Dülmen
Hierarchie Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Regierungsbezirk Münster > Kreis Coesfeld
Einleitung
Allgemeine Information
Orstname
Dulmenni (889), Dulminni (10. Jh.), Dulmine (1017, um 1150), Dulmene (1121), Dulmannia (1129). Dulmen (1134), Dulmoniensis (1173), Dullmene (1231), Sutdulmene (1274, 1206).
Lage der Stadt in der Landschaft
Dülmen liegt in der Westfälischen Tieflandsbucht zwischen der Lippe (12 km siidl.) und den Anhöhen der ,,Baumberge" (12 km nördl.) 67 m hoch in einer flachen Geländemulde am südwestl. Rande der Dülmener Geschiebelehmplatte gegen die anmoorig-feuchte und breite Wiesen- und Weideniederung des Mühlenbaches.
Ursprung der Ortschaft
Auf der alten bischöflichen curtis Dülmen entstand nahe dem Haus Dülmen (um 1000) das Kirchdorf ( villa, dorp), das nach Brandschatzung durch den Grafen Eberhard von der Mark 1299 befestigt wurde.
Stadtgründung
Historische Hierarchie Regional > Historische deutsche Staaten > Fürstbistum Münster > Amt im Fürstbistum Münster > Stadt und Kirchspiel Dülmen
Stadt Dülmen
Stadtrecht
Weichbilds- bzw. Stadtrechte durch Bischof Otto III. und Bischof Ludwig II. von Münster 1304 (nicht zur Ausführung gelangt) und 1311; mit dem Rechte der Stadt Münster begabt. Seit 1836/56 nach der Preussischen Revidierten Städteordnung verwaltet.
Wie die meisten münsterländischen Städte verlor auch Dülmen wegen der absolutistischen Fürstenpolitik die ihm 1311 zugestandenen Rechte. Diese wurden ihm 1632 in beschränktem Umfang zurückgegeben.
Siegel/Wappen
Stadtmauer
Stadtbefestigungen seit 1311; Umwallung mit 4 Toren: Münster-, Coesfelder, Lüdinghauser Pforte und Burgtor; dazu das Neutor 1448 erwähnt; Befestigun- gen seit 17. Jh. niedergelegt. Erhalten Lorenken-, Pulver- (seit 1901 Nonnen-) Turm; Tiberturm, 1945 zerstört, und 2 Türme des Lüdinghauser Tors.
Gerichtsbarkeit
Eine alte Hundertschafts- oder Gogerichtsstätte mit Namen Grenenkule war hart rechts vor dem Osttor von Dülmen, diese wurde seit dem 15. Jhdt. genannt.
Landesherrschaft
- bis 1802 Fürstbistum Münster, historisches Amt Dülmen
- 1802 – 1806 Grafschaft Dülmen des Reichsfürsten Herzoge von Croy
- 1806 - 1810 Grafschaft Dülmen, Landesherrschaft Herzog von Arenberg
- 1810 Kaiserreich Frankreich, Departement Yssel-Mündung(Arrondissement Steinfurt),
- 1811 -1813 Lippe-Departememt, Grafschaft Dülmen
- 03.12.1814 / 21.06.1815 Stadt und Kirchspiel (Bürgermeisterei) Dülmen im Königreich Preußen, Regierungsbezirk Münster,Kreis Coesfeld.
Bürgermeistereibildung
Die Bürgermeisterei Dülmen, umfasste ab 1815 (Dülmen, Stadt, Haus Dülmen, Domaine und ehemaligen Burgmannshäuser, Mitwick, Börnste, Welte, Leuste, Weddern, Rodde, Daldrup, Merfeld, Dernekamp, Visbeck, Bauerschaften, Haus Visbeck, Haus Osthof, Haus Engsternstein, Haus Empte - adelige Güter, Emte , Bauerschaft, Haus Merveld-Bretzenheim, Haus Merrveld-Merode - adelige Güter, Kloster Weddern - ehemaliges Carthäuser Kloster), ohne Ausnahme.
Siedlungsentwicklung
Stadtgebiet
Bauliche Entwicklung
Im Anschluß an die alte Siedlung auf der curtis gewachsen und planmäßig erweitert. Fast runder Grundriß des Stadtkerns, gitterförmiges Straßennetz; im Mittelpunkt rechteckiger Markt (= Baublock) mit altem Rathaus. Junge Ortserweiterungen rings um den alten Stadtkern, besonders nach 0sten im Bahnhofsviertel.
Gebäude
Die auf dem bischöflichen Haupthof erbaute Holzkirche wohl durch Steinbau 1074 ersetzt, Kirche des Kollegiatsstifts St. Viktor 1323, got. Bau ausgebaut 1579-1601, 1811 wieder kath. Pfarrkirche St. Viktor, Kirchturm durch Blitz abgebrannt 1827, erneuert 1909, zerstört 1945, wiederaufgebaut 1949/51; Kollegiatstift St. Viktor gegr. durch Bischof Ludwig von Münster 1323 bis 1811.
Seikenkerke oder Kapelle vor dem Osttor, am Übergang der Lüdinghauser Landstraße über die Wette, ursprünglich Holz-, später Steinbau, vor 1414, dem Hl. Kreuz geweiht 1440, Neubau als Kreuzkapelle auf dem Kalvarienberg, Renaissance 1696, abgebrannt 1760, aufgebaut 1765, Turm durch Blitz abgebrannt 1937.
Augustinerinnenkloster St. Agnetenberg (Süsternhaus) an der Münsterstraße, von Kloster Niesing aus gegr. 1457, größtenteils abgebrannt 1629 und 1670, säkularisiert 1811, zerstört 1945. Klosterkirche got., seit langem zu Wohnung und Verwaltung umgebaut, 1945 zerstört.
E v. Kirche 1856, zerstört 1945, Neubau 1953.
Kath. Hl.-Kreuz-Kirche erbaut 1937/38, Pfarrektorat 1938, Pfarrkirche 1950.
Altes Rathaus auf dem Markt, spätgot. Backsteinbau mit Staffelgiebel und vierbogiger Laube erbaut 1450, erneuert 1608. Neues Rathaus, Renaissance, umgebaut, erneuert 1934.
Armen- und Siechenhäuser 1414 vorhanden. Siechenhaus neben der Seikenkerke genannt 1414, Armenhaus 1811, abgebrochen 1895. Die Elende, Pestkrankenhaus westl. der Stadtmitte auf dem Stadtwall nördl. des Tiberturmes.
Hl.-Geist-Stift, erweitert 1898, zerstört 1945. Post 1888. Josephschule 1891/92; erweitert 1900/01. Overbergschule am Neutor 1908/09. Gymnasium 1913/15, zerstört 1945. aufgebaut 1949/52. Landwirtschaftsschule 1949/50.
Burg (Haus) Dülmen erbaut auf dem bischöflichen Amtshof durch Bischof Burchard von Münster um 1100, bedeutend als Drostensitz vor dem 15. Jh., von Spaniern gänzlich niedergebrannt 1588, Dach des Burgfrieds durch Blitz zerstört 1611, kaum sichtbare Reste erhalten. Mauritiuskapelle auf der Burg wohl zusammen mit der Burg um 1115 erbaut, genannt um 1155, einschiffiger Bau 17. Jh. im Besitz der Herzöge von Croy zu Dülmen. seit Anfang 19. Jh., jetziger Schloßbau 1834/44, zerstört 1945.
Brände
Brände in Dülmen 1475; 1622 und 1629 (1/3 der Stadt); 1740 (24 Häuser der Freiheit auf Haus Dülmen).
30jähriger Krieg
1623 Öffnung der Tore für die Truppen der Liga. Allein 1635 wechselte Dülmen zwanzigmal den Besitzer. Einer wahren Leidenszeit glich die bis 1651 dauernde Besetzung durch die Hessen.
2. Weltkrieg
1. In 6 Luftangriffen wurden zerstört: 5 Schulen, 3 Kirchen, 5 Verwaltungsgebäude, 1 Krankenhaus, 6 Fabriken und 92% der Wohngebäude. 2. Tiberturm, Klosterkirche St. Agnetenberg, got. Rathaus, Schloß, Hl.-Geist-Stift und Heimathaus nahe der Viktorskirche zerstört; Pulverturm und Lüdinghauser Tor beschädigt. - 3. 1949 waren 30% der zerstörten Wohngebäude wieder aufgebaut.
Stadtteile
Stadtteile in Dülmen (Kreis Coesfeld) | |
Börnste |
Dernekamp |
Emte |
Hausdülmen |
Leuste |
Mitwick |
Rödder |
Weddern |
Welte |
Stadt Dülmen (in den Mauern) |
Markensachen
Börnster Mark
Leuster Mark
Welter Mark
Emter Mark
Wedderner Marken
Wedderner Ober- und Niedermark
Rödder Mark
Daldruper Markem
Hörster-/Visbecker Mark und Porenheide
Dernekämper Mark
Süsterbrok,Gesamtmark
Bevölkerung
Herkunft/Entwicklung
1661: 1534 Ew., 1678: 123 wüste Häuser
Seuchen
Pest 1382, 1566, 1580 (20 Pestkranke namentlich genannt), 1581. Kontagiöse Krankheit (Tvphus?) 1750 (neuer Friedhof bei der Kreuzkapelle angelegt).
Einwohnerlisten
Kirchenbücher.: kath. seit 1628 (erhalten); ev. Seit 1849 (vernichtet 1945). Einwohnerlisten (Stadt und Ksp.) 1498, 1499. Viehzählung 1534, 1674. Handwerkergildebuch etwa ab 1580. Grundherren der eigenhörigen Höfe 1664. Adressbuch für Kr. Coesfeld 1912, 1933, 1937. Einwohnerlisten (Häuser- und Bürgerbücher) seit 1825.
Schatzungslisten / Steuerlisten
Auswanderungen
Berühmte Personen
Hermann Buschius. Humanist, * um 1468 Sassenberg, + 1534 Haus Osthoff bei Dülmen, beigesetzt in der Viktorskirche. Jodokus Vredis, Tonkünstler, * um 1475 in Vreden, + 1540 als Prior des Karthäuserklosters zu Weddern, Ksp. Dülmen. Dietrich Lilie, Iburger Benediktinermönch aus Dülmen, + um 1553, Fortsetzer der Osnabrücker Bischofschronik von Ertmann. Johann Schule, aus Dülmen, + 1560, Kölner Generalvikar seit 1539, Rektor der Kölner Universität 1548. Johannes Velde, Jesuit, * 1610 Dülmen., + 1656 Coesfeld, hist. Schriftsteller und Genealoge des Fürstbischofs Ferdinand von Fürstenberg. Anna Katharina Emmerick, stigmatisierte Nonne, * 1774 Flamschen bei Coesfeld, + 1824 Dülmen, seit 1803 in Dülmen. Katharina Schücking. geb. Busch, Dichterin, * 1791 Ahlen, + 1831 Sögel, wohnte in Dülmen. Max von Spießen, Genealoge und Novellist, * 1852 in Dülmen, + 1921 Münster, Verfasser des Wappenbuches des westfälischen Adels (1901/03). Ludwig Bielefeld, Gerichtssekretär in Dülmen, * 1861 Hamm. + 1931 in Dülmen, Heimatforscher für Dülmen und Münsterland.
Einwohnerentwicklung
1818:2098 E., 1828: 2376 E., 1843: 3100 E., 1858: 3589 E., 1871: 3776 E., 1885: 4574 E., 1895: 5528 E., 1905: 6549 E., 1910: 7507 E., 1916: 7277 E., 1919/20: 7922 E., 1933: 9984 E., 1939: 10404 E., 1946: 9248 E., 1950: 11638 E., 1953: 13 522 E.
Sprache
Die Mundart von D. liegt im Raum Münster des Westfälischen. Kennzeichen: uh 'euch', sin (ich) 'bin', bauen 'bauen'. Sprachspott in Haltern: ,,Auk van Dülmen, auk en Stüeksken Braut in Task?" (Haltern sagt ouk, Brout); in Dülmen gegen Lavesum: „Inke Kei leipen in Inken Gaorn . . .", wo Dülmen. Juo Kü sagt; „Use graute raude Kau frätt so gään dat Grautebaunenstrau", antworten die Lavesumer, die - ou - sprechen.
Wirtschaft
Gewerbe/Handel
1326: Zwei Märkte zu den ursprünglich vorhandenen 2 Märkten gewährt. Der Bischof (als Landesherr) besaß im 14. Jh. das Recht des Bierbrauens in Dülmen. Gilden vorhanden; im übrigen aber überwiegend Ackerbaustadt bis zur Neuzeit.
Auf dieser Grundlage seit 1735 die Brennerei Schücking, ergänzt durch eine Mühle 1859, zerstört 1945. Beginn der Industrie mit der Spinnerei und Weberei Bendix seit 1824, Erweiterungen 1902 ff. und 1922. Leinenweberei 1843. Ziegelei-, Sägewerks- und Baubetrieb Kirschner seit 1834. Eisenhütte seit 1842. Um 1845 bestanden außerdem 3 Färbereien, mehrerer Mahl-, Walk- und Ölmühlen, 1 Marmorbruch und bedeutenderer Handel. Neben dem Ausbau dieser Zweige (Brennereien 1840, 1869, 1879; Mühlenbetrieb 1869, Textilfirma 1890) Herstellung von Möbeln (1899, 1908), Seife (1910), Strickwaren (1927). Neu nach 1945: Maschinenfabrik und Apparatebau (1945), Drahtkörbefabrik, dazu Ergänzung der bestehenden Betriebe durch Kleiderfabrik (1945), Baufirmen (1945), Baustoffbetriebe und Versehrtenwerkarbeit.
Verkehr
Dülmen lag an der alten Lippe-Straße von Wesel nach Münster, heute entsprechende Bundesstraßen Wesel-Haltern-Dülmen-Münster. Straßen nach Billerbeck-Burgsteinfurt, Coesfeld, Borken und Lüdinghausen. Kreuzungspunkt der Hauptbahnstrecke Essen-Dülmen-Münster (1870) mit der Strecke Dortmund-Dülmen-Coesfeld (1875).
Umgebungsbedeutung
Verwaltung
Rat, Bürgerschaftsvertretung
Stadtgericht
Landesherrschaft
Landesherren
Kriege
Landtage
Wehrwesen
Wehrhoheit
Schützengilden
Finanzwesen
Münzwesen
Steuern
Zölle
Kirchenwesen
Reformation
Katholische Kirchengemeiden
Kirchenbuchabschriften
Geplante Projekte
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Erfolgte Quellenabschriften
Evangelische Kirchengemeiden
Juden
Bekenntnisse
Bearbeitungen genealogischer Quellen
Über den Stand der Kirchenbuchabschriften im Kreis Coesfeld und wetere Abschriften gibt es ständig aktualisierte Informationen [[1]]
Bruderschaften
Wohlfahrtspflege
Bildungswesen
Druckereien/Zeitungen
Aktuell
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Aus dem 3. Orts-, Personen und Sachregister betreff diesen Ort, für die Bände 41-65 von 1934 bis 1963.
Karten
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Städte und Gemeinden im Kreis Coesfeld (Regierungsbezirk Münster) | |
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