Post- und Telegrafenwesen
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Post- und Telegrafenwesen
Im Deutschen Reich 1892
Am 31.12.1892 waren im Deutschen Reich (Reichspostgebiet, Bayern u. Württemberg) vorhanden 27.623 Postbezirke. Im Betriebsjahre 1892 betrug die Zahl der Postreisenden 3.205.828, die der eingegangenen Briefsendungen 1.828.431.000, die der eingegangenen Pakete ohne Wertangabe 119.812.000, die der eingegangenen Briefe u. Pakete mit Wertangabe 11.578.000, der Wert der eingegangenen Briefe u. Pakete mit Wertangabe 14.494.359.000 Mk, der Wert der eingegangenen Nachnahmesendungen 124.236.000 Mk, der Wert der eingegangenen Postaufträge 646.628.000 Mk, der Wert der eingegangenen Postanweisungen 5.309.069.000 Mk, der Wert der aufgegebenen Postanweisungen 5.284.476.000 Mk.
Die Zahl der Telegrafenanstalten betrug 18.734, die Länge der Telegrafenlinien 117.872 km, die der Telegrafielinien 418.081 km, die Zahl der eingegangenen Telegramme 26.049.432, die der aufgegebenen Telegramme 25.997.366; die Telegrafiegebühren betrugen 37.138.000 Mk, die Portoeinnahmen der Post 214.916.000 Mk. Ende 1892 gab es 391 Wohnplätze mit St.-Fernsprecheinrichtungen; im St.-Fernsprechbetriebe betrug die Länge der Linien 13.703 km, die der Drähte 134.824 km; die Zahl der Sprechstellen (einschl. der öffentlichen) belief sich auf 80.189, die Zahl der Verbindungsanlagen zwischen den St.-Fernsprechverbindungen verschiedener Orte auf 442, die Gesamtzahl des von den Fernsprechvermittlungsanstalten ausgeführten Verbindungen 326.314.800.
Das Gesamtpersonal der Post umfasste am Ende des Jahres 1892 im Deutschen Reich 154.117 Personen, u. zwar 65.069 Beamte, 70.921 Unterbeamte, 11.666 Inhaber von Posthilfsstellen, 1.443 Posthalter u. 5.018 Postillone.
Post und Fuhrwerk: Postfuhrwesen
1895: Das Postfuhrwesen ist eine Einrichtungen zur Beförderung von Postsendungen und Postreisenden auf Landwegen durch Fuhrwerke. Das Postfuhrwesen wird entweder durch reichseigne Posthaltereien wahrgenommen oder an Privatunternehmer (Posthalter) verdungen. Die maßgebenden Grundsätze hierfür sind in der Allgemeinen Postfuhrordnung vom 05.06.1870 niedergelegt. Ausser den durch Vertrag der Postverwaltung verpflichteten Posthaltern werden auch zahlreiche Privatpersonenfuhrwerke für die Zwecke der Postverwaltung benutzt. Dies und die stetige Ausdehnung des Eisenbahnnetzes hat Ende des 19. Jhdts. eine fortgesetzte Beschränkung des Postfuhrwerks und damit eine Verminderung in dem Bestand der Posthaltereien zur Folge. Es bestehen 1895 drei reichseigne und 1.050 Posthaltereien von Privatunternehmen. Die bedeutendste reichseigne Posthalterei ist die in Berlin mit 950 Pferden und 680 Postillonen. Ausserhalb Deutschlands befassen sich mit der Beförderung von Reisenden nur noch die Postverwaltungen in Österreich-Ungarn, der Schweiz, in Schweden, Russland, Ägypten u. Britisch Indien.
- Quelle: Hic Leones
Postmeile
1895: Postmeile war eine Meile, nach der bei der Post vorschriftsmässig gerechnet wurde und entsprach in den meisten deutschen Staaten der deutschen Meile mit 7,5 km.
Heliographie
- 1901 Telegrammübermittlung: Start der ersten Heliographenlinie der Schutztruppe zwischen Windhoek und Gibeon in Deutsch-Südwestafrika.
- Der elektrische Telegraphenverkehr ersetzte Anfang der 1850er Jahre den bisherigen optischen Telegraphenverkehr.
Gliederung der Verwaltung
1895: eine Postanstalt (Postagentur, Postamt, Postbureau) ist die für die Wahrnehmung des örtlichen Postdienstes (Annahme, Ausgabe und Bestellung von Postsendungen etc.) bestehenden Einrichtung. Im deutschen Reichspostgebiet werden die Postbezirke nach ihrem Geschäftsumfange und der Bedeutung der Orte in Postbezirke 1. Kl. (Klasse), 2. Kl., 3. Kl. und Postagenturen eingeteilt. Die Vorsteher dieser Postämter heissen Postdirektoren, Postmeister und Postverwalter. Die Postagenturen sind in Bezug auf den Betriebsverband und die Rechnungslegung einem Postamt zugewiesen und werden durch geeignete Ortseinwohner (Postagenten) verwaltet. Ausserdem sind in bedeutenden Landorten ohne Postagentur Posthilfsstellen eingerichtet, die den Verkauf von Freimarken, die Annahme und Ausgabe von gewöhnlichen Briefen und Paketen sowie die Ausgabe von Zeitungen besorgen und im übrigen als Hilfsanlagen für den Landbestelldienst dienen. Das Königreich Bayern hat Postämter, Postverwaltungen, Postexpeditionen und Postablagen, das Königreich Württemberg Postämter und Postagenturen.
Central-Verwaltung
Das Post- und Telegraphenwesen des Deutschen Reichs wird durch das dem Reichskanzler unmittelbar unterstellte Reichs-Postamt unter der Leitung des Staatssecretairs des Reichspostamts verwaltet.
Dem Reichs-Postamt stehen diejenigen Befugnisse zu, welche die Gesetze den obersten Reichsbehörden beilegen. Dasselbe zerfällt in drei Abtheilungen: die erste für die Post-, die zweite für die Telegraphen-, die dritte für die gemeinsamen Verwaltungsangelegenheiten. An der Spitze einer jeden Abtheilung steht ein Director.
Bezirks-Post- und Telegraphenbehörden
Bezirks-Post- und Telegraphenbehörden und sonstige der obersten Verwaltung unmittelbar untergeordnete Behörden.
Ober-Postdirektionen
Für die gemeinsame Verwaltung des Post- und Telegraphenwesens in den einzelnen Bezirken bestehen an folgenden Orten Ober-Postdirektionen in
- Aachen für den Preußischen Regierungsbezirk Aachen;
- Arnsberg für den Preußischen Regierungsbezirk Arnsberg;
- Berlin für die Haupt- und Residenzstadt Berlin, sowie die Stadt Charlottenburg und deren Vorort Westend (Reg.-Bez. Potsdam);
- Braunschweig für das Herzogtum Braunschweig mit Ausschluß des Amtsbezirks Thedinghausen, sowie für einzelne Theils der Preußischen Landdrosteien Hannover und Hildesheim;
- Bremen für das Gebiet der Hansestadt Bremen, für den links der Weser gelegenen Theil der Preußischen Landdrostei Hannover, für einen Theil der Preußischen Landdrostei Stade, für den Braunschweigischen Amtsbezirk Thedinghausen, für das Telegraphenamt zu Weserleuchtthurm;
- Breslau für den Preußischen Regierungsbezirk Breslau;
- Bromberg für den Preußischen Regierungsbezirk Bromberg und die zum Preußischen Regierungsbezirk Marienwerder gehörigen Kreise Deutsch-Crone, Flatow, Konitz, Schlochau und Tuchel
- Cassel für den Preußischen Regierungsbezirk Kassel mit Ausschluß des Kreises Schmalkalden, der Grafschaft Schaumburg und des Postamts Bockenheim, für das Fürstentum Waldeck mit Ausschluß des Fürstenthums Pyrmont;
- Coblenz für den Preußischen Regierungsbezirk Koblenz mit Ausschluß des Kreises Wetzlar;
- Cöln für den Preußischen Regierungsbezirk Köln;
- Cöslin für den Preußischen Regierungsbezirk Cöslin;
- Danzig für den Preußischen Regierungsbezirk Danzig, für den Preußischen Regierungsbezirk Marienwerder mit Ausschluß der Kreise Deutsch-Crone, Flatow, Konitz, Schlochau und Tuchel;
- Darmstadt für das Großherzogthum Hessen mit Ausnahme des Kreises Wimpfen;
- Dresden für die Sächsischen Kreishauptmannschaften Dresden und Bautzen;
- Düsseldorf für den Preußischen Regierungsbezirk Düsseldorf;
- Erfurt für den Preußischen Regierungsbezirk Erfurt, für den zum Preußischen Regierungsbezirk Kassel gehörigen Kreis Schmalkalden, für das Großherzogtum Sachsen-Weimar, für das Herzogtum Sachsen-Meiningen, für das Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha, für das Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt, für das Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen, für das Fürstentum Reuß älterer Linie, für das Fürstentum Reuß jüngerer Linie;
- Frankfurt am Main für den Preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden, für den zum Preußischen Regierungsbezirk Koblenz gehörigen Kreis Wetzlar, für das Postamt Bockenheim (Reg.-Bez. Kassel);
- Frankfurt an der Oder' für den Preußischen Regierungsbezirk Frankfurt (Oder);
- Gumbinnen für den Preußischen Regierungsbezirk Gumbinnen;
- Halle an der Saale für den Preußischen Regierungsbezirk Merseburg;
- Hamburg für das Gebiet der Hansestadt Hamburg, für das Gebiet der Hansestadt Lübeck, für einzelne Theile der Preußischen Landdrosteien Lüneburg und Stade, für einen Theil der Preußischen Provinz Schleswig-Holstein;
- Hannover für die Preußische Provinz Hannover mit Ausnahme der den Ober-Postdirections-Bezirken Braunschweig, Bremen, Hamburg und Oldenburg zugewiesenen Gebietstheile;
- Karlsruhe für die Badischen Kreise Mosbach, Heidelberg, Mannheim, Karlsruhe und Baden, sowie einzelne Theile des Kreises Offenburg und für den Hessischen Kreis Wimpfen;
- Kiel für die Preußische Provinz Schleswig-Holstein mit Ausschluß des dem Ober-Postdirections-Bezirk Hamburg zugewiesenen Theils, für das Oldenburgische Fürstentum Lübeck;
- Königsberg i. Pr. für den Preußischen Regierungsbezirk Königsberg i. Pr.;
- Konstanz für die Badischen Kreise Konstanz, Villingen, Waldshut, Lörrach, Freiburg und einzelne Theile des Kreises Offenburg, für die Hohenzollernschen Lande;
- Leipzig für die Sächsischen Kreishauptmannschaften Leipzig und Zwickau, sowie für das Herzogtum Sachsen-Altenburg;
- Liegnitz für den Preußischen Regierungsbezirk Liegnitz;
- Magdeburg für den Preußischen Regierungsbezirk Magdeburg, für das Herzogtum Anhalt;
- Metz für Lothringen;
- Minden in Westfalen für den Preußischen Regierungsbezirk Minden, für die zum Preußischen Regierungsbezirk Kassel gehörige Grafschaft Schaumburg, für das Fürstentum Lippe, für das Fürstentum Schaumburg-Lippe, für das zum Fürstentum Waldeck gehörige Fürstentum Pyrmont;
- Münster in Westfalen für den Preußischen Regierungsbezirk Münster - (Vorläfer im HRR: Kaiserliche Post zu Münster);
- Oldenburg für das Großherzogthum Oldenburg mit Ausschluß der Fürstenthümer Birkenfeld und Lübeck und des Telegraphenamts Weserleuchtthurm, für das Preußische Jadegebiet, für die Preußischen Landdrosteien Aurich und Osnabrück;
- Oppeln für den Preußischen Regierungsbezirk Oppeln;
- Posen für den Preußischen Regierungsbezirk Posen;
- Potsdam für den Preußischen Regierungsbezirk Potsdam mit Ausschluß der Stadt Charlottenburg und deren Vorort Westend;
- Schwerin für die Großherzogthümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz;
- Stettin für den Preußischen Regierungsbezirk Stettin, für den Preußischen Regierungsbezirk Stralsund;
- Straßburg für das Elsaß;
- Trier für den Preußischen Regierungsbezirk Trier, sowie für das Oldenburgische Fürstentum Birkenfeld.
Reichspostamt
Die Ober-Postdirectionen und die ihnen untergebenen Stellen (Postämter, Telegraphenämter, Postagenturen) sind dem Reichs-Postamte untergeordnet.
Dem Reichs-Postamte sind ferner unmittelbar untergeordnet;
- die General-Postkasse in Berlin;
- das Post-Zeitungsamt in Berlin;
- das Postanweisungsamt in Berlin;
- das Postzeugamt in Berlin;
- die Telegraphen-Apparatwekstatt in Berlin;
- das Deutsche Postamt in Constantinopel.
Verkehrsanstalten, Postanstalt
Der Ober-Postdirection sind die in ihrem Bezirke befindlichen Verkehrsanstalten untergeordnet. Wo wegen besonderer Bedürfnisse die Nothwendigkeit sich ergiebt, eine Bezirks-Post- bz. Telegraphenanstalt einer benachbarten Ober-Postdirection zuzuweisen, wird dies besonders verfügt.
4 Klassen der Postämter
Die Postanstalten haben den Postbetrieb und der Regel nach auch den Telegraphenbetrieb des Orts wahrzunehmen. Dieselben werden, je nach der Bedeutung und dem Umfange des Betriebes, in vier Klassen eingetheilt:
- „Postämter I., II., III. und Postagenturen.“
Postagenturen
Die Postagenturen sind in Bezug auf den Betriebsverband und der Rechnungslegung einer anderen Postanstalt (Abrechnungs-Postanstalt) zugewiesen; sie werden der Ober-Postdirection desjenigen Bezirkes untergeordnet, welchem die Abrechnungs-Postanstalt zugehört, und haben eintretendenfalls auch den Telegraphendienst wahrzunehmen.
Bahnpostamt
Die zur Wahrnehmung des Postbetriebes auf den Eisenbahnzügen bestehenden Postanstalten führen die Bezeichnung „Bahnpostamt“; von denselben gehen die einzelnen Bahnposten aus; jener Benennung tritt noch die betreffende Nummer hinzu. Jedem Bahnpostamte sind bestimmte Eisenbahnstrecken zugewiesen. Das zu den Bahnposten auf den betreffenden Eisenbahnstrecken, sowie zum Geschäftsbetriebe bei dem Bahnpostamte selbst erforderliche Personal ist dem Bahnpostamte untergeordnet. Für einzelne Eisenbahnstrecken ist der Postbetrieb besonders bestimmten Oberpostämtern zugewiesen.
Telegrafenamt
Wo der Geschäftsumfang es bedingt, bestehen für den Telegraphendienst besondere Telegraphenämter.
Post- und Telegrafenamt
Ist der Telegraphendienst mit der Postanstalt vereinigt so führt die Verkehrsanstalt nur die Amtsbezeichnung „Postamt“ bz. „Postagentur“.
Gleichgeordnetes Verhältnis
Sämmtliche Verkehrsanstalten stehen zu einander in gleichgeordnetem Verhältnis.
Posthilfsstellen
Außerdem sind in bedeutenderen Landorten ohne Postanstalt „Posthülfsstellen“ eingerichtet, welche als Hülfsanlagen für den Landbestelldienst gelten. Sie besorgen, ohne daß ihnen die Eigenschaft von Postanstalten im gesetzlichen Sinne beigelegt ist,
- den Verkauf von Freimarken etc. und Postformularen,
- die Annahme von gewöhnlichen Briefsendungen und Packeten, nach Bedürfniß auch von inländischen Telegrammen,
- die Ausgabe von gewöhnlichen Briefsendungen und Packeten, sowie von Zeitungen.
Quelle
- Handbuch für Post und Telegraphie (1883)
- Hic Leones
Literatur
- Sullek, Otto H.: Der Poststall von Mühldorf und seine Vorgeschichte, in: "Das Mühlrad", Blätter z. Geschichte des Inn- u. Isengaues, Band XXV, Jahrg. 1983
- Gammel, Josef: Die Dorfener Post, in: Gammel, Joseph: Dorfener Land in Geschichtsbildern - Das Werk d. Heimatforschers Pfarrer Josef Gammel (1901 - 1959); Dorfen 1980
- Böhne, Clemens: Die Geschichte der Familie Weiss und des Hotel Post in Fürstenfeldbruck, in: Amperland, 6. Jahrgang, Heft 2; Dachau 1970
- Speckle, Birgit: Die Post, des war mein Leben. Poststellen in Unterfranken; Schriftenreihe des Bezirks Unterfranken, 2006.