Tilsit/Geschichte

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Wappen der Stadt Tilsit

T i l s i t

Geschichte der Stadt am Memelstrom
Kreis Tilsit-Ragnit, O s t p r e u ß e n
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Das ehem. Schloss und der Turm der Deutsch-Ordenskirche in Tilsit


Hierarchie

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Tilsit auf einem Kupferstich von 1684

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Panorama-Ansicht von Tilsit um 1850

Geschichte der Stadt Tilsit

  • Video bei Youtube [1]

Von der Gründung der Stadt Tilsit bis 1807

Konvention von Tauroggen, 1812
  • Die Geschichte von Tilsit beginnt mit den prußischen Schalauern. Im Gebiet Tilsit-Ragnit befanden sich die vier Burgen dieses Stammes, von denen der Deutsche Orden, die am Zusammenfluss von Memel und Tilse liegende Burg Splitter 1365 eroberte.
  • In den Jahren von 1406 bis 1409 errichtete der Orden aufgrund der litauischen Bedrohung dann die Burg Tilsit. Bald darauf setzte eine Besiedelung im Einzugsbereich der Burg ein, aus der sich bis zum Ende des 15. Jahrhunderts ein wirtschaftliches Zentrum der Region entwickelte.
  • Im Jahre 1552 verlieh Herzog Albrecht von Brandenburg-Ansbach Tilsit das Stadtrecht.
  • Obwohl Tilsit während des Siebenjährigen Krieges von 1758 bis 1762 von russischen Truppen besetzt war, blieb es unbeschädigt, ebenso, als französische Truppen auf ihrem Russlandfeldzug 1807 durch die Stadt zogen. In Tilsit rezitierte in dieser Zeit die preußische Königin Luise das berühmte Goethe-Gedicht: "Wer nie sein Brot mit Tränen aß,...".
  • 1807.6. Juli. Die preußische Königin Luise setzt mit einer Fähre über die Memel und trifft sich in Tilsit mit Napoleon.
  • 1807. Am 7. und 9. Juli wurde hier der Tilsiter Friede zwischen Frankreich, Russland und Preußen geschlossen. Es gibt fortan noch preußische Behörden, sie sind aber durch besonderen Eid an Napoleon gebunden. / Preußen verliert die Hälfte seiner bisherigen Besitzungen mit 5 Millionen Menschen und mußte aus den abgetretenden Ländern das Herzogthum Warschau für den König von Sachsen, das Königreich Westphalen für Jerome Napoleon und den Rest für den Großherzog von Berg und Frankreich selbst verwendet sehen (Carl Wilhelm Böttiger: Die Deutsche Geschichte für Gymnasien und Schulen. Erlangen 1831).
  • Mit der Konvention von Tauroggen 1812 begann die Erhebung gegen Napoleon.
  • 1866.21. Okt.. Der letzte der Verträge zwischen Preußen und 22 Staaten oder Freien Städten nördlich der Mainlinie über die Gründung des Deutschen Bundes wird unterzeichnet (Verfassungsgebung: 1. Juli 1867). Tilsit im Königreich Preußen ist nun eine Gemeinde im Norddeutschen Bund.
  • 1871.18. Jan.. König Wilhelm von Preußen wird im Spiegelsaal zu Versailles zum Deutschen Kaiser proklamiert; Gründung des II. Deutschen Kaiserreichs. Insgesamt gehen vier Königreiche, sechs Großherzogtümer, fünf Herzogtümer, sieben Fürstentümer, drei freie und Hansestädte sowie das Reichsland Elsaß-Lothringen in das Reich ein. Tilsit ist nun eine Gemeinde im Deutschen Reich.
  • Im 19. und 20. Jahrhundert war Tilsit Sitz zahlreicher litauischer Verbände, denn im Umland sprachen damals rund 50 % der Einwohner litauisch. Dennoch sprachen sich 1921 nur 42 von über 1000 in der Stadt lebenden Litauern für deren Anschluss an Litauen aus. [1]

Neuere Geschichte

Das Kreishaus am Schloßmühlenteich in Tilsit

Bis 1914 konnte sich die Stadt unbehelligt von weiteren kriegerischen Auseinandersetzungen wirtschaftlich weiter entwickeln. Tilsit wurde zu einem bedeutenden Standort der Holzindustrie, nachdem schon im Mittelalter die Holzflößerei auf der Memel die Stadt geprägt hatte.

  • 1832 wurde die Straße nach Königsberg gebaut, 1853 die Straße nach Memel.
  • 1865 wurde Tilsit an das Eisenbahnnetz angeschlossen, 1875 wurde die Eisenbahn nach Memel verlängert.
  • Die Stadt Tilsit wurde weltweit bekannt für ihre Käseproduktion (Tilsiter).
  • 1866.21. Okt. Der letzte der Verträge zwischen Preußen und 22 Staaten oder Freien Städten nördlich der Mainlinie über die Gründung des Deutschen Bundes wird unterzeichnet. Tilsit, im Königreich Preußen, ist nun eine Stadt im ersten deutschen Bundesstaat, im Norddeutschen Bund.
  • Im Ersten Weltkrieg war Tilsit 1914 für zwei Monate [2] (↔ interessanter Hinweis) von russischen Truppen besetzt, die der Stadt aber keinen weiteren Schaden zufügten. Nach dem Krieg wirkte sich die Okkupation des Memellandes durch Litauen negativ auf die Tilsiter Wirtschaft aus, da die Stadt einen wichtigen Teil ihres Hinterlandes verloren hatte.
  • Bis 1945 war Tilsit seit 1895 ein selbstständiger Stadtkreis im Regierungsbezirk Gumbinnen, Ostpreußen im Deutschen Reich. Die Verwaltung des Landkreises Tilsit, später Tilsit-Ragnit, befand sich ebenfalls in Tilsit.
  • Bereits am 22. und 23. Juni 1941, sowie im Juni 1942 wurde Tilsit durch sowjetische Fernflieger attackiert. Den ersten schweren sowjetischen Bombenangriff während des Zweiten Weltkriegs musste die Stadt am 21. April 1943 über sich ergehen lassen, dem bis zum Juli 1944 weitere Großangriffe folgten.
  • Ab August erfolgte die Evakuierung von Frauen mit Kindern aus Tilsit.
  • Im Oktober 1944 war die Front bis an die Memel vorgerückt. Tilsit wurde zur Frontstadt erklärt, die restliche Zivilbevölkerung weitgehend evakuiert. Die seit dem Jahr 1900 von dem Unternehmen E-Werk und Straßenbahn Tilsit AG betriebene Straßenbahn stellte ihren Betrieb ein. Nach einem schweren Artilleriebombardement, das die Stadt bis zu 80 % zerstörte, wurde Tilsit am 20. Januar 1945 von sowjetischen Truppen eingenommen. [1]

Tilsiter Flugplatz Teichort

Das Foto (unten links) zeigt den Tilsiter Flugplatz Teichort mit
Empfangsgebäude und Flugfeld (Foto ca. 1938).
Am 1.April 1921 wurde der Flugplatz Dwischaken-Weinoten eröffnet.
Der erste Luftverkehr erfolgte nach Danzig, Königsberg und Memel.
Der Flugplatz lag westlich von Splitter am Rand der Gemeinde
Alt Weynothen (später Weinoten).
Daneben befand sich in der Tilsiter Stadtheide ein großer
Exerzierplatz.
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Kurz vor Ausbruch des Rußlandfeldzuges wurde der Militärflugplatz Lobellen errichtet.
Der Flugplatz befand sich aber schon auf Jucksteiner Gebiet,
dicht an der Lobeller Grenze. Auf Lobeller Gemarkung stand jedoch die Abwehr-Flak.
Durch den Flugplatz hatte die Gemeinde Lobellen sehr unter
Feindfliegern zu leiden.
Tilsit Flugplatz.jpg


Erste Fliegeraufnahme über Tilsit (1921)
Flugplatz Tilsit-Teichort

Tilsits Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg

Tilsit russ Wappen.png

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Auf Grund des Potsdamer Abkommens kam die Stadt zusammen mit den nördlichen Teilen Ostpreußens vorbehaltlich eines Friedensvertrags zur Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik der Sowjetunion. Seit 1946 trägt die nunmehr russische Stadt den Namen Sowetsk (übersetzt etwa Rätestadt von Sowjet = Rat).

Das nördliche Ostpreußen mit Sowetsk wurde als Oblast Kaliningrad aus militärischen Gründen hermetisch abgeriegelt. Die bisherige deutsche Wohnbevölkerung wurde, sofern nicht gegen Kriegsende geflohen, bis 1947 vertrieben. Es wurden hauptsächlich Russen aus Zentralrussland und aus dem Gebiet des heutigen Föderationskreises Wolga sowie Weißrussen angesiedelt.

Nach dem Zusammenbruch der UdSSR wurde die Oblast Kaliningrad zu einer russischen Exklave zwischen Polen und Litauen und Sowetsk zur Grenzstadt an der durch die Memel gebildeten russisch-litauischen Grenze. Gleichzeitig wurde die Absperrung der Oblast Kaliningrad aufgehoben und damit auch Sowetsk für ausländische Besucher erreichbar. [1]

Zahlen der Geschichte

Königspokal Tilsit 1885
  • 1365 wird die Ordensburg Splitter neben einer prußischen Siedlung gebaut.
  • 1406-1409 Bau einer Burg, in deren Schutz sich der Marktflecken entwickelt.
  • Tilsit wurde 1552 Stadt.
  • 1679 Bau einer Befestigung nach dem Schwedeneinfall. die Stadt wird nach drei Seiten durch die Memel und den Mühlenteich (Tilse) geschützt.
  • In Tilsit werden vorwiegend landwirtschaftliche Produkte verarbeitet.
  • Die Lutherkirche zählt zu den frühesten protestantischen Kirchenbauten Ostpreußens.
  • Durch den Frieden zu Tilsit am 07. und 09.Juli 1807, zwischen Napoleon I., Rußland und Preußen abgeschlossen, verlor letzteres die Hälfte seines Gebietes. Napoleon, Königin Luise und Zar Alexander halten sich in der Stadt auf.
  • 1812.30. Dez.. Der preußische General Yorck von Wartenburg, dem Napoleon Truppenteile übertragen hatte, schließt mit dem russischen General Diebitsch in der Mühle von Poscherun, unweit Tauroggen, eine Konvention ab, auf Grund deren das preußische Korps, das ihm unterstand, für neutral erklärt wurde und zwischen Memel und Tilsit unbehelligt Quartier nahm.
  • 1914.12. Sept.. Tilsit wird von den deutschen Truppen zurückerobert.
  • 1918.30. Nov.. Akt von Tilsit, eine Petition, die von zwei Dutzend preußisch-litauischen Intellektuellen unterzeichnet wurde. Hierin wurde die Abtrennung Preußisch-Litauens an das neugegründete Litauen gefordert.
  • 1945.20. Jan.. Die Sowjets erorbern Mlawa, Soldau, Plonsk, und Tilsit, Kreuzingen, Aulenbach, Schillen u. Kuckerneese in Ostpreußen.

Ordensburg und Karte

Ordensburg Tilsit, Rekonstruktionsversuch
Tilsit (c) Bundesamt für Kartographie und Geodäsie

Icon Literatur.jpg Literatur

Quellen, Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Quelle: Artikel Sowetsk_(Kaliningrad). In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (04.05.2013)
  2. Hallo,
    nach meinen Unterlagen wurde Tilsit im ersten Weltkrieg nicht zwei Monate besetzt (diese Fehlinformation scheint von ostpreussen.net oder kulturzentrum-ostpreussen.de zu stammen), sondern vom 24./26. August bis 12. September (Zurückeroberung durch die deutschen Truppen), also knapp drei Wochen. Die erste Beschädigung in der Stadt am 24. August war die Zerstörung der Telephon- und Telegraphenleitungen. Am 25. August das gleiche Spiel.
    Während der Besatzungszeit kam es hauptsächlich zu Vandalismus (Kasernen, Bahnhof, Brückenkopfrestaurant), Diebstahl und mehreren, aber im Verhältnis wenigen Übergriffen auf die Zivilbevölkerung. In Tilsit selbst gab es 3 Tote, in Schillgallen 'mehrere' Männer. Beim Befreiungskampf wurden mehrere Häuser auf der Stadtheide und in Splitter sowie das Städtische Krematorium stark beschädigt. Das Splitterer Holzlager brannte in einem riesigen, übergreifenen Feuer komplett ab, Schaden mehrere Millionen Mark. Quelle: Tilsit 1914-1919, Eberhard Quentin & Dr. C. Reylaender, gedruckt Tilsit 1919.
    Viele Grüße, Martin Weinand (aus Diskussion eingefügt, 04.05.2013)