Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/209

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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
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CAROLJNE! heute kommen Dir
Alle mit dem besten Wunsch entgegen;
Rings beeilen sich die Lieben hier
Offen, was sie fühlen, darzulegen:
Laß auch mich, wiewohl im stillen Sinn,
Jeden Wunsch der Andern mit empfinden!
Nur den Einen laß mich laut verkünden:
Ewig sei mir gut, wie ich Dir bin! —“


„Wer freute sich nicht deiner Stunden,
Du Wonnemonat, holder Mai!
Wer hätte nicht in dir empfunden
Des Schönen, Süßen Mancherlei!
Die Nachtigall im tiefen Haine,
Die Lerche in der hohen Luft,
Ja die Natur im Festvereine
Preist dich, berauscht von deinem Duft!
Und wir, wir sollten dir nicht singen
Den Dank, der unsern Busen hebt?



Und als im Garten blühten
Die Rosen rings herum,
Sprach ich: „Ich wär zufrieden,“
„Hätt' ich so eine Blum;
„Doch müßt' ich sie empfangen,
„Gepflückt von Deiner Hand!
„Das ist ein still Verlangen,
Das ich schon längst empfand!“ —
Schnell hatt' am nächsten Stocke
Ein Röschen sie entdeckt,
Und mir es an dem Rocke
Sogleich auch fest gesteckt.
„Ich danke, liebes Kleines!
„Für dieses Röschen sehr,
„Und ihm gleich schätz' ich keines
„Nun auf der Erde mehr!“ —
„Der Dank ist nicht vonnöthen,
„Die Gabe sein nicht werth,“
Sprach sie, und mit Erröthen
Schlug sie den Blick zur Erd'.
Sie fühlte tiefer eben,
Daß sie sich mit der Blum'
Mir habe hingegeben
Zum ew'gen Eigenthum.
Dir nicht das schuld'ge Opfer bringen,
Das schon auf unsren Lippen schwebt?
Auf! wer sich noch des Maies freuet;
Drei Stunden — und er ist nicht mehr. —
Für diese Stunden seid geweihet
Dem güt'gen Mai zu Lob und Ehr'!
Stoßt an! Der gute Vater lebe!
Und höher seine Tochter noch!!
Ihr fließe goldnes Blut der Rebe!
Ihr schalle laut ein dreifach Hoch!!! —



Und wenn auch ich es glaubte,
Und darum glücklich war,
Ein Weiteres erlaubte
Noch nicht das Trauerjahr.
Schwieg drum von meiner Freude
Auch vorsätzlich mein Mund,
So that ich doch noch heute
Sie schriftlich so ihr kund:
„Röschen, meine Freude!
Sei willkommen mir!
Sei mir und bedeute
Etwas Gut's von Ihr!
Der Röschen und Rosen erwachsen so viel',
Der zahmen und wilden im Garten,
Im Felde und Walde und wo man nur will,
Von allen erdenklichen Arten;
Doch gehe ich hin durch den Rosenhain,
Und lasse die Rosen Rosen sein.
Aber hier in diesem Garten
Mag ich gern der Rosen warten;
O, wie theuer sind sie mir!
Ständen sie noch alle hier! —
Eine — ach — von diesen Rosen
Grade meine ist gepflückt!