Bertulischken

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Hierarchie

Regional > Litauen > Bertulischken

Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Memel > Bertulischken



Einleitung

Bertulischken, Kreis Memel, Ostpreußen


Name

Andere Namen und Schreibweisen

  • Mit "Adlig" wird ein adliger Gutsbesitzer mit den entsprechenden adligen Vorrechten bezeichnet: hohe und niedere Gerichtsbarkeit, Jagd- und Fischereirecht, Patronat, Brauerei-, Brennerei-, Verlagsgerechtigkeiten, Herrschaftsrecht gegenüber dem Personal. Selbst der König konnte in diese Rechte nicht eingreifen. Ab 1800 wurden die adligen Güter Rittergüter genannt.[3]

Namensdeutung

Der Name Bertulischken bezieht sich auf einen Berthold als Besitzer. Der Name Tenden/Tendischken bezieht sich auf eine Herkunft vermutlich aus der Gegend des Tenžė-Flusses in der Landschaft Krottingen mit der Bedeutung "sumpfig". Der Name Zenkuhnen beschreibt eine erhöhte Wohnlage.

  • nehrungs-kurisch "tenjaties" = schmuddeln
  • litauisch "težta, tilžti" = sumpfig
  • prußisch-sudauisch “zengt” = hinaufsteigen

[4] [5] [6]


Allgemeine Information

  • Alter Siedlungsort, ca. 7 km nordöstlich von Memel[7]


Politische Einteilung

1785 war Bertulischken ein Kölm. Gut.[8]
1785 Gemarkung Corallischken[9]
1873 wurde Bertulischken zu Grünheide (bei Memel) geschlagen.[10]


Kirchliche Zugehörigkeit

Evangelische Kirche

Bertulischken gehörte 1785 zum Kirchspiel Memel.[11]

Katholische Kirche

Bertulischken gehörte zum katholischen Kirchspiel Memel.


Standesamt

Bertulischken gehörte zum Standesamt Truschellen.


Bewohner

  • 1759 Taufe eines Mikkel Tendis aus Tendžiu[12]


Geschichte

Gut Bertulischken

In der einschlägigen Literatur ist nur sehr wenig zum Gut Bertulischken zu finden. Die folgenden Informationen finden sich in der Familienchronik von 1909, welche von Herrn Reinhold Froelich geschrieben wurde.

Eleonore von Rosenberg, geb. 8.3.1803 in Eckitten, jüngste Tochter des Gutsbesitzers Otto von Rosenberg auf Eckitten, heiratete 1825 Christoph Froelich, geb. 30.7.1794 und Sohn des Pfarrers Christoph Froelich und brachte als Mitgift das Gut Bertulischken in die Ehe ein.

Eine Tochter des Paares schrieb hierzu: „Die ersten fünf Jahre der Ehe waren sehr glücklich, 4 Mädchen wurden geboren. Es war im Jahre 1831, ganz plötzlich in einer Nacht brach Feuer aus in Bertulischken, die Eltern wachten auf und die Zimmer waren schon in Rauch gehüllt; also schnell die Kinder aus den Betten genommen, in Decken gewickelt, keine Zeit zu verlieren! Das Feuer griff schnell um sich; mein Vater, ein sehr starker Mann, rettete, was er konnte, er merkte, dass noch ein Kind fehlt, stürzt durch die Flammen und findet das Kind (Laura, ¾ Jahr alt) in der Wiege, schnell hinaus und dann stürzt das Haus zusammen. Natürlich die ganze Einrichtung verbrannte, ganz ohne Kleider hatten sie sich gerettet! Wo waren die Leute? Jeder dachte an sich und rettete, was er konnte. – Was jetzt beginnen? Meine Mutter zog mit ihren 4 Töchtern nach Eckitten zu ihrer Mutter Maria Wilhelmine von Rosenberg und der Vater zu seiner Mutter Frau Pfarrer Froelich nach Paul-Narmund. Das letzte Geld gab Großmutter Froelich, es waren noch 6000 Taler und mein Vater reiste nach Königsberg, um noch 3 Jahre zu studieren.“

Vermutlich wurde das Gut Bertulischken wieder aufgebaut, denn in der Froelich’schen Chronik steht: 1834 machte Christoph Froelich sein Staatsexamen und lebte teils als Landwirt, teils als Arzt in Bertulischken oder Memel, bis er sich 1838 als Arzt in Ragnit und Ober-Eysseln niederließ. Auch hier hatte er wenig Erfolg und kehrte schon 1843 nach Memel zurück, um hier weiter zu praktizieren. Sein Eigensinn, andauernde Karnkheiten in der Familie, seine eigenen Gemüts- und Nervenerschütterungen und ein übergroßer Kindersegen brachten ihn immer weiter zurück.

Er starb im Alter von 52 Jahren 1846 in Memel, nachdem seine Frau 3 Monate zuvor an Schwindsucht verstorben war. Von seinen 10 Kindern, 8 Mädchen und 2 Kanben, waren 9 noch bei seinem Tode im Alter von 19 – 5 Jahren am Leben. Sie wurden zunächst bei Verwandten untergebracht und sind dann nach Russland und Amerika ausgewandert.


Was nach dem Tod des Besitzers mit dem Gut Bertulischken geschah, wer es kaufte, konnte (bisher) nicht geklärt werden. Ebenso ist unklar, wem das Gut vor 1825 gehörte und wer es erbaut hat.



Verschiedenes

Karten

Bertulischken auf der Schroetterkarte (1796-1802) 1:50 000
© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Siehe Tenden nordwestlich von Dinwethen auf der Schroetter Karte 1802, Maßstab 1: 160000


Gut Bertulischken und Umgebung im Preußischen Urmesstischblatt 1860
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
Gut Bertulischken im Preußischen Urmesstischblatt 1860
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
Gut Bertulischken nicht mehr zu finden in der Gemeinde Grünheide im Messtischblatt 0293 Plicken (1910-1940) mit den Gemeindegrenzen von 1938
© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie


Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>GRUIDEKO05OR</gov>

Quellen

  1. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  2. Urmesstischblatt von 1860
  3. Staßewski, Kurt von, Stein, Robert Hrsg.: Was waren unsere Vorfahren?, Amts-, Berufs- und Standesbezeichnungen aus Altpreußen, Königsberg 1938, Verein für Familienforschung in Ost- und Westpreußen Hamburg 1991
  4. Kurschat, Alexander: Litauisch-Deutsches Wörterbuch, Vandenhoeck & Ruprecht, 1968
  5. Kwauka, Paul, Pietsch, Richard: Kurisches Wörterbuch, Verlag Ulrich Camen Berlin, 1977
  6. Prußischer Wortschatz, Privatsammlung Szillis-Kappelhoff, S. 239
  7. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  8. Johannes Sembritzki, Geschichte des Kreises Memel, Memel, 1918
  9. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  10. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  11. Johannes Sembritzki, Geschichte des Kreises Memel, Memel, 1918
  12. Peteraitis, Vilius: Mažosios Lietuvos ir Tvankstos Vietovardžiai, Ju kilme ir reikšme, Vilnius 1997, S. 404