Wedereitischken
Wedereitischken Bauerndorf an der Szeszuppe |
- Hierarchie
- Regional > Russische Föderation > Kaliningrader Oblast >Wedereitischken
- Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Ragnit > Wedereitischken
- Hierarchie
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Einleitung
Wedereitischken (1938 bis 1945 Sandkirchen, russ. Timofejewo / Тимофеево, litauisch Vėderaitiškės) liegt 18 Kilometer südöstlich der einstigen Kreisstadt Ragnit und 13 Kilometer nordwestlich der heutigen Rajonshauptstadt Lasdehnen (1938 bis 1946 Haselberg, russ. Krasnosnamensk). Die Scheschuppe (ab 1935 auch: Ostfluss) verläuft nördlich der Ortsgrenze.
Allgemeine Informationen
Wedereitischken (1938 Sandkirchen) liegt im prußischen Stammesgebiet Nadrauen an der Szeszuppe (Ostfluss).
Wedereitischken war anfänglich ein recht kleiner Ort. Wegen seiner zentralen Lage machte man es am 1. Juli 1901 zu einem Kirchdorf mit weitflächigem Kirchspiel. Wenige Jahre später folgte die Erhebung zu einem Amtsdorf – bis dahin hatte Wedereitischken zum Amtsbezirk Juckstein (heute russisch: Kraineje) gehört, der dann aufgelöst wurde.
Politische Einteilung / Zugehörigkeit.
- Wedereitischken gehörte bis 1922 zum Kreis Ragnit, danach zum Landkreis Tilsit-Ragnit im Regierungsbezirk Gumbinnen. [1]
- Heute gehört Wedereitischken zur Landgemeinde Klein Kackschen (Alexejewskoje), deren Verwaltungssitz Wedereitischken (Timofejewo) ist. Die Gemeinde gehört zum Rajon Lasdehnen (Krasnosnamensk).
Die Ortsstelle Neu Krauleidschen ist verlassen.
- Heute gehört Wedereitischken zur Landgemeinde Klein Kackschen (Alexejewskoje), deren Verwaltungssitz Wedereitischken (Timofejewo) ist. Die Gemeinde gehört zum Rajon Lasdehnen (Krasnosnamensk).
Kirchliche Zugehörigkeit
Evangelische Kirche
Kirchengebäude
Die Geschichte der Kirche Wedereitischken nimmt ihren Anfang im beginnenden 20. Jahrhundert. Vor dem Bau der Kirche standen Altar und Taufstein im Schulgebäude, das als Notkirche diente. Im Jahre 1906 fand die Grundsteinlegung für das Gotteshaus statt.
Am 4. Adventsonntag (22. Dezember) 1907 wurde es seiner Bestimmung übergeben.
Die Kirche ist ein unverputzter Ziegelbau mit Westgiebel und spitzem Turm sowie einem gerade geschlossenen Chor mit Anklängen an die Architektur der Ordenszeit. Sie war mit Altar, Kanzel und Taufstein ausgestattet. Kaiserin Auguste Viktoria, die Ehefrau Kaiser Wilhelms II. soll der Kirche eine Bibel in silbernem Einband geschenkt haben. [2]
Die Kirche besaß von Anfang an eine Orgel. Ihr Geläut bestand aus zunächst zwei, später aus drei Glocken.
Eine von ihnen wurde im Ersten Weltkrieg zum Einschmelzen abgeliefert, wurde dann aber wieder ersetzt.
Kirchenbücher
Kirchenbücher siehe: Ostpreußen/Genealogische Quellen/Kirchbuchbestände Kreis Tilsit-Ragnit
Kirche nach 1945
Den Zweiten Weltkrieg überstand die Kirche unversehrt, wurde aber in den Folgejahren zweckentfremdet und diente als Pferdestall, Getreidespeicher und auch Baumateriallager, nachdem sie völlig entkernt worden war. Das Hauptportal zum Turm wurde erweitert und stellte eine Quadratbresche dar. 1993 zeigte das gesamte Dach zwar schon diverse Löcher, aber die schön bemalte Empore war noch eingeschränkt zu begehen, die ebenfalls bemalte Holz-Decke noch nicht eingestürzt. Die fehlende Gebäudepflege führte schließlich zum Einsturz des Daches.
Im Jahre 2005 wurde das einstige evangelische Gotteshaus der Russisch-orthodoxen Kirche übergeben. Nach Jahren liebevoller Restaurierung und Herrichtung des Gebäudes in orthodoxem Stil (Einbau einer Ikonostase) wurde das dann Swjato-Wwedenskaja-Kirche („Mariä-Tempelgang-Kirche“, auch: „Mariä-Opfer-Kirche“) genannte Gotteshaus am 20. Juli 2008 von Erzbischof Kyrill I., damals Metropolit von Smolensk und Kaliningrad, dann Patriarch von Moskau und Russland, feierlich eingeweiht. [3]
Inzwischen wurde auch die Umgebung der Kirche neu gestaltet. Der Zugang wurde mit backsteinfarbenen Platten belegt. Es gibt Ruhebänke und der Rasen und die Blumenrabatten sind gepflegt. In den letzten Jahren wurde viel in die Verschönerung des Dorfes investiert. [4]
Geschichte
Amtsbezirk Wedereitischken / Sandkirchen (1909–1945)
Durch Umgliederung aus den Nachbaramtsbezirken Budwethen (heute russisch: Malomoschaiskoje), Galbrasten (Liwenskoje), Juckstein (Kraineje) und Kackschen (Sadowo) entstand am 15. Oktober 1909 der neue Amtsbezirk Wedereitischken, der bis 1922 zum Kreis Ragnit, danach – 1939 in „Amtsbezirk Sandkirchen“ umbenannt – zum Landkreis Tilsit-Ragnit gehörte. [5]
Name Änderungsname
1938 bis 1946Russischer Name Bemerkungen Alt Krauleidszen
1936–38: Alt KrauleidschenHohenflur (Ostpr.) Chworostjanka Aszen seit 1936:
AschenChworostjanka Dannenberg Talniki 1929 nach Waldau eingemeindet Galbrasten Dreifurt Liwenskoje Groß Kackschen seit 1936:
Birkenhain (Ostpr.)Sadowo Groß Schillehlen
bis 1913: Groß SchillehlischkenGroßschollen Petropawlowskoje Klein Kackschen Kleinbirkenhain Kalatschejewo 1938 nach Birkenhain eingegliedert Königshuld II Bobrowo Mikehnen Micheln Talniki 1929 nach Waldau eingemeindet Neu Krauleidszen
1936–38: Neu KrauleidschenSammelhofen Timofejewo Waldau Talniki am 1. Januar 1929 neu entstanden Wedereitischken Sandkirchen Timofejewo Weedern
(ohne Alxniswiesen)1929 nach Waldau eingemeindet
Von anfänglich 14 Dörfern bildeten am 1. Januar 1945 nur noch zehn Orte den Amtsbezirk: Aschen, Birkenhain, Dreifurt, Großschollen, Hohenflur, Kleinschollen, Königshuld II, Sammelhofen, Sandkirchen und Waldau.
Geschichte des Dorfes Wedereitischken
- Die Bewohner waren zu 100 % evangelisch, abgesehen von einem Grüppchen Juden in Birkenhain. Eine dieser Familien (Neumark) baute einen Laden fast zu einem richtigen Kaufhaus aus, andere waren Pferde- oder Altwarenhändler, alle sind 1938 spurlos verschwunden.
- Außerdem wurde in Wietzheim ein Gebäude von Mitgliedern einer Sekte bewohnt, deren Zugehörigkeit zu einem Mutterhaus bis heute nicht geklärt werden konnte.
- Erst mit Kirchspiel-Gründung gab es auch den "Amtsbezirk Wedereitischken", der zuvor als "AB Galbrasten" geführt wurde.
Amtsvorsteher hatten auch Ursprungs-Zeugnisse für Pferde zu erteilen, zwecks Unterbindung des Pferdeschmuggels im Grenzgebiet (6 km zur Memel = Litauen) Für Rinder und Schweine war dies die Aufgabe der Bürgermeister.
- Durch Pfarrer Lenkeit wurde 1905 eine Spar- und Darlehnskasse (Raiffeisen - Muster) im Kirchspiel gegründet. Außer Geldgeschäfte und Silobetrieb pp. wurde auch 1 Leichenwagen unterhalten und auch an Nicht- Mitglieder ausgeliehen.
- Schulen mit 2 Klassenräumen gab es in Sandkirchen, Dreifurt und Birkenhain, mit 1 Klasse in Waldau, Groß Schollen, Wietzheim und Lindbach.
Kinder aus den anderen Orten durften die nächstgelegene Schule besuchen, auch wenn sie im Nachbarkreis lag (z B. Königshuld > Wietzheim).
Weiterführende Schulen waren kaum zu erreichen. da der Postbus nur um 7.0o Uhr ins 24 km entfernte Ragnit abfuhr und um 19.00 Uhr zurückkam, und das am Schul-ortwohnen kaum jemand bezahlen konnte.
- Das Gesundheitswesen war jämmerlich. Arzt und Zahnarzt gab es nur in Altenkirch (Budwethen ) = 8 bis 12 km entfernt, d.h. diese hatten einen Umkreis von 24 km mit dem Pferdewagen zu versorgen, weswegen Hausbesuche nur in ganz schwierigen Fällen möglich waren.
Ab 1930 wohnte 1 Dentist zwischen Birkenhain und Sandkirchen, 1 Hebamme auch.
- Die 2 Krankenhäuser in Tilsit und Ragnit für 300 Gemeinden und 70.000 Stadtbewohner reichten ebenfalls nur für das Dringendste, den Rest mußten 2 Gemeinde - Schwestern von Sandkirchen aus versorgen.
- 1 Tierarzt war ebenfalls nur in Altenkirch vorhanden. Also mußte für Mensch und Tier auf Hausmittel und vererbte Kenntnisse weitgehend zurückgegriffen werden.
- Ursprünglich ein recht kleiner Ort, nahm er durch die Mittelpunkt-Funktion seit der Kirchspielgründung erheblichen Aufschwung. Es entstand entlang der neuen Dorfstraße eine richtige Geschäftsstraße: Mehl- und Schneidemühle, Schuh- und Spielwaren, Friseuse, Drogerie, Lebensmittel, Bäckerei, Gastwirtschaft usw.
Es waren 15 Betriebe und 9 weitere Handwerker im Ort. [6]
- Im Jahre 1910 waren in Wedereitischken 248 Einwohner gemeldet. Ihre Zahl stieg bis 1933 auf 297 und belief sich 1939 bereits auf 336. Heute hat Wedereitischken/ 420 Einwohner (Stand: 14. Okt. 2010). [7]
Szeszuppe-Brücken
- Wedereitischken
Wichtig für den Ort Wedereitischken (ab 1938 Sandkirchen) war der Bau der Dr.-Rosenkrantz-Brücke 1928 über die Szeszuppe (ab 1938 Ostfluß). 1930 wurde die Straße von Galbrasten (ab 1938 Dreifurt) bis zur Hauptstraße Ragnit - Lasdehnen (ab 1938 Haselberg) ausgebaut und befestigt.
- Giewerlauken
Im weiter westlich gelegenen Giewerlauken (ab 1938 Hirschflur) wurde alljährlich eine Sommerbrücke errichtet.
Diese Art des Brückenbaus ist von vielen Generationen ausgeübt und von Zeit zu Zeit verbessert worden. Leider musste die Brücke in jedem Herbst abgebrochen und im Frühjahr neu erstellt werden. Dieser Vorgang war notwendig, weil die Szeszuppe im Frühjahr und Herbst durch Hochwasser und Eisgang die Brücke zerstört hätte. Trotz aller Vorsicht ist es vorgekommen, daß bei plötzlich eintretendem Hochwasser die Brücke weggerissen wurde.
Der Brückenbau, durch Eigenleistung erstellt, war für die Gemeinde eine große Belastung.
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Heutige Situation
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Landgemeinde Alexejewskoje
- Die Landgemeinde Alexejewskoje (deutsch Klein Kackschen, 1938–1945 Kleinbirkenhain, litauisch Mažieji Kakšiai)
wurde im Jahr 2008 eingerichtet.
Der Verwaltungssitz dieser Gemeinde befindet sich in Timofejewo (Wedereitischken).
Die in der Landgemeinde versammelten Siedlungen gehörten vorher zu den Dorfbzirken Schilleningken, Trappönen und Wedereitischken.
Ortsname Einwohner
14. Oktober
2010deutscher Name Abramowo (Абрамово) 32 Dickschen/Lindbach und Klein Rudminnen/Kleinruden Alexejewka (Алексеевка) 199 Klein Kackschen/Kleinbirkenhain Bobrowo (Боброво) 81 Ellernthal, Groß Rudminnen/Wietzheim und Königshuld II Dolgoje (Долгое) 69 Beinigkehmen/Beinicken Dolschanskoje (Должанское) 17 Budupönen-Uthelen/Hartigsberg Illowaiskoje (Илловайское) 143 Jucknaten/Meißnersrode und Lubinehlen/Lubenwalde Kalatschejewo (Калачеево) 54 Klein Schillehlen/Kleinschollen, Pötkallen/Pötken und Augskallen/Güldenflur Kraineje (Крайнее) 35 Juckstein, Dundeln und Pabuduppen/Finkenhagen Lagernoje (Лагерное) 65 Lenken Liwenskoje (Ливенское) 93 Galbrasten/ Dreifurt und Kragelischken/Kragelingen Nemanskoje (Неманское) 714 Trappönen/Trappen Nikolskoje (Никольское) 32 Giewerlauken/Hirschflur Petropawlowskoje (Петропавловское) 69 (Neu) Eggleninken/Lindengarten und Groß Schillehlen/Großschollen Pogranitschny (Пограничный) 91 Schillehnen/Waldheide und Dirwehlen/Wehlen Poljanskoje (Полянское) 57 Ballupönen/Ballen, Uszballen/Lindnershorst und Königshuld/Friedrichsweiler Pugatschowo (Пугачёво) 31 Neu Skardupönen/Grenzwald Sadowo (Садово) 288 Groß Kackschen/Birkenhain Saretschnoje (Заречное) 288 Tulpeningken/Tulpeningen und Woitekaten/Ostfurt Selenodolje (Зеленодолье) 19 Neu Lubönen/Memelwalde [Selenolessje (Зеленолесье) 23 Gricklaugken/Bönick Timofejewo (Тимофеево) 420 Wedereitischken/Sandkirchen und Neu Krauleidszen/Sammelhofen
Fotoalbum
Karten
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Weblinks
http://www.tilsit-ragnit.de/ragnit/ra_sandkirchen_ksp1.html Das Kirchspiel Sandkirchen (Wedereitischken), von Edeltraut Zenke http://www.tilsit-ragnit.de/download/sandkirchen_skizze_einw.pdf
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>SANHENKO14DX</gov>
Quellen, Einzelnachweise
- ↑ Rolf Jehke, Amtsbezirk Wedereitischken/Sandkirchen
- ↑ A.P. Bachtin, Kirchen Ostpreußens. Alte und neue Fotos. Informationen zur Geschichte, in der Reihe: Sehenswürdigkeiten in der Region Kaliningrad, A 87, Kaliningrad (Verlag Baltpromo), 2013, S. 68–69
- ↑ A.P. Bachtin, Kirchen Ostpreußens. Alte und neue Fotos. Informationen zur Geschichte, in der Reihe: Sehenswürdigkeiten in der Region Kaliningrad, A 87, Kaliningrad (Verlag Baltpromo), 2013, S. 68–69
- ↑ © Kreisgemeinschaft Tilsit-Ragnit e.V., verfaßt am 01.09.2000, letzte Änderung dieser Seite : Sonntag, 2. Januar 2011.
- ↑ Rolf Jehke, Amtsbezirk Wedereitischken/Sandkirchen
- ↑ © Kreisgemeinschaft Tilsit-Ragnit e.V. verfaßt am 01.09.2000, letzte Änderung dieser Seite: Sonntag, 2. Januar 2011
- ↑ Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Oblast Kaliningrad. Band 1, Tabelle 4.