Ober-Eisseln

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Ober Eisseln Schrift.jpg


Ober Eisseln Ansicht.jpg
Ober Eisseln Schloß2.jpg
Garten und Giebelende des Wohnhauses von Gutsbesitzer Hahn
in Ober Eisseln
Unter Eisseln Karte.jpg

Hierarchie



Einleitung

Ober Eisseln wurde vor dem Ersten Weltkrieg nicht unbescheiden als “Thor zur Lithauischen Schweiz” gepriesen. Tatsächlich findet das Hügelland des Willkischker Höhenzuges hier, südlich der Memel, eine Fortsetzung. Vom Signalberg, der mit 68 m sogar den legendären Rombinus um 22 m überragt, hat man eine herrliche Aussicht ins Memeltal. Besondere Bekanntheit hatte das Memeldorf durch das Ausflugsetablissement Schober bekommen, dessen Bergpark von der Werbung als “Klein Versailles” bezeichnet wurde. Zusammen mit dem benachbarten Unter Eisseln gehörte das Dorf zu den beliebtesten Ausflugszielen im nordöstlichen Ostpreußen. [1]

Name

Ober-Eisseln, 1785 Ober Eyssuln, auch Ober Eisseln, Ober Eißeln, Obereißeln, Ober Aisseln, russ. Garino, Kreis Ragnit, Ostpreußen.
Der Name bezieht sich auf den langsamen Fluss der Memel.

  • baltisch "ais, eis, eiti" = gehen, die feierliche Gangart


Allgemeine Information

Zum zuletzt zwischen 400 bis 500 Einwohner zählenden Ort Ober Eisseln gehörten das von der Familie Hahn bewirtschaftete Gut Ober Eisseln, der Ortsteil um die Schule herum, die Trakas (Abbauten), das Viertel um Schober, Bismarckturm und Molkerei Hildebrandt sowie das nach dem Ersten Weltkrieg eingemeindete Karlsberg mit seinem Sägewerk und dem Gut Karlsberg. [2]

Politische Einteilung

Letzte Statistik 1939
Obereißeln (Einw.: 403 ;Fläche: 763 ha), Dorf im Kreis Ragnit, ab 1922 Kreis Tilsit-Ragnit

  • nach 1945 : Garino / Гарино
  • Karlsberg
  • nach 1945 : Korobovo / Коробово

Ober Eisseln war Sitz des Amtsbezirks Ober-Eißeln, zu dem die Gemeinden Ober Eisseln, Unter Eisseln, Tussainen einschließlich Jautelischken und Traken, sowie Klein Lenkeningken gehörten. Es gab auch den Fleischbeschau-, den Schiedsmann- und den Standesamtsbezirk Ober Eisseln, zu dem dieselben genannten Dörfer gehörten.

Die Ämter des Amtsvorstehers und des Standesbeamten wurden bis nach der Jahrhundertwende in der Regel von den beiden Gutsbesitzern Ober-Eisselns, Gottschalk und Leiner wahrgenommen. Es folgten: Bauer und Bürgermeister Christoph Staschull, Unter Eisseln, und nach dessen Tode Landwirt Kosgalwies, Klein Lenkeningken. Ihn löste nach der Machtübernahme der Bauer Arno Kurras ab, bis ihm nach seinem Osteinsatz der Gutsbesitzer Erich Erzberger folgte, der zugleich Bürgermeister und Ortsbauernführer von Ober- Eisseln war und alle drei Ämter bis zur Flucht bzw. Räumung versah.

Bürgermeister des Ortes von der Jahrhundertwende an waren: Grumblatt bis 1912, Lorenz von 1912 bis 1921, Hilger von 1922 bis 1934, Kuprat von 1934 bis 1940 und nach dessen Fortzug und Osteinsatz bis zur Räumung Erzberger. [3]

Kirchliche Zugehörigkeit

Evangelische Kirche

Kirchlich gehörte Ober Eisseln zu Ragnit und blieb es auch, als in Groß Lenkeningken eine Kirche erbaut wurde, entgegen seinem Nachbardorf Unter Eisseln, das nun dem Kirchspiel Groß Lenkeningken zugeteilt wurde. Allerdings hatte Unter Eisseln es nach Groß Lenkeningken näher als bis Ragnit. Die Entfernung für Ober Eisseln zu Ragnit und Groß Lenkeningken war gleich weit, ca. 6 km, und so blieb man bei Ragnit. Infolge des weiten Kirchweges nach Ragnit entfaltete sich das kirchliche Leben zu seiner Pfarrgemeinde vielleicht nicht so, wie es die Geistlichen gewünscht hätten. Es bildeten sich kirchliche Gemeinschaften, zu denen auch an Ober Eisseln angrenzende Einwohner aus Unter Eisseln stießen, die bis Groß Lenkeningken immerhin etwa 5 km zu laufen hatten. Die größte und rührigste, der auch eine Sonntagsschule für Kinder angeschlossen war, wurde von der Postagentin, Frl. Anna Stadtbaus, geleitet, die Gebetsstunden in verschiedenen Privathäusern, ja selbst unter freiem Himmel durchführte.

Geschichte

Seine immer hochwasserfreie Lage am Memelstrom mit einem großen Fischreichtum sowie nahe gelegene Wälder mit ihrem vielen Wild, Pilzen und Beeren und ein sehr ertragreicher Ackerboden dürften - da damit die Lebensgrundlage gegeben war - schon sehr lange vor der Ordenszeit die alten Pruzzen zur Ansiedlung verlockt haben. Dieselben hatten auf der höchsten Erhebung, dem Signalberg, auf dem im Jahr 1912 der Bismarckturm erbaut wurde, ihre Kultstätte gehabt, bis sie vom Ordensheer zum Christentum bekehrt wurden und damit die Verehrung ihrer Götter aufhörte.

Eine stärkere Besiedlung vor allem mit deutschen Menschen erfolgte von der nur etwa 6 km entfernt gelegenen Ordensfeste Ragnit aus. Man kann also mit gutem Gewissen sagen, daß Ober Eisseln eine der ältesten Siedlungen des Kreises Tilsit-Ragnit gewesen ist.

Gutsbesitzer Hahn mit Trakehner-Stute und Fohlen an der Tränke.
Im Hintergrund sieht man einen Teil des Kuhstalls.

An der Landstraße von der litauischen Grenze nach Ragnit und Tilsit, die wohl auch seit der Ordenszeit als Heerstraße benutzt worden ist, stand bereits seit Jahrhunderten, urkundlich nachweisbar seit 1629, ein Krug, und zwar derselbe oder ein nachfolgender erweiterter Bau, der in den letzten Jahrzehnten vor der Vertreibung von Gastwirt Kraemer bewirtschaftet wurde.

Die Vorfahren des letzten Gutsbesitzers des Gutes Ober Eisseln waren Salzburger, wanderten 1732 ihres protestantischen Glaubens aus ihrer Heimat vertrieben als Familie Pichler ein und übernahmen in Ober Eisseln den schon erwähnten Krug. Diese Familie und ihre Nachkommen müssen sehr tüchtige und zielstrebige Menschen gewesen sein. Sie kauften im Laufe der Zeit immer mehr Land dazu, bis es schließlich unter dem Großvater des letzten Besitzers Hahn-Gottschalk eine Größe von 212 Hektar (= 848 pr. Morgen) hatte. Zu dieser Eigentumsfläche pachtete der letzte Gutsherr Hahn vom Gut Tussainen noch 51 ha (= 204 Morgen) Ackerland hinzu, so daß z. Zt. der Vertreibung insgesamt 1.052 Morgen bewirtschaftet wurden, und zwar: 584 Morgen Ackerland, 120 Morgen Wiesen und 296 Morgen Weiden. Der Boden war recht ertragreich und wurde sehr gut bewirtschaftet, war auch mit den modernsten Ackergeräten und Erntemaschinen ausgestattet. [4]

Bewohner um 1736

  • Nassauer und Franken
    Valtin Müller, Gottfried Rochelmeyer, Barthel Matzler, Leonard Model


Ortsbeschreibung

Jagdschloß Ober Eisseln

Ober Eisseln Schloß1.jpg

Die ganze Anlage, einschließlich der Tannenpyramiden und der großen Steintreppe, die von der Memel hinauf zum ehemaligen Jagdschloß und späteren Etablissement führte, hatte der Baron von Sanden-Tusseinen als damaliger Eigentümer von einem 1813 aus dem Winterfeldzug nach Rußland zurückgekehrten Franzosen, der hier in dem damaligen Jagdschloß gesund gepflegt worden war, anlegen lassen. Später zog ein Pächter ein.
Dieses herrliche Fleckchen Erde kauften 1908 die Eheleute Schober, die bisher Pächter des Dorfkruges waren, von Herrn von Sanden-Tusseinen und der Baronin und während früher vornehme geladene Gäste des Barons und der Baronin sich hier vergnügten, konnte jetzt neben den vielen auswärtigen Besuchern auch der einfache Mensch der Dörfer ringsum Erholung und Zerstreuung finden. Herr Schober vergrößerte die Lokalitäten und er baute vor allem einen neuen großen Saal. Es kamen immer mehr Gäste, ja selbst weit aus dem Reich und man muß sich wundern, wie die Eheleute Schober mit ihren treuen Hilfskräften mit der vielen Arbeit, selbst bei Stoßgeschäften, fertig wurden. Frau Herta Schober, Ehefrau von Gustav Schober, muß die Arbeit gut getan haben, denn sie lebt mit 87 Jahren heute noch, ihr Sohn Karl ist seit dem 30. 6. 44 an der Beresina vermißt und wahrscheinlich gefallen. [5]

Der Bismarckturm in Ober Eisseln

Höhe: 20 m Grundsteinlegung: 1911

Kosten: 17.000 Mark Einweihung: 17.08.1912

Angeregt wurde der Bau dieses Bismarckturmes als Aussichtsturm mit Feuerschale von Oberpräsidialrat Graf von Lambsdorff (früherer Landrat des Kreises). Der Bau eines Bismarckturmes wurde bereits schon am 23.09.1899 geplant.

Als Standort des Turmes wählte man den Signalberg (68 m über NN) in der Gemeinde Ober Eisseln bei Ragnit. Entworfen wurde der Turm von Baumeister Schaffenhauer aus Wetzlar. Die Bauausführung erfolgte durch Kreisbaumeister Ewermann aus Ragnit. Als Baumaterial wurden Feldstein-Findlinge verwendet. Die Breite des Turmes beträgt 6 m, die Mauern sind ca. 1 m dick. Auf einem breiten Postament erhebt sich der Turm mit ausgebuchtetem Mittelbau. Über dem Eingang wurde die Inschrift "Bismarck" (in Sütterlin) angebracht. Über eine Innentreppe mit 88 Stufen war die Aussichtsplattform nebst Feuerschale erreichbar. Die Feuerschale wurde mit in Petroleum getränktem Holz befeuert.

Im Juni 1994 war der Eingangsbereich des Turmes noch erhalten. [6]
Laut Lew Kusmin aus Rußland war der Turm im Oktober 2002 noch ruinös vorhanden. Die Stufen der Steintreppe waren teilweise zerstört. Im Eingangsbereich sind einige Steine herausgebrochen worden. Ein Aufstieg ist nur noch eingeschränkt möglich (Stand: Oktober 2002).

Verschiedenes

Karten

Eissuln in der Schroetterkarte (1796-1802) 1:50 000
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
Siehe ganz unten südlich der Memel auf der Schroetter Karte 1802, Maßstab 1: 160 000




Zufallsfunde

Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden.

Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>EISSELKO15BA</gov>

Quellen

  1. Text: Bernhard Waldmann
  2. Auszug aus dem Heimatbuch "Am Memelstrom und Ostfluß" von Ernst Hofer © 1967; Herausgeber Kreisgemeinschaft Tilsit-Ragnit e.V., Wiederauflage 1994
  3. Übernommen von Kreisgemeinschaft Tilsit-Ragnit
  4. Auszug aus dem Heimatbuch "Am Memelstrom und Ostfluß" von Ernst Hofer © 1967; Herausgeber Kreisgemeinschaft Tilsit-Ragnit e.V., Wiederauflage 1994
  5. Auszug aus dem Heimatbuch "Am Memelstrom und Ostfluß" von Ernst Hofer © 1967; Herausgeber Kreisgemeinschaft Tilsit-Ragnit e.V., Wiederauflage 1994
  6. Quelle: S. Seele, Mannheim