 1875 erhielt sie einen massiven Turm mit achteckigem Oberteil sowie eine Orgel. Sie hat ein tonnenüberdachtes Mittelschiff und flach gedeckte Seitenschiffe. Bei der Einziehung der Emporen wurden ältere Tafeln mit Aposteldarstellungen verwendet. Der als Einheit gedachte Kanzelaltar entstand 1793.
Pfarrerliste
1.Lehmann, Johann 1654-1664
2.Ludovici, Johann 1664-1671
3.Martini, Martin 1671-1679
4.Griesinger, Johann Heinrich 1679-1685
5.Dach, Valentin 1685-1692
6.Gurski, Michael 1692-1700
7.Behrend, Friedrich 1700-1705
8.Haack, Erdmann 1705-1731
9.Engel, Gabriel 1731-1761
- Adjunkt: Preuß, Jacob 1749-1761
10.Preuß, Jacob 1761-1778
11.Hausendorf, Jacob 1779-1788
12.Ziegler, Johann Gottfried 1788-1846
- Adjunkt: Zippel, Andreas Rudolf 1841-1846
- Adjunkt: Thiel, Friedrich Wilhelm 1845-1846
13.Thiel, Friedrich Wilhelm 1846-1859
14.Ebel, Cölestin Gotthold 1860-1868
15.Hillenberg, Carl Albrecht 1869-1881
16.Jussas, August 1882-1890
- Verwalter: Hartung, August Wilhelm Hch. 1890-1891
- Verwalter: Salewski, Karl Ed. Albert 1891-1899
17.Salewski, Karl Ed. Albert 1899-
18.Atrott, Wilhelm 1934-
- Hilfsprediger: Janz, Bruno -1941
19.Janz, Bruno 1941-1945
Folgende Personen werden in den Kirchenbüchern nach 1944 erwähnt:
Armonaitis, Jonas, Pfarrer, 1957-1974
Varanavičius, Saulius im Jahre 2009
Katholische Kirche
Die Katholiken im Kirchspiel Deutsch Crottingen hielten sich an die katholische Kirche zu Memel, teilweise wohl auch an die jenseits der memelländischen Grenze gelegenen katholischen Parochien.
Standesamt
Zugehörige Ortschaften
Zum Standesamt Adlig (adlich) Deutsch Crottingen gehörten 1907 folgende Ortschaften:
Anduln, Bajohren, Adlig (adlich) Deutsch Crottingen, Gibbischen Peter, Girngallen Matz, Graudusz Bartel, Ilgauden Mauserim, Kiaken, Klausweiten, Lankutten, Patrajahnen, Raischen Jettkandt, Ramutten Jahn, Scheipen Thoms, Standschen, Uszaneiten, Zarten.
Standesamtsregister
Eine wertvolle Hilfe angesichts der lückenhaften Kirchenbücher von Deutsch Crottingen stellen die Zweitbücher des Standesamtes Krottingen dar, die im Standesamt I in Berlin lagern. Verfilmungen sind auch bei den "Mormonen" vorhanden.
- Geburten 1874-1883, 1886, 1888-1938
- Heiraten 1874-1884, 1886-1938
- Sterbefälle 1874-1883, 1886-1938
Bewohner
Internetlinks
Offizielle Internetseiten
Teilauswertung zu Deutsch Crottingen: Memelland, OFB
Zufallsfunde
Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden.
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>CROGE2KO05OT</gov>