Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/204

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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
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Minchens Abschied,


am 12. December 1836.


Ich verlasse dich nun bald, mein Lieber! —
Doch wir seh'n uns wieder — und darüber
Steht mein Christenglaube felsenfest —
Nicht wie Solche, die sich nur begegnen,
Flüchtig grüßen und dann wieder segnen;
Nein, wir feiern dort ein ew'ges Fest! —
Liebes Minchen! o gewiß, wir lieben,
So wie hier, auch einst uns wieder drüben,
Wo kein Tod die Herzen jemals trennt.
Doch, ich bitte Dich, denk' nicht ans Scheiden!
Das geschiehet erst in spätern Zeiten,
Deine Wallfahrt ist noch nicht zu End'!
Mit Verklärungsglanze übergossen,
Von erhab'ner Seelenruh' umflossen,
Sprach ihr Auge, Mund und Angesicht:
Täusche dich nicht selbst! Ich weiß es besser.
Baue nicht der Zukunft luft'ge Schlösser!
Meines Bleibens ist hier länger nicht.
Möchten, die ich kränkte, mir vergeben!
Denn mit Vorsatz habe ich im Leben,
Meines Wissens, Niemand je gekränkt.
Meine Aeltern halte stets in Ehren!
Laß sich eure Freundschaft täglich mehren;
Denn durch mich sind sie auch dir geschenkt!
Deine Kinder suchte ich zu ziehen,
Und mein freund- und ernstliches Bemühen
Blieb ja auch nicht gänzlich unbelohnt!
Deine Aeltern willst du von mir grüßen!
Sie ins liebevolle Herz zu schließen,
War ich nun in süßer Pflicht gewohnt.
Unser Kind möcht' ich in Aßlar wissen!
Wenn sie es auch dort verpflegen müssen,
Weiß ich doch, sie thun es gern und recht.
Und du kannst es da auch täglich sehen!
Würdest doch nach Aßlar fleißig gehen!
Es gefiel dir dort ja niemals schlecht!
Deinen Haushalt hab' ich treu bewahret!
Wenn auch Großes ich noch nicht ersparet,
Bist du ja zufrieden doch mit mir!
Vierzehn Gulden und zwei Kronenthaler
Hab' ich ausgelegt für dich, als Zahler
Mancher Kleinigkeit; das merke dir!
Dieses Sümmchen möchte ich erhalten
Meinem Kind! Du wirst es ihm verwalten!
Schulden Hab ich meines Wissens nicht.
Sollten aber einige erwachen,
Wirst du Alles gerne richtig machen,
Wie es fordert Billigkeit und Pflicht!
Carolinchen magst zum Angedenken
Du nun meine gold'ne Kette schenken,
Die ich einst als Braut von dir empfing!
Jettchen aber willst du selber sagen,
Daß es mir zu Ehren möge tragen
Den mit Diamant besetzten Ring!
Alle meine Freunde laß' ich grüßen!
Meine Aeltern werden mich vermissen! —
Mögen sie nicht allzu traurig sein!
Denn ich war ja doch nicht mehr bei ihnen,
Und sobald ihr Todestag erschienen,
Seh'n wir uns in seligem Verein!


Du, mein Lieber — suche dich zu fassen!
Und ertrage meinen Tod gelassen!
O, mein ganzes Glück fand ich in dir! —
Habe meines Gottes selbst vergessen
Oefters über dir; so ungemessen
Wurdest du bisher geliebt von mir! —