Rathshof (Königsberg): Unterschied zwischen den Versionen
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[[Image: Königsberg Ratshof3.jpg|thumb|430 px|<Center>Königsberger Stadtteil '''Rathshof''' <ref>Auf dem Foto sieht man die Arndtstraße, die von der Lawsker Allee (oben) nach Süden zum Holsteiner Damm am nördlichen Ufer des Pregels führte. Das große Gebäude links unten an der Einmündung der Arndtstraße in den Holsteiner Damm, ist die Walzmühle. Der Komplex rechts von der Arndtstraße ist die Waggonfabrik Steinfurt. Links von den beiden Brückenbögen im Verlauf der Arndtstraße befindet sich der Haltepunkt Ratshof an der Eisenbahnlinie Königsberg-Pillau.</ref></Center>]] | [[Image: Königsberg Ratshof3.jpg|thumb|430 px|<Center>Königsberger Stadtteil '''Rathshof''' <ref>Auf dem Foto sieht man die Arndtstraße, die von der Lawsker Allee (oben) nach Süden zum Holsteiner Damm am nördlichen Ufer des Pregels führte. Das große Gebäude links unten an der Einmündung der Arndtstraße in den Holsteiner Damm, ist die Walzmühle. Der Komplex rechts von der Arndtstraße ist die Waggonfabrik Steinfurt. Links von den beiden Brückenbögen im Verlauf der Arndtstraße befindet sich der Haltepunkt Ratshof an der Eisenbahnlinie Königsberg-Pillau.</ref></Center>]] | ||
'''Rathshof''' (auch '''Ratshof''', vor dem 20. Jahrhundert auch '''Rathshubenhof''', russ. Ратсхоф) war ein westlich gelegener Stadtteil von [[Königsberg in Preußen|Königsberg]]. Er lag südwestlich von [[Amalienau (Königsberg)|Amalienau]] und östlich von [[Juditten (Königsberg)|Juditten]] (heute ''Mendelejewo'') und [[Lawsken (Königsberg)|Lawsken]]. | '''Rathshof''' (auch '''Ratshof''', vor dem 20. Jahrhundert auch '''Rathshubenhof''', russ. Ратсхоф) war ein westlich gelegener Stadtteil von [[Königsberg in Preußen|Königsberg]]. Er lag südwestlich von [[Amalienau (Königsberg)|Amalienau]] und östlich von [[Juditten (Königsberg)|Juditten]] (heute ''Mendelejewo'') und [[Lawsken (Königsberg)|Lawsken]].<br>Große Industriebetriebe in '''Rathshof''' waren die am [[Pregel (Fluss)|Pregel]] gelegene Walzmühle und die Waggonfabrik Steinfurt. | ||
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Die zu Königsberg gehörende Gartenstadt '''Rathshof''' entwickelte sich ab 1907.<br>Die Gottesdienste fanden zunächst in einem Gemeindehaus neben dem Pfarrhaus statt.<br>1932 plante man den Bau der Christuskirche, der 1936/37 in der Wiebestraße (ул.Радищева) | Die zu Königsberg gehörende Gartenstadt '''Rathshof''' entwickelte sich ab 1907.<br>Die Gottesdienste fanden zunächst in einem Gemeindehaus neben dem Pfarrhaus statt.<br>1932 plante man den Bau der Christuskirche, der 1936/37 in der Wiebestraße (ул.Радищева) | ||
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Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche im Stil des sozialistischen Klassizismus umgebaut, und sie diente als Kulturpalast der Arbeiter der Waggonfabrik (zuvor Steinfurt). 2010 wurde das Gotteshaus der russisch-orthodoxen Gemeinde übereignet. | Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche im Stil des sozialistischen Klassizismus umgebaut, und sie diente als Kulturpalast der Arbeiter der Waggonfabrik (zuvor Steinfurt). 2010 wurde das Gotteshaus der russisch-orthodoxen Gemeinde übereignet. | ||
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'''Kosse''' gehörte zur katholischen Kirchengemeinde von [[Königsberg in Preußen/Kirchen#Zur Heiligen Familie, Lutherkirche und Adalbertkirche|St. Adalbert]] am Sternplatz in [[Amalienau (Königsberg)|Amalienau]]. | |||
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== Geschichte == | == Geschichte == | ||
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<!-- Hier: geschichtlicher Abriss --> | <!-- Hier: geschichtlicher Abriss --> | ||
* Der Gutshof '''Propsthof''' wurde vom Deutschen Orden gegründet. Das Datum ist nicht bekannt. | * Der Gutshof '''Propsthof''' wurde vom Deutschen Orden gegründet. Das Datum ist nicht bekannt. | ||
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== Heutige Situation == | [[Image: Königsberg Waggon-Fabrik Steinfurt.jpg|thumb|430 px|<Center>Waggon-Fabrik Steinfurt im Königsberger Stadtteil '''Rathshof'''</Center>]] | ||
'''Benjamin Leopold Steinfurt''' (* 1804 in Königsberg; † 1864 ebenda) war ein deutscher Industrieller. Steinfurt besuchte die Löbenichtsche Stadtschule und die Berliner Gewerbeakademie. 1830 gründete er in Königsberger Badergasse eine Maschinenfabrik, | |||
die er 1843 auf den Weidendamm verlegte. Steinfurt war der Gründer der Waggonfabrik L. Steinfurt, die später nach Ratshof verlegt wurde. | |||
=== Zustand Waggonfabrik Steinfurth 1913 === | |||
Die Huf- und Waffenschmiedeinnung veranstaltete dieser Tage einen Ausflug ihrer Mitglieder nach Rathshof, um die neuen Fabrikanlagen der Steinfurthschen Waggonfabrik zu besichtigen. Auf Anregung des Obermeisters '''Rudloff''' hatten sich die Mitglieder der Stellmacherinnung der Besichtigung angeschlossen. Die Gäste wurden von dem geschäftsführenden Oberingenieur '''Zollitsch''' empfangen, der zunächst die allgemeine Lage der Fabrik erläuterte: nördlich Bahnanschluß, südlich Pregelfront, so daß direkte Bahn- und Wasserverbindung vorhanden ist. Die Besichtigung erfolgte in zwei Gruppen. Im Verwaltungsgebäude befinden sich im Erdgeschoß die Magazine für das Kleineisenzeug und Zubehörteile, davor der Eisenlagerplatz. Ueber ihn ist ein Laufkrahn montiert, der mit 30 000 Kilogramm Tragkraft den Transport der Träger u.s.w sehr erleichtert. Hier erregten die besondere Aufmerksamkeit zwei Eisenscheren. Das gesamte Terrain wird durch eine 22 Meter breite Schiebebühnenstraße geteilt in einen westlichen Teil; auf diesem befinden sich die Schmieden mit den mechanischen Werkstätten, Eisengießerei und Untergestellbau. Auf dem östlichen Teil sind die Montagehallen für den Oberbau der Waggons mit Tischlerei, Lackiererei, sowie die Holzlagerplätze und weiter südlich auch die Sägewerke untergebracht. Vom Lagerplatz kommt man in die Schmiede. Beim Eintritt in die große Halle fällt sofort auf, daß beim Erbauen der Hauptwert auf „Luft und Licht für Arbeiter“ gelegt worden ist. Dampf- und Fallhämmer sind hier so angeordnet, daß die schwersten stücke auf einmal und möglichst alles aus einem Stück geschmiedet werden kann. Besonderes Interesse erregten die Sägen, die glühende Platten, Bolzen und Fassonstücke durchschnitten, wobei die hervorsprühenden Funken wie ein schönes Feuerwerk anzuschauen waren. Aus der Schmiede ging es in die Gießerei; hier wurde gerade ein Ofen ausgegossen. Auch hier ist ein drehbarer Laufkrahn vorhanden, der den großen Tiegel mit der flüssigen Eisenmasse vom Ofen nach jeder beliebigen Stelle der großen Halle, in der Form an Form stand, auf das schnellste hinaustransportiert. Unmittelbar östlich an die Schmiede schließt sich die Dreherei an, in der die rohgeschmiedeten Teile sauber bearbeitet werden. Hier fällt auch die ingeniöse Anordnung auf, daß sämtlich Drehbänke so angeordnet sind, daß mit wenig Kräften recht viel geschafft wird. Der Dreherei benachbart ist die Eisenkonstruktionshalle, in der die Untergestelle sowie die Eisengerippe zu den Waggons montiert werden. Interessant war hier zu beobachten, wie schnell und leicht die Niethämmer mit Preßluft betrieben arbeiten. Dann ging es über die Schiebebühnenstraße nach den großen Montierungshallen für Güter- und Personenwagen. Hier sah man Straßenbahnwagen, Güter und D-Zugwagen in den verschiedensten Stadien, rohe, halbfertige, auch schon zur Abnahme aufs sauberste gearbeitet, bereit stehen. Hier besichtigte man auch noch die Tischlerei und Feinschlosserei; in der Tischlerei ist es anerkennenswert, wie für die Leute gesorgt ist, damit sie keinen Staub einatmen brauchen. Jede einzelne Maschine hat einen Elevator, der den Staub, die Sägespäne und feinen Hobelspäne sofort bei der Entwickelung aufsaugt. Für die größeren Hobelspäne sind Klappen an die Abzugsrohre angebracht; hier hineingeworfen, kommt alles direkt nach dem Kesselhaus in die Feuerung. Neben dem Kesselhaus sind auch die Kanäle und Trockenkammern angelegt, in denen das Holzrohmaterial getrocknet wird. Hier befindet sich auch ein besonderer Raum, in dem das Holz zu den Fenstern und Türrahmen gedämpft und dann aus einem Stück gebogen wird. Vorbildlich sind die Wach- und Ankleideräume für die Leute, welche unmittelbar an jeder Werkstatthalle – für jedes Gewerbe gesondert – gelegen sind. Hier hat jeder Mann seinen verschließbaren Schrank, da sind saubere Waschbänke, wo ein jeder ja nach Belieben warmes und kaltes Wasser einfließen lassen kann, ebenso lange Tische und Bänke zum Einnehmen der Mahlzeit. Der Besuch der Fabrikanlagen bot allen Teilnehmern viel Interessantes und Sehenswertes.<ref>Verfasser: s.s. (unbekannt), Quelle: Königsberger Hartungsche Zeitung, 03.10.1912, Ausgabe 464 2. Blatt, S. 5, bereitgestellt durch [http://zefys.staatsbibliothek-berlin.de ZEFYS-Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz]</ref> | |||
== Heutige Situation == | |||
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[[Image: Königsberg Christuskirche in Ratshof.jpg|thumb|390 px|<Center>'''Königsberg''', Christuskirche in Ratshof <ref>Die nach dem Krieg verändert aufgebaute Christuskirche in der Königsberger Gartenstadt Ratshof ist gut erhalten. Die Waggonfabrik Steinfurt am Pregelufer in Ratshof wurde unter russischer Regie weitergeführt und die nahegelegene Christuskirche wurde zum Kulturhaus für die Arbeiter umfunktioniert.<br>Es gab noch eine zweite Christuskirche in Königsberg. Sie stand im nördlichen Tragheim am Wallring / Dessauer Straße. Die Kirchenruine am Wallring wurde 1960 abgetragen. | |||
An ihrer Stelle steht heute ein Einkaufszentrum.</ref></Center>]] | |||
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[[Image: Königsberg Christuskirche2.jpg|thumb|270 px|<Center>'''Königsberg''', Christuskirche in Ratshof <ref>Das Foto zeigt die Christuskirche (auch Ratshöfer Kirche) in der Wiebestraße. Die Kirche wurde von Kurt Frick entworfen und am 31. Oktober 1937 eingeweiht. 2010 wurde das Gotteshaus der russisch-orthodoxen Gemeinde übereignet. Foto 20.01.2008, übernommen von Тилигузов Сергей.</ref></Center>]] | |||
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[[Image: Königsberg Kunstakademie in Ratshof.jpg|thumb|390 px|<Center>'''Königsberg''', Kunstakademie in Ratshof <ref>Das Foto zeigt die Kunstakademie im Königsberger Stadtteil Ratshof in der Straße Ratslinden. Die Kunstakademie, die zunächst an der Königsstraße beheimatet war, erhielt 1916 in Rathshof einen Neubau von Friedrich Lahrs, der heute als Schulgebäude dient. Nach der Umwandlung zur Akademie blieb das Gebäude in der Königsstraße weiterhin Kunst- und Gewerkschule. Die Straße Ratslinden heißt heute ulitsa Basseijnaya (улица Бассейная).</ref></Center>]] | |||
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* Robert Albinus: ''Königsberg Lexikon. Stadt und Umgebung.'' Flechsig, Würzburg 2002. ISBN 3-88189-441-1. | * Robert Albinus: ''Königsberg Lexikon. Stadt und Umgebung.'' Flechsig, Würzburg 2002. ISBN 3-88189-441-1. | ||
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Aktuelle Version vom 6. Januar 2024, 09:48 Uhr
R a t h s h o f Stadtteil von Königsberg |
- Hierarchie
- Regional > Russische Föderation > Kaliningrader Oblast > Rathshof (Königsberg)
- Regional > Deutsches Reich > Ostpreußen > Regierungsbezirk Königsberg > Stadtkreis Königsberg > Rathshof (Königsberg)
- Hierarchie
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Einleitung
Rathshof (auch Ratshof, vor dem 20. Jahrhundert auch Rathshubenhof, russ. Ратсхоф) war ein westlich gelegener Stadtteil von Königsberg. Er lag südwestlich von Amalienau und östlich von Juditten (heute Mendelejewo) und Lawsken.
Große Industriebetriebe in Rathshof waren die am Pregel gelegene Walzmühle und die Waggonfabrik Steinfurt.
Allgemeine Informationen
Der Ort war auch unter dem Namen Altstädtischer Ratshof bekannt, um ihn vom Kneiphöfischen Ratshof in der Nähe von Rosenau im Süden von Königsberg zu unterscheiden.
Politische Einteilung, Zugehörigkeit
- Zu Ordenszeiten hieß die Ortschaft Propsthof und gehörte der Königsberger Altstadt, westlich der sie lag.
- 1905 wurde ein Teil des Ortes nach Königsberg eingemeindet und entwickelte sich rasch zu einem Villenvorort mit Grünanlagen um den Hammerteich und den beliebten Hammerkrug.
- Heute gehört Rathshof zum Tsentralny District von Kaliningrad,
Kirchliche Einteilung, Zugehörigkeit
Evangelische Kirche
Die zu Königsberg gehörende Gartenstadt Rathshof entwickelte sich ab 1907.
Die Gottesdienste fanden zunächst in einem Gemeindehaus neben dem Pfarrhaus statt.
1932 plante man den Bau der Christuskirche, der 1936/37 in der Wiebestraße (ул.Радищева)
realisiert wurde.
Der Architekt war Prof. Kurt Frick, Leiter der Kunstakademie in Königsberg. Die Kirche wurde am 31. Oktober 1937 eingeweiht. Es ist die letzte Kirche, die vor dem Zusammenbruch in Königsberg errichtet worden ist.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche im Stil des sozialistischen Klassizismus umgebaut, und sie diente als Kulturpalast der Arbeiter der Waggonfabrik (zuvor Steinfurt). 2010 wurde das Gotteshaus der russisch-orthodoxen Gemeinde übereignet.
Katholische Kirche
Kosse gehörte zur katholischen Kirchengemeinde von St. Adalbert am Sternplatz in Amalienau.
Geschichte
- Der Gutshof Propsthof wurde vom Deutschen Orden gegründet. Das Datum ist nicht bekannt.
- 1533 verkaufte die Altstädtische Kirche den Propsthof an den altstädtischen Ratsherren Bernhard Betner. In der Folgezeit war der Gutshof unter dem Namen Ratshubenhof bekannt, dann Ratshof. Es ist nicht bekannt, ob die Umbenennung zu Ehren des Ratsherren Betner erfolgte oder Bezug auf den Rat der altstädtischen Gemeinde nahm.
- Um 1800 war dieser Stadtteil ein kleines Dorf mit nur von sechs Feuerstellen (Haushalten) und dem "Hammerkrug", der nach einem an dieser Stelle gestandenen Eisenhammer benannt war.
- Rathshof wurde 1905 nach Königsberg eingemeindet und entwickelte sich rasch zu einem Villenvorort.
- 1806 wurde das Anwesen vom Gerichtsvollzieher Wendland Kaporn, erworben, der es mit Land aus dem nahe gelegenen Wald Wilky erweiterte und damit bis 1817 das großes Anwesen Ratshof schuf.
- Von 1843-83 war Rathshof im Besitz der Familie Batocki.
- Im Jahre 1849 kaufte Hofrat Tortilowicz von Batocki-Friebe den Gasthof Hammerkrug.
- Am Ende des 19. Jahrhunderts wandelte der Allgemeine-Wohnungs-Bauverein, ein privates Entwicklungsunternehmen, den Ratshof in eine Gartenstadt um, nach dem Vorbild der Gartenstadt-Bewegung.
- 1916 zog die Kunstakademie Königsberg von Neue Sorge nach Ratshof um. [2]
Waggonfabrik Steinfurt
Benjamin Leopold Steinfurt (* 1804 in Königsberg; † 1864 ebenda) war ein deutscher Industrieller. Steinfurt besuchte die Löbenichtsche Stadtschule und die Berliner Gewerbeakademie. 1830 gründete er in Königsberger Badergasse eine Maschinenfabrik, die er 1843 auf den Weidendamm verlegte. Steinfurt war der Gründer der Waggonfabrik L. Steinfurt, die später nach Ratshof verlegt wurde.
Zustand Waggonfabrik Steinfurth 1913
Die Huf- und Waffenschmiedeinnung veranstaltete dieser Tage einen Ausflug ihrer Mitglieder nach Rathshof, um die neuen Fabrikanlagen der Steinfurthschen Waggonfabrik zu besichtigen. Auf Anregung des Obermeisters Rudloff hatten sich die Mitglieder der Stellmacherinnung der Besichtigung angeschlossen. Die Gäste wurden von dem geschäftsführenden Oberingenieur Zollitsch empfangen, der zunächst die allgemeine Lage der Fabrik erläuterte: nördlich Bahnanschluß, südlich Pregelfront, so daß direkte Bahn- und Wasserverbindung vorhanden ist. Die Besichtigung erfolgte in zwei Gruppen. Im Verwaltungsgebäude befinden sich im Erdgeschoß die Magazine für das Kleineisenzeug und Zubehörteile, davor der Eisenlagerplatz. Ueber ihn ist ein Laufkrahn montiert, der mit 30 000 Kilogramm Tragkraft den Transport der Träger u.s.w sehr erleichtert. Hier erregten die besondere Aufmerksamkeit zwei Eisenscheren. Das gesamte Terrain wird durch eine 22 Meter breite Schiebebühnenstraße geteilt in einen westlichen Teil; auf diesem befinden sich die Schmieden mit den mechanischen Werkstätten, Eisengießerei und Untergestellbau. Auf dem östlichen Teil sind die Montagehallen für den Oberbau der Waggons mit Tischlerei, Lackiererei, sowie die Holzlagerplätze und weiter südlich auch die Sägewerke untergebracht. Vom Lagerplatz kommt man in die Schmiede. Beim Eintritt in die große Halle fällt sofort auf, daß beim Erbauen der Hauptwert auf „Luft und Licht für Arbeiter“ gelegt worden ist. Dampf- und Fallhämmer sind hier so angeordnet, daß die schwersten stücke auf einmal und möglichst alles aus einem Stück geschmiedet werden kann. Besonderes Interesse erregten die Sägen, die glühende Platten, Bolzen und Fassonstücke durchschnitten, wobei die hervorsprühenden Funken wie ein schönes Feuerwerk anzuschauen waren. Aus der Schmiede ging es in die Gießerei; hier wurde gerade ein Ofen ausgegossen. Auch hier ist ein drehbarer Laufkrahn vorhanden, der den großen Tiegel mit der flüssigen Eisenmasse vom Ofen nach jeder beliebigen Stelle der großen Halle, in der Form an Form stand, auf das schnellste hinaustransportiert. Unmittelbar östlich an die Schmiede schließt sich die Dreherei an, in der die rohgeschmiedeten Teile sauber bearbeitet werden. Hier fällt auch die ingeniöse Anordnung auf, daß sämtlich Drehbänke so angeordnet sind, daß mit wenig Kräften recht viel geschafft wird. Der Dreherei benachbart ist die Eisenkonstruktionshalle, in der die Untergestelle sowie die Eisengerippe zu den Waggons montiert werden. Interessant war hier zu beobachten, wie schnell und leicht die Niethämmer mit Preßluft betrieben arbeiten. Dann ging es über die Schiebebühnenstraße nach den großen Montierungshallen für Güter- und Personenwagen. Hier sah man Straßenbahnwagen, Güter und D-Zugwagen in den verschiedensten Stadien, rohe, halbfertige, auch schon zur Abnahme aufs sauberste gearbeitet, bereit stehen. Hier besichtigte man auch noch die Tischlerei und Feinschlosserei; in der Tischlerei ist es anerkennenswert, wie für die Leute gesorgt ist, damit sie keinen Staub einatmen brauchen. Jede einzelne Maschine hat einen Elevator, der den Staub, die Sägespäne und feinen Hobelspäne sofort bei der Entwickelung aufsaugt. Für die größeren Hobelspäne sind Klappen an die Abzugsrohre angebracht; hier hineingeworfen, kommt alles direkt nach dem Kesselhaus in die Feuerung. Neben dem Kesselhaus sind auch die Kanäle und Trockenkammern angelegt, in denen das Holzrohmaterial getrocknet wird. Hier befindet sich auch ein besonderer Raum, in dem das Holz zu den Fenstern und Türrahmen gedämpft und dann aus einem Stück gebogen wird. Vorbildlich sind die Wach- und Ankleideräume für die Leute, welche unmittelbar an jeder Werkstatthalle – für jedes Gewerbe gesondert – gelegen sind. Hier hat jeder Mann seinen verschließbaren Schrank, da sind saubere Waschbänke, wo ein jeder ja nach Belieben warmes und kaltes Wasser einfließen lassen kann, ebenso lange Tische und Bänke zum Einnehmen der Mahlzeit. Der Besuch der Fabrikanlagen bot allen Teilnehmern viel Interessantes und Sehenswertes.[3]
Heutige Situation
Quellen, Einzelnachweise
- ↑ Auf dem Foto sieht man die Arndtstraße, die von der Lawsker Allee (oben) nach Süden zum Holsteiner Damm am nördlichen Ufer des Pregels führte. Das große Gebäude links unten an der Einmündung der Arndtstraße in den Holsteiner Damm, ist die Walzmühle. Der Komplex rechts von der Arndtstraße ist die Waggonfabrik Steinfurt. Links von den beiden Brückenbögen im Verlauf der Arndtstraße befindet sich der Haltepunkt Ratshof an der Eisenbahnlinie Königsberg-Pillau.
- ↑ Albinus, Robert (1985). Lexikon der Stadt Königsberg Pr. und Umgebung, Leer: Verlag Gerhard Rautenberg
- ↑ Verfasser: s.s. (unbekannt), Quelle: Königsberger Hartungsche Zeitung, 03.10.1912, Ausgabe 464 2. Blatt, S. 5, bereitgestellt durch ZEFYS-Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz
- ↑ Die nach dem Krieg verändert aufgebaute Christuskirche in der Königsberger Gartenstadt Ratshof ist gut erhalten. Die Waggonfabrik Steinfurt am Pregelufer in Ratshof wurde unter russischer Regie weitergeführt und die nahegelegene Christuskirche wurde zum Kulturhaus für die Arbeiter umfunktioniert.
Es gab noch eine zweite Christuskirche in Königsberg. Sie stand im nördlichen Tragheim am Wallring / Dessauer Straße. Die Kirchenruine am Wallring wurde 1960 abgetragen. An ihrer Stelle steht heute ein Einkaufszentrum. - ↑ Das Foto zeigt die Christuskirche (auch Ratshöfer Kirche) in der Wiebestraße. Die Kirche wurde von Kurt Frick entworfen und am 31. Oktober 1937 eingeweiht. 2010 wurde das Gotteshaus der russisch-orthodoxen Gemeinde übereignet. Foto 20.01.2008, übernommen von Тилигузов Сергей.
- ↑ Das Foto zeigt die Kunstakademie im Königsberger Stadtteil Ratshof in der Straße Ratslinden. Die Kunstakademie, die zunächst an der Königsstraße beheimatet war, erhielt 1916 in Rathshof einen Neubau von Friedrich Lahrs, der heute als Schulgebäude dient. Nach der Umwandlung zur Akademie blieb das Gebäude in der Königsstraße weiterhin Kunst- und Gewerkschule. Die Straße Ratslinden heißt heute ulitsa Basseijnaya (улица Бассейная).
Literatur
- Robert Albinus: Königsberg Lexikon. Stadt und Umgebung. Flechsig, Würzburg 2002. ISBN 3-88189-441-1.
- Ludwig von Baczko: Versuch einer Geschichte und Beschreibung von Königsberg. Königsberg 1804
- Fritz Gause: Königsberg in Preußen. Rautenberg, Leer 1987
Bibliografie
- Volltextsuche nach Ortsname in der Familienkundlichen Literaturdatenbank
Karten
Weblinks
Die Datenbank FOKO sammelte und ermöglichte Forscherkontakte. Seit Frühjahr 2018 ist der Zugriff jedoch, aufgrund der unklaren Lage durch die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), vorerst deaktiviert.
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Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>RATHOFKO04FR</gov>