Gelsenkirchen

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Gelsenkirchen : Erstvorkommen des Namens, Ortsstatus, Grundherrschaften, Kirchenhinweise, historisch – topografische Entwicklungen und strukturelle Vernetzung im heimatkundlichen Zusammenhang zur Auffindung von Archiven, Quellen, Hinweisen...

Hierarchie: Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Westfalenprovp-wap.jpg - Portal:Westfalen-Lippe > Regierungsbezirk Münster > Gelsenkirchen

Lokalisierung der Stadt Gelsenkirchen in Nordrhein-Westfalen
1917 Notgeld für Gelsenkirchen und Rotthausen
1923 Notgeld der Gelsenkirchener Bergwerks AG

Früherwähnung

Name

12. Jhdt. „Geilistirinkirkin"; 1265 „Gelstenkerken"  ;

Pfarrei

  • 1280 Kirchspiel Gelsenkirchen genannt
  • 1298 wird Gottfried als Rektor der Kirche zu Gelsenkirchen genannt
  • 1300 „perrochia Gelstingkerken"

Grundherrschaft

12. Jhdt. Kloster Werden hatte hier Besitz;

Beginen

Landschaftslage

  • Geografische Position 1895: bei (N 51° 32' | O 7° 06')

Lage 1954: Junge, 1928 aus den selbständigen Siedlungskernen Gelsenkirchen, Horst und Buer zusammengewachsene Großstadt im Kernraum des Kohlenreviers inmitten eines seit der Mitte des 19. Jhdts. zur Industrielandschaft umgestalteten Umlandes. Gelsenkirchen liegt in 40-94 m Höhe auf den beiderseitigen flachen Hängen der breiten Emschermulde mit dem Rhein-Herne-Kanal. 4 km südl. der Emscherlinie das alte Gelsenkirchen mit Stadtkern und aufgelockerten bergbaulich-industriellen Außenbezirken; auf dem gegenüberliegenden nordwestlichen Ufer der Emscher (sandige Terrassen) der Ortsteil Horst (1954 stark ländliche Gartenvorstadt) und 5 km nördl. der Emscher auf der Wasserscheidenhöhe des Recklinghäuser (Vestischen) Landrückens (lehmbodenüberdeckte Aufragungen der Oberen Kreideformation) der Ortsteil Buer 1954 noch mit vielen Zechen, aber auch Grünanlagen.

Ortursprung

Kloster Werden, Stift Essen und adlige Grundherren hatten hier im 12. Jhdt. Besitz.

Stadtgründung

Gelsenkirchen-Horst erhielt Stadtrechte 1277 durch Rudolf von Habsburg, später wieder aufgegeben. Die Stadt Buer war ursprünglich eine Freiheit. 1652 und 1711 wurden ihre Privilegien erneuert, die Rechte der Freiheit gingen 1811 verloren. Stadtrecht für Gelsenkirchen 1875, für Buer 1911. Vereinigung von Buer, Gelsenkirchen und der Landgemeinde Horst 1928.

Stadtsiedlung

Bauentwicklung

  • Drei Stadtkerne (Buer, Alt-Gelsenkirchen, Horst) 1954 deutlich erkennbar. Enge Industriesiedlung im Süden, lockere und weiträumige Siedlung im Norden. Mit der industriellen Erschließung seit 1847 Entwicklung eines gitterförmigen, jedoch unregelmäßigen Straßennetzes, Errichtung von Wohn- und Behördengebäuden im zeitgenössischen Stil.
  • Buer war 1768 durch doppelten Graben und Wall geschützt, Torhäuser schützten die Ausgänge der Freiheit. Die Befestigungen wurden zu Ende 18. Jhdts. niedergerissen.
  • Die alte Freiheit Horst war durch Wassergräben und Mauern geschützt. Sie lehnt sich an die ursprüngliche Burg der Herren von Horst an.

Gebäude

Bereits im 12. Jhhdt. hatte das Stift Essen auf dem Hofe eine Kirchspielskirche errichtet, die dem St. Georg geweiht war. Im 15. Jhdt. bestand eine Marienvikarie, 1526 eine Katharinenvikarie, 1554 eine Anna- und bis 1672 eine Georgsvikarie. Die Kirchen um 1954 sind wie die öffentlichen Verwaltungsgebäude neuen Ursprungs.

  • In Gelsenkirchen-Bismarck (Braubauerschaft) : Haus Grimberg (1945 zum großen Teil zerstört) mit gotischer kath. Kapelle; ev. Kirche im Übergangsstil 1889 umgebaut.
  • Buer: Die alte romanisch-gotisch erneuerte Kirche verfiel 1890 dem Abbruch. Steinskulpturen der rom. und got. Bauepoche befinden sich im Heimatmuseum Buer. Kirchen und Rathaus um 1954 neuen Ursprungs. Im Gebiet der Gemeinde Buer liegen die Schlösser: Haus Berge (16. Jh.), Haus Hamm (17. Jh.), Haus Lüttinghof (16. Jh.) mit gotischer Kapelle um 1500.
  • Horst: St.- Hippolyt-Kapelle bestand bereits im 13. Jhdt. Die kath. Kirche um 1954 ist neu. Horst ist bekannt durch Renaissanceschloß Haus Horst; 1558-78 erbaut. Hans-Sachs-Haus 1927. Zoologischer Garten im Bismarckhain 1949. Große Bürohäuser (Stadtsparkasse und Landeszentralbank) 1950.

Zerstörungen 2. Weltkrieg

Stans 1954: 1944 Teilzerstörung des Stadtgebiets durch Bombenangriffe. Wiederaufbau 1950 bis auf die Stadtteile Schalke und Hüllen im wesentlichen abgeschlossen.

Bevölkerung

Ältere Einwohnerzahlen

  • Gelsenkirchen: Kirchspiel Gelsenkirchen 1486: 89, 1542: 82, 1654: 114 Haushaltungen.
  • Dorf Gelsenkirchen: 1798: 350 Einwohner
  • Buer 1688: 90 Häuser.

Bervölkerungsverzeichnisse

Bürgerechtsquelle-Bürgerbuch

  • Gelsenkirchen, (Horst 1277, Gelsenkirchen 1875 Stadt). Nachbarbuch (Protokollbuch) der Gemeinde Gelsenkirchen 1697-1875, 366 Seiten (vgl. Gustav Griese, Die Orts- und Familiennamen in Gelsenkirchen. Gelsenkirchen-Buer 1949, Verlag Felix Post).

Mormonendaten

Staats- und Personenstandsarchiv Detmold

Gelsenkirchen

  • Zweitschriften ev Geburten, Heiraten Tote 1815-1874
  • Zweitschriften ev Konfirmanden 1867, 1868
  • Zweitschriften kath Geburten, Heiraten Tote 1815-1873
  • Juden Heiraten 1892-1913

Findbuch P 9

Standesamts-Nebenregister für den Regierungsbezirk Münster

  • Gelsenkirchen (1), 1874 - 1839
  • Gelsenkirchen (2), Schalke, 1877 - 1915. danach Gelsenkirchen
  • Gelsenkirchen (3), Heßler, 1900-1915, danach Gelsenkirchen
  • Gelsenkirchen (4), Braubauerschaft, Bismarck, 1887-1915, danach Gelsenkirchen
  • Gelsenkirchen (6), Hüllen, 1900-1915, danach Gelsenkirchen
  • Gelsenkirchen (7), Ueckendorf, 1877-1915, danach Gelsenkirchen
  • Gelsenkirchen (8), Rotthausen, 1891-1923, danach Gelsenkirchen
  • Gelsenkirchen-Buer, 1874-1938 (01.04.1928-11.06.1930, Gelsenkirchen-Buer 2)
  • Gelsenkirchen-Horst 1879-1938 (01.04.1928-11.06.1930 Gelsenkirchen-Buer 3)

Jüngere Einwohnerzahlen

  • Dorf Gelsenkirchen 1838: 505 Einwohner (E.), 1839: 614 E., 1843: 653 E., 1858: 1.597 E., 1871: 7.825 E.;
  • Stadt Gelsenkirchen 1875: 11.292 Einwohner (E.), 1885: 20.289 E., 1895: 31.582 E., 1900: 36.900 E., 1905: 147.005 E., 1933: 332.545 E., 1939: 317.568 E., 1946: 265.793 E., 1950: 315.460 E.
  • Das alte Stadtgebiet vor den Eingemeindungen (Stand von 1900) hatte 1927: 208.000 Einwohner (E.), 1937: 200.000 E.
  • Jeweiliges Gebiet von Buer 1818: 3.344 Einwohner (E.), 1843: 3.837 E., 1858: 4.167 E., 1865: 4.142 E., 1871: 4.547 E., 1880: 5.840 E., 1885: 7.721 E., 1890: 11.000 E., 1895: 16.031 E., 1900: 28.500 E., 1905: 40.280 E., 1910: 61.500 E., 1926: 103.000 E., 1937 (Ortsteil Buer): 99.000 E.
  • Jeweiliges Gebiet von Horst 1816: 480 Einwohner (E.), 1818: 487 E., 1843: 562 E., 1850: 605 E., 1858: 826 E., 1871: 1.659 E., 1885: 3.004 E., 1887: 3.041 E., 1895: 5.063 E., 1905: 14.889 E., 1925: 25.000 E., 1937 (Ortsteil Horst): 25.000 Einwohner.

Das Anwachsen der Stadtbevölkerung war bedingt durch den schnellen Aufschwung der Industrie, die Arbeiter aus dem ganzen Reich, besonders aus den östlichen Provinzen nach Gelsenkirchen führte.

Sprache

In Gelsenkirchen hat die geschlossene Industriesiedlung die Grundlagen der westfälischen Mundart zerstört. Nur resthaft kann man diese noch bei wenigen Sprechern und in dem Sprachgut erfassen, das in die Umgangssprache der jüngeren Generation eingegangen ist. Die alte Mundart sprach (1880): ink 'euch', git 'ihr', bauen 'bauen', maiht `(sie) mähen', eck si Ich bin', better 'besser', gebrocken 'gebrochen'. Plattdeutsch als Umgangssprache bis um 1900 bei der ländlichen Bevölkerung üblich.

Wirtschaft

Handel und Gewerbe

Stand 1954: Die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt, die bis 1840 ein kleines Ackerdorf war, beruht überwiegend auf dem Kohlenbergbau. 1840 erste Bohrungen nach Kohle; erster Spatenstich für einen Tiefbauschacht 1856. Zusammenschluß von 7 in den damaligen Gemeinden Schalke, Heßler, Bulmke und Hüllen gelegenen Grubenfeldern als „Consolidation" durch Friedrich Grillo, der 1866 ein Puddel- und Walzwerk gründete, 1954 Abteilung Grillo-Funke der Mannesmann-Röhrenwerke und weitere Betriebe, sowie 1868 die Gewerkschaft „Graf Bismarck" aus 17 Grubenfeldern bildete, den Schalker Gruben- und Hüttenverein (später „Deutsche Eisenwerke AG., Werk Schalker Verein.", waren 1954 entflochten: Eisenwerke Gelsenkirchen AG.), 1872 mit Friedrich Thyssen und 1873 die Gelsenkirchener Bergwerks AG. (Emil Kirdorf). Daneben weitere Bergbaubetriebe und Niederlassung von Eisen- und anderen Industriezweigen.

  • Stand 1954: In Horst war schon früh Viehhandel (Emscher Pferde). Kurzlebige Baumwollspinnerei 1800. Kohlebergbau seit 1857, der vor allem seit 1896 der Landgemeinde ein zunehmend industrielles Gepräge gab.

Insgesamt waren in Gelsenkirchen 1937: 13 Schachtanlagen und 39 fördernde Schächte mit 31.228 Mann Belegschaft, 13,8 Mill. Tonnen Kohle,, 4,3 Mill. Tonnen Koks. Daneben Versuchsgrube Hibernia für Steinkohlenbergbau. 2 Anlagen zur Kohleverflüssigung: Gelsenkirchen- Gelsenberg-Benzin AG. und Hydrierwerk Scholven AG. Als größte Kohlenstadt des Festlandes (1939: 14,5 Mill. Tonnen = 11% der Ruhrkohlenförderung) war Gelsenkirchen 1954 eine der bedeutendsten Industriestädte des Rheinisch-Westfälischen Industriereviers mit Großindustrien von Eisen, Stahl, Chemie, Glas, Nahrungsmittel- und Bekleidungsherstellunu. Eisenverarbeitung durch Vereinigte Stahlwerke, Mannesmann-Röhrenwerke, Gutehoffnungshütte, Ofenfabrik, Glasfabrik „Delog" (45% des westdt. Glasbedarfs), Chemische Industrie AG., Brauereien und viel Kleinindustrien. 1946 bis 1950 Aufbau der Bekleidungsindustrie durch Ansiedlung von 48 ostdeutschen, besonders schlesischen Konfektionsbetrieben (1950: 3.700 Arbeiter).

Entwicklungsphase des Bergbaus

Gelsenkirchen steht im Rückblick als eine der einstmals wichtigsten Bergbaumetropolen des Ruhrgebiets beispielhaft für die Entwicklungsphase des Ruhrbergbaus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Mit insgesamt 14 Zechen, die zwischen 1853 und 1908 entstanden, gründete ihr rasanter wirtschaftlicher Aufstieg wesentlich auf der bergbaulichen Erschließung des Stadtgebiets. Die daraus resultierenden Folgen für die räumliche, gesellschaftliche und soziale Entwicklung der Stadt führten im Ergebnis zur völligen Überformung der einstigen Agrarlandschaft, hervorgerufen durch Bergbau- und Industrieansiedlungen sowie der Zuwanderung von mehreren Hunderttausend Menschen auch aus slavisch sprechenden Bereichen.

Nicht zuletzt diese Zuwanderer sahen sich angesichts ihrer schwierigen Lebensumstände, die geprägt waren von Wohnungsnot, harten Arbeitsbedingungen und nicht selten Armut, in ihren Erwartungen enttäuscht, wodurch zunehmend ein Konfrontationsklima entstand, das sich vor allem ab den 1880er Jahren immer häufiger in örtlichen Arbeitsniederlegungen oder Massenstreiks entlud.

Verkehr

Stand 1954: Der Aufschwung von Gelsenkirchen begann mit dem Bahnanschluß 1847 (Köln-Minden) und wurde beschleunigt durch die Kanaleröffnung 1899. 1954 verliefen im Stadtgebiet 6 Bahnstrecken: Altenbeken - Dortmund - Gelsenkirchen - Wattenscheid - Düsseldorf. Essen - Gelsenkirchen – Wanne-Eickel - Münster. Essen - Gelsenkirchen -Bismarck - Wanne-Eickel. Wanne-Eickel - Gelsenkirchen -Bismarck - Dorsten - Burlo. Oberhausen - Bottrop Süd - Gelsenkirchen-Horst Süd - Wanne-Eickel – Dortmund. Oberhausen-Hamm. 1954 hat Gelsenkirchen 12 Bahnhöfe. Daneben ein ausgedehntes Zechen- und Industriebahnnetz im Stadtgebiet.

Stand 1954: Straßen nach Essen, Gladbeck, Herten - Recklinghausen, Wanne-Eickel, Wattenscheid - Bochum. Im Norden (Gelsenkirchen-Buer) vereinigen sich die Bundesstraßen Solingen-Gladbeck- Gelsenkirchen -Buer-Dorsten -Borken und Hagen-Wanne-Eickel- Gelsenkirchen-Buer. 1954 die Autobahn Köln-Berlin 7 km entfernt. Autohof „Ruhrgebiet" als Umschlagplatz für Autobahn und Industriegebiet an der Balkenstraße 1950.

  • Straßenbahnen nach allen umliegenden Städten des Ruhrgebiets seit 1893.
  • Rhein-Herne-Kanal 1899, Stadthafen Gelsenkirchen 1911, daneben 5 Industriehäfen (Güterumschlag 1938: 5,7 Mill. Tonnen).
  • Flugplatz seit 1945 unbenutzt und wird bebaut.

Umgebungsbedeutung

Stand 1954: Gelsenkirchen ist in erster Linie Industriegroßstadt. Es hat als wirtschaftliches Zentrum in der Emschermulde eine bedeutende Anziehungskraft auf viele kleinere Orte nördlich der Emscher. Horst 1928. Kanalisation und Kläranlagen.

Verwaltung

Rat

  • Gelsenkirchen: 1608 hatte das Dorf 2 Bürgermeister, die von den Eingesessenen gewählt wurden. Sie hatten für die Verwaltung der Nachbarschaften, in die das Kirchdorf eingeteilt war, zu sorgen. 1807-13 bildete Gelsenkirchen mit Wattenscheid eine Munizipalität. 1873 beantragte die Gemeindevertretung Verleihung der Stadtrechte, 1875 wurde Gelsenkirchen in die Reihe der westfälischen Städte eingereiht.
  • Horst. In der kleinen Freiheit Horst standen dem Besitzer der Herrlichkeit Verwaltungs- und Gerichtsrechte zu. 1807-13 zählte es zur Mairie Buer, 1891 wurde Horst als selbständiges Amt abgetrennt. Seit 1928 Stadtverordnetenversammlung, 1933-45 Rechte auf Zustimmung zu den Beschlüssen des Oberbürgermeisters beschränkt. 1946 Rat der Gemeinde mit Oberbürgermeister als Ratspräsident, Oberstadtdirektor als Verwaltungschef.

Gericht

In Gelsenkirchen wie in Buer lag die Gerichtsbarkeit in Händen eines landesherrlichen Richters. In Horst war die Rechtsprechung über Leib und Leben ausschließlich Recht des Gerichtsherrn. 1879 Amtsgericht, vorher Kreisgericht Bochum.

Bürgerschaft

In Buer und Horst wurden die Einwohner als "Bürger" bezeichnet, doch hatten nur in der ersteren Freiheit die Bürger Einfluß auf die Wahl der Bürgermeister und Ratsherren.

Landesherrschaft

Gelsenkirchen war auf Grund und Boden des Essener Oberhofes entstanden. Die Vogtei über das Stift Essen besaßen die Grafen von der Mark. Sie kamen schon bald in Streitigkeiten mit der Fürstäbtissin über Hoheitsrechte in Gelsenkirchen. Die Grafen von der Mark behielten hier die Oberhand und das Kirchspiel Gelsenkirchen zählte seit dem 13. Jhdt. zum Amt Bochum der Grafschaft Mark.

Kriegerische Ereignisse

Durch kriegerische Einfälle hatte Gelsenkirchen besonders unter den Einfällen der Spanier und Holländer 1584 und dann im 30jährigen Kriege zu leiden.

Zeitzeichen 1895

Kriegswesen

Wehrhoheit

In Gelsenkirchen war die Landesverteidigung Aufgabe des märkischen Amtmannes in Bochum, der die Adligen und die Bauern des Amtes aufbot. Dagegen lag das Kriegswesen in Buer in Händen der Bürger (Bürgerschützen), in Horst unterstand es dem Gerichtsherrn.

Schützengilden

Schützenbund Gelsenkirchen aus der Vereinigung der Schützenvereine 1924 Schützenvereinen.

Siegel, Wappen, Fahne

Wappen NRW Kreisfreie Stadt Gelsenkirchen.png Beschreibung:

Wappen (1933): 1 in Schwarz eine silberne Kirche mit einem Mittelturm und offenem Tor in Vorderansicht, 2 in Silber eine bewurzelte grüne Linde (Buer), 3 in Silber 5 blaue Balken, überdeckt von einem doppelt geschwänzten roten Löwen (Horst), 4 in Schwarz die schräggekreuzten silbernen Berghämmer.

Altes Wappen (1877): Das alte, 1877 verliehene Wappen von Gelsenkirchen zeigte in Silber eine rote Kirche, in deren Tor Schlägel und Eisen schräg gekreuzt, neben dem Turm rechts ein Schild mit dem preußischen Adler, links ein goldener Schild mit dem von Silber und Rot in 3 Reihen geschachten (märkischen) Balken. Helm: brennende Grubenlampe zwischen offenem schwarzen Flug.

Fahne: Die Gelsenkirchener Farben sind (?).

Finanzwesen

Münzwesen

In Gelsenkirchen bestand die Münz- und Steuerhoheit des Landesherrn als Graf von der Mark; in Buer und Horst die des Erzbischofs von Köln.

  • Notgeld.
    • 1. Stadt und Gemeinde Rotthausen 1919: 50 Pfg. Eisen. Folgende Ausgaben in Papier. 1917: 50 Pfg. - 1918-22: vgl. Bochum.
    • 2. Stadt und Kreis Gelsenkirchen 1923 : 20 Werte von 100 Ts. bis 5 Bill. - 1923-24: 1/2 M. wertbeständig.

Stadtgebiet

Kirchspiel Gelsenkirchen seit dem 13. Jh.: Rotthausen, Schalke, Heßler, Bulmke, Braubauerschaft.

  • Eingemeindungen 1903: Bismarck ( = Braubauerschaft, 864 ha, 22.612 Einwohner (E.)), Bulmke (196 ha, 13.021 E.), Heßler (687 ha, 6.394 E.), Hüllen (218 ha, 7.099 E.), Schalke (356 ha, 27.766 E.) und Ückendorf (506 ha, 23 334 E.);
  • Eingemeindungen 1924: Teile von Rotthausen (564 ha, 27.079 E.), ferner durch Grenzberichtigung 1924 von Günnigfeld und Leithe sowie 1926 von Röhlinghausen und Wanne (zusammen 176 ha) und zugleich 1926 Abtretung an Wattenscheid (5 ha).
  • Vereinigung 1928 mit Stadt Buer (3.828 ha, 1925:208.512 E.) und Horst (504 ha, 1925: 24.663 E.) zur Stadt G.-Buer.
  • Abtretung 1929 an Wattenscheid (120 ha, 1925: 2.047 E.).
  • Gebiet von Gelsenkirchen 1858: 252 ha, vor 1928: 3.828 ha, 1951: 10.435 ha;
  • Gebiet von Buer 1858: 9.691 ha, 1928: 6.208 ha;
  • Gebiet von Horst 1858: 493 ha, 1928: 507 ha.

Stadtkreis

Gelsenkirchen war Namensgeberin des 1896 gebildeten Kreises Gelsenkirchen.

Politische Stadteinteilung

Stadtteile

Kirchenwesen

Bistümer seit Mittelalter

Gelsenkirchen zählte zunächst zum Dekanat Essen, was auf die Gründung der Kirche zurückzuführen ist. Unter märkischer Landeshoheit unterstand der Pfarrer zu Gelsenkirchen dem Dechanten zu Wattenscheid. Die Kirchen zu Buer und Horst zählten zum Dekanat Dortmund. 1821 wurde G. dem Bt. Paderborn (Dekanat G.), Horst und Buer dem Bt. Münster (Dekanate Gladbeck und Buer) zugeteilt.

Reformation

Die Reformation setzte sich in Gelsenkirchen zu Beginn des 17. Jhdts. durch, doch behaupteten die Katholiken die Mitbenutzung der Kirchspielskirche von Mitte 17. Jhdts. bis Ende 19. Jhdt. Die Kreissynode Gelsenkirchen umfaßt auch Wattenscheid, Günnigfeid und Leithe.

Bekenntnisse

  • Dorf Gelsenkirchen 1818: 201 Ev., 300 Kath., 1839: 253 Ev., 330 Kath.,
  • Stadt Gelsenkirchen 1928: 155.477 Ev., 162.458 Kath., 1946: 122.173 Ev., 127.625 (48 %) Kath. Sekten und Gebetsvereine 1936: etwa 90, 1950: etwa 20.

Juden

Die Zahl der Juden in Gelsenkirchen war gering, die Niederlassung ursprünglich nur mittels eines Geleitsbriefes zulässig. 1818: 4, 1839: 31, 1855: 36, 1871: 96, 1915: 658, 1925: 1.715 Juden.

Wohlfahrtspflege

Stand 1954: 12 Kranken- und Heilanstalten

  • in Gelsenkirchen: Ev. Krankenhaus, Kath. Marienhospital, Kath. Krankenhaus, Knappschaftskrankenhaus, Orthopädische Klinik;
  • in Gelsenkirchen -Buer : Marienhospital, Vestische Frauenklinik mit Elisabethstift I in Erle und Elisabethstift II, Hedwigs-Krankenhaus in Hesse, Bergmannsheil II, St. Josephsheim in Erle, Franke-Stift;
  • in Gelsenkirchen -Horst: St.-Josephs-Hospital (tom Hövel). Hygienisches und Bakteriologisches Institut der Ver. zur Bekämpfung der Volkskrankheiten im Ruhrgebiet (1909).

7 Altersheime, 3 Säuglingsheime, 3 Waisenhäuser, Kühl- und Gefrierhaus Kalthoff, Elektrizitätswerk 1909 erbaut, Strom seit 1912/13. Gaswerk 1874 von Friedrich Grillo erbaut, Gaswerk Buer 1899. Wasserwerk für das nördl. westfälische Kohlenrevier in Gelsenkirchen 1887, Wasserwerk für Horst seit 1928.

Bildungswesen

Schule

Stand 1954: Volksschulen seit 17. Jhdt. Seit dem Aufschwung im 19. Jhdt. wurden eine ganze Anzahl höherer Schulen errichtet. Gelsenkirchen hat Gymnasium, Oberrealschulen, Oberschulen für Jungen (4) und Mädchen (3), Frauenschulen und Studienanstalten, Rektorats- und Mittelschulen.

Theater

Stand 1954: Konservatorium. Stadttheater 1935-43, Städtische Bühnen 1948. Städt. Orchester.

Zeitungen

Gelsenkirchener Ztg. (1865), Gelsenkirchener Allg. Ztg. (1903), Horster Ztg. (1903), National-Ztg., Westfälischer Beobachter. Nach 1945 Kopfblätter und Lokalbeilagen auswärtiger Ztgen.: Buerscher Anz. (CDU) (1881), Buersche Volksztg. (1919, Zentrum), Buersche Ztg., Gelsenkirchener Anz. (CDU), Gelsenkirchener Morgenpost, Gelsenkirchener Nachr. (Zentrum), Horster (Volks-) Ztg. (1900, Zentrum), Westfälische Rundschau Ausgabe Gelsenkirchen (SPD), Neue Volksztg. (KPD), Westdt. Allg. Ztg., Gelsenkirchen und sein Sport, Gelsenkirchener Blätter.

Archive

Literatur/Quellen

  • Bau- u. Kunstdenkmäler, Stadt Gelsenkirchen
  • Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Westfalen, Kreis Gelsenkirchen -Stadt und Land (1908),
  • Beitr. zur Gesch. Gelsenkirchens (1900).
  • Bericht über den Stand und die Verwaltung der Gemeindeangelegenheiten der Stadt Gelsenkirchen. Gelsenkirchen, Online: (1882 - 1927).
  • Darpe, Franz: Verzeichnisse der Güter, Einkünfte und Einnahmen des Ägidii-Klosters, der Kapitel an St. Ludgeri und Martini sowie der St. Georgs-Kommende in Münster, Münster, Theissing, (1900), Online (mit Orts- und Personennamen-Verzeichnis).
  • Deutschlands Städtebau: Gelsenkirchen hg. von Arendt und W. Brepohl (1922).* Die Stadt Gelsenkirchen (1927).
  • Festschrift zum 75jährigen Bestehen des städt. altsprachlichen Gymnasiums G. (1951).
  • Gelsenkirchen, Monographien Deutscher Städte (1927).
  • Gelsenkirchen, die Stadt und ihre Lebensgesetze [die Gesch. Groß Gelsenkirchens seit der Industrialisierung] (1939).
  • Gelsenkirchen in alter und neuer Zeit, 4 Bände (1948 bis 1951).
  • Grasreiner, Reinhold: Im Herzen des Ruhrlandes: Heimatbuch für Schule und Haus (Gelsenkirchen-Stadt und Land) nebst Angrenzung. Band 1, Dortmund: Ruhfus, 1923. 56 S.
  • Griese G. und Jürgens,H: Bürgerbuch der Freiheit Buer (1952).
  • Hellberg, H.: Studien zur Dialektgeographie im Ruhrgebiet und im Vest Recklinghausen (1936), DDG 37.
  • Himmelreich, Hildegard: Volkliche Betrachtungen an der Umgangssprache in Gelsenkirchen (Diss. Münster 1939, ungedruckt).
  • Horst im Broiche (1928)
  • Kreis Recklinghausen (1929).
  • Kreissynode Gelsenkirchen, Gemeindebuch 1950 (1950).
  • Pilike, E.: Die politischen Zeitungen und Zeitschriften im Kr. Recklinghausen 1804-1919, in: Festgabe A. Eitel (1947).
  • Russell: Zur Eingemeindung von Buer nach Gelsenkirchen, in: Vestisches Jb. 54 (1952).
  • Schmitt: Kriegsleid durch die Franzosen, vornehmlich in Buer, Gelsenkirchen und Horst, seit dem Westfälischen Frieden, in: Vestische Z. 48 (1941).
  • Schneider: Die Ortschaften der Provinz Westfalen (1936).
  • Statistisches Handb. der Stadt Gelsenkirchen 1903-27.
  • Stein: Heimatkunde der Kreise Bochum Stadt und Land, Gelsenkirchen Stadt und Land, Hattingen und Witten, Kamp Arnsberg, Stahl, 1900 Online
  • N.N.: Das Rathhaus in Gelsenkirchen, Sonderabdruck aus: No. I der „Deutschen Bauzeitung“, (1895), Online


Literatur-Suche

Karten

Weblinks

Offizielle Webseiten

Genealogische Webseiten

Historische Webseiten


Zufallsfunde

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Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis


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Kreise und kreisfreie Städte im Regierungsbezirk Münster (Bundesland Nordrhein-Westfalen)
Kreise: Borken | Coesfeld | Recklinghausen | Steinfurt | Warendorf
Kreisfreie Städte: Bottrop | Gelsenkirchen | Münster
bis 1975 außerdem die Kreise: Ahaus | Beckum | Lüdinghausen | Münster | Tecklenburg