Gerichtswesen Deutschland
Dieser Artikel befasst sich mit dem Gerichtswesen der ordentlichen Gerichtsbarkeit in Deutschland ab 1879
Einleitung
Mit den 1877 beschlossenen Reichsjustizgesetzen[1] wurde erstmals in Deutschland eine einheitliche Gerichtsordnung geschaffen. Das Gerichtsverfassungsgesetz (GVG) trat mit allen weiteren Gesetzen am 01. Oktober 1879 in Kraft.[2]. Vereinheitlicht wurden dabei unter anderem Regelungen über
- den mehrstufigen Aufbau der ordentlichen Gerichtsbarkeit,
- die Zuständigkeit der Gerichte in Zivilsachen und in Strafsachen,
- die Zuständigkeit und Besetzung der einzelnen Spruchkörper,
Eingeführt wurde der vierstufige Aufbau der Gerichte:
- Bundesgerichtshof (BGH) (ab 01.Oktober 1950 in Karlsruhe) bzw. Reichsgericht (1879 bis 1945 in Leipzig)
- Zivilsachen: Revisionsinstanz
- Strafsachen:Revisionsinstanz. Berufungsinstanz für Hoch-und Landesverratsfälle
- Oberlandesgericht (OLG)
- Zivilsachen: Berufungsinstanz für LG und Urteile der AG in Familiensachen
- Strafsachen:Berufungs-und Revisionsinstanz. Erstinstanz für Hoch-und Landesverratsfälle
- Landgericht (LG)
- Zivilsachen:u.a. Streitsachen im Wert ab 5000€ und Berufungsinstanz für AG
- Strafsachen:Erstinstanz für schwere Straftaten und Berufungsinstanz für AG
- Amtsgericht (AG)
- Zivilsachen: u.a. Streitsachen im Wert bis 5000€ , auch Miet und Familiensachen
- Strafsachen: Erstinstanz für Straftaten, sofern dies nicht dem Landgericht obliegt
Als Besonderheit gibt es in Bayern auch noch ein "Bayrisches Oberstes Landesgericht" (aufgelöst 2004, wiedererrichtet 2018) als Revisionsinstanz statt BGH, wenn nur Landesnormen betroffen sind
Oberlandesgerichte gab es erstmals ab 1808 in den preußischen Ländern, wurden aber bereits 1849 in einer Reform in Ober-Apellationsgerichte umbenannt.
Auf dem folgenden Portal sind die Anschriften der aktuell örtlich zuständigen Gerichte in Deutschland zu finden: Justizportal NRW
Der Gerichtsbau im zeitlichen Ablauf:
Deutsches Reich 1879 - 1945
Zum 01. Oktober 1879 wurden zunächst 28 Oberlandesgerichte und die zugehörigen Landgerichte eingerichtet[3], in der Regel benannt nach dem Dienstsitz. Berlin behielt aus historischen Gründen den Namen Kammergericht bei. Zum gleichen Termin bestimmten die Länder die Amtsgerichte [4]
Die Aufsicht über die Gerichte ist nach dem GVG Ländersache. Angaben zu den Gerichtsbezirken finden sich daher in den jeweiligen Ländergesetzen. Abweichend davon ist dies zwischen 1993-1945 im Reichsgesetzblatt zu finden. Mit den Gleichschaltungsgesetzen der NS-Zeit wurden ab 01.April 1935 alle Justizbehörden zu Reichsbehörden erklärt[5]
Oberlandesgericht | Landgerichte | Bestandszeit | Amtsgerichte |
---|---|---|---|
Königsberg in Ostpreußen | Allenstein, Bartenstein, Braunsberg, Insterburg, Königsberg, Lyck, Tilsit | bis 1945 | 70 |
Marienwerder in Westpreußen ,1920 teilweise Abtretung an Danzig und Polen | Conitz, Danzig, Elbing, Graudenz , Thorn | bis 1943 | 40 |
Kammergericht in Berlin, Provinz Brandenburg | Berlin I, Berlin II, Cottbus, Frankfurt a. O., Guben, Landsberg a. W., Potsdam, Prenzlau, Neuruppin | ||
Stettin in Pommern | Greifswald, Stettin, Stargard, Köslin , Stolp | bis 1945 | 57 |
Posen in Posen | Landgericht Bromberg, Gnesen, Lissa, Meseritz, Ostrowo, Posen und Schneidemühl | bis 1919, 1939-1945 | 61 |
Breslau in Schlesien | Beuthen, Breslau, Brieg, Glatz, Gleiwitz, Glogau, Görlitz, Hirschberg, Liegnitz, Neisse, Oels, Oppeln, Ratibor , Schweidnitz | bis 1945 | |
Naumburg (Saale),[6] in Provinz Sachsen auch für Anhalt | Dessau (ab 1886), Erfurt, Halberstadt, Halle, Magdeburg, Naumburg, Nordhausen, Stendal und Torgau | bis 1952, ab 1992 | 128 |
Kiel in Schleswig-Holstein | Altona (bis 1937, Sitz nach Itzehoe verlegt),Flensburg, Kiel, ab 1937 Lübeck, | ab 1948 in Schleswig | |
Celle [7] in Hannover auch für Lippe und Waldeck-Pyrmont, ab 1909 auch Schaumburg-Lippe | Aurich, Göttingen, Hannover, Hildesheim, Lüneburg, Osnabrück, Stade, Verden, Bückeburg (ab 1909) | ||
Hamm in Westfalen | Arnsberg, Bielefeld, Dortmund, Duisburg, Essen, Hagen, Münster, Paderborn | ||
Kassel [8] in Hessen-Nassau auch für Waldeck | Kassel, Hanau, Marburg | bis 1945 | 076 |
Frankfurt a. M. in Hessen-Nassau | Frankfurt a.M., Hechingen, Limburg, Neuwied, Wiesbaden, | ||
Köln Rheinprovinz | Aachen, Bonn, Kleve, Koblenz, Köln, Düsseldorf, Elberfeld, Saarbrücken, Trier | ||
München[9] Bayern, Oberbayern | München I, München II, Traunstein, Deggendorf, Landshut, Passau, Straubing | ||
Zweibrücken Bayern, Pfalz | Frankenthal, Kaiserslautern, Landau, Zweibrücken | ||
Bamberg Bayern, Oberfranken | Bamberg, Bayreuth, Hof, Aschaffenburg, Schweinfurt, Würzburg | ||
Nürnberg Bayern,Mittelfranken | Amber, Regensburg, Weiden, Ansbach, Fürth, Nürnberg | ||
Augsburg Bayern, Schwaben | Augsburg, Kempten, Memmingen, Neuburg an der Donau, Eichstätt | bis 1932 | |
Dresden [10] im Königreich Sachsen | Dresden, Leipzig, Bautzen, Zwickau, Chemnitz, Freiberg, Plauen | bis 1952, ab 1993 | 103 |
Stuttgart[11] in Württemberg | Ellwangen, Hechingen, Heilbronn, Ravensburg, Rottweil, Stuttgart, Tübingen und Ulm | ||
Karlsruhe [12] in Baden | Baden-Baden, Freiburg, Heidelberg (ab 1899), Karlsruhe, Konstanz, Mannheim, Mosbach, Offenburg und Waldshut-Tiengen | ||
Colmar im Reichsland Elsaß-Lothringen[13] | Colmar, Metz, Mülhausen, Saargemünd, Straßburg, Zabern | 1879-1918, 1940-1945 | 79 |
Darmstadt [14] in Hessen-Darmstadt | Mainz, Darmstadt, Gießen | ||
Hanseatisches OLG in Hamburg auch für Bremen und Lübeck,[15] | Hamburg, Bremen (bis 1947), Lübeck (bis 1937) | ||
Rostock in Mecklenburg-Schwerin ; auch für Mecklenburg-Strelitz,[16] | Schwerin, Rostock, Neustrelitz, Greifswald | bis 1952, ab 1993 | |
Braunschweig [17] | Braunschweig, Holzminden (bis 1890) | ||
Oldenburg im Ghzgt Oldenburg ; bis 1909 auch für Schaumburg-Lippe[18] | Oldenburg, Bückeburg (bis 1909) | ||
Jena in Sachsen-Weimar-Eisenach; auch für alle thüringischen Staaten | Eisenach, Weimar, Meiningen, Altenburg, Gotha, Greiz, Gera, Rudolstadt | bis 1952, ab 1993 |
- das OLG Rostock wurde 1943 kriegsbedingt nach Schwerin verlegt.
- das Land Schaumburg-Lippe schloss sich 1909 dem OLG Celle an
- mit dem Groß-Hamburg-Gesetz 1937 wurde Lübeck ein Teil Schleswigs und damit dem OLG Kiel zugehörig. Von dort wechselte die Stadt Altona nach Hamburg. Der dortige Sitz des LG wurde nach Itzehoe verlegt.
Bis 1945 wurde weitere OLG errichtet bzw. 1938 die österreichischen OLG integriert. In Österreich erfolgte zudem die Umbennung der Kreisgerichte in "Landgericht" und der Bezirksgerichte in "Amtsgericht".[19]
Oberlandesgericht | Landgerichte | Bestandszeit | Amtsgerichte | |
---|---|---|---|---|
Düsseldorf | Düsseldorf, Duisburg, Kleve, Krefeld, Mönchengladbach und Elberfeld (ab 1930 Wuppertal) | 1906 neu aus Teilen der OLG Köln und Hamm | ||
Wien | Korneuburg, Krems, St. Pölten, Wien, Wiener Neustadt, Znaim (Sudetenland) | 1938-1945 | ||
Graz | Graz, Klagenfurt, Leoben | 1938-1945 | ||
Linz[20] neu aus Teilen des OLG Wien | Linz, Ried, Steyr, Wels | 1938-1945 | ||
Innsbruck | Feldkirch, Innsbruck, Salzburg | 1938-1945 | ||
Danzig | Bromberg, Danzig, Elbing, Graudenz, Konitz, Thorn, Marienwerder (ab 1943) | 1939–44 | ||
Prag | Brünn, Prag | 1939–45 | 12 | |
Leitmeritz | Böhmisch-Leipa, Brüx, Eger, Leitmeritz, Mährisch Schönberg, Neutitschein, Reichenberg, Trautenau, Troppau | 1939–44 | ||
Kattowitz | Beuthen-Kattowitz, Bielitz, Gleiwitz, Neisse, Oppeln, Ratibor und Teschen | 1941–45 |
- Mit Kriegsende 1945 gingen die OLG Breslau, Königsberg, Marienwerder und alle ab 1939 errichteten OLG infolge der Gebietsverluste unter.
- Die österreichischen OLG kamen wieder in die Gerichtsstruktur Österreichs
- Mit dem Gesetz Nr.2 der (alliierten) Militärregierung für Deutschland werden die Oberlandesgerichte und alle nachgeordneten Gerichte in den besetzten Gebieten vorläufig geschlossen [21]
- Das Reichsgericht wurde aufgehoben. (das BGH erkannte später den 30.Oktober 1945 als endgültige Auflösung)
- Sämtliche Sondergerichte , Volksgerichtshof und NS-Gerichte wurden abgeschafft.
- Mit dem Alliierten Kontrollratsgesetz Nr.4 vom 20. November 1945 wurde die Gerichtsverfassung in der Fassung von 1924 wieder in Kraft gesetzt und die Gliederung der Amtsgerichte, Landgerichte und Oberlandesgerichte wiederhergestellt. [22]
Bundesrepublik Deutschland
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs erhielten die Bezirke aufgrund der Grenzen der alliierten Besatzungszonen teilweise einen neuen Zuschnitt. Neue Oberlandesgerichte wurden in Tübingen (im Kloster Bebenhausen 1946-1952), Freiburg (1946-1952), Koblenz und Bremen eingerichtet, da deren Gerichtsbezirke bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs jeweils von einem Oberlandesgericht abgedeckt worden waren, das nach 1945 in der Besatzungszone einer anderen Besatzungsmacht lag.
- 1946 verlegt das OLG Zweibrücken wegen der kriegsbedingten Zerstörung des Zweibrücker Schlosses seinen Sitz bis 1965 nach Neustadt an der Weinstraße
- das OLG Kiel verlegt 1948 den Sitz nach Schleswig
- 1957 kommt mit dem Beitritt des Saarlandes auch das OLG Saarbrücken zum Bundesgebiet
- zum 01.Oktober wurde der Bundesgerichtshof in Karlsruhe errichtet. Nach der Wiedervereinigung wurde ein Senat in Leipzig angesiedelt.
- 1992/93 wurden die OLG Rostock, Brandenburg/Havel, Jena, Naumburg, Dresden neu errichtet
Oberlandesgericht | Bundesland | Landgerichte | Anzahl Amtsgerichte | |
---|---|---|---|---|
Karlsruhe | BW | Baden-Baden, Freiburg, Heidelberg , Karlsruhe, Konstanz, Mannheim, Mosbach, Offenburg und Waldshut-Tiengen | 52 | |
Stuttgart | BW | Ellwangen, Hechingen, Heilbronn, Ravensburg, Rottweil, Stuttgart, Tübingen und Ulm | 56 | |
Bamberg | BY | Aschaffenburg, Bamberg, Bayreuth, Coburg, Hof, Schweinfurt, Würzburg | 18 | |
München | BY | Augsburg, Deggendorf, Ingolstadt, Kempten (Allgäu), Landshut, Memmingen, München I, München II, Passau, Traunstein, | 38 | |
Nürnberg | BY | Amberg, Ansbach, Nürnberg-Fürth, Regensburg, Weiden i.d.Opf. | 17 | |
Bayerisches Oberstes Landesgericht | BY | Revisionsinstanz für die bay. OLG, sofern nicht das BGH zuständig | ||
Kammergericht | BE | Landgericht Berlin (drei Dienststellen) | 11 | |
Brandenburgisches OLG in Brandenburg an der Havel | BB | Cottbus, Frankfurt a. O.,Potsdam, Neuruppin | 24 | |
Hanseatisches OLG Bremen | HB | Bremen | 3 | |
Hanseatisches OLG in Hamburg | HH | Hamburg | 8 | |
Frankfurt am Main | HE | Darmstadt, Frankfurt am Main, Fulda, Gießen, Hanau, Kassel, Limburg an der Lahn, Marburg, Wiesbaden, | 41 | |
Rostock | MV | Neubrandenburg, Rostock, Schwerin, Stralsund | 10 | |
Braunschweig | NI | Braunschweig, Göttingen | 16 | |
Celle | NI | Bückeburg, Hannover, Hildesheim, Lüneburg, Stade, Verden | 41 | |
Oldenburg | NI | Aurich, Oldenburg, Osnabrück | 23 | |
Düsseldorf | NW | Düsseldorf, Duisburg, Wuppertal, Mönchengladbach, Krefeld, Kleve | 29 | |
Hamm | NW | Arnsberg, Bielefeld, Bochum, Detmold, Dortmund, Essen, Hagen, Münster, Paderborn , Siegen | 77 | |
Köln | NW | Aachen, Bonn, Köln | 9 | |
Koblenz | RP | Bad Kreuznach, Koblenz, Mainz, Trier | 31 | |
Pfälzisches OLG Zweibrücken | RP | Frankenthal i.d.Pfalz, Kaiserslautern, Landau i.d.Pfalz, Zweibrücken | 15 | |
Saarländisches OLG in Saarbrücken | SL | Saarbrücken | 10 | |
Dresden | SN | Chemnitz, Dresden, Görlitz, Leipzig, Zwickau | 25 | |
Naumburg (Saale) | ST | Dessau-Roßlau, Halle, Magdeburg, Stendal | 25 | |
Schleswig | SH | Flensburg, Itzehoe, Kiel, Lübeck | 22 | |
Jena | TH | Erfurt, Gera, Meiningen, Mühlhausen | 23 |
Sonderfall Berlin
Die Stadt Berlin war bis 1920 Teil der Provinz Brandenburg. Das Kammergericht bildete daher das einzige Oberlandesgericht der Provinz. In Berlin waren zunächst zwei Landgerichte ansässig:
- Berlin I mit dem gleichnamigen Amtsgericht zuständig für das eigentliche Stadtgebiet.
- Berlin II mit 14 Amtsgerichten für die Umland-Gemeinden.
- Berlin III wurde bereits 1899 durch Teilung von Berlin II errichtet.
- 1933 wurden die drei Berliner Landgerichte zusammengelegt.
Mit dem Groß-Berlin-Gesetz entstand 1920 die Stadt Berlin heutigen Umfangs. Es folgte eine Neuordnung der dann 11 Amtsgerichte der Landgerichte II und III. Gleichzeit löste sich Berlin von der Provinz Brandenburg, das Kammergericht blieb aber weiterhin dafür zuständig.
Mit dem Einmarsch 1945 begann die sowjetische Besatzung einen Neuaufbau der Gerichtsordnung. Die Amtsgerichte wurden aufgehoben, der Stadtkommandant befahl im Mai 1945 die Bildung eines Bezirksgerichts je Stadtbezirk. Nach dem dem Einzug der Amerikaner und Briten beschloß der Alliierte Kontrollrat jedoch bereits im September die Rückkehr zu dann 14 Amtsgerichten. Land- und Kammergericht waren übergeordnet. Das Kammergericht war aber nur noch für Berlin zuständig.
Die Teilung Berlins wirkte sich zunehmend auch auf die Gerichte aus. Zur Justizteilung kam es durch eine Affäre um den Vizepräsidenten des Landgerichts Jakob Blasse. Dieser wurde nach Bereicherungsvorwürfen von Kammergerichtspräsident Georg Strucksberg am 8. November 1948 suspendiert. Der sowjetische Gerichtsoffizier befahl dessen Wiedereinsetzung, was Strucksberg jedoch ablehnte. Nach der Drohung mit Verhaftung und mit stillschweigender Unterstützung durch die Westalliierten verlegte Kammergerichtspräsident Strucksberg den Sitz des Kammergerichts am 5. Februar 1949 vom Ostteil in das Yorckhaus am Fehrbelliner Platz in West-Berlin. Ihm folgte die überwiegende Zahl der Richter.
In der Folge richteten die Sowjets am alten Sitz am 16. Februar das Kammergericht (Ost-)Berlin ein. Es fungierte im Ostteil bis 1959 als "Oberstes Gericht von Groß-Berlin". Die Justizteilung war damit vollzogen.
Aufgrund der Besatzung hatte die alliierte Gerichtsbarkeit Vorrang vor der deutschen Gerichtsbarkeit. Während mit den Pariser Verträgen 1955 die Vorschriften des Besatzungsstatuts für Westdeutschland endeten, blieben die Gerichte der Westalliierten für Berlin bis 1989 bestehen.[23]. So fand als Beispiel nach Flugzeugentführung von Danzig 1978/1979 nach Berlin der Prozess in Berlin vor einem US-Gericht mit West-Berliner Geschworenen statt.
Deutsche Demokratische Republik
Am 09.Juni 1945 übernahm in der SBZ die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) formell die Regierungsgewalt und begann mit dem Neuaufbau der Verwaltung. Mit dem SMAD-Befehl vom 9. Juli 1945[24] wurden auf dem Gebiet der SBZ als Verwaltungseinheiten zunächst die Länder
- Mecklenburg
- Brandenburg
- Sachsen-Anhalt
- Sachsen
- Thüringen gegründet.
Die territorialen Veränderungen erforderten in der Folge auch Änderungen der Gerichtsstruktur. Teile des ehemaligen Kammergerichtsbezirks waren jetzt unter polnischer Verwaltung. Aus dem ehemaligen OLG-Bezirk Breslau kam Görlitz hinzu. In jedem Land wurde wieder ein OLG errichtet.[25]
Oberlandesgericht | Land | Landgerichte | Anzahl Amtsgerichte | |
---|---|---|---|---|
Dresden | Sachsen | Bautzen, Chemnitz, Dresden, Freiberg, Görlitz, Leipzig, Plauen, Zwickau | 104 | |
Gera | Thüringen | Altenburg, Eisenach, Erfurt, Gera, Gotha, Meiningen, Nordhausen, Rudolstadt, Weimar | 85 | |
Schwerin | Mecklenburg | Greifswald, Güstrow, Schwerin | 46 | |
Potsdam | Brandenburg | Cottbus, Eberswalde, Neuruppin, Potsdam | 69 | |
Halle (Saale) | Sachsen-Anhalt | Dessau, Halle, Magdeburg, Stendal, Torgau | 39 |
In den Folgejahren erfolgten zahlreiche Änderungen der Amts-und Landgerichte zur Anpassung an neuen Gebietsgrenzen.
Am 23. Juli 1952 wurden mit dem „Gesetz über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe in den Ländern der DDR“[26] die Länder de facto aufgelöst und die DDR in 14 Bezirke eingeteilt.
Dem folgte 1952 eine neue Gerichtsverfassung mit einem dreistufigen Instanzenzug . Die Aufgaben der Amtsgerichte übernahmen die Kreisgerichte, die Aufgaben der Land-und Oberlandesgerichte übernahmen die Bezirksgerichte. Hinzu kam das "Oberste Gericht der DDR" mit Sitz in Berlin. Die Revision wurde abgeschafft.[27] Die Kreisgerichte verloren aber einige Aufgaben an andere Behörden und waren nur noch für die Streitige Gerichtsbarkeit zuständig.
- Bezirksgerichte wurden jeweils in der Bezirkshauptstadt errichtet
- Für jeden Kreis wurde ein Kreisgericht errichtet .
Die Bezirksgerichte:
- Bezirksgericht Cottbus
- Bezirksgericht Dresden
- Bezirksgericht Erfurt
- Bezirksgericht Frankfurt (Oder)
- Bezirksgericht Gera
- Bezirksgericht Halle
- Bezirksgericht Karl-Marx-Stadt (vor dem 10. Mai 1953 und nach dem 30. Mai 1990: Bezirksgericht Chemnitz)
- Bezirksgericht Leipzig
- Bezirksgericht Magdeburg
- Bezirksgericht Neubrandenburg
- Bezirksgericht Potsdam
- Bezirksgericht Rostock
- Bezirksgericht Schwerin
- Bezirksgericht Suhl in Meiningen
Das Ende der DDR bedeutete entsprechend Einigungsvertrag auch die Rückkehr zur Gerichtsverfassung von 1879
- das Oberste Gericht der DDR wurde mit dem 02.Oktober 1990 aufgehoben
- Kreis- und Bezirksgerichte blieben für eine Übergangszeit bestehen [28]
- bei den Bezirksgerichten am Sitz einer Landeshauptstadt übernahm ein Senat vorrübergehend die Aufgaben eines OLG
- in den Jahren 1992/93 beschlossen die wiedergegründeten Länder/Bundesländer ihre Gerichtsordnungen
- aus den Kreisgerichten wurden Amtsgerichte
- aus den Bezirksgerichten wurden Landgerichte
Quellen
<references>
- ↑ Artikel Reichsjustizgesetze. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.
- ↑ Artikel Einführungsgesetz zum Gerichtsverfassungsgesetz. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.
- ↑ Gesetz, betreffend die Errichtung der Oberlandesgerichte und Landgerichte vom 4. März 1878 (GS S. 109)
- ↑ Beispiel Preußen:Verordnung vom 26.Juli 1878 S.275
- ↑ Drittes Gesetz zur Überleitung der Rechtspflege auf das Reich vom 24.Januar 1935 (RGBL 1935 Teil I)
- ↑ auch für Anhalt (Preußische Gesetzessammlung 1879 S. 182) und Schwarzburg-Sondershausen (GS 1879 S. 173)
- ↑ auch für Fürstentum Lippe (GS 1879 S. 219) und Waldeck-Pyrmont (GS 1879 S. 619), ab 1909 auch für Schaumburg-Lippe
- ↑ auch für Waldeck (GS 1879 S. 619)
- ↑ Bayern: Königlich Allerhöchste Verordnung, die Bestimmung der Gerichtssitze und die Bildung der Gerichtsbezirke betreffend, vom 2. April 1879 (GVBl. [S. 355])
- ↑ Dresden (Gerichtsstraße 2): Gesetz, Bestimmungen zur Ausführung des Gerichtsverfassungsgesetzes vom 27. Januar 1877 und über die Zuständigkeit der Gerichte in Sachen der nichtstreitigen Gerichtsbarkeit enthaltend, vom 1. März 1879 (GVBl. S. 59)
- ↑ Stuttgart (Urbanstraße 18): Ausführungsgesetz zum Reichs-Gerichtsverfassungsgesetze vom 24. Januar 1879 (Reg.-Bl. S. 3)
- ↑ Karlsruhe (Hoffstraße 10): Gesetz, die Einführung der Reichs-Justizgesetze im Großherzogthum Baden betreffend, vom 3. März 1879 (GVBl. S. 91)
- ↑ Colmar (Hohlandsbergwall): Gesetz für Elsaß-Lothringen, betreffend die Ausführung des Gerichtsverfassungsgesetzes vom 4. November 1878 (GBl. S. 65)
- ↑ Darmstadt (Mathildenplatz): HessAmtsBL|typ=HRBL |hrsg=Großherzog von Hessen und bei Rhein |titel=Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze |nr=15 |jahr=1879 |datum=1879-05-14 |seite=197 |seiten=197–211|kbytes=17800
- ↑ Hamburg (Sievekingplatz): Übereinkunft der drei freien Hansestädte, betreffend die Errichtung eines gemeinschaftlichen Oberlandesgerichts, vom 30. Juni 1878 (HmbGS S. 105)
- ↑ Rostock (Lange Straße 65): Verordnung zur Ausführung des Gerichtsverfassungsgesetzes vom 17. Mai 1879 (Rbl. S. 131 bzw. Offizieller Anzeiger Nr. 151)
- ↑ Braunschweig (Münzstraße 17): Ausführungsgesetz zum Deutschen Gerichtsverfassungsgesetze vom 1. April 1879 (GVS S. 131)
- ↑ Oldenburg (Elisabethstraße 7): Gesetz, betreffend die Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes für das Deutsche Reich, vom 10. April 1879 (GBl. S. 330)
- ↑ Linz:Verordnung über die Änderung der Bezeichnung von Gerichten im Lande Österreich vom 2. August 1938 [1]
- ↑ Linz:Verordnung über die Errichtung eines Oberlandesgerichtes in Linz (Donau) vom 9. Februar 1939 [2]
- ↑ Militärregierung Deutschland-Kontrollgebiet des Oberbefehlhabers SHAEFGesetz Nr.2 [3] (Mil.Gov.gaz.Germany.BritZone_Jg45_Abt.3_S.4) ]
- ↑ Alliiertes Kontrollratsgesetz Nr.4 vom 20. November 1945
- ↑ USA: Gesetz Nr. 46, Amerikanisches Gericht für Berlin, vom 28. April 1955, ABl.AKB Nr. 71 (1955), S. 1056
- ↑ Befehl Nr. 5 des Obersten Chefs der SMAD und Oberbefehlshabers der GSBSD über die Verwaltung der Provinzen und Sicherung der Kontrolle über die Arbeit der Selbstverwaltungsorgane, abgedruckt in: Jan Foitzik (Hrsg.): Sowjetische Kommandanturen und deutsche Verwaltung in der SBZ und frühen DDR. Dokumente (= Texte und Materialien zur Zeitgeschichte. Band 19), de Gruyter, München 2015, ISBN 978-3-11-040072-4, S. 473.
- ↑ NJ 1947 S. 141/142/143
- ↑ Gesetz über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe in den Länder in der Deutschen Demokratischen Republik vom 23. Juli 1952
- ↑ Verordnung über die Neugliederung der Gerichte vom 28. August 1952 [4]
- ↑ Einigungsvertrag vom 31.08.1990 Anlage I Kapitel III A III S. 922ff.