Schlesisches Namenbuch/110

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Schlesisches Namenbuch
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und verwertete, oder nötigenfalls auch Korn aufkaufte, wodurch er teilweise Kornhändler (annonarius) wurde (Volckmann S. 197). In Thüringen auch ein Ortsname K. - Belege: Nicolaus Korner 1381 Sorau Land; Petsche korner 1385 Liegnitz; Hans Körner von Kranach 1506/07 Görlitz; Andreas Körner 1356 (##Codex dipl. Silesiae, Breslau 1857 ff., Band 4, 298). Vgl. auch Leonardus der kornermeister 1408 im Vinzenzkloster Breslau (##Codex dipl. Silesiae, Breslau 1857 ff., Band 4, 42).


Kornführer (Neustadt [4] Görlitz [1]).

Der Fuhrmann, d. h. der Händler, der Getreide in die Stadt bringt, sei es zur Belieferung der Mühlen oder zum Verkauf auf dem Markte. Vgl. den Petir weysenfürer (= Weizenhändler) 1397 Liegnitz. Eine Zollbestimmung vom Jahre 1328 lautet: Furit ein man das czu der kuchin gehorit, korn, weys, erweys (Erbsen) vnde moyn... vnd verit durch, der gibt von dem pherde ein quart, verkouft her hy, so engibt her keynin slegeshacz... (Urkundenbuch## Liegnitz Nr. 85).


Kramer (Görlitz [23] Liegnitz [14] Grünberg [6] Beuthen [6]).

Der Krämer, Kleinhändler (mhd. kramaere). Man unterschied Reichkrämer (mit festen Verkaufsständen, Reichkrämergäßchen in Liegnitz!), die sich sogar einen eigenen Schreiber (Kromschryber) hielten, und anderseits arme Krämer mit Bretterbuden oder bloßen Tischen. In Liegnitz bieten die Krämer 1318 feil: rys (Reis), vigin, oley (Öl) mandiln und andir gecrute, das zu der cuchinspise gehorit; seyfe vnde winsthein, mezzir, gurtil und ander cremerie; cychen, tyschlachin unde hantwelen (Handtücher); in Schweidnitz 1336: noldinvas (Nadelbüchsen), butil, gurtil, wurfil, spiegil, spangin, taschen vnd andir kleyne ding, di man in andirn steten veil hot zu kirmessin; allune, winsteyn, seife, komyl, lorber, cen (Zinn), blei vnd messink (##Korn, G., Breslauer Urkundenbuch. Breslau 1870## S. 13. u. S. 19 f. u. S. 117). Vgl. auch zum Winkel, Mitteil. 2, 21 ff. - Belege: Hannus Grünewald der cromer 1382 Liegnitz. Als Familienname: Peter cromer cultellifex 1369 Breslau; Petir cromer, ratman, Söhne: Pawil er., Petir er. usw. 1381 ff. Liegnitz.


Kretschmer (Görlitz [69] Liegnitz [37] Sagan [16] Hirschberg [14] Öls [12] Neisse oft Neustadt [17] Ratibor [9] Oppeln [5] Beuthen [15]), selten Kretschmar, -mann.

Entsprechend dem slaw. Ursprung des Wortes (cretscham = Bier- und Weinschenke) ist Kretschmer der ostmitteldeutsche, noch heute in Schlesien übliche Ausdruck für den Schenkwirt des Dorfes, später auch der Stadt. Vgl. auch Deutsches Wörterbuch der Brüder Grimm, Band 5, S. 2173 ff. u. Volckmann S. 229. Die Niederlausitz hat dafür den Krüger (s. dies!); in Glatz ist heute seltsamerweise weder Kretschmer noch Krüger vertreten; das deutsche Wirth (s. dies!) beschränkt sich auf Niederschlesien. - Belege: Nitsche schuworcht der kretschemer gewest ist czum Neuwendorff 1387 Liegnitz; Swantke dem creczmer von Sirwin 1399 (##Codex dipl. Silesiae, Breslau 1857 ff., Band 4, 38); hannus frederich cretschemer czu Arnoldisdorff 1384 Liegnitz; Michel cretschemer 1372 Liegnitz; Hannus Creczmer 1375 Glatz; Nickel Kretschemer 1435 Görlitz; Herman Creczemer 1381 Sorau Land; Andres kreczemer olim circularius, tabernator 1391 Breslau; Hannos verber der kreschemer 1371 Breslau.


Kreutziger (Görlitz [7] Neustadt [8]), -inger.

Mhd. kriuzigaere ist der Kreuzfahrer (Lexer I 1743 f.), so in der Deutschordenschronik des Nikolaus v. Jeroschin (V. 21717); vgl. Joh. v. Frankensteins Dichtung „der Kreuziger“ um 1300. In Schlesien handelt es sich um den Johanniterorden, insbesondere um die Kreuzherren von St. Mathias in Breslau, auch crewczetreger mit dem sterne genannt (vgl. Bahlow, Studien S. 156). - Belege: Petir Kobir der crewcziger 1386 Liegnitz = P. K. der prister 1382; Andreas Hewne ... Ordens der Crewtcziger mit dem Sterne 1496 (##Codex dipl. Silesiae, Breslau 1857 ff., Band 4, 163); Hannos Creucziger 1386/87 Glatz. Als Familienname in Görlitz schon früh: Cruecziger bireyge 1389; Cruecziger sartor 1389; Joh. Georg Creutziger, beckknecht 1588 ebd.