Köln/Adressbuch 1895/Geschichte 4

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Köln/Adressbuch 1895
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Erhebung außer den bisherigen Steuern vorgeschlagen 1. für Alt-Köln und alle Vororte 100% Zuschlag nach dem fingierten Satz von 4 M. von den Einkommen von mehr als 600 M. bis einschließlich 900 M., 2. für Alt-Köln und alle Vororte eine Biersteuer und zwar a) zur staatlichen Brausteuer 50% Zuschlag, b) von eingeführtem, auswärts gebrautem Bier ein Zuschlag von 65 Pfennigen pro Hektoliter, 3. Erhöhung des Preises des Leuchtgases um 1 Pfg. pro Cubikmeter, also von 15 auf 16 Pfennige. Der Vorschlag zu 3 wurde mit großer Mehrheit und der Vorschlag zu 2 mit 22 gegen 21 Stimmen angenommen, dagegen unter Ablehnung des Vorschlags zu 1 beschlossen, von der Gewerbesteuer 40% Zuschlag statt bisher 25% zu erheben. Mit dem 1. September trat das v on der Gemeindeverwaltung erlassene Regulativ vom 12. März bezw. 12. Juli über die Erhebung der Biersteuer nach den obengenannten Sätzen in Kraft. - Nach dem Kommunalabgabengesetz vom 14. Juli 1893 kommen bezüglich der Gemeindesteuern anderweite Bestimmungen vom 1. April 1895 in Geltung. Von der Städtischen Verwaltung waren vorgeschlagen: eine Umsatzsteuer, das heißt 1% des Werthes bei der Uebertragung eines bebauten oder unbebauten Grundstücks auf einen Anderen durch Kauf, Tausch, Schenkung oder ein sonstiges Rechtsgeschäft, ferner eine Luxussteuer für das Halten jedes männlichen Dienstboten, jedes dritten und folgenden weiblichen Dienstboten, jeder Gouvernante, Kindergärtnerin, Gesellschafterin, Wirthschafterin u. dergl. 20 M., jedes Pferdes 40 M., jeder Equipage 40 M., jedes Fahrrades 10 M. und jedes Klaviers 10 M. endlich Erhöhung der Hundesteuer auf 16 M. Die eingehende Berathung dieser Vorschläge in den Sitzungen der Stadtverordneten-Versammlung am 3. und 4. Juli endete mit der Vertagung der Angelegenheit bis in den Oktober.

Personalien.

Am 21. März wurde Senator Klußmann ais Osnabrück als 11. Beigeordneter in sein Amt eingeführt. - Mit dem 1. April ging die Handhabung der Bau- und Gesundheitspolizei von dem Königl. Polizei-Präsidium auf dei Stadt über. Unter der Bezeichnung "städtische Polizei-Verwaltung" wurde eine Abtheilung eingerichtet, an deren Spitze der Beigeordnete Klußmann trat, während als technischer Berater Baurath Rückert fungierte. Der Exekutivdienst wurde einem städtischen Polizei-Kommissar übertragen, unterstützt von der erforderlichen Anzahl von Stadtsergeanten. - Der hiesige Regierungs-Präsident Chlodwig von Sydow schied am 30. Juni aus dem Amte, welches er seit 1884 verwaltet hatte. Zu Ehren des Scheidenden fand am 20. Juni im Gürzenichsaale ein Festessen statt, an welchem sich gegen 400 Personen aus dem Regierungsbezirk betheiligten. Der Nachfolger Freiherr von Richthofen trat das Amt anfangs Juli an.

Kirchliches.

Während seit einer langen Reihe von Jahren die Feier der ersten Kindercommunion in den katholischen Pfarrkirchen am Christi Himmelfahrtstage stattgefunden, wurde die Feier in diesem Jahre mach Anordnung der geistlichen Behörde auf den 3. Sonntag nach Ostern, den 15. April verlegt. Montag den 16. fand sie Spendung der Firmung an ca. 2000 Firmlingen statt, und zwar in St. Severin durch den Kardinal-Erzbischof Dr. Krementz, in St. Maria im Capitol durch Weihbischof Dr. Fischer und in St. Maria Himmelfahrt durch Weihbischof Dr. Schmitz. -

Vereinswesen.

Pfingstsamstag den 12. Mai trat der Kölner Männergesangsverein in der Stärke von ca. 100 Mitgliedern eine Konzertreise nach Süddeutschland und der Schweiz mittelst Extrazuges an. Als Solisten betheiligten sich an der Fahrt die Altistin des Hiesigen Stadttheaters Charlotte Huhn und Konzertmeister Baré vom hiesigen Conservatorium. Es wurden zu örtlichen gemeinnützigen Zwecken Konzerte veranstaltet in Mainz, Neustadt a. d. Hardt, Zürich, Karlsruhe und Stuttgart. Überall fand der Verein herzliche Aufnahme und lebhaften Beifall. Die Sänger kehrten Sonntag den 20. Mai hierher zurück, zwar ermüdet von den Anstrengungen, aber sehr befriedigt von dem künstlerischen Erfolg, wobei das Gefühl vorherrschte, daß die Zeit zu kurz und der Reden - es sollen deren etwa 150 gewechselt worden sein – zu viele gewesen. - An den Pfingsttagen vom 14. bis 17. Mai hielt der Hansische Geschichtsverein seine 23. Jahres-Versammlung gleichzeitig mit der 19. Jahresversammlung des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung ab. Am 14. Abends fand in Börsensaale des Gürzenich gesellige Zusammenkunft der Gäste statt, die am folgenden Morgen im Hansasaale Namens der Stadt durch den Oberbürgermeister begrüßt wurden. Die Sitzungen und Vorträge wurden theils in dem genannten Saale, theils im Gürzenich gehalten. Die Gäste vereinigten sich in letzterem am 15. zu einem Festmahle und wohnten am 16. Nachmittags der Grundsteinlegung zu dem neuen städtischen Archiv- und Bibliotheksgebäude am Gereonskloster bei. Aus Anlass dieser Feier hatten der Stadtarchivar Dr. Hansen, der Stadtbibliothekar Dr. Keysser und der Stadtbaurath Heimann eine Festschrift "Das Archiv und die Bibliothek der Stadt Köln" verfaßt. Eine Rheinfahrt am 17. Mai schloß die Versammlungen. - In den Tagen vom 10. bis 12. Juni hielt der Internationale Verein der Gasthofbesitzer seine Generalversammlung ab, wobei zugleich die Feier des 25 jährigen Bestehens des Vereins begangen wurde. Die Berathungen fanden im Gürzenich statt, wo die zahlreich erschienenen Gäste sich auch am 11. zu einem Festmahle vereinigten. Der 12. Juni war einer Rheinfahrt gewidmet. - Der Kölner Ruderverein 1877 veranstaltete am 17. und 18. Juni eine internationale Ruder-Regatta. Der Festplatz war auf die rechte Rheinseite an den Übungsplatz der Pioniere verlegt. An den Wettfahrten betheiligten sich 12 Vereine, deren Leistungen bei den zahllosen Zuschauern auf beiden Ufern lebhaften Beifall fanden. - Der internationale permanente Straßenbahn-Verein hielt seine 8. General-Versammlung in den Tagen vom 21. bis 24. August ab. Außer den Berathungen