Hennig Hans

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
(Weitergeleitet von Hans Hennige)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Diese Seite gehört zum Portal Memelland und wird betreut vom OFB-Team Memelland.
Bitte beachten Sie auch unsere Datensammlung aller bisher erfassten Personen aus dem Memelland

Hierarchie

Regional > Litauen > Hennig Hans

Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Memel > Hennig Hans



Einleitung

Hennig Hans, Kreis Memel, Ostpreußen

Name

Andere Namen und Schreibweisen

Namensdeutung

Der Name kommt in den Türkensteuerlisten von 1540 noch nicht vor und bezieht sich auf einen deutschen Ortsgründer. Der Alternativname Dötzken ist ein Berufsname für einen Teer,- oder Pechbrenner oder ein hinweis auf einen Ort, der durch Brandrodung kultiviert wurde. Der litauische Name bezieht sich auf Kraniche.

  • nehrungs-kurisch "dedzinat/ degt" = brennen
  • "dedzeklis" = der Brenner
  • lettisch "dedzinat" = brennen
  • "dedzinatava" = die Brennerei
  • "dedzinatajs" = der Brandstifter
  • "dedziba" = der Eifer
  • "dedzigs" = feurig, eifrig
  • "dedzikla" = das Brenneisen
  • prußisch "degint" = brennen, Brandrodung


Allgemeine Information

  • Kleiner Hof, 10,5 km südöstlich von Memel, mit einer Schule 500 m südöstlich des Hofes[6]

Politische Einteilung

1785 Kgl. Bauerdorf, 1916 Landgemeinde[7]
1939 ist Hennig Hans ein Dorf in der Gemeinde Kerndorf.[8]


Kirchliche Zugehörigkeit

Evangelische Kirche

Hennig Hans gehörte 1785 zum Kirchspiel Memel, 1916 zum Kirchspiel Dawillen.[9]
Hennig Hans gehörte 1888[10] und 1912 zum Kirchspiel Dawillen, vor 1854 allerdings zum Kirchspiel Memel Land.

Katholische Kirche

Hennig Hans gehörte 1907 zum katholischen Kirchspiel Memel.

Friedhof

Die Bilder wurden freundlicherweise von Annelie Stöllger zur Verfügung gestellt. Stand Oktober 2015


Standesamt

Hennig Hans gehörte 1888[11] und 1907 zum Standesamt Dawillen.


Schule

Hennig Hans liegt dicht an der Kleinbahnstation Löbardten. Es ist seinerzeit ein Bauerndorf mit 6 großen Besitzungen gewesen. Rechtsanwalt Schulz, Memel, der Gut Löbardten 1862 erwarb, kaufte diese Gehöfte allmählich auf und rundete das Gut ab, so daß nur die Schule übrig blieb.

Die Lehrer: Die Chronik,die allerdings erst im Jahre 1877 angelegt wurde, nennt als ersten Lehrer Zinzius (Schullokal und Lehrerwohnung befinden sich in einem Flachsbrechhaus, auch Jause genannt). Es folgt L.Schmidt (Schulbau etwa 1770), Adermann (1. Schulbrand, Wiederaufbau), Frischmuth (2. Schulbrand 1809 verursacht durch Blitzschlag), Ruppel, Schulz (dritter Schulbrand 1830 etwa), Raschauski 1857-65, Wenskus, Szameit, Fenkohl 1875-1880, Grimm 1880-1895, Knauer 1895-1904, Paschke 1904-1933. Seit 1933 L. Megies.

2. Lehrer seit 1932: Paschke, Kestenus, Frl.Brandt, Frl. Szatkat, Frl. Galinaitis.

Das Gebäude: Das Schulgebäude ist wahrscheinlich in der Zeit 1830-40 erbaut und blickt also aufein Alter von 100 Jahren zurück. Davon zeugen auch die Balken der Zimmerdecke, die eine Stärke von 25x25 cm haben. Die Schule ist ein Holzhaus, dessen Außenverschalung mit Karbolineum gestrichen ist.

Die Chronik berichtet: 1897 Einsturz des „polnischen“ Schornsteins. Es war am 13. Februar nachmittags. Meine beiden ältesten Kinder, Lieschen und Bruno, wollten sich dadurch der Mutter behilflich zeigen, daß sie das in der sogenannten dunklen Küche (der Raum unter dem „polnischen“ Schornstein) aufgeschichtete Holz nach dem Kochherde in der Küche trugen. Gerade kommen dieselben mit beladenen Armen in der Küche an, wo sich die Mutter befindet und wollen nach Ablage des Holzes wieder umkehren, worauf die Mutter spricht: „Kinderchen, nun habe ich schon genug Holz!“ Da hört man ein gewaltiges Getöse in der Küche; nach Öffnung der Tür nach dem Raume sah man, daß ein großer Teil des Lehmschornsteins eingestürzt war. Unter sich leider das zum Räuchern aufgehängte Fleisch, den Speck und die Wurst begrabend. Ich bin aber nur froh, daß Gottes schützende Hand ein größeres Unglückverhütet hat. Wäre der Einsturz ein paar Minuten, ja Sekunden, früher eingetreten, hätten die Trümmer meine beiden Kinder begraben.

1914: Das Schuljahr 1914/15 stand unter dem Zeichen des Weltkrieges, der am 1.August 1914 ausbrach. Am 17.März 1915 kamen die Russen mit großer Übermacht über die Grenze, schlugen die deutschen Grenzposten zurück und rückten auf Memel zu. In Hennig Hans wurde bis 12 Uhr Schule gehalten. Dann erst erhielt der Lehrer durch einen Bauern Nachricht von dem Anzuge der Russen. Schnell raffte auch Frau Lehrer Paschke einige Habseligkeiten zusammen und floh; es gelang noch allen, sich in Sicherheit zu bringen. Die meisten Bewohner des Kreises waren nach Memel geflohen, um auf die Nehrung zu gelangen. Diejenigen, welche zurückgeblieben waren, hatten sehr unter der grausamen Behandlung durch die Russen zu leiden. Herr Pfarrer Radtke und Herr Präzentor Knauer wurden mit mehreren Familien nach Rußland verschleppt, und nur Herr Pfarrer Radtke hat bis jetzt ein Lebenszeichen von sich gegeben. Die hiesige Schule ist durch Gottes Schutz vor der Zerstörung bewahrt. In der ganzen Umgegend hatten die Feinde gesengt und gemordet, die Gemeinde Löbardten blieb jedoch verschont. Nach 3 Tagen wurden die Feinde dann durch deutsches Militär zurückgetrieben. (Bericht des Lehrers Megies)[12]

Bewohner

Inserat im Memeler Dampfboot vom 5.10.1857


Verschiedenes

Karten

Dötzken auf der Schroetterkarte (1796-1802) 1:50 000
© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Siehe links Dötzken auf der Schroetter Karte 1802, Maßstab 1: 160 000


Doetzken im Preußischen Urmesstischblatt 1860
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
Hennig-Hans im Messtischblatt 0393 Götzhöfen (1910-1940) mit den Gemeindegrenzen von 1938
© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie


Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>HANANSKO05PQ</gov>

Quellen

  1. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  2. Johannes Sembritzki, Geschichte des Kreises Memel, Memel, 1918
  3. Messtischblatt 0393 Götzhöfen (1910-1940) mit den Gemeindegrenzen von 1938 © Bundesamt für Kartographie und Geodäsie
  4. Amtsblatt des Memelgebietes vom 01.09.1923
  5. Amtsblatt des Memelgebietes vom 29.12.1923
  6. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  7. Johannes Sembritzki, Geschichte des Kreises Memel, Memel, 1918
  8. Amtsblatt Gumbinnen 1939: Neugliederung der Gemeinden und Gutsbezirke im ehemaligen Memelland ab 1. Mai 1939, S. 64ff,
    http://www.memelland-adm.de/Archiv/13 Verwaltungsbezirke/index.htm
  9. Johannes Sembritzki, Geschichte des Kreises Memel, Memel, 1918
  10. Gemeindelexikon für die Provinz Ostpreußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlichen statistischen Bureau. Berlin SW. 1888.
  11. Gemeindelexikon für die Provinz Ostpreußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlichen statistischen Bureau. Berlin SW. 1888.
  12. Der Grenzgarten, Beilage des Memeler Dampfbootes, 14.10.1936