Schreitlauken
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Schreitlaugken ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Schreitlaugken (Begriffsklärung). |
Hierarchie
Regional > Litauen > Schreitlauken
Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Tilsit > Schreitlauken
Einleitung
Schreitlauken, bis 1920 Kreis Tilsit, Ostpreußen; (1920-1939) Kreis Pogegen; (1939-1945) Kreis Tilsit-Ragnit
- Weitere Informationen siehe unten in den Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
Name
Andere Namen und Schreibweisen
- 1276 castrum Sarecka, 1540 Schreigklauc
- 1344 Sareike, 1540 Schreyklauc, 1680 Schreitlacken, 1785 Schreitlaucken, 1905 Adlig Schreitlaugken, 1912 Schreitlauken, lit. Sereitlaukis[1]
- 1785 Schreitlauken[2]
- Adlig Schreitlaugken[3]
- Lit. Name: Sereiklaukis[4], Šereitlaukis[5][6], Szereiklaukis[7], Šereiklaukis[8]
Namensdeutung
Der Name Castrum Sarecka deutet auf einen prußischen Häuptling (Schwertträger). Sie war eine der vier Burgen der Schalauer: Ragantia (Ragnit), Ramige (sprich Ramije, Schlossberg auf dem rechten Memelufer), Sarecka (Schreitlaugken) und Sassowia (eventuell Sassupönen). Der Name Schreitlauken beschreibt die Lage der Burg, nämlich quergestellt zur Memel. Peteraitis Ableitung von litauisch šerti (füttern) und šerys (Borste, Behaarung) ist abwegig.
- prußisch "sarrkstes, sarxtes" = Schwertscheide
- „šaras“ = unruhiger Mensch
- "šratas" = schräg, quer, diagonal
- "šratlauks" = schräges Feld
Allgemeine Information
- Am Einfluß der Jura in die Memel gelegen. Es gehört dazu ein Vorwerk (Absteinen) und 39 Dörfer mit 591 Feuerstellen[9]
- Großes Gut, 1344 erstmals erwähnt, 15,5 km östlich von Tilsit, 1939: 239 Einwohner[10]
- Dem Gut Schreitlaugken zugehörig war die ehemalige Schreitlauckensche Schäferei, die 14-17 km östlich von Tilsit lag und 1785 über 2 Feuerstellen verfügte.[11]
- Zu Schreitlaugken gehörte auch die Mühle Schreitlaugken (15 km östlich von Tilsit). Sie lag 300 m nordwestlich des Gutes Adlig Schreitlaugken, 1895 mit 1 Feuerstelle mit 4 Einwohnern.[12]
Politische Einteilung
1615 Herzoglicher Hof mit Schäferei und Mühle.
Dallnitz, neues Vorwerk zu Domäne Schreitlauken, auf ehemaligem Bauernland, bestand schon 1809, wird abgebrochen und vor 1873 an anderer Stelle wieder aufgebaut.[13]
Dallnitz lag im Süden der Gemeinde Schreitlauken[14]
Schreitlaugken (Vorwerk) lag im Osten der Gemeinde Schreitlauken[15]
1.5.1939 wird die Gemeinde Schreitlauken aus der Landgemeinde Bitteszerischken und den Gütern Schreitlaugken und Wahlenthal gebildet.[16]
1.10.1939: Schreitlauken kommt zum Kreis Tilsit-Ragnit [17]
Kirchliche Zugehörigkeit
Evangelische Kirche
Im 17. Jahrhundert gehörte Schreitlauken zum Kirchspiel Willkischken. Das ganze 17. Jahrhundert hindurch führt das Gut in den Kirchenakten den Namen Schreitlacken.[18]
Schreitlauken gehörte 1912 zum Kirchspiel Willkischken.
Katholische Kirche
Schreitlauken gehörte zur Katholischen Kirche Tilsit (Maria Himmelfahrt) [19]
Friedhöfe
Lage
Fotos
Der Friedhof 1 liegt auf dem Kapellenberg. Im 19. Jahrhundert wurde dort eine Kapelle für die Familiengruft der Gutsherren vom Gut Schreitlaugken errichtet. Vom Gutshaus aus führt eine ca. 2 km lange Allee dorthin. Die Kapelle wurde 1944 zerstört. Heute findet man dort nur noch Trümmerreste. Einige Gräber der Gutsbesitzerfamilie Dressler sind noch erhalten. Die Fotos wurden im Mai 2021 von Kęstutis Zdanevičius gemacht und freundlicherweise zur Verfügung gestellt.
Anna VON DRESSLER geb. VON SANDEN 1849-1904
Benno VON DRESSLER 1842-1896
Friedhof 2 war der Friedhof des Dorfes Schreitlauken. Er lag auf einem Hügel in der Nähe des Waldes im östlichen Ortsteil. Der Friedhof wurde abgerissen, sodass auf dem Hügel nur noch ein von Bäumen umrandeter gepflegter Platz mit einer Betonsäule übrig geblieben ist.
Friedhof 3 ist das sogenannte Hügelgrab - kreisförmig mit Ahornbäumen bepflanzt. Es war kein gewöhnlicher Ort für einen Dorffriedhof. Hier fanden Bestattungen vom II. bis zum VI. Jahrhundert n. Chr. statt. Es wird gemutmaßt, dass dies der Ort sein könnte, an dem der letzte prussische Häuptling der Skalven namens Šereika ruht.
Standesamt
Schreitlauken gehörte 1888 zum Standesamt Schreitlauken.
Schule
1835 durch Abzweigung vom Schulverband Kellerischken gegründet. Es gehörte dazu das Gut Schreitlaugken einschließlich Mühlengrundstück und Vorwerk Dallnitz. Das Schulzimmer war in einem Insthaus eingerichtet.
Als erster Lehrer wirkte hier vom 1. Juni 1835 bis 1. Mai 1838 Friedrich Bock. Er war 1805 zu Kackschen geboren und hatte seine Vorbildung in der Anstalt des Direktors Hassenstein zu Schirwindt erhalten. Nach seiner Versetzung blieb die Stelle bis zum 1. Oktober (1838) ohne Lehrer. Über den Stand der Schule in jener Zeit urteilt Pfarrer Packhäuser: "Obgleich der anfangs Mai d.J. zu einer anderen Lehrerstelle abgegangene Lehrer Bock mit vieler Sorgfalt und Treue sein Amt bis zu seinem Abgang verwaltet hat, so hat doch schon der strenge Winter und die große Not der Eltern seine Schuljugend oftmals vom Unterricht abgehalten. Nach seinem Abgang steht die Schule verwaist bis jetzo und wird die Jugend wohl in allen Gegenständen sehr zurückgekommen sein und vieles vergessen haben."
Bocks Nachfolger wurde am 1. Oktober 1838 Christian Ulrich, geboren 1802 zu Krauleidßen. Die Schule zählte in den ersten Jahren ihres Bestehens 40 Kinder. (Quelle: [20])
Bewohner
- Gottfried Theodor von Schön, * 1704, + 1770, Domänenpächter des Gutes Schreitlauken
- Johann Theodor von Schön, * 1744, + 1796, Sohn von Gottfried Theodor von Schön, Amtsrat in Schreitlauken, war verheiratet mit Johanna Dorothea geb. Dallmer aus Plicken.
- Heinrich Theodor von Schön, * 20.1.1773 in Schreitlauken, + 23.7.1856 auf Gut Arnau bei Königsberg, Sohn von Johann Theodor von Schön. Preussischer Staatsmann. [21]
Geschichte
- 1615 Herzoglicher Hof mit Schäferei und Mühle. Die Mühle hat zwei Gänge, wofür jährlich 24 Schillinge Kirchendezem zu zahlen sind.
- 1617 wird die Mühle vom Meister Friedrich bedient.
- 1621 hat das Gut einen Hofmann und eine Schäfer namens Balzer Wunderlich.
- 1623 stirbt der Schäfer Wunderlich, desgl. seine kleine Tochter. Beide werden gegen ein Erdgeld von 6 bzw. 3 Mark in der Willkischker Kirche begraben. In diesem Jahr stirbt auch der Müller Friedrich. Sein Nachfolger wird Meister Albrecht. Bis um das sechste Jahrzehnt lebt auf dem Hofe der Schuster Riemer. Schuster und Hofmann zahlen je 30 Schillinge Dezem. Heinrich Schmidt wird Schäfer. Er beschäftigt 4 Gehilfen.
- 1624 verzieht der Müller Albrecht.
- 1631 hat das Gut einen Stuthirten, einen Kuhhirten und einen Schweinehirten. Jeder zahlt 20 Schillinge Dezem. Auch wohnt daselbst der Krüger Groß, der Land dicht an der Hofstelle hat.
- 1637 wird neben dem Stuthirt auch ein Stutknecht erwähnt. Der Hof hat einen Schirrmacher namens Michael Teiggleber.
- 1655 lebt dort der Schuster Truschke. Zum Krug gehören 5 Morgen Land.
- 1662 hat die Mühle nur einen Gang. Kapitän Schmidt läßt seinen Schäfer in der Kirche begraben und bezahlt dafür 8 Mark. Der Schäfer hatte der Kirche 10 Mark vermacht. Die alte Krügersche stirbt. Auf dem Hofe leben der Schmied Benedikt Bartenwerfer. Schuster Friedrich Reimer, Schneider Hans Abel, Leinweber Martin Zimmer, Müller Martin Lindenau und Hans Klauß an der Jura.
- 1664 ist auf dem Hofe der Müller Lingau und der Messerschmied Jürgen Gartmann.
- 1666 wird der Hofmann Kaspar Halmann eingestellt. Krugwirt ist Martin Zimmer.
- 1675 lebt der Hofmann Andreas Würffel.
- 1677 finden wir auf dem Hofe den Schäfer Christoph Sattler mit zwei Knechten, den Hofmann Erhard Truschke mit drei Mägden, den Schuster Moritz Jucknis und den Kämmerer Erwald Werner.
- 1684 Michael Leitner.
- 1690 ist Stutknecht Friedrich Menig, Müller Adam Keyser und Hofmann Engelin.
- 1699 befinden sich auf dem Hof der Krüger Bräuer, der Leinweber Jacob Kreck, der Töpfer Friedrich Kobb, der Müller David Schneider und die Hofleute Martin Mai und Hans Sauff.
Das ganze 17. Jahrhundert hindurch führt das Gut in den Kirchenakten den Namen "Schreitlacken".
Quelle: [22]
König Friedrich Wilhelm I ließ in Schreitlauken Domänenland entstehen und legte den dazugehörigen Amtssitz in das nahe Dorf Absteinen. Als dieses Dorf 1757 von den Russen niedergebrannt wurde, verlegte man den Amtssitz nach Schreitlauken.
Über 3 Generationen war die Familie von Schön in Schreitlauken ansässig.
- Gottfried Theodor von Schön (1704-1770) war Kriegsrat und Domänenpächter von Schreitlauken. Ihm folgte sein Sohn
- Johann Theodor von Schön (1744-1796) als Amtsrat. Dessen Sohn
- Theodor von Schön (1773-1856) studierte Staatswissenschaften in Königsberg und entschied sich für ein Amt im preußischen Staatsdienst.
Ihnen folgte die Familie Dressler/von Dressler.
- 1792 übernahm der Amtmann Ludwig Ferdinand Dressler (1774-1831) das Domänenamt von der Familie von Schön. Dressler war der erste Landrat des Kreises Tilsit. Zuerst befand sich sein Amtssitz auf dem Gut Schreitlauken, wurde aber später nach Tilsit verlegt. 1812 kaufte Dressler die Domäne für 58 ooo Taler. Dazu kam durch Erbschaft das Gut Willkischken und durch Kauf die Güter Kallweiten und Absteinen.
- Ihm folgte im Amt sein Sohn Otto Julius Dressler (1803-1864), danach dessen Sohn Benno.
- Benno Dressler (1842-1896) wurde 1879 geadelt und durfte sich dann von Dressler nennen. Im Oktober 1914 wurde Schreitlauken von russischen Truppen besetzt. Im Dezember flüchtete die Familie von Dressler über die Memel auf das südliche Ufer. Das Herrenhaus und mehrere Wirtschaftsgebäude fielen bei heftigen Gefechten im Februar 1915 den Flammen zum Opfer.
- Konrad von Dressler (1885-1955), Bennos Sohn, übernahm das Gut und war bis zur Flucht 1944 der letzte Besitzer. Er war Mitglied, später Präsident des Memelländischen Landtags und Präsident der Memelländischen Landwirtschaftskammer. Das Gut umfasste damals mehr als 2200 ha und war bekannt für seine Pferdezucht.
Fotos
Bilder von Gut Schreitlauken 2012
Die Bilder sind im August 2012 von Marieta Waldszus aufgenommen.
Verschiedenes
Karten
Zufallsfunde
Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden. Bitte beim Erfassen der Seite mit den Zufallsfunden ggf. gleich die richtigen Kategorien zuordnen (z.B. über die Vorlage:Hinweis zu Zufallsfund).
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>SCHKENKO15BB</gov>
Quellen
- ↑ Lange, Dietrich: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
- ↑ Jenny Kopp, Geschichte des Landkreises Tilsit, Buchdruckerei Pawlowski, Tilsit 1918,
- ↑ Die von Preußen abgetretenen Gebiete, bearbeitet in der Plankammer des Preußischen Statistischen Landesamtes, Berlin 1922
- ↑ Michel-Katalog Deutschland-Spezial 2014 - Band 1: 1849 bis April 1945
- ↑ GOV: http://gov.genealogy.net/
- ↑ Wikipedia (LT)
- ↑ Amtsblatt des Memelgebietes vom 01.09.1923
- ↑ Amtsblatt des Memelgebietes vom 29.12.1923
- ↑ Jenny Kopp, Geschichte des Landkreises Tilsit, Buchdruckerei Pawlowski, Tilsit 1918,
- ↑ Lange, Dietrich: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
- ↑ Lange, Dietrich: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
- ↑ Lange, Dietrich: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
- ↑ Dr. Gause, Fritz: Neue Ortsnamen in Ostpreußen seit 1800, Königsberg 1935, Sonderschrift Nr. 53 des VFFOW
- ↑ Messtischblatt 0998 Ragnit, (1913-1939) © Bundesamt für Kartographie und Geodäsie
- ↑ Urmesstischblatt von 1860
- ↑ Amtsblatt Gumbinnen 1939: Neugliederung der Gemeinden und Gutsbezirke im ehemaligen Memelland ab 1. Mai 1939, S. 64ff,
http://www.memelland-adm.de/Archiv/13 Verwaltungsbezirke/index.htm - ↑ Amtsblatt des Regierungspräsidenten in Gumbinnen, 2.9.1939
- ↑ Schwarzien, Otto: Bilder aus der Vergangenheit des Kirchspiels Willkischken, 1927
- ↑ Handbuch über die katholischen Kirchenbücher in der Ostdeutschen Kirchenprovinz östlich der Oder und Neiße und dem Bistum Danzig
- ↑ Schwarzien, Otto: Bilder aus der Vergangenheit des Kirchspiels Willkischken, 1927
- ↑ http://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_von_Schön
- ↑ Schwarzien, Otto: Bilder aus der Vergangenheit des Kirchspiels Willkischken, 1927