Dekanat Detmold

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Historische Vorgänger der Dekanate waren die Archidiakonate, bei ihnen lag die kirchliche Gerichtsbarkeit und über sie erfolgten Dispense nach Kirchenrecht. Für die genealogische Forschung eröffnen die Archivalien der Dekanate weitere interessante Aspekte.

Hierarchie: Katholische Kirche in Deutschland > Erzbistum Paderborn > Dekanat Detmold

Dekanat Detmold mit Pfarreien 1892, ohne die Exklaven bei Lippstadt

Einführung

Das 1892 gegründete Dekanat umfasste 1961 mit Ausnahme von Grevenhagen, das zur Pfarrei Sandebeck gehört, das Gebiet des ehemaligen Freistaates Lippe. Vor der Reformation zählte das Land 51 römisch-katholische Pfarreien, teilweise im Bistum Paderborn und teils im Fürstbistum Minden.

Reformation

In der Reformationszeit führte der Landesherr das Luthertum und dann den Calvinismus ein, was zur langsamen Ausdünnung Katholizismus führte.

Gründung des Dekanats Detmold

Eine Neuregelung der kirchlichen Verhältnisse erfolgte nach Aufhebung des Pfarrzwanges 1854 durch Gründung der Pfarreien Cappel, Detmold, Falkenhagen, Lemgo, Schwalenberg, die zunächst noch zu den Dekanaten Bielefeld, Geseke und Steinheim gehörten, 1892 aber zu einem eigenen Dekanat Detmold zusammengefaßt wurden.

Veränderungen

Umfang des Dekanats

  • 1961 umfaßte das Dekanat 6 Pfarreien, 8 Pfarrvikarien.

Pfarreien

  • Pfarrei Detmold: Innerhalb der Gemeindegrenzen von 1961 bestanden vor der Reformation auch noch die Pfarreien Heiligenkirchen (SS Cosmas u. Damian spätestens 1015) und Schlangen (St Maria vermutlich 10. Jhdt.). Detmold ist Pfarrei unter Bischof Meinwerk (1009-36), das Patrozinium St Vitus weist auf älteste Corveyer Einflüsse. Dem Archidiakonat Lemgo wird Detmold nicht gleich zugeteilt, sondern bildet zunächst bis 1374 mit seiner Umgebung (Heiligenkirchen!) den Sprengel des Domdechanten. Einführung des Luthertums nach 1538, des Calvinismus nach 1602. Das Augustinerinnenkloster (1453) Marienanger 1602 in Gymnasium verwandelt. Wiederbeginn des katholischen Gottesdienstes 1850; 1852 eigener Geistlicher, 1854 Religionsfreiheit für die Katholiken in Lippe und Neuerrichtung der Pfarrei, 1892 Bildung des Dekanates.
  • Pfarrei Horn-Bad Meinberg: Horn ist 1248 Stadt, die Johannespfarrkirche, die später zur „sedes Lemgo“ gehörte, wird 1231 bei Einteilung in die neuen Archidiakonate nicht erwähnt. Innerhalb der Pfarrei lag die 1115 konsekrierte Felsenkapelle „zum hl Kreuz" in den Externsteinen, außerdem unter der Burg die Hofkirche. In der Pfarrkirche 7 dotierte Altäre, Einführung der Reformation 1540. Ab 1897 wieder kath. Gottesdienst von Detmold aus. 1927 Kapelle im Kinderheim Externsteine, 1934 unterdrückt. 1935 Kapellenbau in Horn (Meinberg) Horn, Errichtung der Pfarrvikariegemeinde Horn (Meinberg) Horn, 1940. Meinberg hat Pfarrkirche aus romanischer Zeit, Patrozinium unbekannt. Einführung der Reformation 1541, kath. Gottesdienst wieder seit 1773 (für Kurgäste!), 1907 eigene Kapelle, 1953 Filialkirchengemeinde Horn-Bad Meinberg.
  • Pfarrei Schlangen: Alte Marienkirche im Archidiakonat des Dompropstes, romanischer Turm noch erhalten, Pfarrer Hermann 1321, Pfarrer Erhard Helwege wird 1542 entfernt, weil er „ein unverkennbarer Papist" ist. Nach dem Augsburger Religionsfrieden (1553) erscheint Dedinghausen umgepfarrt nach Lippspringe, das in Zukunft die wenigen Katholiken hier betreut. Kath. Gottesdienst wieder seit 1944. Kuratie 1948, eigene Kirche 1954, Pfarrvikarie.
  • Pfarrei Falkenhagen: Das 1228 gegründete Zisterzienserinnenkloster hat die ältere Pfarrkirche verdrängt; sie war 1231 dem Archidiakonat Steinheim zugeordnet. Der Propst des Frauenklosters wird die Seelsorge ausgeübt haben. Nach der Eversteinschen Fehde (1407) ziehen Wilhelmiten von Witzenhausen, 1432 Kreuzherren ein, nach deren Verdrängung durch den Landesherrn (1596) Jesuiten 1604. Seit Aufhebung des Ordens 1773 Weltgeistliche. Der lutherische Pfarrzwang im Falkenhagener Vergleich 1794 aufgehoben. 1855 staatliche Bestätigung der alten Pfarrei. Die Klosterkirche ist Gotteshaus der Reformierten, ebenso die alte Pfarrkirche Elbrinxen im Archidiakonat Steinheim.
  • Pfarrei Lage: Die alte Kirche (Patron Johann Baptist) hat romanische Bestandteile, wird mit ihrem Pfarrer Jordan erst 1274 erwähnt. In der Reformationszeit muß der damalige Pfarrer Magister K. Eckendorp, ein Erasmianer, 1539 weichen, weil er den „Lutheranismus" nicht annehmen wollte. Auch die Pfarreien Stapelage (St Maria) und Heiden (Peter u. Paul) gingen verloren. Seit 1881 wieder periodischer Gottesdienst von Detmold aus, 1894 Missionsvikarie, 1899 Errichtung der Pfarrei, 1898 Kirchbau.
  • Pfarrei Oerlinghausen: Bei der Bildung des Archidiakonat des Domküsters (1231) werden ihm die 4 Kirchen: Lemgo, Schötmar, Heepen und Oerlinghausen „cum earum ecclesiis et capellis“ zugeteilt. Vorher scheint ein eigenes Archidiakonat Oerlinghausen bestanden zu haben. St Alexander (vorher St Johann?) in Oerlinghausen dürfte zu den ältesten Kirchen des Landes gehören. Sie blieb katholisch bis 1604. Einige Bewohner in Oerlinghausen ließen 1728 einen kath. Priester zu sich kommen. Dann hört man nichts mehr. Wieder kath. Gottesdienst seit 1921, Kapellenbau 1923, Pfarrvikarie 1941 im Bereich der Pfarrei Lage, Kirche 1942, Bau der Michaelskirche 1954. Auf dem Tönsberge im Mittelalter Wallfahrt zur Kapelle St Antonius Erem.
  • Pfarrei Lemgo: Die Gokirche (Burkerke) St Johann vor der Stadt erhielt in St Nikolaus (Altstadt) u. St Marien (Neustadt) 2 Pfarreien neben sich, außerdem die Klöster der Dominikanerinnen (sie inkorporieren die Pfarrkirchen!), Augustinerinnen u. Observanten sowie mehrere Hospitäler u. Kapellen, darunter St Leonhard u. Gertrud. Das Archidiakonat Lemgo fällt 1231 an den Domküster. Die Reformation ließ sich schwer einführen, den Calvinismus lehnte die Stadt ab. Die Dominikanerinnen wurden nach 1570 zu einem „christlich evangelischen Jungfernkloster" mit neuer Satzung 1.1.1961. Die Betreuung der wenigen Katholiken scheint von Herford aus erfolgt zu sein, Jedenfalls ab 1674, wie das älteste Herforder Kirchenbuch ausweist. 1744 Privatgottesdienst durch Hausgeistliche, 1786 Kapellenbau, 1796 Anstellung eines eigenen Geistlichen, 1847 Kirchbau, 1854 Errichtung der Pfarrei, die auch noch die Bezirke der ehemaligen Pfarreien Barntrup u. Brake umfaßt.
  • Pfarrei Barntrup: Der Bezirk erstreckt sich über den der ehemaligen Pfarreien Barntrup (Petrus), Bega (Petrus), Cappel (Johann Bapt), Donop (Paulus Erem.), Sonneborn (im Bistum Minden!). Barntrup wurde 1317 von Bega im Archidiakonat Steinheim (seit 1231) wie Cappel abgepfarrt, Pfarrer Werner 1353 erwähnt. Der letzte kath. Pfarrer, Johann Rulimann, 1527-1555 war in Minden geweiht. Zur alten Pfarrkirche Cappel gehörten 4 Filialkapellen; 1504 heißt sie „principalis ecclesia Lippiae“. Die Kirche in Donop stammt aus der romanischen Zeit. Sonneborn ist 1281 (Archidiakonat Ohsen) als Pfarrei vorhanden. Für die Katholiken wurde 1943 ein Seelsorgebezirk aus Teilen von Lemgo, Schwalenberg, Detmold gebildet, 1948 Kuratie, 1952 Kirchbau u. Pfarrvikarie.
  • Pfarrei Bösingfeld: Der Bezirk aus 4 alten Pfarreien des Archidiakonats Ohsen gebildet: Bösingfeld, Alverdissen, Almena, Silixen; 1250 wird Gyzalbertus plebanus in Bösingfeld genannt, 1541 Einführung des Luthertums. Alverdissen ist im 15. Jhdt. abgepfarrt von Bösingfeld: 1511 dotiert aus Vermögen des dortigen Augustinerinnenklosters (vor 1264). In Almena ist die mittelalterliche Pfarrkirche bis auf den Turm 1865 abgebrochen. Die Margaretenkirche in Silixen erscheint als Patronatspfarrei des Stiftes Möllenbeck, verbunden mit einer Hebdomadarstelle (Lektor) daselbst, 1267 Pfarrer Lutbert; Johann Dene starb dort als letzter kath. Pfarrer 1564. Wieder kath. Gottesdienst seit 1944, Kirchbau 1951, Pfarrvikarie 1952.
  • Pfarrei Hohenhausen im Archidiakonat Rehme (Bistum Minden) hatte den Pfarrer Arnold Engelbert Kulrawe (1515-58), der bei der Einführung der Reformation sich sperrig zeigte. In Talle (St Peter) ist 1334 Pfarrer Jordan, in Lüdenhausen (St Pankratius) 1339 Cord Cordink, zugleich Burgkaplan zu Sternberg; in Hillentrup ist 1300 der Priester Ludolg genannt; nach Entstehung der Fronleichnamswallfahrt (seit1407) verschwindet dort das Katharinenpatrozinium. Der Pfarrer Cothmann (1524-46) galt als verbissener Anhänger des Interim; 1542 wird die dort gezeigte hlg. Hostie beseitigt. In Langenholzhausen (St Helena) 1350 Kirchbau; der erste lutherische Pfarrer 1542. Die für die neu zugezogenen Katholiken gebildeten Kuratien Erder u. Langenholzhausen 1952 zur Pfarrvikarie zusammengefaßt. Kirchbau 1951.
  • Pfarrei Bad Salzuflen: Marienkirche auf dem Hallenbrink 1420 nachweisbar, 1477 Stelle eines Hilfsgeistlichen durch den Pfarrer von Schötmar gestiftet, 1480 voller eigener Gottesdienst, 1515 Dotierung des Fronleichnamsaltares, 1524 Kirchbau, 1531 Einführung des Protestantismus gegen den Willen des zuständigen Pfarrers in Schötmar. Seit 1674 Betreuung der Katholiken von Herford aus nachweisbar. 1876 Errichtung einer Missionsvikarie im Bereich der Pfarrei Lemgo. 1888 Errichtung der Pfarrei. 1956 neue Kirche Liebfrauen als Ersatz für St Bonifatius.
  • Pfarrei Schötmar: Die Kilianspfarrei im Archidiakonat Lemgo wird in die älteste Zeit des Bistums hinauf datiert. Zum Sprengel gehörten im Mittelalter 13 Ortschaften. Die Einführung der Reformation stieß auf Schwierigkeiten. Nach 1601 versuchte der Domküster von seinem Besetzungsrecht Gebrauch zu machen. Betreuung der Katholiken von Herford, zuletzt von Salzuflen. 1954 Kirchbau, 1955 Errichtung der Pfarrvikarie.
  • Pfarrei Schwalenberg: Pfarrer Hermann 1228, Pfarrei 1231 dem Archidiakonat Steinheim zugeteilt. Der kath. Pfarrer Leuwerink lebte noch 1552, 1628-1633 wieder kath. Pfarrer; dann Betreuung der Katholiken von Marienmünster. Seit 1670 kath. Gottesdienst auf dem Paderborner Hof (Meierei). 1854 Neuerrichtung der Pfarrei. 1856 Pfarrer. Alte Kirche Johann Bapt. evangelisch.
  • Pfarrei Blomberg: Im Bezirk liegen 3 alte Pfarreien: Blomberg (St Martin), Reelkirchen (St Liborius), Wöbbel (St Johann Bapt). 1291 Pfarrer Ludolf von Elmerinkhausen, 1496 Inkorporation der Martinskirche in das zufolge einer Hostienschändung (1460) durch Bernhard v. d. Lippe gegründete u. von Kloster Möllenbeck besiedelte Kloster der Augustinerchorherren, dessen Kirche mit ikonographisch wichtigem Stiftergrab 1833 die abgebrochene Martinspfarrkirche ersetzte, später evgl. 1570 Tod des letzten Mönches. Reelkirchen war bischöfliche Patronatspfarrei; wird erst 1231 erwähnt, dürfte aber viel älter sein. Die Johanneskirche in Wöbbel gehörte 1231 zur Sedes Steinheim. Seit 1900 Betreuung der Katholiken in Blomberg von Schwalenberg, Kirchbau 1936, 1947 Filiale.
    • Kirchenbücher seit 1947.
      • Quellen: Real Schematismus Erzdiözese Paderborn

Literatur

  • Real-Schematismus Diözese Paderborn (Paderborn 1913), Digitalisat der ULB Paderborn
  • Gemmecke, A.: Geschichte der kath Pfarreien in Lippe (Paderborn 1905), Digitalisat der ULB Paderborn
  • Reineke, A.: Die kath Kirche in Lippe (Paderborn 1952)
  • Butterweck, W.: Die Geschichte der Lippischen Landeskirche (Schötmar 1926), Digitalisat der Lippischen Landesbibliothek
  • Wolf, R.: Der Einfluß des Landgrafen Philipp des Großmütigen von Hessen auf die Einführung der Reformation in den westfälischen Grafschaften, Jb. d. Vereins f. westf. Kirchengesch. (1958/59).
  • Kittel. E.: Geschichte des Landes Lippe (Köln 1957).
  • Bauermann, J.: Die katholische Visitation Lippes i. J. 1549, in: Jb. d. Vereins f. westfälische Kirchengeschichte 44 (1951);
  • Geschichte der Stadt Detmold (Detmold 1953).
  • Fuchs, A.: Im Streit um die Externsteine (Paderborn 1934).
  • Freisen, J.: Die Haftbarkeit des fürstl.-lippischen Domänenfiskus als Rechtsnachfolger des säkularisierten, zum früheren Fürstbistum Paderborn gehörigen Jesuitenklosters Falkenhagen in Arch. f. öff. Recht, 37. Bd. (1918), 385-440.
  • Gerlach, F.: Das Archidiakonat Lemgo (Münster 1932).
  • Lambertikirche in Großenmarpe, Nr. 38 der Lippischen Landeszeitung vom 14.02.1882.
  • Liefländer, E.: Festschrift zur Jubelfeier des 50jährigen Bestehens der kath Pfarrgemeinde Bad Salzuflen (Paderborn 1926).
  • Bünte, A.: Stadt Blomberg, Beiheft zum Stadtplan.
  • Klaas, E.: Brüntrup, Rund um Wilbasen (1952).

Archiv

Internetlinks

Offizielle Internetseiten

Genealogische Webseiten

Historische Webseiten

Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>object_1188718</gov>