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Aktuelle Version vom 6. Januar 2024, 08:18 Uhr
J u c k s t e i n Gut und Bauerndorf an der Szeszuppe |
- Hierarchie
- Regional > Russische Föderation > Kaliningrader Oblast >Juckstein
- Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Ragnit > Juckstein
- Hierarchie
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- Koordinaten: 54° 58′ 47″ N, 22° 12′ 22″
Einleitung
Juckstein, Kreis Ragnit, ist ein kleines Dorf an der Szeszuppe in Ostpreußen.
Adlig Gut Juckstein war bis 1945 im Besitz der Familie von der Groeben.
- Das Dorf liegt an der Landstraße, die von Ragnit nach Lasdehnen führt.
Heute gibt es eine Umgehungsstraße.
Name
Der Name weist auf gemeinsame Feldbewirtschaftung eines Familienverbundes, wie sie im nördlichen Ostpreußen typisch war.
- prußisch "jugtsi" = sich verbünden
- nehrungs-kurisch "jugt" = anschirren
- lettisch "jūgs" = das Joch, der Druck
"jūgt" = spannen, anspannen
- preußisch-litauisch "jugas, jungas" = das Joch
Andere Namen und Schreibweisen
- um 1785 Manstein, v. 1895 Adlig Juckstein, russ. Name: Krajnee [1]
- Russ. Name: Krajnee [2] / Крайнее
Allgemeine Informationen
- Juckstein liegt im prußischen Stammesgebiet Nadrauen an der Szeszuppe (Ostfluss).
- Lt. Ortregister Lange [3]:
Politische Einteilung / Zugehörigkeit.
- Juckstein gehörte bis zum 1. Juli 1922 zum Kreis Ragnit
- Juckstein gehörte von 1922 bis 1945 zum Kreis Tilsit-Ragnit
- Juckstein / Крайнее gehört seit 1946 zum neugebildeten Kreis Lasdehnen,
siehe > Artikel Rajon_Krasnosnamensk. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie., - Ackmenischken war ab 1938 ein Ortsteil von Juckstein [4]
Kirchliche Zugehörigkeit
Evangelische Kirche
Juckstein gehörte seit etwa 1895 zum Kirchspiel Groß Lenkeningken
Standesamt
Juckstein gehörte 1888 zum Standesamt Kraupischken.
Adlig Gut Juckstein gehörte 1888 zum Standesamt Juckstein.
Friedhof
Der Jucksteiner Friedhof ist leicht zu finden. Er liegt auf einer Anhöhe am Ufer der Szeszuppe.
Zahlreiche Grabumrandungen liegen noch herum.
Geschichte
Juckstein und der zugehörige Ortsteil Ackmenischken lagen an der Szeszuppe (ab 1938 Ostfluß, litauisch: Šešupė, russ. Шешупе) und an der Chaussee, die von Tilsit über Ragnit, Ober Eisseln und Lobellen nach Lasdehnen (ab 1938 Haselberg) führte. Das Gebiet ist jahrhundertealter Siedlungsboden. Ursprünglich war Juckstein wohl wie Lenken eine königliche Domäne gewesen, und kam im Jahre 1909 in den Besitz der Herren von der Groeben. Zu diesem landwirtschaftlichen Großbetrieb gehörte auch das nahegelegene Vorwerk Ackmenischken (litauisch: Akmeniškiai) und seit 1907 auch eine Ziegelei. Das Gut Juckstein hat auch eine Schnapsbrennerei unterhalten. Gut und Vorwerk dürften zusammen etwa 150 Einwohner gezählt haben. Juckstein gehörte seit etwa 1895 zum Kirchspiel Groß Lenkeningken (ab 1938 Großlenkenau). Gut und Vorwerk hatten eine eigene einklassige Schule, die sich in Ackmenischken befand. In Juckstein gab es eine Wagenfähre über die Szeszuppe (Verbindung zum nahegelegenen Trappöner Forst).
In der Gemarkung Ackmenischken gab es neben dem Vorwerk von Adl. Gut Juckstein auf einem etwa 30 Morgen grossen, an der Szeszuppe gelegenen Gelände, ein Sägewerk. Eigentümer des Betriebs war ein Herr Skepeneit. Weil eine grosse Schnittholzlieferung nach Westdeutschland nicht bezahlt wurde, geriet das Unternehmen in den zwanziger Jahren in Konkurs. Die Maschinen wurden ausgebaut, und Herr Skepeneit verliess der Ort.
Der Landwirt Georg Radtke kaufte 1922 in der Inflationszeit das Grundstück mit den Gebäuden, und die Radtke-Familie blieb bis zur Vertreibung da.
Kurz vor Beginn des Rußlandfeldzuges wurde auf dem v. d. Groeben'schen Besitz der Militärflugplatz Lobellen errichtet. Deshalb war die Bevölkerung von Juckstein und Lobellen auch Luftangriffen ausgesetzt.
Juckstein wurde wahrscheinlich am 20. Januar 1945 von den Russen besetzt. Schon 1946 wurde im Dorf eine Kolchose eingereichtet. In Ackmenischken stehen keine Häuser mehr. In Juckstein gibt es noch einige Altbauten. Vom Gut waren 1995 noch Reste von Wirtschaftsgebäuden vorhanden. Das Gutshaus (meistens einfach Schloß genannt) ist zerstört. Der Friedhof auf dem südlichen Hochufer der Szeszuppe ist verwüstet.
Die ehemalige Kreisstraße von Ragnit nach Lasdehnen verläuft nicht mehr durch Juckstein. Es wurde eine Umgehungsstraße gebaut, die südlich am Dorf vorbeiführt.
Bei Ackmenischken beginnt heute der neugebildeten Kreis Lasdehnen (Rajon Krasnosnamensk). [5]
Amtsbezirk Juckstein (1874–1909)
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Geschichte von Gut Juckstein
- 30.09.1928 Umwandlung des Gutsbezirks Adlig Juckstein in die neue Landgemeinde Juckstein.
Zur Geschichte von Gut Adlig Juckstein schreibt Jenny Kopp im Jahre 1913:
"1540 erwirbt Christoph von Manstein, Herr auf Popehnen (Juckstein war 1540 "Mingstimmen" geheißen, mingstas litauisch "reich") und Garbeningken, Juckstein mit Mikehnen. Gemahlin war Ursula von Hundertmark. Er wird am 1. Juli 1584 von einem seiner Untertanen auf dem Felde erschossen. Seine Witwe vertauscht 1591 "Trappen", doch wohl Trappönen, mit Mixteiten und Juxteiten (davon die Benennung Juckstein?). Johann von Manstein (Anm: Sohn?) starb 1630, hatte die Aufsicht über die Ragnitsche Wildnis. 1631 gehören zu Juckstein zwölf Hufen zu magdeburgischem Recht, 9 Hufen 20 Morgen zu kulmischem Recht und ein Krug mit 4 Hufen an der Landstrasse.
Die Tochter Margarete war vermählt mit Hans von Dieben, es ist dies der Besitzer von Tussainen; derselbe verkaufte 1622 Petraschen bei Tracken. 1640 Georg von Manstein, Amtshauptmann zu Ragnit. 1680 starb Christoph von Manstein. Ihm folgt ein Sebastian Ernst, Herr auf Kaukern, der Juckstein pachtete. Er klagt über großen Ungehorsam der Bauern, die ihn sogar hängen wollten. (!!) Die Aufwiegler wurden zu zweijähriger Haft nach Memel transportiert.
Friedrich Wilhelm von Manstein, geb. 1663, gest. 1741, besitzt Juckstein mit Neusorge, Akmenischken und Giewerlauken, später Breitenstein und Warkau. Vermählt: 1. mit Anna von Gaudecker aus Laserkeim, 2. mit Barbara Louisa von Pröck, 3. mit (1710) Katarina von Geßler, des Obersten von Geßler auf Schwägerau Tochter; ihr Bruder ist der berühmte Generalfeldmarschall von Geßler, geb. 1688, gest. 1762 zu Brieg, wo sich sein marmornes Epitaph befindet.
Am 18. Dezember 1732 vertauscht von Manstein die Begüterung Juckstein gegen Groß-Warkau und 25000 Florin. Sein Sohn erwarb es vom Major Johann von Bronikowski 1743 zurück. Georg Christoph von Manstein, geb. 1701, gest. 1750, königlisch preußischer Major; er bittet den König, ihm das bisherige, schon 1512 in seiner Familie befindliche Lehn Kleinsorge, erblich zu geben; ebenso bittet er, daß Juckstein, welches sein Vater 1732 an den Major von Bronikowski veräußert, ihm zugesprochen werden möge. Am 8. Mai 1743 schließt er sodann mit dem Fürsten Czartorgiski, Kanzler von Litauen, er läßt sich durch einen Herrn von Niewstroy vertreten- einen Kaufkontrakt und erwirbt Juckstein für 20000 Florin.
Am 7. Juli 1749 verkauft er wiederum die Jucksteinschen Güter für 25000 Florin an den polnischen Starosten Georg von Konarski; der Umstand, daß seine Kinder gestorben waren, mag von Manstein wohl veranlaßt haben, diesen Besitz, der seit sechs Generationen in seiner Familie war, zu veräußern.
1777 besitzt Catarina Gertrud de Bialosar Juckstein im Werte von 8500 Talern. 1808 ist Rittmeister von Peterson (aus dänischem Adelsgeschlecht) Besitzer von Juckstein, der es von der Witwe des Starosten von Biallosar erworben hatte; es gehörte eine Roßmühle und Ziegelscheune dazu, das Dorf Mikehnen mit 14 Feuerstellen, das Chatoulgut Neusorge mit einer Feuerstelle, Dorf Akmenischken mit 6 Feuerstellen. Peterson war wohl durch schlechte Vermögenslage zu diesem Verkauf gezwungen, denn am 19. März 1829 fand ein Termin zum Verkauf abgepfändeter Gegenstände, als Vieh und Pferde sowie Hausgeräte, in Juckstein statt. Darunter befanden sich verschiedene Pretiosen.
1829 kauft Oberst von Wayski von Karl von Peterson. 1837-1890 Polent. 1908 von Sperber-Grauden, Von 1909 von der Gröben." [7]
Heutige Situation
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Erster Besuch in Juckstein im Sommer 1993
Von Trudel Mende
Nach unserer ersten Nacht in Ragnit, also am Donnerstag, dem 26. August 1993, holt uns der junge Russe Michael nach dem Frühstück um acht Uhr mit dem kleinen gelben Bus ab, und wir fahren über Tussainen und Lobellen nach Juckstein, dem letzten Wohnort der Großeltern von Hildegard und Bernd Waldmann. Die Sonne scheint.
Vom Dorf Juckstein stehen einige Häuser. Über eine große Koppel gehen wir zur Szeszuppe. Auf dem Weg zum Fluss beäugt uns ein schmutziges Kälbchen, eine kleine Truthahnherde läuft hin und her. Wir steigen über einen elektrischen Zaun, zwölf Volt, und gehen zum schnell dahinströmenden Fluss, dort zwei Angler. Auf dem Rückweg geht Hildegard in das Wäldchen, das einstmals der Jucksteiner Friedhof war und genau an der Stelle, wo sie durch Brennnesseln und Unterholz geklettert kommt, findet sie, wie durch ein Wunder, das Grab ihrer Tante Hilly, ein Marmorkreuz mit deutlichem Namen und mit allen Daten, daneben das kürzlich geöffnete und ausgeplünderte Grab und Menschenknochen.
Uns wurde erzählt, das unmittelbar nach dem Krieg fast alle Gräber nach vermeintlichen Wertsachen abgesucht worden sind. Danach sind die Friedhöfe meist in Vergessenheit geraten. Als nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion die ersten Besucher aus Deutschland kamen und nach den Gräbern suchten, erinnerte man sich an die Friedhöfe. Da viele Menschen im nördlichen Ostpreußen in großer Armut leben, begann eine weitere Plünderung der Grabstätten. Auf dem Jucksteiner Friedhof waren alle Gräber geöffnet, wir finden aber keine weiteren Grabsteine oder Knochen mehr.
Wir sind in einer sehr traurigen Stimmung. Wir stehen im Kreis um das verwüstete Grab und sprechen ein Vaterunser. Hildegard sammelt die Knochen ein und wickelt sie in ein Seidentuch. Da die Tante Hilly in Ostpreußen keine Ruhe finden konnte, sie war übrigens im Alter von achtzehn Jahren verstorben, nimmt Hildchen sich vor, die Gebeine auf dem Friedhof in Weißenbach bestatten zu lassen. Dort, in dem kleinen nordhessischen Dorf, hatte Tante Hilly die letzten Tage vor ihrem Tod verbracht, ehe sie in einer Göttinger Klinik verstarb. Hier, auf dem verwilderten Friedhof in Juckstein, kommt bei Hildegard und Bernd auch zum ersten Mal der Gedanke auf, den wunderbaren Marmorgrabstein nicht einfach so liegen zu lassen, vielleicht könnte er geborgen und später auch nach Weißenbach geschafft werden. Sehr, sehr nachdenklich kehren wir zu unserem kleinen gelben Bus zurück. [8]
Literatur
Verschiedenes
F o t o s
Karten
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>JUCEI1KO14CX</gov>
Einzelnachweise
- ↑ Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
- ↑ E. Weber, Ortsnamenverzeichnis Gebiet Kaliningrad (Nördliches Ostpreußen). Deutsch-Russisch. Russisch-Deutsch. Verlag "Nachtigall" Kaliningrad/Königsberg 1993
- ↑ Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
- ↑ Peteraitis, Vilius: Mažosios Lietuvos ir Tvankstos Vietovardžiai, Ju kilme ir reikšme, Vilnius 1997, S.47
- ↑ Text von Bernhard Waldmann (in Anlehnung an Ernst Hofer: "An Memelstrom und Ostfluß" Düsseldorf 1967)
- ↑ Rolf Jehke, Amtsbezirk (Juckstein) Wedereitischken/Sandkirchen
- ↑ Kopp, Jenny: Beiträge zur Chronik des ostpreussischen Grundbesitzes, 1913
- ↑ Reisenotizen von Trudel Mende und Nina Kemper, Augst 1993