Plicken (Landkreis Memel): Unterschied zwischen den Versionen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 38: | Zeile 38: | ||
*1540 [[Michel Prewßs]], 1687 [[Michell Pruß]], 1736 [[Prußen Michel]] | *1540 [[Michel Prewßs]], 1687 [[Michell Pruß]], 1736 [[Prußen Michel]] | ||
*[[Prussen Michel]]<ref>Schroetterkarte (1796-1802), Maßstab 1:50000</ref> <ref>Urmesstischblatt von 1860</ref> | *[[Prussen Michel]]<ref>Schroetterkarte (1796-1802), Maßstab 1:50000</ref> <ref>Urmesstischblatt von 1860</ref> | ||
*Litauisch: [[Plikiai]]<ref> | *Litauisch: [[Plikiai]]<ref>[https://www.epaveldas.lt/vbspi/biRecord.do?biExemplarId=74615 Amtsblatt des Memelgebietes vom 01.09.1923]</ref> | ||
== Allgemeine Informationen == | == Allgemeine Informationen == | ||
[[Bild: Plicken Schule.jpg|thumb|right|430 px|<center>Die Schule in '''Plicken'''</center>]] | [[Bild: Plicken Schule.jpg|thumb|right|430 px|<center>Die Schule in '''Plicken'''</center>]] | ||
1891 wurde '''Plicken''' durch den Bau der evangelischen Kirche, der 1896 endete, zum Kirchspiel erhoben. Zuvor gehörte die bäuerlich geprägte Siedlung teils zum Kirchspiel [[Memel]] und teils zum Kirchspiel [[Deutsch Crottingen]]. In der Amtszeit des Ortspfarrers Peter '''Felix Žematait''' wurde 1896 auch das Pfarrhaus erbaut. 1928 wurde '''Johann Tennigkeit''' dessen Nachfolger.<br> 1906 erhielt die Gemeinde eine Kleinbahnanbindung an die Stadt [[Memel]]. 1925 zählte '''Plicken''' 996 Einwohner. <ref name=wiki>übernommen von [http://de.wikipedia.org/wiki/Plikiai Wikipedia]</ref> | 1891 wurde '''Plicken''' durch den Bau der evangelischen Kirche, der 1896 endete, zum Kirchspiel erhoben. Zuvor gehörte die bäuerlich geprägte Siedlung teils zum Kirchspiel [[Memel]] und teils zum Kirchspiel [[Deutsch Crottingen]]. In der Amtszeit des Ortspfarrers Peter '''Felix Žematait''' wurde 1896 auch das Pfarrhaus erbaut. 1928 wurde '''Johann Tennigkeit''' dessen Nachfolger.<br> 1906 erhielt die Gemeinde eine Kleinbahnanbindung an die Stadt [[Memel]]. 1925 zählte '''Plicken''' 996 Einwohner. <ref name=wiki>übernommen von [http://de.wikipedia.org/wiki/Plikiai Wikipedia]</ref> | ||
== Name == | == Name == | ||
Hinweis auf offenes unfruchtbares Areal. | Hinweis auf offenes unfruchtbares Areal. | ||
*prußisch '''"plike"''' und lettisch '''"pleikis"''' = Glatze, kahle Wiese, wächst wenig, kahle Stelle auf dem Feld | *prußisch '''"plike"''' und lettisch '''"pleikis"''' = Glatze, kahle Wiese, wächst wenig, kahle Stelle auf dem Feld | ||
== Politische Einteilung == | == Politische Einteilung == | ||
Landgemeinde - [[Prussen Michel]] ('''1874'''), [[Plicken|Plicken (Prussen Michel)]] ('''1888'''), [[Plicken]] ('''1907''').<br><br> | Landgemeinde - [[Prussen Michel]] ('''1874'''), [[Plicken|Plicken (Prussen Michel)]] ('''1888'''), [[Plicken]] ('''1907''').<br><br> | ||
'''1940''' ist '''{{PAGENAME}}''' eine Gemeinde mit den Gütern [[Meddicken]] und [[Wittauten]] und den Dörfern [[Graumen]], [[Pakamohren]], '''{{PAGENAME}}''', und [[Szabbern Wittko]]. | '''1940''' ist '''{{PAGENAME}}''' eine Gemeinde mit den Gütern [[Meddicken]] und [[Wittauten]] und den Dörfern [[Graumen]], [[Pakamohren]], '''{{PAGENAME}}''', und [[Szabbern Wittko]]. | ||
== Schule == | == Schule == | ||
Zeile 56: | Zeile 60: | ||
<!-- <br style="clear:both;" /> --> | <!-- <br style="clear:both;" /> --> | ||
<br> | <br> | ||
== Kirchliche Einteilung / Zugehörigkeit == | == Kirchliche Einteilung / Zugehörigkeit == | ||
Zeile 63: | Zeile 68: | ||
'''Plicken''' gehörte '''1888''' zum Kirchspiel [[Memel]] Land. '''Plicken''' ist seit 1891 Kirchspiel, vorher gehörten seine Ortschaften teils zum Kirchspiel [[Deutsch Crottingen]], teils zum Kirchspiel [[Memel]] Land. | '''Plicken''' gehörte '''1888''' zum Kirchspiel [[Memel]] Land. '''Plicken''' ist seit 1891 Kirchspiel, vorher gehörten seine Ortschaften teils zum Kirchspiel [[Deutsch Crottingen]], teils zum Kirchspiel [[Memel]] Land. | ||
<!-- <br style="clear:both;" /> --> | <!-- <br style="clear:both;" /> --> | ||
=== Pfarrer in Plicken === | === Pfarrer in Plicken === | ||
Pfarrer Szameitat war der Erbauer von Kirche und Pfarrhaus (später zur Schule umgewandelt).<br>Er diente seiner Gemeinde fast 37 Jahre. <br> | Pfarrer Szameitat war der Erbauer von Kirche und Pfarrhaus (später zur Schule umgewandelt).<br>Er diente seiner Gemeinde fast 37 Jahre. <br> | ||
Zeile 90: | Zeile 94: | ||
<br>siehe auch: [[Ostpreußen/Genealogische Quellen/Kirchbuchbestände Kreis Memel]] | <br>siehe auch: [[Ostpreußen/Genealogische Quellen/Kirchbuchbestände Kreis Memel]] | ||
<br> | <br> | ||
{| | {| | ||
| | | | ||
Zeile 113: | Zeile 116: | ||
Am zweiten Osterfeiertag wurde, wie uns jetzt geschrieben wird, in der Kirche in Plicken ein seltenes Fest gefeiert. Bei sehr zahlreicher Beteiligung von Angehörigen und Gästen fand die Einweihung der Gedächtnistafeln für die im Weltkrieg Gefallenen statt. Schon vor mehreren Jahren dachte man an die Gefallenenehrung: es wurde geplant, ein Denkmal auf dem Kirchenplatz zu errichten, auch Sammlungen wurden für diesem Zweck veranstaltet. Durch die Geldentwertung verloren aber die gesammelten Markbestände ihren Wert. So wurde der Plan nicht durchgeführt. Durch das tatkräftige Eintreten des Amtsvorstehers kam zum zweiten Male eine Kommission für die Gedächtnisehrung zustande, und dieser ist es gelungen, zwei würdige, den architektonischen Formen der Kirche angepaßte Tafeln in Natureiche anfertigen und sie in der Kirche anbringen zu lassen. Sie stellen Heimatkunst dar; denn der Entwurf und die Ausführung sind von dem jungen Tischler Brusdeylins und die Malerei von dem Maler Zwickis – beide im Kirchspiel ansässig – gefertigt. Eine dritte, kleinere Tafel trägt sieben Namen von Zivilpersonen aus dem Kirchspiel, die bei dem Russeneinfall von den Feinden ermordet wurden. Die beiden großen Tafeln enthalten 114 Namen von Soldaten, die im Weltkrieg ihr Leben gelassen haben. Unter den ernsten Klängen eines Posaunenchors und den treffenden Darbietungen von zwei Gesangchören verlief die Feier eindrucksvoll. Pfarrer Tennigkeit vollzog die Weihe, anknüpfend an die Inschriften auf den Tafeln, und übergab diese der Gemeinde und der Nachwelt „als ein Zeichen dankbarer Verehrung an die für uns ihr Leben gelassenen Kameraden, und als eine stete Mahnung, für die geliebte Heimat zu leben und, wenn´s nötig, auch das Leben gerne zu lassen. Und ihr sollt auch das Leben für die Brüder lassen!“ | Am zweiten Osterfeiertag wurde, wie uns jetzt geschrieben wird, in der Kirche in Plicken ein seltenes Fest gefeiert. Bei sehr zahlreicher Beteiligung von Angehörigen und Gästen fand die Einweihung der Gedächtnistafeln für die im Weltkrieg Gefallenen statt. Schon vor mehreren Jahren dachte man an die Gefallenenehrung: es wurde geplant, ein Denkmal auf dem Kirchenplatz zu errichten, auch Sammlungen wurden für diesem Zweck veranstaltet. Durch die Geldentwertung verloren aber die gesammelten Markbestände ihren Wert. So wurde der Plan nicht durchgeführt. Durch das tatkräftige Eintreten des Amtsvorstehers kam zum zweiten Male eine Kommission für die Gedächtnisehrung zustande, und dieser ist es gelungen, zwei würdige, den architektonischen Formen der Kirche angepaßte Tafeln in Natureiche anfertigen und sie in der Kirche anbringen zu lassen. Sie stellen Heimatkunst dar; denn der Entwurf und die Ausführung sind von dem jungen Tischler Brusdeylins und die Malerei von dem Maler Zwickis – beide im Kirchspiel ansässig – gefertigt. Eine dritte, kleinere Tafel trägt sieben Namen von Zivilpersonen aus dem Kirchspiel, die bei dem Russeneinfall von den Feinden ermordet wurden. Die beiden großen Tafeln enthalten 114 Namen von Soldaten, die im Weltkrieg ihr Leben gelassen haben. Unter den ernsten Klängen eines Posaunenchors und den treffenden Darbietungen von zwei Gesangchören verlief die Feier eindrucksvoll. Pfarrer Tennigkeit vollzog die Weihe, anknüpfend an die Inschriften auf den Tafeln, und übergab diese der Gemeinde und der Nachwelt „als ein Zeichen dankbarer Verehrung an die für uns ihr Leben gelassenen Kameraden, und als eine stete Mahnung, für die geliebte Heimat zu leben und, wenn´s nötig, auch das Leben gerne zu lassen. Und ihr sollt auch das Leben für die Brüder lassen!“ | ||
==== Orgel ==== | ==== Orgel ==== | ||
Zeile 151: | Zeile 153: | ||
===Friedhöfe=== | ===Friedhöfe=== | ||
Es gab und gibt zwei Friedhöfe in Plicken | Es gab und gibt zwei Friedhöfe in Plicken | ||
====Friedhof I==== | ====Friedhof I==== | ||
Der alte Friedhof von '''Plicken''' ist leicht zu finden. Er liegt im Süden des Dorfes an der Landstraße, die nach [[Memel]] führt. Früher verliefen die Gleise der Kleinbahn direkt am Friedhof vorbei.<br> | Der alte Friedhof von '''Plicken''' ist leicht zu finden. Er liegt im Süden des Dorfes an der Landstraße, die nach [[Memel]] führt. Früher verliefen die Gleise der Kleinbahn direkt am Friedhof vorbei.<br> | ||
Auf dem Friehof sind zahlreiche Grabsteine mit typisch memelländischen Namen erhalten.<br> | Auf dem Friehof sind zahlreiche Grabsteine mit typisch memelländischen Namen erhalten.<br> | ||
[[Bild:QS icon i freesans blue.svg|16px]] Ansichten von alten Grabmalen kann man [[Plicken/Friedhof|<u>'''hier'''</u>]] betrachten. | [[Bild:QS icon i freesans blue.svg|16px]] Ansichten von alten Grabmalen kann man [[Plicken/Friedhof|<u>'''hier'''</u>]] betrachten. | ||
====Friedhof II==== | ====Friedhof II==== | ||
Zwischen dem katholischen und alten evangelischen Friedhof liegt etwas zurückgesetzt der zweite evangelische Friedhof von Plicken. Es ist aber nicht mehr viel zu erkennen. Es sieht so aus, dass der Friedhof nach dem Krieg als Erweiterung des alten Friedhofes angelegt wurde, aber später aufgegeben wurde. | Zwischen dem katholischen und alten evangelischen Friedhof liegt etwas zurückgesetzt der zweite evangelische Friedhof von Plicken. Es ist aber nicht mehr viel zu erkennen. Es sieht so aus, dass der Friedhof nach dem Krieg als Erweiterung des alten Friedhofes angelegt wurde, aber später aufgegeben wurde. | ||
[[Bild: Plicken Friedhof.jpg|thumb|right|420 px|<center>Der alte Friedhof in '''Plicken''', 1992</center>]] | [[Bild: Plicken Friedhof.jpg|thumb|right|420 px|<center>Der alte Friedhof in '''Plicken''', 1992</center>]] | ||
Zeile 170: | Zeile 168: | ||
Bild:19.05.2013_PlickenII_01_Ansicht_Graeber_Moors.JPG|; Moors : Marie, geb. Szompeter und eins ihrer früh verstorbenen Kinder | Bild:19.05.2013_PlickenII_01_Ansicht_Graeber_Moors.JPG|; Moors : Marie, geb. Szompeter und eins ihrer früh verstorbenen Kinder | ||
</gallery> | </gallery> | ||
Die Bilder wurden freundlicherweise von Peter Wallat zur Verfügung gestellt. Stand Mai 2013 | |||
<!--=== Andere Glaubensgemeinschaften === --> | <!--=== Andere Glaubensgemeinschaften === --> | ||
== Standesamt == | == Standesamt == | ||
{{PAGENAME}} gehörte '''1888''' und '''1907''' zum Standesamt [[Groß Jagschen]]. | {{PAGENAME}} gehörte '''1888''' und '''1907''' zum Standesamt [[Groß Jagschen]]. | ||
<!--===Standesamtsregister===--> | |||
<br style="clear:both;" /> | <br style="clear:both;" /> | ||
== [[Bild: Bewohner.png|50 px]] Bewohner == | == [[Bild: Bewohner.png|50 px]] Bewohner == | ||
[[Bild: Plicken Künstlerin.jpg|right|360 px]] | [[Bild: Plicken Künstlerin.jpg|right|360 px]] | ||
[[Bild:QS icon i freesans blue.svg|16px]] Die *'''[[{{PAGENAME}}/Bewohner|Bewohner in {{PAGENAME}}]]''' | [[Bild:QS icon i freesans blue.svg|16px]] Die *'''[[{{PAGENAME}}/Bewohner|Bewohner in {{PAGENAME}}]]''' | ||
[[Plicken/Bauernhochzeit#Bauernhochzeit_in_Plicken|Bauernhochzeit Familie Ilgauds]] | [[Plicken/Bauernhochzeit#Bauernhochzeit_in_Plicken|Bauernhochzeit Familie Ilgauds]] | ||
== [[Bild: Icon Literatur.jpg|50 px]] Geschichte == | == [[Bild: Icon Literatur.jpg|50 px]] Geschichte == | ||
Zeile 191: | Zeile 189: | ||
* '''1925''' hat Plicken 996 Einwohner. | * '''1925''' hat Plicken 996 Einwohner. | ||
== | |||
== Persönlichkeiten == | |||
Die memellaendische Kuenstlerin '''Eva Labutyte''' hat als Lehrerin in Plicken gearbeitet, deshalb wurde neben der Schutuer eine Gedenktafel angebracht. Die Malerin und Graphik-Designerin wurde am 15. April 1938 im Dorf [[Bejehden]] (lit. Begedziai), Kreis [[Heydekrug]], geboren. Sie studierte in [[Vilnius]] und arbeitete zwischenzeitlich als Erzieherin in einem Kinderheim in [[Saugen]] (lit. Saugai). Die Künstlerin hat sich in ihren Werken intensiv mit der Geschichte (auch mit der Leidensgeschichte) des [[Memelland| Memellandes]] auseinandergesetzt.<br> | Die memellaendische Kuenstlerin '''Eva Labutyte''' hat als Lehrerin in Plicken gearbeitet, deshalb wurde neben der Schutuer eine Gedenktafel angebracht. Die Malerin und Graphik-Designerin wurde am 15. April 1938 im Dorf [[Bejehden]] (lit. Begedziai), Kreis [[Heydekrug]], geboren. Sie studierte in [[Vilnius]] und arbeitete zwischenzeitlich als Erzieherin in einem Kinderheim in [[Saugen]] (lit. Saugai). Die Künstlerin hat sich in ihren Werken intensiv mit der Geschichte (auch mit der Leidensgeschichte) des [[Memelland| Memellandes]] auseinandergesetzt.<br> | ||
: Die Collage (rechts) zeigt die Gedenktafel neben der Plickner Schultür, ein Portrait-Foto der Künstlerin<br> und drei Beispiele ihrer Arbeiten. | : Die Collage (rechts) zeigt die Gedenktafel neben der Plickner Schultür, ein Portrait-Foto der Künstlerin<br> und drei Beispiele ihrer Arbeiten. | ||
Zeile 213: | Zeile 212: | ||
<!-- === Bibliotheken === --> | <!-- === Bibliotheken === --> | ||
<!-- <br style="clear:both;" /> --> | <!-- <br style="clear:both;" /> --> | ||
== Nach 1945 == | == Nach 1945 == | ||
[[Bild: Plicken Gutshaus.jpg|thumb|right|420 px|<center>Das Gutshaus von '''Plicken''' im Jahr 2009</center>]] | [[Bild: Plicken Gutshaus.jpg|thumb|right|420 px|<center>Das Gutshaus von '''Plicken''' im Jahr 2009</center>]] | ||
Ab 1944 verließ die deutsche Bevölkerung aufgrund des Einmarsches der Roten Armee in [[Ostpreußen]] fluchtartig die Ortschaft. Viele Familien schafften es jedoch nicht rechtzeitig oder waren auf der Flucht zur Umkehr gezwungen, da der Landweg ins [[Deutsches Reich|Deutsche Reich]] bei [[Elbing]] durch den Vorstoß der Roten Armee abgeschnitten wurde. Diese wurden dann zwischen 1945 und 1953 nach der Eingliederung in die [[Rußland|Sowjetunion]] größtenteils [[Vertreibung#Flucht und Vertreibung von Deutschen seit 1944|vertrieben]] oder deportiert.<br> | Ab 1944 verließ die deutsche Bevölkerung aufgrund des Einmarsches der Roten Armee in [[Ostpreußen]] fluchtartig die Ortschaft. Viele Familien schafften es jedoch nicht rechtzeitig oder waren auf der Flucht zur Umkehr gezwungen, da der Landweg ins [[Deutsches Reich|Deutsche Reich]] bei [[Elbing]] durch den Vorstoß der Roten Armee abgeschnitten wurde. Diese wurden dann zwischen 1945 und 1953 nach der Eingliederung in die [[Rußland|Sowjetunion]] größtenteils [[Vertreibung#Flucht und Vertreibung von Deutschen seit 1944|vertrieben]] oder deportiert.<br> | ||
So fand unter sowjetischer Direktion eine Neuverteilung des Landbesitzes statt und die vielen leerstehenden Gehöfte wurden nach und nach durch umgesiedelte Litauer (''[[Zemaiten|Szameiten]]'') übernommen. Religiöse und ethnische Differenzen führten daher vielerorts zu Spannungen zwischen den noch verbliebenen überwiegend evangelischen Memelländern und den katholischen Neusiedlern. Im Zuge der Entnazifizierung wurde die deutsche Sprache verboten und der lokale Kulturraum „litauifiziert“. Im Rahmen von Verhandlungsgesprächen durch '''Konrad Adenauer''' mit der gemäßigten Chruschtschow-Regierung konnten ab 1958 auch die letzten verbliebenen Deutschen in allen ehemaligen Ostgebieten, so auch in Plicken, eine Übersiedlung in die BRD beantragen. <ref name=wiki/> | So fand unter sowjetischer Direktion eine Neuverteilung des Landbesitzes statt und die vielen leerstehenden Gehöfte wurden nach und nach durch umgesiedelte Litauer (''[[Zemaiten|Szameiten]]'') übernommen. Religiöse und ethnische Differenzen führten daher vielerorts zu Spannungen zwischen den noch verbliebenen überwiegend evangelischen Memelländern und den katholischen Neusiedlern. Im Zuge der Entnazifizierung wurde die deutsche Sprache verboten und der lokale Kulturraum „litauifiziert“. Im Rahmen von Verhandlungsgesprächen durch '''Konrad Adenauer''' mit der gemäßigten Chruschtschow-Regierung konnten ab 1958 auch die letzten verbliebenen Deutschen in allen ehemaligen Ostgebieten, so auch in Plicken, eine Übersiedlung in die BRD beantragen. <ref name=wiki/> | ||
== Heute == | == Heute == | ||
Während der Sowjetzeit waren viele Gebäude und der Friedhof im Ort dem Verfall preisgegeben. Nach der Wende wurden diese nach anfänglichen Berührungsängsten in litauisch-deutscher Zusammenarbeit restauriert. Wichtigster Arbeitgeber vor Ort ist heute das Holz- und Möbelbauwerk der ''UAB Sakuona''. <ref name=wiki/> | Während der Sowjetzeit waren viele Gebäude und der Friedhof im Ort dem Verfall preisgegeben. Nach der Wende wurden diese nach anfänglichen Berührungsängsten in litauisch-deutscher Zusammenarbeit restauriert. Wichtigster Arbeitgeber vor Ort ist heute das Holz- und Möbelbauwerk der ''UAB Sakuona''. <ref name=wiki/> | ||
== Verschiedenes == | == Verschiedenes == | ||
===Zufallsfunde=== | ===Zufallsfunde=== | ||
Zeile 238: | Zeile 241: | ||
|} | |} | ||
<!-- || [[Bild: Plicken Postkarte2.jpg|right|427 px]] --> | <!-- || [[Bild: Plicken Postkarte2.jpg|right|427 px]] --> | ||
<br style="clear:both;" /> | |||
=== Karten === | === Karten === | ||
[[Bild:Plicken_SCHK002.jpg|thumb|left|430 px|Plicken auf der Schroetterkarte (1796-1802) 1:50 000<br /><small>© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz</small>]] | [[Bild:Plicken_SCHK002.jpg|thumb|left|430 px|Plicken auf der Schroetterkarte (1796-1802) 1:50 000<br /><small>© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz</small>]] |
Version vom 19. Mai 2019, 12:30 Uhr
Plicken ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Plicken. |
Bitte beachten Sie auch unsere Datensammlung aller bisher erfassten Personen aus dem Memelland |
P l i c k e n Kirchdorf im Memelland |
- Hierarchie
- Regional > Litauen > Plicken (Landkreis Memel)
- Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Memel > Plicken (Landkreis Memel)
|
Einleitung
Plicken (lit. Plkiai) ist ein Städtchen (miestelis) und Zentrum des gleichnamigen Amtsbezirks (seniūnija) der Rajongemeinde Krottingen (lit. Kretinga) im litauischen Bezirk Memel (Klaipėda).
Die Einwohnerzahl belief sich im Jahr 2001 auf 607.
- Vor 1919 bzw. 1939-1945 war Plicken eine Gemeinde im damaligen preußischen Landkreis Memel.
Plicken (Landkreis Memel), Kreis Memel, Ostpreußen
- 1540 Michel Prewßs, 1687 Michell Pruß, 1736 Prußen Michel
- Prussen Michel[1] [2]
- Litauisch: Plikiai[3]
Allgemeine Informationen
1891 wurde Plicken durch den Bau der evangelischen Kirche, der 1896 endete, zum Kirchspiel erhoben. Zuvor gehörte die bäuerlich geprägte Siedlung teils zum Kirchspiel Memel und teils zum Kirchspiel Deutsch Crottingen. In der Amtszeit des Ortspfarrers Peter Felix Žematait wurde 1896 auch das Pfarrhaus erbaut. 1928 wurde Johann Tennigkeit dessen Nachfolger.
1906 erhielt die Gemeinde eine Kleinbahnanbindung an die Stadt Memel. 1925 zählte Plicken 996 Einwohner. [4]
Name
Hinweis auf offenes unfruchtbares Areal.
- prußisch "plike" und lettisch "pleikis" = Glatze, kahle Wiese, wächst wenig, kahle Stelle auf dem Feld
Politische Einteilung
Landgemeinde - Prussen Michel (1874), Plicken (Prussen Michel) (1888), Plicken (1907).
1940 ist Plicken (Landkreis Memel) eine Gemeinde mit den Gütern Meddicken und Wittauten und den Dörfern Graumen, Pakamohren, Plicken (Landkreis Memel), und Szabbern Wittko.
Schule
Weil die memelländische Künstlerin Eva Labutyte auch als Lehrerin in Plicken gearbeitet hat, wurde neben der Schutür eine Gedenktafel angebracht. Die Malerin und Graphik-Designerin hat sich in ihren Werken intensiv mit der Geschichte (auch mit der Leidensgeschichte) des Memellandes auseinandergesetzt.
Kirchliche Einteilung / Zugehörigkeit
Evangelische Kirche
Die ev.-luth. Pfarrkirche von Plicken ist ein formschöner Bau aus dem 19. Jahrhundert (1896 fertiggestellt) im neugotischen Stil. Plicken gehörte 1888 zum Kirchspiel Memel Land. Plicken ist seit 1891 Kirchspiel, vorher gehörten seine Ortschaften teils zum Kirchspiel Deutsch Crottingen, teils zum Kirchspiel Memel Land.
Pfarrer in Plicken
Pfarrer Szameitat war der Erbauer von Kirche und Pfarrhaus (später zur Schule umgewandelt).
Er diente seiner Gemeinde fast 37 Jahre.
Geboren wurde er am 24.05.1864 in Lasdehnen, seine Taufe fand am 06.07.1864 statt.
Am 27.11.1908 heiratete er Emma Luise Auguste Kröck. Die Ehefrau war eine verwitwete Perrey. Die Witwe Perrey brachte eine Tochter mit in den Ehe: Käthe Perrey.
Er hielt sich im Jahre 1927 zu einer Kur in Bad Nauheim auf und verstarb dort im Alter von 63 Jahren.
Pfarrer Szameitat wurde dann auch in Bad Nauheim beigesetzt.
Peter Felix Max Szameitat | 1894 - 1927 |
Jonas Tenikaitis | 1928 - 1944 |
Liudvikas Fetingis | seit 1976 |
Zugehörige Ortschaften
- 1785 gehörte das königliche Chatouldorf Kojellen Nausseden oder Kojehlen Nausseden zum Kirchspiel Plicken.
Zum Kirchspiel Plicken (Landkreis Memel) gehörten 1912 folgende Ortschaften:
Bajohr Mitzko, Baugstkorallen, Birkenwalde, Carlshof, Corallischken, Eglienen (Ksp.Memel/Plicken), Friedrichsgnade, Girngallen Gedmin, Graumen, Groß Jagschen, Johannishof, Klein Jagschen, Lappinischken Forst, Matzkieken, Meddicken Dorf u. Gut, Pakamohren, Plicken, Raddeilen, Schattern, Schlappschill Anteil, Smilgienen, Szabern Wittko, Truschen, Wittauten, Woiduszen.
Kirchenbücher
Die Kirchenbücher von Plicken sind verschollen.
siehe auch: Ostpreußen/Genealogische Quellen/Kirchbuchbestände Kreis Memel
|
|
|
Soldatenehrung
Es fällt auf, daß in den evangelischen Kirchen von Plicken (Plikiai) und Wannagen (Vanagai) an den Wänden Erinnerungstafeln erhalten geblieben sind, auf denen die Namen der im Ersten Weltkrieg gefallenen Gemeindemitglieder stehen. "Der heroische Kampf für den Schutz der Gemeinde und das Wohl des Staates und der Heimat wird als ewiger Segen und als Sieg über den Tod aufgefaßt." [5]
Memeler Dampfboot vom 14.04.1931
Einweihung der Gedächtnistafeln für gefallene Soldaten des Weltkrieges in Plicken
Am zweiten Osterfeiertag wurde, wie uns jetzt geschrieben wird, in der Kirche in Plicken ein seltenes Fest gefeiert. Bei sehr zahlreicher Beteiligung von Angehörigen und Gästen fand die Einweihung der Gedächtnistafeln für die im Weltkrieg Gefallenen statt. Schon vor mehreren Jahren dachte man an die Gefallenenehrung: es wurde geplant, ein Denkmal auf dem Kirchenplatz zu errichten, auch Sammlungen wurden für diesem Zweck veranstaltet. Durch die Geldentwertung verloren aber die gesammelten Markbestände ihren Wert. So wurde der Plan nicht durchgeführt. Durch das tatkräftige Eintreten des Amtsvorstehers kam zum zweiten Male eine Kommission für die Gedächtnisehrung zustande, und dieser ist es gelungen, zwei würdige, den architektonischen Formen der Kirche angepaßte Tafeln in Natureiche anfertigen und sie in der Kirche anbringen zu lassen. Sie stellen Heimatkunst dar; denn der Entwurf und die Ausführung sind von dem jungen Tischler Brusdeylins und die Malerei von dem Maler Zwickis – beide im Kirchspiel ansässig – gefertigt. Eine dritte, kleinere Tafel trägt sieben Namen von Zivilpersonen aus dem Kirchspiel, die bei dem Russeneinfall von den Feinden ermordet wurden. Die beiden großen Tafeln enthalten 114 Namen von Soldaten, die im Weltkrieg ihr Leben gelassen haben. Unter den ernsten Klängen eines Posaunenchors und den treffenden Darbietungen von zwei Gesangchören verlief die Feier eindrucksvoll. Pfarrer Tennigkeit vollzog die Weihe, anknüpfend an die Inschriften auf den Tafeln, und übergab diese der Gemeinde und der Nachwelt „als ein Zeichen dankbarer Verehrung an die für uns ihr Leben gelassenen Kameraden, und als eine stete Mahnung, für die geliebte Heimat zu leben und, wenn´s nötig, auch das Leben gerne zu lassen. Und ihr sollt auch das Leben für die Brüder lassen!“
Orgel
Die Orgel der evangelischen Kirche steht auf der Westempore. Die Kirche überstand den Krieg und wurde immer als Kirche genutzt. Die Ausstattung ist zahlreich erhalten. Gehäuse der Orgel alt erhalten (vermutlich aus der Bauzeit der Kirche, ca.
1896).
Ein alter mechanischer zweimanualiger Spieltisch steht komplett zerstört auf der Empore, die Disposition konnte am Spieltisch nicht mehr ermittelt werden. Die Orgel wurde am Kriegsende ausgeplündert. Ob weitere alte Orgelteile erhalten sind, konnte nicht festgestellt werden. Vor einigen Jahren erfolgte der Einbau einer pneumatischen Orgel durch den Pfarrer. Es handelt sich um ein Werk von Heinrich Rohlfing aus Natbergen. Nur wenige Register mit diversen Aussetzern sind spielbar. Zustand unbefriedigend, eine Reparatur oder gar Rekonstruktion dieser pneumatischen Orgel scheint wenig sinnvoll. [6]
|
|
|
Katholische Kirche
- Plicken (Landkreis Memel) gehörte 1888 und 1907 zum katholischen Kirchspiel Memel.
In der Zeit, als Plicken mit dem Memelland zur Republik Litauen gehörte, kam es 1932 zum Bau der katholischen Šv. Šeimos - Jėzaus, Marijos ir Juozapo bažnyčia (Kirche der Heiligen Familie - Jesus, Maria und Josef).
Die katholische Kirche steht nicht weit von der evangelischen Kirche entfernt an der Straße, die nach Pakamohren führt.
Friedhöfe
Es gab und gibt zwei Friedhöfe in Plicken
Friedhof I
Der alte Friedhof von Plicken ist leicht zu finden. Er liegt im Süden des Dorfes an der Landstraße, die nach Memel führt. Früher verliefen die Gleise der Kleinbahn direkt am Friedhof vorbei.
Auf dem Friehof sind zahlreiche Grabsteine mit typisch memelländischen Namen erhalten.
Ansichten von alten Grabmalen kann man hier betrachten.
Friedhof II
Zwischen dem katholischen und alten evangelischen Friedhof liegt etwas zurückgesetzt der zweite evangelische Friedhof von Plicken. Es ist aber nicht mehr viel zu erkennen. Es sieht so aus, dass der Friedhof nach dem Krieg als Erweiterung des alten Friedhofes angelegt wurde, aber später aufgegeben wurde.
Die Bilder wurden freundlicherweise von Peter Wallat zur Verfügung gestellt. Stand Mai 2013
Standesamt
Plicken (Landkreis Memel) gehörte 1888 und 1907 zum Standesamt Groß Jagschen.
Bewohner
Die *Bewohner in Plicken (Landkreis Memel)
Bauernhochzeit Familie Ilgauds
Geschichte
- Der Weg Memel-Plicken wurde bis 1857 zur Kiesstraße ausgebaut.
- 1925 hat Plicken 996 Einwohner.
Persönlichkeiten
Die memellaendische Kuenstlerin Eva Labutyte hat als Lehrerin in Plicken gearbeitet, deshalb wurde neben der Schutuer eine Gedenktafel angebracht. Die Malerin und Graphik-Designerin wurde am 15. April 1938 im Dorf Bejehden (lit. Begedziai), Kreis Heydekrug, geboren. Sie studierte in Vilnius und arbeitete zwischenzeitlich als Erzieherin in einem Kinderheim in Saugen (lit. Saugai). Die Künstlerin hat sich in ihren Werken intensiv mit der Geschichte (auch mit der Leidensgeschichte) des Memellandes auseinandergesetzt.
- Die Collage (rechts) zeigt die Gedenktafel neben der Plickner Schultür, ein Portrait-Foto der Künstlerin
und drei Beispiele ihrer Arbeiten.
Nach 1945
Ab 1944 verließ die deutsche Bevölkerung aufgrund des Einmarsches der Roten Armee in Ostpreußen fluchtartig die Ortschaft. Viele Familien schafften es jedoch nicht rechtzeitig oder waren auf der Flucht zur Umkehr gezwungen, da der Landweg ins Deutsche Reich bei Elbing durch den Vorstoß der Roten Armee abgeschnitten wurde. Diese wurden dann zwischen 1945 und 1953 nach der Eingliederung in die Sowjetunion größtenteils vertrieben oder deportiert.
So fand unter sowjetischer Direktion eine Neuverteilung des Landbesitzes statt und die vielen leerstehenden Gehöfte wurden nach und nach durch umgesiedelte Litauer (Szameiten) übernommen. Religiöse und ethnische Differenzen führten daher vielerorts zu Spannungen zwischen den noch verbliebenen überwiegend evangelischen Memelländern und den katholischen Neusiedlern. Im Zuge der Entnazifizierung wurde die deutsche Sprache verboten und der lokale Kulturraum „litauifiziert“. Im Rahmen von Verhandlungsgesprächen durch Konrad Adenauer mit der gemäßigten Chruschtschow-Regierung konnten ab 1958 auch die letzten verbliebenen Deutschen in allen ehemaligen Ostgebieten, so auch in Plicken, eine Übersiedlung in die BRD beantragen. [4]
Heute
Während der Sowjetzeit waren viele Gebäude und der Friedhof im Ort dem Verfall preisgegeben. Nach der Wende wurden diese nach anfänglichen Berührungsängsten in litauisch-deutscher Zusammenarbeit restauriert. Wichtigster Arbeitgeber vor Ort ist heute das Holz- und Möbelbauwerk der UAB Sakuona. [4]
Verschiedenes
Zufallsfunde
Alte Ansichtskarten
|
|
Karten
|
Internetlinks
Offizielle Internetseiten
Teilauswertung zu Plicken: Memelland, OFB
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>PLIKENKO05PS</gov>