Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/208

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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
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Sie blieben ihrer Würde
Bewußt sich immerdar,
Und ihre heil'ge Zierde
Die Seelenruhe war.
Nicht einer schmächt'gen Ranke
Glich ihres Leibes Bau;
Drum kam auch der Gedanke:
Die wünscht' ich mir zur Frau!
Bei allen Geistesgaben
Doch dieß Verlangen stockt,
Wenn wir nicht auch was haben,
Was unser Auge lockt.
Zehn Jahr' die kleine Rose
Sah ich entfalten sich;
Doch hatte schon die große
Zu sehr bezaubert mich.
Als aber abgefallen
Die war in kurzer Zeit,
Da hat mich auch vor allen
Die kleine stets erfreut.
Sie nahm aus Schwesterliebe
Mein Kind mit sich nach Haus,
Daß dort sie täglich übe,
Die Mutterpflichten aus.
So viele Sorg' und Mühe
Ihr dieß auch machen mußt';
Sie sorgte spät und frühe,
Und jederzeit mit Lust.
Und als das Kind erkrankte,
Wie hat sie's da gepflegt!
Als in Gefahr es schwankte,
Hat sie sich kaum gelegt.
Daß sie's wo möglich rette,
Hat sie bei Tag und Nacht
An seinem Krankenbette
Gebetet und gewacht;
Und als deß ungeachtet
Der Tod den Liebling doch
Uns endlich hingeschlachtet,
Da tröstete sie noch.
Bei dieser zarten Güte
Und edlen Schwestertreu'
Fühlt' ich auch im Gemüthe,
Daß Sie die Dritte sei.
Auch mocht' ich nicht verschweigen,
Was ich für sie empfand,
Und sucht' es ihr zu zeigen
In meinem Wittwerstand.
Stumm durfte ich nicht bleiben
An ihrem Wiegenfest;
Drum fing ich an zu schreiben
Ihr, was ihr weiter les't:


„Eine Caroline gilt nun zwei!
„Zwei und zwanzig Jahre nämlich sind es,
„Seit dem ersten Tage dieses Kindes!
„Keine bess're Tochter bringt der Mai!


Chasset Trübsinn und Gram! nicht paßt er, ein Fest zu begehen.
Alles freut sich der Zeit, ehe sie schwindet von hier.
Rasch wird der wonnige Mai sammt seinem Gefolge verwehen;
O drum freuet euch schnell! freuet euch Alle mit mir!
Lina empfange mit Dank, was Freundschaft und Liebe ihr bieten!
Jegliches opfere heut was ihm die Seele bewegt!
Nicht der geringste Wunsch, noch bald verwelkende Blüthen
Auf den Weihealtar seien von mir auch gelegt! —“