Winge: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Amt Winge''', genannt: von der Winge, ist mutmaßlich in den ersten Regierungsjahren Friedrich Wilhelms I. aus einem der Krone gehörenden "Schatoullgut" zur Königlichen Domäne umgewandelt worden, und war '''1727''' an '''Laudien''' verpachtet. Mitte des 18. Jahrhunderts ist '''Amtsrat Holstein''' auf [[Heinrichswalde]] auch Generalpächter von Winge, das er seinem Schwiegersohn '''Löffke''' zur Bewirtschaftung übergab. Dieser lebte mit den scharwerkspflichtigen Bauern der umliegenden Dörfer in beständiger Fehde und lebte auch wegen der häufigen Memelüberschwemmungen "in schwerer Besorgnis".  
'''Amt Winge''', genannt: von der Winge, ist mutmaßlich in den ersten Regierungsjahren Friedrich Wilhelms I. aus einem der Krone gehörenden "Schatoullgut" zur Königlichen Domäne umgewandelt worden, und war '''1727''' an '''Laudien''' verpachtet. Mitte des 18. Jahrhunderts ist '''Amtsrat Holstein''' auf [[Heinrichswalde]] auch Generalpächter von Winge, das er seinem Schwiegersohn '''Löffke''' zur Bewirtschaftung übergab. Dieser lebte mit den scharwerkspflichtigen Bauern der umliegenden Dörfer in beständiger Fehde und lebte auch wegen der häufigen Memelüberschwemmungen "in schwerer Besorgnis".  


Schon '''1770''' finden wir einen anderen Schwiegersohn des Amtsrats Holstein als Winger Generalpächter, nämlich den Sohn des Amtsrat Cöler aus Linkuhnen, '''Johann Gottlieb Cöler'''. Als im Jahre '''1783''' der Amtmann Possern, der in [[Ballgarden]]  
Schon '''1770''' finden wir einen anderen Schwiegersohn des Amtsrats Holstein als Winger Generalpächter, nämlich den Sohn des Amtsrat Cöler aus Linkuhnen, '''Johann Gottlieb Cöler'''. Als im Jahre '''1783''' der Amtmann '''Possern''', der in [[Ballgarden]] schwere Verluste erlitten, dies Amt aufgab, übernahm der erwähnte Cöler nunmehr Ballgarden und sein Bruder, Carl David, ein bisheriger Justizamtmann, zog als Generalpächter nach Winge. Hier legte er 1803 eine Ölmühle an und war gerade in Unterhandlung, um vom Staat Winge zu Erbpachtsrechten zu erwerben, als ihn am 30. Januar '''1805''' der Tod ereilte. Seine Witwe, '''Justine Henriette geb. Stenzler''', vollzog nun den Kontrakt und erhielt die Domäne gegen ein Einkaufsgeld von 14250 Taler und 1193 Taler jährlichem Kanon.
 
Bald darauf veräußerte sie aber Winge zu denselben Bedingungen an den Amtmann '''Johann Heinrich Müller'''. Diesen brachten die unglücklichen Kriegsjahre, denen 1817 eine furchtbare Überschwemmung folgte, welche die Hälfte der Gebäude zerstörte, in wirtschaftlichen Ruin; So verkaufte Amtmann Müller '''1818''' für 18000 Taler Winge an den '''Rittmeister von Sanden''' auf [[Kindschen]]. Aus dieser Zeit ist noch ein Gartenplan erhalten, der alle im Hof und Garten befindlichen Bäume nach Art und Zahl aufführt.
 
Sei es, dass Rittmeister von Sanden die erheblichen Pachtgelderrückstände noch außer dem Kaufpreise entrichten musste, oder sind besondere Unglücksfälle vorgekommen -es herrschte nämlich um 1820 ein großes Viehsterben-, jedenfalls ist Winge '''1825''' dem Fiskus adjudiziert und hat derselbe das Gut einem '''Pächter Schuhmacher''' auf 6 Jahre überlassen.





Version vom 6. Februar 2011, 16:51 Uhr

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Hierarchie

Regional > Litauen > Winge

Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Tilsit > Winge



Einleitung

Winge, bis 1920 Kreis Tilsit, Ostpreußen; (1920-1939) Kreis Pogegen; (1939-1945) Kreis Tilsit-Ragnit


Name

Andere Namen und Schreibweisen


Namensdeutungen

Der Name beschreibt die Lage des Ortes an einer Biegung.

  • prußisch "wingus, wingis" = krumm, schief


Politische Einteilung

1.5.1939 wird die Gemeinde Winge aus der Landgemeinde' Uszpirden und dem Gut Winge gebildet.[2]

1.10.1939: Winge kommt zum Kreis Tilsit-Ragnit [3]


Kirchliche Zugehörigkeit

Evangelische Kirche

Winge gehörte 1912 zum Kirchspiel Tilsit Land, nach der Abtrennung des Memellandes aber 1933 zum Kirchspiel Pogegen.


Geschichte

In einem Bericht über die der Familie von Schlieben um 1500 gehörenden Güter, mit deren größtem Teil schon die Brüder Georg und Christoph 1469 zur Entschädigung für rückständige Söldnerdienste vom Orden beliehen wurden, befindet sich auch der Name Winge; es läßt sich aber kein Beleg dafür beibringen, und erscheint es fraglich, ob die Schliebens, deren Besitz ausschließlich in und um Gerdauen lag, hier in dem abgelegenen litauischen Terrain Grundbesitz erhalten haben! Soviel steht fest, daß im Jahr 1560, als der herzogliche Kammerrat Kaspar von Nostiz auch in die Tilsiter Gegend kam und sienem Herrn von jedem Amt einen genauen Bericht sandte, eine Ortschaft Winge nicht erwähnt wird, während Baubeln (Kotzers Gütchen), die Schäferei Linkuhnen, Pogegen und viele andere umliegenden Dörfer benannt und beschrieben werden. (Lohmeyer, Kaspar von Nostiz, Haushaltungsbuch des Fürstentums Preußen.)

Amt Winge, genannt: von der Winge, ist mutmaßlich in den ersten Regierungsjahren Friedrich Wilhelms I. aus einem der Krone gehörenden "Schatoullgut" zur Königlichen Domäne umgewandelt worden, und war 1727 an Laudien verpachtet. Mitte des 18. Jahrhunderts ist Amtsrat Holstein auf Heinrichswalde auch Generalpächter von Winge, das er seinem Schwiegersohn Löffke zur Bewirtschaftung übergab. Dieser lebte mit den scharwerkspflichtigen Bauern der umliegenden Dörfer in beständiger Fehde und lebte auch wegen der häufigen Memelüberschwemmungen "in schwerer Besorgnis".

Schon 1770 finden wir einen anderen Schwiegersohn des Amtsrats Holstein als Winger Generalpächter, nämlich den Sohn des Amtsrat Cöler aus Linkuhnen, Johann Gottlieb Cöler. Als im Jahre 1783 der Amtmann Possern, der in Ballgarden schwere Verluste erlitten, dies Amt aufgab, übernahm der erwähnte Cöler nunmehr Ballgarden und sein Bruder, Carl David, ein bisheriger Justizamtmann, zog als Generalpächter nach Winge. Hier legte er 1803 eine Ölmühle an und war gerade in Unterhandlung, um vom Staat Winge zu Erbpachtsrechten zu erwerben, als ihn am 30. Januar 1805 der Tod ereilte. Seine Witwe, Justine Henriette geb. Stenzler, vollzog nun den Kontrakt und erhielt die Domäne gegen ein Einkaufsgeld von 14250 Taler und 1193 Taler jährlichem Kanon.

Bald darauf veräußerte sie aber Winge zu denselben Bedingungen an den Amtmann Johann Heinrich Müller. Diesen brachten die unglücklichen Kriegsjahre, denen 1817 eine furchtbare Überschwemmung folgte, welche die Hälfte der Gebäude zerstörte, in wirtschaftlichen Ruin; So verkaufte Amtmann Müller 1818 für 18000 Taler Winge an den Rittmeister von Sanden auf Kindschen. Aus dieser Zeit ist noch ein Gartenplan erhalten, der alle im Hof und Garten befindlichen Bäume nach Art und Zahl aufführt.

Sei es, dass Rittmeister von Sanden die erheblichen Pachtgelderrückstände noch außer dem Kaufpreise entrichten musste, oder sind besondere Unglücksfälle vorgekommen -es herrschte nämlich um 1820 ein großes Viehsterben-, jedenfalls ist Winge 1825 dem Fiskus adjudiziert und hat derselbe das Gut einem Pächter Schuhmacher auf 6 Jahre überlassen.


1922 [4]

  • Ernst Rademacher


Verschiedenes

Karten

Winge auf der Schroetterkarte Blatt 12, (1796-1802), Maßstab 1:50 000
© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Schroetter Karte 1802, Maßstab 1: 160000


Adl. Winge im Preußischen Urmesstischblatt Nr. 64, 1861
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
Winge im Messtischblatt 0896 Rucken, (1912-1940)
© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie
Skizze aus der Gemeindeseelenliste von Winge aus den 50er Jahren, (c) Bundesarchiv



Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>WINNGEKO05VC</gov>


Quellen

  1. Die von Preußen abgetretenen Gebiete, bearbeitet in der Plankammer des Preußischen Statistischen Landesamtes, Berlin 1922
  2. Amtsblatt Gumbinnen 1939: Neugliederung der Gemeinden und Gutsbezirke im ehemaligen Memelland ab 1. Mai 1939, S. 64ff,
    http://www.memelland-adm.de/Archiv/13 Verwaltungsbezirke/index.htm
  3. Amtsblatt des Regierungspräsidenten in Gumbinnen, 2.9.1939
  4. Landwirtschaftliches Güter-Adressbuch für die Provinz Ostpreußen mit Anhang Memelland, 4. Auflage, Leipzig 1922