Schlesisches Namenbuch/043

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Schlesisches Namenbuch
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  • Abkürzungen gemäß S. 13 (Benutzte Adreßbücher) werden aufgelöst und die Häufigkeitsangabe wird in eckigen Klammern wiedergegeben, also Lg33 = Liegnitz [33]
  • Außer Orts- und Familiennamen bleiben alle übrigen Abkürzungen unaufgelöst und werden, wenn nötig, gemäß ER zur Verhinderung des Zeilenumbruchs mit geschütztem Leerzeichen (&#160;) erfasst (also z. B. statt z.B.).
  • Vor 'Belege' wurde immer ein Halbgeviertstrich '–' (ALT+0150) gesetzt. (Entfiel im Original, wenn 'Belege' am Satzanfang stand.)

Iwan(d) (Görlitz Liegnitz Beuthen [5]).

Das Vorkommen in OS. und der Russe Yban 1395 (Rcht 19) lassen zwar an die russ. Form Iwan für Johann denken, doch deuten die alten Belege zusammen mit dem ebenfalls bezeugten Gawein auf Ursprung aus der höfischen Artusritterepik (Hartmann v. Aue: Iwein!) Die Form (-an) ist die Wolframsche (vgl. Kegel S. 44 ff.!) Vor allem das vornehme Brüderpaar: Ivanus et Waliwanus fratres de Provin 1296, Cod. 10, S. 50 (Walwan = Gawein, vgl. Kegel S. 114 ff.). Als FN. ca. 1372 in Liegnitz: Nicclos Ywan (GB I 1a); Dominus (!) Iwan 1301 Breslau (Cod. 3, 5). Ferner Ritter Gawinus (de) Abscacz 1332 (UB. Liegnitz) Nr. 97); Hannos Gawen, hewbtman von Liegnitz 1396/1409 (Stadtbuch I). Vgl. auch Jungandreas: Festschr. f. Th. Siebs 1933. Gawinus Eustachii, Kastellan in Liegnitz 1351 (UB. Liegnitz Nr. 180).


Kintscher (Glatz [9] Sgl[GWR 1] [7] Neisse Görlitz [6]), Küntscher (Görlitz).

Die Formen Künischer 1756 in Glatz(!) und Könuscher nebst Konusch in Alt-Breslau (Rcht. 33, 59) führen zurück auf den beliebtesten weibl. TN. deutscher Abkunft: Kunigunde, den N. von Heiligen und Fürstinnen, dessen KF. Künne ebenfalls als FN. fortlebt (Görlitz [5]), entrundet Kinne (Neisse oft, Beuthen [4]). In Liegnitz z.B. sind von 1350–1399 27 Kunigunde nachweisbar gegenüber 14 Hedwig, 9 Gertrud und 5 Adelheid. Zur Form vgl. Alscher, Hielscher usw. – Belege: Kunegunde von dem Tincze 1347 Breslau = Cunne von dem Tincze 1348 (Rcht. 33); Cunne von bancz 1352 Breslau = Kynne (y = ü) von bancz 1369 (Rcht. 33); Petir schryber, Frau: Cunne bzw. Könusch 1384 Liegnitz (Bw, Diss. 114). Peter mit der Kunne neben Peter mit der Kethe 1393 Görlitz; Heynke Waynknecht, Frau: Konusch 1371 Breslau (Rcht 33). FN. Konuscher in Alt-Breslau (Rcht 59).


Konrad (Liegnitz [19] Görlitz [6] Hg [3]), Conrad (Görlitz [30] Liegnitz [33] Sagan [15] Schweidnitz, Hirschberg [19]).

Der altdeutsche Taufname Kuonrat (kühn im Rate), im ganzen Mittelalter beliebt. „Der früheste Träger (dieses Fürstennamens), der uns geläufig ist, war der fränkische König Konrad I; von ihm übernehmen ihn zunächst der stammverwandte Salier (Konrad II.) und dann die Staufer (Konrad III. und IV. und Konradin), die ihm Fortleben und weiteste Verbreitung über Fürsten und Volk sicherten“. (Edw. Schröder, Dt. Namenkunde, 1938, S. 76).
In Schlesien gab es vier Herzöge dieses Namens, die man unterschied als: Konrad der Wysse, der Swarcze, der Rote, der Kale. Vgl. auch unter: Kuhnert, Kühn, Kunze, Kunick, Kühnel.


Kühn (Görlitz [96] Liegnitz [46] Hirschberg [23] Oppeln [6] Beuthen [10] Neustadt [0!]).

KF. zum altdt. TN. Konrad (Kunrad), im 14. Jh. beliebt, im 15. Jh. schon außer Gebrauch. Das Adjektiv „kühn“ kommt nur ausnahmsweise in Betracht, vgl. das unter Feige Gesagte. – Belege für Cune (Cüne) und Cuneman (heute Kühnemann) = Cunrad siehe bei Rcht. S. 14/15 und bei Bw, Diss. S. 106 und 108. Seit dem 15. Jh. nur noch als FN.: Peter Kune von Jenkensdorff 1417/18 Görlitz; Hannus K. v. J. 1421/22 Görlitz; Martin K. v. J. 1421/22 Görlitz; Veczencz Küne 1431/32 Görlitz; Herman Küne 1397 Liegnitz. Als TN. ferner: Küne Gleczer 1356 Sagan (Cod. 4, 298), Küne Wychow ebd.


Kühnel (Görlitz [19] Liegnitz [11] Öls [8] Ratibor Neisse Beuthen [7]), -t, Kiehnelt. KF. mit l-Suffix von Konrad, vgl. Kühn! – Beleg: Cünel Czegenwürgel = Cuncze Cz. 1363 Glatz.


Ku(h)nert (Liegnitz [27] Görlitz [21] Sagan [18] Grünberg [7] Hirschberg [10] Öls [14] Brieg [12] Beuthen [20] Oppeln [12] Ratibor [13] Neisse oft, Neustadt [14]), selten Kunath, Kunoth, Kurnoth, daraus zsgz. häufiger Kuhnt (Görlitz [33] Liegnitz [11] Hirschberg [15]), Kunth (G[GWR 2] [3]), mit Dentalverlust Kuhn (Görlitz [8] Liegnitz Ratibor [7] Hirschberg [4]).

Entstellt aus Cunad, der wendischen Form des altdt. TN. Konrad (Kunrad), vgl. FN. Berndt « Bernad = Bernhard. Vgl. daneben die schles. ON. Kuhnau, Kuhna,



Anmerkungen der GenWiki-Redaktion (GWR)

  1. Abkürzung »Sgl« nicht unter den benutzten Adressbüchern aufgeführt.
  2. Abkürzung »G« nicht unter den benutzten Adressbüchern aufgeführt.