Ramsdorf (Velen): Unterschied zwischen den Versionen

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'''[[Ramsdorf (Velen)]]''': historisch – familienkundliche Entwicklung im lokalen und regionalen Zusammenhang, Land und Leute, Siedlung, Sprache, Kirche, Bibliografie, Archive, Quellen, Hinweise...
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[[Bild: Ramsdorf-Taufs1744.jpg |thumb|400px|Taufbescheinigung von 1744 bei Weggang eines Bürgers]]
[[Bild: Ramsdorf-Taufs1744.jpg |thumb|400px|Taufbescheinigung von 1744 bei Weggang eines Bürgers]]


== Einleitung ==
==Früherwähnung==
===Lage===
===Name===
* Historische Lage:
Hramastorpe (11. Jhdt.), Ramasdorpe (1050), Ramestorpe (1212), „Rames¬thorpe" ca. 1260; „Ramesdorpe" 1297, Rambstorpe (1319), Nort¬ramesdorpe (Siegelstempel 14. Jh.), plattdeutsch 1954: Ransdorp, Ranstrop, Ranstrup.
** Kirchspiel Ramsdorf  
 
*** [[Amt Ahaus (historisch)]]
===Kirchdorf===
**** [[Fürstbistum Münster]]
1226 „Goz¬minus sacerdos de Ramistorp"
* Lage in [[Preussen]]:
 
** Landgemeinde Ramsdorf
===Hansegrafschaft Borken===
*** [[Amt Ramsdorf|Bürgermeisterei Ramsdorf]]
* ca. 1260 gehörte die Pfarre Ramsdorf zur Hansegrafschaft Borken.
**** [[Amt Velen-Ramsdorf]]
 
***** [[Provinz Westfalen]]
==Landschaftslage==
Ramsdorf im Westmünsterland liegt in 47 m Höhe an der Bocholter Aa, nahe dem Fuß der bewalde¬ten „Berge" im Süden (bis 100 m), 7 km südwestlich die Stadt Borken.
 
==Stadtgründung==
1319 villa, erwachsen als Dorfsiedlung um die kurz vor 1200 gegründete Pfarrkirche im Norden und auf dem bischöflichen Amtshof im Süden.
 
==Stadtgründung==
===Stadtrecht===
1319 erhielt das Dorf Wigboldrecht durch den Landesherrn, Bischof Ludwig von Münster. 1384 oppidum und Stadt, 1427 Stadt genannt in einer bischöflichen Urkunde, 1623 Flecken, 1656 „unser stedeken oder Wigbolt". Ramsdorf gehörte nicht zu den 13 landtagsfähigen Städten des Hoch¬stiftes Münster.


===Vor- und Frühgeschichte===
===Gerichtsstätten===
Mittelsteinzeitliche Funde im Aatal und auf dem Tannenbülten • Ehemals jungsteinzeitliches Steinkammergrab auf dem Harking • Einzelgräber der Bronzezeit und Grabfelder der Eisenzeit in den Bergen. Germanische Siedlung auf dem Zelandsbülten (Karte oben).  
Vor Ramsdorf lag eine Nebengerichtsstätte des [[Gogericht Homborn|Gogerichtes Homborn]] („up dem Mollenbrinck"; 1571).


===Mittelalter===
==Stadtsiedlung==
* Karolinger Hof im Ortsweichbild
===Bauliche Entwicklung===
* Alter Name (11. Jh.): „Hramersthorpe", bedeutet „gerammtes Dorf" (daher die Ramme im Stadtwappen)
Älteste Siedlung um die Dorfkirche. Um¬riß der Stadtsiedlung ein von Südwest nach Nordost langgestrecktes Geviert (fast Rechteck), 205 x 300 m, mit im Norden abgerundeter Ecke, meist rechtwinklig sich kreuzende Straßen. Der viereckige Markt¬platz im Süden neben der Burg. Befestigung durch Wall, Graben und Plankenzaun (1319), später (1425) Verlängerung nach Südwest, weiterer Ausbau der Befestigung 1458 durch den Bischof ver¬boten, durch Einbeziehung der bischöflichen Mühle im Südwesten 1661 erweitert. 3 Tore : Mühlen¬tor, Ahauser Tor (Hausporte), Bellenporte. 1835 Stadtgraben eingeebnet, 1856 Stadttore nieder¬gelegt. Junge Ortserweiterungen 1954 vor allem nach Süden zum Bahnhof hin.
* Bauernfliehburg „Peerdeställe" im Barnsfelder Busch
* Um 1200 wurde die Pfarrei, zu der bis 1395 auch Weseke gehörte, von Borken getrennt und die Pfarrkirche (hl. Walburgis) auf Besitz des Stifts Vreden, das hier reich begütert war, erbaut.  
* Der Ort erhielt 1319 Stadtrechte, baute Wall und Graben aus.
* Bischof Heinrich von Mors „timmerde to Ramestorpe een suwerlik sloth" (1425)  
* Die festen Häuser Barnsfeld und Röllinghoff um 1500.
* Bewohner Ackerbürger und Handwerker - bedeutend die Gilden der Weber, Faßbinder und Schuhmacher.


=== Lage===
===Gebäude===
Ramsdorf in der Tal-Aue der Bocholter Aa, zwischen den Kreidesandhöhen „Die Berge" und dem Weseker Sattel • In Heide und Kiefernwäldern der Lünsberg und Tannenbülten • Naturschutzgebiete an den Quellen der Bäche: Homborn und Hügelgräberfeld • Urtümliches Bauernland mit Bauernhöfen an Esch und Kamp, umschlossen von Wallhecken, Baumgruppen und Wald.
Stand 1954: Rathaus am Mühlentor 1820 verkauft; Neubau am Kirchhof, als Schule gebraucht ab 1840, Kindergarten ab 1902; Verwaltung seit 1929 wieder im alten Rathaus, zerstört 1945. Spätgotische St.-Walhurgis-Pfarrkirche, Pfarre er¬wähnt ab 1212, spätgotischer Neubau angeblich 1410, Turm begonnen 1513, Erweiterung durch Quer¬schiff und Chor 1913. Die Burg wurde auf dem bischöflichen Amtshofe im Süden 1425 durch Bischof Heinrich von Mörs errichtet, 1451 in der mün¬sterischen Stiftsfehde zerstört, später wieder auf¬gebaut und nochmals zerstört, Burgplatz und Turmruine 1696 verkauft, Ausbau der Burg als Privatwohnung 1732, von der Stadt 1878 ver¬kauft zur Einrichtung einer mechanischen Weberei, Rückkauf durch die Gemeinde 1928, Umbau für Gemeinde- und Jugendzwecke, Heimatmuseum.
 
===Brände===
Brände 1566 (84 Häuser), 1857 (29 Häuser).
 
===Zerstörung 2. Weltkrieg===
Zerstört durch Artilleriebeschuß : Rathaus und 10 Wohnhäuser, beschädigt 16 Häuser, Kirche und Burg. Etwa 1.500 qm wurden zer¬stört und waren 1950 fast völlig hergestellt.
 
==Bevölkerung==
===Ältere Einwohnerzahlen===
1498: Stadt und Kirchspiel Ramstorp : 353 Schatzungspflichtige, 1690: 609 Einwohner.
 
===Seuchen===
Pest 1636. Typhus 1843 (118 Tote). Diph¬therie 1893 (74 Tote, darunter 38 Kinder).
 
===[[Bevölkerungsverzeichnisse]]===
* Kirchenbücher: seit 1619 Tauf- und Trauregister, seit 1719 Sterberegister
* Stadt- und Ksp.-Rech¬nungen aus dem 17. und 18. Jhdt.  
* Brüchten¬verzeichnisse und Schatzungssachen aus dem 17. Jhdt.
* Adreßbuch 1926 (Einwohnerbuch der Ämter des Kreises Borken).
* '''Reichs- und Landesschatzungen'''<br />
* [[Steuerlisten im Fürstbistum Münster]]
* [[Steuerlisten im Fürstbistum Münster/Gesamtes Oberstift]]
* [[Steuerlisten im Fürstbistum Münster/Amt Ahaus (historisch) und Amt auf dem Braem insgesamt]]


===[[Bürgerrecht|Bürgerechtsquelle-Bürgerbuch]]===
===[[Bürgerrecht|Bürgerechtsquelle-Bürgerbuch]]===
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** Quelle: [[Beiträge zur westfälischen Familienforschung]] Bd. 36-37
** Quelle: [[Beiträge zur westfälischen Familienforschung]] Bd. 36-37


== Allgemeine Information ==
=== Abschriften der Mormonen ===
===Wappen===
* [[Ramsdorf (Velen)/Batchnummern]]
[[Bild: Wappen_ramsdf.jpg|thumb|200px|Wappen der Stadt Ramsdorf (Kreis Borken)]]
Als redendes Bild führt Ramsdorf eine goldene, '''mit einem Kreuz besteckte Ramme''' in blauem Schilde als Wappen. Der älteste Beleg ist ein Siegelstempel aus dem 14. Jahrhundert. In späterer Zeit '''mißverstanden, nahm das Bild die Form einer Glocke im Glockenstuhl an'''. Als solche erscheint es beispielsweise am Schlußstein im Chorgewölbe der Ramsdorfer St. Walburgis Pfarrkirche; dort sind auch erstmals die Farben Gold und Blau überliefert. Das seit Jahrhunderten geführte Wappen fand erst am 17. November 1961, die amtliche Genehmigung.


=== Politische Einteilung ===
===[[Staats- und Personenstandsarchiv Detmold]]===  
* Stadt Ramsdorf
* 1812-1814 (ev.) Geburten, Aufgebote, Heiraten, Tote
* Kirchspiel Ramsdorf
* 1815-1874 (rk.) Geburten, Heiraten, Tote
* 1808-1825 (rk.) Geburten, Tote
* 1808-1811,1825 (rk.) Heiraten,
* 1822-1847 (Juden (Gemeinde) Geburten, Heiraten, Tote


==== Ortsteile ====
===Jüngere Einwohnerzahlen===
* Bauerschaft Bleking (Ramsdorf)
1818: 982 Einwohner (E.), 1843: 954 E., 1858: 924 E., 1860: 909 E., 1871: 871 E., 1885: 819 E., 1895: 777 E., 1905: 761 E., 1913: 835 E. (122 Wohn¬häuser, 133 Haushaltungen), 1925: 865 E., 1933: 891 E., 1939: 891 E., 1946: 1.071 E., 1950:1.122 Einwohner.
* Bauerschaft Holthausen (Ramsdorf)
* Bauerschaft Krückling (Ramsdorf)
* Bauerschaft Ostendorf (Ramsdorf)
* 1375 Bauerschaft Unsyke (=Weseke)  


1375 Oktober 13. Henrich de Selvere von Ghemene (Gemen) bekennt, von Junker Dyderike von Lymborch auf Lebenszeit mit dem Gute zu Roterdinch im Kirchspiel zu Ramerstorpe (Ramsdorf) in der Bauernschaft '''Unsyke'''(=Weseke) belehnt worden zu sein. - des naesten saterdaghes na sante Victoris ende Gereonis daghe twyer merteler.
==[[Sprache]]==
* Quelle: Die Geschichte der Grafen und Herren von Limburg und Limburg-Styrum und ihrer Besitzungen 1200-1550. Teil II, Band 1 und 2. Assen und Münster 1963, Nr. 563.
Die [[niederdeutsch|niederdeutschen]]  [[Mundart]]  von Ramsdorf ist in den Grenzraum
Essen- Gronau einzugliedern, der Einflüsse vom Niederländischen und [[westfälisch|Westfälischen]] aufzeigt, sich durch mähet gegen das Niederfränkische (mit mähen) absetzt und u 'euch' spricht. Sprach¬spott der Ramdorferer über die Südlohner: „In Süüdloon geet'm met den Kätel nao de Bäke un höllt en Läpel vull Water" (Ramsdorf sagt: Kettel, Becke 'Bach', Leppel 'Löffel').


23.08.1375 Gosen von Döring verkauft mit Zusstimmung seiner Mutter Nese (Agnes) dem Egbert Bruse sein Gut zu Pessekinck im Kspl. Ramesthorpe in der Bschft. '''Wesyke'''. Bürgen: Konrad v. Bermentvelde, Herman v. Velen, Gerd von Bermentvelde - Johanns Sohn.
==Wirtschaft==
===Handel und Gewerbe===
Stand 1954: Seit 1500: 3 freie Jahrmärkte, um 1845: 5 Kram- und Jahrmärkte genannt. Schuh¬macher-, Weber-, Kleidermacher- und Zimmer¬gilden bis 1850. Hauptgewerbe: landwirtschaft¬liches Handwerk, Kleinhandel. Außerdem etwas Textilindustrie (2 Webereien), 1 Sägewerks- und Wagenbauereibetrieb (1920), Holzbearbeitungs¬und Möbelschreinerei (1948).


===Verwaltung===
===Verkehr===
====Bürgermeister====
Stand 1954: Nach Coesfeld und Borken erste feste Straße 1855, 1954 entsprechend Bundesstraße Münster-Rees (-Emmerich), die aber für Ramsdorf 1954 nur Durchgangsverkehr bringt. Bahnanschluß durch Nebenstrecke Coesfeld-Ramsdorf-Bocholt (1904).


== Territorial- und Verwaltungszugehörigkeit ==
==Verwaltung==
* <1803 gehörte Ramsdorf zum [[Fürstbistum Münster|Fürstbistums Münster]] und [[Amt Ahaus]]
===Rat===
* > 1803 – 1811 wurde das Kirchspiel dem [[Fürstentum Salm-Salm]] zugeschlagen.
Bürgermeister erwähnt 1571, 1623; 1672 Bürger¬meisterwahl und Ratsherrenwahl auf Aschermittwoch festgesetzt. 1724, 1745, 1801 beide Stadtbürgermeister, 1816: 1 Bürgermeister und 1 Beigeordneter. 1817 Verwaltung des Amtes Ramsdorf mit Velen ver¬einigt, 1937-45 in Personalunion mit Gemen¬-Weseke, seit 1945 wieder Amt Velen-Ramsdorf.
* 1811-1813 [[Kaiserreich Frankreich]], [[Departement Lippe]].
* 1813-1815 [[Preußisches Gouvernement Weser-Rhein|Preußisches Gouvernement zwischen Weser und Rhein]].
* 1815-1946 preußische [[Provinz Westfalen]], [[Kreis Borken]], [[Amt Ramsdorf]]
* < 1832/35 Bürgermeisterei Ramsdorf
* < 1858-1931 [[Amt Ramsdorf]]
*  <1975 [[Amt Velen-Ramsdorf]].
* Unter Auflösung des [[Amt Velen-Ramsdorf|Amts Velen-Ramsdorf]] wurden zum 01.01.1975 die Gemeinde [[Velen (Kreis Borken)]]  (1969 aus Velen-Dorf, Wald- und Nordvelen entstanden) und Ramsdorf (1959 aus Ramsdorf-Stadt und Ramsdorf-Kirchspiel entstanden) zur Gemeinde Velen zusammengeschlossen. Diese ist Rechtsnachfolgerin des Amtes.
{{Navigationsleiste ehemaliges Amt im Kreis Borken}}
===Auseinandersetzungen===
* Vor dem Hofgericht in Münster und danach vor dem Reichskammergericht in Wetzlar klagten 1746 die Eingesessenen von Ramsdorf gegen die Akzisepächter Ortwin Rave und Johan Kaspar Köster auf Akzisefreiheit des für den Eigenbedarf gebrauten Biers (Staatsarchiv Münster, RKG Nr. F 137/257)


=== Geschichte ===
===Gericht===
Dem wohl im 13. Jh. erworbenen bischöflichen Haupthof unterstanden fast alle bischöflichen Höfe im [[Amt auf dem Braem]]. Als Graf Rainald II. von Geldern die als bischöfliches Dienstmannsgut geltende, nördlich von Ramsdorf gelegene Herrschaft Bermentsfelde (Barnsfeld) aufkaufte, ließ Bischof Ludwig 1319 den Ort befestigen und sagte ihm städtische Rechte zu. So erscheint Ramsdorf 1370 als eine der Städte auf dem Braem. 
Bürgermeister 1571 Beisitzer im Untergericht des Gogerichtes zum Homborn zu Ramsdorf; um 1800 fürst¬bischöfliches Stadtgericht.
 
Der Münstersche Fürstbischof  Heinrich II. von von Moers errichtete 1425 die Burg. Sie wurde 1451 in der Münsterischen Stiftsfehde (1450 - 1457) zerstört und anschließend teilweise wieder aufgebaut und wieder aufgebaut und 1696 - bis auf den Turm verfallen - verkauft.  


Das heute bestehende rechteckige Backsteingebäude mit Werksteingliederung wurde 1727 von den Brüdern Alexander und Anton Jungeblodt erstellt. Dabei blieben Reste der Anlage des 15. Jh., vor allem der runde Eckturm erhalten.
==Landesherrschaft==
===Landesherren===
Amtshof der Bischöfe von Münster; Fürst¬bistum Münster (seit Aufkommen des Territorialfürstentums), Amt Ahaus.  
* < 1803 [[Fürstbistum Münster|Fürstbistums Münster]], [[Amt auf dem Brahm]]
* 1803 – 1811 [[Fürstentum Salm-Salm]]
* 1811-1813 [[Kaiserreich Frankreich]], [[Departement Lippe]]
* 1813-1815 [[Preußisches Gouvernement Weser-Rhein|Preußisches Gouvernement zwischen Weser und Rhein]].
* 1815-1946  [[Preußen]],  [[Provinz Westfalen]], [[Kreis Borken]], [[Amt Ramsdorf]]
* 1946 Land [[Nordrhein-Westfalen]], [[Amt Velen-Ramsdorf]].


Das jetzige von 1732 stammende Gebäude ist - seit 1928 im Besitz der Gemeinde - als Heimatmuseum eingerichtet. Eine der Grundlagen für die Ausbildung der Landeshoheit des Bischofs von Münster im Westmünsterland war das sicher seit 1316 in seinem Besitz befindliche Gogericht zum Homborn, das die Kirchspiele des oberen Tals der Aa, später auch Stadtlohn, Südlohn und Gescher umfaßte. Die Hauptdingstätte lag südlich von Ramsdorf am Fuß des Lünsbergs.
===Kriegerische Ereignisse===
 
Stadt und Burg Ramsdorf 1451 in der münster¬sehen Stiftsfehde zerstört.
Der um 1640 in Ramsdorf tätige Pastor Fredericus Lutger besaß von den Herren zu Heiden zu Engelrading ein Lehngut in Billerbeck welches er seiner Tochter zur Heirat in "dotem" als Heiratsgut mitgab.


===Adelshäuser===
===Ritterschaft===
==== Die Stadtburg ====
==== Die Stadtburg ====
* Als landesherrliche Feste nach Verlusten im Gelderland 1425 erbaut  
* Als landesherrliche Feste nach Verlusten im Gelderland 1425 erbaut  
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* 02.09.1316 (Reken) Der Freigraf Menso de Heydene, Knappe, bekundet, dass vor ihm im Freigericht Henricus Sticke de Scedelike unter Zustimmung seiner Frau Heylwigis und seiner Kinder Bernhardus und Mecheldis auf den Hof Dorinc im Kspl. Ramsdorf (Ramestorpe) zu Gunsten des Bernhardus Bolto, Bürgers in Borken, verzichtet habe.... Zeugen. Wennemarus de Heydene, Bruder des Menso, Gotfriedus, Sohn des Ritters Goswinus junior de Gemene, Bernhardus de Westerrode senior dictus Salike, Gerhardus Boöte, Rodolfus Tobbere, Johannes Knippinc, Deboldus Evekinc, Bernhardus, Sohn des Bernhardus Eppinc.
* 02.09.1316 (Reken) Der Freigraf Menso de Heydene, Knappe, bekundet, dass vor ihm im Freigericht Henricus Sticke de Scedelike unter Zustimmung seiner Frau Heylwigis und seiner Kinder Bernhardus und Mecheldis auf den Hof Dorinc im Kspl. Ramsdorf (Ramestorpe) zu Gunsten des Bernhardus Bolto, Bürgers in Borken, verzichtet habe.... Zeugen. Wennemarus de Heydene, Bruder des Menso, Gotfriedus, Sohn des Ritters Goswinus junior de Gemene, Bernhardus de Westerrode senior dictus Salike, Gerhardus Boöte, Rodolfus Tobbere, Johannes Knippinc, Deboldus Evekinc, Bernhardus, Sohn des Bernhardus Eppinc.


==Personengeschichtliche Quellen==
==Kriegswesen==
=== Genealogische Quellen ===
===Wehrhoheit===
* [[Ramsdorf (Velen)/Batchnummern]]
Verteidigung der Stadt durch Söldner und die in Kluften eingeteilte Bürgerschaft.
 
===Schützengilden===
Walburgisschützengilde seit 1618 bezeugt.
 
==Siegel, Wappen, Fahne==
{|cellpadding="10"
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|valign="top"|''Beschreibung:''
'''Wappen''' 1961: Als redendes Bild führt Ramsdorf eine goldene, '''mit einem Kreuz besteckte Ramme''' in blauem Schilde als Wappen. Das seit Jahrhunderten geführte Wappen fand erst am 17. November 1961, die amtliche Genehmigung.
 
'''Siegel:''' Der älteste Beleg ist ein Siegelstempel aus dem 14. Jahrhundert. In späterer Zeit '''mißverstanden, nahm das Bild die Form einer Glocke im Glockenstuhl an'''. Als solche erscheint es beispielsweise am Schlußstein im Chorgewölbe der Ramsdorfer St. Walburgis Pfarrkirche.
 
'''Farben:''' Im Chorgewölbe der Ramsdorfer St. Walburgis Pfarrkirche sind auch erstmals die Farben Gold und Blau überliefert.
|}
==Finanzwesen==
===Steuern===
Zoll und Wegegeld (seit 1500); [[Akzise|Brenn- und Brauakzise]] 17. und 18. Jh. Waage- und Wege¬geld 1822. In fürstbischöflicher Zeit die gewöhn¬lichen Monatsschatzungen.
 
===Zölle===
Brückenzoll bis 1830.


===Schatzungslisten / Steuerlisten===
==Stadtgebiet==
'''Reichs- und Landesschatzungen'''<br />
* Stadtgebiet 1885 und 1951: 16 ha. Seit Ende 19. Jh. erstreckt sich die Siedlung darüber hinaus in das Kirchspiel.
Quellen der Heimat- und Familienforschung: Willkommschatzung bei Einführung eines neuen Bischofs, Türkensteuer, Hausschatzungsregister  teilweise mit Berufen, Namen der Hausgenossen, Zustand der Stätten .........
* Unter Auflösung des [[Amt Velen-Ramsdorf|Amts Velen-Ramsdorf]] wurden zum 01.01.1975 die Gemeinde [[Velen (Kreis Borken)]] (1969 aus Velen-Dorf, Wald- und Nordvelen entstanden) und Ramsdorf (1959 aus Ramsdorf-Stadt und Ramsdorf-Kirchspiel entstanden) zur Gemeinde Velen zusammengeschlossen.
* [[Steuerlisten im Fürstbistum Münster]]
** Die Gemeinde Velen ist Rechtsnachfolgerin des [[Amt Velen-Ramsdorf|Amts Velen-Ramsdorf]] und der Stadt Ramsdorf.
* [[Steuerlisten im Fürstbistum Münster/Gesamtes Oberstift]]
* [[Steuerlisten im Fürstbistum Münster/Amt Ahaus (historisch) und Amt auf dem Braem insgesamt]]


==Kirchenwesen==
==Kirchenwesen==
===Bistümer seit Mittelalter===
Bistum Münster, Archidiakonat auf dem Braem, 1954 Dekanat Borken. Pfarre zuerst 1212 erwähnt, eigenkirchliche Gründung des Stiftes Vreden.
===Reformation===
===Reformation===
Auch in Ramsdorf hatte die Reformation um 1600 Einzug gehalten. Die Rekatholisierung konnte aber auch in Ramsdorf nicht auf die Dauer verhindern werden.  
Auch in Ramsdorf hatte die Reformation um 1600 Einzug gehalten. Die Rekatholisierung konnte aber auch in Ramsdorf nicht auf die Dauer verhindern werden.
* [[Evangelische Kirche von Westfalen]]


===Kirche (rk.) St. Walburgis===
===Bekenntnisse===
* Im Innern Taufstein des Bentheimer Typs um 1150
1871: keine Protestanten, 1883: 1 ev. Familie, 1895: 2 Ev., 1925: 16 Ev., 1939: 886 Kath., 10
* Aus der alten romanischen Kirche ein Türbogen an dem Chor
Ev., 1946:62 Ev., 94% Kath., 1950: 1090 Kath., 33 Ev.
* 1411 die hinteren Joche erbaut
* 1513 massiger Backsteinturm mit reicher Aufgliederung.  
* Mirokelsbeld (Vesperbild) um 1550, mit Weihegeschenken
* 1913 Erweiterungsbau
* Düwelkes oder Geenärskes unter den Gewölbekonsolen. Meßgewänder und Kultgeräte in der Sakristei.


===Juden===
Judengäßchen, Judenfriedhof. 1822: [10, 1895: 13 Juden.
===Wohlfahrtspflege===
Stand 1954: [[Leprosenhaus]] erwähnt 1651, nicht mehr vorhanden 1722. Siechenheim. bis 1860. Walburgishospital, Krankenhaus der Pfarrgemeinde seit 1895.
==Bildungswesen==
===Schulen===
Lehrer vor 1671; 1720: mit 30-50 Schü¬lern; Schule 1822 in der Stadt mit 210 Kindern aus der Stadt und z. T. aus den Bauerschaften.
== Archive ==
== Archive ==
* Staatsarchiv Münster (STAMS), Fürstentum Salm, Bestand Städte und Dörfer:  Darin Ramsdorf  (Velen).
* Staatsarchiv Münster (STAMS), Fürstentum Salm, Bestand Städte und Dörfer:  Darin Ramsdorf  (Velen).
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* Die Kirchenbücher von St. Walburga in Ramsdorf liegen in der Pfarre. Laufzeiten: Taufen ab 1700, Heiraten ab 1700, Tote ab 1719.  
* Die Kirchenbücher von St. Walburga in Ramsdorf liegen in der Pfarre. Laufzeiten: Taufen ab 1700, Heiraten ab 1700, Tote ab 1719.  
=== Bibliografie ===         
==== Periodika ====
* Heimatblätter für Ramsdorf und Umgegend.


==Heimatpflege==
==Heimatpflege==
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=== Internetlinks ===
=== Internetlinks ===
=== Offizielle Internetseiten ===
=== Offizielle Internetseiten ===
http://www.Velen.de
* [[http://www.Velen.de Die Gemeinde Velen ist Rechtsnachfolgerin des [[Amt Velen-Ramsdorf|Amts Velen-Ramsdorf]] und der Stadt Ramsdorf.]]
 
=== Genealogische Webseiten ===
*  [http://www.genealogy.net/vereine/wggf/  Westfälische Gesellschaft für Genealogie und Familienforschung]
 
=== Historische Webseiten ===
* [http://www.lwl.org/westfaelische-geschichte/portal/Internet/ Internetportal "Westfälische Geschichte"]
<!-- === Weitere Internetseiten === -->


=== Auswanderungen ===  
=== Auswanderungen ===  
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* [[{{PAGENAME}}/Zufallsfunde]]
* [[{{PAGENAME}}/Zufallsfunde]]


=== Bibliografie ===         
* Zwei Vorgängerbauten unter der Kirche in Ramsdorf / von Uwe Lobbedey
* Ramsdorf und seine Heimatgeschichte / von Josef Schulze Selting. Überarb. durch August Heselhaus
* Kunstwerke in Ramsdorf und Velen / von Hubert Mensing
* Veröffentlichung 1998: Zwischen Schloß und Burg Velen und Ramsdorf von den Anfängen bis 1803, Josef Barnekamp und Maria Kuhlbusch,  ISBN 3-89534-258-0,  Schriftenreihe der Gemeinde Velen, Bd. 5
* "Sie hausen uebell, schlagen die Leuth und schatzen über die maßen." / Josef Barnekamp
* Veröffentlichung 1989: Festschrift Heimatverein Ramsdorf e. V., 1899- 1989; Festschrift zum 90jährigen Jubiläumm Hrsg.: Ltg.: Gisela Blom, Bildband.
* Die Burg Ramsdorf / von Hermann Bartels
* Veröffentlichung 1994: Museumsführer Museum Burg Ramsdorf , ein Regionalmuseum zur Geschichte Ramsdorfs im Westmünsterland, Hrsg. Frank Brunecker im Auftr. d. Gemeinde Velen u. d. Heimatvereins Ramsdorf,  ISBN 3-89534-123-1  Schriftenreihe der Gemeinde Velen Bd. 2
* Veröffentlichung 1995: Velen und Ramsdorf, 1803 - 1918  Geschichte(n) eines langen Jahrhunderts, Josef Barnekamp,  ISBN 3-89534-140-1,  Schriftenreihe der Gemeinde Velen  Bd. 3
* Veröffentlichung 1995:  375 Jahre St. Walburgis-Schützenverein e.V. Ramsdorf-Stadt  1618 - 1993 ;  von Paul Ebbeler
* Veröffentlichung 1996: Das Amt Velen-Ramsdorf 1918 -1945,  Katholiken und NS-Herrschaft im Münsterland,  Norbert Fasse, ISBN 3-89534-135-5,  Schriftenreihe der Gemeinde Velen Bd 4. Zugl.: Essen, Univ.-GH, Diss., 1996,
*  Fasse, Norbert: Zwischen Kirchenbank, Kriegerdenkmal und Volksempfänger.
* Bericht über den ersten Familientag des münsterländischen Geschlechtes Rave / zsgest. von Maria Detering u. Eduard Rave
* Ramsdorf, St. Walburgis-Hospital
* Zum frommen Andenken an den Jubilarpriester den hochwürdigen Herrn Albert Freude
* Josef Schulze Selting, Ramsdorf und seine Heimatgeschichte. 1969.
* Heimatbuch Velen. 1983.
* 1 100 Jahre Velen. 1990.
* Josef Barnekamp, Velen und Ramsdorf 1803-1918. 1995.
==== Periodika ====
Periodische erschienene und erscheinende Veröffentlichungen zu den Themen Heimat- und Familienkunde, welche das Westmünsterland den Altkreis Ahaus und den Kreis Borken tangieren: 
* [[Aus alter Zeit (Kreis Ahaus)]],  Jahrgänge 1903 bis 1912
* [[Beiträge zur Heimatkunde des Kreises Borken]], Jahrgänge 1906-1914
* [[Westmünsterland (Zeitschrift)]] , Jahrgänge 1914-1922
* [[Ahauser Kreiskalender]], Jahrgänge 1923-1927
* [[Heimatkalender des Kreises Borken]], Jahrgänge 1924-1927
* [[Heimatkalender der Kreise Borken und Bocholt]], Jahrgänge 1929, 1930,1932, 1937
* [[Heimatkalender Landkreis Borken]], Jahrgänge 1951-1955
* [[Unsere_Heimat_(Landkreis_Borken)]]


{{Navigationsleiste Kreis Borken}}
{{Navigationsleiste Kreis Borken}}

Version vom 13. Mai 2009, 19:24 Uhr

Ramsdorf (Velen): historisch – familienkundliche Entwicklung im lokalen und regionalen Zusammenhang, Land und Leute, Siedlung, Sprache, Kirche, Bibliografie, Archive, Quellen, Hinweise...

Hierarchie Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Regierungsbezirk Münster > Kreis Borken > Ramsdorf (Velen) > Velen (Kreis Borken) > Ramsdorf (Velen)

Lage und Umgebung von Ramsdorf (Velen)
Taufbescheinigung von 1744 bei Weggang eines Bürgers

Früherwähnung

Name

Hramastorpe (11. Jhdt.), Ramasdorpe (1050), Ramestorpe (1212), „Rames¬thorpe" ca. 1260; „Ramesdorpe" 1297, Rambstorpe (1319), Nort¬ramesdorpe (Siegelstempel 14. Jh.), plattdeutsch 1954: Ransdorp, Ranstrop, Ranstrup.

Kirchdorf

1226 „Goz¬minus sacerdos de Ramistorp"

Hansegrafschaft Borken

  • ca. 1260 gehörte die Pfarre Ramsdorf zur Hansegrafschaft Borken.

Landschaftslage

Ramsdorf im Westmünsterland liegt in 47 m Höhe an der Bocholter Aa, nahe dem Fuß der bewalde¬ten „Berge" im Süden (bis 100 m), 7 km südwestlich die Stadt Borken.

Stadtgründung

1319 villa, erwachsen als Dorfsiedlung um die kurz vor 1200 gegründete Pfarrkirche im Norden und auf dem bischöflichen Amtshof im Süden.

Stadtgründung

Stadtrecht

1319 erhielt das Dorf Wigboldrecht durch den Landesherrn, Bischof Ludwig von Münster. 1384 oppidum und Stadt, 1427 Stadt genannt in einer bischöflichen Urkunde, 1623 Flecken, 1656 „unser stedeken oder Wigbolt". Ramsdorf gehörte nicht zu den 13 landtagsfähigen Städten des Hoch¬stiftes Münster.

Gerichtsstätten

Vor Ramsdorf lag eine Nebengerichtsstätte des Gogerichtes Homborn („up dem Mollenbrinck"; 1571).

Stadtsiedlung

Bauliche Entwicklung

Älteste Siedlung um die Dorfkirche. Um¬riß der Stadtsiedlung ein von Südwest nach Nordost langgestrecktes Geviert (fast Rechteck), 205 x 300 m, mit im Norden abgerundeter Ecke, meist rechtwinklig sich kreuzende Straßen. Der viereckige Markt¬platz im Süden neben der Burg. Befestigung durch Wall, Graben und Plankenzaun (1319), später (1425) Verlängerung nach Südwest, weiterer Ausbau der Befestigung 1458 durch den Bischof ver¬boten, durch Einbeziehung der bischöflichen Mühle im Südwesten 1661 erweitert. 3 Tore : Mühlen¬tor, Ahauser Tor (Hausporte), Bellenporte. 1835 Stadtgraben eingeebnet, 1856 Stadttore nieder¬gelegt. Junge Ortserweiterungen 1954 vor allem nach Süden zum Bahnhof hin.

Gebäude

Stand 1954: Rathaus am Mühlentor 1820 verkauft; Neubau am Kirchhof, als Schule gebraucht ab 1840, Kindergarten ab 1902; Verwaltung seit 1929 wieder im alten Rathaus, zerstört 1945. Spätgotische St.-Walhurgis-Pfarrkirche, Pfarre er¬wähnt ab 1212, spätgotischer Neubau angeblich 1410, Turm begonnen 1513, Erweiterung durch Quer¬schiff und Chor 1913. Die Burg wurde auf dem bischöflichen Amtshofe im Süden 1425 durch Bischof Heinrich von Mörs errichtet, 1451 in der mün¬sterischen Stiftsfehde zerstört, später wieder auf¬gebaut und nochmals zerstört, Burgplatz und Turmruine 1696 verkauft, Ausbau der Burg als Privatwohnung 1732, von der Stadt 1878 ver¬kauft zur Einrichtung einer mechanischen Weberei, Rückkauf durch die Gemeinde 1928, Umbau für Gemeinde- und Jugendzwecke, Heimatmuseum.

Brände

Brände 1566 (84 Häuser), 1857 (29 Häuser).

Zerstörung 2. Weltkrieg

Zerstört durch Artilleriebeschuß : Rathaus und 10 Wohnhäuser, beschädigt 16 Häuser, Kirche und Burg. Etwa 1.500 qm wurden zer¬stört und waren 1950 fast völlig hergestellt.

Bevölkerung

Ältere Einwohnerzahlen

1498: Stadt und Kirchspiel Ramstorp : 353 Schatzungspflichtige, 1690: 609 Einwohner.

Seuchen

Pest 1636. Typhus 1843 (118 Tote). Diph¬therie 1893 (74 Tote, darunter 38 Kinder).

Bevölkerungsverzeichnisse

Bürgerechtsquelle-Bürgerbuch

  • Ramsdorf, Kreis Borken (1319). Wachs- und Hühnerregister, betitelt: „Dyt Is Was unde Honre, so myn Her van Gemen van den Borgheren tho Ramstorppe heben wil", 25 Bürger, um 1450 (Amtsarchiv Osterwick). Bürgerlisten, Ratsprotokolle und Wigboldrechnungen des 17. u. 18. Jhs., (waren 1859 noch ungeordnete und unverzeichnete Reste des Wigboldarchivs Ramsdorf, im Kath. Pfarrarchiv Ramsdorf, vor 1998 im Findbuch des Heimatvereins erfaßt.).

Abschriften der Mormonen

Staats- und Personenstandsarchiv Detmold

  • 1812-1814 (ev.) Geburten, Aufgebote, Heiraten, Tote
  • 1815-1874 (rk.) Geburten, Heiraten, Tote
  • 1808-1825 (rk.) Geburten, Tote
  • 1808-1811,1825 (rk.) Heiraten,
  • 1822-1847 (Juden (Gemeinde) Geburten, Heiraten, Tote

Jüngere Einwohnerzahlen

1818: 982 Einwohner (E.), 1843: 954 E., 1858: 924 E., 1860: 909 E., 1871: 871 E., 1885: 819 E., 1895: 777 E., 1905: 761 E., 1913: 835 E. (122 Wohn¬häuser, 133 Haushaltungen), 1925: 865 E., 1933: 891 E., 1939: 891 E., 1946: 1.071 E., 1950:1.122 Einwohner.

Sprache

Die niederdeutschen Mundart von Ramsdorf ist in den Grenzraum Essen- Gronau einzugliedern, der Einflüsse vom Niederländischen und Westfälischen aufzeigt, sich durch mähet gegen das Niederfränkische (mit mähen) absetzt und u 'euch' spricht. Sprach¬spott der Ramdorferer über die Südlohner: „In Süüdloon geet'm met den Kätel nao de Bäke un höllt en Läpel vull Water" (Ramsdorf sagt: Kettel, Becke 'Bach', Leppel 'Löffel').

Wirtschaft

Handel und Gewerbe

Stand 1954: Seit 1500: 3 freie Jahrmärkte, um 1845: 5 Kram- und Jahrmärkte genannt. Schuh¬macher-, Weber-, Kleidermacher- und Zimmer¬gilden bis 1850. Hauptgewerbe: landwirtschaft¬liches Handwerk, Kleinhandel. Außerdem etwas Textilindustrie (2 Webereien), 1 Sägewerks- und Wagenbauereibetrieb (1920), Holzbearbeitungs¬und Möbelschreinerei (1948).

Verkehr

Stand 1954: Nach Coesfeld und Borken erste feste Straße 1855, 1954 entsprechend Bundesstraße Münster-Rees (-Emmerich), die aber für Ramsdorf 1954 nur Durchgangsverkehr bringt. Bahnanschluß durch Nebenstrecke Coesfeld-Ramsdorf-Bocholt (1904).

Verwaltung

Rat

Bürgermeister erwähnt 1571, 1623; 1672 Bürger¬meisterwahl und Ratsherrenwahl auf Aschermittwoch festgesetzt. 1724, 1745, 1801 beide Stadtbürgermeister, 1816: 1 Bürgermeister und 1 Beigeordneter. 1817 Verwaltung des Amtes Ramsdorf mit Velen ver¬einigt, 1937-45 in Personalunion mit Gemen¬-Weseke, seit 1945 wieder Amt Velen-Ramsdorf.

Gericht

Bürgermeister 1571 Beisitzer im Untergericht des Gogerichtes zum Homborn zu Ramsdorf; um 1800 fürst¬bischöfliches Stadtgericht.

Landesherrschaft

Landesherren

Amtshof der Bischöfe von Münster; Fürst¬bistum Münster (seit Aufkommen des Territorialfürstentums), Amt Ahaus.

Kriegerische Ereignisse

Stadt und Burg Ramsdorf 1451 in der münster¬sehen Stiftsfehde zerstört.

Ritterschaft

Die Stadtburg

  • Als landesherrliche Feste nach Verlusten im Gelderland 1425 erbaut
  • 1451 zerstört, erhalten nur der Turm und die Kellergewölbe
  • 1732 wieder aufgebaut durch den Richter Adam Jungeblodt, (Chronogramm über dem Osteingang)
  • 1931 von der Gemeinde eingerichtet für Zwecke der Jugenderziehung und Heimatpflege
  • Nun Heimatmuseum, dessen Anfänge bis 1898 zurückreichen.

Haus Barnsfeld

Haus Barnsfeld in Ramsdorf im Amt Ahaus (historisch) gelangte als Überbleibsel der Herrlichkeit Bermemtfelde 1511 durch Heirat von den von Bermentfelde an die münsterische Erbmännerfamilie von der Tinnen, in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts an die von Hetterscheid, 1619 an von Wendt zu Dellwig, 1628 von Rhemen, 1705 von Dincklage. Zwischen 1743 und 1748 erwarb der Freiherr von Velen den überschuldeten Besitz.

Haus Röllinghoff

Schulte Döring bei Ramsdorf

  • 12.11.1315 Die Burgmänner "castri Dulmene (Haus Dülmen) bekunden, dass ihr Mitcastellan Henricus Sticke de Scedelice mit Zustimmung seiner Frau Helwigis seines Sohnes Bernhardus und seiner Tochter Mecheldis den Hof Dorinc im Kspl. Ramsdorf (Ramestorpe) dem bisherigen Lehnsträger Bernhardus Bolto, Bürger in Borken, verkauft hat. Zeugen: Albertus Dapifer (=Droste), Hermanus de Sconebeke, Cesarius de Scedelike, Bruder des Verkäufers, Bernhardus de Westerrode senior.
  • 02.09.1316 (Reken) Der Freigraf Menso de Heydene, Knappe, bekundet, dass vor ihm im Freigericht Henricus Sticke de Scedelike unter Zustimmung seiner Frau Heylwigis und seiner Kinder Bernhardus und Mecheldis auf den Hof Dorinc im Kspl. Ramsdorf (Ramestorpe) zu Gunsten des Bernhardus Bolto, Bürgers in Borken, verzichtet habe.... Zeugen. Wennemarus de Heydene, Bruder des Menso, Gotfriedus, Sohn des Ritters Goswinus junior de Gemene, Bernhardus de Westerrode senior dictus Salike, Gerhardus Boöte, Rodolfus Tobbere, Johannes Knippinc, Deboldus Evekinc, Bernhardus, Sohn des Bernhardus Eppinc.

Kriegswesen

Wehrhoheit

Verteidigung der Stadt durch Söldner und die in Kluften eingeteilte Bürgerschaft.

Schützengilden

Walburgisschützengilde seit 1618 bezeugt.

Siegel, Wappen, Fahne

Wappen ramsdf.jpg Beschreibung:

Wappen 1961: Als redendes Bild führt Ramsdorf eine goldene, mit einem Kreuz besteckte Ramme in blauem Schilde als Wappen. Das seit Jahrhunderten geführte Wappen fand erst am 17. November 1961, die amtliche Genehmigung.

Siegel: Der älteste Beleg ist ein Siegelstempel aus dem 14. Jahrhundert. In späterer Zeit mißverstanden, nahm das Bild die Form einer Glocke im Glockenstuhl an. Als solche erscheint es beispielsweise am Schlußstein im Chorgewölbe der Ramsdorfer St. Walburgis Pfarrkirche.

Farben: Im Chorgewölbe der Ramsdorfer St. Walburgis Pfarrkirche sind auch erstmals die Farben Gold und Blau überliefert.

Finanzwesen

Steuern

Zoll und Wegegeld (seit 1500); Brenn- und Brauakzise 17. und 18. Jh. Waage- und Wege¬geld 1822. In fürstbischöflicher Zeit die gewöhn¬lichen Monatsschatzungen.

Zölle

Brückenzoll bis 1830.

Stadtgebiet

  • Stadtgebiet 1885 und 1951: 16 ha. Seit Ende 19. Jh. erstreckt sich die Siedlung darüber hinaus in das Kirchspiel.
  • Unter Auflösung des Amts Velen-Ramsdorf wurden zum 01.01.1975 die Gemeinde Velen (Kreis Borken) (1969 aus Velen-Dorf, Wald- und Nordvelen entstanden) und Ramsdorf (1959 aus Ramsdorf-Stadt und Ramsdorf-Kirchspiel entstanden) zur Gemeinde Velen zusammengeschlossen.

Kirchenwesen

Bistümer seit Mittelalter

Bistum Münster, Archidiakonat auf dem Braem, 1954 Dekanat Borken. Pfarre zuerst 1212 erwähnt, eigenkirchliche Gründung des Stiftes Vreden.

Reformation

Auch in Ramsdorf hatte die Reformation um 1600 Einzug gehalten. Die Rekatholisierung konnte aber auch in Ramsdorf nicht auf die Dauer verhindern werden.

Bekenntnisse

1871: keine Protestanten, 1883: 1 ev. Familie, 1895: 2 Ev., 1925: 16 Ev., 1939: 886 Kath., 10 Ev., 1946:62 Ev., 94% Kath., 1950: 1090 Kath., 33 Ev.

Juden

Judengäßchen, Judenfriedhof. 1822: [10, 1895: 13 Juden.

Wohlfahrtspflege

Stand 1954: Leprosenhaus erwähnt 1651, nicht mehr vorhanden 1722. Siechenheim. bis 1860. Walburgishospital, Krankenhaus der Pfarrgemeinde seit 1895.

Bildungswesen

Schulen

Lehrer vor 1671; 1720: mit 30-50 Schü¬lern; Schule 1822 in der Stadt mit 210 Kindern aus der Stadt und z. T. aus den Bauerschaften.

Archive

  • Staatsarchiv Münster (STAMS), Fürstentum Salm, Bestand Städte und Dörfer: Darin Ramsdorf (Velen).
  • STAMS, Bestand Fürstbistum Münster, Gerichte. Darin Gerichtsakten Stadtgericht Ramsdorf.
  • Archiv Lansberg-Velen, Depositum STAMS, Bestand Haus Barnsfeld: 737 Urkunden (1360-1807); Akten (16.-18. Jhdt.). Darin Familien von der Tinnen, von Rhemen, von Dincklage; Korrespondenzen des Rosier von Wendt zu Dellwig in Wesel; Gutsverwaltung (u.a. Höfe in Albachten, Altenberge, Bösensell, Gescher-Tungerloh, Groß Reken, Nienberge, Nottuln, Roxel; Hof Sentrup bei Münster); Kriegs- u.a. Lasten des Dorfes Ramsdorf, Kirchspielsrechnungen Ramsdorf; Konkurs des Hauses Barnsfeld. Findbücher A 450 Ba I und II
  • Archiv Haus Nordkirchen (Archivdepot Cappenberg), Bestand Nordkirchen-Akten, Darin Kirchspiel Ramsdorf.
  • Archiv Haus Ruhr, Bestand H Höfe, darin Ramsdorf.
  • Archiv Haus Lembeck, Bestand Ostendorf, darin Marken zu Ramsdorf, Ostendorf, Landfolge zu Ramsdorf.

Gemeindearchiv Velen

  • Archiv Velen: 241 Akten A 1815-1879, darin: Statistik ab 1846, Protokolle ab 1845, Zeitungsberichte ab 1848. - 314 Akten B 1880-1911. - 365 Akten C 1912-1936. - 309 Akten D Velen 1937-1961. - 134 Akten E Ramsdorf 1936-1961.
  • Schatzungssachen Ramsdorf-Stadt ab 1585, Stadtrechnungen Ramsdorf-Stadt ab 1566, Chronik von Ramsdorf 1801-1824 im Archiv des Heimatvereines Ramsdorf.
  • Darin Archiv Ramsdorf: 15 Urkunden B I 1441-1793. - 580 lfd.Nrr. B I 1566-1802. - 10 lfd.Nrr. B II 1802-1815. - 331 lfd.Nrr. B II ab 1815 (= Sammlung des Heimatvereins).
  • Verzeichnis im Inventar nichtstaatlicher Archive 1901 (INA): INA Krs. Borken. 1901 S. 133-134: Ramsdorf. Der Ort besaß früher Stadtrecht, wird aber jetzt als Landgemeinde verwaltet und gehört zu dem Amte Ramsdorf-Velen. Aus der städtischen Zeit haben sich eine größere Menge Akten erhalten, die in einer mit dem Stadtwappen (Glocke) und der Jahreszahl 1636 versehenen Kiste in dem Turme der Kirche aufbewahrt werden. Wann die Kiste dorthin gekommen, ist unbekannt. Die früher geordnet gewesenen Akten sind jetzt ganz durcheinander geworfen; eine Neuordnung und Sicherstellung vor ähnlichen Eingriffen dringend erwünscht. Angeführt sind Rechnungen Stadt und Ksp.Ramsdorf 17./18. Jh., Schatzungs- und Brüchtenssachen 17. Jh., Hessische Kontribution 1633, Notariats- und Gerichtsprotokolle 1620-1684. –
  • INA Krs. Borken. 1901 S. 134: Ramsdorf-Velen, Amt. Amtssitz Velen. Das "Repertorium über die Akten der reponierten Registratur der Ämter Velen und Ramsdorf' weist nur Akten des 19.Jhdts. auf.

Personenstandsarchiv Westfalen-Lippe in Detmold

  • Ramsdorf (M), Laufzeit: Z GAHT 1812-1814, kath GHT 1815-1874, kath GT (1808-1825), kath H (1808-1811,1825), Juden (Gem.) GHT 1822-1847

Kirchenarchive

  • Generalvikariat im BAM: Das Pfarrarchiv der Kirche St. Walburga in Ramsdorf beginnt 1521. Enthalten sind Einwohnerverzeichnisse von 1749, 1770 und 1776, Tauf- und Totenregister 1783, weiterhin ein Sendkornregister von 1699.
  • Lokales Pfarrarchiv: Das Pfarrarchiv von St. Walburga in Ramsdorf liegt in der Pfarre.
  • Die Kirchenbücher von St. Walburga in Ramsdorf liegen in der Pfarre. Laufzeiten: Taufen ab 1700, Heiraten ab 1700, Tote ab 1719.

Bibliografie

Periodika

  • Heimatblätter für Ramsdorf und Umgegend.

Heimatpflege

Heimatverein

Heimatverein Ramsdorf, Kontakt: Vorsitzende(r) Alois Mensing, Kurze Straße 7, 46342 Velen – Ramsdorf, Telefon: 02863 760455, e-Mail: a.mensing@freenet.de

Internetlinks

Offizielle Internetseiten

Genealogische Webseiten

Historische Webseiten

Auswanderungen

Hier können Namen und Daten von Auswanderern festgehalten werden.

Zufallsfunde

Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden.



Wappen_NRW_Kreis_Borken.png Städte und Gemeinden im Kreis Borken (Regierungsbezirk Münster)

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Bis 1975: Dingden |