Flaesheim (Haltern): Unterschied zwischen den Versionen

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===Verwaltungseinbindung ===
===Verwaltungseinbindung ===

Version vom 7. Oktober 2013, 15:22 Uhr

Flaesheim (Haltern): Erstvorkommen des Namens, Ortsstatus, Grundherrschaften, Kirchenhinweise, historisch – topografische Entwicklungen und strukturelle Vernetzung im kommunalen Zusammenhang zur Auffindung von Archiven, Quellen, Hinweisen...

Hierarchie

Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Westfalenprovp-wap.jpg - Portal:Westfalen-Lippe > Regierungsbezirk Münster > Kreis_Recklinghausen > Haltern am See > Flaesheim (Haltern)

Flaesheim: Le Coq, Topographische Karte -Westfalen (1805)
Grundriss des Stiftes Flaesheim nach Entwurf, mit Kirche

Zeitschiene vor 1803

Name

"Flarshem" und "Flarsheim" im Jahre 1166, Flarseim im Jahre 1204, "Vlarshem" 1212, "Wlarshem" 1257, Vlarsem" 1269, Vlozemh" 1297, Vlarshem" 1300 sind eine Vielzahl von Schreibweisen des Ortsnamens in alten Zeiten.

Ortsgründung

Wahrscheinlich um 800 früheste schriftliche Erwähnung "Flaveresheim" in einer Urkunde des Klosters Werden. Quellen des 12. Jh. haben "Vlarshem" oder "Vlarsheim". Im frühen Mittelalter im heutigen Ortskern Bildung eines Gutshofes mit einer Kirche, der um 1166 in "Flarshem" den Ravensbergern gehörte. Die Ortsgründung erfolgte inmitten der alten Flussübergänge bei Ahsen und Bossendorf.

Historische Lage

Geografische Lage

Außer dem Dorf gehört die Bauerschaft Westlevern zum Ort, welcher seit 1975 ein kleiner Oststeil in der Nähe der Kernstadt von Haltern am See ist. Flaesheim liegt am südlichen Rand des Münsterlandes (NRW) im Lippetal, aber nördlich der Haard an der Lippe und dem 1930 vollendeten Wesel-Datteln-Kanal. Angrenzende Orte im Osten Asen (Datteln), im Süden Oer-Erkenschwick und im Westen der Halterner Orsteil Hamm-Bossendorf.

Zeitschiene nach 1802

Landesherren

Gesamtumfang

Verwaltungseinbindung

Wappen der 1975 erloschenen Gemeide Flaesheim.

Ortsteile

Bevölkerungsverzeichnisse

Einwohnerzahlen

  • 1630 zählte das Dorf 19, Westleven 7 Hausstätten mit 100 Kommunikanten (über 12 Jahre alte Einwohner)
  • 1800 hatte das Kirchspiel 51 Haushaltungen mit 230 Kommunikanten.

Jüngere Einwohnerzahlen

  • Flaesheim (Haltern): 1818: 327 Einwohner (E.), 1843: 342 E, 1858: 346 E., 1871: 326 E., 1885: 350 E., 1895: 372 E., 1905:378 E., 1925: 732 E., 1933: 627 E., 1939: 631 E., 1946: 770 E., 1950: 812 E. [2]
    • 1975 knapp 2.000 Einwohner. Durch ein großes Neubaugebiet war der Anteil der jungen Menschen an der Bevölkerung relativ hoch.

Staats- und Personenstandsarchiv Detmold

Flaesheim:

Stiftsgründung

Den Gutshof mit einer Kirche benutzten die Ravensberger 1166 zur Gründung eines Frauenklosters (Augustinerinnen) vom Prämonstratenserorden und stifteten dies Gut. 1555 wurde das Kloster in ein freiweltliches Damenstift umgewandelt. Die mit der Klostergründung verbundenen Pfarrrechte ließen das Dorf Flaesheim entstehen. 1200 bekundet der Kölner Erzbischof Adolf I., dass Graf Hermann v. Ravensberg die Vogtei des Klosters nie als Lehen, sondern nur als persönliches Amt verleihen wolle.

Tafel an der Kirche

Kirchenwesen

Diözesen im Mittelalter

Pfarre

Die Pfarrei Flaesheim wurde zusammen mit dem Kloster 1166 gegründet. 1166 wird "Henricus Presbyter ecclesia" Flaesheim genannt, 1188 - 1300 wird die „parrochia Flaesheim“ erwähnt. Schon 1166 wurde der Kirche, wohl durch die Klostergründung bedingt, durch den Erzbischof von Köln „salvo matricis ecclesiae jure“ ein eigener Taufbrunnen und Begräbnisplatz bewilligt, 1188 gehörten Bossendorf und Leven zur „parrochia Vlarshem“.

Anfangs übte ein Prior von Knechtsteden im Kloster wie in der inkorporierten Pfarrei die Seelsorge aus. Im 16. Jh. schlug der Flaesheimer Konvent erzb. Behörde in Köln selber einen Seelsorger vor, dem der Pfarrer in Recklinghausen die Bestätigung erteilte und die Investitur vornahm. Die Parrei war damit, genau wie die benachbarten neuen Pfarrbezirke Hamm und Bossendorf, Filiale von St. Peter in Recklinghausen. Die Bauerschaft Leven kam vor 1660 teilweise zum Pfarrbezirk Ahsen.

Pfarrkirche St. Maria-Magdalena

Die kleine, einschiffige, zweijochige Klosterkirche St. Maria-Magdalena blieb erhalten. Sie wurde gegen Ende des 15. Jhs. eingewölbt und mit einem größeren Chor ausgestattet. Reste des Gründungsbaus von 1166 sind im rom. Westturm enthalten. Ihm wird eine ähnliche dreitürmige Baugruppe wie bei der Stiftskirche in Freckenhorst zugeschrieben.

Die Kirche befand sich bereits 1630 in einem bemerkenswert schlechten Zustand. Der Turm hatte eine Kuppel, welche 1838 wegen Baufälligkeit abgebrochen wurde und als Ersatz die heutige Spitze erhielt. Mittlerweile enthält die Kirche einige bedeutende Kunstschätze.

Kunstschätze

  • Der Hochaltar (1658) (SS. Maria Magdalena, Martha, Lazarus) aus der Werkstatt G. Gröningers war eine Stiftung der Äbtissin Anna Maria von Ketteler.
  • Der Seitenaltar auf der Evangelienseite war der Mutter Maria und den h1g. Anna, Joseph und Joachim geweiht (Westf. Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster).
  • Der Seitenaltar auf der Epistelseite war den h1g. Johannes Bapt., Zacharias und Elisabeth geweiht (verschollen).
  • Die den heutigen Zelebrationsaltar bedeckende Altarplatte stammt wahrscheinlich noch aus der Gründungszeit des Klosters, ebenso die Frontplatte des Ambo.
  • Die heutige (2008) Orgel wurde unter Verwendung 12 alter Register 1979 neu gebaut.
  • Marienglocke (1526), Ton e', Glockengießer W. Westerhues, vorhanden.
  • romanische Bronzeschalen (12. Jh.) mit Darstellung der antiken Sage von Pyramus und Thisbe (eine im Westf. Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster, die andere im 2. Weltkrieg verschwunden).
  • Meßgewand geschmückt mit silbernen Brüsseler Klöppelarbeiten (um 1672).
  • Wandkreuz (17. Jh.).
  • Wandtabernakel (gotisch).
  • Taufstein (17. Jh.).
  • Maria Magdalena (um 1500) aus Holz, spätgotisches Werk der niederrheinischen Schule.
  • Statue eines hl. Bischofs (Augustinus oder Norbert) (17. Jh.).
  • Im Fußboden des Chorraumes Grabplatten ehem. Äbtissinnen (17./18. Jh.)

Kollationsrecht

Das Vorschlagsrecht zur Pfarrstelle lag beim Kloster Flaesheim, beim Pfarrer von St. Peter zu Recklinghausen lag das Bestätigungs- und Einführungsrecht. Durch die Säkularisation trat der Herzog von Arenberg 1803 in die Rechte des Klosters ein.

Lage des Stiftes Flaesheim an der Lippe (Norden unten)

Pfarrer

  • 1560/1569 Thomas Ringenberg (auch in Bossendorf tätig)
  • um 1595 N.N. Masthoff
  • 1604 Philippus von Hoft
  • 1610 Johannes Burmann
  • 1638/1668 Georg Thier
  • 1699 (+) Henricus Rentfort
  • Johannes Bergmann 1699-1738, geb. wahrscheinlich in Essen-Karnap
  • 1739-1772 Johann Theodor Nierhoff
  • 1775-1795 Johannes Caspar Mecheln
  • 1795-1807 Peter Ernst Mecheln
  • 1807-1810 Joseph Hohermann

Marienvikarie

Diese Vikarie bestand schon 1550 und war schon 1630 der Pfarrstelle einverleibt, die finanziell sehr spärlich ausgestattet war.

Vikarie St. Anna

Diese wurde im 18. Jahrhundert gegründet und mit der Marienvikarie vereinigt.

Vikarie St. Johannes der Täufer

1466 gründete Johann von Aschebrock zur Malenburg die „Vicarie St. Johann Baptistae“. Noch am 12.11.1684 bezeugt eigenhändig A.M. von Nagel, Äbtissin zu Flaesheim, dass ihre + Vorgängerin A.M. de Ketteler, Äbtissin, 300 Rtlr f. d. Vicarie St. Johann Baptistae testamentarisch festgelegt habe.

Frühmessenstiftung

Als Leon Fiedr. Heythuysen, Apostolischer Notar, am 04.08.1728 mit eigenem Siegel die Stiftung von Freifrau Josina Kunig. de Nagel ex Herll (Merheim), Äbtissin zu Flaesheim beglaubigte, wurde wohl die Grundlage der Frühmessenstiftung geschaffen.

Hausbalken Adolph Artmann oo Josephina Bavers 21.09.1810.

Bildungswesen

Klosterschule

Die Lehrer der Klosterschule wurden vom Pfarrer und der Äbtissin eingesetzt. 1717 gab es 30 Schüler. 1797 erfolgte die Einrichtung einer eigenen Schulvikarie welche mit der Frühmessenstiftung vereinigt wurde. Darin ging dann wohl auch die Vikarie St. Johannes der Täufer auf. Mit dem Tode des zeitlichen Inhabers der Vikarie im Jahre 1875 ging diese Vikarie ein.

Beschwernisse

  • 1583 Schutzgrief des Grafen von Neuenahr als Parteigänger des Gebhard Truchseß
  • 1584 Schutzgrief des Herzog Ferdinand von Bayern als Parteigänger des Gebhard Truchseß
    • Trotzdem Überfall auf Dorf und Stift Flaesheim zur Nachtzeit und Raub von allem, was nicht niet- und nagelfest war.
  • 1618/48 mehrere Überfälle im 30jährigen Krieg
  • 1758 französische Besatzung im 7jährigen Krieg
  • 1761 Hauptquartier des Erbprinzen von Braunschweig in Flaesheim.
  • Gefangennahme von 100 Franzosen in Flaesheim durch General Oheim.
  • 1821 Verheerender Brand in Flaesheim, 5 Wohnhäuser 2 Nebengebäude brannten nieder.

Kommunales

Pfarrei und Gemeinde überdauerten das Stift, das 1808 vom Herzog von Arenberg aufgehoben wurde und der zu gleich Leibeigenschaft und Hörigkeit der Flaesheimer Eingesessenen beseitigte. Verwaltungsmäßig gehörte Flaesheim von 1811 bis 1964 zu Datteln und bildete danach mit der Stadt Datteln eine Verwaltungsgemeinschaft.

Wirtschaft

Nahezu ein Drittel der Bodenfläche wurde 1975 noch landwirtschaftlich genutzt. Ab etwa 1930 Entwicklung von zwei eigenen Industrien. 1930 Firmengründung der "Flaesheimer Quarz- und Bausande GmbH und Co. KG" und 1939 der "Rheiner Kalksandsteinwerke Cirkel und Co. KG“. Ein besonderes Ereignis ist ab etwa 1990 die alljährliche Errichtung eines Holzkohlenmeilers im Mai.

Personengeschichtliche Quellen

Personenstandsarchiv Westfalen-Lippe in Detmold

  • Flaesheim (M), Laufzeit: kath. Geburten, Heiraten, Taufen 1815-1874, kath Kopulationen 1815-1817

Populationsregister 1806

Reichskammergericht

  • Landesarchiv NRW Abt. Westfalen: Findbuch A 30 Reichskammergericht
    • Akten F 104, F 193
      • Darin Zeugenverhör und viele Vorurkunden ab 1277, Wechselbriefe 1458-1525, Weistümer (Oer) betreff Wachszinsige zu Flaesheim und Datteln 1473-1546.

Kölner Generalvikariatsprotokolle

Neben den Kirchenbüchern sind verschiedene Dispensgesuche eine weitere personengeschichtliche Quelle im Bereich der katholischen Kirche. Bis zu Beginn des 19. Jahrhundert wurden die Dispense im Bereich des Erzbistums Köln im Generalvikariat zentral bearbeitet, danach finden sich die Akten bei den Dekanaten. Angeführt sind auch die außerhalb der Erzdiözese liegendenden involvierten Pfarreien. Diese und andere Quellen wurde von unterschiedlichen Autoren ausgewertet und erfaßt und von der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde e.V. veröffentlicht.[1]

Die gedruckten Arbeiten sind auch in Bibliotheken ausleihbar oder über Antiquariat und Buchhandel (Preisvergleich) erhältlich, z.B.: "Die Kölner Genaralvikariatsprotokolle als personengeschichtliche Quelle" Band X Nichtkleriker (1776-1780) ISBN 3-933364-45-0

Friedhöfe

Friedhof an der Flaesheimer Stiftskirche

In Nr. 9 der Beiträge zur Geschichte Flaesheims, herausgegeben vom Flaesheimer Heimatverein e. V., ISSN 1864-3493, finden sich Lagepläne der Gräber und Abschriften der Grabsteininschriften (ab Seite 27).

Gedenktafeln

Bibliografie

Bibliografie-Suche

Bilder, Fotos und historische Karten

Archive

Kirchenarchive

  • Generalvikariat im Bistumsarchiv Münster: Das Pfarrarchiv der Kirche St. Magdalena in Flaesheim beginnt um 1583.
  • Lokales Pfarrarchiv: Das Pfarrarchiv der Kirche St. Magdalena in Flaesheim liegt in der Pfarre.
    • Die Kirchenbücher der Kirche St. Magdalena in Flaesheim liegen in der Pfarre. Laufzeiten: Taufen 1779 - heute, Heiraten 1854 - heute und Tote von 1854 - heute.
    • Über die in der Zeit von 1765 - 1874 in Flaesheim geborenen und 1850 - 1874 gestorbenen Personen liegen Abschriften aus den KB - Originalen beim Standesamt in Datteln.

Fußnoten

  1. Literatur: L. Bette, Das Vest Recklinghausen in der arenbergschen und französischen Zeit, in: Vestische Z., Jg. 18 (1908). A. Dorider, Zur Gesch. des Vestes und der Stadt Recklinghausen unter der ausgehenden kölnischen und der neuen arenbergischen Herrschaft, in: Vestisches Jb. 51/52 (1949/50).
  2. 2,0 2,1 Quelle: Reekers /Schulz: Die Bevölkerung in den Gemeinden Westfalens 1818-1950 (1952)


Wappen_Stadt_Haltern_am_See_Kreis_Recklinghausen.png Stadtteile in Haltern am See (Kreis Recklinghausen)

Altstadt | Berghaltern | Flaesheim | Holtwick | Hamm-Bossendorf | Hullern | Lavesum | Lippramsdorf | Overrath | Sythen


Weblinks

Offizielle Webseiten

Genealogische Webseiten

Historische Webseiten

Heimatforschung in Westfalen

Weitere Webseiten

Zufallsfunde

Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden.

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Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>FLAEIMJO31OR</gov>