Ackmenischken (Juckstein)

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
(Weitergeleitet von Akmenischken (Juckstein))
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Disambiguation notice Ackmenischken ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Ackmenischken (Begriffsklärung).
Diese Seite gehört zum Portal Tilsit-Ragnit und wird betreut von der Familienforschungsgruppe Tilsit-Ragnit.
Wappen der Stadt Ragnit

Ackmenischken

Ortsteil von Juckstein
Kreis Tilsit-Ragnit, O s t p r e u ß e n
_______________________________________________________

Die Szeszuppe bei Ackmenischken


Hierarchie


Bauernhof des Landwirts Georg Radtke in Ackmenischken
Logo Unterseite.jpg
< Zum Hauptort JUCKSTEIN hier klicken !

Einleitung

Ackmenischken war ein Ortsteil von Juckstein, Kreis Ragnit, Ostpreußen.
Es handelte sich eigentlich um das Vorwerk Adl. Gut Juckstein, außerdem
ein Sägewerk (später Bauernhof Georg Radtke) und die Schule für Juckstein.
Ackmenischken ist völlig verschwunden. Es lag zwischen Lobellen und Juckstein.

Name

Andere Namen und Schreibweisen

  • Ackmenischen:

Namensdeutung
Der Name Ackmenischken beschreibt steiniges Gelände. Er leitet sich von prußisch
akmenis für Stein, Felsen, Gestein, Brocken bzw. von kurisch akmins für Stein ab.

Blick vom ehem. Grundstück des Landwirts Georg Radtke auf die Szeszuppe in Ackmenischken, im Sommer 1993

Allgemeine Informationen

Juckstein - Ackmenischken Plan
  • Ackmenischken:
  • Vorwerk, Schule und Sägewerk (ab 1924 Hof Radtke), am Südufer der Szeszuppe
    (ab 1938 Ostfluß), 23 km südöstlich von Tilsit [2]

In der Gemarkung Ackmenischken gab es neben dem Vorwerk von Adl. Gut Juckstein auf einem etwa 30 Morgen großen, an der Szeszuppe gelegenen Gelände, ein Sägewerk. Eigentümer des Betriebs war ein Herr Skepeneit. Weil eine große Schnittholzlieferung nach Westdeutschland nicht bezahlt wurde, geriet das Unternehmen in den zwanziger Jahren in Konkurs. Die Maschinen wurden ausgebaut, und Herr Skepeneit verliess der Ort. Der Landwirt Georg Radtke kaufte in der Inflationszeit das Grundstück mit den Gebäuden, und die Radtke-Familie blieb bis zur Vertreibung da. In Ackmenischken befand sich eine einklassige Schule, die auch von den Kindern aus Juckstein besucht wurde.

Die nächste Bahnstation war Laskowethen (ab 1938 Lassen) an der Nebenstrecke von Ragnit nach Pillkallen (ab 1938 Schloßberg).

Kurz vor Beginn des Rußlandfeldzuges wurde auf dem v. d. Groeben'schen Besitz der Militärflugplatz Lobellen errichtet. Deshalb war die Bevölkerung von Ackmenischken und Lobellen auch Luftangriffen ausgesetzt. Ackmenischken wurde wahrscheinlich am 20. Januar 1945 von den Russen besetzt. Schon 1946 wurde im Dorf Juckstein eine Kolchose eingereichtet. In Ackmenischken stehen keine Häuser mehr.

In Juckstein gibt noch einige Altbauten. Vom Gut waren 1995 noch einige Wirtschaftsgebäude vorhanden. Das Gutshaus ist zerstört. Der Friedhof an der Szeszuppe ist verwüstet. [3]

Politische Einteilung / Zugehörigkeit.

Ackmenischken (Juckstein) ist ein Ortsteil von Juckstein

  • Ackmenischken gehörte bis 1. Juli 1922 zum Kreis Ragnit
  • Ackmenischken (ab 1938 Vorwerk Juckstein) gehörte von 1922 bis 1945 zum Kreis Tilsit-Ragnit
  • Ackmenischken / Krajnee gehörte ab 1946 zum neugebildeten Kreis Lasdehnen,
    siehe > Artikel Rajon_Krasnosnamensk. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.,
  • vermutl. seit den 1960er Jahren sind in Ackmenischken keine Häuser mehr vorhanden.

Kirchliche Zugehörigkeit

Evangelische Kirche

Ackmenischken gehörte zum Kirchspiel Groß Lenkeningken (ab 1939 Groß Lenkenau) [4]

Friedhof

Der Friedhof auf einer Anhöhe am Ufer der Szeszuppe (im Hauptort Juckstein, ca. 1 km entfernt)
ist leicht zu erreichen. Im Gestrüpp liegen noch Reste von Grabumrandungen.
Nach dem Eintreffen der ersten Besucher ab 1992/1993 wurden Raubgrabungen vorgenommen.

Logo Leerstelle.jpg

Leidimas (Grenzübertritts-Schein)
für Anna Radtke aus Ackmenischken,
ausgestellt in Wischwill im Jahre 1925

Bewohner.png Bewohner

Familie Georg Radtke

Von Bernhard Waldmann
Meine Großeltern, die Radtkes, sind erst nach der Inflationszeit (etwa 1924/25) nach Ackmenischken gekommen.
Mein Großvater Georg Radtke stammte aus Woidballen im Memelland. Meine Großmutter Marie war eine
geborene Gudjons und kam aus Alt Lubönen an der Memel. Die beiden hatten drei Töchter: Martha (geb. 1904),
Anna, meine Mutter (geb. 1906) und Hildegard (geb. 1911).

Zuvor bewirtschaftete die Familie einen kleinen Bauernhof in Schillenöhlen an der russischen Grenze.
So sagte man damals, gemeint war aber die Grenze zu Litauen, die hier von der Szeszuppe gebildet wurde.
Die Bauernwirtschaft in Schillenöhlen war klein und die Radtkes lebten in bescheidenen Verhältnissen,
bis ein Amerikarückkehrer, der in Chikago als „Kopfschlachter“ zu Geld gekommen war, eines Tages vor
der Tür stand, um das vormals elterliche Anwesen zurückzukaufen. Opa Radtke war sofort einverstanden,
denn es wurde Bezahlung in harten Golddollar angeboten.
Das Geld reichte für den Kauf des stillgelegten Sägewerks in Ackmenischken.

Ackmenischken - Hof Radtke, 1930er Jahre [5]
Die Radtkes vor ihrem Bauernhaus in Ackmenischken.
Meine Tante Trudel Gudjons hoch zu Ross, links daneben steht mein Großvater Georg Radtke, am Zaun lehnt Onkel Dicke, daneben meine Grossmutter Marie (geb. Gudjons), Foto 1929 .

Logo Leerstelle.jpg

Das Bauernhaus meines Grossvaters sah durch den Bewuchs von wildem Wein recht verwunschen aus.
V.l.n.r.: meine Grossmutter Marie, meine Mutter Anna, Onkel Dicke,
der Grossvater Georg, zwei Kinder und Hildegard Radtke, Foto 1925
Auf dem Hof der Familie Radtke in Ackmenischken.
Das Foto zeigt Hildegard (genannt Hilly, rechts) Radtke und ihre Cousine Trudel Gudjons auf dem Radtke-Hof. Auf dem Wagen steht der Wockefootke.

Logo Leerstelle.jpg

Verlobungsfoto meiner Eltern in Ackmenischken.
V.l.n.r.: Hildegard Radtke (genannt: Hilly), die Brauteltern Marie und Georg Radtke, die Brautleute Anna Radtke und Theodor Waldmann, ganz rechts steht die älteste Tochter Martha Radtke, die später bei den Grischkats eingeheiratet hat..

Die Willomatsche

Meine Großeltern Marie und Georg Radtke in Ackmenischken, Sommer 1933

Von Bernhard Waldmann
Frau Willomat wohnte im Insthaus, das zum Bauernhof meines Großvaters Georg Radtke
in Ackmenischken gehörte. Wir bezeichneten das Insthaus als die „Räuberburg“. Die Willomatsche, wie sie genannt wurde, hielt die Radtkes für vornehme Leute, weil sie Besitzer waren. Fast wie die von der Groeben im Gutshaus Juckstein. Die Willomatsche wollte auch gern vornehm sein. Wenn jemand von den Radtkes in der Nähe war, versuchte sie Hochdeutsch zu reden und bemühte sich um eine gehobene Wortwahl.

Eines Tages hörte meine Mutter, wie die Willomatsche zu ihrem Mann sagte: „Heijnrich, kenntest Du mir mal dem Dumpfhaken iberreijchen, ich mechte den Mist herausleijsten.“ Das Wort Mistgabel war ihr nicht fein genug, und sie dachte, Dung ist ostpreußische Ausdrucksweise und auf Hochdeutsch muß man Dumpf sagen.

Im Spätsommer 1942 traf die Willomatsche meine Großmutter Marie vor dem Schweine-
stall. „Frau Roadtke, haben Sie schon jehert, dass der Lausche ihr Mann jefallen is?“
Meine Oma antwortete: „O Gott, die arme Frau Lau.“
Die Willomatsche überlegte eine Weile. Dann meinte sie:
„Der Lau war ja erst zwei Wochen anne Front und ist schon jefallen.
Meijn Heijnrich ist bereijts ein halbes Joahr anne Front, und lebt immer noch.“
Mit einem Seufzer fügte sie hinzu; „Na ja, wer Glick hett, der hett!“

Der Elfredke

Elfredke
Von Bernhard Waldmann
Meine Schwester Elfriede verbrachte jedes Jahr die Sommerferien bei den Großeltern in Ackmenischken.
Sie tobte gern mit den Scharwerkerjungen aus der Räuberburg herum, und weil sie so wild war, wurde sie
nur „der Elfredke“ genannt. Die Bengels aus dem Insthaus hatten stets Flausen im Kopf.
Elfriede machte es aber viel Spaß, die kleinen Rabauken zwischendurch auch mal zu ärgern.
Deshalb knöpfte sich Opa Georg die Buben vor.
„Schlagt mir ja dem Elfredke nich,“ ordnete er sehr bestimmt an.
„Onkel Roadtke, warum sollen wir dem Elfredke denn nich schlagen?“ wollten die Dreckspatzen wissen.
„Na, weil er noch so klein ist.“ Das leuchtete ein. Die Jungs überlegten.
Nach einer Weile wandte sich einer an Großvater Georg:
„Onkel Roadtke, sag mal, wenn der Elfredke groß ist, dürfen wir ihm dann geben?“
Zeichnung Lausbub.jpg

Szeszuppe

Mit dem Kauf des stillgelegten Sägewerkes in Ackmenischken erwarb mein Großvater
Georg Radtke das Wegerecht für die Holztransporte über sein Grundstück zum Flößen
auf der Szeszuppe, das einen kleinen Nebenerwerb sicherte. Foto um 1925.
In Ackmenischken wurden die Stämme aus den nahen Wäldern zu großen Flößen zusammen gebunden, die für die Zellstoffabriken in Ragnit und Tilsit bestimmt waren.
Sudermann schreibt, dass die Flößer gern und schön gesungen haben. Foto um 1925.

Erster Besuch in Ackmenischken im Sommer 1993

Landstraße von Juckstein nach Ackmenischken, Sommer 1993

Von Trudel Mende
Die Großeltern von Hildegard und Bernd hießen Georg und Marie Radtke. Marie Radtke war die älteste Schwester meines Vaters, sie war also eine geborene Gudjons. Der Bauernhof von Tante Marie und Onkel Georg lag nicht direkt im Dorf Juckstein, sondern in einem Ortsteil mit Namen Ackmenischken, der sich zwischen Juckstein und Lobellen befand, an einer Stelle, an der die Landstraße ganz nahe an der Szeszuppe vorbeiführte. In Ackmenischken befand sich das Vorwerk von Adlig Gut Juckstein, außerdem, wie erwähnt, der Bauernhof von Tante Marie und Onkel Georg mit Insthäusern, die Räuberburg genannt wurden, und eine Schule für das Gutsdorf und das Vorwerk.

Der Russe Michael fuhr uns mit dem gelben Kleinbus über eine große Weide bis zu der Stelle, von der wir annahmen, daß sich dort einmal Haus und Hof der Radtkes befunden haben könnten. Nina, Hildchen, Bernd und Rolf machen sich auf die Suche. Sie finden Holzkohle, Steine, Dachpappe und ein Eisenstück, vermutlich die Halterung eines Tores, Rolf packt das gute Stück zur Erinnerung ein.

Am Steilhang der Szeszuppe, der einmal sandig war, und wo Uferschwalben brüteten, ist nun alles eingegrünt. In meiner Jugendzeit habe ich an dieser Stelle oft und gern gebadet. Frau Willomat, eine Bewohnerin der Räuberburg und von allen nur die “Willomatsche” genannt, war von meinen Schwimmkünsten so angetan, dass sie später den anderen Räuberburgern vorschwärmte: “Das Freilein Gudjons schwimmt all wie ein Vogel.”

Wir schauen in die Landschaft, viele Kühe auf der Weide, drei Weißstörche landen. Wir sind uns aber nicht sicher, ob wir uns tatsächlich auf dem Radtke-Grundstück oder auf dem Gelände des Vorwerks befinden. Jedenfalls müssen wir zu unserem Bedauern feststellen, dass von Ackmenischken kein einziges Haus stehengeblieben ist, auch von der Schule keine Spur. [6]

Umgehungsstraße

Die alte Ortszufahrt von Westen nach Ackmenischken wurde gesperrt,
weil es eine neue Umgehungsstraße gibt.
Links: die neue Umgehungsstraße bei Juckstein,
rechts: die ehemalige Ortszufahrt von Osten nach Ackmenischken..

F o t o s

Logo Unterseite.jpg
Fotoalbum Ackmenischken

Karten

Der Landkreis Tilsit-Ragnit
Juckstein auf dem Messtischblatt Budwethen (Stand 1934)
Juckstein und Umgebung, (russ. Ortsnamen nachträglich eingefügt),
Ausschnitt aus einem Messtischblatt, Stand 1938
Ackminischken auf der Schroetterkarte (1796-1802), Maßstab 1:50 000
© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Juckstein - siehe oben (rechts von Ragnit), auf der Ostpreußenkarte um 1925
Prußische Stammesgebiete


Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>JUCEINKO14CX</gov>

Quellen

  1. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  2. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  3. Text von Bernhard Waldmann, Enkelsohn von Georg Radtke (in Anlehnung an Ernst Hofer: "An Memelstrom und Ostfluß" Düsseldorf 1967).
  4. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  5. Gemälde der Modezeichnerin Maria de Averino, Berlin
  6. Reisenotizen von Trudel Mende und Nina Kemper, Sommer 1993