Köln/Adressbuch 1895/Geschichte 3

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Köln/Adressbuch 1895
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August waren sehr heiß, dann trat Kühle mit Nebel ein. Am Montag den 27. entlud sich Morgens gegen 8 Uhr bei dem dichtesten Nebel plötzlich ein furchtbares Gewitter mit fast ununterbrochenem Blitz und Donner und wolkenbruchartigem Regen über unserer Stadt und hielt eine volle Stunde an. Die Luft war derart verfinstert, daß überall Licht angezündet werden mußte. Mit Ausnahme der Regentage vom 7. bis 9. war der September schön und heiß bis zum 21., von wo ab das Wetter meist kühl und feucht war. - Der häufige Regen im Juli und August erregte große Besorgnisse für die Feldfrüchte, welche bis dahin zu den besten Hoffnungen berechtigten. Das erzbischöfliche General-Vikariat ordnete daher im August tägliche Gebete in den Katholischen Kirchen an zur Erflehung gedeihlicher Witterung.

Kirchenbauten.

In der Kirche St. Andreas wurden nach Wiederherstellung des südlichen Kreuzschiffes im Laufe des Sommers die Restaurationsarbeiten am nördlichen Kreuzschiff in Angriff genommen. - Im August begann die innere Ausschmückung der Kirche St. Aposteln und zwar zunächst im Chor. - Die innere Ausschmückung der Kirche St. Maria Himmelfahrt (Jesuiten) war im Februar vollendet. Im Sommer fand die Erneuerung der Dächer und sodann die Instandsetzung der äußeren Mauerflächen an der Süd- und Ostseite statt. - Zum Zwecke einer angemessenen inneren Ausstattung wurde im Juli in der Cäcilienkirche mit der Herstellung des Mauerwerks begonnen. - Am Pfingstsamstage wurde auf dem Brüsselerplatz der Grundsein zu einer sogenannten Nothkirche, St Michaelskapelle, gelegt, die bereite am 10. (?) September eingeweiht werden konnte. Die Kirche, in den Umfassungen in Ziegelmauerwerk errichtet und mit einer gewölbten Holzdecke versehen, dient vorläufig als Rektorat für verschiedene, von den angrenzenden Pfarreien St. Georgen, St. Aposteln und st. Mauritius abgezweigte Straßen. - Die Niederlassung der Franziskaner, welche seit einigen Jahren das Privathaus an Lyskirchen Nr. 14 benutzte, wurde am 30. Juni in das an der Ulrichgasse neu erbaute Klostergebäude verlegt. An demselben Tage fand die Einweihung der dort errichteten neuen Klosterkirche statt.

Sonstige Bauten.

Zu Pfingsten war im Rathhause der nördlich des Hansasaales gelegene Raum zu einem prächtigen Saale mit reicher Ausstattung umgeschaffen und mit dem im Rathhausthurme befindlichen Senatssaale durch eine bequeme in Verbindung gebracht. - Die Ostfront des Gürzenich wurde im Sommer durch Erneuerung der Schirmdächer über den beiden Figuren Marsilius und Agrippa und durch Anbringung von Schriftbändern geschmückt. An derselben Front der Gürzenich-Restauration kamen im September fünf Figuren zur Aufstellung, ältere Vertreter der schönen Künste darstellend, nämlich den Dichter van den Vondel, den Maler Meister Wilhelm, den Architekt Nikolaus Bueren, den Musiker Franco und den Bildhauer (?). Kuyn. Zwei neue Volksschulen wurden in Angriff genommen, die eine an der Zwirnerstraße, die andere an der Richard Wagnerstraße. - Die Restauration der Severinsthorburg machte erfreuliche Fortschritte. - Im September fand auf dem Waidmarkte die Aufrichtung des von dem Verschönerungsverein gestifteten, von dem hiesigen Bildhauer W. Albermann ausgeführten Hermann Joseph-Brunnens statt. - Das neue Bahnhofsgebäude an der F(?)rankgasse war bis zum Mai betriebsfähig fertiggestellt, auch der Vorplatz mit Fahrwegen und Pflanzenanlagen versehen. Die Erwartung, daß die Eröffnung eines so bedeutenden Bauwerks durch eine entsprechende Feier erfolgen werde, wurde enttäuscht. Nachdem die Inbetriebnahme wiederholt verschoben worden, traf Freitag den 25. Mai der Minister der öffentlichen Arbeiten hier ein und nahm am folgenden Tage unter Begleitung der Mitglieder der Eisenbahn-Direktion eine Besichtigung der Anlagen vor, worauf in der Nacht vom Samstag zum Sonntag die Verlegung der Fahrkartenausgabe und der Gepäckbeförderung von der Maximilianstraße in den Neubau sich ohne Störung vollzog. Damit war der neue Kölner Bahnhof eröffnet! Auf Anordnung des Ministers verblieb für den nordöstlichen Stadttheil ein Durchgang von der Maximilianstraße bis zum Bahnhofsvorplatze. - Im September wurde die Hohestraße seitens des städtischen Elektrizitätswerkes durch Bogenlampen beleuchtet.

Sozialpolitisches.

Um den arbeitenden Klassen die Nachfrage nach Beschäftigung zu erleichtern, wurde auch hier die Einrichtung eines Arbeitsnachweises beschlossen, zu dessen Unterhaltung die Stadt einen Beitrag leistete.

Verkehrseinrichtungen.

Am 15. März stellte die Kölner Omnibus-Gesellschaft wegen ungenügender Rentabilität ihre Fahrten zwischen Ehrenfeld und Köln ein und veräußerte sodann ihr Inventar. - Die Köln-Frechener Dampfbahn erweiterte am 17. März den Betrieb bis zum Endpunkte innerhalb der Stadt auf der Schaafenstraße. - Mit dem 1. April wurde der Bahnhof an St. Pantaleon, welcher bis dahin noch zur Beladung und Beförderung feuergefährlicher Gegenstände benutzt wurde und als Kohlen- und Holzlager diente, gänzlich außer Betrieb gesetzt. Vom genannten tage ab wurde der Güterverkehr nach der bis dahin vollendeten Güterstation des Südbahnhofes verlegt. - Seitens der Kölnischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft wurde am 10. Mai ein neuer Personendampfer "Undine" in Dienst gestellt. - Sonntag den 10. Juni wurde zuerst die Pferdebahnstrecke durch die Bechergasse und deren Verlängerung bis Bischofsgartenstraße resp. Domhof in Benutzung genommen. Dadurch ermöglichte sich der Betrieb zwischen Altermarkt - Domhof und Unter Taschenmacher in je einer Richtung und zugleich die wesentliche Entlastung der letztgenannten Straße.

Steuern.

Bei der Berathung des Haushalts-Etats für 1894/95 wurde in den Sitzungen der Stadtverordneten-Versammlung am 8., 9. und 12. März eingehend über die Deckung das Fehlbetrags von rund 300 000 M. durch Steuern verhandelt und von der Verwaltung zur