Niedermarsberg

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NiedermarsbergOrtsteil von Marsberg (Hochsauerlandkreis): historisch – familienkundliche Entwicklung im lokalen und regionalen Zusammenhang, Land und Leute, Siedlung, Sprache, Kirche, Bibliografie, Archive, Quellen, Hinweise...

Hierarchie: Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Westfalenprovp-wap.jpg - Portal:Westfalen-Lippe > Regierungsbezirk Arnsberg > Hochsauerlandkreis > Marsberg (Hochsauerlandkreis) > Niedermarsberg

Früherwähnung

Alter Name Horhausen

  • „Horohuson" 900; „Horohusun" 962; „Horohusen" 963-1037; „Horihusen" 1002; „Horehuson" 1081-1106; „oppidum Horhusen" 1104; „Harehusen" 1185; „Horehusen" 1220; „Horhusen" 1250.

Umbenennung Niedermarsberg

Seit 13. Jh. auch Altenstadt; später Unterstadt, bis 17. (18.) Jhdt.; Marsberg seit 14. Jhdt.; Stadtberge seit Anfang 17. Jh.; Niedermarsberg seit 19. Jhdt., 1872 amtlich eingeführt.

Stadt Horhausen

  • 900 bewilligte König Ludwig III. dem Kloster Corvey das Markt-, Münz- u. Zollrecht in Horhausen.
  • 962 verleiht Otto I. Horhausen in einer unechten Urkunde von das Dortmunder Recht.

Grundbesitz

  • 1147-58 beurkundet der Corveyer Abt Wicbold. daß sein Ministerial Konrad von Natzungen 2 Mühlen zu Horhausen zugunsten des Corveyer Konvents aufgelassen hat.

Kirche

Landschaftslage

Niedermarsberg an der Grenze der Waldecker Hochflächen gegen das Ostsauerländische Oberland und die Paderborner Hochfläche liegt in etwa 250 m Höhe an der Mündung des Glindebachs in die Diemel zu Füßen der alten Sachsenfeste Eresburg (des heutigen Städtchens Obermarsberg, das sich auf 150 m hoch aufragendem Tafelberg im spitzen Zusammenflußwinkel von Diemel und Glindebach erhebt).

Geografische Position

1895: Geogr. Position bei (N 51° 27' | O 8° 51')

Ortschaftsursprung

Niedermarsberg (Horhusen) entstand als Handelsplatz im Schutze der befestigten Eresburg, an der vorbeifließenden Diemel. Ludwig das Kind gab dem Kloster Corvey das Markt-, Münz- und Zollrecht in der villa Horhusen (900).

Stadtgründung

In einer unechten Urkunde wird den Einwohnern der villa Horhusen durch König Otto I. das Dortmunder Stadtrecht verliehen (962). Wahre Verleihung des Stadtrechtes unbekannt. Oppidum 1104. Seit 1856 als Titularstadt nach der Landgemeindeordnung verwaltet.

Stadt als Siedlung

Bauliche Entwicklung

Gewachsene Siedlung mit langgestrecktem Grundriß und leiterförmigem Straßennetz. Nahe Stadtmitte Marktplatz als rechteckiger freier Baublock. Ringmauer (um 1300) mit 4 Toren: Diemeltor (1807 abgebrochen) im Norden das Öster- und Mühlentor (beide 1808 abgebrochen) und Oberstädter Tor.

Gebäude

Burg Horhausen, Sitz der Herren von Horhausen bis Anfang 16. Jhdt., Adelssitz bis 1759, dann Pastorat, Anfang 19. Jhdt. verkauft, 1954 nur noch Mauerreste der ursprünglichen Anlage vorhanden. Magnuskirche 11. Jhdt. (1043?), 1852 abgebrochen, an ihrer Stelle neue kath. Magnuspfarrkirche 1856, Propsteikirche seit 1873. Dionysius-Pfarrkirche 12. Jhdt. ( ?) (1229 genannt), verfiel seit 1507, 1693 Ruine. Nikolaikapelle auf dem Bühle 12. Jhdt. (1231 erwähnt), durch Abt Hermann von Corvey dem Peterstift in Obermarsberg inkorporiert 1484, verfiel seit Ende 15. Jhdt. Kath. Josephskapelle 1710 am jenseitigen linken Diemelufer. Im Mittelalter. außerdem Gertrudiskapelle. Antoniuskapelle vor dem Östertor am Eingang zu einem Kupferstollen. Siechenhaus 1348. Augustinerinnenkloster 1442 von Böddeken aus gegründet, Dauer des Bestehens unbekannt. Kapuzinerldoster um 1750 aufgehoben und zur Irrenanstalt umgewandelt 1812; Kapuzinerkirche 1753-55, bis auf das Chor abgebrochen 1817, Chor abgebrochen 1869. Ev. Kirche 1864 erbaut, Pfarrkirche seit 1878. Anstaltskirche 1872. Steinerne Diemelbrücke 1845, ersetzt durch Neubau 1954. Schulhausneubau 1822.

Brände

Stadtbrände 1632 (40 Häuser durch die Hessen verbrannt), 1715, 1800, besonders 1849. Überschwemmung 1796.

Bevölkerung

Ältere Einwohner

1227 zog ein großer Teil der Einwohner Horhausens auf den Berg (Obermarsberg), 1646 nach Zerstörung der Oberstadt zogen wieder viele Bürger nach Niedermarsberg hinab. 1628: 195 Bürger, 1693: 170 Häuser (Obermarsberg nur 120 Häuser).

Bevölkerungsverzeichnisse

Kirchenbücher

  • Kirchenbücher: kath. seit 1709
  • Niedermarsberg, St. Magnus, kath., Matrikel 1730 - 1987, Digitalisate online bei Matricula
  • Kirchenbücher: ev. seit 1862.


  • Adreßbücher ab 1929/30.

Abschriften der Mormonen

Staats- und Personenstandsarchiv Detmold

  • 1862-1874 (ev., siehe auch Brilon) Geburten, Heiraten, Tote
  • 1862-1874 (ev., Gerichsbezirk Brilon) Geburten, Heiraten, Tote
  • 1807-1874 (rk.) Geburten, Heiraten, Tote
  • 1860-1862 (Provinzial-Irrenanstalt) Tote
  • 1822-1847 (Juden, Bürgermeisterei) Geburten, Heiraten, Tote

Jüngere Einwohnerzahlen

1818: 1.255 Einwohner (E.), 1843: 2.166 E., 1858: 1.255 E., 1861: 2.650 E., 1871: 2.907 E., 1885: 3.337 E., 1895: 3.861 E., 1905: 4.398 E., 1925: 4.797 E., 1933: 5.455 E., 1939: 5.794 E., 1946: 8.033 E., 1950: 8.470 Enwohner. Seit 1850 beginnt Abwanderung in die Industriegroßstädte.

Sprache

Die niederdeutsche Mundart als Umgangssprache in Niedermarsberg ist 1954 noch ungebrochen in Gebrauch; sie ist im Südstreifen Attendorn-Arolsen des Westfälischen einzuordnen. Kennzeichen: mägget `(sie) mähen', mei `mir', mik 'mich', buggen 'bauen'.

Wirtschaft

Handel u. Gewerbe

Stand 1954: Schon um 1150 Bergbau auf Kupfer, Zinn und Blei (Priv. König Konrads III. für Corvey). Im Mittelalter Herstellung von Ringpanzern. Bis ins 18. Jhdt. noch 6 Hütten und im Anschluß an den Kupferbergbau auch Glockenguß sowie bis 1817 Eisenhämmer; dann bis 1834 Rückgang. Stadtberger Hütte 1872, stillgelegt 1930-34, Wiederaufnahme der Kupferförderung 1934-45, danach endgültige Stillegung. - Seit 1227 erlahmten Handel und Gewerbe und gingen auf Obermarsberg über, um erst nach 1646 sehr langsam wieder aufzublühen. Seit Anfang des 19. Jhdts. stetig zunehmende Bedeutung Niedermarsbergs gegenüber Obermarsberg, besonders durch Bahnanschluß (1872). Um 1845: 1 Papierfabrik vorhanden. 1954: Textilindustrie (Strick- und Wirkwaren), Glasfabriken 1904, Steinbruch-, Beton- und Steinwarenindustrie (Schiefertafelwerk 1919) mit Ausfuhr nach Indien, Herstellung von Elektrogeräten (1934), Maschinen und Ankerwickelei (1939), Holzindustrie (Sägewerke und Holzbearbeitung seit 1945), Armaturenfabrik 1950.

Verkehr

Stand 1954: Niedermarsberg liegt am Kreuzungspunkt der frühmittelalterlichen Handelswege vom Niederrhein über Hagen-Kassel nach Mitteldeutschlandund von Frankfurt über Korbach -Paderborn nach Nordwestdeutschland, 1954 entsprechend Bundesstraße Köln - Hagen - Niedermarsberg -Kassel bzw. Bahnhauptstrecke Hagen-Marsberg in iedermarsberg.-Kassel. Straßen nach Arolsen-Korbach bzw. Wolfhagen und nach Fürstenberg-Paderborn bzw. Büren.

Umgebungsbedeutung

Stand 1954: Niedermarsberg ist Mittelpunkt für das obere Diemeltal, das untere Hoppecketal und die Siedlungen beiderseits des letzteren, beengt wird sein Einfluß durch Brilon und Warburg.

Verwaltung

Rat

Ursprünglich proconsul und consules. Seit der Auswanderung der meisten Bürger nach Obermarsberg (1227) war „Horhausen“ völlig der Verwaltung der Oberstadt unterstellt. 2 Vorsteher (Dekane) und einige Pottmeister wurden zu den Ratssitzungen Obermarsbergs hinzugezogen; sie unterstanden dessen Bürgermeister und wurden vom Rat der Oberstadt ernannt. Bürgermeister, Rat und Gemeinheit beider Städte (1442). Vergeblicher Versuch, die Verwaltung zu trennen 1650. Erst 1808 hörte mit Einführung der hessischen Schultheißenordnung die Unterstellung Niedermarsbergs unter Obermarsberg auf.

Landesherrschaft

Landesherren

Seit Gründung des Ortes Horhausen im Besitz der Abtei Corvey, 1230 erlangte der Erzbischof von Köln den Mitbesitz, 1507 durch Kauf den Alleinbesitz der Stadt, die dem Herzogtum Westfalen angegliedert wurde. Historischer Verwaltungsbezirk Amt Niedermarsberg (historisch) .

Kriegerische Ereignisse

1325-26 Teilnahme am Bündnis westfälischer Städte. Im 14. Jhdt. Fehden (im Gefolge der Oberstadt) mit den Herren von Padberg. 1632 wurde Niedermarsberg durch die Hessen verbrannt, während die Oberstadt der Belagerung (mit Hilfe der Bürger Niedermarsbergs) standhielt. 1646 hatte bei Einnahme Obermarsbergs durch die Schweden auch Niedermarsberg zu leiden. Im 7jährigen Krieg verschiedene französische Truppendurchzüge.

Reichstage

Das Justizamt wurde 1827 von Obermarsberg nach Niedermarsberg verlegt, daraus Land- und Stadtgericht, 1849 Gerichtskommission, 1879 Amtsgericht.

Zeitzeichen 1895

  • Niedermarsberg, Stadt / Stadtgemeinde in Deutschland, Königreich Preußen, Provinz Westfalen, Regierungsbezirk Arnsberg, Kreis Brilon, Amt Niedermarsberg,
    • Zuständigkeit/Einrichtungen: Standesamt Niedermarsberg, Amtsgericht Marsberg, ev. Kspl. Niedermarsberg, kath. Kspl. Niedermarsberg, Postbezirk, Telegrafenamt, Eisenbahnstation Linie Kassel <> Schwerte (Bahnhof Marsberg). Krankenhaus, Idiotenanstalt (6 Gebäude), Irrenanstalt (8 Gebäude)
    • Gesamtfläche: 1.659,4 ha, (1895) 8 Wohnplätze, 367 Gebäude
    • Einwohner: 3.861 (342 Ev., 3.357 Kath., 162 Juden)
    • Gewerbe: Fabrikation (Papier), 2 Mühlen (1 mit Dampfbetrieb), 1 Güterschuppen, Bergbau (Kupfer), Hüttenwerk (Kupfer).

Kriegswesen

Wehrhoheit

Während der Dauer der Vorherrschaft Obermarsbergs mußten die Bürger Niedermarsbergs im Kriegsfall hinauf in die Oberstadt zu deren Unterstützung.

Siegel, Wappen, Fahne

Wappen-Niedermarsberg1936.jpg Beschreibung:

Wappen 1936: Seit 1936 im goldenen Felde zwei doppelreihig silbernblau geschachte Schrägbalken. Das Löwenwappen durch das Wappen der Familie von Horhusen ersetzt, die seit dem 11. Jhdt. mit der Geschichte der Stadt verbunden ist.

Fahne 1954: Weiß-Blau mit dem aufgelegten Schilde des Stadtwappens unter der Aufschrift „Stadt Niedermarsberg"

Wappen-Niedermarsberg1911.jpg Beschreibung:

Alt-Wappen 1911: Seit 1911 führte N. ein Wappen, das in silbernem Schilde einen roten goldgekrönten Löwen zeigte. Das Wappentier ging wahrscheinlich auf den hessischen Löwen zurück, eine örtliche Beziehung zur Stadt bestand nicht.

Finanzwesen

Münzwesen

  • Münzregal König Ludwigs des Kindes für das Kloster Corvey in Horhausen (900).
  • Notgeld ; ausschließlich Papier. 1920 und 1921: je 50, 75 Pfg., 1 M. -1923: 10 Werte von 2 Mill. bis 1 Bill.

Stadtgebiet

Kirchenwesen

Bistümer seit Mittelalter

Missionierung durch Sturmi. 773 errichtete Karl der Große hier die erste Kapelle. Niedermarsberg gehörte immer zum Erzbistum Paderborn, außer 2 Jahren bei der Auswanderung nach Obermarsberg. Außerdem gehörte die 1176 durch Abt Konrad von Corvey der Stiftskirche zu Eresburg (Obermarsberg) inkorporierte St.-Magnus-Kirche auch nach 1230 zu Corvey. Die Pfarrkirche St. Dionysii galt als Hauptkirche des Paderborner Archidiakonats Horhausen. 1821/23 Erzbistum Paderborn, seit 1923 Dekanat Marsberg.

Reformation

Reformatin in Niedermarsberg um 1550, jedoch Anfang 17. Jhdts. Rückkehr zum Katholizismus; seit 1630 nur noch wenige ev. Familien in Niedermarsberg. Ev. Gern. seit 1844, Pfarrkirche seit 1878, Kirchenkreis Soest.

Bekenntnisse

1818: 32 Ev., 1839: 153 Ev., 1871: 277 Ev., 1895: 342 E., 1946: 75% Kath., 1907 Ev.

Juden

1672: 5 Familien, im Verlauf des 18. Jhdts. 11-19 Familien. Bis Anfang 19. Jhdt. wohnten die Juden gesondert am Jittenberge. 1817: 81, 1895: 162 Juden; eigene Schule (vor 1820).

Wohlfahrtspflege

Stand 1954: Siechenhaus 1348. Irrenanstalt gegr. 1813, 1954 Provinzial-, Heil- und Pflegeanstalt, Idiotenanstalt für Kinder seit 1881. Krankenhaus Marienhospital gegr. 1860, erweitert 1887/88, 1906 und 1927. Kanalisation begonnen 1856, Wasserwerk 1885.

Bildungswesen

Schulen

Stand 1954: Volksschule erst seit Anfang 17. Jh., vorher mußten die Kinder zum Unterricht in die Oberstadt. Ev. Privatschule um 1850. 1864: 3 Elementarschulen. Rektoratschule seit 1865, Umwandlung in Zubringerschule zu Oberschule und Gymnasium in Brilon bis Obertertia 1940, bis zur mittleren Reife seit 1945. Private Töchterschule 1879. Nähschule 1861. Gewerbliche Fortbildungsschule schon 1861 genannt.

Archiv

Artikel-Quellen

  • Deutsches Städtebuch, Handbuch städtischer Geschichte, Bd. III. Nordwest-Deutschland, II. Westfalen (1954) W. Kohlhammer Verlag Stuttgart
  • Adreßbücher, Stadtarchiv

Bibliografie

  • Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, Kreis Brilon (1952).
  • Birkenhauer, Jos.: Die Mundarten im 0sten des Hzt. Westfalen (Diss. Münster 1921, Hdschr.).
  • Caspari, Geschichte der Stadt Niedermarsberg (1884).
  • Fischer, Die Eresburg (1889).
  • Hagemann, L.: Aus Marsbergs alten und neuen Tagen (1914).
  • Hagemann, L.: Aus Marsbergs Gesch. (1939).
  • Westfälische Zeitschrift u.a. Bd. 27; Bd. 42, II., Bd. 59, II.
  • Siebers, M.: Marsberg zur Zeit des 30jährigen Krieges (Diss. 1911).
  • Stute, F.: Die Landschaften am NO-Rand des Sauerlandes, in: Beitr. zur Westfälischen Landeskunde Heft 1 (1935).

Bibliografie-Suche

Genealogische Bibliografie

Weblinks

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