Handbuch der praktischen Genealogie/393
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Handbuch der praktischen Genealogie | |
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Band 2 Tafel: I • II • III • IV • V • VI • VII • VIII • IX • X • XI | |
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äußere Ursachen ausbricht, was entschieden auf endogene Beschaffenheit deutet. Gerade diese prozentuarisch in den Beständen der Irrenanstalten außerordentlich häufige Krankheit erscheint also als Ausläufer am Stammbaum der Familie, als endogener Degenerationsprozeß, der auf der Beschaffenheit der Keimzellen beruht. Gerade diese Krankheit ist es, welche die Erforschung der Ascendenz und der Seitenlinien vom psychiatrischen Standpunkt erforderlich macht.
5. Die Lebensgeschichte in den zwei Jahrzehnten vom ca. 25. bis 45. Lebensjahr, d. h. einer Periode, die sich bei Männern besonders durch das Auftreten von paralytischen Krankheiten kennzeichnet, die in der Regel auf syphilitischer Infektion, also auf einer von außen kommenden Infektion beruhen. Ferner spielt in diesem Lebensalter bei den Männern der Alkoholismus, also ebenfalls eine wesentlich exogen bedingte Störung, eine bedeutende Rolle. Bei Frauen steht die Beziehung zum ehelichen Leben, zur Gravidität und zum Puerperium inbezug auf die nervösen und geistigen Störungen während dieser Zeit im Vordergrund.
6. Das Verhalten in den beiden Lebensjahrzehnten vom ca. 45. Jahr an. Bei Frauen kommt hier besonders das Klimakterium mit den dazu in Beziehung stehenden körperlichen und psychischen Veränderungen in Betracht, bei Männern die arteriellen Erkrankungen speziell des Gehirns, in denen sich eine Reihe von früher überstandenen Schädlichkeiten dokumentieren. Bei beiden Geschlechtern kommt mit zunehmendem Alter die Frage der senilen psychischen Veränderung in Betracht.
Psychiatrische Familienforschung. Während der genannten Perioden ist andauernd die Unterscheidung von endogenen und exogenen Ursachen im Auge zu halten, und je mehr die Störungen psychischer oder nervöser Art unter Abwesenheit von äußeren Ursachen hervortreten, desto mehr läßt diese Erscheinung auf eine familiäre Anlage schließen. Jedenfalls ist die Erforschung dieser von der größten Wichtigkeit nicht nur für die psychiatrische Auffassung des Einzelindividuums, sondern für die Beurteilung der ganzen Familie und ihrer Bedeutung im Gefüge der menschlichen Gesellschaft. Es muß daher im Anschluß an die erhobene persönliche Anamnese die Familie des Betreffenden vom biologischen Standpunkt möglichst erforscht werden. Hier machen sich ganz ähnliche Schwierigkeiten geltend wie bei der Erhebung der persönlichen Vorgeschichte. Eine Menge von Tatsachen aus der Familie, z. B. Geisteskrankheit anderer Mitglieder, Kriminalität, sozialer Verfall, schädigende Einwirkungen durch bestimmte Umstände, werden vielfach verschwiegen und können nur allmählich durch Zusammenstellung einer Reihe von mühsam gewonnenen Aussagen klar herausgebracht werden. In vielen Fällen muß das Ausfragen der Angehörigen durch Erkundigungen bei Behörden und eventuell vorhandenes Aktenmaterial ergänzt werden. In diesen Punkten muß die psychiatrische Familienforschung im allgemeinen dieselben Quellen zu benutzen suchen, wie sie für die familiengeschichtlichen Studien im allgemeinen gelten, und die den Gegenstand der Hauptdarstellung dieses Buches bilden.