Förstereien im Memelland: Unterschied zwischen den Versionen

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==== Forstbeamte im Memelland ====
==== Forstbeamte im Memelland ====
[[Bild: Forstbeamte des Memellandes.jpg|thumb|right|450 px|<center>Forstbeamte im '''Memelland'''</center>]]
[[Bild: Forstbeamte des Memellandes.jpg|thumb|right|450 px|<center>Forstbeamte im '''Memelland''' (1930er Jahre)</center>]]
Die Namen der auf dem Gruppenfoto abgebildeten Förster: <ref> Dieses Foto der memelländischen Forstbeamten stammt von der Titelseite des Memeler Dampfbootes, Jahrgang 1968 Nr. 16 (vom 20.8.1968).<br>Unter dem Bild sind auch alle Forstbeamten bis auf zwei namentlich genannt.</ref>
Die Namen der auf dem Gruppenfoto abgebildeten Förster: <ref> Dieses Foto der memelländischen Forstbeamten stammt von der Titelseite des Memeler Dampfbootes, Jahrgang 1968 Nr. 16 (vom 20.8.1968).<br>Unter dem Bild sind auch alle Forstbeamten bis auf zwei namentlich genannt.</ref>
* Vordere Reihe (v.l.n.r.)
* Vordere Reihe (v.l.n.r.)

Aktuelle Version vom 17. Februar 2016, 17:21 Uhr

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Viktor Kittel, der Autor dieses Beitrags
Viktor Kittel als Forstanwärter, 1940

Von Viktor Kittel


Einleitung

Elch im Nehrungswald bei Perwelk

Es war im Memelland vorwiegend fiskalischer Grund, auf dem sich Reste der ursprünglichen Pflanzen- und Tierwelt erhalten hatten. Daher seien einleitend einige Einzelheiten der Flora und Fauna des Memellandes erwähnt, soweit sie von den Nachbargebieten abweichende Züge aufzuweisen hatten.

Die Pflanzenwelt

Die gesamte Ostseeküste des Memellandes weist sämtliche charakteristischen Strandpflanzen auf, wie wir sie überall finden können. Es gibt jedoch im Memelland auch eine Reihe seltener Pflanzen. Zum Beispiel blüht auf der Kurischen Nehrung die Nordische Linaea, die sehr selten ist und unter besonderen Schutz gestellt wurde. Die Botaniker fanden im Bereich des gesamten Memellandes manche Rarität, deren Anwesenheit schwer zu erklären ist. Wollen sie mehr wissen - hier klicken

Die Tierwelt

Durch das Nibelungenlied wissen wir, dass man einst im Odenwald und dem Spessart Bären und Elche jagen konnte. Doch wo sich der Mensch ausbreitete, rottete er die Tiere aus oder verdrängte sie in einsamere Gebiete. Der deutsche Osten und mithin auch das Memelland waren eines dieser Rückzugsgebiete. Der Elch z.B. war und ist auch heute wieder auf der Kurischen Nehrung im sogenannten Elchrevier, zwischen Schwarzort und Nidden zu Hause. Über den Elch und die gesamte Tierwelt des Memellandes erfahren sie mehr nach diesem klick.

Die staatlichen Forsten

Zum besseren Verständnis der Organisation der Forsten vorweg einige Erklärungen:
Ursprünglich spielten die Forsten für die herzöglichen Schatullen eine große Rolle. Sie benutzten die Waldgebiete, um ihren Geldbeutel zu füllen. So ließen z.B. auch die preußischen Kurfürsten Forstland an Bewerber ausgeben, die ihre Zinsen nicht der Kammer, sondern der Privatschatulle des Kurfürsten entrichten mußten.

Vom Wildnisbereiter zum Forstbeamten

Die Insignien des Forstberufs [1]

Das Jagdrecht (Jagdregal) in diesen Waldungen war alleine dem Landesherren vorbehalten. Die Aufsicht über die Wälder und die Fahndung nach eventuellen Wilderern war Aufgabe der Wildnisbereiter. Diese Bezeichnung erster Forstaufsichtskräfte ist wahrscheinlich dadurch entstanden, weil die Waldungen des Preußenlandes nördlich des Memelstromes seit der Ordenszeit die "Wildnis" genannt wurden. Wieviel und wo überall im Gebiet des heutigen Memellandes Wildnidbereiter stationiert waren, ist lediglich aus dem Kreis Heydekrug bekannt. Dort gab es zunächst zwei solcher Wildnisbereiter, einen für den Windenburger Bezirk in Jazischken, den anderen in Ibenhorst für den Bereich Ruß und Heydekrug. Oft waren es ausgediente und verdiente Soldaten, die mit einem solchen verantwortungsvollen Posten beliehen wurden. So ist bekannt, dass der erste Jazischker Wildnisbereiter Hans Hamburger hieß, sein Nachfolger war Otto Felgendreher, der auch den Bezirk Memel und Prökuls zu versorgen hatte. Die zweite Stelle in Ibenhorst südlich des Rußstromes befand sich seit Mitte des 16. Jh. in der Familie Schornick oder Schorningk.
Um 1770 wird dann als erster Förster für diese Waldungen Wilhelm Eckert genannt. Seine Nachfolger waren Forstrat (?) von Wernstell und Oberförster Sproewitz. Anfang des 19. Jh. ist ein Landjäger H.L. Eckert Oberförster, 1812 Trentowius, 1818 Wendt. Sie wohnten nicht auf ihrem Dienstland in Klooschen-Bartel, sondern in dem sich durch Verwandtschaft weitervererbenden Milkurpen, das dann in den Besitz des Fiskus überging und die Oberfösterei Klooschen wurde.
Während dieser Anfangszeit erhielten die damaligen Forstaufsichtskräfte nur einen geringen Barlohn und außerdem Natural-lieferungen an Roggen, Gerste und Hafer, die dann später durch Geldwert abgelöst wurden.
Es gibt sie auch heute noch, wenn auch unter anderen Voraussetzungen, die Revierverwaltungsbeamten. Nachdem bereits Friedrich II. (der Große) das Berufsbeamtentum einführte, bürgerte sich die Bezeichnung Beamter in unserem Sinne erst im Laufe des 19. Jh. ein. Bis in die MItte des 20. Jh. war das Beamtentum staatstreu und regimeerhaltend. Auch der den staatlichen Wald verwaltende und betreuende Förster war ein Beamter. Heute unterscheidet man zwischen dem mittleren gehobenen Dienst (Hilfsförster, Förster, Revierförster und Oberförster) und dem höheren Forstdienst (Forstmeister, Forstamtmann, Forstrat usw.)

Die staatlichen Forsten wurden in Oberförstereien, seit 1939 Forstämter, aufgeteilt, zu denen mehrere Reviere gehörten. Die Oberförsterei bzw. dem Forstamt stand der Oberförster oder Forstmeister vor. Die einzelnen Reviere wurden von Revierförstern oder lediglich Forstwarten verwaltet.

Zur übersichtlichen und besseren Verwaltung und Bearbeitung wurden die Forstgebiete der einzelnen Reviere in sogenannte Jagen parzelliert. Dazu wurden parallel verlaufende Schneisen, sogenannte Gestelle so in den Wald geschlagen, dass rechteckige Waldstücke entstanden, die Jagen genannt wurden und eine Größe von 800 x 400 m hatten. Diese Jagen wurden innerhalb eines Revieres fortlaufend nummeriert. Alle ostpreußischen Waldungen wurden nach dieser Ordnung verwaltet

Das Forstamt Ibenhorst in der Elchniederung

Bei der Entstehung des neuen preußischen Staates zu Beginn des 19. Jh. hatte der Fiskus durch die Separation (Flurbereinigung) erhebliche Einbußen an Wald,- Heide- und Moorgebieten zu verzeichnen. Die noch übriggebliebenen Staatsforsten gehörten zu den Oberförstereien Ibenhorst, Dingken und Klooschen und Jura im Kr. Pogegen. Nach der Forsteinteilung von 1818 umfaßte die Inspektion Ibenhorst u. a. das Forstrevier Kinten, Alk, Berzischken und Gurgsden. Die Oberförsterei Dingken war am Kreis Heydekrug mit 1535 ha beteiligt und bestand anfangs wohl nur aus den Revierförstereien Dingken und Kuhlins. Vom Revier Klooschen wurde 1878 nach Ankauf des Gutes Norkaiten durch den Forstfiskus die Oberförsterei Norkaiten abgezweigt. Diese neue Oberförsterei umfaßte die alten Forstbeläufe Kinten, Bundeln und Berzischken sowie die neben Norkaiten selbst, die käuflich erworbenen Güter Jonischken und Oszkarten sowie die Gemarkung Hegewald Lapienen. Diese Hauptteile wurden durch Erwerb von Ödländereien abgerundet, so dass die Oberförsterei Norkaiten trotz der 1899 erfolgten Abtretung des Augstumalmoores zu Besiedlungszwecken auf 4767 ha anwuchs.
Die bis hierher oft genannte Oberförsterei Ibenhorst wird im Folgenden nicht weiter erwähnt, da der noch existierende Ibenhorster Forst südlich der Skirwietell und dem Rußstrom am Haff gelegen nicht zum Gebiet des Memellandes gehört.
Zusammenfassend sei noch angemerkt:
Die Staatsforsten des Memellandes bedeckten eine Fläche von rund 30000 ha, die durch die fünf Forstämter Klooschen, Norkaiten, Dingken, Wisch­will und Schmalleningken verwaltet wurden.
Dieser kurze geschichtliche Rückblick soll die Entstehung der Forstwirtschaft im Memelland, wie sie im Folgenden dargestellt wird, verständlich machen.

Forstbeamte im Memelland

Forstbeamte im Memelland (1930er Jahre)

Die Namen der auf dem Gruppenfoto abgebildeten Förster: [2]

  • Vordere Reihe (v.l.n.r.)
die ersten beiden sind unbekannt, es geht also mit dem dritten los: Revierförster Ernst Radeck, Forstmeister Walter Riechert (gefallen), Oberförster Neubert, Forstsekretär Chr. Danullis, Forstmeister Bellgardt, Revierförster Paul Kay (gefallen), Assessor Vadopalas und Revierförster Willy Aschmann
  • Zweite Reihe (von vorn, wieder von links nach rechts)
Revierförster Hans Kurschus, Revierförster Sauskojus (gefallen), Revierförster Erich Aschmann (gefallen), Revierförster Max Lindenau, Revierförster Gustav Schepputtis, Revierförster Fritz Waitschies (gefallen), Revierförster Horst Krisat
  • Dritte Reihe
Revierförster Paul Abromeit, Revierförster Schoepe, Revierförster Erich Ignat, Forstbeflissener von Zabrowski, Revierförster August Kurschus, Revierförster Haselmeier, Revierförster Russius (gefallen, von seiner Witwe stammt diese Aufnahme)
  • Hintere Reihe
Revierförster Hans Japp, Revierförster Corduan, Forstamtmann Heinrich Weber, [3] und Revierförster Hans Radeck

Wälder der Stadt Memel

Um noch auf die Wälder der Stadt Memel zu kommen, so wurde die Nordplantage An­fang des 19. Jh. der Korpora­tion der Memeler Kaufmann­schaft durch die preußische Regierung übergeben. Förster Sandner (Anm.: der Schwiegersohn des Düneninspektors Epha [1]) und Revierförster Wei­gel danken die Memeler das herrliche Waldgebiet von Försterei mit seinen Grünflächen, Promenaden, Aussichtspunkten und dem späteren Radfahr- ­und Fahrweg.

Im Nehrungswald bei Nidden

Die anschließen­de Südplantage mußte durch die Stadt auf einem Gelände angelegt werden, das in weit­blickender Weise von Gut Char­lottenhof und Gut Groß-Tauer­lauken erworben worden war.

Den Nehrungswald zwischen Schwarzort und Süderspitze dan­ken wir der preußischen Regie­rung. Sie sorgte dafür, daß die Hochwaldstücke von Schwarzort, Nidden und Rossitten durch Festlegung der Wanderdünen an den die menschlichen Siedlungen gefährdenden Stellen miteinander verbun­den wurden. Entscheidenden Anteil an der Bepflanzung der Nehrung haben Düneninspektor Epha [2]aus Rossitten, Düneninspektor Hagen, dem ge­genüber Schmelz ein Gedenkstein auf Hahenshöh gesetzt wurde, und der Schwarzorter Re­vierförster Adolf Schulz, der Vater des langjährigen Memeler 1. Bürger­meisters. Dienstgehöfte für den neu aufwachsenden Nehrungswald und den Schutz der Dünen entstanden in Sandkrug, Erlenhorst, Preil und Nidden, Baracken für die Dünenarbeiter in Bärenschlucht und Liebestal. Das Sandkrugrevier, zu dem auch die Festlanddünen von Nimmersatt bis Mellneraggen gehörten, unterstand einem Dünenwart in der Dünenmei­sterei Sandkrug. Das Erlenhorster Revier reichte bis km 16 in Richtung Schwarzort und mußte die Vordüne bis Perwelk betreuen. Das Schwarz­orter Revier reichte von km 16 bis Perwelk und hatte nur mit Wald zu tun. Das Niddener Revier reichte von Perwelk bis zur Grenze.

Waldbesitz der Güter und Dörfer

Von den Gütern des Kreises Memel besaßen eigene Waldstücke Klein-Tauerlauken, Pakamohren, Bachmann, Janischken, Götzhöfen und Köllmisch-Krottingen.
Auch Dörfer mit bäuer­lichem Waldbesitz gab es. So hatte nach einer Tabelle von 1903 Szwillen 98 ha, Wallehnen 50 ha und Groß-Kurschen 54 ha. Adlig Prökuls besaß 75 ha, Miszeiken 125 ha und Dawillen 48 ha Wald. Hugo Scheu legte 1873 einen Wald von 25 ha in Loebarten an. Gut Schernen besaß 588 ha Wald, die 1883 an den Fiskus übergingen.

Aufforstungen und Zukäufe

Allgemein erwies sich der preußische Staat hinsichtlich der Forsten als weitblickend. 1906 wurden Ödländereien bei Schompetern und Labatag-Michel-Purwin gekauft und mit Kiefern aufgeforstet. 1912 wurde das Vorwerk Pempen erworben und mit Fichten besät.

Oberförsterei Klooschen im Kreis Memel

Die Oberförsterei Klooschen liegt in der Nähe von Prökuls am Rande der Minge und des Klooscher Wäldchens. Sie besaß 200 Morgen Dienstland, das durch den Oberförster bewirtschaftet wurde. Sechs Pferde und über zwanzig Kühe ließen manchmal vergessen, was Haupt- und was Neben­erwerb eines Forstmeisters war. Acht Revierförstereien gehörten zum Forst­amt, und zwar Schernen mit dem bekannten Ausflugsziel der Memeler, Schäferei in der Nähe des gleichnamigen Dorfes am Haff, Starrischken, ebenfalls unweit des Haffes, Bejehden bei Scheppothen in Grenznähe und Blimatzen bei Stoneiten. Am König-Wilhelm-Kanal lagen zwei Forstge­höfte, und zwar die Torfmeisterstellen Tyrusmoor und Schwenzelner Moor. Der Dienstbezirk Daupener Moor wurde von einem Forstschutz­mann mit eigener Landwirtschaft betreut. Die Oberförsterei Klooschen be­saß 4000 ha Wald und 2000 ha Moorflächen.

Oberforsthaus Norkaiten

Oberförsterei Norkaiten im Kreis Heydekrug

Im Kreise Heydekrug fehlten Privat- und Kommunalwald fast völlig. Da­für umfaßten die Staatsforsten 6000 ha, die allerdings stark verstreut lagen, wie das ja auch im Kreise Memel der Fall war. Der größte Waldkomplex der Norkaiter Forst lag zwischen Saugen und Heydekrug. Über Berzischken kam man zur Oberförsterei Norkaiten, in deren Nähe auch die Revierförsterei gleichen Namens lag. In der Nähe von Saugen lag die Jonischker Forst mit der Försterei Jonischken. Die Försterei Oszkarten in der Nähe des Bahnhofs Szameitkehmen, die Försterei Bundeln haffwärts zwischen Mischkogallen und Michelsakuten und die Försterei Kinten un­weit des Haffstrandes betreuten die Norkaiter Waldbestände. Iszlusze­moor besaß eine Hilfsförsterei.


Oberförsterei Dingken im Kreis Heydekrug

Am Ostrand des Dingker Waldes lag die Oberförsterei Dingken in der Nähe der Kleinbahnstation Gudden. Auch hier gab es sieben Dienstbezirke, und zwar die Revierförstereien Jecksterken auf früherem Gutsgelände, Paulbeistrauch bei Stumbragirren, Kawohlen in der Nähe der Tilsiter Chaussee, Kuhlins an der Straße MädewaldPaleiten, Schillgallen bei Rucken, die Hilfsförsterei Powilken und die Torfmeisterei Paleiten.


Die Förstereien im Kreis Pogegen

Oberförsterei Wischwill
Forsthaus Wolfsgrund bei Wischwill

Das größte geschlossene Waldgebiet des Memellandes ist bis heute die Juraforst geblieben. 15 000 Hektar Wald dehnen sich hier zwischen Memelstrom und litauischer Grenze aus, der durch zwei Oberförstereien in Wischwill und Schmalleningken verwaltet wurde. Zu Beginn der Forstbewirtschaftung gab es für den Juraforst jedoch nur eine Försterei und zwar die Oberförsterei Jura. Offentsichtlich wurden von ihr ständig Förstereien abgetrennt. So gingen 1870 fünf Förstereien auf eine neu gegründete Oberförsterei Antschwenten über, die wiederum 1878 in Schmalleningken umbenannt wurde. Wischwill war die jüngste Oberförsterei im Memelland. Sie wurde 1903 gegründet und erhielt im Zuge der Auflösung der Oberförsterei Jura bis 1920 von dieser die Förstereien: Schönbruch, Wolfsgrund, Nausseden und Baltupönen. Außerdem kam von der Oberförsterei Schmalleningken die Försterei Szardehlen hinzu.
Die Oberförsterei Jura bestand nur noch bis 1930 und zwar unter der Leitung von Oberförster Emil Radeck. Danach wurden die drei Förstereien Augsgirren,Neumühl und Schustern ebenfalls der Oberförsterei Wischwill zugeschlagen.


Oberförsterei / Forstamt Wischwill

Das Forstamt Wischwill war in dem ehemaligen Herrenhaus des Gutes Wischwill untergebracht. Unweit des Ortes stand die Försterei Schönbruch. 7 km nordwärts lag die Försterei Wolfsgrund. Von hier führte eine Straße zur früheren Oberförsterei Jura-Forst mit dem Forstgutbezirk und der Hilfsförsterei Jura II. Nördlich von Wolfsgrund lag die Försterei Neumühl. In Richtung Motzischken stand die Försterei Naußeden. In der Nähe des Dorfes gleichen Namens fand man die Revierförsterei Schustern. Unweit der litauischen Grenze lag hier noch die Försterei Augsgirren.

Oberförsterei / Forstamt Schmalleningken

Das Forstamt Schmalleningken lag inmitten des Kirchdorfes. Die Revier­förstereien lagen hier sehr exponiert in Grenznähe fern aller Siedlungen. Am weitesten in den Wald vorgeschoben war Smalodarszen. Leibgirren lag immer noch 15 km von der Oberförsterei entfernt, Grünhof unweit Usztilten. Auerhahn hatte seinen Namen von den 25 — 30 Hähnen erhal­ten, die hier balzten. Antschwenten befand sich hart an der litauischen Grenze, während dicht bei Abschruten die Försterei Wolfspaß lag.


Die Wälder und Moore des Memellandes waren ein reicher Schatz, und von den Forstämtern flossen erhebliche Einnahmen in die Kassen des Gebietes.

Die Forstämter in Zahlen und Fakten

Lage des Forstamts Klooschen (Messtischblatt 1938)

Forstamt Klooschen

Forstamt :Klooschen in Klooschen bei Prökuls
Landkreis  : Memel

Entfernung in km zu:
Bahnhof.......2
Einkaufsort.....2
höh.Schule......... 25


Letzter Forstmeister : Hans Scherließ
Letzter Büroleiter  : Forstsekretär Martin Nelamischkies,
Letzte Angestellte  : Frl. Goira und Frl. Mokulies

Revierförstereien und letzter Stelleninhaber

Revierförstereien Letzter Stelleninhaber
I Bejehden Revierförster Otto Lange
II Blimatzen Revierförster David Anysas
III Aschpurwen Revierförster Hans Jupp
IV Schernen Revierförster Werner Riede
V Schäferei Revierförster Kurt Stielow
VI Starrischken Revierförster Franz Haselmeier
VII Schwenzelener-Moor Unterforstwart Georg Penschuck
VIII Buttken Waldwärter Lippnus, Hauptberuf Kleinbauer
IX Dauperner-Moor Torfwärter Wenkies, Hauptberuf Kleinbauer
X Tyrus-Moor Forstwart Hans Pietsch


Größe des Forstamtes 5.400 ha
davon Holzboden 3.500 ha
davon Nichtholzboden 1.901 ha (davon Torfmoor 1.600 ha)



Planmäsiger Hiebsatz/Jahr
Kiefer 9.450 fm
Fichte 1.050 fm
Sa. 10.500 fm


ALa = anderes Laubholz
ANa = anderes Nadelholz


Altersklassenverhältnis der Baumarten

Holzart I II III IV V VI VII VIII IX ha
Eiche
Buche
ALa. 20 20 40 10 90
Sa.La 20 20 40 10 90
Fichte 30 30 60 65 75 260
Kiefer 500 500 530 650 400 520 50 3.150
ANa.
SaNa. 530 530 590 715 475 475 520 50 3.410
Sa.ha. 550 550 630 725 475 520 50 3.500


Forstamt Norkaiten

Forstamt: Norkaiten bei Saugen
Landkreis: Heydekrug

Entfernung in km zu:
Bahnhof.......5
Einkaufsort...15
höh. Schule...38


Letzter Forstmeister: Forstmeister Alfred Krieger

Letzter Büroleiter  : nicht bekannt
Letzte Angestellte  : nicht bekannt

Revierförstereien und letzter Stelleninhaber

Revierförsteien letzter Stelleninhaber
I Oszkerten Revierförster Willi Purwins
II Norkaiten Revierförster Richard Sauskojus
III Jonischken Revierförster Oskar Lockowandt
IV Bundeln Revierförster Corduan
V Kinten Revuerförster Max Lindenau
VI Szagatpurwen Forstwartbezirk Forstwart Hoffmann


Größe des Forstamtes 4.956 ha
davon Holzboden 3.256 ha
davon Nichtholzboden 1.700 ha (davon Moore 220 ha)


Planmäßiger Hiebsatz/Jahr
ALa 1.260 fm
Ki. 7.470 fm
Fi. 270 fm
Sa. 9.000 fm


ALa = anderes Laubholz
ANa = anderes Nadelholz

Altersklassenverhältnis der Baumarten

Holzart I II III IV V VI VII VIII IX ha
Eiche 7 2 2 11
Buche
ALa 43 182 79 160 464
SaLa 50 182 81 162 475
Fichte 9 17 7 44 3 10 90
Kiefer 250 177 270 1.449 253 292 2.691
ANa
SaNa 259 194 277 1.493 256 302 2.781
Sa.ha 309 376 358 1.655 256 302 3.256



Forstamt Dingken

Forstamt Dingken in Dingken bei Jonikatren
Landkreis : Pogegen (ab 1939 Tilsit-Ragnit)

Entfernung in km zu:
Bahnhof.......5 km
Einkaufsort..16 km
höh. Schule..16 km


Letzter Forstmeister: Walter Riechert
Riechert während des Krieges Soldat,
Vertreter war Oberförster Kirschner
Letzter Büroleiter: Revierförster Max Platz
Letzte Angestellte: Erich Bolm und Georg Potschka

Revierförstereien und letzter Stelleninhaber

Revierförstereien Letzter Stelleninhaber
I Jecksterken Revierförster Wilhelm Wippold
II Paulbeistrauch Revierförster Hans Radeck
III Schillgallen Revierförster Gustav Schepputis
IV Kawohlen (auch Swarreitkehmen) Revierförster Johannes Buttgereit
V Kuhlins Revierförster Horst Krisat
VI Paleiten (Torfmeisterei u. Forstaufseherbezirk) Förster Hans Borchard 1927



Förster Hans Borchard u. Frau 1927


mehr Bilder s. Bewohner von Barsdehnen (Kr.Heydekrug)


Größe des Forstamtes 4.687 ha
davon Holzboden 2.946 ha
davon Nichtholzboden 1.738 ha (davon Moore 1.349 ha)


Baumanteile an der Gesamtfläche
Kiefer 54 %
Fichte 31 %
Eiche 5 %
ALa 10 %


ALa = anderes Laubholz
ANa = anderes Nadelholz

Altersklassenverhältnis der Baumarten

Holzart I II III IV V VI VII VIII IX ha
Eiche 8 15 12 29 20 6 25 19 11 145
Buche
ALa 34 81 56 81 16 11 2 4 285
SummeLa 42 96 68 110 36 17 27 23 11 430
Fichte 134 118 136 131 223 111 72 4 929
Kiefer 99 161 354 199 239 379 127 29 1.587
Summe Na 233 279 490 330 462 490 199 33 2.516





Forstamt Wischwill

Forstamt Wischwill in Wischwill
Landkreis: Tilsit-Ragnit (von 1924 bis 1939 zum Landkreis Pogegen gehörend)

Entfernung in km zu:
Bahnhof.........2
Einkaufsort.....5
höh. Schule.....30


Letzter Forstmeister: Fortsmeister Martin Belgard
Letzter Büroleiter: Christoph Danullis
Letzte Angestellte: Frl. Herta Radeck


Revierförstereien und letzter Stelleninhaber

Revierförstereien Letzter Stelleninhaber
I Wischwill Revierförster Hans Hartmann
II Schönbruch Revierförster Paul Abromeit
III Szardehlen Revierförster Erich Aschmann
IV Wolfsgrund Revierförster Erich Ignat
V Neumühl Revierförster Willi Aschmann
VI Schustern Revierförster Helmut Schulz
VII Augsgirren Revierförster Ernst Radeck
VIII Nausseden Revierförster Paul Kay
IX Balupönen Forstwartstelle *)
X Kölm. Nausseden Waldwärterstelle *)
*) beide wurden von Nausseden aus bewirtschaftet


Größe des Forstamtes 8.852 ha
davon Holzboden 8.562 ha
davon Nichtholzboden 280 ha
davon Wasser 10 ha

Baumanteile an der Gesamtfläche
Kiefer 81%
Fichte 16%
ALa 3%


ALa = anderes Laubholz


Altersklassenverhältnis der Baumarten

Holzart I II III IV V VI VII VIII IX ha
Eiche 7 1 8
Buche -
ALa 132 110 242
Summe La 139 111 250
Fichte 295 738 314 1.437
Kiefer 3.013 2.329 1.623 6.965
ANa -
Summe Na 3.308 3.067 1.937 8.322




Forstamt Schmalleningken

Forstamt Schmalleningken in Schmalleningken
Landkreis Tilsit-Ragnit (von 1924 bis 1934 zum Landkreis Pogegen gehörend)

Entfernung in km zu:
Bahnhof........15
Einkaufsort.....0
höh. Schule....35


Letzter Forstmeister: Forstmeister Heinrich
Letzter Büroleiter: Revierförster Friedrich Löpsinger
Letzte Angestellte: Frau Heihsler


Revierförstereien und letzter Stelleninhaber

Revierförstereien Letzter Stelleninhaber
I Antschwenten Revierförster Fritz Otto
II Grünhof Revierförster Kurt Köhler
III Wolfspaß Revierförster Herbert Ewert
IV Leibgirren Revierförster Wilhelm Grauduschus
V Smalodarszen Revierförster Christoph Jurgeit
VI Neuhof, Waldwärterstelle, wurde von der Revierförsterei Wolfspaß bewirtschaftet
VII Auerhahn Revierförster Richard Baltruschat



Größe des Forstamtes 7.763 ha
davon Holzboden 6.410 ha
davon Nichtholzboden 353 ha
davon Wasser 0 ha


Baumanteile an der Gesamtfläche

Kiefer 74%
Fichte 23%
Eiche 1%
ALa 2%

ALa = anderes Laubholz
ANa = anderes Nadelholz

Planmäßiger Hiebsatz/Jahr

Kiefer 16.000 fm
Fichte 4.000 fm
Summe 20.000 fm


Altersklassenverhältnisse der Baumarten

Holzart I II III IV V VI VII VIII IX ha
Eiche 12 13 12 8 10 11 7 73
Buche -
ALa 32 34 28 14 14 7 125
Summe La 44 47 40 22 24 18 7 198
Fichte 196 194 221 235 340 146 81 73 6 1.492
Kiefer 872 800 762 785 708 591 102 17 79 4.716
Summe Na 1.068 994 983 1.020 1,048 737 183 90 85 6.208


Schlußbemerkungen

Alle Angaben zu den Forstämtern und Förstereien beziehen sich auf die Zeit vor 1945.

Die hier aufgezeigte Aufgliederung der Oberförstereien beziehungsweise Forstämter mit den dazugehörigen Förstereien ist seit dem 19. Jh.bis 1945 bis auf einige Ausnahmen unverändert geblieben. So gab es immer mal Verschiebungen bzw. Austausche zwischen den Forstämtern Klooschen und Norkaiten einerseits sowie Wischwill und Schmalleningken andererseits. Die Försterei Schwarzort auf der Kurischen Nehrung gehörte bis 1903 zur Oberförsterei Klooschen. Ab 1904 gehörte sie zur Oberförsterei Rossitten. 1923, nach der Abtrennung des Memellandes vom übrigen Ostpreußen, wurde die Försterei Schwarzort vorübergehend wieder der Oberförsterei Klooschen unterstellt. Denn nach der Rückgliederung des Memellandes an das Deutsche Reich kam Schwarzort zum Forstamt Rossitten zurück.
Die Änderungen in der Zugehörigkeit der einzelnen Förstereien zwischen den Oberförstereien Wischwill und Schmalleningken wurden bereits in den Erläuterungen zu den beiden Oberförstereien dargestellt.
Nach Aussage von Herrn Bernd Dauskardt, der über Jahre hinweg alle Förstereien des Memellandes bereist hat, werden heute noch folgende ehemalige deutsche Forsthäuser von litauischen Förstern bewirtschaftet:
Schernen, Norkaiten, Kinten, Aschpurwen, Nausseden und Kallwehlen.
Die übrigen Forsthäuser, soweit sie nicht durch die Kriegsereignisse zerstört wurden, werden heute von Privatleuten bewohnt.
So existieren folgende Förstereien oder Waldwärterstellen nicht mehr:
Tyrusmoor, Bejehden, Schwenzelner Moor, Bundeln, Iszluszemoor, Kuhlins, Paleiten, Augsgirren, Smalodarszen, Schwarzort, Baltupönen sowie die Forstämter Wischwill und Schmalleningken.
Aber auch die beiden Revierförstereien der Stadt Memel in der Nord- und Südplantage sind nicht mehr existent.

Quellen

Einzelnachweise

  1. Insignien des Forstberufs auf dem Hartig-Denkmal in Darmstadt
  2. Dieses Foto der memelländischen Forstbeamten stammt von der Titelseite des Memeler Dampfbootes, Jahrgang 1968 Nr. 16 (vom 20.8.1968).
    Unter dem Bild sind auch alle Forstbeamten bis auf zwei namentlich genannt.
  3. Heinrich Weber war Forstamtmann in Kastaunen/Elchniederung.

Verwendete Literatur

  • Kurschat, Heinrich A. : Das Buch vom Memelland
  • Dauskardt, Bernd, Hollenstedt : Seine privaten Aufzeichnungen
  • Die statistischen Angaben zu den einzelnen Forstämtern wurden entnommen dem Heft Nr. 48 der Broschüre "Aus dem Wald" der Niedersächsischen Forstverwaltung.
  • Die Webseite der Arbeitsgemeinschaft der Memellandkreise (Förstereien auf der Seite der AdM)