Putzen
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Hierarchie
Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Memel > Putzen
Einleitung
Putzen, Kreis Memel, Ostpreußen
Name
Andere Namen und Schreibweisen
- 1540 Jhan Putz[1], 1590 Jacob Putz[2], 1610 Jacob Posche[3], 1670 Jacop Putze oder Weßels Hoff[4], 1719 Puhtzen[5], 1725 Wessel[6], 1687 Jacob Putze[7], 1719, 1725, 1785 u. 1823 Putzen[8][9][10][11]
- Jacob Putzen[12], Jakop Putze, Puzen, Jakob Putzen
Allgemeine Information
- Alter Siedlungsort, ca. 2,5 km östlich von Memel[13]
- Das Gütchen Putzen ist nach Karten- und Quellenlage vermutlich irgendwann nach 1823 untergegangen.
- Anmerkung: Die ungefähre frühere Ortslage siehe unten bei den Karten.
Politische Einteilung
Putzen gehörte zur Dorfschaft/zum Bezirk Bachmannsland.
- 1540 Bachmannslandt: Jhan Putz[14]
- 1590 Off Bachmannslandt: Jacob Putz[15]
- 1610 Bachmeßlandt: Jacob Posche[16]
- 1687 Bachmannßlandt: Jacob Putze hat 2 Huben, 27 Morgen, 1 Wirth[17]
- 1719 Puhtzen: ein cöllmisches Gut.[18]
- 1719 Cöllmer und Freye: Putzen, Herr Obrist Heinrich von Löwen[19]
- 1719 Putzen im Amt Clemmenhof[20]
- 1785 Putzen: Cölmisches Gütchen, 1 Feuerstelle, Amtsbezirk Clemmenhof, eingepfarrt zu Memel[21]
- 1823 Putzen: kölm. Gut, Kr. Memel, Amt Memel, Kirchspiel Memel, Poststation Memel[22]
- 1835 Putzen: kölm. Gut, Kr. Memel, Pfarrkirche: Litth. Memel, Gerichtsbehörde: Memel. Militärisch gehört Putzen zur 9. Landwehrkompanie, 3. Bataillon .[23][1]
Diskussion
Auf Grund der Randnotiz "alias Jacob Putzen" in einem Verschreibungsdokument vom 14.5.1639 für ein Stück Land in Szirgapaulen kommt SEMBRITZKI zu der irrigen Ansicht, Putzen sei gleich Szirgapaulen zu setzen.
Nach Quellenlage verhält es sich aber so, dass nach einem Besitzerwechsel der Status "cöllmisch" für Szirgapaulen auf Putzen übertragen wurde.
Gegen die Annahme Putzen = Szirgapaulen spricht:
- Im Steuergefälle der Vogtei Memel 1687 kommen sowohl Jacob Putze (im Bachmannsland) als auch Paull Sirga (in Böttelsdorf) unabhängig voneinander vor.[24]
- Die Orte liegen in unterschiedlichen Bezirken/Beritten/Dorfschaften.
- Im Goldbeck sind Putzen und Szirgapaulen (oder Buddelkehmen) getrennt erwähnt.[25]
Kirchliche Zugehörigkeit
Evangelische Kirche
Putzen gehörte zum Kirchspiel Memel Land.[26]
Katholische Kirche
Putzen gehörte zum katholischen Kirchspiel Memel.
Geschichte
- 1673: Besitzer Jeremia Kuntz.
- 1719: Puhtzen, ein cöllmisches Gut im Bachmannsland im Memelschen Creyse gelegen, gehört der verwittweten Frau Obristin von Brion, geb. von Dobrsikowska von Malinowa, itzo neuverheirathete Frau Obristin von Löwen.
In deren Namen erscheint der Königliche Herr Proviantmeister Julius Sigismund Berger und produciret das habende Privilegium in originali. Selbiges ist über 3 Huben 18 Morgen von dem Churfürsten George Wilhelm zu cöllmischen Diensten anno 1639 eigenhändig verliehen. Es ist aber in obigem Privilegio nicht dieses Guth Putzen verschrieben, sondern Budelkein, welches aber laut Ambts Protocoll de anno 1669 mit einander dergestalt vertauschet, daß diese 3 Hu. 18 Mo. zu Budelkein gegen 5 Hu. zu Putzen gegeben. Die jetzige Frau Eigenthümerin aber vielmehr ihr seel. Eheherr, hat dieses Gütchen für 2550 Thlr. anno 1716 käuflich an sich gebracht.Quelle:[27]
Der o.g. Eigentümerin des Gutes Puhtzen gehörten 1719 ebenfalls Gut Bachmann, Gut Rumpischken, Gut Lindenhof, Dorf Dinwethen und Dorf Szarten. Sie war eine geb. von Dobrsokowska, verwittwete von Rummel, verwittwete von Borck (Anm.: Sembritzki schreibt von Brion, was so nicht stimmt. Der Ehemann von Borck diente im Regiment von Brion.) und 1719 neuverheiratete von Löwen.
- 1639: Hauskämmerer Martin Wessel erhält ein wüstes halbes Erbe Paul Sirga im Böttelsdorffschen, 3 Hufen 18 Mo., zu kölm Rechten gegen Zins 14.Mai 1639 mit der Randbemerkung „alias Jakob Putzen“. Ein Nachkomme, Leutnant Wessel, verpachtete dieses Gut von 3 Hufen 18 Morgen, dazu 2 Berahmungshufen Truschen, eine Meile von Putzen abgelegen, dem Fabian v. Sternberg, Freiherrn v. Scherrenschild auf 8 Jahre für 100 Thlr. Jährlich, 23.April 1699. Am 5.Juni 1720 verkaufen Baron von Loewen, Kgl. Poln. Obrist zu Pferde, und seine Gemahlin Regina Benigna, geb. Baronesse v. Dobrzykowski, ihr Gut Jakob Putzen nebst zwei Hufen zwei Morgen Berahmungsland zu John Trusch Wehsath, bestehend in Wiese und Holzung, an Marie Charlotte, verwittwete v. Blomberg, geb. d’Arckel. Im Jahre 1763 hat das Gut Capitain v. Rummel, 1775 v. Koschkull auf Bachmann, bei welchem es verblieben ist.[28]
- 1645 verleiht der Kurfürst Friedrich Wilhelm dem polnischen Senator Johann de Hillmann 3 Hufen zu Jacob Putzen, welche 1657 der Oberst Lewin von Nolde zu erblichen köllmischen Rechten als Belohnung treuer Dienste vom Landesherrn erhält.[29]
- Der Band Nr. 9 des Generalhufenschoßes Memel enthält Abschriften der verliehenen Privilegien verschiedene Güter des Amtes Memel. Er enthält auch das Privilegium des Gutes Jacob Putzen, in welchem ein Grundstücktausch protokolliert ist:
14. Mai 1639: dem Hauskämmerer zu Mümmel, Merten Wessel, werden als Dank für langwierige Dienste und wegen bey der Schwedischen Sequestration erlittenem Schaden 3 wüste Huben zu altem Zinß zum Gebrauch zu Paul Sirga verschrieben. Alß es sich aber befunden, daß solches Land zum Theil besezet, theils andern ein Maaß eingetragen war, hat Marten Wessel unterthänigste Ansuchung gethan ihm zu gewähren, an einen anderen Ort zu willfahren.
In Ansehung seiner langjährigen Dienerschaft hat man ihm dann als Ausgleich 3 Huben 18 Morgen zu Cöllmischem Recht verschrieben, allerdings ist nicht erwähnt wo! Es muß aber auch zu Paul Sirga gewesen sein, das geht aus dem späteren Tauschvertrag hervor.
20.Januar 1665: Oben verliehene 3 Hufen 18 Morgen sind nachgehend von dem Capitain Daniel Wessel (vermutlich ein Sohn) gegen 5 Hufen mit dem Martin Mirlaitis von Jacob Putzen vertauscht worden.
Hier eine Zusammenfassung des Tauschvertrages:
Ein Churfürstlicher Unterthan namens Marten Mirlaitis von Jacob Putzen im Backmanslandt gelegen.... daß er nunmehr auf dieser Lasen, welche sich auf 5 Huben erstrecket, etliche Jahre gewohnet, auch dieselbe aber theils wegen der vielfältigen Contribution und Auflegung, auch andere ihm zugebrachte Widerwärtigkeiten der Gräntzen, zu einer solchen Habseligkeit geraten, daß er sie nicht länger erhalten könne und sie abgeben möchte.
Damit das Land nicht wüst liegt und dem Churfürsten kein Schaden entsteht, hat er mit Daniel Wössel einen Tausch vor, dergestalt, daß dieser (Wössel) besagte 5 Huben zu Jacob Putzen erhält und dieser ihm dagegen seine 3 Huben 18 Morgen zu Budelkein, Paul Sirga genannt, gibt. Welche zwar zu Cöllmischem Recht verschrieben, wo Herr Wössel aber auf angesagte 5 Huben zu translociren gesonnen, nebst einem Cornhause am Fluß stehend, einer Cloten, eines Stalles mit zwey Thüren und aller deren Wirthsleuthe so aldar vorhanden, außer dem daselbst ausgesätem Corn. Martin Mirlaitis aber solche 3 Huben 18 Morgen nicht auf Cöllmisches Recht getauscht.[30]
Verschiedenes
Karten
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>PUTZENKO05OR</gov>
Quellen
- ↑ Diehlmann, Hans Heinz: Die Türkensteuer im Herzogtum Preußen 1540, Band 2, Memel - Tilsit, Verein für Familienforschung in Ost- und Westpreußen Hamburg 2006
- ↑ Steuergefälle 1590
- ↑ Steuergefälle 1610
- ↑ Carte des terres devant le Curis H [affe] [de] cote du Memmel, ca. 1670, 1:55 000
- ↑ Generalhufenschoß 1719-1766, Schulzenamt Memel, Hubenzahl 1719, Buch Nr. 3, Staatliches Archivlager, Göttingen, 1962
- ↑ Karte: Delineation des Amtes Mümmel im Königreich Preussen, ca. 1725
- ↑ Steuergefälle Vogtei Memel 1687
- ↑ Memel Amt Catastrum 1719 Band 8, Seite 64
- ↑ Particulaire Carte von dem in dem Königreich Preussen gelegenen Ambt Memmel, 1725, 1:96 000
- ↑ Vollständige Topographie des Königreichs Preußen, Erster Teil: Topographie von Ostpreußen, herausgegeben von Johann Friedrich Goldbeck – Erzpriester zu Schaken, Königsberg und Leipzig (1785)
- ↑ Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats, Band 4, 1823, Leopold Krug, Alexander August Mützell, Leopold und Muetzell Krug (Alexander August)
- ↑ Jenny Kopp, Beiträge zur Chronik des ostpreußischen Grundbesitzes, 1913
- ↑ Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
- ↑ Diehlmann, Hans Heinz: Die Türkensteuer im Herzogtum Preußen 1540, Band 2, S. 267, Memel - Tilsit, Verein für Familienforschung in Ost- und Westpreußen Hamburg 2006
- ↑ Steuergefälle 1590, S. 147, 184, 201, 229
- ↑ Steuergefälle 1610, S. 134
- ↑ Steuergefälle Vogtei Memel 1687, S. 214
- ↑ Generalhufenschoß 1719-1766, Schulzenamt Memel, Hubenzahl 1719, Buch Nr. 3, Staatliches Archivlager, Göttingen, 1962
- ↑ Memel Amt Catastrum 1719 Band 8, Seite 64
- ↑ Memel Amt Catastrum 1719 Band 10, Seite 68
- ↑ Goldbeck, Johann Friedrich: Vollständige Topographie des Königreichs Preußen, Erster Teil Topographie von Ostpreußen, Königsberg und Leipzig 1785, Nachdruck: Sonderschrift Nr. 7 des VFFOW, Hamburg 1990
- ↑ Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats, Band 4, 1823, Leopold Krug, Alexander August Mützell, Leopold und Muetzell Krug (Alexander August)
- ↑ König, G.: Alphabetisches Verzeichnis sämmtlicher Ortschaften und einzel liegender Grundstücke des Preußischen Staates, Heft 13, Regierungsbezirk Königsberg. Magdeburg 1835
- ↑ Steuergefälle Vogtei Memel 1687
- ↑ Vollständige Topographie des Königreichs Preußen, Erster Teil: Topographie von Ostpreußen, herausgegeben von Johann Friedrich Goldbeck – Erzpriester zu Schaken, Königsberg und Leipzig (1785)
- ↑ Vollständige Topographie des Königreichs Preußen, Erster Teil: Topographie von Ostpreußen, herausgegeben von Johann Friedrich Goldbeck – Erzpriester zu Schaken, Königsberg und Leipzig (1785)
- ↑ Generalhufenschoß 1719-1766, Schulzenamt Memel, Special Protocoll 1719, Buch Nr. 2, Staatliches Archivlager, Göttingen, 1962
- ↑ Sembritzki Johannes, Geschichte des Kreises Memel
- ↑ Jenny Kopp, Beiträge zur Chronik des ostpreußischen Grundbesitzes, 1913
- ↑ Generalhufenschoß Memel 1719-1766, Privilegia 1719, Buch Nr.9, Staatliches Archivlager, Göttingen, 1962