Goldap
Regional > Deutsches Reich > Ostpreußen > Regierungsbezirk Gumbinnen > Landkreis Goldap
Allgemeine Informationen
Goldap liegt im prußischen Stammesgebiet Nadruva (Nadrauen). Die Stadt liegt auf einem Landrücken in seenreicher Landschaft am Rande der Rominter Heide. Archäologische Funde weisen auf vorgeschichtliche Besiedlung. In der Nähe liegt der 272 m hohe Goldaper Berg, wo man einen herrlichen Ausblick über die Weite der Landschaft hat und die heilige Ruhe der Rominter Heide leibhaftig spüren kann. Der Berg ist nach wie vor Ostpreußens Skifahrer- und Rodel-Paradies.
Der Name bezeichnet einen tiefliegenden Fluss, nämlich die Goldap.
- prußisch "galda, galdo, gelda, gilde" = Mulde, Trog, Gefäß
- "ape" = Fluss
- litauisch "upe" = Fluss
Falsch ist Frischbiers Annahme, denn polnischen Einfluss gab es zur Zeit der Entstehung von Flussnamen nicht in dieser Region, da archäologische Funde aufweisen, dass die Slaven erst ab der Gotenzeit hier einsickerten: "Der Name kommt vom Flusse her, und soll Goldap, slav. Goldopa, von dem polnischen Wort golab Taube, abstammen, die in alten Zeiten dort standen, in groszer Menge aufhielten."
Einwohner
1939. 11.578
Politische Einteilung/Zugehörigkeit.
Wappen
Das Wappen ist schrägrechts geteilt, hat oben in Silber einen wachsenden, roten Adler, dessen Brust mit einem silbernen S belegt ist, unten ist das Feld schräg geviert von Schwarz und Silber.
Kirchliche Zugehörigkeit
Kirchen
Kirchhöfe/Friedhöfe
Geschichte
- Video bei YouTube[1]
Prußische Wehranlagen
Im Umkreis von Goldap gab es prußische Wallburgen (Kl. Wronken, bei Texeln am Rominteufer, bei Ballupönen, bei Kollnischken, bei Pellkauen, bei Gut Adlerfelde). (Quelle: Salemke, Gerhard: Lagepläne der Wallburganlagen von der ehemaligen Provinz Ostpreußen, Gütersloh, 2005)
Preußenzeit
- 1657 wurde die Stadt von Tataren niedergebrannt und der Bürgermeister soll lebendig am Spieß auf dem Marktplatz geröstet worden sein.
- 1694 brannte die Stadt noch einmal ab.
- Im Jahr 1732 wurden 117 Salzburger hier angesiedelt.
- Nach dem zweiten Schlesischen Krieg wurde die Stadt Garnisionsstadt der "Schwarzen Husaren".
- Von den ursprünglichen Laubenhäusern blieb beim dritten Brand 1834 kaum etwas übrig.
- 1866.21. Okt.. Der letzte der Verträge zwischen Preußen und 22 Staaten oder Freien Städten nördlich der Mainlinie über die Gründung des Deutschen Bundes wird unterzeichnet (Verfassungsgebung: 1. Juli 1867). Goldap im Königreich Preußen ist nun eine Stadt im Norddeutschen Bund.
- 1871.18. Jan.. König Wilhelm von Preußen wird im Spiegelsaal zu Versailles zum Deutschen Kaiser proklamiert; Gründung des II. Deutschen Kaiserreichs. Insgesamt gehen vier Königreiche, sechs Großherzogtümer, fünf Herzogtümer, sieben Fürstentümer, drei freie und Hansestädte sowie das Reichsland Elsaß-Lothringen in das Reich ein. Goldap ist nun eine Stadt im Deutschen Reich.
- Berühmt war Goldap durch seine Tuchmacher, Hutmacher, Strumpfstricker, Gerber und Bäcker. Von den Goldaper Kringeln und Brezeln wurden sogar einige Tonnen nach Batavia exportiert. Auch das Goldaper Met war berühmt.
(Quelle: Hermanowski, Ostpreußen Lexikon, Adam Kraft Verlag Mannheim 1980)
Städtebild von 1913
Ostpreußische Städtebilder. Goldap, Artikel in der Königsberg Hartungsche Zeitung vom 09.02.1913
Die Stadt Goldap erhielt als solche ihr Privilegium am 14. März 1570 von Herzog Albrecht Friedrich. Sie liegt im Kreise gleichen Namens am Goldapfluß, der als Jahrke in den Goldapsee und aus diesem an der Stadt vorüberfließt, um sich dann bei Lanningken im Kreise Darkehmen oberhalb Darkehmen in die Angerapp zu ergießen. Die Stadt liegt am Fuße der bis 272 Meter hohen Goldaper Berge und ist selbst 167 Meter über dem Meeresspiegel gelegen, weshalb das Klima hier zwar kalt und windig ist, aber namentlich nach Sonnenuntergang, wenn sich der Wind gelegt hat, eine durch die Nähe der Seen und großen Wälder bedingte Reinheit und frische Luft herrscht, wie sie wohl selten im Binnenlande anzutreffen ist. Von dem Gesamtflächenraum des Kreises von 99 422 Hektar entfallen allein, ohne die Wälder der Landgemeinden und Gutsbezirke, auf den Domänen- und Forstfiskus 27 929 Hektar. Die Stadt Goldap hatte bei der letzten Volkszählung 9496 Einwohner, darunter 8823 Evangelische, 548 Katholiken und 98 Juden. Sie ist Sitz eines Landratsamtes, Amtsgerichtes, Zoll- und Katasteramtes und einer Postdirektion; sie liegt an der Haupteisenbahnlinie Insterburg-Lyck und bildet den Eisenbahnknotenpunkt für die Nebenstrecken Goldap-Gerdauen-Königsberg, Goldap-Stallupönen, mit Abzweigung in Tollmingkehmen nach Gumbinnen und Szittkehmen. Im Bau begriffen ist die Bahn Goldap-Blindgallen mit der bereits im Prinzip bewilligten Fortsetzung von Blindgallen nach Szittkehmen, die für weitere Entwicklung des Verkehrs auf dieser sowie der Strecke Goldap-Insterburg von großer Bedeutung werden kann. Auch die gegenwärtig im Bau begriffene Linie Angerburg-Darkehmen-Gumbinnen, die den Weg von Goldap nach Gumbinnen bedeutend abkürzt, dürfte für die Stadt von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit sein.</br
Handel und Industrie der Stadt Goldap stehen bei der ausschließlich landwirtschaftlichen Bevölkerung des Kreises auch in engster Beziehung zu dieser und reichen nur wenig darüber hinaus. Die großen Forsten der Umgebungen bedingen mehrere Schneidemühlen und Holzhandlungen; die die Landwirtschaft Mühlen und Getreidehandlungen. Die Vieh- und Pferdemärkte mit ihrem großen Auftrieb, namentlich auch russischer Pferde, geben zahlreichen Gasthöfen und Stallungen Verdienst, während die von weit her kommenden Käufer und Händler in vier Hotels gute Unterkunft finden. – Eine früher hier blühende Industrie, die weit über Goldap in der Provinz bekannt gewesenen „Goldaper Schuhwaren“, ist seit Erstehung der großen Schuhwarenfabriken in den 30 bis 40 Jahren fast vollständig eingegangen. – Einen lebhaften Handelsartikel bilden die von Rußland eingeführten Gänse, Enten und Hühner, von denen bis 1911 z. B. an den drei Uebergangsstationen des Kreises Goldap, in Kallweitschen, Pablindszen und Upedamischken, an Gänsen 11 648 Stück, an Enten, Hühnern und anderem Geflügel 4505,75 Kilo eingeführt wurden.
Wie schon erwähnt, sind die Bewohner Goldaps in der Hauptzahl evangelisch, welcher Konfession zwei Kirchen dienen. Die ehemalige Lutherische Kirche, die um die Mitte des 16. Jahrhunderts erbaut ist, wurde bei Einfall der Tartaren 1657 niedergebrannt und 1667 wieder neuerbaut. Die 1778 erbaute Reformierte Kirche diente 1807 als russisches Magazin und 1812 als französisches Lazarett. Außerdem besteht in Goldap seit 1894 eine katholische Kirche sowie eine kleine Synagoge. – An Schulen besitzt Goldap ein königl. Reformgymnasium nach Frankfurter System, eine höhere Privat-Mädchenschule und Mädchen-Mittelschule neben den üblichen Volksschulen.
Goldap als Garnison ist schon im Jahre 1662 mit Kürassieren belegt gewesen; 1741 standen hier die schwarzen Husaren (2. Eskadron des jetz. Leib-Hus.-Reg. Nr. 1) die anderen Eskadrons lagen in Stallupönen, Schwirwindt, Pillkallen, Ragnit, Darkehmen, Lötzen und Oletzko). Die schwarzen Husaren lagen mit Stab über 50 Jahre in Goldap und kehrten 1808 wieder auf drei Jahre nach Goldap in ihre alte Garnison zurück. Die ehemaligen großen Stallungen dr Husaren stehen noch in der Angerburger Straße und sind jetzt zu Wohnräumen und Speichern umgebaut. Aber auch Infanterie hat in Goldap schon früh Standquartier bezogen, so 1796 1. Bataillon Inf.-Reg. Nr. 14 unter Prinz George v. Hohenlohe, 1799 das 1. Bataillon Inf.-Reg. Nr. 58 das von hier zur Eroberung von Danzig ging; 1814 Ostpr. Landwehr-Kavallerie, 1816 zwei Kompagnien vom 1. Inf.-Reg., 1816 das Ostpr. Feldjäger-Bataillon, dem das Ostpr. Kürassierregiment Großfürst Konstantin folgte. – Lange Zeit war sodann Goldap ohne Garnison, und erst im Jahre 1884 bezog das Ostpr. Füs.-Reg. 33, 1889 das Inf.-Reg. 59 und dann 1902 das Inf.-Reg. Graf Dönhoff (7. Ostpr.) Nr. 44 im Goldap Garnison. Zurzeit befinden sich außer diesem vollständigen Infanterieregiment seit 1890 noch eine Eskadron Lit. Ulanenregiments Nr. 12 in Goldap. – Ganz neu erbaute Kasernen an der schön gelegenen, ebenfalls neu erbauten Wilhelmstraße bieten der Infanterie Unterkunft, während die Ulanenkaserne am Mühlentor und die Gebäude des Garnisonslazaretts und des Proviantamtes mit Garnisonbäckerei an der Südseite der Stadt erbaut sind. – Unweit der Infanteriekaserne wird zurzeit an einer neuen Kaserne für die am 1. Oktober 1913 hier zu errichtende Maschinengewehr-Abteilung gebaut.
Die landwirtschaftliche Umgebung Goldaps ist in nächster Nähe hügelig und deshalb zu militärischen Uebungszwecken für die Infanterie geradezu ideal. Die Goldaper Berge, die sich fast freistehend bis zu 272 Meter über N.N. erheben, bieten auf ihrer, allerdings stark zugigen Höhe bei klarem Wetter einen entzückenden Ausblick bis nach Rußland hinein. Eine noch höhere Erhebung sind die 309 Meter hohen, etwas entfernter an der Kreisgrenze liegenden Seesker Berge. – Hochinteressant sind die in dem Höhenzuge liegenden Seen, die, wie der Pablindszer See, bis 259 Meter über N. N. liegen, wie überhaupt südlich von Goldap und in der Romiter Heide viele Berge und Hochssen eine Höhenlage von über 200 Metern haben. – Der beliebteste Ausflugsort Goldaps ist das unweit des 1000 Morgen großen Goldaper Sees mitten im Walde gelegene Kurhaus Schillinnen, daß im Sommer vielfach auch von Russen als Erholungsaufenthalt besucht wird. Spaziergänge an das Waldesufer des Sees oder in die andererseits angrenzende Rominter Heide, von hier aus bieten seltenen Naturgenuß. Noch reizvoller ist eine Wagenfahrt oder ein Fußmarsch nach dem Jagdhaus Rominten, dem im Herzen der 100 000 Morgen großen Rominter Heide gelegenen herrlichen Herbstaufenthalt des Kaisers zur Zeit der Hrischbrunft; aber auh die Rothebuder Heide mit ihren herrlichen Waldungen, ihren vielen Seen und dem großen Wildreichtum bieten dem Naturfreunde reichlich Freude und Anregung.
Fehlt es den Goldapern nicht an Freuden der Natur, so gestaltet sich auch die Gelegenheit für sonstige leibliche und geistige Genüsse zum Besten. Eine tüchtige Regimentskapelle, und der bestens bekannte Gesangsverein „Blaue Schleife“ bieten im Winter musikalische Genüsse, neben zahlreichen anderen Vereinen, die ihre Mitglieder auch in mehr oder weniger künstlerischer Weise zu unterhalten suchen. Zwei große Theatersäle werden oft von reisenden Gesellschaften und Königsberger Künstlern besetzt. Andererseits liefert der Wildreichtum der Wälder und Felder, die Vieh- und Geflügelzucht der Landbewohner, die ausgiebige Fischerei in den Seen reiche Abwechslung für leibliche Genüsse, wenngleich geklagt wird, daß die besten Produkte nach dem Westen verschickt werden. Zwei Brauereien, deren Erzeugnisse nicht nur von den Goldapern in ihrer Güte anerkannt werden, und eine Brennerei liefern das heimische Getränk. – Vor kurzem hat die Stadt mit Unterstützung des Kreises eine an der Szittkehmer Chaussee gelegenen 24 Morgen großen Wald zur Anlegung eines Stadtparkes erworben, an den man im Ruderboot zum Goldaper See gelangen kann.
Auf der Grenze zwischen Litauen und Masuren und an der russischen Grenze liegt Goldap, auf dessen Marktplatz Litauer und Masuren zusammentreffen. Ein großer Teil der Einwohner besteht aber auch aus den Nachkommen der Salzburger Emigranten. Um den drei Hektar großen Markplatz liegen die Hauptgeschäfte, Hotels u.s.w., um ihn spielt sich das Goldaper Leben ab. Der Platz, auf dessen Mitte sich die neue Kirche, Rathaus, Amtsgericht und Post befinden, ist vollständig gepflastert und mit Trottoir umgeben, das auch sämtliche Nebenstraßen besitzen. Auf dem Trottoir des Marktes aber finden die Erholungsspaziergänge der Goldaper und namentlich der Goldaperinnen satt; hier – trifft manch sich. Abends sorgt die städtische Gasanstalt für ausreichende Beleuchtung, und hell erleuchtete Schaufenster tragen bis Geschäftsschluß noch mehr dazu bei. Eine städtische Wasserleitung mit vorzüglichem Brunnenwasser sorgt für Trink- und Kochwasser, und liefert durch den Druck eines Wasserturmes in Stunden der Gefahr das Element für die Schläuche der Feuerwehr. Der städtische Schlachthof, der sich selbst erhält, soll demnächst noch mit Kühlanlage versehen werden. Mit dem Bau einer Kanalisation ist schon begonnen und deren Durchführung dürfte nicht mehr lange auf sich warten lassen, wenngleich der Kommunalsteuerzuschlag von 290 Prozent nicht ganz kein ist. Aber die Stadtverwaltung hat im Vorjahre 10 Prozent herabgesetzt, vielleicht gelingt es ihr auch ohne wesentliche Erhöhung, die Kanalisation auszuführen.
Aus alledem ist zu ersehen, daß es sich in Goldap, wenn auch im äußersten Winkel des Deutschen Reiches, doch gut leben läßt, und daß diese Stadt und dieser Kreis, für deren Wohlergehen das Kaiserpaar nicht nur Interesse hegt, sondern auch für die dankbaren Bewohner wiederholt betätigt hat, ebenfalls einer hoffnungsvollen Zukunft entgegensehen.[1]
Zeitgeschichte
1944.22. Oktober. Die Sowjets erobern Goldap und Nemmersdorf.
Redensarten
- "Goldap brennt", wenn man dringend auf die Toilette muss. (Quelle: Frischbier, H.: Preußisches Wörterbuch Ost- und Westpreußische Provinzialismen, Bd.1,2, Berlin 1882-82, S. 245)
- "Die Bewohner der Stadt haben den Namen Ferkelmacher, weil ein boshafter Maler eine in Öl gemalte Sau mit Ferkeln dem eigentlichen Wappen der Stadt, das er in Wasserfarben malte, geschickt unterzulegen verstand."
Witz
Die Bäckersfrau Mummereit schaut aus dem Fenster und sieht auf dem Goldaper Marktplatz einen Menschenauflauf. Schnell schickt sie den Lehrjungen hin auszukundschaften, was da los ist. Nach einer Weile kommt der zurück und berichtet atemlos: "Da steht äiner. Dem kännt käiner."
Archive, Bibliotheken
Genealogische und historische Quellen
Kirchenbücher
Ostpreußen/Genealogische Quellen/Kirchbuchbestände Kreis Goldap
Grundbücher, Steuerverzeichnisse, Gerichtsbücher u. Sonstiges
Bildquellen
Persönlichkeiten
Vereine
Zufallsfunde
Die Datenbank FOKO sammelte und ermöglichte Forscherkontakte. Seit Frühjahr 2018 ist der Zugriff jedoch, aufgrund der unklaren Lage durch die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), vorerst deaktiviert.
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>object_397220</gov>
<gov>GOLDAPKO14DH</gov>
Fußnoten
- ↑ Verfasser: unbekannt, Quelle: Königsberg Hartungsche Zeitung, 09.02.1913, Morgen-Ausgabe 67 2. Blatt, S. 9, bereitgestellt durch ZEFYS-Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz
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