Plicken (Landkreis Memel)
Plicken ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Plicken. |
Bitte beachten Sie auch unsere Datensammlung aller bisher erfassten Personen aus dem Memelland |
P l i c k e n Kirchdorf im Memelland |
- Hierarchie
- Regional > Litauen > Plicken (Landkreis Memel)
- Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Memel > Plicken (Landkreis Memel)
|
Einleitung
Plicken (Landkreis Memel), Kreis Memel, Ostpreußen
- Plicken (lit. Plikiai) ist ein Städtchen (miestelis) und Zentrum des gleichnamigen Amtsbezirks (seniūnija) der Rajongemeinde Krottingen (lit. Kretinga) im litauischen Bezirk Memel (Klaipėda). Die Einwohnerzahl belief sich im Jahr 2001 auf 607. Vor 1919 bzw. 1939-1945 war Plicken eine Gemeinde im damaligen preußischen Landkreis Memel.
- Weitere Informationen siehe unten in den Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
Name
Andere Namen und Schreibweisen
- 1540 Michel Prewßs, 1687 Michell Pruß
- 1736 [[[Prußen Michel]], 1785 Prussen Michel, 1820 Plikken[1]
- Prussen Michel[2] [3]
- Litauisch: Plikiai[4]
Namensdeutung
Hinweis auf offenes unfruchtbares Areal.
- prußisch "plike" und lettisch "pleikis" = Glatze, kahle Wiese, wächst wenig, kahle Stelle auf dem Feld
Allgemeine Informationen
- Kirchdorf, 12,5 km nordöstlich von Memel, am Ekitt-Bach, mit Schule, Sägewerk, Gut und Windmühle im Dorf, 1939: 960 Einwohner[5]
- 1906 erhielt die Gemeinde eine Kleinbahnanbindung an die Stadt Memel. 1925 zählte Plicken 996 Einwohner. [6]
Politische Einteilung
- Landgemeinde - Prussen Michel (1874), Plicken (Prussen Michel) (1888), Plicken (1907)
- 1939 ist Plicken (Landkreis Memel) eine Gemeinde mit den Gütern Meddicken und Wittauten und den Dörfern Graumen, Pakamohren, Plicken (Landkreis Memel), und Szabbern Wittko.
Kirchliche Einteilung / Zugehörigkeit
Evangelische Kirche
1891 wurde Plicken durch den Bau der evangelischen Kirche, der 1896 endete, zum Kirchspiel erhoben. Zuvor gehörte die bäuerlich geprägte Siedlung teils zum Kirchspiel Memel und teils zum Kirchspiel Deutsch Crottingen. In der Amtszeit des Ortspfarrers Peter Felix Žematait wurde 1896 auch das Pfarrhaus erbaut. 1928 wurde Johann Tennigkeit dessen Nachfolger.
Die ev.-luth. Pfarrkirche von Plicken ist ein formschöner Bau aus dem 19. Jahrhundert (1896 fertiggestellt) im neugotischen Stil. Plicken gehörte 1888 zum Kirchspiel Memel Land. Plicken ist seit 1891 Kirchspiel, vorher gehörten seine Ortschaften teils zum Kirchspiel Deutsch Crottingen, teils zum Kirchspiel Memel Land.
Pfarrer in Plicken
Pfarrer Szameitat war der Erbauer von Kirche und Pfarrhaus (später zur Schule umgewandelt).
Er diente seiner Gemeinde fast 37 Jahre.
Geboren wurde er am 24.05.1864 in Lasdehnen, seine Taufe fand am 06.07.1864 statt.
Am 27.11.1908 heiratete er Emma Luise Auguste Kröck. Die Ehefrau war eine verwitwete Perrey. Die Witwe Perrey brachte eine Tochter mit in den Ehe: Käthe Perrey.
Er hielt sich im Jahre 1927 zu einer Kur in Bad Nauheim auf und verstarb dort im Alter von 63 Jahren.
Pfarrer Szameitat wurde dann auch in Bad Nauheim beigesetzt.
Peter Felix Max Szameitat | 1894 - 1927 |
Johannes Tennigkeit | 1928 - 1944 |
Liudvikas Fetingis | seit 1976 |
Zugehörige Ortschaften
- 1785 gehörte das königliche Chatouldorf Kojellen Nausseden oder Kojehlen Nausseden zum Kirchspiel Plicken.
Zum Kirchspiel Plicken (Landkreis Memel) gehörten 1912 folgende Ortschaften:
Bajohr Mitzko, Baugstkorallen, Birkenwalde, Carlshof, Corallischken, Eglienen (Ksp.Memel/Plicken), Friedrichsgnade, Girngallen Gedmin, Graumen, Groß Jagschen, Johannishof, Klein Jagschen, Lappinischken Forst, Matzkieken, Meddicken Dorf u. Gut, Pakamohren, Plicken, Raddeilen, Schattern, Schlappschill Anteil, Smilgienen, Szabern Wittko, Truschen, Wittauten, Woiduszen.
Kirchenbücher
Die Kirchenbücher von Plicken sind verschollen.
siehe auch: Ostpreußen/Genealogische Quellen/Kirchbuchbestände Kreis Memel
|
|
|
Soldatenehrung
Es fällt auf, daß in den evangelischen Kirchen von Plicken (Plikiai) und Wannagen (Vanagai) an den Wänden Erinnerungstafeln erhalten geblieben sind, auf denen die Namen der im Ersten Weltkrieg gefallenen Gemeindemitglieder stehen. "Der heroische Kampf für den Schutz der Gemeinde und das Wohl des Staates und der Heimat wird als ewiger Segen und als Sieg über den Tod aufgefaßt." [7]
Memeler Dampfboot vom 14.04.1931
Einweihung der Gedächtnistafeln für gefallene Soldaten des Weltkrieges in Plicken
Am zweiten Osterfeiertag wurde, wie uns jetzt geschrieben wird, in der Kirche in Plicken ein seltenes Fest gefeiert. Bei sehr zahlreicher Beteiligung von Angehörigen und Gästen fand die Einweihung der Gedächtnistafeln für die im Weltkrieg Gefallenen statt. Schon vor mehreren Jahren dachte man an die Gefallenenehrung: es wurde geplant, ein Denkmal auf dem Kirchenplatz zu errichten, auch Sammlungen wurden für diesem Zweck veranstaltet. Durch die Geldentwertung verloren aber die gesammelten Markbestände ihren Wert. So wurde der Plan nicht durchgeführt. Durch das tatkräftige Eintreten des Amtsvorstehers kam zum zweiten Male eine Kommission für die Gedächtnisehrung zustande, und dieser ist es gelungen, zwei würdige, den architektonischen Formen der Kirche angepaßte Tafeln in Natureiche anfertigen und sie in der Kirche anbringen zu lassen. Sie stellen Heimatkunst dar; denn der Entwurf und die Ausführung sind von dem jungen Tischler Brusdeylins und die Malerei von dem Maler Zwickis – beide im Kirchspiel ansässig – gefertigt. Eine dritte, kleinere Tafel trägt sieben Namen von Zivilpersonen aus dem Kirchspiel, die bei dem Russeneinfall von den Feinden ermordet wurden. Die beiden großen Tafeln enthalten 114 Namen von Soldaten, die im Weltkrieg ihr Leben gelassen haben. Unter den ernsten Klängen eines Posaunenchors und den treffenden Darbietungen von zwei Gesangchören verlief die Feier eindrucksvoll. Pfarrer Tennigkeit vollzog die Weihe, anknüpfend an die Inschriften auf den Tafeln, und übergab diese der Gemeinde und der Nachwelt „als ein Zeichen dankbarer Verehrung an die für uns ihr Leben gelassenen Kameraden, und als eine stete Mahnung, für die geliebte Heimat zu leben und, wenn´s nötig, auch das Leben gerne zu lassen. Und ihr sollt auch das Leben für die Brüder lassen!“
Orgel
Die Orgel der evangelischen Kirche steht auf der Westempore. Die Kirche überstand den Krieg und wurde immer als Kirche genutzt. Die Ausstattung ist zahlreich erhalten. Gehäuse der Orgel alt erhalten (vermutlich aus der Bauzeit der Kirche, ca.
1896).
Ein alter mechanischer zweimanualiger Spieltisch steht komplett zerstört auf der Empore, die Disposition konnte am Spieltisch nicht mehr ermittelt werden. Die Orgel wurde am Kriegsende ausgeplündert. Ob weitere alte Orgelteile erhalten sind, konnte nicht festgestellt werden. Vor einigen Jahren erfolgte der Einbau einer pneumatischen Orgel durch den Pfarrer. Es handelt sich um ein Werk von Heinrich Rohlfing aus Natbergen. Nur wenige Register mit diversen Aussetzern sind spielbar. Zustand unbefriedigend, eine Reparatur oder gar Rekonstruktion dieser pneumatischen Orgel scheint wenig sinnvoll. [8]
|
|
|
Katholische Kirche
Plicken (Landkreis Memel) gehörte 1888 und 1907 zum katholischen Kirchspiel Memel.
In der Zeit, als Plicken mit dem Memelland zur Republik Litauen gehörte, kam es 1932 zum Bau der katholischen Šv. Šeimos - Jėzaus, Marijos ir Juozapo bažnyčia (Kirche der Heiligen Familie - Jesus, Maria und Josef). Die katholische Kirche steht nicht weit von der evangelischen Kirche entfernt an der Straße, die nach Pakamohren führt.
Friedhöfe
Es gibt zwei alte Friedhöfe in Plicken.
Lage
Friedhof 1
Der alte Friedhof von Plicken ist leicht zu finden. Er liegt im Süden des Dorfes an der Landstraße, die nach Memel führt. Früher verliefen die Gleise der Kleinbahn direkt am Friedhof vorbei.
Auf dem Friehof sind zahlreiche Grabsteine mit typisch memelländischen Namen erhalten.
Ansichten von alten Grabmalen kann man hier betrachten.
Friedhof 2
Zwischen dem alten evangelischen und dem südlich gelegenen katholischen Friedhof liegt etwas zurückgesetzt der zweite evangelische Friedhof von Plicken. Es ist aber nicht mehr viel zu erkennen. Es sieht so aus, dass der Friedhof nach dem Krieg als Erweiterung des alten Friedhofes angelegt wurde, aber später aufgegeben wurde.
Die Bilder wurden freundlicherweise von Peter Wallat zur Verfügung gestellt. Stand Mai 2013
- Hier findet man die im alten Friedhof von Plicken (Landkreis Memel) beerdigten Personen: cemety.lt/public/
- Hier findet man die im neuen Friedhof von Plicken (Landkreis Memel) beerdigten Personen: cemety.lt/public/
Standesamt
Plicken (Landkreis Memel) gehörte 1888 und 1907 zum Standesamt Groß Jagschen.
Schule
Plicken (Landkreis Memel) hatte eine Schule.
Fotos
2009
Weil die memelländische Künstlerin Eva Labutyte auch als Lehrerin in Plicken gearbeitet hat, wurde neben der Schultür eine Gedenktafel angebracht. Die Malerin und Graphik-Designerin hat sich in ihren Werken intensiv mit der Geschichte des Memellandes auseinandergesetzt.
2021
Diese Bilder wurden freundlicherweise von Kęstutis Zdanevičius zur Verfügung gestellt.
Bewohner
Die *Bewohner in Plicken (Landkreis Memel)
Bauernhochzeit Familie Ilgauds
Geschichte
- Der Weg Memel-Plicken wurde bis 1857 zur Kiesstraße ausgebaut.
- 1925 hat Plicken 996 Einwohner.
Persönlichkeiten
Die memellaendische Kuenstlerin Eva Labutyte hat als Lehrerin in Plicken gearbeitet, deshalb wurde neben der Schutuer eine Gedenktafel angebracht. Die Malerin und Graphik-Designerin wurde am 15. April 1938 im Dorf Bejehden (lit. Begedziai), Kreis Heydekrug, geboren. Sie studierte in Vilnius und arbeitete zwischenzeitlich als Erzieherin in einem Kinderheim in Saugen (lit. Saugai). Die Künstlerin hat sich in ihren Werken intensiv mit der Geschichte (auch mit der Leidensgeschichte) des Memellandes auseinandergesetzt.
- Die Collage (rechts) zeigt die Gedenktafel neben der Plickner Schultür, ein Portrait-Foto der Künstlerin
und drei Beispiele ihrer Arbeiten.
Nach 1945
Ab 1944 verließ die deutsche Bevölkerung aufgrund des Einmarsches der Roten Armee in Ostpreußen fluchtartig die Ortschaft. Viele Familien schafften es jedoch nicht rechtzeitig oder waren auf der Flucht zur Umkehr gezwungen, da der Landweg ins Deutsche Reich bei Elbing durch den Vorstoß der Roten Armee abgeschnitten wurde. Diese wurden dann zwischen 1945 und 1953 nach der Eingliederung in die Sowjetunion größtenteils vertrieben oder deportiert.
So fand unter sowjetischer Direktion eine Neuverteilung des Landbesitzes statt und die vielen leerstehenden Gehöfte wurden nach und nach durch umgesiedelte Litauer (Szameiten) übernommen. Religiöse und ethnische Differenzen führten daher vielerorts zu Spannungen zwischen den noch verbliebenen überwiegend evangelischen Memelländern und den katholischen Neusiedlern. Im Zuge der Entnazifizierung wurde die deutsche Sprache verboten und der lokale Kulturraum „litauifiziert“. Im Rahmen von Verhandlungsgesprächen durch Konrad Adenauer mit der gemäßigten Chruschtschow-Regierung konnten ab 1958 auch die letzten verbliebenen Deutschen in allen ehemaligen Ostgebieten, so auch in Plicken, eine Übersiedlung in die BRD beantragen. [6]
Während der Sowjetzeit waren viele Gebäude und der Friedhof im Ort dem Verfall preisgegeben. Nach der Wende wurden diese nach anfänglichen Berührungsängsten in litauisch-deutscher Zusammenarbeit restauriert. Wichtigster Arbeitgeber vor Ort ist das Holz- und Möbelbauwerk der UAB Sakuona. [6]
Verschiedenes
Zufallsfunde
Alte Ansichtskarten
|
|
Karten
|
Internetlinks
Offizielle Internetseiten
Teilauswertung zu Plicken: Memelland, OFB
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>PLIKENKO05PS</gov>
Quellen
- ↑ Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
- ↑ Schroetterkarte (1796-1802), Maßstab 1:50000
- ↑ Urmesstischblatt von 1860
- ↑ Amtsblatt des Memelgebietes vom 01.09.1923
- ↑ Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
- ↑ 6,0 6,1 6,2 übernommen von Wikipedia
- ↑ Annaberger Annalen
- ↑ Thomas Rink, Kantor und Organist, Kirchenmusik, Familien- und Ortsgeschichte: "Orgeln im Memelland"