Horstmar

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Horstmar: historisch – familienkundliche Entwicklung im lokalen und regionalen Zusammenhang, Land und Leute, Siedlung, Sprache, Kirche, Bibliografie, Archive, Quellen, Hinweise...

Hierarchie: Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Westfalenprovp-wap.jpg - Portal:Westfalen-Lippe > Regierungsbezirk Münster > Kreis Steinfurt > Horstmar

Horstmar, Rathaus, im Schatten der Gertrudis-Kirche
Horstmar, Stadttor: Schloßtor

Früherwähnung

Name

"Hurstmere" 11. Jhdt. klingt wie Hursmere oder Hausmeier; Die Merowinger waren von cirka 450 n.Ch. bis zu den Karolingern 750 n.Ch. in diesem Bereich des heiligen römischen Reichs tätig. „Horstmar" 1154; „Horstmaria", „Horstmere" 1189; „Horstmarie" 1247: „Horstemere" 1269; „Horstmare" 1277.

Ortsteile

Schagern: Scagahornon (um 900), Niedern (Nederen) Burschap (1350), Alst: Alstet (1319).

Grundherren

Stadt

Kirche

  • 1270 Bernhardus plebanus i. Horstmar et Joh. presbyter eius socius.
  • 1300 verleiht der Münstersche Bischof dem Pfarrer in Horstmar die Archidiakonat- und Synodaliurisdiktion über das Kirchspiel Horstmar.

Burg Horstmar

Familie

Landschaftslage

Horstmar liegt im westlichen Teil der Westfälischen (Münsterschen) Tieflandsbucht in 100 m Höhe an der sanften östlichen Abdachung des Schöppinger Berges (158 m), eines nördlichen Ausläufers der „Baumberge".

Ursprung der Ortschaft

Entstanden als Sitz der Burgmannen der Edelherren von Horstmar; Anfang 11. Jhdt. als Ortschaft bezeugt.

Stadtgründung

Stadtrecht wohl erst in der 2. Hälfte 13. Jhdts. von dem neuen Landesherrn, dem Bischof von Münster, verliehen. 1297 oppidum. 1303 Erneuerung der Freiheiten und Rechte.

Stadt als Siedlung

Bauliche Entwicklung

Planmäßig gebaute Stadt. Grundriß quadratisch, mit sich fast rechtwinklig schneidenden Straßen. Schöppinger, Münster- und Schloßtor, 1 Nebentor (Abschnittstor). Am Stadtrande in unregelmäßiger Verteilung 8 Burgmannshöfe, 1954 davon noch 4 erhalten. Die Stadt war mit Wällen, Gräben und Türmen bewehrt, 1297 „fossatum“ erwähnt. Der Binnenwall war mit Pfahlwerk bekrönt, dessen Unterhalt den Bürgern oblag. Wall und Graben um 1845 noch vorhanden, im weiteren 19. Jhdt. in einen Gartenkranz verwandelt. Seit 1948 verstärkte Ausdehnung der geschlossenen Ortschaft nach 0sten. - Der Marktplatz lag etwa 5 Minuten vor dem Münstertor, als Flurname (Marktskamp) noch bezeugt.

Gebäude

Burg Horstmar, Wohnsitz des Amtsdrosten ab 1562, 1635 völlig zerstört. Burgkapelle wohl 9. Jhdt., genannt 1292. Älteste Pfarrkirche angeblich 1032 erbaut, bezeugt 1217. Kollegiatstift 1325-1806, kurz danach die Kirche (hl. Gertrudis von Nivelles) errichtet, westfälische Hallenkirche, Westturm. Antoniuskapelle auf dem Schöppinger Berge 1770. Bei der Kirche in der Mitte der Stadt liegt das historische Rathaus (16. Jhdt.). Burgmannshöfe, Backsteinbauten des 16. Jhdts.

Bevölkerung

Ältere Bevölkerungszahlen

1498: 234 schatzpflichtige Bürger. 1750: 873 Einwohner (E.), 1764: 781 E.

Bevölkerungsverzeichnisse

Staats- und Personenstandsarchiv Detmold

  • 1811-1874 (rk.) Geburten
  • 1830-1874 (rk.) Heiraten, Tote
  • 1847-1849 (Juden, Gerichtsbezirk) Geburten, Heiraten, Tote

Berühmte Personen

Ritter Bernhard der Gute von Horstmar, + 1227.

Jüngere Einwohnerzahlen

1818: 941 Einwohner (E.), 1843: 1.076 E. und 190 Häuser, 1858: 1.118 E., 1871: 1.089 E., 1885: 1.010 E., 1895: 996 E., 1905: 1.004 E., 1925: 1.098 E., 1933: 1.199 E., 1939: 1.897 E., 1946: 2.782 E., 1950: 2.635 Einwohner.

Sprache

Die niederdeutsche Mundart als Umgangssprache von Horstmar ist im Raum Münster des Westfälischen einzuordnen. Kennzeichen: sin (ich) bin', bauen 'bauen', meien `(sie) mähen', ju 'euch', ji 'ihr'.

Wirtschaft

Handel u. Gewerbe

1954: Bis in die Mitte des 20. Jhdts. vorwiegend Handweberei, etwas Ackerbau. Seit dem 19. Jhdt. etwas Geeverbe durch Kattunweberei in Heimarbeit, der Seidenweberei folgte. Um 1845: Leder- und Leinwandfabrikation, Viehzucht und 2 Jahrmärkte. Bekannt waren die Horstmarer Maurer und Pflasterer. Textilwerke 1907, Strumpffabrik 1919. Daneben kleine Gerberei, Herstellung von Holzschuhen.

Verkehr

1954: Horstmar liegt bis 1954 abseits des Hauptverkehrs. Nebenstrecke (Bottrop-) Dorsten - Coesfeld -Horstmar -Rheine (Bhf. 2 km südlich). Straßen nach Burgsteinfurt, Altenberge (-Münster), Billerbeck-Dülmen und Schöppingen-Heek (zur Bundesstraße Wesel- Emden).

Verwaltung

Rat

2 Bürgermeister, 8 Ratsherren und 8 Viertelsleute. Alljährlich Wahl am Tage vor Pauli Bekehrung (24.01.) war Vorrecht der Burgmannen.

Gericht

Die Gerichtsbarkeit oblag den fürstbischöfliehen Stadtrichtern, die seit 1318 bezeugt sind. Sie wurden auf Lebenszeit unter Zustimmung der Burgmannen gewählt. Zum Gerichtshof gehörten 4 Schöffen und 2 Beisitzer, die der Fürstbischof ernannte. Auch die Burgmannen nahmen am Gericht teil, prüften die Stadtrechnungen und erhielten die Brüchtegelder. Horstmar zählte zur Freigrafschaft Laer. Die Bürger genossen das Vorrecht, vor kein anderes Gericht als ihr Stadt- und Sendgericht gerufen werden zu können, 1380 von Bischof Potho erneuert. An die Stelle des Stadtgerichtes trat 1815 ein Land- und Stadtgericht, das 1849 nach Burgsteinfurt verlegt wurde. Nur eine Gerichtskommission blieb noch bis 1875.

Bürgerechtsquelle-Bürgerbuch

  • Horstmar, 1959 Kreis Steinfurt (2. Hälfte d. 13. Jhs.; erste urkundl. Erwähnung 1297; Erneuerung der Freiheitsrechte 1303). Ratsprotokolle 1762-1765; Stadtrechnungen 1697-1746, mit einzelnen Lücken, 28 Hefte (vgl. Inventare der nichtstaatl. Archive, Kreis Steinfurt. Münster 1907, S. 318 und 319). Zum Bürgerwesen in Horstmar vgl. Heinrich Börsting, Geschichte der Stadt Horstmar, ihrer Ritter, Burgmannen, Bürger und Bauern, Münster (Regensberg) 1928.

Minderbürger

Früher galten die Einwohner der Bauerschaft Alst (1319 genannt) in der Nachbargemeinde Leer als Halbbürger von Horstmar.

Lagerbuch Amt Horstmar 1769

Lagerbuch des Fürstbistums Münster 1769, Hausstatistik nach Hofgrößen, Pferdezahlen im Wigbold u. Kirchspiel Horstmar

  • Anmerkung zur Tabelle:
    • 1) = Freye Häuser
    • 2) = Schatzbare Häuser
    • 3) = Summe der Häuser
    • 4) = Darinnen befinden sich
    • 5) = Einfache Schatzung
Städte
Kirchspiele
Bauerschaften
u.freye Häuser
1)
Klöster
u. Adelige
1)
geistl.,
priv.
2)
Vollerben
2)
½ Erben
2)
¼ Erben
2)
Kötter
2)
Brinksitzer
3)
Effectiv
3)
reduc. in
Vollerben
4)
Vorspann-
pferde,
Stück
4)
Stallung
f. Pferde
Stück
5)
Rtlr
5)
fl.
5)
Pf.
Wigbold
Horstmar
Wigbold
Horstmar
. 10 7 . 62 88 . 167 43 ½ 9 206 23 15 .
Wigbold
Horstmar
Burgmannssitz
von Werries
2 . . . . . . } } } } } } }
Wigbold
Horstmar
Burgmannssitz
von Morien
1 . . . . . . } } } } } } }
Wigbold
Horstmar
Burgmannssitz
von Kersenbruck
1 . . . . . . } } } } } } }
Wigbold
Horstmar
Burgmannssitz
Krebs
1 . . . . . . 5 5 . 30 . . .
Summa Wigbold
Horstmar
5 10 7 . 62 88 . 172 48 ½ 9 236 23 15 .
Kirchspiel
Horstmar
Bauerschaft
Niedern
fürstlich
. . 5 1 . 1 6 14 6 1/8 38 68 28 8 .
Kirchspiel
Horstmar
Bauerschaft
Schlangen
fürstlich
. . 4 4 . 6 8 22 7 ¼ 54 80 28 5 .
Summa Kirchspiel
Horstmar
. . 9 5 . 8 14 36 13 3/8 92 148 56 13 .

Bei der Schatzung 1769 zählt 1 Reichstaler 28 Schillinge und 1 Schilling 12 Pfennig.

Landesherrschaft

Landesherren

Die Besitzungen der Edelherren von Horstmar bildeten eine selbständige Herrschaft. Friedrich Graf von Rietberg, Gemahl der Erbtochter Beatrix von Horstmar, verkaufte 1269 die nördlich der Stadt gelegene Burg und Herrschaft an den Bischof Gerhard von Münster. Die Stadt wurde der Mittelpunkt eines Amtes, das 34 Gemeinden umfaßte.

Zeitzeichen 1895

Kriegswesen

Schützengilden

Schützenbruderschaft St. Katharina, erstmals 1516 genannt. Schützengesellschaft Concordia 1848.

Siegel, Wappen, Fahne

Wappen-Horstmar1939.jpg Beschreibung:

Älteres Wappen 1939: Das Wappen ist das der Edelherren von Horstmar: In Silber 7 blaue Balken, darüber ein golden gekrönter und bewehrter roter Löwe. Die Grundfarben des Schildes, Blau-Weiß, wurden als Landesfarben der Stadt und Herrschaft betrachtet. Fahne: Blau-weiß-blau, mit dem Stadtwappen im weißen Felde..

Siegel Älteste Darstellung 1259, in städt. Siegeln seit 1351. Die Zahl der Querbalken schwankt zwischen 7 und 18.

Fahne 1954: Blau-weiß-blau, mit dem Stadtwappen im weißen Felde..

Finanzwesen

Münzwesen

  • Eine Horstmarer Währung 1590 genannt.
  • Notgeld; ausschließlich Papier, 1923: 5 Md.

Steuern

Bischof Ludwig von Münster verlieh der Stadt 1354 eine Bierakzise.

Stadtgebiet

Das Stadtgebiet (1858: 68 ha) blieb unverändert, bis die Landgemeinde (Kirspiel) Horstmar mit den beiden Bauerschaften Schagern und Niedern (1.722 ha) 1938 eingemeindet wurde; 1951: 1792 ha.

  • 1969 kommunale Neugliederung: Stadt Horstmar aus der Stadt Horstmar und der Gemeinde Leer.

Politische Einteilung

Zur heutigen Stadt Horstmar gehört die vor 1969 selbständige Gemeinde Leer (Horstmar).

Kirchenwesen

Bistümer im Mittelalter

Bistum Münster. Die Pfarre war sicherlich Eigenkirchengründung der Edelherren von Horstmar. Der Dechant des aus 6 Kapitularen (später 9) bestehenden Kollegiatstifts (1325) war Archidiakon des Kirchspiels, im 16. Jhdt. zu den Kanzleiarchidiakonaten gerechnet. 1954 Dekanat Burgsteinfurt.

Bekenntnisse

1871: 8 Ev., 1895: 12 Ev., 1925: 10 Ev., 1946: 332 Ev., 87 % Kath.

Juden

Vermutlich 1. Ansiedlung eines Juden 1704. 1840: 38, 1895: 41 Juden.

Wohlfahrtspflege

1954: Kath. St.- Gertrudis-Hospital 1899.

Bildungswesen

Schulen

1954: Lateinschule 1442 erwähnt. Volksschule seit 16. Jhdt. Mädchenschule seit 1703.

Archiv

Artikel-Quellen

  • Deutsches Städtebuch, Handbuch städtischer Geschichte, Bd. III. Nordwest-Deutschland, II. Westfalen (1954) W. Kohlhammer Verlag Stuttgart
  • Adreßbücher, Stadtarchiv

Bibliografie

  • Bau- und Kunstdenkmäler der Prov. Westfalen, Kr. Steinfurt (1904).
  • Börsting: Geschichte der Stadt Horstmar, ihrer Ritter, Burgmannen, Bürger u. Bauern, Münster, 1928.
  • Darpe, F.: Geschichte Horstmars, in: Westfälische Z. 40-42 (1882-84).
  • Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945).

Bibliografie-Suche

Weblinks

Offizielle Internetseiten

Stadt Horstmar http://www.horstmar.de (29.09.2005)

Genealogische Webseiten

Historische Webseiten

Heimatforschung in Westfalen

Zufallsfunde

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Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis


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