Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/205

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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
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Vor Minchens Bild,

am 17. Februar 1837.


Königin und Göttin meines Herzens!
Das Du ganz besessen, ganz entzückt;
Hochverehrte, Hochverklärte Gattin!
Meinem Auge, meinem Arm entrückt,
Brennend ist die Zähre, die Dir fließet,
Deiner Hoheit Schmerzensfeier mir!
Doch was ist der Erde Lust und Freude
Meiner treuen Seele gegen ihr? —
Himmlische! ach, ach — so schnell entschwunden
Aus der schönen Welt, die Du mir schufst!
Tausend Dank sei Dir für die Erinnrung,
Die zurück Du mir im Bilde rufst!
Konnte ihm der Maler auch nicht geben,
Was Dein Gott, Dein Geist und Herz Dir gab,
Lieb' ich doch die Aehnlichkeiten alle,
Die ich im Gemälde vor mir hab'!
Schwach, nur schwach hat zwar des Fremden Pinsel
Hingezeichnet, was an Dich mich band;
Doch der Liebe Phantasie vollendet,
Was unmöglich war des Künstlers Hand!
Deine Mienen, Deine Blicke waren,
Als Du sie dem Maler zugewandt,
Auch bei weitem nicht so schön und reizend,
Als wenn Dein Geliebter vor Dir stand!
Wie ich einst in diesen Wunderaugen
Meine Seligkeit, mein Schicksal las;
Wie, von ihrem Zauberstrahl getroffen,
Ich der Welt und meiner selbst vergaß;
Wie sie mich im höchsten Himmel wiegten,
Und ich Götterlust aus ihnen sog;
Wie sie Rosenketten um mich schmiegten,
Und mich ihre Kraft magnetisch zog;
O, so haben sie auch selbst im Bilde
Ihre Kraft an mir noch nicht verbraucht!
Immer leuchten sie der Liebe Segen,
Aus der reinsten Seele aufgetaucht!
Immer bringen sie mir das Vergang'ne,
Die genoss'ne Wonne neu zurück!
Immer bürgen sie mir für die Zukunft,
Und für das gehoffte Himmelsglück!
Schwör' ich Dir für jenes bess're Leben
Engelliebe, Engeltreue zu;
O, dann lächelst Du mir stillen Frieden,
Und das Herz, das arme Herz hat Ruh'! —
Ruhe? — ach, wie könnte ich sie finden,
Ehe ich des Wunsches Ziel erreicht?
Ist es Ruhe, wenn der Sturm der Sehnsucht
Einen Augenblick im Herzen schweigt? —
Mit Dir lebte ich schon hier im Himmel!
Ohne Dich kann er mir dort nicht sein!
Doch Du hast ihn mit hinauf genommen,
Und Du bist auch droben wieder mein!
O, Du hast es mir ja fest versprochen!
Und ich zweifle nicht an diesem Glück;
Denn wie Gottes Wort vertrau' ich Deinem,
Und sein Siegel war Dein letzter Blick!
Minchen! Minchen! Ewige Geliebte!
Möcht' ich droben Deiner würdig sein!
Besser warst Du ja auch schon hienieden,
Als Dein Treuer; dennoch warst Du sein!
Wirst es bleiben, wirst ihn nicht verschmähen;
Nein, Du machst ihm nimmer solche Pein!
Und er wird dereinst an Deiner Seite
Auch im bessern Leben besser sein!