Winge
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Hierarchie
Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Tilsit > Winge
Einleitung
Winge, bis 1920 Kreis Tilsit, Ostpreußen; (1920-1939) Kreis Pogegen; (1939-1945) Kreis Tilsit-Ragnit
- Weitere Informationen siehe unten in den Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
Name
Andere Namen und Schreibweisen
- 1392 Wyngin
- Winge I, Winge II[1]
- 1896[2] Winge II (17.09.1936 Wegfall der Zusatzbezeichnung), lit. Vingis[3]
- Litauische Namen: Wingis[4], Vingis[5]
Namensdeutung
Der Name beschreibt die Lage des Ortes an einer Biegung.
- prußisch "wingus, wingis" = krumm, schief
Allgemeine Information
Politische Einteilung
Winge war 1785 Königl. Domänen-Amt (siehe Amt Winge).[7]
1896 wird das Gut Winge vom forstfiskalischen Gutsbezirk Winge abgetrennt und erhält die Bezeichnung Winge II.[8]
1.5.1939 wird die Gemeinde Winge aus der Landgemeinde Uszpirden und dem Gut Winge gebildet.[9]
1.10.1939: Winge kommt zum Kreis Tilsit-Ragnit.[10]
Kirchliche Zugehörigkeit
Evangelische Kirche
Winge gehörte 1912 zum Kirchspiel Tilsit Land, nach der Abtrennung des Memellandes 1933 zum Kirchspiel Pogegen.
Standesamt
Winge gehörte 1888 zum Standesamt Winge.
Bewohner
- Bewohner in Winge
- 1922:[11]
Ernst Rademacher, Gutsbesitzer [1]
Geschichte
In einem Bericht über die der Familie von Schlieben um 1500 gehörenden Güter, mit deren größtem Teil schon die Brüder Georg und Christoph 1469 zur Entschädigung für rückständige Söldnerdienste vom Orden beliehen wurden, befindet sich auch der Name Winge; es läßt sich aber kein Beleg dafür beibringen, und erscheint es fraglich, ob die Schliebens, deren Besitz ausschließlich in und um Gerdauen lag, hier in dem abgelegenen litauischen Terrain Grundbesitz erhalten haben! Soviel steht fest, daß im Jahr 1560, als der herzogliche Kammerrat Kaspar von Nostiz auch in die Tilsiter Gegend kam und sienem Herrn von jedem Amt einen genauen Bericht sandte, eine Ortschaft Winge nicht erwähnt wird, während Baubeln (Kotzers Gütchen), die Schäferei Linkuhnen, Pogegen und viele andere umliegenden Dörfer benannt und beschrieben werden. (Lohmeyer, Kaspar von Nostiz, Haushaltungsbuch des Fürstentums Preußen.)
Amt Winge, genannt: von der Winge, ist mutmaßlich in den ersten Regierungsjahren Friedrich Wilhelms I. aus einem der Krone gehörenden "Schatoullgut" zur Königlichen Domäne umgewandelt worden, und war 1727 an Laudien verpachtet. Mitte des 18. Jahrhunderts ist Amtsrat Holstein auf Heinrichswalde auch Generalpächter von Winge, das er seinem Schwiegersohn Löffke zur Bewirtschaftung übergab. Dieser lebte mit den scharwerkspflichtigen Bauern der umliegenden Dörfer in beständiger Fehde und lebte auch wegen der häufigen Memelüberschwemmungen "in schwerer Besorgnis".
Schon 1770 finden wir einen anderen Schwiegersohn des Amtsrats Holstein als Winger Generalpächter, nämlich den Sohn des Amtsrat Cöler aus Linkuhnen, Johann Gottlieb Cöler. Als im Jahre 1783 der Amtmann Possern, der in Ballgarden schwere Verluste erlitten, dies Amt aufgab, übernahm der erwähnte Cöler nunmehr Ballgarden und sein Bruder, Carl David, ein bisheriger Justizamtmann, zog als Generalpächter nach Winge. Hier legte er 1803 eine Ölmühle an und war gerade in Unterhandlung, um vom Staat Winge zu Erbpachtsrechten zu erwerben, als ihn am 30. Januar 1805 der Tod ereilte. Seine Witwe, Justine Henriette geb. Stenzler, vollzog nun den Kontrakt und erhielt die Domäne gegen ein Einkaufsgeld von 14250 Taler und 1193 Taler jährlichem Kanon.
Bald darauf veräußerte sie aber Winge zu denselben Bedingungen an den Amtmann Johann Heinrich Müller. Diesen brachten die unglücklichen Kriegsjahre, denen 1817 eine furchtbare Überschwemmung folgte, welche die Hälfte der Gebäude zerstörte, in wirtschaftlichen Ruin; So verkaufte Amtmann Müller 1818 für 18000 Taler Winge an den Rittmeister von Sanden auf Kindschen (Ksp.Memel/Kairinn). Aus dieser Zeit ist noch ein Gartenplan erhalten, der alle im Hof und Garten befindlichen Bäume nach Art und Zahl aufführt.
Sei es, dass Rittmeister von Sanden die erheblichen Pachtgelderrückstände noch außer dem Kaufpreise entrichten musste, oder sind besondere Unglücksfälle vorgekommen -es herrschte nämlich um 1820 ein großes Viehsterben-, jedenfalls ist Winge 1825 dem Fiskus adjudiziert und hat derselbe das Gut einem Pächter Schuhmacher auf 6 Jahre überlassen. Aber auch dieser konnte sich nicht auf Winge behaupten, da die Überschwemmung von 1829, die größte von allen, über die wir seit zwei Jahrhunderten Kenntnis haben, ihm schwere Verluste brachte. Die höchstgelegenen Wirtschaftsgebäude standen noch 5 Fuß unter Wasser, 24 Kühe, 2 Pferde ertranken, andere gingen in der Folge ein. So kam es, daß schon 1830 eine Neuverpachtung stattfand. Bei dieser Gelegenheit macht ein gewisser Polenz der Regierung den Vorschlag, das bisherige Erbpachtgut zu Eigentumsrechten abzugeben und ist gesonnen, Winge käuflich zu erwerben.
Doch kam das Gut am 14. Februar 1832 in den Besitz des bisherigen Pächters von Grünheide Reimer. - Johann Wilhelm Reimer, vermählt mit Minna Zerwell (1848), kauft Winge für 14970 Taler und bezahlt dem bisherigen Pächter 1063 Taler für Inventar. Er vergrößert Winge durch Ankauf einer Wiese von zirka 100 Morgen in Uszpirden und verkaufte im Jahre 1858 seinen Besitz an Herrn Rademacher. Dieser heiratete im folgenden Jahre die Pflegetochter seines Vorbesitzers, Minna Brakenhausen, deren Vater mit einem Fräulein Reimer aus d. H. Schilleningken vermählt gewesen.
War Winge schon in den letzten Dezennien des 19. Jahrhunderts durch verschiedene Zukäufe an Areal erheblich vermehrt, so erfuhr es unter dem Besitz des Sohnes des genannten Herrn Rademacher 1901 noch weitere Gebietsvergrößerungen und bestand nunmehr aus 129 Hektar in Uszpirden, 69,72 in Lasdehnen, 206 Winge, Summa 404 Hektar. Das Herrenhaus ist im Jahre 1778 zur Zeit des Oberamtmannes Cöler erbaut worden. [12]
Literatur
- Gabriele Bastemeyer, Das Gut Winge, in: Memel Jahrbuch 2005, S.12-23)
Der Artikel von Gabriele Bastemeyer zu Gut Winge findet sich auf einer eigenen Seite.
Verschiedenes
Karten
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>WINNGEKO05VC</gov>
Quellen
- ↑ Die von Preußen abgetretenen Gebiete, bearbeitet in der Plankammer des Preußischen Statistischen Landesamtes, Berlin 1922
- ↑ Jenny Kopp, Geschichte des Landkreises Tilsit, Buchdruckerei Pawlowski, Tilsit 1918
- ↑ Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
- ↑ Amtsblatt des Memelgebietes vom 01.09.1923
- ↑ Amtsblatt des Memelgebietes vom 29.12.1923
- ↑ Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
- ↑ Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
- ↑ Jenny Kopp, Geschichte des Landkreises Tilsit, Buchdruckerei Pawlowski, Tilsit 1918
- ↑ Amtsblatt Gumbinnen 1939: Neugliederung der Gemeinden und Gutsbezirke im ehemaligen Memelland ab 1. Mai 1939, S. 64ff,
http://www.memelland-adm.de/Archiv/13 Verwaltungsbezirke/index.htm - ↑ Amtsblatt des Regierungspräsidenten in Gumbinnen, 2.9.1939
- ↑ Landwirtschaftliches Güter-Adressbuch für die Provinz Ostpreußen mit Anhang Memelland, 4. Auflage, Leipzig 1922
- ↑ Kopp, Jenny: Beiträge zur Chronik des ostpreussischen Grundbesitzes, 1913